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Aber warum?

von Ririchiyo
Kurzbeschreibung
KurzgeschichteFreundschaft / P12 / Gen
Dorian John Kennex
13.12.2022
13.12.2022
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AN: Hierbei handelt es sich um einen Beitrag zum Projekt „Serienadventskalender – Jahr 3“, bei dem ein Weihnachtslied verarbeitet werden sollte. Mein Lied war von Jackson 5 „I saw Mommy kissing Santa Claus“, und was dabei herausgekommen ist, seht ihr jetzt hier.
Mein erster Beitrag jemals im Fandom also interessiert mich natürlich, inwiefern er mir gelungen oder nicht gelungen ist, aber auch wenn ich mich über Rückmeldungen freue, sind sie keinesfalls nötig, sondern in erster Linie wünsche ich euch einfach viel Spaß! :)



Aber warum?

„Ich verstehe es nicht.“
     John seufzt. „Was verstehst du nicht?“ Dafür, wie intelligent Dorian sein soll — und es vermutlich auch ist — ist er wirklich sehr … kompliziert manchmal.
     „Das Lied.“ Dorian dreht sich zu ihm um. „Ich verstehe nicht, warum.“
     Oh Gott. „Warum was?“ Er zuckt mit den Schultern. „Es ist Weihnachten, Menschen mögen Weihnachtslieder, mehr steckt nicht dahinter.“
     „Nein.“ Dorian schüttelt  den Kopf. „Das verstehe ich, das ist nicht das, was mich verwirrt, was mich verwirrt ist dieses Lied.“
     „Dieses Lied?“ Es ist nur irgendein Weihnachtslied, was genau sollte daran anders sein? Andererseits: Wenn es Dorian wichtig ist, sollte John sich vermutlich  mehr Mühe geben, immerhin sind sie ein Team. Und sogar ein wirklich Gutes … auch wenn John es immer noch nicht gerne zugibt.
     Er seufzt erneut und steckt eine Hand nach dem Autoradio aus, um es lauter zu drehen. Sofort beginnt eine seiner Meinung nach viel zu quengelnde Stimme, durchs Auto zu Tönen.

     „-neath his beard so snowy white
     Oh, what a laugh it would have been
     If Daddy had only seen
     Mommy kissing Santa Claus last night“


Er braucht einen ganzen Moment, bis er das Lied als „I saw Mommy kissing Santa Claus“ zuordnen kann. Das hat er wirklich ewig nicht gehört. Wo hat der Sender das denn ausgegraben? Denn er ist sich ziemlich sicher, dass es wirklich viele Lieder gibt, die besser bei den Leuten ankommen würden.
     „Was ist damit?“ Er stellt das Radio wieder so leise, dass er kaum noch hören kann, dass es überhaupt läuft. Schon viel besser.
     „Es ergibt keinen Sinn.“ Dorian dreht sich wieder von ihm weg und sieht nach draußen. Dafür, dass in zehn Tagen Weihnachten ist, ist diese Gegend hier wirklich viel zu dunkel. Andererseits wird in solchen Nebenstraßen vielleicht auch einfach nicht sonderlich viel Weihnachten gefeiert.
     „Was daran?“
     „Alles.“ Dorian richtet sich plötzlich etwas weiter auf und John folgt sofort seinem Blick, um zu sehen, was genau seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, aber die Gasse, die Dorian beobachtet, bleibt dunkel und leer.

„Was ist dort?“
     Dorian schüttelt den Kopf und lehnt sich wieder mehr zurück. „Nichts.“ Als John zu ihm sieht, wirkt Dorian wieder um einiges ruhiger. „Warum Santa Claus?“
     „Was?“
     „Das Lied.“ Dorian deutet abwesend auf das Autoradio. „Warum Santa Claus?“
     Oh, das. „Weil es ein Weihnachtslied ist? Warum nicht Santa Claus?“
     „Weil es ihn nicht gibt.“
     Bitte was? Meint Dorian das ernst? „Du kennst doch Menschen.“ Dorian sollte es wirklich besser wissen, als davon auszugehen, dass Menschen immer nur über Dinge reden würden, die es tatsächlich gibt. „Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass es in dem Lied darum geht, dass ein Kind den verkleideten Vater beobachtet, keinen echten Weihnachtsmann.“
     „Eben.“
     „Was soll das denn jetzt heißen?“
     „Es ist Nacht und das Kind sollte schlafen.“
     „Und?“
     „Also warum verkleidet der Vater sich?“
     „Damit das Kind nicht traurig wird, wenn es erkennt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.“
     „Aber es sollte schlafen. Es hätte den Vater nicht gesehen.“
     Das … „Keine Ahnung, vielleicht eine Vorsichtsmaßnahme.“
     „Aber dann hätte die Mutter den Weihnachtsmann wirklich nicht küssen sollen, wenn klar gewesen ist, dass das Kind wach sein könnte.“
     „Was weiß ich, es ist ein Weihnachtslied, hör auf, das analysieren zu wollen.“
     Dorian sieht nicht sonderlich glücklich aus.
     „Ja, es ist unlogisch“, fährt John darum fort. „Zufrieden? Die wenigsten Weihnachtslieder sind logisch.“
     Aber Dorian sieht trotzdem nicht zufrieden aus. Er runzelt leicht die Stirn und öffnet wieder den Mund. „Aber—“ Und dann bricht er ab und die Falten in seiner Stirn verschwinden, als er wieder aufmerksam nach vorne sieht. „Da ist er.“

John folgt seinem Blick und auch ihm fällt sofort die Gestalt in dem dunklen Mantel auf, die  aus der Gasse kommt, die Dorian vorhin schon beobachtet hat. Er seufzt. „Das war‘s dann wohl mit dem entspannten Abend.“
     „Aber umso schneller wir ihn schnappen, umso wahrscheinlicher ist ein entspanntes Weihnachten.“
     „Unwahrscheinlich.“ Wann hatten sie zu Weihnachten je nicht zu arbeiten, und selbst wenn er frei hätte, wäre John trotzdem nicht der Typ für ein entspanntes Weihnachtsfest. Oder generell für ein Weihnachtsfest …
     „Entspannte Ferien nach Weihnachten vielleicht“, steuert Dorian bei.
     Als ob John jemals wirklich entspannt wäre … aber ja, Dorian hat trotzdem nicht unrecht. Ein paar freie Tage wären vermutlich eine gute Idee, selbst wenn sie nicht zwingend entspannt wären.
     Aber sie wären frei.
     Und er müsste Paul dann nicht ertragen …
     „Schnappen wir ihn uns.“ Umso schneller sie das alles hier erledigt haben, umso besser ist es.
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