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Andante, Andante!

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / FemSlash
Aubrey Posen Beca Mitchell Chloe Beale Fat Amy/Patricia OC (Own Character)
04.01.2023
18.09.2023
3
5.241
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18.09.2023 1.619
 
Vorsichtig bahnte sie sich ihren Weg durch die kleinen Gruppen, die in der großzügigen Wohnküche zusammenstanden.
Heiteres Gelächter und hitzige Gespräche erfüllten den Raum.
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Züge, als sie in einer der Gruppen Mike entdeckte, der wild gestikulierend seine Gesprächspartner zum Lachen animierte.
Sie wusste um sein lustiges und sonniges Gemüt, dass er sich nie um einen Witz zu schade gewesen war und dass er sie stets zum Lachen gebracht hatte.
Sie wandte sich ab und lenkte ihre Schritte zurück in die Diele.
Dort angekommen, blieb ihr Blick am Treppenaufgang zum Obergeschoss hängen.
Bilderrahmen in unterschiedlichster Form und Größe zierten die Wand und wie gefangen richtete sie ihre volle Aufmerksamkeit darauf.
Manche Bilder erkannte sie sofort, andere mussten in der Zeit ihrer Abwesenheit entstanden sein.
Gebannt betrachtete sie die einzelnen Aufnahmen, verschlang sie geradezu.
An einem Porträt blieb sie hängen.
Der Anblick raubte ihr den Atem und sie spürte, wie ihr Herz zu klopfen begann.
Aufregung breitete sich langsam in ihr aus und ein Kribbeln durchzog ihre Magengegend.
Sie blickte in das Gesicht.
In die Augen, die in einem satten Blau strahlten.
Jes.
Wie sie diesen Anblick vermisst hatte.
Diese Lachfalten um ihre Augenpartie.
Dieses freudige Funkeln in ihren Augen.
Sogar ein Foto hatte diese magische Wirkung auf sie.
Sie war wie gebannt.
Nach eineinhalb Jahren der Abwesenheit wieder in dieses Gesicht, in diese Augen zu blicken.
Wie mochte es sich dann wohl anfühlen, ihr wieder direkt und unverwandt gegenüber zu stehen?
Diesen Klang ihrer Stimme zu hören.
Dieses melodische Lachen.
Ihren unverwechselbaren Duft zu atmen.
Sich in dem unendlich vielfältigen Blau ihrer Augen zu verlieren.
Und dabei das Gefühl von lodernder Hitze und eiskaltem Strudel an Gefühl zu erfahren, wann immer Jes‘ Blick ihre Seele berührte.
Stockend atmete sie aus.
Nein, sie hatte in all der Zeit nicht vergessen, was die Ärztin in ihr wachrufen konnte.
Welchen Sturm sie in ihr entfesseln konnte.
In welchen Strudel an Emotionen sie durch eine seichte Berührung gezogen, ja regelrecht gerissen werden konnte.
Völlig in ihren Gedanken versunken, erschrak Chloe zutiefst, als sie von der Seite angesprochen wurde.
„Hast du dich etwa festgestarrt?“
Alycia stand neben ihr.
Ihr Herz schlug hart und wild.
„Hast du mich erschreckt“, entgegnete sie und versuchte ihren Puls zu kontrollieren, indem sie sich ihre Hand gegen die Brust drückte.
Thomas‘ Frau schenkte ihr ein Lächeln.
„Hallo Chloe. Schön, dass du hier bist.“
Und Alycia’s Lächeln zeigte sich noch eine Spur herzlicher.
„Danke“, gab sie nuschelnd zurück.
Verlegenheit breitete sich langsam in ihr aus.
Was sollte sie mit ihrer ehemaligen Schwägerin reden?
Fragen, wie es ihr geht?
Was die Töchter machten?
Ihr Job?
Stand ihr solch familiärer Umgang noch zu?
Gab es überhaupt Etwas, das man sich nach all der Zeit und den Ereignissen noch zu erzählen hatte?
Eine Hitzewelle des Unbehagens jagte durch ihren Körper.
Ihr Hals und ihr Haaransatz kribbelten.
Der Schweiß brach ihr aus.
Flucht!
Das signalisierte ihr Körper ihr deutlich.
Doch sie stand wie angewurzelt da und weder konnte sie weg.
- Noch wollte sie es.
Kein Rennen, keine Flucht mehr.
Sie war bereits geflüchtet.
Und Chloe wusste, worauf sie sich einließ, als sie den Entschluss gefasst hatte, zurückzukehren.
Ihrer Flucht ein Ende zu setzen und sich den Konsequenzen zu stellen.
Tage- und wochenlang hatte sie sich die möglichen Szenarien immer und immer wieder vor Augen geführt.
Die Reaktionen der Anderen.
Vorwürfe.
Fragen.
Das Drängen nach Erklärungen.
Und natürlich Wut.
Enttäuschung.
Ablehnung.
„Wie geht es dir? Wie war dein Flug?“
Diese zwei simplen Fragen holten sie zurück aus ihrem emotionalen Gedankenstrudel.
Alycia schien ihr gegenüber nicht ungehalten gestimmt.
Dankbar, dass sie ihr die Entscheidung um ein Gespräch abgenommen hatte, setzte sie ein schiefes Grinsen auf.
„Der Flug war lang und naja...“, sie pausierte kurz.
Lockere Unterhaltung? Smalltalk?
Oder doch mehr Tiefgang?
Denn immerhin stand nicht irgendwer neben ihr.
Unmerklich atmete sie stockend aus, straffte die Schultern und sprach sich selbst Mut zu.
„Ich hatte etwas Pech mit der Sitzplatzwahl. Eingeklemmt zwischen Zweien, die nicht wenig gewogen haben. Ich fühlte mich wie ein Hotdog. Nur dass ich die Wurst in diesem Szenario war.“
Alycia lachte hell auf.
„Der Vergleich...“, rief Jes‘ Schwägerin aus. „Ich kann es mir bildlich vorstellen.“
„Ehrlich, ich war wie in meinen Sitz gepresst.“
„Konntest du nicht aufstehen?“
„Schön wär’s gewesen. Da die beiden nur am Schlafen waren, kam ich da nicht weg. Selbst auf Toilette war eine Tortur.“
Ihre Gesprächspartnerin kicherte amüsiert weiter.
„Ein absolut göttliches Bild! Chloe, die Hotdog-Wurst.“
Chloe schenkte Alycia einen belustigten Blick.
„Freut mich, dass dich das erheitert“, erwiderte Chloe.
Augenblicklich wurde Thomas‘ Frau ernst und sah sie eindringlich an.
Chloe brach erneut der Schweiß aus.
Hatte sie sich getäuscht?
War Alycia doch sauer?
Doch sie kam nicht dazu, ihren Gedanken weiter zu verfolgen.
„Es erheitert mich nicht.“
Chloe wurde heiß und kalt zugleich.
Ihre Hände begannen zu zittern.
„Ganz im Gegenteil.“
Sie hatte sich getäuscht.
Die Frau neben ihr war sauer.
Nicht so offenkundig, wie Anne es ihr gegenüber gezeigt hatte, aber eindeutig sauer.
Wie hatte sie auch annehmen können, dass das Wiedersehen mit den Lawns einfach sein würde.
Geknickt senkte sie ihren Blick.
Spürte, wie sich Wasser in ihren Augenwinkeln sammelte.
Doch sie wollte nicht weinen.
Sie hatte sich das alles selbst zuzuschreiben.
Ballte die Fäuste.
„Ich bin geradezu erleichtert und froh, dass du endlich wieder hier bist.“
Chloe nickte.
Mehr aus Reflex, als aus Verständnis.
Alycia’s Worte drangen nur langsam an sie heran.
Nach und nach realisierte sie, was Jes‘ Schwägerin ihr da zu Verstehen gab.
„Du...du bist...was?“
Ein gütiges Lächeln stahl sich in die Gesichtszüge ihrer Gesprächspartnerin.
„Es ist schön, dich wieder bei uns zu haben.“


„Grillen, grillen, grillen.“
Fröhlich vor sich hinsummend stand Jes am Grill und wendete die Würstchen.
Dann widmete sie sich ihrer Ablage und griff sich die Aluminiumfolie.
Ein Blick auf ihren Timer verriet ihr, dass die Black Angus Filets in wenigen Sekunden bereit zum Verpacken sein würden.
„Na?“
Eine Hand legte sich an ihren Rücken und unwillkürlich musste sie breit grinsen.
„Na?“, erwiderte sie und schloss die Haube des Gasgrills.
„Zufrieden mit deinem Geschenk?“
Das Grinsen verbreiterte sich.
„Ohja. Das Teil ist ein Traum. Sechs Hitzezonen, davon zwei Turbozonen und einen Heckbrenner. Mehr kann man sich nicht wünschen.“
Sie hängte ihre Küchenzange ein und wischte sich die Hände an ihrer Grillschürze ab.
Ebenfalls ein Geschenk ihrer Eltern.
„Was kann ich dir Gutes tun?“
„Nichts.“
Ein schelmisches Lächeln ihrer Schwester folgte.
„Nichts....“, Jes‘ Augenbraue wanderte unwillkürlich in die Höhe.
„Meine Schwester schleicht sich lautlos an und möchte mir weismachen, es sei nichts?“
Sie nahm ihre Zange wieder auf und öffnete den Grill.
„Das glaube ich dir nicht.“
Ohne den Blick von ihrem Fleisch abzuwenden, wartete sie Anne’s Antwort ab.
Vorsichtig führte sie eine letzte Daumen-Finger-Probe durch und legte die Filets anschließend auf die vorbereitete Aluminiumfolie.
Bedächtig wickelte sie die Stücke ein, betätigte den Timer und griff nach dem massiven Deckel ihres neuen Outdoor-Spielzeugs.
„Nun...“, druckste ihre Zwillingsschwester rum.
„Ja?“
„Eventuell haben wir ein kleines Problem.“
Jes brummte.
Es war ihr Geburtstag.
Sie hasste Probleme.
Und noch mehr hasste sie Probleme an diesem einen Tag.
Er war ohnehin nicht ihr Lieblingstag, aber sie hatte sich in den letzten Jahren zunehmend mit dem Gedanken anfreunden können, dass er dennoch eine Besonderheit darstellte.
Hatte sich an all die düsteren Gedanken gewöhnt, die sich ihr schon tags zuvor aufdrängten.
Die Bilder, die ihr vor Augen geführt wurden.
Die Stimmen, die ihren Namen riefen.
Unsichtbare Hände, die an ihr zerrten und sie in ihren dunklen Strudel an Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit zu ziehen versuchten.
Doch dank ihrer Therapie im vergangenen Jahr, hatte sie gelernt, wie sie ihr Erlebtes besser verarbeiten konnte.
Lernte einen Weg, die Erinnerungen wahrzunehmen, sich aber davon nicht mehr lähmen zu lassen.
Posttraumatische Belastungsstörung.
Ausgelöst durch ihre Erlebnisse in den Einsätzen.
Ausgelöst durch den Tod ihrer älteren Schwester.
Mel!
Nach wie vor war das Loch in ihrer Brust groß.
Noch immer fehlte sie.
Vermisste sie ihre älteste Schwester.
Doch auch hier hatte sie gelernt, zu trauern.
Endlich vernünftig und aufrichtig zu trauern.
Und ihre Trauer war Stück für Stück gewichen und ließ ein neues Gefühl in ihr wachsen.
Stolz.
Stolz und Freude.
Denn sie wusste, Mel war immer an ihrer Seite.
Ausnahmslos.
Auch im schlimmsten Augenblick.
Wie damals.
2016.
Als ihr Herz stehen blieb.
Ihr Körper aufgab.
Da war es ihre Schwester, die ihr in diesen verhängnisvollen Minuten zur Seite stand.
Sie daran erinnerte, niemals aufzugeben.
Zu Kämpfen.
Für sie.
Für sich selbst.
Für ihre Familie.
Ja, ihre Schwester wollte nicht, dass sie starb.
Und all jene zurückließ, die sie liebte.
Und Mel hätte niemals gewollt, dass sie an einem Tag wie diesem in Trübsal und Selbstmitleid erstickte.
Jes atmete schwerfällig aus.
Strich sich eine losgelöste Strähne hinter das Ohr.
Alles, was sie wollte, war genießen.
Das gute Fleisch.
Das Bier in ihrer Flasche.
Ihr neues Geschenk.
Die Anwesenheit ihrer Gäste.
Nein, heute war ihr ganz und gar nicht nach Problemen.
„Was soll das denn für ein Problem sein?“, hakte sie nach, während sie ihre in Aluminiumfolie gewickelten Filets nun zum indirekten Garen auf die zweite Ebene ihres Enders Grills legte.
Doch Anne blieb ihr eine Antwort schuldig.
Genervt schnalzte sie mit der Zunge.
Wollte gerade das Wort erneut an ihren Zwilling richten, als sie ihre Stimme vernahm.
„Hey...Jes.“


———————————
Ihr Lieben,

ich habe in den letzten Tagen ein bisschen an der Story gefeilt, die Kapitel etwas verändert und auch den Klappentext gewechselt.
Meine bessere Hälfte aka Hydropi97 hat mir ein ehrliches Feedback zur bisherigen Struktur gegeben und ich musste ihr Recht geben. So ganz glücklich war ich nicht.
Aber- finally…hier ist Kapitel 3 :D
Enjoy!

Achja….Danke Schatz für dein Feedback und deine Korrektur :*
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