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Der Tod des Bademeisters III – Trauer sucht Sau

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Fantasy / P16 / Gen
OC (Own Character)
18.12.2022
18.12.2022
7
5.567
 
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18.12.2022 977
 
Mitwirkende:
DER AUTOR (aus dem Off), MIESA FLENNSKE (Jungschreckse), HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER, DER BADEMEISTER

Ort:
Eine höchst luxuriös eingerichtete Dachkammer in einem Altbau in Atlantis. Überall an den Wänden hängen Vährdeposter und Plakate von Zart Strom. Mittelpunkt des Raumes ist ein quietscherosa bezogenes Futonbett. Leere und halbleere Pralinenschachteln stapeln sich auf dem Boden und dem Nachttisch. Ein gewaltiges Panoramafenster gewährt einen beeindruckenden Ausblick über das nächtliche, von tausenden Lampen erleuchtete Lisnatat-West. Auf dem winzigen Ofen blubbert eine übelriechende Masse in einem Kupferkessel. Ab und zu taumeln Kakerlaken aus versteckten Ritzen. Wenn sie in den Dampf des Topfes geraten, stoßen sie schrille Laute des Entsetzens aus, kritzeln einen letzten Gruß auf ein Stück fleckiges Einwickelpapier und stürzen sich in die Brühe.
Mitten auf dem Futonbett liegt die Jungschreckse Miesa Flennske und blättert in einem Modemagazin. Sie isst Pralinen.

DER AUTOR (aus dem Off):
Es ist eine dunkle, stürmische Nacht. Sagten wir das nicht schon?

MIESA FLENNSKE (aufschreckend):
Huch. Wer spricht da?
(Sie wälzt sich vom Bett und schaut in alle Ecken)
Ist da jemand im Zimmer? Womöglich gar ein perverser Unhold?
(mit gieriger Stimme)
Komm raus, wenn du dich traust. Wirst schon sehen, was du davon hast. Büddebüddebüdde.

DER AUTOR (aus dem Off, panisch):
Neinneinnein, hier ist überhaupt niemand. Alles in schönster Ordnung. Bitte weiter im Text.

MIESA FLENNSKE (enttäuscht):
Oooooch…

(Sie lässt sich wieder aufs Bett plumpsen und drückt dabei mindestens zwei Dutzend Pralinenschachteln platt. Dann wirft sie das Modemagazin in die Ecke, nimmt ein rosa gebundenes Büchlein und einen Stift vom Nachttisch und beginnt zu kritzeln)

DER AUTOR (mit verstellter, künstlich weiblicher Stimme aus dem Off):
Liebef Tagebuch…

MIESA FLENSKE (auffahrend):
Ha! Da ist doch wer! Ich wusste es!

DER AUTOR (aus dem Off, verzweifelt):
Jetzt halt endlich mal dein hässliches Maul, du dusselige Kuh! Wie soll man da einen Off-Kommentar über die Gedanken einer verliebten Schreckse einsprechen, wenn die einem dauernd dazwischenschwafelt?

MIESA FLENNSKE (patzig):
Aber ich hab doch was ganz anderes gedacht!

DER AUTOR (aus dem Off, verständnislos):
Hä?

MIESA FLENNSKE (patzig):
Außerdem ist das garnicht mein Tagebuch, sondern die Weitwatschers Kalorientabelle. Und jetzt reichts - verpiss Dich aus meinem Privatleben, du Spanner, sonst werd ich tätlich.

DER AUTOR (aus dem Off, dito patzig)
Meinetwegen, wie Du willst. Hat sich dann halt was mit Karriere. Und… das Licht nehm ich natürlich mit.

(Blackout, der Vorhang fällt rasch)

MIESA FLENNSKE (hinter dem Vorhang):
Das war noch nicht das Ende, du Vollpfosten. Ich komme wieder!

DER AUTOR (aus dem Off, resignierend):
Das war zu befürchten…

HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER und DER BADEMEISTER marschieren angesäuert vor den Vorhang

DER TRAINER:
Heißt das jetzt, das war’s mit unserem großen Auftritt? Ich fass es nicht.

HERR GODOT (brüllt):
Ich will mein Solo! Ich will jetzt SOFORT mein Solo! Vorhang hoch, aber dalli!

HERR SCHWANDROVSKY (zieht eine Kettensäge aus der Hosentasche):
Jau, oder wir machen aus dieser Drecksbude mal ein bisschen Kleinholz! (Er wirft die Kettensäge an und reißt sie hoch. Dabei säbelt er versehentlich den Kopf des BADEMEISTERS ab)

DER BADEMEISTER:
Aua. Passen Sie doch auf, Sie Tölpel! (Er fällt tot um. Der Vorhang hebt sich zögernd)

HERR SCHWANDROVSKY:
Bitte vielmals um Entschuldigung.

(Auf der Bühne wird es wieder hell. MIESA FLENNSKE liegt laut schnarchend und völlig nackt auf dem Bett.)

HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY und DER TRAINER (sich die Hand vor die Augen haltend):
Wir sind blind! Wir sind blind!

MIESA FLENNSKE (fährt hoch und kreischt):
SPANNER! (Eine Wolke übelriechenden Dunstes schießt aus dem Schrecksenkessel. HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY und DER TRAINER fallen tot um. Mehrere Zuschauer übergeben sich spontan in den Kragen ihres Vordermanns bzw. ihrer Vorderfrau. Der Vorhang kracht herunter und begräbt HERRN GODOT, HERRN SCHWANDROVSKY und DEN TRAINER unter sich.)

MIESA FLENNSKE (hinterm Vorhang):
Perverse Saubande! Nie mehr miete ich mir ein so billiges Zimmer. Ständig gucken mir welche auf die Hupen. (Sie steckt den Kopf durch den Vorhangspalt und brüllt das Publikum an)
Damit seid Ihr gemeint, dass das klar ist! Genug! Ich geh jetzt! Macht euern Dregg alleene! (Sie zieht den Kopf zurück und stapft von der Bühne.)

(Der Vorhang geht sofort wieder hoch. Szenenwechsel. Das Bühnenbild zeigt nun einen Blick in die Friedhofssümpfe von Dull. HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER und DER BADEMEISTER, den Kopf falsch herum, d.h. nach hinten blickend, auf den Schultern, sitzen im Mondlicht im Kreis zwischen Gräbern und blubbernden Schlammtümpeln und spielen Mau-Mau.)

DER BADEMEISTER:
Kann mir mal jemand das Gesicht nach vorne drehen? Ich sehe meine Karten nicht.

DER TRAINER:
Besser so.

HERR GODOT:
Darf ich jetzt endlich mein Solo…?

HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER und DER BADEMEISTER (unisono, genervt):
Wenn’s denn sein muss.

HERR GODOT (zieht eine winzige Plastik-Gitarre aus einem Schlammtümpel und hängt sie sich um den Hals, singt):
O Solo Mio
O Mio Solo
O Vau Weh Polo
O Solo Mio
Spaghetti
E Tortellini
E Rigatoni
Soloooooooho Mio!

MIESA FLENNSKE (im weißen Hochzeitskleid, springt auf die Bühne und packt HERRN GODOT, als dieser gerade mit Verve den Schlussakkord intoniert):
Hab Dich! Wurde ja auch Zeit, dass ich auch mal einen abkriege. (Sie schleift HERRN GODOT von der Bühne. Geläute von Hochzeitsglocken.)

DER TRAINER (entsetzt):
Watt machen wer nu?

HERR SCHWANDROVSKY:
Spielen wir halt Skat. Wer gibt?

DER BADEMEISTER:
Ich. Wenn mir vorher gütigerweise jemand das Gesicht nach vorn drehen würde.

HERR SCHWANDROVSKY:
Lieber nicht.

DER TRAINER:
Besser so. Wie ich bereits im ersten Teil dieser Bühnenkatastrophe äußerte, spiele ich eh höchst ungern Skat.

HERR SCHWANDROVSKY (zieht eine Schwarzwälder Kuckucksuhr aus einem Schlammtümpel. Der Kuckuck schaut heraus und ruft „Miau“):
Zeit für den nächsten Umzug. Ich bin dann mal weg.

DER TRAINER:
Ich auch.

(Beide erheben sich, werfen die Karten in die Luft und springen kopfüber in den Schlammtümpel)

DER BADEMEISTER (kreischt hysterisch, rennt im Zickzack über die Bühne und fällt in ein offenes Grab)
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
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