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Ein Glas voll Asche

von lula-chan
Kurzbeschreibung
OneshotDrama, Fantasy / P12 / Gen
Jared
10.12.2022
10.12.2022
1
783
1
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Dieses Kapitel
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10.12.2022 783
 
Diese Geschichte ist Teil der dritten Ausgabe des Serienadventskalenders von SerienjunkieNessa. Als Prompt habe ich das Lied White Christmas von Bing Crosby bekommen.
Die Wahl eines passenden Fandoms hat sich als ein wenig schwierig herausgestellt, da keines so wirklich passen wollte. Schließlich bin ich dann bei Trickster gelandet und wusste sehr schnell, dass ich dort auch bleiben werde. Beim Lied habe ich mich allerdings weniger am Songtext, sondern mehr an der Bedeutung dahinter orientiert.

Neunter Dezember || Zehnter Dezember || Elfter Dezember





Jared fliegt durch das offene Fenster zurück in die Hütte, in der er derzeit lebt. Kaum berührt er den Boden, wandeln sich Federn zu Haaren, Flügel zu Armen und Krallen zu Füßen. Vorsichtig steht Jared auf, um das Fenster zu schließen und sich anzuziehen. Es wird mittlerweile immer einfacher für ihn zwischen seiner menschlichen und seiner Trickster-Form zu wechseln, auch wenn er sich alles selbst beibringen muss.

Fertig angezogen wirft Jared neue Holzscheite in den Kamin und schürt das Feuer auf. Sein Blick fällt dabei auch auf das Glas mit Asche auf dem Kaminsims. Behutsam fahren seine Finger über die kalte Oberfläche. Er muss aufpassen, dass der Behälter nicht aus Versehen zerbricht. Bisher hat er noch keine Entscheidung getroffen, wie es damit weitergehen soll. Jared weiß, dass er sich irgendwann entscheiden muss. Als ihm seine Mutter das Glas gegeben hat, als Friedensangebot, war er wirklich entsetzt von ihrem Vorschlag, die Asche in den Fluss zu streuen, um dafür zu sorgen, dass sein biologischer Vater möglichst lange braucht, um zu regenerieren. Doch derzeit scheint er in dem Glas in Form von Asche wohl auch nicht regenerieren zu können. Ganz anders sähe das wohl aus, wenn das Glas zerbricht. Sicher dauert es dann nicht lange, bis Wade wieder vor ihm stehen wird.

Jared weiß wirklich nicht, was er machen soll. Auf der einen Seite hat sein Vater versucht, ihn zu töten, damit er selbst nicht sterben muss, weil das irgendeine Regel unter Trickstern, Hexen und Ancients ist, dass irgendwann der Sohn seinen Vater in einem Ritual töten muss. Auf der anderen Seite wird Wade wohl einer der wenigen sein, der ihm etwas über sein Trickster-Erbe erzählen kann.

Jared wendet sich ab und tritt zu dem Tisch, auf dem er seine Vorräte aufgebaut hat. Er braucht dringend etwas zu essen. Der Ausflug hat ihn hungrig gemacht. Er war im nächsten Dorf. Dort war bereits alles weihnachtlich geschmückt. Auf dem Marktplatz stand eine große, mit Schmuck behängte Tanne und rundherum wurden Buden aufgestellt. In den Fenstern der Häuser war jede Menge Weihnachtsdekoration zu sehen. Überall waren Lichter. Lachende Kinder und lächelnde Erwachsene zogen über den Platz. Jared wurde bei diesem Anblick ganz anders. Es waren so viele glückliche Familien und Freundesgruppen und währenddessen ist seine eigene Familie so verkorkst. Eine Mutter, die zwar überfürsorglich ihm gegenüber ist, aber sich sonst nicht wirklich wie eine Mutter benimmt und lieber feiert und trinkt und mit Männern schläft. Ein Vater, der derzeit nur noch Asche ist und den Jared kaum kennt. Ein Ziehvater, bei dem Jared erst seit Kurzem weiß, dass er gar nicht sein biologischer Vater ist, und der nun mit seiner neuen Freundin ein Kind bekommen wird. Weder seine Mutter noch sein Ziehvater haben jemals richtig gearbeitet. Es war immer Jared, der dafür gesorgt hat, dass beide Haushalte genug Geld zum Überleben hatten, und im Grunde der Erwachsene von ihnen war. Dann ist da auch noch seine Großmutter, die er aber nie richtig kennengelernt hat, da sie es vorgezogen hat, den Kontakt zu meiden. Und seinen wohl einzigen richtigen Freund hat Jared wohl ziemlich verschreckt, nachdem er sich vor ihm halb verwandelt hat.

Man kann also zusammenfassen, dass Jareds Leben ein ziemliches Desaster geworden ist, vor allem nachdem sein biologischer Vater in sein Leben getreten ist. Darum musste er auch erst mal weg von allem. Er hat sich einfach mit dem Glas Asche in den nächsten Bus gesetzt, das Ziel vollkommen egal, und ist so durch Kanada gereist. Für die Nächte hat er nach Hütten im Wald gesucht, damit er dort seine Ruhe hat und vor allem keine Zuschauer. Jared hat gesehen, wie Wade sich von seiner Trickster-Gestalt in Form eines Rabens zurückverwandelt hat, und nach seiner eigenen halben Verwandlung wollte er erproben, wie seine Trickster-Kräfte funktionieren, und da der einzige, der es ihm erklären könnte, Asche ist, musste er eben selbst Wege finden und dazu ist eine abgelegene Hütte nun einmal am geeignetsten.

Mit einem Stück Brot und etwas Käse macht Jared es sich schließlich vor dem Kamin so gemütlich, wie es geht. Jetzt wird er erst einmal essen und dann schlafen und morgen wird er den nächsten Bus besteigen. Dieses Mal vielleicht einen, der ihn in Richtung Heimat bringt.
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