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Expedition in Tödlicher Mission

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Fantasy / P12 / Gen
Abdul Nachtigaller OC (Own Character)
14.01.2023
21.09.2023
12
9.552
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14.01.2023 1.286
 
Immer noch keine Erfolgsnachrichten von der Friemelwerkstatt. Nixverstehen? Da muss ich wohl etwas weiter ausholen…

Vor vielen, vielen Jahren schob unser Schweinsbarbar Rumpelstielzchen, genannt Rumpel, eine kaputte weiße Stretchlimousine in die Dunkelkammer. Weiß der Deubel, in welchem Sperrmüllhaufen er die gefunden hatte. Jedenfalls verbrachten wir einen ganzen lustigen Tag mit dem Versuch, die Karre wieder fit zu kriegen. Natürlich ohne Erfolg, aber die Szenen, in denen die gute Schwapschiwapp, unsere Hökerwelle, sich auf der Motorhaube räkelte oder wir versuchten, die plötzlich leblos daliegenden Berghutze Amanda mittels Strom aus der Autobatterie zu defilibrieren, werden mir auf ewig unvergessen sein. Und obwohl der Fresssack Rumpel irgendwann die Limousine gegen eine Portion Pommes eintauschte, blieb da bei mir etwas hängen. Nämlich eine heimliche Liebe zum Herumpfuschen an komplexen Gerätschaften.

Die Jahre vergingen. Irgendwann im Jahr 2019 kam ich dann, nach einem längeren Aussetzer, wieder in die Nachtschule zurück. Und dann lernte ich dort Aba kennen. Eine völlig durchgeknallte Welle, noch verrückter als ich selbst. Wir verstanden uns sofort prächtig.

Durch Zufall ergab sich für mich die Gelegenheit, die alte Stretchlimo zurückzuholen. Zwar inzwischen fast schrottreif und rot angestrichen, aber immerhin… Das konnte Aba natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie organisierte sich eine ganz ähnliche, schwarze Karre und, wie das so ist bei den Besitzern aufgemotzter Autos, wir vereinbarten ein Rennen. Vorher wurde natürlich fleißig geschraubt, spioniert und sabotiert. In Rennen muss das halt so. Und als es dann endlich soweit war, habe ich sie natürlich ritterlich gewinnen lassen, indem ich einen Defekt am Motor vortäuschte. Schöne Zeiten waren das.

Aber Aba weilt nicht mehr unter uns, sie ist, wie der Gimpel Slartibart so schön formulierte, „nun für ewig Eins mit dem Meer“. Schluchz. Nur ihre alte Stretchlimousine stand noch in der Werkstatt und rostete leise vor sich hin. Die beiden „Helferlein“ Fixa Schrauba und Mechanikus dösten wie gelähmt neben dem Wrack. Dann kam ich.

Um die Sache nicht allzusehr in die Länge zu ziehen, habe ich meine Besuche in der Friemelwerkstatt diesem Buch als Anhang beigefügt. Es lohnt sich, da mal hineinzuschauen.

Das mechanische Ungetüm ist jetzt nicht mehr wiederzuerkennen. In den Farben „nachtschwarz“ und „blutrot“ (natürlich hochglänzend) lackiert, strotzend vor blinkenden Chromteilen und ausgestattet mit einem Arsenal der unwahrscheinlichsten Waffen und Gadgets (mehr dazu später) ist es zu einer Super-Duper-Agentenkarre geworden. Und, wie ich erfuhr, hat es jetzt sogar eine Persönlichkeit bekommen, nämlich eine Künstliche Intelligenz, die uns unterwegs mit Rat und Tat unterstützen soll. Ganz zu schweigen von den roten Ledersitzen und dem geräumigen Kofferraum. Nur ein Name fehlt ihm noch.

Aber bevor wir das Biest besichtigen durften, hatten wir noch einen wichtigen Termin bei den „UMNACHTETEN.“

Oh, da reißt meine nächste Narbe wieder auf. Ich meine die Falltür in den Keller.
Sie war nicht mehr auffindbar. Damals, als wir die erste Expedition starteten, war sie äußerst leicht zu finden: ein paar Steinplatten im Flur anheben, und da war sie.

Am Tag nach unserer Rückkehr war sie plötzlich weg. So, als hätte es sie nie gegeben. Nirgends klang es hohl und alle meine Versuche, in die Ritzen zwischen den Fliesen einzusickern, um sie zu lokalisieren, scheiterten. Noch heute frage ich mich, wie so etwas sein kann. Ist das etwa schon ein Zeichen für beginnenden Wahnsinn? Ich hoffe nicht. Doch als wir aus der Dunkelkammer, wo wir uns alle versammelt hatten, heraustraten, war sie wieder da. Unschuldig lag sie mitten auf dem Boden, als warte sie darauf, endlich wieder geöffnet zu werden. Vor allem das danebenstehende anthrazitfarbene Schild mit der schwarzen Aufschrift „Hier herein, ihr Lebensmüden. Und lasst das Licht aus!“ hielt ich für eine deutliche Aufforderung zum Nähertreten.

Kaum waren wir in die absolute Finsternis hinuntergestiegen, ergriffen uns starke Arme und zogen uns Säcke über die Köpfe. Dann erklang die schwappschelnde Stimme:
„Seid willkommen, oh unerschrockene Vollidi….äh… Expeditionäre. Die obergeheime Geheimgesellschaft der UMNACHTETEN begrüßt euch hier in ihrem exklusiven, teuer ausgestatteten Hauptquartier.“ Warum es in diesem ach so piekfeinen Etablissement nach Nachtschul-Kellermuff und Stollentrollpüpsen roch, erschloss sich mir jedoch nicht so ganz.
„Mein Name ist LAMBDA und ich bin hier die obergeheime Vorsitzende.“
„Hallo Schwappschiwapp“ prustete es aus mir heraus.

„Ruhe! Silenzium! Kein Wort mehr!“ zischte die Stimme weiter. „Könnt ihr Ungläubigen denn nicht begreifen, dass hier unten jedes überflüssige, wenn auch noch so kleine Wörtchen untersagt ist? Haben euch eure Mamis nicht beigebracht, dass man still und leise ist, wenn man irgendwo zu Besuch kommt? Und ich vermute, ihr habt euch nicht einmal die Füße abgetreten, bevor ihr hier heruntergestiegen seid. Oh, was sind das für Zeiten, wo man als obergeheime Geheimbundvorsteherin solch unhöfliches Verhalten von ein paar dahergelaufenen Expeditionären ertragen muss! Kurz gesagt ist da jede Silbe zu viel und unnötiger Verbrauch von kostbarem Sauerstoff. Ich bin ja auch selbst schuld, dass ich das alles mit mir machen lasse, bin viel zu gutherzig… wolle Rose kaufe… Upps…" Peinlich berührtes Husten.

„Neu- bzw. Nicht-so-neu-Agenten Nullnulleins bis Nullnullsieben – identifiziert euch!“
„001 Minus der Große Schlachtschiffbezwinger, Zwergpirat. Experte für Gefluch, Säbelgerassel und nautisches Baggern. Potz Spieken und Speigatten!“
„002 Skelch I., Stollentroll und Kaiser von Zamonien, inkognito. Experte für Tarnung und Trollic Relations. Heyhey. Kähä.“
„003 Nachtgimpel, genannt Nagi, Gimpel. Experte für Magie, alte Schriften und Schoki mit Gimpfüllung. Seid mir gegrüßt. Und das Ding da oben auf meinem Kopf, mit dem Sitz für Agent 001 ist EXPEDITIONSHELM. Angenehm.“
„Seltsamer Name. Na ja, wenn es Friedhelm und Wilhelm gibt, warum dann nicht EXPEDITIONSHELM. Du bist hiermit Agent 003a“ kommentierte LAMBDA.
„004 Rafunzel, Gimpelin. Expertin für Kornbrand, Brandbeschleuniger und blöde Sprüche. Unangenehm. Kommste mir dumm, leg ich dich um. Kapito?“
„005 Molotas von Neben Aan, Wolpertinger und Muskelpaket. Experte für schlaue Pläne und knallharte Kämpfe. Wuff. Grrr.“
„006 Yippo vom Schloss, Wolpertingerprinzessin. Expertin für Adelshäuser und Mandarinenschalen. Yip-Yip.“
„007 Artemis Sturmwind, Rettungssaurierin. Expertin für Rettungseinsätze, Kisten, Kunst, Kram und Krempel. Und für Bananen. Moment mal, wo bin ich hier eigentlich? Und was soll ich hier? (peinliche Pause) Ach so. Alles klar.“

LAMBDA hüstelte erneut kurz und redete dann weiter. „Hier in diesem Kästchen sind eure Instruktionen. Expeditionsleiter, Agent 000, tritt vor!“
Ich machte einen Schritt nach vorn, verfing mich mit den Wellenausläufern in Rafunzels locker herunterhängenden Binden und stürzte platschend zu Boden.

„Ich merke schon, das wird eine laaaange Expedition werden“ stöhnte LAMBDA. „Zurück auf deine Gelatinebeine, du Pechwelle. Dieser Brief hier ist nur für Deine Augen bestimmt. Du wirst ihn öffnen, sobald Du das Geheime Zeichen erhältst.“
„Was für ein Zeichen ist das?“
„Keine Ahnung. Ist doch geheim, du Torfnase!“
„Aso. Geht klar, Schwapp.“

„Agentin 007 wird hier bei mir im Hauptquartier bleiben und die Mission am Nachtschirm fern-überwachen. Wenn nötig, startet sie zum Flugrettungseinsatz. Nun zur Schpetzialausrüstung. Sie wurde in die Friemelwerkstatt geliefert. Das heißt, nach dem kleinen Umweg über Grönland, Malawi, der Äußeren Mongolei und Berchtesgaden. Euer Beförderungsmittel müsste auch bald fertig sein. Die Special-Agents Fixa Schrauba und Mechanikus werden euch einweisen. Und jetzt raus mit euch, dallidalli, oder glaubt ihr, ich hätte meine Zeit gestohlen?...
Agentin 007, hiergeblieben! Wo wollen Sie denn hin? Reißen Sie sich doch mal zusammen!“

Schleunigst traten wir Übrigen den Rückzug in die Sicherheit des Nachtschulkorridors an. Jeder von uns war noch tief in Gedanken über das gerade Erlebte versunken, als wir die Schrauberhalle erreichten.
Bibbernd in der Nachtschulkühle stand unsere ganze Truppe im Kreis herum und wartete auf das erlösende Zeichen. Dann war es endlich so weit. Das Tor öffnete sich einen Spalt weit, eine Hand (ich denke es war die von Fixa Schrauba) wurde hinausgeschoben und wedelte mit einem roten Lappen. Das hieß: Willkommen in der guten Stube. Neugierig drängten wir uns hinein. Und dann klappten uns vor Staunen die Kinnladen herunter.

„Potzdäuwel“ grunzte Minus von Nagis EXPEDITIONSHELM herunter. „Dascha man ne bannig irre Karre!“

Fortsetzung folgt
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