„Alberich heißt: Ich liebe dich.“
von rheingoldweg12a
Kurzbeschreibung
"Du hast viele Namen. Über die Jahre sind einige dazu gekommen. Die meisten habe ich dir gegeben. Nicht auf alle bin ich stolz und doch drückt jeder einzelne von ihnen etwas aus, das ich an dir schätze."
OneshotSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P6 / Het
Rechtsmediziner Professor Karl Friedrich Boerne
Rechtsmedizinerin Silke Haller
05.12.2022
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A/N: Eine Hommage an einen Kosenamen, der mir seit fast 19 Jahren so viel bedeutet, wie der wundervolle Charakter dahinter. Hier denkt sich Boerne zusätzlich durch all die Namen, die sie noch über die Jahre erhalten hat. Was sie bedeuten und was eben auch nicht. Titel ist abgeleitet von dem Filmtitel "12 heißt: Ich liebe dich." Hat aber mit dessen Handlung nichts zu tun.
Für Roggenpfirsich
„Alberich heißt: Ich liebe dich.“
Du hast viele Namen. Über die Jahre sind einige dazu gekommen. Die meisten habe ich dir gegeben. Nicht auf alle bin ich stolz und doch drückt jeder einzelne von ihnen etwas aus, das ich an dir schätze.
Thiel nennt dich beharrlich „Frau Haller“, auch wenn ihm hier und da ein paar Ausrutscher passieren. Schrader ist dagegen längst zu „Silke“ übergegangen. Beides nutze ich nur selten. Das hat seine Gründe. Beides sind inzwischen Zeichen von tiefen Freundschaften, die ich weder dir noch ihnen mehr neide, auch wenn das gedauert hat.
„Frau Haller“ ist mir zuerst begegnet. Damals. Vor mehr als 22 Jahren. In einem noch eher bescheidenen, kleinen, dunklen Büro. Was war ich damals einsam und gelangweilt und dann bist du in mein Leben gefallen. Im wahrsten Sinne.
Einfach so lief ich dich über den Haufen, weil mein Kopf noch viel zu sehr in den Wolken hing. Dann hast du mich in nur 15 Minuten gehörig auf dein Maß gestutzt. Heute bin ich der, der jeden anschnauzt, der es wagt, dich zu übersehen in ihrem Eifer, die Nase viel zu hoch zu tragen.
Du verzeihst es ihnen, wie du es mir auch verziehen hast, wie du es mir jeden Tag vergibst. Das kannst du deutlich besser als ich. Wie so vieles andere auch. Und deshalb bleibt „Frau Haller“ reserviert für Momente der höchsten Anerkennung. Dann, wenn du mich mit deinen verborgenen Fähigkeiten und Talenten zum Staunen bringst.
Denn ich glaube, ich hab’s jetzt verstanden. Die wirklich besonderen Dinge, die richtig schönen… sie sind selten groß, laut und bunt. Meist sind sie ganz klein, leise und so herrlich unscheinbar. Wie ein Schatz, den man sich erst verdienen muss. Ich war über zwei Jahrzehnte auf einer rastlosen Suche und habe beständig gegraben.
Gefunden habe ich viel mehr als erwartet. Vieles hat mich überrascht. Anderes hat mich gefordert. Manches auch überfordert. So wie „Silke.“
Ihr bin ich eigentlich nie wirklich über den Weg gelaufen. Nur einmal hab‘ ich mich getraut nach ihr zu fragen. Bin vor ihr auf die Knie gefallen und beinahe auch auf die Nase. Fast hätte mich der Genickbruch ereilt auf meiner Flucht die Treppe hinunter und direkt in dein amüsiertes Grinsen hinein.
Und alles wegen eines Brieffreunds, der mir einfach nur suspekt war. Der dir mit einem einfachen Grinsen so viel mehr bieten konnte als ich. Das war schon genug. Die Schicht gespielter Arroganz auf meiner Zunge fast zu dünn. Seitdem lass ich die Finger von „Silke“. Ich weiß, es ist feige. Aber das ist viel zu nah, viel zu intim.
So nah wie mir eigentlich nur „Zaunkönig“ gekommen ist und vermutlich noch viel näher. Manchmal frage ich mich, ob das wirklich passiert ist oder ob ich es nur geträumt habe. Ob sie wirklich echt gewesen ist oder nur ein Konstrukt meiner Phantasie. Und nun für immer auf das weiße Papier verbannt, auf dem ich all die nächtlichen Chatverläufe ausgedruckt habe.
Existiert hat sie eigentlich nur dort. In diesem merkwürdig anonymen Raum aus Datenknoten und Bits und Bytes, der mir für fünf himmlische Wochen so intim, so sicher wie nichts anderes vorgekommen war. In diesem Raum aus unendlich komplexen Nullen und Einsen bin ich ihr hilf- und rettungslos verfallen. Nicht, weil sie mich verführt hätte, sondern weil ich mich noch nie so gesehen, so geborgen, so geliebt gefühlt habe.
„Zaunkönig“. Mit dem ersten analogen Augenkontakt ist sie verschwunden. Aufgelöst und tot geschwiegen. Meine Schuld, nicht deine. Meine Angst hat sie vertrieben. Und doch war sie für einen Wimpernschlag real. Warum sonst kribbeln meine Fingerspitzen auch jetzt noch, wenn ich an sie denke? Wieso sollte sonst mein Herz noch immer ein klein wenig schneller schlagen, wenn ich das weiße Papier in besonders kalten Nächten hervorkrame? Welchen Grund hätten meine Augen sonst so zu brennen, wenn sie auf ihre letzte Nachricht fallen. „Tristan…Ich halte dich.“
Ich habe ihr geglaubt. Ich habe ihr so sehr vertraut, wie ich nur einem einzigen anderen Menschen vertraue. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass ihr ein und derselbe wart. Die Tragik war nicht vorhersehbar. Nicht für mich blinden Trottel.
Wenn du mich jetzt sehen könntest. Es löst mich noch immer auf. All die Jahre und der Liebeskummer ist noch immer nicht überwunden. Vermutlich wird er mir für immer bleiben, als eine Erinnerung, eine Wunde, die nie so ganz verheilen wird. Und dann gibt es die Nächte, da gestehe ich es mir ein. Ich vermisse sie.
Nur aussprechen werde ich diesen Gedanken niemals. Dafür fehlt mir viel zu viel Mut. Ich frage auch nicht nach ihr, was aus ihr geworden ist, ob auch du ihr nachtrauerst so wie ich. Darum mache ich einen weiten Bogen.
Stattdessen bist du lieber abwechselnd „Frau Assistenz“, „meine sehr gute Assistentin“, „mein Heinzelfräulein“ oder auch mal „der Krümmel“, „das Werkzeug“ oder „kleines Monster“. Das ist sicherer. Dahinter versteckt es sich so gut.
DAS ist, was ich kann. Was ich zu uns beitrage. Fließend durch die Blume sprechen, immer in der Hoffnung, dass du es zwischen meinen endlosen Monologen heraushören kannst. All das, was ich niemals laut sagen werde. Inzwischen ist es fast wie ein Codebuch. Ich werfe sie dir alle hin. Die ganzen verworrenen Hinweise und Rätsel. Du knackst sie meist mühelos.
„Der Goldstandard in Zuverlässigkeit“ heißt: Danke, dass du da bist, dass ich auf dich zählen kann.
„Giftzwerg“ heißt: Du bist eine brillante Toxikologin.
„Zwerg Naseweis“ heißt: Ich bewundere deine Intelligenz.
„Besseres Viertel“ heißt: Danke, dass du mir treu bleibst, dass ich durch deine Augen der Mann sein darf, der ich gern wäre.
Und „Alberich“? Das ist wie alles an uns inzwischen kompliziert. Es ist gewachsen, hat sich im Laufe der Zeit verändert. Aus einem Witz in einen liebgewonnenen Kosenamen. Aus initialer Sympathie in tiefe Zuneigung. Aus reinem Spott in ehrfürchtige Dankbarkeit.
„Alberich“ Das ist übermenschliche Stärke, unverdiente Fürsorge und Verständnis, spitze Widerworte und noch schärfere Retourkutschen. Das ist verlässliche Kompetenz, bestechender Charme und intelligenter Humor. Alles perfekt verteilt auf 132 Zentimetern.
„Alberich“ Das bedeutet unerklärliche Wärme. „Alberich“ Das heißt ankommen. „Alberich“ Das steht für den Menschen, der mich kennt wie kein Zweiter. „Alberich“ Das ist mein Zuhause, mein Leben.
Und doch leugne ich es eisern. Bin am wenigsten ehrlich zu mir selbst. Baue Fassade um Fassade auf. Mache mir wieder und wieder etwas vor. Rede mir viel zu oft ein, dass ich es selbst gar nicht weiß, wofür diese 8 Buchstaben eigentlich stehen. Was sie wirklich bedeuten, was sie jeden Tag ausdrücken. Verdrängung und dann Zerreden. Darin bin ich erstaunlich gut.
Denn mit „Alberich“ kann es mir eben auch so schön verklären. All die Dinge, die nur Sinn ergeben, wenn ich sie mit dir teile. All die magischen Momente, die ich mit dir erlebe. Mit „Alberich“ relativiere ich sie mir alle. Mit „Alberich“ belege ich sie mit einem Zauber, der mich vergessen lässt, wie ich mich fühle, wenn du nicht bei mir bist.
Denn es ist alles vorgetäuscht, geheuchelt und gelogen. Ich weiß genau, was dieses Wort heißt. Wofür es schon immer gestanden hat. Was ich jeden Tag damit sage, was ich dir damit mitteilen will auf meine verschobene, verkorkste, schrullige Art.
„Alberich“ – Das heißt: Ich liebe dich. Und ich hoffe, das weißt du.
Für Roggenpfirsich
„Alberich heißt: Ich liebe dich.“
Du hast viele Namen. Über die Jahre sind einige dazu gekommen. Die meisten habe ich dir gegeben. Nicht auf alle bin ich stolz und doch drückt jeder einzelne von ihnen etwas aus, das ich an dir schätze.
Thiel nennt dich beharrlich „Frau Haller“, auch wenn ihm hier und da ein paar Ausrutscher passieren. Schrader ist dagegen längst zu „Silke“ übergegangen. Beides nutze ich nur selten. Das hat seine Gründe. Beides sind inzwischen Zeichen von tiefen Freundschaften, die ich weder dir noch ihnen mehr neide, auch wenn das gedauert hat.
„Frau Haller“ ist mir zuerst begegnet. Damals. Vor mehr als 22 Jahren. In einem noch eher bescheidenen, kleinen, dunklen Büro. Was war ich damals einsam und gelangweilt und dann bist du in mein Leben gefallen. Im wahrsten Sinne.
Einfach so lief ich dich über den Haufen, weil mein Kopf noch viel zu sehr in den Wolken hing. Dann hast du mich in nur 15 Minuten gehörig auf dein Maß gestutzt. Heute bin ich der, der jeden anschnauzt, der es wagt, dich zu übersehen in ihrem Eifer, die Nase viel zu hoch zu tragen.
Du verzeihst es ihnen, wie du es mir auch verziehen hast, wie du es mir jeden Tag vergibst. Das kannst du deutlich besser als ich. Wie so vieles andere auch. Und deshalb bleibt „Frau Haller“ reserviert für Momente der höchsten Anerkennung. Dann, wenn du mich mit deinen verborgenen Fähigkeiten und Talenten zum Staunen bringst.
Denn ich glaube, ich hab’s jetzt verstanden. Die wirklich besonderen Dinge, die richtig schönen… sie sind selten groß, laut und bunt. Meist sind sie ganz klein, leise und so herrlich unscheinbar. Wie ein Schatz, den man sich erst verdienen muss. Ich war über zwei Jahrzehnte auf einer rastlosen Suche und habe beständig gegraben.
Gefunden habe ich viel mehr als erwartet. Vieles hat mich überrascht. Anderes hat mich gefordert. Manches auch überfordert. So wie „Silke.“
Ihr bin ich eigentlich nie wirklich über den Weg gelaufen. Nur einmal hab‘ ich mich getraut nach ihr zu fragen. Bin vor ihr auf die Knie gefallen und beinahe auch auf die Nase. Fast hätte mich der Genickbruch ereilt auf meiner Flucht die Treppe hinunter und direkt in dein amüsiertes Grinsen hinein.
Und alles wegen eines Brieffreunds, der mir einfach nur suspekt war. Der dir mit einem einfachen Grinsen so viel mehr bieten konnte als ich. Das war schon genug. Die Schicht gespielter Arroganz auf meiner Zunge fast zu dünn. Seitdem lass ich die Finger von „Silke“. Ich weiß, es ist feige. Aber das ist viel zu nah, viel zu intim.
So nah wie mir eigentlich nur „Zaunkönig“ gekommen ist und vermutlich noch viel näher. Manchmal frage ich mich, ob das wirklich passiert ist oder ob ich es nur geträumt habe. Ob sie wirklich echt gewesen ist oder nur ein Konstrukt meiner Phantasie. Und nun für immer auf das weiße Papier verbannt, auf dem ich all die nächtlichen Chatverläufe ausgedruckt habe.
Existiert hat sie eigentlich nur dort. In diesem merkwürdig anonymen Raum aus Datenknoten und Bits und Bytes, der mir für fünf himmlische Wochen so intim, so sicher wie nichts anderes vorgekommen war. In diesem Raum aus unendlich komplexen Nullen und Einsen bin ich ihr hilf- und rettungslos verfallen. Nicht, weil sie mich verführt hätte, sondern weil ich mich noch nie so gesehen, so geborgen, so geliebt gefühlt habe.
„Zaunkönig“. Mit dem ersten analogen Augenkontakt ist sie verschwunden. Aufgelöst und tot geschwiegen. Meine Schuld, nicht deine. Meine Angst hat sie vertrieben. Und doch war sie für einen Wimpernschlag real. Warum sonst kribbeln meine Fingerspitzen auch jetzt noch, wenn ich an sie denke? Wieso sollte sonst mein Herz noch immer ein klein wenig schneller schlagen, wenn ich das weiße Papier in besonders kalten Nächten hervorkrame? Welchen Grund hätten meine Augen sonst so zu brennen, wenn sie auf ihre letzte Nachricht fallen. „Tristan…Ich halte dich.“
Ich habe ihr geglaubt. Ich habe ihr so sehr vertraut, wie ich nur einem einzigen anderen Menschen vertraue. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass ihr ein und derselbe wart. Die Tragik war nicht vorhersehbar. Nicht für mich blinden Trottel.
Wenn du mich jetzt sehen könntest. Es löst mich noch immer auf. All die Jahre und der Liebeskummer ist noch immer nicht überwunden. Vermutlich wird er mir für immer bleiben, als eine Erinnerung, eine Wunde, die nie so ganz verheilen wird. Und dann gibt es die Nächte, da gestehe ich es mir ein. Ich vermisse sie.
Nur aussprechen werde ich diesen Gedanken niemals. Dafür fehlt mir viel zu viel Mut. Ich frage auch nicht nach ihr, was aus ihr geworden ist, ob auch du ihr nachtrauerst so wie ich. Darum mache ich einen weiten Bogen.
Stattdessen bist du lieber abwechselnd „Frau Assistenz“, „meine sehr gute Assistentin“, „mein Heinzelfräulein“ oder auch mal „der Krümmel“, „das Werkzeug“ oder „kleines Monster“. Das ist sicherer. Dahinter versteckt es sich so gut.
DAS ist, was ich kann. Was ich zu uns beitrage. Fließend durch die Blume sprechen, immer in der Hoffnung, dass du es zwischen meinen endlosen Monologen heraushören kannst. All das, was ich niemals laut sagen werde. Inzwischen ist es fast wie ein Codebuch. Ich werfe sie dir alle hin. Die ganzen verworrenen Hinweise und Rätsel. Du knackst sie meist mühelos.
„Der Goldstandard in Zuverlässigkeit“ heißt: Danke, dass du da bist, dass ich auf dich zählen kann.
„Giftzwerg“ heißt: Du bist eine brillante Toxikologin.
„Zwerg Naseweis“ heißt: Ich bewundere deine Intelligenz.
„Besseres Viertel“ heißt: Danke, dass du mir treu bleibst, dass ich durch deine Augen der Mann sein darf, der ich gern wäre.
Und „Alberich“? Das ist wie alles an uns inzwischen kompliziert. Es ist gewachsen, hat sich im Laufe der Zeit verändert. Aus einem Witz in einen liebgewonnenen Kosenamen. Aus initialer Sympathie in tiefe Zuneigung. Aus reinem Spott in ehrfürchtige Dankbarkeit.
„Alberich“ Das ist übermenschliche Stärke, unverdiente Fürsorge und Verständnis, spitze Widerworte und noch schärfere Retourkutschen. Das ist verlässliche Kompetenz, bestechender Charme und intelligenter Humor. Alles perfekt verteilt auf 132 Zentimetern.
„Alberich“ Das bedeutet unerklärliche Wärme. „Alberich“ Das heißt ankommen. „Alberich“ Das steht für den Menschen, der mich kennt wie kein Zweiter. „Alberich“ Das ist mein Zuhause, mein Leben.
Und doch leugne ich es eisern. Bin am wenigsten ehrlich zu mir selbst. Baue Fassade um Fassade auf. Mache mir wieder und wieder etwas vor. Rede mir viel zu oft ein, dass ich es selbst gar nicht weiß, wofür diese 8 Buchstaben eigentlich stehen. Was sie wirklich bedeuten, was sie jeden Tag ausdrücken. Verdrängung und dann Zerreden. Darin bin ich erstaunlich gut.
Denn mit „Alberich“ kann es mir eben auch so schön verklären. All die Dinge, die nur Sinn ergeben, wenn ich sie mit dir teile. All die magischen Momente, die ich mit dir erlebe. Mit „Alberich“ relativiere ich sie mir alle. Mit „Alberich“ belege ich sie mit einem Zauber, der mich vergessen lässt, wie ich mich fühle, wenn du nicht bei mir bist.
Denn es ist alles vorgetäuscht, geheuchelt und gelogen. Ich weiß genau, was dieses Wort heißt. Wofür es schon immer gestanden hat. Was ich jeden Tag damit sage, was ich dir damit mitteilen will auf meine verschobene, verkorkste, schrullige Art.
„Alberich“ – Das heißt: Ich liebe dich. Und ich hoffe, das weißt du.