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Für immer und ewig

Kurzbeschreibung
OneshotFreundschaft, Schmerz/Trost / P12 / Gen
Alexander Brandtner Rex Richard "Richie" Moser
30.12.2022
30.12.2022
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450
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Frisch gesägtes Holz, der erdig modrige Boden, die Pollen in der Luft, ein Artgenosse auf dem Waldweg – der unverkennbare Geruch des Waldes strömt in meine empfindliche Nase. Es kitzelt. Ich niese. Es ist ein wunderschöner Morgen. Irgendwo in der Nähe versteckt sich ein Tier. Ich glaube, die Menschen nennen es "Reh".
Wald - das bedeutet für mich: Freiheit, Unbeschwertheit, einfach Hund sein zu dürfen. Was kann es Schöneres geben, als allein mit seinem Herrchen und Lieblingszweibeiner die Umgebung zu erkunden? Nur du und ich.

Geduckt robbe ich den hohen Holzstapel entlang. Mein Hundeherz hüpft vor Vorfreude. Ich lasse dich nicht aus den Augen. Deine dunklen schwarzen Haare glänzen bräunlich in der Sonne. Sie riechen nach Shampoo. Sie riechen nach dir. Die Hände in den Rücken gestemmt, schaust du dich suchend um.
"Wo hat sich dieser Gauner bloß wieder versteckt?", höre ich dich leise fragen.

Ich beuge mich leicht nach vorne, in deine Richtung. Jede Faser meines Körpers ist angespannt. Dann ein kräftiger Sprung. Mit meinem ganzen Gewicht erwische ich dich von hinten an der rechten Schulter. Gemeinsam gehen wir zu Boden. Meine Rute peitscht freudig hin und her, als ich dich beobachte, wie du schimpfend auf dem Boden sitzt und dir die Blätter und Erde aus deinem grauen Pullover wischst. Es hat wieder geklappt. Mit schief geneigtem Kopf stehe ich vor dir und schaue dich an. Dein erhobener Zeigefinger will mir vormachen, dass du verärgert bist. Aber ich weiß genau, dass du es nicht wirklich so meinst. Deine verschmitzt dreinschauenden blauen Augen verraten mir etwas anderes. Ich komme auf dich zu und stupse dich mit meiner feuchten Nase an der Wange an. Die vorgetäuschte Strenge wandelt sich in einen weichen Gesichtsausdruck. Du legst deinen Kopf an meinen und flüsterst mir liebevoll etwas ins Ohr. Deine warme Stimme- für mich der schönste Klang auf Erden.

Deine Finger vergraben sich in meinem Fell. Ausgelassen lachend drückst du mich an deine Brust. Ich versenke meine Schnauze in deinem warmen weichen Pullover. Sauge den wunderbaren Geruch von Vertrautheit auf. Höre das kräftig lebendige Pochen deines Herzens. Spüre meinen eigenen Herzschlag synchron zu deinem, als wären wir eins. Wir gehören zusammen. Für immer und ewig. Niemand kann uns trennen.
Dann ein Klingeln. Seufzend greifst du in deine Tasche.

Das Klingeln wird lauter und schriller. Eine Hand streicht liebevoll über meinen Kopf. "Guten Morgen, Rex!", höre ich eine verschlafene Stimme in der Ferne sagen. Dann ein herzhaftes Gähnen. Ich versuche meine schweren, von Schlafsand verklebten Augen zu öffnen. Über mir erkenne ich die Umrisse eines Gesichts. Kurze hellbraune Haare. Das Bild wird deutlicher. Eine leise Wehmut erfasst mich. Ich fühle eine Schwere in mir. Es ist Alex. Nur Alex.

--ENDE--
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