Spencers Weihnachtswunsch
von Secreta
Kurzbeschreibung
Ein Brief wird gefunden, dessen Schrei nach Hilfe nicht größer sein könnte. Auch wenn dieser Brief auf eine große Lüge basiert, können sich Derek und Aaron dazu überwinden Spencer zu verzeihen und vor allem zu helfen? *** AU OOC *** AH/DM
KurzgeschichteDrama, Familie / P16 / MaleSlash
Aaron "Hotch" Hotchner
Derek Morgan
Dr. Spencer Reid
Jack Hotchner
OC (Own Character)
24.12.2022
24.12.2022
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6.380
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24.12.2022
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Spencers Weihnachtswunsch
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Disclaimer: Criminal Minds und seine Welt gehören Jeff Davis. Dies ist eine Fanstory. Sie dient nur zum Lesen und keinerlei kommerziellem Zweck.
Story-Art: Allgemein, Drama, Familie, Einsamkeit, Alternative Universum
Pairing: Aaron Hotchner/Derek Morgan
Autor & Idee: vickysnape
Co-Autor: Secreta
Beta: danisahne25 (Dankeschön!)
Vorwort: Vicky hat mir diese kleine süße Geschichte vor mehr als einem Jahr vor die Nase gesetzt. Sie hat es geschrieben und teilte mir mit, dass sie es nicht veröffentlichen möchte, weil sie mit dieser Version nicht ganz zufrieden ist. Ich habe ihr das Angebot gemacht, diese Geschichte an mich zu nehmen, es zu überarbeiten und meine Gefühle und Ideen einfließen zu lassen. Das was ihr jetzt lest, ist ein Resultat von Vicky und mir. Ihr hat es gefallen und hoffe das tut es auch euch. Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünschen wir euch.
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Spencers Weihnachtswunsch
28. Dezember
Liebe Mutter,
Du weißt, dass ich dieses Jahr nicht über Weihnachten gekommen bin, weil du es selbst gewollt hast, dass ich zu Hause in Quantico bleibe, weil es dir wieder einmal nicht gut geht.
Ich besinne mich, ich habe dir die letzten Jahre immer wieder sehr viel von meinen Freunden oder vielmehr neuen Familie erzählt. Dieses Jahr hatte ich also die Möglichkeit mit meinem Team die Tage um Weihnachten zu verbringen. Ich möchte dir also von meiner Weihnachtszeit mit ihnen erzählen.
Es fing an, dass ich bei JJ vorbeiging, um Henry seine Geschenke zu bringen. Natürlich habe ich die Geschenke im Auto gelassen als ich geklingelt hatte und spielte erstmal mit meinem kleinen Patensohn. Er soll ja seinen Glauben an den Weihnachtsmann noch ein wenig behalten dürfen. Er hat mir seine neuste Errungenschaft gezeigt, Daddys alte Holzeisenbahn, die sie gemeinsam um den Weihnachtsbaum aufgestellt hatten. Eine Familientradition, wenn man Will Glauben schenken darf.
JJ hat mich dann noch zum Essen eingeladen und wir haben gemeinsam Henry ins Bett gesteckt. Danach habe ich die Geschenke reingetragen und mit JJs Hilfe unter dem Baum aufgestellt. Ich bin mir sicher, mein kleiner Patensohn wird ein großartiges erstes Weihnachten haben, an das er sich noch einige Zeit erinnern wird. Henry ist wirklich groß geworden und ich denke bald kann ich mit ihm ins Museum gehen, auch wenn JJ und Will gesagt haben, dass es noch etwas dauern wird, bis sie ihn mir mitgeben werden. Du weißt doch, ich und Kinder ... das ist nicht so ganz einfach.
Hier hat das sogar einen Namen bekommen. Sie nennen es immer neckend: den Reid-Effekt, aber ich bin zuversichtlich, dass wenn Pen mitkommt, ich eine Chance kriegen werde und sonst nehme ich die Zwei großen einfach mit.
Weil Penelope ihren Freund Kevin mit einem Kurztrip über die Feiertage überraschen wollte, um dem Trubel zu entkommen, war ich danach noch auf ein Glas Wein bei Ihnen. Ich denke die Wahrheit ist; Sie flüchten, weil sie sich nicht einigen konnten, ob sie bei ihr oder seiner Familie, die Weihnachtstage feiern würden und wenn sie weg sind, kann keine Familie beleidigt sein. Emily ist auch später noch dazu gekommen. Es war ein sehr langer Abend und endete damit, dass wir auf Garcias Sofa geschlafen haben.
Auch wenn die Nacht ziemlich kurz war, schaffte ich es doch rechtzeitig und pünktlich zu dem nächsten anstehenden Termin, auf den ich mich, ehrlich gesagt, am Meisten die ganze Zeit gefreut habe. Ich habe die Einladung angenommen bei Aaron Hotchner, Derek Morgan und bei ihren gemeinsamen Sohn Jack vorbeizuschauen.
Du erinnerst dich sicher an sie? Ich habe dir geschrieben, dass sie eine Familie sind und sie sogar vor einem Jahr geheiratet haben. Ich habe den Zweitschlüssel genutzt und die Geschenke rechtzeitig unter dem Baum aufgebaut und noch ein wenig im Wohnzimmer dekoriert.
Man sieht schon, dass die Hotchner-Morgans ein Männerhaushalt sind, aber nach meiner kleinen Aktion funkelte der Weihnachtsbaum mit einer Lametta-Schicht und ich habe an ihrem Kamin Socken aufgehängt und dementsprechend gefüllt. Ein wenig Tradition muss man ihnen noch beibringen. Außerdem habe ich ein paar Girlanden gezogen. Es ist richtig gemütlich geworden. Gerade als ich mir einen heißen Kakao mit Marshmallow aufgesetzt hatte, kam Jack die Treppe ganz leise runtergeschlichen. Ich habe ihn angehalten seine Eltern nicht zu wecken und wir haben es uns auf dem Sofa mit unseren Kakaos gemütlich gemacht. Ich denke Hotch und Morgan haben ausgeschlafen, weil sie wussten, dass Jack beschäftigt und vor allem nicht alleine war.
Wir haben ein wissenschaftliches Experiment gemacht und alle Geschenke vermessen und wetten darauf abgeschlossen, was wohl darin sein würde und Jack hat wirklich ein gutes Gespür, ganz wie sein Vater eben. Als die Zwei auf waren, haben wir noch gefrühstückt und dann ging es ans Geschenke öffnen.
Es war schön zuzusehen wie Jack seine Geschenke geöffnet hat und es war ein wundervoller Tag. Morgan hat gedroht mich zu fesseln und mit Gewalt da zu behalten, wenn ich gehen würde und um nichts in der Welt hätte ich gehen wollen.
Der Tag war wundervoll, Mama ….
Jack und ich haben dann sein Magie-Set ausprobiert und später hat mich Hotch zu einer Partie Schach herausgefordert. Allerdings war er vom Weihnachtspunsch schon etwas betüdelt. Er war kein wirklicher ernstzunehmender Gegner.
Da ich auch getrunken habe, hat mich Jack eingeladen in seinem Zimmer zu schlafen, so dass ich erst am nächsten Tag nach Hause ging.
Über Silvester hat mich Rossi eingeladen. Ich bin mir sicher, ich werde das ganze Team dort treffen, so wie jedes Jahr und ich freue mich wirklich dieses Jahr dort sein zu können.
Ich hoffe deine Weihnachtsfeiertage waren so schön wie meine …
Hier brach der Brief ab und die junge Krankenschwester – die sich noch in der Ausbildung befand - sah auf den jungen Mann, der in der Notaufnahme noch vor einer Stunde um sein Leben gekämpft hatte, da er mit schweren Körperverletzungen und einer Unterkühlung eingeliefert worden war.
Dieser junge Mann war Opfer eines gewalttätigen Raubüberfalls geworden. Der Täter hatte ihn auf übelste Art niedergeschlagen und ihn in der Gasse in der eisigen Kälte liegen gelassen, dabei wurde seine Geldbörse mitgenommen.
Im Winter waren die Straßen einfach nicht so sicher wie im Sommer, so dass Überfälle sich auch zu normaleren Tageszeiten mehrten.
Der Leiter der Notaufnahme hatte sie dazu verdonnert, nach seiner Identität zu recherchieren, damit sie die nächsten Angehörigen von dieser John Doe informieren konnten, dass er im Krankenhaus war. Der Brief war das Einzige, was die junge Krankenschwester in seinem Mantel gefunden hatte.
An dessen Körper selbst, fand man keine hilfreichen Hinweise, die etwas zu dessen Person sagen konnten. Die Sanitäter hatten bei der Erstversorgung an ihm noch eine Plakette gefunden, dass nur darauf hinwies, dass er gegen allerlei Schmerzmittel allergisch war, aber ohne Namen und sonstige ID Merkmale, die hätten hilfreich sein können.
Erneut betrachtete sie das Ende des Briefes und runzelte die Stirn. Der Brief war leider nicht unterschrieben, was für sie seltsam war. Dazu kam, sie konnte auch nicht verstehen, weshalb der junge Mann diesen Brief mit sich trug in einem Umschlag, der noch nicht adressiert war.
Denn Weihnachten stand noch vor der Tür. Vielleicht war es ein Brief aus dem letzten Jahr? Doch weshalb trug er ihn mit sich? Wenn es dieses Jahr sein sollte, dann konnte doch einiges nicht mit ihn stimmen. Auch wenn seine Handschrift und seine Wortwahl von einer hohen Bildung sprachen.
Dennoch, es war für die Krankenschwester irritierend.
Diese Dinge, die er beschrieb wie er zu dieser JJ ging und zu seinem Patenkind als wäre es schon für heute Abend geplant und laut Brief, würde er dort übernachten.
Aber jetzt, lag er gerade hier. Er befand sich noch in tiefster Bewusstlosigkeit, der Monitor sagte ihr, er war für diesen Augenblick stabil und er bekam Sauerstoff. Auch seine Körpertemperatur stieg langsam aber sicher auf ein normales Niveau, nachdem das Notfallteam ihn warm eingepackt hatte.
Mit den Namen JJ, Henry und Will konnte die Krankenschwester schon einmal nichts anfangen. Es waren zu weit verbreitete Namen in Washington und Virginia.
Vielleicht handelte es sich bei dem jungen Mann doch nur um einen psychisch kranken Menschen, der aus einen der Kliniken geflüchtet ist und das Pech hatte, gleich überfallen zu werden, als er in die Freiheit abgehauen ist. Wer wusste das schon?
Das war wohl eine glaubhafte Erklärung für die junge Krankenschwester in diesem Augenblick. Also begann sie mit dem üblichen Vorgehen bei so einem Fall. Sie rief die Kliniken an, um nachzufragen ob jemand vermisst wurde, ebenso meldete sie der Polizei, dass sie einen John Doe hatten. Auch wenn der Raubüberfall wohl vor Ort aufgenommen wurde, war sie davon überzeugt, dass dieser Fall eher bei den Polizisten in ihren weiteren Haufen Fälle untergehen würde, da ihr Opfer nicht ansprechbar und der Täter schon lange über alle Berge verschwunden war.
Da die junge Krankenschwester noch Dienst hatte, konnte sie vorerst nicht arg viel mehr für den unbekannten Patienten tun, doch sie nahm sich vor die Namen in dem Brief zu googeln. Unwahrscheinlich, dass sie etwas finden würde, aber ein Versuch war es Wert. Dann konnte sie beruhigt in ihre freien Weihnachtstage gehen mit dem Gewissen, dass sie alles versucht hatte um ihm zu helfen.
Im Laufe des Tages meldete sich niemand wegen John Doe. Die junge Krankenschwester setzte sich an den Computer und suchte nach den erwähnten Namen, die im Brief standen. Sie runzelte die Stirn. Mit den Namen Aaron Hotchner konnte sie einen Erfolg verbuchen. Sie landete auf einem Zeitungsartikel und fand heraus, dass er vom FBI war. Der Artikel erwähnte sogar einen Agent Morgan. Ihr Herz klopfte heftig, sollte das etwa heißen, dass sie wirklich jemand gefunden hatte?
Nach eifriger Suche fand sie schlussendlich eine Adresse in dem elektronischen Telefonbuch von Washington. Sie beschloss in ihrer Mittagspause dorthin zu fahren, anstatt einfach dort anzurufen. Sie wollte die Möglichkeit haben, dass Foto von ihrem Unbekannten diesem gewissen Aaron Hotchner zu zeigen. Sie hatte extra ein Foto mit ihrem Handy gemacht. Sie nahm nicht nur dies mit, sondern auch den Brief, der wohl bei dieser ganzen Angelegenheit eine wichtige Rolle spielte.
Normalerweise machte sie sowas nicht, aber es war Weihnachten und vielleicht konnte dieser Aaron Hotchner dem jungen Mann helfen, der immer noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen war.
In der Zwischenzeit war er auf die Intensivstation des Krankenhauses verlegt worden. Auch wenn seine Vitalwerte und die Körpertemperatur sich einigermaßen normalisiert hatten, machte es den Ärzten doch Sorgen, dass der Patient noch keine Anzeichen von sich gab wach zu werden. Seine Gehirnaktivitäten wurden dementsprechend auch mit Argusaugen überwacht. Sie wollten alle sicher sein, dass sie beim Unbekannten nicht etwas übersehen hatten.
Die Autofahrt zu dem genannten Wohnviertel gestaltete sich für die Krankenschwester einfach, da eine ihrer Tanten hier lebte. Dennoch wurde sie, je näher sie dem Ziel war, aufgeregter.
Tat sie wirklich das Richtige?
An ihr Ziel ankommend, klingelte sie unsicher an der Tür, wo der Name Hotchner-Morgan an der Türklingel stand. Sie hörte Kinderfüße trampeln, die Tür wurde sofort von innen aufgerissen. Ein kleiner blonder Junge stand vor ihr und sah sie mit großen verwunderten Augen an.
"Hallo, bist du Jack?“, fragte sie neugierig.
"Daddy, Dad! Da ist eine Frau vor der Tür, die kennt meinen Namen“, rief der Junge fröhlich und düste den Flur nach hinten, während er der Tür einen Schubs gab, der aber nicht ausreichte die Tür ins Schloss richtig fallen zu lassen.
Die Krankenschwester stupste die Tür an, riss dann aber die Hände hoch, weil im Flur nun ein großer dunkler Mann mit einer Pistole stand, die auf sie gerichtet war.
"Oh … Ah … Ich bin Nancy Westwood, ich ... hab einen Brief gefunden …", fing sie mit zitternder Stimme an zu sprechen. Sie verlor jegliche Farbe aus dem Gesicht. Hastig machte sie sich daran weiter zu sprechen, damit die Situation nicht doch noch eskalierte. "Ich arbeite in der Notaufnahme … In dem Brief stand ihr Name … Ich wollte sie nur fragen, ob sie diesen Patienten kennen und ihnen ein Foto von ihm zeigen."
Aaron Hotchner ging, nachdem er Jack für das Türöffnen getadelt hatte, an Derek Morgan vorbei, der die Waffe gezogen und auf die arme Krankenschwester gerichtet hatte.
"Kommen Sie doch rein. Entschuldigen Sie meinen Ehemann. Es ist ungewöhnlich, dass jemand an unserer Tür steht und unsere Namen kennt. Ich bin SSA Aaron Hotchner und das ist SSA Derek Morgan ... und von Berufswegen ist es meist ungut, wenn uns jemand kennt“, meinte Hotch ruhig. Er führte die Frau dann in Inneres des Flures.
"Um was für einen Brief handelt sich und wie haben sie uns gefunden?", fragte der Teamleiter der BAU jetzt neugierig.
Beide Männer sahen sich kurz in die Augen, ihnen ging in diesem Augenblick nur eins durch den Kopf. `Es ist Weihnachten! Bitte lass es nicht ein neuer Fall sein. `
Nancy war noch immer ein wenig unter Schock. Die FBI-Agenten gaben ihr einem Moment die Zeit, um sich wieder zu fassen. Derek war auch wieder so gnädig gewesen und brachte die Waffe aus ihrer Sichtweite, als sie sich als Krankenschwester ausgewiesen hatte.
Nach mehrmaligem durchatmen, fing sie an die Sachlage zu erklären. Sie fing ab dem Moment an zu erklären, als dieser Unbekannte in der Notfallaufnahme eingeliefert wurde und was sie bei ihm gefunden hat und wie sie dank des Briefs angefangen hatte zu recherchieren.
"Ich habe gehofft, Sie kennen ihn vielleicht. Es ist Weihnachten und da sollte niemand alleine sein, aber vielleicht ist er auch nur ein durchgedrehter Irrer ... der eigentlich in eine geschlossene Anstalt gehört ... Wie sie gesagt haben, Mr. Hotchner ...“, sie holte den Brief aus ihrer Tasche und reichte es den beiden Männern rüber.
Hotch und Derek lasen den Brief. Die Handschrift kam beiden mehr als nur vertraut vor. Beiden war klar, dass es sich nur um Doktor Spencer Reid handeln konnte, der dort in Krankenhaus lag. Beide hatten die unterschiedlichsten Gedanken als sie die großen Lügen lasen, die Spencer wohl seiner Mutter schreiben wollte.
Wieso tat er das nur?
Hotch wurde bleich, als er jede Zeile las. Er hatte nie in Erwägung gezogen, dass Spencer über Weihnachten in der Stadt sein könnte. Weihnachten war ein Fest der Familie und er war davon ausgegangen, dass Spencer zu seiner Mutter nach Vegas fliegen würde, wie in den letzten Jahren auch. So dachte Hotch zumindest. Ein Blick zu Derek bestätigte ihm, dass sein Ehemann nicht anders dachte. Was war dieses Jahr anders? Wollte seine Mutter ihn nicht bei sich haben? Oder war sie wieder in einer sehr schwierigen Episode. Sie wussten beide, dass sie an paranoider Schizophrenie litt.
Aber wieso hatte Spencer ihnen davon nichts erzählt? Vor allem, dass er über Weihnachten in Quantico bleiben würde. Es waren Fragen, die Antworten bedurften.
Der Teamleiter hatte mitbekommen, dass Gracia wirklich einen Kurztrip mit Kevin plante. Emily hingegen weilte seit gestern auf Hawaii. Was JJ und Will anging, sie hatten Spencer und Garcia, alle beide regelrecht ausgeladen, weil sie Weihnachten für sich sein wollten. Einmal einige Tage nur die Drei allein.
Was bitternötig war, wie JJ in letzter Zeit mehrfach erwähnt hatte. Die Ehe der Beiden stand nämlich auf der Kippe und hatte in letzter Zeit ziemlich gelitten. Hotch hatte nur am Rande mitbekommen, dass JJ sich mehrmals bei Spencer sogar entschuldigt hatte, über die Ausladung, aber dieser hatte nur typisch Reid-mäßig abgewinkt und geschwiegen. Hotch glaubte aber in dessen Augen eine gewisse Traurigkeit gesehen zu haben, auch wenn es nur ein kurzes aufblitzen gewesen war.
Auch wenn ein Teil des Briefes wahr war, wieso basierte der größte Teil davon auf einem Lügen- und Wunschtraum? In diesem Augenblick konnte Hotch es nicht durchschauen und verstehen, wieso Spencer so etwas an seiner Mutter schrieb.
Hotchs Augen huschten immer wieder über die Zeilen, die Spencer über Jack geschrieben hatte und seine Zeit bei ihnen, wie er glaubte, dass er Weihnachten verbringen würde. Er bemerkte das unglaublich viel Vertrautes darin raus zu lesen war. Es hörte sich so an, als ob Spencer hier nicht ein Fremder wäre. Allein schon Spencers Fantasie darüber, dass er so früh am Morgen mit einem eigenen Schlüssel hier reinkam und Jack solange beschäftigen könnte bis Derek und er aufstanden.
Das war absurd. Nach den Erfahrungen in der letzten Zeit, würde Aaron sofort hellwach sein, wenn sich Jack bewegte. Er würde nicht schlafen, wenn ein Fremder in sein Haus kam, ebenso wenig Derek. Keiner von ihnen würde am Weihnachtsmorgen oben liegen, während Jack unten weilte.
Der Brief war absurd, wie das Meiste was er gelesen hatte.
Wieso hat das Spencer Reid getan? Hotch versuchte es zu verstehen. Er sah dann zu Derek rüber, der wirklich versuchte nicht aus Wut zu schäumen. Der andere Mann schnaubte regelrecht vor Wut, dass konnte Hoch in der angespannten Haltung erkennen.
Hotch wusste genau, dass Derek vor allem die Sache mit JJ und Henry nahe ging. Es saß in Derek immer noch als Stachel, dass Spencer und nicht er, der Patenonkel geworden ist, aber nachhinein hatte Hotch die Entscheidung als fair gefunden, da wenn man es so überlegte, sonst Spencer hier nicht wirklich Familie hatte und einsam war.
Einsam!
Das war das Schlagwort und es schlug auf Hotch Gesicht eine wie eine eiserne Faust, die ein unangenehmes Eiswasser über ihn laufen ließ. Diese Erkenntnis traf ihn doch bitter.
Hotch sah die junge Frau an, die immer noch geduldig wartete. "Sie meinten, sie hätten ein Foto von ihm?"
Die Krankenschwester nickte heftig und zeigte es ihnen dann. Spencer wurde mit Sauerstoff versorgt, aber war nicht intubiert worden. Sein Gesicht war buntgefärbt, von dem Überfall. Die Wut und Empörung verließ Hotch für diesen Augenblick, als er seinen verletzten Untergebenen und doch Freund sah. Mit einen dankbaren nicken, reichte Hotch ihr das Handy zurück, nachdem er es auch Derek gezeigt hat, dessen Haltung immer noch sehr angespannt wirkte.
"Wir werden in die Klinik fahren und uns darum kümmern. Er ist ein Kollege von uns. Sein Name ist Doktor Spencer Reid. Vielen Dank, dass Sie zu uns gekommen sind und frohe Weihnachten", teilte Hotch ihr noch freundlich mit.
Die Krankenschwester erwiderte den Gruß und Wünsche mit einem sanftmütigen Lächeln zurück, bevor sie dann verschwand wie sie gekommen war. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und konnte im Krankenhaus gleich anrufen und mitteilen, wer ihr John Doe war. Ihre Aufgaben für diesen Patienten waren somit erfüllt und sie konnte heute Abend beruhigt nach Hause gehen und mit ihrer Familie Weihnachten feiern.
"Du wirst doch nicht wirklich losfahren wollen, um ...“, grollte Derek, als die Tür hinter ihr von Hotch abgeschlossen wurde. Derek brach aber inmitten des Satzes ab, als würde ihm etwas einfallen und stürmte aus dem Flur nach oben, um sich im Bad erstmal einzuschließen. Er musste sich erstmal einen Moment beruhigen.
Als Hotch sicher war, dass sein Jack am Esstisch schön am Malen war, ging er hoch, um nach seinem Ehemann zu sehen.
Der ältere Agent ging an die Badezimmertür, wo sein Partner sich eingeschlossen hatte und seufzte leise ehe er anfing zu sprechen. Er wusste, Derek würde jedes Wort hören können. "Er hat das alles nur erfunden, nichts davon hatte er vor, je in die Tat umzusetzen. Das Datum auf dem Brief ... Er hat es nur geschrieben, weil er seiner Mutter nicht sagen wollte, dass er hier Weihnachten alleine verbringt. Vermutlich ist er nicht bei ihr, weil sie eine schwierige Phase hat und sie ihn nicht sehen will. Damit sie später kein schlechtes Gewissen hat, dass sie ihren Sohn nicht hatte sehen wollen, hat er wohl diese ganze Lüge erfunden, dass das Team ihm die Tage verschönern würde … Wenn man beachtet was zwischen den Zeilen zu lesen ist … erkennst auch du …, dass er niemanden hat außer uns … und zu Weihnachten sollte wirklich niemand alleine sein Derek … Nicht einmal er …".
Natürlich war Hotch im ersten Augenblick ebenso sauer gewesen, aber nach und nach, als er den Brief gedanklich analysiert hatte, fiel ihm dies auf, die Beobachtungen und das Verhalten der letzten Tage von Spencer, bevor sie in den Urlaub gingen. Kummer, das traurige Lächeln, sehnsüchtige und gedankenverlorene Blicke. Es ergab alles einen Sinn.
Der dunkelhäutige Agent hatte die Tür in der Zwischenzeit geöffnet und blieb am Türrahmen stehen. "Warum hat er nichts gesagt?“, fragte Derek leise, wie ein geschlagener Hund. Die Wut auf Spencer, die er wegen der Lüge noch vor einige Momente empfunden hatte, war bei Hotch logischer Erklärung verraucht.
Derek nahm den Brief nochmal zu sich, als Hotch es ihm erneut anbot, und las ihn erneut. Diesmal wurde er nicht wütend, sondern nur tieftraurig. Spencer hatte ihr Wohnzimmer beschrieben und er hatte es ziemlich getroffen. Nur, dass die Girlanden, das Lametta und die Socken am Kamin nicht sein Werk waren. Derek wusste wie man ein Wohnzimmer zu Weihnachten schmückte. Er strich über die Zeile, wo Spencer geschrieben hatte, dass es Derek gewesen wäre, der ihn 'gezwungen' hätte zum Essen zu bleiben. "Oh Mann, Reid“, flüsterte Derek leicht frustriert und ihm wurde der stumme Hilfeschrei zwischen den Zeilen bewusster.
Hotch hatte in der Zwischenzeit nach Jack gerufen und ihm gesagt, er soll sich einen warmen Pullover anziehen und sein Stofftier holen. Danach sah Hotch zu seinem Mann und legte seine Arme um Dereks Hüfte.
"Wir holen ihn nach Hause und reden mit ihm in aller Ruhe. Wir fragen ihn, was das soll. Vielleicht sagt er es uns gleich oder wir müssen es ihm wieder einmal aus der Nase ziehen. Was nicht zum ersten Mal passiert." Hotch gab ihm einen Kuss und sah ihm dann ernst in die Augen. "Er hat sicher einen guten Grund, weshalb er dies schrieb“, sagte er und küsste Derek erneut. "Vielleicht ein Hilferuf ... Wir alle wissen, dass er keinen sozialen Kontakt hat, nicht außerhalb der Selbsthilfegruppe und des Teams …“ Es folgte ein kurzes Schweigen von Hotch und in ihm breitete sich ein schlechtes Gewissen aus, weil er doch erneut erkennen konnte, wie einsam doch Spencer außerhalb der Arbeit und der Selbsthilfegruppe sein musste.
"... Wir alle waren blind …", sprach Hotch dann weiter. "… Ich erinnere mich, dass er mich fragte, wie wir Weihnachten verbringen würden. Ich habe ihn ziemlich abgewürgt ... Ich sagte ihm, dass wir Weihnachten zu dritt feiern würden. Ich habe nicht daran gedacht ihn danach zu fragen ...“, gestand Hotch und er lehnte seine Stirn gegen Dereks Schulter. "Ich habe ihn mit meiner barschen Antwort … verletzt … Ich hätte ihn nicht so hart drannehmen müssen. Er hat nur schüchtern gefragt und ich war so … forsch …“ Hotch wirkte über sich verärgert, weil er sich daran erinnerte, wie Spencers Schulter leicht schlaff wurde und er gegangen war. "Ich muss ihn verletzt haben. Ich habe nicht einmal nachgefragt was er tut …, sondern diese Angelegenheit einfach weggewischt und für unwichtig gefunden."
"Niemals einander profilieren … unser Gebot“, erinnerte Derek ihn murmelnd daran.
"Spencer hat mir dagegen nur schöne Weihnachten gewünscht, als er Freitag ging. Er hat sehnsüchtig ausgesehen. Sein Blick über das Büroraum, so dachte ich, gab mir den Eindruck, dass er die Arbeit vermissen würde." Derek sah ihn ebenso mit einem schlechten Gewissen an. "Ich habe ihn sogar aufgezogen deswegen, dabei hatte er sehnsüchtig zu JJ und Emily geschaut und dann zu mir, ehe er fast fluchtartig das Büro verließ, dabei strich er unauffällig mit der Hand über sein Gesicht."
Jetzt fühlte sich Derek wirklich schlecht, weil er die Anzeichen nicht gesehen hatte und sogar einen Witz darüber gemacht hatte.
"Gott … Shit … Was sind wir für schlechte Kollegen und Freunde …", fluchte Derek vor sich hin. Hotch hielt ihm den Mund zu. Er mochte es nicht, wenn Derek vor Jack so fluchte. Die restlichen Worte schluckte Derek wortlos runter und sah Hotch entschuldigend an.
Der ältere Mann schenkte ihm nur ein beruhigendes Lächeln und sah, wie Jack aus seinem Zimmer gedüst kam und fing ihn auf. "Komm, gehen wir runter und ziehen dich warm an." Seine Entscheidung war gefallen. Sein Sohn würde mitkommen. Jessica war bei ihrer Familie. Außerdem war Weihnachten und er wollte seinen Sohn nicht wieder wegbringen.
"Gehen wir zu Onkel Spencer?“, fragte Jack neugierig seine beiden Daddys. Jack mochte seinen Onkel sehr. Er war zwar nicht so oft da, aber wenn, dann machte er immer lustige Dinge mit ihm, und Jack liebte es, wenn Spencer mit ihm wissenschaftliche Experimente machte.
Jack war nicht dumm. Natürlich hatte er verstanden, dass die Beiden über Onkel Spencer gesprochen haben, der in Krankenhaus lag, aber wieso sie zu Anfang verärgert waren über einen Brief, jetzt aber so traurig, dass verstand er nicht. Dafür war Jack einfach noch zu jung.
"Ja, wir gehen und sehen nach, ob Onkel Spencer Hilfe braucht“, erwiderte sein Vater sanft nickend.
Als sie im Wagen waren und Jack im Kindersitz gesichert war, drückte er sein Stofftier fest in seine Arme und legte gleich los, als die zwei Männer sich vorne ebenso angeschnallt und Derek den Motor angemacht hatte.
"Hat ein böser Mann Onkel Spencer Aua gemacht? Haust du den bösen Mann dann weg, Dad?", fragte Jack kindlich an Derek gerichtet. Aber bevor jemand von ihnen darauf antworten konnte sprach Jack schon weiter. "Und Daddy kann ihn dann mit Onkel Dave wegsperren?", weitere Fragen und Feststellungen folgten.
Bevor Hotch oder Derek auf Jacks viele Fragen antworten konnten, sprach der Kleine schon weiter, diesmal weniger hektisch und besonnen. "Wir müssen Onkel Spencer noch Kaffee kaufen. Dann ist er wieder glücklich und wird ganz schnell wieder gesund", krähte er von hinten den Beiden auf. Jack war es sehr wichtig, dass es Spencer bald wieder besser ging und er wollte, dass seine Eltern es richtig machten bei seiner Genesung.
"Wir kaufen ihm Kaffee, Buddy. Willst du ein Kakao mit Muffin?“ Hotch musste über Jacks Worte schmunzeln. Wie gut der Junge doch Spencer kannte.
"Ja!", antworte Jack gleich über diese Idee begeistert, dass er auch etwas Leckeres bekommen würde.
In der Zeit, wo Hotch im Krankenhaus zu dem Empfang ging, um zu erfahren wo Spencer sich befand, ging Derek mit seinem Sohn zum Kaffeeshop, der sich nah am Haupteingang des Krankenhauses befand.
Als sie die gewünschten Dinge hatten, wies Jack eifrig seinen Dad an, wieviel Zucker in den Becher rein musste, den Spencer erhalten würde. Derek wagte es nicht seinem Sohn die Stimmung kaputt zu machen und darauf hinzuweisen, dass womöglich Spencer noch schlafen würde, sondern machte ihm einfach die Freude, egal was sie gleich erwarten würde. Er selbst hoffte natürlich, dass Spencer außer Gefahr und ansprechbar war. Als Nancy über dessen Zustand berichtet hatte - auch wenn nicht in Details, wegen Patientenschutz - hatte sie doch ziemlich ernst gewirkt.
"Onkel Spencer braucht ganz viel Zucker“, erklärte der Kleine und machte die sechste Tüte auf und ließ den Zucker einrieseln. Derek nickte, Er hatte genügend Zucker mitgebracht, um aus dem Kaffee Sirup zu machen. Der Dunkelhäutige lachte nur, als er Hotch sah, der die Augen verdrehte, als er mitbekam, wieviel Zucker sich in Spencers Kaffee befand.
Jack war nun mal schon immer ein Onkel Spencers Fan gewesen, auch wenn der junge Agent das nicht wirklich zu merken schien, aber Jack mochte ihn sehr, seine wissenschaftliche Erklärungen und Zauberkünste. Jack konnte von ihm nie genug haben, wenn das Team ein privates Treffen hatte, da hängte sich Jack an ihn ran und Henry natürlich hinterher. Was Spencer immer wieder zum Strahlen brachte, da er froh darüber war, dass wenigstens diese zwei Kinder anscheinend bei ihm kein Reid-Effekt auslösten.
"Ich habe erfahren, dass Spencer gerade vor einige Minuten auf die medizinische Station verlegt wurde. Muss ein gutes Zeichen sein, wenn er nicht mehr auf der Intensivstation liegt. Sie wollte mir keine weiteren Informationen geben und meinte, wir sollten mit der zuständigen Station und dem Arzt reden", erklärte er Derek. Hotch war froh, dass er Spencers Notfallkontakt war, so konnte er als nächster Angehöriger über Spencers Zustand aufgeklärt werden.
"Dann sollten wir ihn aufsuchen", sagte Derek, der die Tüte mit dem Proviant trug. Jack nahm die Hand von Hotch, als sie gemeinsam zum Aufzug gingen.
Jack sah sich staunend um, als sie an der genannten Station waren. "Wo ist Onkel Spencer?“, wollte er wissen. Er wollte zu seinem Onkel.
Hotch und Derek blieben an einen Schwesterstation stehen und erkundigten sich nach Spencer. Hotch stellte sich und seinen Ehemann dabei vor und teilte ihnen mit, dass er der Notfallkontakt von Doktor Spencer Reid war, der Mann, der noch vor einige Stunden ihr John Doe gewesen war.
Eine Krankenschwester kam sofort auf sie zu und erklärte, dass sie gleich ein Arzt informieren würde, aber sie konnte die Beiden schon damit beruhigen, dass Spencer vor eine Stunde aufgewacht und ansprechbar war, ehe er wieder eingeschlafen war. Als der Arzt sicher war, dass Spencers Vitalwerte gut waren und sein Gehirnströme sich im normalen Bereich befand, wurde er auf ein Einzelzimmer verlegt.
"Wenn Sie einen Augenblick warten würden, ich werden den Arzt anrufen, damit er kommt, wenn er Zeit hat", sagte die Frau freundlich.
"Danke. Ich werde hier auf ihn warten", teilte Hotch ihr mit. "Geht schon zu ihm", sagte er dann zu Derek und Jack.
Bestätigend nickte Derek und ging dann mit Jack zur Zimmertür, wo Spencer angeblich lag. Leise öffnete er die Zimmertür, bevor er Jack aufhalten konnte, sauste er an Derek vorbei und rief: "Onkel Spencer!" Der Junge schreckte sich vor gar nichts zurück, als er sah, dass das Gesicht von Spencer blau und grün war und er zwei große Pflaster auf seinem Gesicht hatte, eines an der Stirn und das Andere auf der Wange.
Jack war schnell auf das Bett geklettert, da war er aber dann vorsichtiger, da er Spencer ja nicht wehtun wollte. Derek seufzte nur, weil er Jack hatte nicht aufhalten können, aber war gleichzeitig froh, dass der Junge sich selbst daran ermahnte mit Spencer sanft umgehen zu müssen in diesen Augenblick.
Seinen Freund und Teamkollege so zerschlagen zu sehen, ließ Derek sogar den letzten funken Wut auf ihn entweichen. Nach dem er die Tür leise hinter sich schloss stellte er die Tüte ab und näherte sich dem Bett mit einem Ausdruck von echten Sorgen im Gesicht.
Natürlich wurde Spencer wach, durch den Aufruf von Jack, aber sein Denken war langsam und er brauchte eine Weile, um richtig wahrzunehmen, was gerade geschah. Auch wenn Spencer nicht mit Schmerzmittel vollgepumpt worden war, fühlte er sich immer noch in Watten eingepackt. Der Arzt hatte ihm gesagt, als er zum ersten Mal im Krankenhaus aufgewacht war, dass dieser Zustand noch einige Stunden so andauern konnte, weil der Schlag auf den Kopf nicht gerade sanft gewesen war.
Als Spencer endlich seine Augen ganz offen hatte, sah er verwirrt auf die blonden Locken hinab. Jack hatte seine kleinen Arme vorsichtig um Spencers Oberkörper gelegt. Der Kleine hatte darauf geachtet, den Infusionsschlauch nicht in den Weg zu kommen.
"Jack?“, murmelte Spencer sichtlich irritiert und fasste sich dabei an den mörderisch pochenden Kopf. Nur langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Er konnte sich auch wieder daran erinnern, dass vor eine Weile ein Arzt hier gewesen war.
In der Zwischenzeit hatte sich Derek neben das Bett auf den Besucherstuhl hingesetzt. "Hey Pretty Boy? Bist du wieder unter den Lebenden? Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Derek versuchte seine Stimme leise zu halten, als er merkte, dass Spencer leicht zusammenzuckte wegen der Lautstärke.
Das Genie sah zu Derek, den er nur sehr verschwommen wahrnahm. Man hatte ihm bei der Notfallbehandlung die Kontaktlinsen wohl rausgenommen. "Was ist passiert?", er entschloss die Augen wieder ein wenig zu schließen, damit das Ganze erträglicher wurde mit seinem Kopf. Seine Finger strichen dabei beruhigend über Jacks Arm. In dem Moment konnte man nicht wirklich sagen, wen diese Geste mehr beruhigte, Spencer oder Jack. Oder sogar beide.
"Wie es scheint hat man dich niedergeschlagen und ausgeraubt. Du bist schlussendlich hier gelandet, ohne Ausweis und Geldbörse. Bei der Autofahrt hierher hat Hotch mit Garcia geredet und sie hat versprochen sich sofort darum zu kümmern, dass alle deine Karten gesperrt und auch wieder ersetzt werden. Sie wollte ihren Kurztrip abbrechen, aber Hotch hat sie ermahnt mi Kevin zu bleiben, wo sie ist und dass du dich in guten Händen befindest", erklärte Derek ernst.
"Das wirst du sein", stimmte Hotch zu, der gerade das Zimmer betreten hatte und ans Bett trat.
Emotional war Spencer gerade überfordert und er fühlte sich nur noch wund. Bei den ganzen Offenbarungen konnte er im Moment nur nicken. Spencer war dankbar darüber, dass Hotch das Nötigste für ihn eingeleitet hatte und er gerade nicht daran denken musste.
Hotch hatte vorher mit dem Arzt geredet. Spencer hatte sehr viel Glück gehabt. In dem Notfall, als dieser eingeliefert wurde, hatten sie mehr Probleme mit der Unterkühlung gehabt, als mit dessen Verletzungen.
"Schau Spencer! Dad hat dir Kaffee gebracht und ich habe acht Zuckerpäckchen reingemacht. Das ist doch richtig?“, fragte Jack voller Stolz und gewann so wieder Spencers Aufmerksamkeit, dessen Gedanken immer noch daran arbeitete klarer zu werden, um alles zu verarbeiten was geschehen ist.
Noch immer ein wenig verwirrt über die Situation, ließ Spencer sich von Hotch aufsetzen helfen und Derek klopfte ihm ein Kissen hinter den Rücken zurecht, damit Spencer eine bequeme sitzende Position hatte.
"Kaffee“, nuschelte Spencer und bekam dann von Derek den Becher überreicht. Er war immer noch sehr warm. Der Kaffeejunkie nahm erst einmal einen großen Schluck und seufzte zufrieden. Auch wenn es übertrieben viel Zucker drin war, genoss Spencer diesen einen Schluck sehr. Es ließ ihn ein wenig Lächeln.
"Wundervoll Jack, der beste Kaffee, den ich je getrunken habe“, bedankte sich Spencer bei ihm. Jack platzte fast vor Stolz und ließ sich von Hotch dann auf den Arm nehmen und auf den anderen leeren Stuhl setzten, damit der kleine Mann sein Kakao genießen konnte.
In der Zeit, wo Spencer vorsichtig den Kaffee trank, durchsuchte Derek Spencers Patientenbeutel. Spencer hatte kaum etwas dabeigehabt, außer seinen Mantel und die Kleider, die er anhatte. Dem Ehepaar wurde schnell klar, dass Spencer nicht nur frische Klamotten brauchte, sondern auch seine Brille, die sie sicher in seiner Wohnung finden würden. Das mit den Kontaktlinsen musste erstmal warten, da musste die Schwellung auf dem Gesicht erstmal zurückgehen.
Hotch und Derek sahen sich für einen Moment an und führten eine stille Konservation. Einer von ihnen würde in Spencers Wohnung fahren und einige Sachen holen müssen. Danach würden sie ihn zu sich nach Hause mitnehmen, da waren sich die Beiden sofort einig.
Derek wandte dann sein Blick zu Spencer. "An was erinnerst du dich?“, fragte Derek und musterte ihn besorgt.
"Ich war in einem Café heute Morgen früh … dann ging ich heimwärts, benutzte meinen üblichen Weg …“ Spencer runzelte die Stirn. "Ich weiß nur noch, dass mein Kopf geschmerzt hat. Ich vermute einen Schlag auf den Hinterkopf und dann wurde es plötzlich dunkel und kalt … dann bin ich erst hier im Krankenhaus aufgewacht", erwiderte er. Dass er im Café einen Brief an seiner Mutter geschrieben hatte, konnte er sich gar nicht mehr erinnern.
"Ich find den Dreckskerl“, knurrte Derek wütend, aber auch ein Stich schlechtes Gewissen breitete sich in seinem Inneren aus. Niemand tat ungestraft seinem Kollegen und Freund weh. Auch wenn Derek wohl den Aspekt der Freundschaft in den letzten Monaten mit Spencer vergessen und vernachlässigt hatte. Ein Blick zu seinem Mann zeigte ihm, dass es diesem nicht anders zu ergehen schien. Sie hatten in den letzten Monaten nur an sich und ihren Sohn gedacht, aber sich nicht mehr sonst außerhalb der Arbeit darum gekümmert wie es Anderen ergeht und vor allem Spencer.
Das wollten sie beide in Zukunft ändern, dass nahmen sie sich fest vor.
Hotch nickte Derek bestätigend zu, dass er es verstanden hatte und gleicher Meinung war. Er sah zu Spencer. "Ich werde noch einmal mit deinem Arzt reden. Ich will wissen, wann sie dich entlassen können und dann kommst du mit zu uns", teilte Hotch Spencer mit.
"In der Zeit, wo dann deine Entlassungspapiere vorbereitet werden, werde ich zu dir nach Hause fahren und deine Sachen holen", bekräftigte Derek Hotchs Worte. Derek hatte ein Ersatzschlüssel von Spencers Wohnung, also würde er ohne Probleme dort reinkommen.
"Das ist nicht notwendig“, wehrte sich Spencer gleich dagegen. Er wollte niemanden zur Last fallen und dass noch weniger an Weihnachten.
Alle waren vor einige Tage nur zu deutlich gewesen, dass sie alleine mit ihrer Familie feiern wollten, so wie Derek und Hotch mit Jack. "Ich ... hab nur Kopfschmerzen und werde sicher allein zurechtkommen“. Er machte eine leichte Handbewegung, um das Ganze abzuschwächen.
"Vergiss es, du kommst mit zu uns“, meinte Derek entschieden. Es gab für ihn nichts mehr zu diskutieren. "Aaron sieh zu, dass Spencer hier rauskommt. Ich bin mir sicher du kriegst das hin. Ich werde in der Zwischenzeit einige Sachen aus seiner Wohnung holen.“
"Ja Daddy!" Jack war gleich Feuer und Flamme. "Mach ihn hier raus, dann kann er bei dir im Bett schlafen“, stimmte Jack gleich begeistert zu und wusste nicht, was er mit seiner Wortwahl auslöste.
Spencer seufzte schwer und wurde bei der Vorstellung gleich knallrot. An sowas hatte er nie gedacht, aber er fand den Gedanke daran nicht gerade abwegig.
Die beiden älteren Männer schüttelten über Jacks Wortwahl nur amüsiert den Kopf, wie auch über Spencer Errötung. Sie nahmen es eher gelassen und würden es Schlussendlich sehen, wie sie das am Besten lösen würden.
Einige Minuten später kam Hotch mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück. Er hatte es tatsächlich geschafft, dass Spencer mit ihnen nach Hause kommen durfte. Der Arzt empfiehlt aber dringende Bettruhe. Das würde das kleinste Problem sein, davon waren Derek und Hotch überzeugt.
Spencers Herz pochte heftig, als sie eine Stunde später nach Hause fuhren. Es war für ihn fast so, als würde sein Traum wahr werden. Er sah zu den beiden Männern und fragte sich, ob sie es wohl wussten, dass er gerade den Überfall für das Beste empfand, was ihm hätte passieren können.
Denn obwohl Spencer Schmerzen hatte, würde er Weihnachten nicht einsam in seiner Wohnung verbringen.
Ein klein wenig von dem, was er seiner Mutter geschrieben hatte, würde vielleicht wahr werden … wenn nicht sogar mehr.
*** ENDE ***
In diesem Sinnen wünschen wir euch ganz schöne Feiertage!
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