Rise of Theseus (Continuum-Fanfiction)
von Annis Welt
Kurzbeschreibung
Um ein Anführer zu werden, muss der 21-jährige Julian Randol selbstbewusster und aggressiver werden. Zum "Üben" sucht er sich Abby aus. Er wollte die 28-Jährige schon immer mal nackt sehen, sich aber auf keinen Fall verlieben.
GeschichteErotik / P16 / Het
27.12.2022
29.05.2023
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27.12.2022
1.409
Er joggte nicht etwa, weil er vor etwas davonlief. Nicht, weil ihn etwas bedrückte, oder ihm jemand das Leben erschwerte. Im Gegenteil, die Herausforderungen und Hindernisse waren der Grund, warum er jeden Tag die Bettecke zurückschlug. Sie waren der Grund, warum er überhaupt das Haus verließ und den Rücken durchstreckte, anstatt sich unter der Last auf seinen Schultern, der Schwere der Schuld und der alles zersetzenden Leere zu krümmen, die der Tod seines Vaters hinterlassen hatte.
Seine Muskeln spannten sich an. Die der Oberschenkel, der Waden und des Gesäßes, aber auch die seines Rückens, der Schultern und der Oberarme. Das Herz schlug schneller. Die Atemfrequenz stieg, und mit jedem Schritt war ihm, als ob der Ballast des Tages von ihm abfiel. Hoffnung und Enttäuschung, Triumph und daraufhin Scham und Niedergeschlagenheit, Gedanken, die zwischen Euphorie und Depression wandelten, verflüchtigten sich wie eine Dampfwolke, die jemand in die kalte Nachtluft hinausgestoßen hatte. Keine Überlegung, keine Erinnerung fand in seinem Kopf mehr Platz. Der Kopf war wie leergefegt. Es war, als hätte der Körper die Kontrolle übernommen und als gäbe er sich dem Genuss der fordernden und fördernden Tätigkeit, dem Laufen, hin, wie es seine Vorfahren vor Millionen vor Jahren getan hatten. Wenn auch aus einem vollkommen anderen Grund.
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Julian ein herannahendes Fahrzeug. Warum auch immer stoppte dieses abrupt und riss ihn aus der Trance. Julian tat es dem Auto gleich und blieb stehen. Freund oder Feind? ging ihm durch den Kopf. Hatte Somento jemanden angeheuert, um ihm allein für die Bemühung, dunkle Machenschaften aufzudecken, eine saftige Abreibung zu verpassen?
Seine Muskeln brannten vor Anstrengung. Trotzdem spannte er sie kräftig an, um im richtigen Moment zu fliehen oder sich notfalls zu verteidigen.
Die Tür ging auf und eine schlanke Frau mit kurzem, abstehenden blonden Haar stieg aus. Während Begriffe wie „Groupies" und „Berufung" fielen, versuchte sich Julian an ihren Namen zu erinnern. Hieß sie Sonya? Nein, Jasmine, korrigierte er sich. Jasmine, die knallharte Kämpferin, die einen grobschlächtigen Mann binnen Sekunden von den Beinen reißen konnte.
Sie konfrontierte ihn mit der heutigen Niederlage, die er bis dahin erfolgreich verdrängt hatte. Streute Salz in die Wunde, die nässte. Sein Herz krampfte sich zusammen zu einem winzigen Stein. Er ballte die Hand zur Faust. Hier ging es nicht um Groupies, hier ging es darum, dass man ihn mit falschen Informationen abgespeist hatte, dass die Bösen mit ihrem miesen Treiben davongekommen waren, mit Preisabsprachen, Gewerkschaftsunterdrückung und ihren Lügen bezüglich der vermeintlichen Gesundheitsprodukte. Das Unternehmen hatte der Spionin falsche Dokumente untergejubelt und zu allem Übel hatte der Konzern dank seines Fernsehauftritts eine Schutzweste erworben, die ihm niemand so schnell hätte abreißen können. Verächtlich schnaubte Julian, während Jasmine fortfuhr. Aber was verstand diese Soldatin davon, wie es in ihm brodelte und weshalb.
„Ich will dir hier nichts von deiner Zukunft erzählen. Das haben schon andere gemacht", sagte Jasmine, ohne auch nur ein Mal zu blinzeln.
Julian rollte mit den Augen. „Allerdings."
Plötzlich versetzte sie ihm einen Hieb in die Brust. Luft entwich seiner Lunge. Er machte ein paar Schritte rückwärts.
„Allerdings?", blaffte sie. „Halt die Klappe. Zuerst musst du dein eigenes Leben in den Griff kriegen. Das heißt, dass du dich abhärten musst. Momentan bist du gerade mal so bedrohlich wie ein Schnupfen."
Julian lächelte zynisch. Und wenn schon! Letzten Endes stand sie hier, vor ihm, dem zukünftigen Anführer, dessen Ansichten Jahrzehnte überdauern und in die Köpfe vieler Menschen sickern würden. Doch diese Bemerkung verkniff er sich. Stattdessen konterte er: „Und du bist die Richtige dafür? Wieso, hm? Was ist für dich drin?"
Jasmines Schultern sanken. „Keine Ahnung ...", entwich ihr, als hätte ihr Kampfgeist nach einer Pause verlangt. Ihr Blick wirkte nicht länger hart. „Steig schon ein."
Sie würde ihm nichts tun. Das wusste Julian. Das war ihm so bewusst wie die Tatsache, dass Jasmine dafür sorgen würde, dass ihm niemand schadete. Deshalb folgte er ihr.
Der Schlagabtausch und die Blamage vor laufender Kamera sowie die Schlappe gegen Somento hatten ihn emotional und körperlich ausgelaugt. Doch im Laufe der nächsten Stunden erfuhr er eine andere Art von Kräftezehren, nämlich die, in der Erwartungshaltung, Zukunftsprognosen und Belehrungen auf ihn niedergingen wie Hagelkörner aus Gewitterwolken.
Jasmine hatte ihn in eine verlassene Lagerhalle gebracht und in den Keller geführt, wo Julian auf andere, bekannte Gesichter traf; Männer und Frauen, die älter waren als er und über mehr Lebenserfahrung verfügten. Menschen, die vom Schicksal oft genug herausgefordert worden waren und die ihre Kämpfe erfolgreich ausgefochten hatten. Ihren Worten zufolge waren sie in der Zukunft sogar dem Tod von der Schippe gesprungen, was Julian mindestens genauso beeindruckte und einschüchterte wie der Fakt, dass sie bereits jetzt mehr gesehen und erlebt hatten, als er es sich mit seinen 21 Jahren je erträumt hatte.
Doch je länger Julian in dieser kalten, schmucklosen Halle auf einem Sitzsack saß, dessen Farbe nach Jahren an Intensität verloren hatte, und sich ihre Belehrungen anhörte, desto mehr verschloss er sich innerlich. Wortlos ließ er sich gefallen, wie man ihm indirekt vorwarf, zu weich, zu sanft, zu zart zu sein. Wie man ihm sagte, dass er gegenwärtig nicht über den Charme und die Überzeugungskraft eines Anführers verfügte, der die Unwissenden aus dem Dunkel führen würde. Er beobachtete diese Männer und Frauen mit einer Mischung aus Argwohn und dem Gefühl der Überlegenheit, auch wenn ihn die Kritik hart traf. Diese Männer und Frauen, die sich im Untergrund bewegten, verfolgten klare Ziele. Sie wussten, was sie wann und zu welchem Zweck leisten oder entbehren mussten. Und sie erwarteten dasselbe von Julian. Primär jedoch ging es ihnen darum, Julian einzuschärfen, dass er lernte, Menschen notfalls als Werkzeuge zu benutzen, um einer besseren Zukunft den Weg zu ebnen.
Ein zynisches Lächeln umspielte seine Lippen, während er einem kräftigen Kerl zuhörte, der von Stärke und Willenskraft sprach. Als dieser Julian ermahnte, nicht so eingebildet zu grinsen, erlosch dieses. Dennoch wanderten seine Mundwinkel um Millimeter nach oben. Er verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf leicht schräg. Julian brauchte sich nicht zu rechtfertigen, denn er wusste, dass er eines Tages eine Rebellion gegen Konzerne anzetteln würde. Was für ihn in der Zukunft lag, war für die hier Anwesenden bereits geschehen. In ihrer Zeitlinie hatte Julian bereits das erreicht, wofür sie ihn zu formen versuchten.
Julian hatte sie nach einer Weile geknackt, hatte die wahre Intention hinter den vermeintlichen Korrekturversuchen seiner Person erfasst. Deshalb erschien es ihm erträglich, sich von diesen Fremden belehren zu lassen. Seit Jasmine und die anderen sowie der Protector, Kiera Cameron, in der Vergangenheit aufgekreuzt waren, hatten sie durch ihre Aktionen hohe Wellen geschlagen und befürchteten, diese hätten eine negative Auswirkung auf ihn, den Anführer der Rebellion, der später einmal ganze Tsunamis auf die Menschheit losließe.
Julian hatte seine Zeit abgesessen und erduldet, was man ihm an den Kopf geworfen hatte; harsche Kritik in mehr oder weniger freundliche Worte verpackt. Als hätte man ihm eine mit einem Eisenstock übergezogen, ummantelt von Styropor. Die einzige Motivation war von Sonya gekommen.
Julian ließ sich wieder an die Stelle zurückbringen, wo er in Jasmines Fahrzeug gestiegen war. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er seine Joggingrunde fortsetzen sollte. Aber ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass seine Mutter allmählich mit seiner Rückkehr rechnete. Also trottete er nach Hause.
Je mehr Minuten verstrichen, desto mehr zweifelte er an seiner Einstellung, so weiterzumachen wie bisher. Er hatte einen Fehler begangen zu glauben, die Dinge würden sich so entwickeln, wie Jasmine und die anderen sie bereits erlebt hatten. Was, wenn ihr unerwünschtes Erscheinen in seiner Gegenwart dazu führte, dass er tatsächlich verweichlichte und die Ziele, den Einfluss der Konzerne auf den Privatsektor zu unterbinden, nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit verfolgte? Was, wenn er sich in den kommenden Jahren, geschweige denn Jahrzehnten nicht genug anstrengte, sondern darauf vertraute, dass die Anhänger von allein zu ihm kamen, und seine Ideologie verkümmerte wie ein Pflänzchen in nährstoffarmer Erde? Dann gäbe es keinen Kampf gegen die Riesen, und sie würden nach und nach Kontrolle über alle Altersklassen und Schichten gewinnen.
Julian seufzte. So weit durfte es nicht kommen. Vielleicht sollte er tatsächlich der Schwarmintelligenz vertrauen, die ihn dazu trieb, an Kontur zu gewinnen. Vielleicht sollte er anfangen, sich andere Eigenschaften anzueignen, damit der Umsturz in der Zukunft gelang.
„... erfordert Opfer", hatte der Riese vor kurzem gesagt. In Gedanken pflichtete Julian ihm bei. Wollte er ein Kollektiv überzeugen, so sollte ihm zunächst gelingen, in den Kopf eines Einzelnen einzudringen. Hier ging es nämlich nicht um den Verkauf eines Produkts, sondern um die Unabhängigkeit der Menschheit.
Seine Muskeln spannten sich an. Die der Oberschenkel, der Waden und des Gesäßes, aber auch die seines Rückens, der Schultern und der Oberarme. Das Herz schlug schneller. Die Atemfrequenz stieg, und mit jedem Schritt war ihm, als ob der Ballast des Tages von ihm abfiel. Hoffnung und Enttäuschung, Triumph und daraufhin Scham und Niedergeschlagenheit, Gedanken, die zwischen Euphorie und Depression wandelten, verflüchtigten sich wie eine Dampfwolke, die jemand in die kalte Nachtluft hinausgestoßen hatte. Keine Überlegung, keine Erinnerung fand in seinem Kopf mehr Platz. Der Kopf war wie leergefegt. Es war, als hätte der Körper die Kontrolle übernommen und als gäbe er sich dem Genuss der fordernden und fördernden Tätigkeit, dem Laufen, hin, wie es seine Vorfahren vor Millionen vor Jahren getan hatten. Wenn auch aus einem vollkommen anderen Grund.
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Julian ein herannahendes Fahrzeug. Warum auch immer stoppte dieses abrupt und riss ihn aus der Trance. Julian tat es dem Auto gleich und blieb stehen. Freund oder Feind? ging ihm durch den Kopf. Hatte Somento jemanden angeheuert, um ihm allein für die Bemühung, dunkle Machenschaften aufzudecken, eine saftige Abreibung zu verpassen?
Seine Muskeln brannten vor Anstrengung. Trotzdem spannte er sie kräftig an, um im richtigen Moment zu fliehen oder sich notfalls zu verteidigen.
Die Tür ging auf und eine schlanke Frau mit kurzem, abstehenden blonden Haar stieg aus. Während Begriffe wie „Groupies" und „Berufung" fielen, versuchte sich Julian an ihren Namen zu erinnern. Hieß sie Sonya? Nein, Jasmine, korrigierte er sich. Jasmine, die knallharte Kämpferin, die einen grobschlächtigen Mann binnen Sekunden von den Beinen reißen konnte.
Sie konfrontierte ihn mit der heutigen Niederlage, die er bis dahin erfolgreich verdrängt hatte. Streute Salz in die Wunde, die nässte. Sein Herz krampfte sich zusammen zu einem winzigen Stein. Er ballte die Hand zur Faust. Hier ging es nicht um Groupies, hier ging es darum, dass man ihn mit falschen Informationen abgespeist hatte, dass die Bösen mit ihrem miesen Treiben davongekommen waren, mit Preisabsprachen, Gewerkschaftsunterdrückung und ihren Lügen bezüglich der vermeintlichen Gesundheitsprodukte. Das Unternehmen hatte der Spionin falsche Dokumente untergejubelt und zu allem Übel hatte der Konzern dank seines Fernsehauftritts eine Schutzweste erworben, die ihm niemand so schnell hätte abreißen können. Verächtlich schnaubte Julian, während Jasmine fortfuhr. Aber was verstand diese Soldatin davon, wie es in ihm brodelte und weshalb.
„Ich will dir hier nichts von deiner Zukunft erzählen. Das haben schon andere gemacht", sagte Jasmine, ohne auch nur ein Mal zu blinzeln.
Julian rollte mit den Augen. „Allerdings."
Plötzlich versetzte sie ihm einen Hieb in die Brust. Luft entwich seiner Lunge. Er machte ein paar Schritte rückwärts.
„Allerdings?", blaffte sie. „Halt die Klappe. Zuerst musst du dein eigenes Leben in den Griff kriegen. Das heißt, dass du dich abhärten musst. Momentan bist du gerade mal so bedrohlich wie ein Schnupfen."
Julian lächelte zynisch. Und wenn schon! Letzten Endes stand sie hier, vor ihm, dem zukünftigen Anführer, dessen Ansichten Jahrzehnte überdauern und in die Köpfe vieler Menschen sickern würden. Doch diese Bemerkung verkniff er sich. Stattdessen konterte er: „Und du bist die Richtige dafür? Wieso, hm? Was ist für dich drin?"
Jasmines Schultern sanken. „Keine Ahnung ...", entwich ihr, als hätte ihr Kampfgeist nach einer Pause verlangt. Ihr Blick wirkte nicht länger hart. „Steig schon ein."
Sie würde ihm nichts tun. Das wusste Julian. Das war ihm so bewusst wie die Tatsache, dass Jasmine dafür sorgen würde, dass ihm niemand schadete. Deshalb folgte er ihr.
Der Schlagabtausch und die Blamage vor laufender Kamera sowie die Schlappe gegen Somento hatten ihn emotional und körperlich ausgelaugt. Doch im Laufe der nächsten Stunden erfuhr er eine andere Art von Kräftezehren, nämlich die, in der Erwartungshaltung, Zukunftsprognosen und Belehrungen auf ihn niedergingen wie Hagelkörner aus Gewitterwolken.
Jasmine hatte ihn in eine verlassene Lagerhalle gebracht und in den Keller geführt, wo Julian auf andere, bekannte Gesichter traf; Männer und Frauen, die älter waren als er und über mehr Lebenserfahrung verfügten. Menschen, die vom Schicksal oft genug herausgefordert worden waren und die ihre Kämpfe erfolgreich ausgefochten hatten. Ihren Worten zufolge waren sie in der Zukunft sogar dem Tod von der Schippe gesprungen, was Julian mindestens genauso beeindruckte und einschüchterte wie der Fakt, dass sie bereits jetzt mehr gesehen und erlebt hatten, als er es sich mit seinen 21 Jahren je erträumt hatte.
Doch je länger Julian in dieser kalten, schmucklosen Halle auf einem Sitzsack saß, dessen Farbe nach Jahren an Intensität verloren hatte, und sich ihre Belehrungen anhörte, desto mehr verschloss er sich innerlich. Wortlos ließ er sich gefallen, wie man ihm indirekt vorwarf, zu weich, zu sanft, zu zart zu sein. Wie man ihm sagte, dass er gegenwärtig nicht über den Charme und die Überzeugungskraft eines Anführers verfügte, der die Unwissenden aus dem Dunkel führen würde. Er beobachtete diese Männer und Frauen mit einer Mischung aus Argwohn und dem Gefühl der Überlegenheit, auch wenn ihn die Kritik hart traf. Diese Männer und Frauen, die sich im Untergrund bewegten, verfolgten klare Ziele. Sie wussten, was sie wann und zu welchem Zweck leisten oder entbehren mussten. Und sie erwarteten dasselbe von Julian. Primär jedoch ging es ihnen darum, Julian einzuschärfen, dass er lernte, Menschen notfalls als Werkzeuge zu benutzen, um einer besseren Zukunft den Weg zu ebnen.
Ein zynisches Lächeln umspielte seine Lippen, während er einem kräftigen Kerl zuhörte, der von Stärke und Willenskraft sprach. Als dieser Julian ermahnte, nicht so eingebildet zu grinsen, erlosch dieses. Dennoch wanderten seine Mundwinkel um Millimeter nach oben. Er verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf leicht schräg. Julian brauchte sich nicht zu rechtfertigen, denn er wusste, dass er eines Tages eine Rebellion gegen Konzerne anzetteln würde. Was für ihn in der Zukunft lag, war für die hier Anwesenden bereits geschehen. In ihrer Zeitlinie hatte Julian bereits das erreicht, wofür sie ihn zu formen versuchten.
Julian hatte sie nach einer Weile geknackt, hatte die wahre Intention hinter den vermeintlichen Korrekturversuchen seiner Person erfasst. Deshalb erschien es ihm erträglich, sich von diesen Fremden belehren zu lassen. Seit Jasmine und die anderen sowie der Protector, Kiera Cameron, in der Vergangenheit aufgekreuzt waren, hatten sie durch ihre Aktionen hohe Wellen geschlagen und befürchteten, diese hätten eine negative Auswirkung auf ihn, den Anführer der Rebellion, der später einmal ganze Tsunamis auf die Menschheit losließe.
Julian hatte seine Zeit abgesessen und erduldet, was man ihm an den Kopf geworfen hatte; harsche Kritik in mehr oder weniger freundliche Worte verpackt. Als hätte man ihm eine mit einem Eisenstock übergezogen, ummantelt von Styropor. Die einzige Motivation war von Sonya gekommen.
Julian ließ sich wieder an die Stelle zurückbringen, wo er in Jasmines Fahrzeug gestiegen war. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er seine Joggingrunde fortsetzen sollte. Aber ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass seine Mutter allmählich mit seiner Rückkehr rechnete. Also trottete er nach Hause.
Je mehr Minuten verstrichen, desto mehr zweifelte er an seiner Einstellung, so weiterzumachen wie bisher. Er hatte einen Fehler begangen zu glauben, die Dinge würden sich so entwickeln, wie Jasmine und die anderen sie bereits erlebt hatten. Was, wenn ihr unerwünschtes Erscheinen in seiner Gegenwart dazu führte, dass er tatsächlich verweichlichte und die Ziele, den Einfluss der Konzerne auf den Privatsektor zu unterbinden, nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit verfolgte? Was, wenn er sich in den kommenden Jahren, geschweige denn Jahrzehnten nicht genug anstrengte, sondern darauf vertraute, dass die Anhänger von allein zu ihm kamen, und seine Ideologie verkümmerte wie ein Pflänzchen in nährstoffarmer Erde? Dann gäbe es keinen Kampf gegen die Riesen, und sie würden nach und nach Kontrolle über alle Altersklassen und Schichten gewinnen.
Julian seufzte. So weit durfte es nicht kommen. Vielleicht sollte er tatsächlich der Schwarmintelligenz vertrauen, die ihn dazu trieb, an Kontur zu gewinnen. Vielleicht sollte er anfangen, sich andere Eigenschaften anzueignen, damit der Umsturz in der Zukunft gelang.
„... erfordert Opfer", hatte der Riese vor kurzem gesagt. In Gedanken pflichtete Julian ihm bei. Wollte er ein Kollektiv überzeugen, so sollte ihm zunächst gelingen, in den Kopf eines Einzelnen einzudringen. Hier ging es nämlich nicht um den Verkauf eines Produkts, sondern um die Unabhängigkeit der Menschheit.
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