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Meine Nachtschul-Hausaufgaben

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Fantasy / P12 / Gen
Abdul Nachtigaller das Zamomin Grinzold Löwenzahn OC (Own Character) Rumo von Zamonien
17.12.2022
17.12.2022
9
6.866
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17.12.2022 1.105
 
Ausführung zum Thema:
Welchen Wert haben die Prinz-Kaltbluth-Romane für die zamonische Gesellschaft?

Wer ist der stärkste Held der Welt? Prinz Kaltbluth.
Wer kämpft niemals für schnödes Geld? Prinz Kaltbluth.
Wer schützt die Maid mit rotem Haar? Prinz Kaltbluth
Vor der gefräß'gen Drachenschar? Prinz Kaltbluth.
Sitz' ich an meinem Lieblingsplatz
Les' ich nur was von KAINOMAZ !
(H. v. Mythenmetz: Die Finsterbergmade, 1. Werbeblock)

Aus dem "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung" von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller:

Prinz-Kaltbluth-Romane, die
Beklagenswertes Phänomen der zamonischen Literatur, geschrieben von Graf Zamoniak Klanthu zu Kainomaz (alias Per Pemmpf). Wenngleich in monströser Zahl verlegt und gelesen, sprechen die Prinz-Kaltbluth-Romane nur die niedrigsten Bedürfnisse an, als da sind: Romantik, Spannungssucht und wirklichkeitsfremder Eskapismus.

Gleich zu Beginn meiner kurzen Ausführung bin ich gezwungen, einen Fehler zu korrigieren, dem selbst der berühmte Eydeet Prof. Dr. Abdul Nachtigaller in seinem "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung" zum Opfer fiel. Der wahre Künstlername des Autors und Gastwirtes Per Pemmpf lautet nämlich "Zamoniak Graf Klanthu zu Kainomaz". Als solcher ist der Gebrauchsmusterschutz in der Autorenanwaltskammer "Stanley und Keske" zu Buchaim hinterlegt. Auf dem Einband der ersten Auflage des ersten Prinz Kaltbluth-Romans "Prinz Kaltbluth gegen den Bronzenen Mann" wurden die Namensteile jedoch bereits vertauscht und, aus Gründen der Konsistenz, schließlich so beibehalten.

1) Der materielle Wert der Prinz-Kaltbluth-Romane:
Um die in millionenfacher Auflage erscheinenden Romanbücher herzustellen, bedarf es zuerst einmal der Rohstoffe als da hauptsächlich sind: Papier, Leim, Bindefaden und Druckerschwärze. Die Produktion dieser Rohstoffe ist für Tausende von Zamoniern Broterwerb: Holzfäller, Papiermacher, Flachsbauern, Flachsweber, Khemiker, Alchimisten und viele andere. Nach dem Lesen landen viele der Romane auf dem Mist (Dünger) oder in der Wiederverwertung (erneute Schaffung von Arbeitsplätzen). Daher sind Prinz-Kaltbluth-Romane eine wichtige Stütze der zamonischen Agrar- und Infrastruktur.

Weitere Arbeitsplätze schaffen die Bücher für die mit ihrem Vertrieb indirekt und direkt beschäftigten Personen als da wären: Verleger, Buchdrucker, Buchverkäufer, Buchverleiher (gebührenpflichtig) und Werbefachleute samt deren Angestellten in ihren Bureaus. Selbst Hildegunst von Mythenmetz war sich nicht zu schade, gegen eine erkleckliche Geldsumme Kaltbluth-Werbung in seine "Finsterbergmade" aufzunehmen (siehe oben). Schlussendlich dürfen wir nicht vergessen, dass auch für den geschäftigen Autor einige Pyras zum Leben abfallen.

Ein oft unterschätzter Nebeneffekt der "Kaltbluth"-Lektüre ist die Geldersparnis, die der zamonischen Staatskasse zugute kommt. Dies liegt zum einen daran, dass potenzielle Übeltäter die Zeit, in der sie "Kaltbluth"-Romane lesen, nicht dazu nutzen können, Straftaten zu begehen. Wie viele Milliarden Pyras Schaden dadurch vermieden wurde, ist überhaupt nicht abzuschätzen. Gleichzeitig ersparen sich die zamonischen Rentenkassen Unsummen, da die bei der Nachahmung von Prinz Kaltbluths Taten zu Tode gekommenen Abenteurer keine Altersrente mehr beanspruchen. Das gesamte gesparte Geld fließt selbstverständlich in gemeinnützige öffentliche Projekte, dadurch wird direkt die Lebensqualität aller Bürger Zamoniens erhöht.

2) Der künstlerische Wert der Prinz-Kaltbluth-Romane
Wie die meisten "großen" Dichter und Literaturkritiker immer wieder betonen, handelt es sich bei den "Prinz Kaltbluth"-Romanen um den "Bodensatz der zamonischen Trivialliteratur" (Marcel von Wadenbeißer), was ihnen Grund genug gibt, diese "Pestbeule des Heimatlandes" (Gunnar Wall-Aff) in Bausch und Bogen in die tiefste Buchhaimer Literaturhölle zu verdammen. Doch man sollte nicht zu hart über die Schriften des "Papstes der Trivialliteraten" (Phistomefel Smeik) urteilen. Selbst wenn sie sich nicht auf besonders hohem Niveau bewegen, sind und waren sie doch Ansporn vieler Dichter und Schriftsteller, in ihrem Leben Besseres zu schaffen . was schnelle Erfolgserlebnisse beschert, weil es nicht besonders schwierig ist. Außerdem ist es ja auch in der Literatur notwendig, einen Punkt zu markieren, der das kleinste gemeinsame Niveau der zamonischen Daseinsformen repräsentiert und zeigt, ab welcher Untergrenze der wahre "literarische Ausschuss" ("Bilder"-Zeitung, "Schnappi"-Gesänge) beginnt.
Die Kritiker sollten sich im übrigen glücklich schätzen, dass Zamoniak Graf Klanthu von Kainomaz ihnen für billig Geld einen willkommenen "Stein des Anstoßes" liefert, über den sie sich jeden Tag aufs neue erregen können.

Schließlich - und das mag in den Augen der Hochliteraten ketzerisch klingen . wird erst die ferne Zukunft weisen, ob diese Art der Spannungsliteratur, jetzt noch verhöhnt und belächelt, in Jahrzehnten oder Jahrhunderten als inhärent genial eingeschätzt und beurteilt werden wird.

3) Der ideelle Wert der Prinz-Kaltbluth-Romane:
Nicht jeder Zamonier ist zum Helden geboren - und glücklicherweise wissen das die meisten auch. Nicht abzusehen wären die Folgen, wenn jeder abenteuerlustige Zamonier auf der Suche nach Gefahren in die Welt ziehen würde. Niemand besorgte mehr die tägliche Arbeit, die gesamte Gesellschaft bräche zusammen und sänke auf das Niveau von Bolloggs oder, noch schlimmer, von Schweinsbarbaren zurück. Die ungefährliche Befriedigung der Abenteuerlust aus der Sicherheit des wohnzimmerlichen Sessels heraus lässt die arbeitende zamonische Bevölkerung weiterhin ihren täglichen Beschäftigungen nachgehen. Gleichzeitig sorgen die bei der weiblichen Bevölkerung Zamoniens hervorgerufenen Hormonschübe dafür, dass sowohl deren Bedürfnis nach Romantik als auch ihre fleischlichen Gelüste nach Befriedigung lechzen und dadurch ein steter Nachschub an Nachwuchs zur Fortsetzung des zamonischen Gesellschaftswesens gewährleistet ist

Sollte es jedoch trotz allem einmal geschehen, dass ein zamonischer Normalbürger in Gefahr gerät, so ist das Wissen um die aus der Lektüre erlernten Überlebensstrategien Prinz Kaltbluths oftmals von Nutzen. Dies ist sogar Heranwachsenden möglich, wie H. v. Mythenmetz schon in seinem Roman "Ensel und Krete" zeigt. So mancher verirrte Wanderer hat nach bestandener Gefahr die im Jugendalter erfolgte "Prinz-Kaltbluth"-Lektüre mit anderen Augen betrachtet.

Die im Text geschilderten fremden Länder und Daseinsformen wecken zudem als Nebeneffekt im Leser nicht nur die "Lust am Schmökern" (Rumo) sondern auch das Interesse an Biologie und Geographie. Außerdem sind sie "Futter für die Phantasie", wie der berühmte Lügengladiatorenkönig "Blaubär" ganz richtig feststellte.

Auch der Büchersammler zieht aus dem Besitz einer vollständigen "Kaltbluth"-Sammlung in druckfrischem Zustand eine gewaltige Befriedigung seiner Sammlerleidenschaft Vor allem Band 2 der Originalausgabe ("Prinz Kaltbluth schlägt zurück"), von dem nur noch fünf Exemplare, darunter ein einziges druckfrisches, existieren sollen, ist eine absolute Seltenheit und wird von Bücherjägern hoch geschätzt.

Zuguterletzt, geben wir es doch zu, haben wir doch alle in unserer Jugend das wunderbare Gefühl genossen, zu später Stunde heimlich im Licht der Quallenlampe unter der Bettdecke einen "Kaltbluth"-Roman zu verschmökern und, mit hochroten Ohren und schweißfeuchter Stirn, seinen spannenden Abenteuern zu folgen. Jeder zamonische Junge möchte Prinz Kaltbluth sein, edel, hilfreich und gut.... und sich danach vorstellen, wie sich die befreite Prinzessin bei ihm bedankt... ein jeder nach seiner eigenen Phantasie.

(Ende der Ausführung)
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