Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Lost (in) Love

von Ririchiyo
Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Schmerz/Trost / P12 / MaleSlash
Alexander "Alec" Gideon Lightwood Isabelle "Izzy" Sophia Lightwood Jonathan Christopher "Jace" Herondale Magnus Bane OC (Own Character)
25.12.2022
12.03.2023
13
15.771
4
Alle Kapitel
11 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
22.01.2023 1.147
 
5. Können

„Ich liebe dich“, gesteht Lyle ihm, und Alec hält inne. Dreht sich zu seinem Freund um. Lyle lächelt.
     „Tut mir leid“, gibt Alec zurück. Schüttelt den Kopf. Seufzt.
     Er wird diesen Fehler kein weiteres Mal begehen. Er hat bei Brian gelogen, und er wird es nicht wieder machen. Er lernt  aus seinen Fehlern. Er hat schon aus seinem Fehler bei Magnus gelernt und er lernt aus dem mit Brian, und inzwischen ist sein eigenes Empfinden eindeutig nicht mehr das Wichtigste an dieser Sache.
     Er war egoistisch, er weiß es, weil er Brian angelogen hat, nur um sich nichts stellen zu müssen, und er wird so nicht wieder sein. Er ist inzwischen in der Lage, Dinge auszusprechen, genau wie er es sein sollte — weil Kommunikation wichtig ist — und darum tut er es auch.
     „Ich mag dich, ehrlich, du bist toll, du bist perfekt, und vielleicht mit ein wenig mehr Zeit, aber … nicht jetzt.“ Weil es nicht richtig wäre. Egal wie sehr er Lyle zu schätzen weiß, und wie sehr er ihre Dates oder die Dämonenjagden mag, wann immer sie sich ergeben, es ist nicht Liebe. Nicht wirklich. Vielleicht eher Freundschaft, vielleicht etwas mehr, und es ist nicht so, als würde Alec seine Zeit nicht gerne mit Lyle verbringen, oder als würde er ihn nicht gerne ansehen oder nicht gerne mit ihm schlafen, es ist nur … er liebt ihn nicht. Nicht so. Nicht richtig.
     Lyle lächelt immer noch. Immer noch dasselbe Lächeln, wie als Alec mit dem Sprechen begonnen hat. „Du trauerst immer noch deinem Ex nach“, bemerkt er.
     Alec nickt. „Ja“, spricht er die Worte aus, die Lyle ganz sicher falsch verstehen wird, weil er davon ausgehen wird, dass es um einen kürzlichen Ex geht, und dass Alec über den noch nicht hinweg ist, weil Lyle keine Ahnung hat, dass auch die Beziehung nur darum in die Brüche ging, weil Alec über seinen ersten Freund nicht hinwegkommt, aber wo Brian bei der Erkenntnis zusammengebrochen ist — nach viel zu vielen Monaten eines schlechten Schauspiels, das Alec niemals hätte veranstalten dürfen — lächelt  Lyle einfach nur weiter.
     „Ich verstehe.“ Und es wirkt beinahe, als verstünde er wirklich. „Dann ist es vielleicht einfach noch nicht Zeit für dich.“
     „Ja“, wiederholt Alec. Vielleicht wird es niemals Zeit für ihn sein. Vielleicht wird Magnus für immer der eine bleiben, wegen dem Alec nie wieder jemanden findet, aber wenn er die Wahl hätte, Magnus zu vergessen oder nie wieder jemanden so zu lieben, dann würde er sich immer für Magnus entscheiden.
     Auch wenn es lächerlich ist, auch wenn die Sache zwischen ihm und Magnus nun wirklich lange genug her ist, aber manchmal erwischt Alec sich auch jetzt noch dabei, dass er sich in seinem Bett umdreht, um Magnus zu beobachten. Und egal, wie gerne er neben Lyle oder irgendjemand anderem aufwacht, es ist nie dasselbe gewesen, wie es das mit Magus war. Es ist nie  wieder so intensiv gewesen, nie wieder so schön, nie wieder so perfekt.
     Noch eine Sache, die er sich erst jetzt, viel zu spät, eingestehen kann. Er wünschte, ihm wäre das alles schon viel früher bewusst geworden, damals, als er den größten Fehler seines Lebens noch nicht begangen hatte. Damals, als er das alles noch hätte retten können. Er wünschte, er würde nicht erst jetzt, nach etwas über zwei Jahren, so klar sehen können, was er damals hatte, und dass er nicht nach mehr hätte greifen müssen, um glücklich zu sein. Dass er schon damals glücklich genug war, und dass er es einfach nur hätte bewahren müssen.
     „Heißt das, dass wir uns nicht mehr sehen können?“, fragt Lyle weiter. Immer noch am Lächeln, als wäre er nicht sauer auf Alec oder darauf, dass Alec seine Gefühle nicht erwidert. „Oder wäre das trotzdem noch okay?“
     „Willst du das denn?“ Er klingt, als hätte er Interesse daran. Aber warum sollte Lyle weiterhin—
     „Klar. Und ich meine, vielleicht, mit ein wenig mehr Zeit, kommst du ja doch noch über ihn hinweg, oder?“
     „Vielleicht“, gibt Alec zu. Sehr vielleicht. „Und was wenn nicht?“
     „Dann hatten wir trotzdem eine gute Zeit.“ Lyle grinst ihn an und streckt ihm eine Hand hin. „Komm, lass uns noch irgendwas machen, bevor Jace anruft und in Schwierigkeiten steckt, ja? Worauf hast du Lust?“
     Alec ergreift die Hand und lässt sich von Lyle weiter die Straße hinunter führen. „Egal.“ Er zuckt mit den Schultern. „Wonach ist dir?“
     „Wenn du schon so fragst … lässt du dich von mir auf ein Eis einladen?“
     Alec muss auch grinsen. „Ich könnte mich überzeugen lassen.“
     „Wie? Mit einem Kuss?“
     Alec überlegt einen Moment. „Vielleicht?“ Im nächsten Moment liegen Lyles Lippen auf seinen. Alec muss nicht darüber nachdenken, den Kuss zu erwidern, er tut es einfach. Er mag es, Lyle zu küssen. Irgendetwas daran lässt ihn denken, dass tatsächlich alles okay werden könnte. Nicht lange, nicht ewig, und meistens ist er spätestens nach dem Kuss enttäuscht, dass es nicht Magnus ist, der sich von ihm löst, aber trotzdem hat er wirklich nichts dagegen.
     „Und?“, fragt Lyle, als sie sich voneinander lösen, seine Augen natürlich nicht im Geringsten denen einer Katze ähnelnd. „Überzeugt?“
     „Vielleicht“, meint Alec erneut, und findet sich sofort in einem weiteren Kuss wieder. Lacht, als sie sich diesmal voneinander trennen. „Einverstanden.“
     Und Lyle strahlt und zieht ihn wieder mit sich.

Es ist erstaunlich leicht, sich weiterhin mit Lyle zu treffen. Und erstaunlich befriedigend, es weiterhin zu können. Weil Lyle ihn nicht drängt, ihn nicht um mehr bittet, er nicht mehr von Alec verlangt, als dieser zu geben bereit ist, und es ist einfach.
     Es ist so verdammt einfach, seine Zeit mit Lyle zu verbringen, und nichts zu ändern. So einfach, weiterhin mit ihm zu lachen und zu jagen und spazieren zu gehen. Und erstaunlicherweise ist es auch einfach, mit Lyle über Magnus zu sprechen, als der anfängt, Fragen über ihn zu stellen.
     Was merkwürdig ist, weil Lyle Alec liebt, und Alec sich nicht vorstellen kann, wie er dann irgendetwas über die Person lernen will, wegen der Alec seine Gefühle nicht erwidert, aber Lyle fragt und Alec antwortet, und am Ende ist es erstaunlich angenehm, jemanden zu  haben, der ihm einfach nur zuhört.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast