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365 Tage Challenge

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
01.01.2023
20.09.2023
263
123.439
8
Alle Kapitel
285 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
19.05.2023 776
 
"Dad, wie schreibt man einen Liebesbrief?"
Die Frage seines fünfzehnjährigen Sohnes Zayn brachte Gabriel aus dem Konzept. Er saß seit Stunden über einige Unterlagen für eine Gerichtsverhandlung, die er als Anwalt bestritt, und sah bei dessen Frage überrascht auf.
"Einen Liebesbrief?", echote er, und Zayn nickt. Verlegenheit machte sich auf seine. Gesichtszügen breit und er schob die Hände in die Taschen seines Hoodies. "Ja, einen Liebesbrief. Ich möchte .. einen schreiben?", hörte Gabriel den Jüngeren murmeln, während er es vermied, seinen Vater richtig anzusehen.
"An wen?", wollte Gabriel wissen und vernahm verwundert, dass sein Sohn sich verspannte.
"Kann ich dir das erst sagen, wenn ich weiß, dass das mit dem Brief auch wirklich funktioniert hat?"
Diesmal runzelte sich Gabriels Stirn. "Warum?"
"Es sonst etwas peinlich werden könnte. Für mich", erwiderte Zayn und spätestens jetzt war Gabriel komplett verwirrt.
"Wann hast du Mama den ersten Liebesbrief geschrieben?", hörte er Zayns Stimme und er war sich bewusst, dass der Jüngere damit bewusst das Thema wechselte.
Die Mutter des Jungen und seine große Liebe Anastasia war seit mehreren Jahren tot, aber Gabriel erinnerte sich nicht zu gut an die erste Begegnung mit ihr und an seinen ersten geschriebenen Liebesbrief.
""Damals war ich so alt wie du. Ich habe sie auf einer Feier kennengelernt, die dein Großvater anlässlich seines damaligen firmenjubiläums gegeben hat. Schon als ich sie das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich sie unbedingt kennenlernen muss. Deine Mutter war an mir aber so gar nicht interessiert. Auf meinen ersten Brief hat sie gar nicht reagiert, aber mit dem zweiten konnte ich ihr Herz erobern", erzählte Gabriel versonnen und Zayn konnte seinem Vater regelrecht ansehen, wie sehr er die Dunkelhaarige nach all den Jahren noch immer vermisste.
"Und was hast du geschrieben?", hakte Zayn nach und sah seinen Vater erwartungsvoll an.
"Ich habe einfach mein Herz sprechen lassen und das solltest du auch tun. Sagt der Person, die du magst einfach, was du empfindest, wenn du an sie denkst. Oder wie es dir geht, wenn sie dir gegenüber steht", ermunterte er seinen Sohn und Zayn nickte verstehend, bevor er sich nach einem gemurmelten "Danke, Dad", abwandte und wieder aus dem Raum verschwand.
Gabriel lächelte und sah dem Jüngeren ein paar Augenblicke lang nach, bevor er sich wieder den Unterlagen widmete.

Ein paar Tage später hatte er den Termin bei Gericht erfolgreich hinter sich gebracht und hatte kaum die Wohnung betreten, als Zayn schon auf ihn zutrat. "Können wir reden?"
Überrumpelt nickte Gabriel und deutete ins Wohnzimmer. "Natürlich?"
Zayn biss sich kurz auf die Lippen und lief seinem Vater voraus.
"Wegen dem Brief vor ein paar Tagen", fing er direkt an und ließ sich auf das Sofa fallen. "Ich habe ihn geschrieben und abgegeben."
"Und?", hakte der Ältere nach und sah seinen Sohn abwartend an.
"Lass mich aber bitte erst komplett ausreden, Dad", bat Zayn ihn und als er die Zustimmung seines Vaters bekam, holte er tief Luft.
"Ryder ist mit seinen Eltern erst vor ein paar Monaten hierher gezogen. Er sitzt in den Kursen neben mir und hat mir .. direkt gefallen. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und mit dem Brief habe ich ihm gesagt, dass ich mich in ihn verliebt habe", erzählte er schließlich, ohne seinen Vater anzusehen. Viel zu groß war die Angst, sein Vater könnte ihn für das, was er empfand, verachten.
Gabriel ließ Zayn reden und ließ dessen Worte auf sich wirken.
Zayn, der noch immer auf seine eigenen Hände sah, hob überrascht seinen Blick, als er schließlich die Antwort seines Vaters vernahm.
"Ich hoffe für Ryder, dass ich ihn nicht auf Schmerzensgeld verklagen muss, weil er dich verletzt hat?"
Verblüfft schüttelte Zayn den Kopf. "Nein, wir .. sind zusammen. Aber .. ist das denn okay für dich?"
Mit einem Lächeln nickte Gabriel. "Natürlich Zayn. Ich möchte, dass du glücklich bist und wenn du das mit Ryder sein möchtest und bist, ist das völlig okay."
"Aber er ist auch ein Junge?", warf Zayn erneut ein, woraufhin sein Vater mit den Schultern zuckte.
"Und wenn er ein Pferd wäre, solange er euch glücklich macht, ist mir alles recht!", erwiderte Gabriel mit einem Grinsen, bevor er zu seinem Sohn auf das Sofa rutschte.
"Vielleicht bringst du ihn morgen nach der Schule einfach mal mit und stellst ihn mir vor", schlug er vor und diesmal war es Zayn der grinste.
"Damit du dich selbst überzeugen kannst, das er ein Mann und kein Pferd ist?", entgegnete er und erntete ein Lachen seines Vaters.
"Genau deswegen, Zayn!", stimmte er lachend zu und zog seinen Sohn anschließend in eine Umarmung, um ihm zu zeigen, dass er wirklich immer für ihn da war.
Egal in welcher Situation und bei welcher Entscheidung.
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