Lost (in) Love
von Ririchiyo
Kurzbeschreibung
Nachdem Magnus von Alecs Treffen mit Camille erfahren hat, gehört die Beziehung der beiden eindeutig der Vergangenheit an, aber anfreunden kann Alec sich mit dem Gedanken deshalb noch lange nicht. Er wünschte nur, Magnus würde es auch etwas schwerer fallen, ihre guten Zeiten zu vergessen … // Malec, (vorübergehend Magnus/OC & Alec/OC); AU ab Ende von Band fünf
GeschichteRomance, Schmerz/Trost / P12 / MaleSlash
Alexander "Alec" Gideon Lightwood
Isabelle "Izzy" Sophia Lightwood
Jonathan Christopher "Jace" Herondale
Magnus Bane
OC (Own Character)
25.12.2022
12.03.2023
13
15.771
5
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05.02.2023
2.191
7. Wissen
Lyle dreht sich um, als Alec in die Küche des Instituts kommt, und schenkt ihm sein übliches strahlendes Lächeln, als er ihn erkennt. „Morgen.“ Er stellt gerade die Pfanne zurück auf den Herd und dreht sich zu Alec um, um ihm einen Kuss zu geben. „Gut geschlafen?“
„Bestens.“ Alec küsst ihn auch kurz. „Auch wenn ich heute früh die Gesellschaft vermisst habe.“ Er geht an Lyle vorbei auf den Herd zu, wirft einen Blick auf die leere Pfanne und die Schüssel mit einem Rest Teig daneben, sowie auf den Teller mit bereits fertigen Pancakes. „Gibt es einen Anlass?“
„Nur, dass ich Lust darauf hatte.“ Lyle schlingt von hinten seine Arme um Alec und kurz darauf liegen seine Lippen auf Alecs Hals. „Und du? Irgendein Anlass dafür, dass du unter die Langschläfer gegangen bist?“
Alec seufzt. „Nur Erschöpfung.“ Er lehnt sich nach hinten gegen Lyles Brust und schließt die Augen.
„Aber hast du dafür alles geschafft, was du wolltest? Sind die Berichte für den Rat und alles fertig?“
„Ja zum Glück.“ Er löst sich wieder von Lyle. „Frühstücken wir zusammen, oder hast du noch zu tun?“
„Ich habe zu tun, aber erst später.“ Er füllt den letzten Teig in die Pfanne und nimmt dann den Teller, der schon voller Pancakes ist, um ihn auf den Tisch neben einen Teller mit Obst und eine Flasche Ahornsirup zu stellen. „Also hilf mir mit dem Essen, bevor Jace auftaucht?“
Alec schüttelt lachend den Kopf und sucht nach Besteck für sie beide. „Wir müssen ihm ja nichts abgeben, wenn er doch auftauchen sollte.“
Lyle lacht ebenfalls, holt noch einen Extrateller, um die Pancakes aufteilen zu können, und wendet den letzten Pancake in der Pfanne, bevor er den Herd ausschaltet. „Und was sind deine Pläne für heute?“, fragt er, sobald er Alec gegenüber am Tisch sitzt und von ihm sein Besteck und Ahornsirup entgegennimmt.
Es ist angenehm, seinen Morgen so zu verbringen. Meistens laufen ihre Tage anders ab, weil sie als Shadowhunter immer viel zu tun haben, aber manchmal ist es so wie jetzt, dass Lyle viel früher als Alec wach ist, und er sich in der Küche ausbreitet, um ihnen Frühstück zu machen, und dann reden sie einfach nur über belanglose Sachen und Alec kann sich fast vorstellen, wie es wäre, ein ganz normales Leben zu haben. Ohne Dämonen, ohne Weltuntergänge, ohne ständige Kämpfe oder die Leitung des Instituts …
Es ist fast, als wäre er wirklich nur irgendein Mensch, wenn sie so am Tisch sitzen und sich unterhalten.
Lyle trägt ein weißes T-Shirt mit irgendeinem Band-Logo, das Alec nicht zuordnen kann, und die Sonne von draußen scheint genau richtig herein, dass der ganze Raum in goldenes Licht getaucht ist, und die einzige Sache, die für ein perfektes Frühstück aus einem Film noch fehlen würde, wäre irgendwelche Musik, aber Alec stört sich nicht daran, dass das einzige Geräusch im Raum ihr Gespräch ist. Es ist auch so perfekt, selbst ohne Musik, und Alec wüsste wirklich nicht, was an dem heutigen Morgen noch besser laufen sollte.
Der Morgen ist genau gut so, wie er gerade ist.
Bis auf die Tatsache vielleicht, dass Magnus statt Lyle hier sein könnte.
Er hat keine Ahnung, woher der Gedanke kommt, aber er taucht auf. Lyle erzählt gerade davon, dass er sich heute wieder um die Ausbildung von ein paar Kindern kümmern muss, und das Licht von draußen lässt seine Haare wirken, als würden sie leuchten, und plötzlich wünschte Alec, er würde statt Lyles Augen die Katzenaugen von Magnus sehen. Wünschte, Lyles Haare würden nicht nur wegen Sonnenlicht leuchten, sondern dass sie tatsächlich glitzern würden, und wünschte sich statt dem Band-Shirt irgendetwas noch bunteres, irgendetwas extravaganteres.
Lyle muss auffallen, dass Alec mit seinen Gedanken nicht ganz bei der Sache ist, denn es dauert nicht lange, bis er abbricht und Alec fragend ansieht. „Was ist los?“
„Ich werde nicht über ihn hinwegkommen.“ Die Erkenntnis kommt genauso aus dem Nichts wie der Gedanke davor. Er ist glücklich, wirklich, verdammt glücklich, der Moment hier macht es nur besser, aber … es stimmt trotzdem. Und jetzt, wo er es ausgesprochen hat, wird es ihm nur noch bewusster.
Er wird nicht über Magnus hinwegkommen. Nicht jetzt, nicht in näherer Zukunft, und vermutlich nie. Oder vielleicht doch, vielleicht schafft er es irgendwann, aber er hat es bisher nicht geschafft, und es ist wirklich nicht so, als wäre das jetzt das erste Mal, dass er lieber Magnus an seiner Seite hätte, und er kann sich wirklich nicht vorstellen, dass es irgendwann besser wird.
Es sind inzwischen fast drei Jahre seit Magnus, und Alec mag Lyle und diese Beziehung, und trotzdem wünscht er sich immer noch etwas längst Vergangenes. Und wenn es jetzt so ist, wird es dann wirklich jemals anders sein? Er kann es sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Er liebt Lyle, ehrlich, ist so nah dran, wirklich sein Leben mit ihm verbringen zu wollen, aber Magnus wird trotzdem für immer an erster Stelle stehen, und inzwischen weiß Alec längst, wie wichtig die Wahrheit ist, also ist er wirklich nicht bereit, das zu verschweigen.
„Es wird sich nicht ändern“, spricht er darum weiter. „Was ich empfinde, meine ich, ich werde immer—“ Seine Stimme versagt. Sie hatten dieses Gespräch schon einmal, damals, als Lyle Alec zum ersten Mal gesagt hat, dass er ihn liebt, und als Alec ihm im Gegenzug Hoffnungen gemacht hat, dass er es vielleicht irgendwann erwidern könnte, und damals hat Lyle gut reagiert, aber das jetzt ist trotzdem anders.
Weil Alec ihm diesmal die Hoffnung nimmt, und er es kaputt macht, und auch wenn er es aus den besten Absichten tut, so wird es Lyle dennoch verletzen und—
Aber Lyle lacht nur. „Ich weiß.“ Er nickt.
„Was?“
„Alec, ich kann dich sehen, wenn wir alle zusammen was Trinken sind. Oder wenn er uns mit einem Zauber oder was anderem hilft. Ich kann sehen, wie du ihn ansiehst, wenn er da ist, und wie du ihn vermisst, wenn er es nicht ist.“ Lyle lächelt. „Ich sehe doch, dass du dir in den besten Momenten wünschst, sie mit jemand anderem zu teilen.“
„Es—“ Alecs Hals ist wie zugeschnürt und die Entschuldigung bleibt einfach darin stecken. Dabei sollte Lyle sie hören. Er hat es nicht verdient, dass Alec ihn an der Nase herumführt, oder er ihm ständig zeigt, dass er eigentlich viel lieber an einem anderen Ort wäre, hat es noch weniger verdient, als Brian das damals verdient hatte, und—
„Aber es war schön, solange es hielt, oder nicht?“ Lyle lächelt weiterhin. Die Sonne bringt seine Haare immer noch zum Leuchten. „Ach komm, sieh mich nicht so an. Es war deutlich, wie wenig du über Magnus hinweg bist, und du hast es mir doch sogar selbst gesagt.“
„Ja, aber … aber ich habe auch gesagt, dass ich irgendwann doch über ihn hinweg sein könnte, und dass das zwischen uns etwas werden könnte, und …“
Wieder lacht Lyle. „Du tust ja geradezu so, als wäre alles gelogen gewesen. Willst du wirklich behaupten, du hättest alles nur gespielt?“
Alec schüttelt den Kopf.
„Siehst du? Also ist es trotzdem echt gewesen. Du liebst nur eben jemand anderen mehr.“
So wie Lyle es sagt, klingt es unglaublich einfach. Alec ist sich wirklich nicht sicher, ob er dem zustimmen würde. „Es tut mir trotzdem leid.“ Alles daran. Nicht zuletzt der Zeitpunkt, zu dem er es sagt. Gott, hätte er sich nicht einen besseren Moment aussuchen können, als ein gemütliches gemeinsames Frühstück?
„Das muss es nicht.“ Wie kann Lyle immer noch so lächeln?
„Aber ich habe gesagt, es könnte sich ändern, und jetzt—“
„Ich weiß.“ Lyle nickt. „Weil du es geglaubt hast. Vielleicht hat es sich am Ende nicht als Wahrheit herausgestellt, aber du wusstest es nicht.“
Wenn er es so sagt … „Du wirkst nicht besonders überrascht.“
„Wie gesagt, man kann es dir ansehen.“ Er zuckt mit den Schultern. „Und nur weil du es nicht wusstest, heißt das nicht, dass ich es auch nicht wusste. Mir war von Anfang an klar, wie unwahrscheinlich es ist. Wir Shadowhunter lieben meistens nur einmal, oder nicht?“
Was es wirklich nur schlimmer macht, immerhin— „Aber du …“
„Ich finde jemand anderen.“ Er winkt ab. „Ich bin immerhin nicht mit irgendwelchen anderen Shadowhuntern vergleichbar und außerdem fantastisch, ich werde dir ganz bestimmt nicht für immer hinterher trauern und irgendwer wird sich bestimmt auf mich einlassen, wer würde mich immerhin nicht wollen?“
Irgendwie bringen die Worte Alec tatsächlich kurz zum Lachen.
Lyle grinst auch. „Und mein nächster Freund wird sogar noch besser als Magnus, sodass selbst du neidisch wirst.“
Und plötzlich ist Alec nach weinen zumute. Lyle hasst ihn nicht. Er ist nicht einmal sauer. Er ist einfach … er ist einfach Lyle. „Daran habe ich keine Zweifel“, gibt er zurück. Schluckt.
Für einen kurzen Moment hat er das Gefühl, in Lyles Augen auch ein paar Tränen zu erkennen, aber dann blinzelt der und sie sind weg. „Aber wir bleiben Freunde, oder?“
Wie kann Lyle immer noch so unglaublich zuvorkommend sein? „Natürlich. Wenn du das willst.“
„Ja. Und dass du kein schlechtes Gewissen hast, will ich auch.“
„Aber ich—“
„Nein“, unterbricht Lyle ihn sofort und schüttelt den Kopf. Lächelt wieder. „Ehrlich, Alec, ich hatte das beste Jahr meines Lebens. Und ich sage nicht, dass ich nie gehofft habe, dass du doch irgendwann nur noch mich siehst, denn das wäre gelogen, aber ich war mir der Wahrscheinlichkeit von Anfang an bewusst und ich war wirklich okay damit, nur eine zweite Wahl zu sein.“
„Ich wünschte, du wärst die Erste gewesen.“ Es hätte alles so viel einfacher gemacht. Sie könnten beide glücklich sein und sich gegenseitig haben.
„Selbstverständlich!“ Lyle lacht. „Wer würde sich das nicht wünschen, immerhin bin ich viel besser als Magnus oder irgendjemand sonst … aber ich akzeptiere, dass bei dir niemand eine Chance gegen Magnus hat.“ Er seufzt. „Wirklich eine Schande, dass du ihm zuerst begegnet bist, ich wünschte wirklich, du könntest mich auch so sehen.“
Alec öffnet den Mund, die Entschuldigung bereits wieder auf den Lippen, aber Lyle hat auch alle bisherigen zurückgewiesen, und so lässt er es doch. „Wenn es dich tröstet“, meint er stattdessen, „du bist ihm wirklich nah gekommen.“ Verdammt nah. „Und wäre es irgendwie anders gelaufen, dann …“ Seine Stimme versagt wieder.
Lyle grinst ihn nur an. Und dann steht er auf, läuft zu Alec hinüber und legt beide Hände an seine Wangen. „Ich liebe dich.“
Und im nächsten Moment beugt er sich nach vorne und Alec schließt die Augen, als Lyles Lippen auf seinen landen.
Der Kuss ist wie eine Mischung aus all ihren bisherigen, eine Mischung aus Verlangen und Sehnsucht und einfach allem und … dann ist er vorbei. Einfach so. Und so, wie Lyle ihn ansieht, besteht kein Zweifel daran, dass er es auch für ihren letzten Kuss hält. Dass ihm genauso klar wie Alec ist, dass das hier ihr letztes gemeinsames Frühstück als Paar war, Alecs letzter Versuch, Lyle als das Beste zu betrachten, was ihm je passiert ist, einfach generell der letzte Moment, den sie jemals so teilen werden, und—
„Wir bleiben Freunde, ja?“, fragt Alec. Er muss es einfach hören. Er braucht das Wissen, dass es wirklich ist, wie Lyle gesagt hat, dass das hier nicht generell ihr letzter Moment gewesen sein wird, dass sie trotzdem—
„Versprochen.“ Diesmal bildet Alec sich die Tränen in Lyles Augen nicht ein, als dieser seine Hände zurückzieht und ihn anlächelt. „Wir bleiben Freunde.“
Und es klingt so ernst und so ehrlich, dass Alec tatsächlich keinen Moment daran zweifelt. Er hat keine Ahnung, wie Lyle es selbst in so einem Moment noch schafft, ausgerechnet Alec eine derartige Gewissheit zu geben, aber irgendwie gelingt es ihm doch.
Lyle dreht sich um, als Alec in die Küche des Instituts kommt, und schenkt ihm sein übliches strahlendes Lächeln, als er ihn erkennt. „Morgen.“ Er stellt gerade die Pfanne zurück auf den Herd und dreht sich zu Alec um, um ihm einen Kuss zu geben. „Gut geschlafen?“
„Bestens.“ Alec küsst ihn auch kurz. „Auch wenn ich heute früh die Gesellschaft vermisst habe.“ Er geht an Lyle vorbei auf den Herd zu, wirft einen Blick auf die leere Pfanne und die Schüssel mit einem Rest Teig daneben, sowie auf den Teller mit bereits fertigen Pancakes. „Gibt es einen Anlass?“
„Nur, dass ich Lust darauf hatte.“ Lyle schlingt von hinten seine Arme um Alec und kurz darauf liegen seine Lippen auf Alecs Hals. „Und du? Irgendein Anlass dafür, dass du unter die Langschläfer gegangen bist?“
Alec seufzt. „Nur Erschöpfung.“ Er lehnt sich nach hinten gegen Lyles Brust und schließt die Augen.
„Aber hast du dafür alles geschafft, was du wolltest? Sind die Berichte für den Rat und alles fertig?“
„Ja zum Glück.“ Er löst sich wieder von Lyle. „Frühstücken wir zusammen, oder hast du noch zu tun?“
„Ich habe zu tun, aber erst später.“ Er füllt den letzten Teig in die Pfanne und nimmt dann den Teller, der schon voller Pancakes ist, um ihn auf den Tisch neben einen Teller mit Obst und eine Flasche Ahornsirup zu stellen. „Also hilf mir mit dem Essen, bevor Jace auftaucht?“
Alec schüttelt lachend den Kopf und sucht nach Besteck für sie beide. „Wir müssen ihm ja nichts abgeben, wenn er doch auftauchen sollte.“
Lyle lacht ebenfalls, holt noch einen Extrateller, um die Pancakes aufteilen zu können, und wendet den letzten Pancake in der Pfanne, bevor er den Herd ausschaltet. „Und was sind deine Pläne für heute?“, fragt er, sobald er Alec gegenüber am Tisch sitzt und von ihm sein Besteck und Ahornsirup entgegennimmt.
Es ist angenehm, seinen Morgen so zu verbringen. Meistens laufen ihre Tage anders ab, weil sie als Shadowhunter immer viel zu tun haben, aber manchmal ist es so wie jetzt, dass Lyle viel früher als Alec wach ist, und er sich in der Küche ausbreitet, um ihnen Frühstück zu machen, und dann reden sie einfach nur über belanglose Sachen und Alec kann sich fast vorstellen, wie es wäre, ein ganz normales Leben zu haben. Ohne Dämonen, ohne Weltuntergänge, ohne ständige Kämpfe oder die Leitung des Instituts …
Es ist fast, als wäre er wirklich nur irgendein Mensch, wenn sie so am Tisch sitzen und sich unterhalten.
Lyle trägt ein weißes T-Shirt mit irgendeinem Band-Logo, das Alec nicht zuordnen kann, und die Sonne von draußen scheint genau richtig herein, dass der ganze Raum in goldenes Licht getaucht ist, und die einzige Sache, die für ein perfektes Frühstück aus einem Film noch fehlen würde, wäre irgendwelche Musik, aber Alec stört sich nicht daran, dass das einzige Geräusch im Raum ihr Gespräch ist. Es ist auch so perfekt, selbst ohne Musik, und Alec wüsste wirklich nicht, was an dem heutigen Morgen noch besser laufen sollte.
Der Morgen ist genau gut so, wie er gerade ist.
Bis auf die Tatsache vielleicht, dass Magnus statt Lyle hier sein könnte.
Er hat keine Ahnung, woher der Gedanke kommt, aber er taucht auf. Lyle erzählt gerade davon, dass er sich heute wieder um die Ausbildung von ein paar Kindern kümmern muss, und das Licht von draußen lässt seine Haare wirken, als würden sie leuchten, und plötzlich wünschte Alec, er würde statt Lyles Augen die Katzenaugen von Magnus sehen. Wünschte, Lyles Haare würden nicht nur wegen Sonnenlicht leuchten, sondern dass sie tatsächlich glitzern würden, und wünschte sich statt dem Band-Shirt irgendetwas noch bunteres, irgendetwas extravaganteres.
Lyle muss auffallen, dass Alec mit seinen Gedanken nicht ganz bei der Sache ist, denn es dauert nicht lange, bis er abbricht und Alec fragend ansieht. „Was ist los?“
„Ich werde nicht über ihn hinwegkommen.“ Die Erkenntnis kommt genauso aus dem Nichts wie der Gedanke davor. Er ist glücklich, wirklich, verdammt glücklich, der Moment hier macht es nur besser, aber … es stimmt trotzdem. Und jetzt, wo er es ausgesprochen hat, wird es ihm nur noch bewusster.
Er wird nicht über Magnus hinwegkommen. Nicht jetzt, nicht in näherer Zukunft, und vermutlich nie. Oder vielleicht doch, vielleicht schafft er es irgendwann, aber er hat es bisher nicht geschafft, und es ist wirklich nicht so, als wäre das jetzt das erste Mal, dass er lieber Magnus an seiner Seite hätte, und er kann sich wirklich nicht vorstellen, dass es irgendwann besser wird.
Es sind inzwischen fast drei Jahre seit Magnus, und Alec mag Lyle und diese Beziehung, und trotzdem wünscht er sich immer noch etwas längst Vergangenes. Und wenn es jetzt so ist, wird es dann wirklich jemals anders sein? Er kann es sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Er liebt Lyle, ehrlich, ist so nah dran, wirklich sein Leben mit ihm verbringen zu wollen, aber Magnus wird trotzdem für immer an erster Stelle stehen, und inzwischen weiß Alec längst, wie wichtig die Wahrheit ist, also ist er wirklich nicht bereit, das zu verschweigen.
„Es wird sich nicht ändern“, spricht er darum weiter. „Was ich empfinde, meine ich, ich werde immer—“ Seine Stimme versagt. Sie hatten dieses Gespräch schon einmal, damals, als Lyle Alec zum ersten Mal gesagt hat, dass er ihn liebt, und als Alec ihm im Gegenzug Hoffnungen gemacht hat, dass er es vielleicht irgendwann erwidern könnte, und damals hat Lyle gut reagiert, aber das jetzt ist trotzdem anders.
Weil Alec ihm diesmal die Hoffnung nimmt, und er es kaputt macht, und auch wenn er es aus den besten Absichten tut, so wird es Lyle dennoch verletzen und—
Aber Lyle lacht nur. „Ich weiß.“ Er nickt.
„Was?“
„Alec, ich kann dich sehen, wenn wir alle zusammen was Trinken sind. Oder wenn er uns mit einem Zauber oder was anderem hilft. Ich kann sehen, wie du ihn ansiehst, wenn er da ist, und wie du ihn vermisst, wenn er es nicht ist.“ Lyle lächelt. „Ich sehe doch, dass du dir in den besten Momenten wünschst, sie mit jemand anderem zu teilen.“
„Es—“ Alecs Hals ist wie zugeschnürt und die Entschuldigung bleibt einfach darin stecken. Dabei sollte Lyle sie hören. Er hat es nicht verdient, dass Alec ihn an der Nase herumführt, oder er ihm ständig zeigt, dass er eigentlich viel lieber an einem anderen Ort wäre, hat es noch weniger verdient, als Brian das damals verdient hatte, und—
„Aber es war schön, solange es hielt, oder nicht?“ Lyle lächelt weiterhin. Die Sonne bringt seine Haare immer noch zum Leuchten. „Ach komm, sieh mich nicht so an. Es war deutlich, wie wenig du über Magnus hinweg bist, und du hast es mir doch sogar selbst gesagt.“
„Ja, aber … aber ich habe auch gesagt, dass ich irgendwann doch über ihn hinweg sein könnte, und dass das zwischen uns etwas werden könnte, und …“
Wieder lacht Lyle. „Du tust ja geradezu so, als wäre alles gelogen gewesen. Willst du wirklich behaupten, du hättest alles nur gespielt?“
Alec schüttelt den Kopf.
„Siehst du? Also ist es trotzdem echt gewesen. Du liebst nur eben jemand anderen mehr.“
So wie Lyle es sagt, klingt es unglaublich einfach. Alec ist sich wirklich nicht sicher, ob er dem zustimmen würde. „Es tut mir trotzdem leid.“ Alles daran. Nicht zuletzt der Zeitpunkt, zu dem er es sagt. Gott, hätte er sich nicht einen besseren Moment aussuchen können, als ein gemütliches gemeinsames Frühstück?
„Das muss es nicht.“ Wie kann Lyle immer noch so lächeln?
„Aber ich habe gesagt, es könnte sich ändern, und jetzt—“
„Ich weiß.“ Lyle nickt. „Weil du es geglaubt hast. Vielleicht hat es sich am Ende nicht als Wahrheit herausgestellt, aber du wusstest es nicht.“
Wenn er es so sagt … „Du wirkst nicht besonders überrascht.“
„Wie gesagt, man kann es dir ansehen.“ Er zuckt mit den Schultern. „Und nur weil du es nicht wusstest, heißt das nicht, dass ich es auch nicht wusste. Mir war von Anfang an klar, wie unwahrscheinlich es ist. Wir Shadowhunter lieben meistens nur einmal, oder nicht?“
Was es wirklich nur schlimmer macht, immerhin— „Aber du …“
„Ich finde jemand anderen.“ Er winkt ab. „Ich bin immerhin nicht mit irgendwelchen anderen Shadowhuntern vergleichbar und außerdem fantastisch, ich werde dir ganz bestimmt nicht für immer hinterher trauern und irgendwer wird sich bestimmt auf mich einlassen, wer würde mich immerhin nicht wollen?“
Irgendwie bringen die Worte Alec tatsächlich kurz zum Lachen.
Lyle grinst auch. „Und mein nächster Freund wird sogar noch besser als Magnus, sodass selbst du neidisch wirst.“
Und plötzlich ist Alec nach weinen zumute. Lyle hasst ihn nicht. Er ist nicht einmal sauer. Er ist einfach … er ist einfach Lyle. „Daran habe ich keine Zweifel“, gibt er zurück. Schluckt.
Für einen kurzen Moment hat er das Gefühl, in Lyles Augen auch ein paar Tränen zu erkennen, aber dann blinzelt der und sie sind weg. „Aber wir bleiben Freunde, oder?“
Wie kann Lyle immer noch so unglaublich zuvorkommend sein? „Natürlich. Wenn du das willst.“
„Ja. Und dass du kein schlechtes Gewissen hast, will ich auch.“
„Aber ich—“
„Nein“, unterbricht Lyle ihn sofort und schüttelt den Kopf. Lächelt wieder. „Ehrlich, Alec, ich hatte das beste Jahr meines Lebens. Und ich sage nicht, dass ich nie gehofft habe, dass du doch irgendwann nur noch mich siehst, denn das wäre gelogen, aber ich war mir der Wahrscheinlichkeit von Anfang an bewusst und ich war wirklich okay damit, nur eine zweite Wahl zu sein.“
„Ich wünschte, du wärst die Erste gewesen.“ Es hätte alles so viel einfacher gemacht. Sie könnten beide glücklich sein und sich gegenseitig haben.
„Selbstverständlich!“ Lyle lacht. „Wer würde sich das nicht wünschen, immerhin bin ich viel besser als Magnus oder irgendjemand sonst … aber ich akzeptiere, dass bei dir niemand eine Chance gegen Magnus hat.“ Er seufzt. „Wirklich eine Schande, dass du ihm zuerst begegnet bist, ich wünschte wirklich, du könntest mich auch so sehen.“
Alec öffnet den Mund, die Entschuldigung bereits wieder auf den Lippen, aber Lyle hat auch alle bisherigen zurückgewiesen, und so lässt er es doch. „Wenn es dich tröstet“, meint er stattdessen, „du bist ihm wirklich nah gekommen.“ Verdammt nah. „Und wäre es irgendwie anders gelaufen, dann …“ Seine Stimme versagt wieder.
Lyle grinst ihn nur an. Und dann steht er auf, läuft zu Alec hinüber und legt beide Hände an seine Wangen. „Ich liebe dich.“
Und im nächsten Moment beugt er sich nach vorne und Alec schließt die Augen, als Lyles Lippen auf seinen landen.
Der Kuss ist wie eine Mischung aus all ihren bisherigen, eine Mischung aus Verlangen und Sehnsucht und einfach allem und … dann ist er vorbei. Einfach so. Und so, wie Lyle ihn ansieht, besteht kein Zweifel daran, dass er es auch für ihren letzten Kuss hält. Dass ihm genauso klar wie Alec ist, dass das hier ihr letztes gemeinsames Frühstück als Paar war, Alecs letzter Versuch, Lyle als das Beste zu betrachten, was ihm je passiert ist, einfach generell der letzte Moment, den sie jemals so teilen werden, und—
„Wir bleiben Freunde, ja?“, fragt Alec. Er muss es einfach hören. Er braucht das Wissen, dass es wirklich ist, wie Lyle gesagt hat, dass das hier nicht generell ihr letzter Moment gewesen sein wird, dass sie trotzdem—
„Versprochen.“ Diesmal bildet Alec sich die Tränen in Lyles Augen nicht ein, als dieser seine Hände zurückzieht und ihn anlächelt. „Wir bleiben Freunde.“
Und es klingt so ernst und so ehrlich, dass Alec tatsächlich keinen Moment daran zweifelt. Er hat keine Ahnung, wie Lyle es selbst in so einem Moment noch schafft, ausgerechnet Alec eine derartige Gewissheit zu geben, aber irgendwie gelingt es ihm doch.