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Untergang des Schlächters

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteDrama, Fantasy / P16 / Het
Alaine Frynia Asgar Serran Celene Varianis Valnar Darnus
04.12.2022
04.12.2022
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2.244
 
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04.12.2022 2.244
 
(Fortsetzung von "Geboren, um zu dienen")

Der Morgen brach heran und Valnar erwachte aus seinem traumlosen Schlaf. Er packte sich am Kopf und spürte das schwarze Loch in ihm. Das dunkle Geschwür, das in seinem Kopf pochte, seiner Seele. Er war ein Teil von ihm und würde es immer sein, solange er lebte.

Er erhob sich aus seinem Sarg und setzte sich auf den Boden, bis Alaine ins Zimmer trat. Sie setzte sich neben ihn und überreichte ihn ein Glas Blut, welches er gierig verschlang. Nicht für seinen Durst töten zu müssen wurde langsam wieder normal für ihn.

Doch der Tag war gekommen, an dem er Rache nehmen würde. Für alles.

Alaine küsste ihn auf die Lippen und Valnar gab sich ihrer Liebe hin, ihre Hände in seinen langen Haaren. Er begann ihren Hals zu küssen und sie ließ ein leises Stöhnen hören, als seine Fangzähne über ihre Haut glitten. Er drückte noch einen Kuss auf die Stelle, dann ließen sie voneinander ab.

Leider hatten sie dafür keine Zeit.

Asgar wurde immer wahnsinniger und brutaler, und selbst Celene hatte sich von ihm abgewandt. Das war ein großer Vorteil. Sie wollte sich mit ihnen treffen, auch wenn Valnar und Alaine vorsichtig blieben. Es könnte immer noch eine Falle sein.

»Malena hat mir berichtet, dass er Lartyn komplett ausgelöscht hat«, sagte Alaine, nachdem sie eine Weile so da saßen.

Noch mehr unschuldige Menschen mussten für nichts sterben. Diese Nachricht ließ ihn voller Tatendrang aufstehen.

»Lass es uns zu Ende bringen.« Valnar streckte seine Hand nach ihr aus. Sie nickte und packte sie, um sich daran hochzuziehen.

»Heute wird es enden.«

--

Mit ihrer Armee im Schlepptau trafen sie auf Celene und einer kleinen Gruppe von Vampiren. Alle schienen angespannt zu sein, bereit, falls ein Angriff stattfand.

Sie schaute die beiden ernst an, bevor sie sprach. "Er ist in seinem Schloss, beschützt von einer magischen Barriere. Doch mit diesem Schlüssel könnt ihr sie öffnen." Sie kam direkt zum Punkt und überreichte ihn Valnar. Es war ein kleiner roter Kristall purer Seelenenergie mit blauen Venen. So etwas hatte er noch nie gesehen; er konnte die Rastlosigkeit und Schmerz der Seelen darin spüren, und für einen Moment durchfluteten ihn ihre Rachegelüste.

Valnar schloss die Augen und machte eine Faust um den Schlüssel, dann lächelte er.

Rache. Ja. Sie hatten dasselbe Ziel.


»Danke. Das hilft uns sehr und wir schwören, dass wir ihn vernichten werden und all das hier zu Ende zu bringen.«

Celene nickte ihm zu. »Wir werden versuchen, so viele Vampire wie möglich auf unsere Seite zu bringen oder sie zu bekämpfen.« Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab.

»Celene, warte«, rief er ihr noch nach.

Sie blieb schließlich stehen und drehte sich fragend um.

»Warum hilfst du uns?«

Celene drückte den Stoff an ihren Hals herunter und Valnar konnte eine magische Wunde erkennen. Ihr Hals war halb zerfetzt und er musste nicht fragen, ob Asgar ihr das angetan hatte. Wut spiegelte sich in ihren Augen, das Gesicht von jemanden, der verraten wurde. Dass dies überhaupt erst passieren musste, um zu
realisieren was dieser Vampir für ein Monster war ...

»Jetzt weißt du warum.«

Daraufhin ging sie mit ihrer Gruppe.

Valnar schaute zu seiner Geliebten und sie nickte ihm zu.

»Meine Vampire werden seine Armee beschäftigen, während wir uns ins Schloss schleichen, aber ...« Sorge breitete sich auf Alaines Gesicht aus und Valnar verstand.


»Ich weiß, dass ich ihn nicht angreifen kann, aber ich kann dich unterstützen. Vertrau mir, Alaine.«

Auch wenn er an sie glaubte, hatte er ein ungutes Gefühl, sie alleine gehen zu lassen. Zusammen würden sie es schaffen, auch wenn er dabei sterben würde.

Alaine zuckte zusammen. »Du wirst
nicht sterben«, sprach sie, wurde dann aber rot und senkte den Blick. Sie wusste genau, dass er es nicht mochte, wenn sie seine Gedanken las.

Doch das war ihm mittlerweile egal. Es gab nichts, was sie nicht wissen durfte. Er und sie waren eins. Er packte sie und drückte sie fest an sich, strich ihr durch die Haare, froh, dass er sie in seinem untoten Dasein hatte. Die einzige Person, für die er kämpfte.

»Ich liebe dich, Alaine«, flüsterte er in ihr Ohr und sie erwiderte die Umarmung.

---

»Herrin, seine Vampire bewachen das Schloss. Es sind eine Menge!
« Malena verbeugte sich und Alaine nickte.

»Er wird wohl paranoid. Das ist gut. Dann werden wir ihn alleine im Schloss antreffen.« Alaine wandte sich ihre Krieger zu. "Greift an und lasst keinen am Leben!"

Mit Fauchen und Knurren hetzten sie aus den Büschen aufs Schloss zu. Die gegnerischen Vampire waren kampfbereit, doch Alaines Vampire hatten den Vorteil, dass sie eine Generation über ihnen waren.

Dann blickte Alaine auf Malena und den Magiern. "Versucht, sie vom Schloss fernzuhalten. Es darf niemand hinein gelangen!"

»Ja, Herrin. Die Magier und ich gehorchen!« Daraufhin rannten sie los.

Geschrei und Gebrüll füllte die Luft, das Klirren der Schwerter und Zischen der Feuerbälle. Die Schlacht hatte begonnen.

»Komm, wir schleichen uns auf die Mauern.« Alaine verwandelte sich in eine Fledermaus und Valnar tat es ihr gleich. Einige Vampire bemerkten sie, doch die Magier machten kurzen Prozess mit ihnen.

---

Der lange Teppich war voller Leichen, Knochen und Blut. Der Gestank war extrem, sodass sie sofort aufhörten zu atmen. Doch es war sehr still. Kein einziges Geräusch war zu hören, außer ihre Schritte.

Valnar hielt den Schlüssel in der Faust und drückte ihn an die Brust. Sein Arm kribbelte, auch er wollte kämpfen und das Blut der Feinde fließen lassen, doch das hier war wichtiger. Er konnte die Anwesenheit seines Schöpfers spüren und er folgte seinem Instinkt, Alaine dicht hinter ihm.

Bald hörten sie ein dröhnendes Geräusch und entdeckten die magische Barriere, als sie um die Ecke gingen. Natürlich war sie vor dem Eingang des Thronsaals platziert und sie schlichen sich langsam heran.

Dort saß er auf dem Thron und Valnar spürte einen Schauer über seinen Rücken, der Hass, der in ihm aufstieg. Er schien mit sich selbst zu sprechen, doch das Geräusch der Barriere war zu laut, um es genau zu verstehen. Es war Zeit, ihn von der Welt zu tilgen.

»Bereit?«, flüsterte Valnar und Alaine nickte.

Er nahm tief Luft und drückte den magischen Schlüssel in die Barriere, die sich mit einem lauten Knall direkt auflöste.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Asgar reagierte. »Was war das?!« Er sprang auf und blickte in die Augen seiner ehemaligen Begleiter.

»IIIHR?! WIE KOMMT IHR HIER HEREIN?!« Er hielt seinen Säbel fest und Valnar spürte, wie machtlos seine Knochen wurden, wie sie ihm verweigerten, sich gegen seinen Schöpfer zu wehren.

»Der Tag ist gekommen, Asgar! Keine weitere Minute werden wir dir erlauben, weiteres Leid zu verursachen!«, fauchte Alaine.

Asgar aber lachte. »Dass ihr es wagt, hier hinein zu wandern! Das ist MEIN Schloss! Ihr werdet sterben!« Er drehte sich Valnar zu. "Und DUUU kannst mich niemals angreifen! Du bist MEINE SCHÖPFUNG! MEIN EIGENTUM!" Seine Stimme hallte im ganzen Thronsaal.

Dann griff er an, aber Alaine wich aus.

Valnar begann zu zaubern; er schützte Alaine mit einem Schild. Die Überraschung war Asgar ins Gesicht geschrieben und Valnar konnte seine Nervosität riechen. Er ließ von Alaine ab und rannte auf ihn zu.

Aber Alaine war stark und schnell. Ihre Krallen packten Asgars Säbel und schleuderten ihn weg.

"Was ihr könnt, kann ich schon lange!", drohte er. Was sie nicht ahnten, war der teuflische Zauber, den ihr Feind aus dem Nichts herbei beschwor. Valnars Schild wurde mit einem Mal zerstört, als ein schwarzer Strahl von hinten durch Alaines Rücken schoss. Blut spritzte durch die Luft, während sie mit einem Schrei zusammensackte. Ein leises, dunkles Lachen füllte den Saal, als sich schwarzer Rauch um sie auflöste.

Das war keine normale Vampirmagie! Das war etwas viel Bösartigeres!

Angst überflutete Valnar. "Alaine!", rief er voller Entsetzen und rannte zu ihr hin, doch Asgar stellte sich in den Weg und packte ihn an die Kehle.


»Wie konntest du dich nur wagen? Du hättest so viel mehr sein können", fauchte sein Schöpfer, und Valnar konnte seine Enttäuschung durch ihre Bindung fühlen. »Du bist in Wahrheit kein Stück besser als ich! Du hast es genossen, zu töten und zu zerstören!« Valnar zweifelte an sich. War es wahr? Hatte ihm das Töten so sehr gefallen? Das Gefühl, als seine Fangzähne seine Beute niederrissen und ihn mit köstlichem Blut belohnten ...

Er schüttelte den Kopf und knurrte. Die Schreie der Unschuldigen, die Grausamkeit der Brutalität eines Vampirs. Nein! Er war nicht wie er! Und er würde niemals so werden!

Asgar tat nichts außer ihn zu beobachten und seine Gedanken zu lesen. Sein Gesicht kam näher und seine Lippen berührten fast Valnars. Er hasste es; sie wussten beide, dass seine Schöpfung nichts tun konnte; er nahm ihn nicht einmal ernst, sondern grinste ihn nur verrückt an. Dieses ekelhafte Grinsen, welches Valnar immer ertragen musste, wenn Asgar ihn gezwungen hatte zu töten, und wenn er merkte, dass er die volle Kontrolle über seine Schöpfung hatte. Er hatte die Gesichter der Unschuldigen vor seinen Augen, schaute zu seiner verletzten Geliebten, die am Boden lag und schließlich durchflutete Wut sein untotes Herz. Nein! Asgar durfte nicht entkommen! Er musste sterben! Er musste für all seine Taten büßen!

Mit einem Mal packte Valnar das Handgelenk seines Schöpfers und drückte es von seinem Hals weg. Asgars Grinsen verschwand und er konnte kaum reagieren, als Valnar ihn angriff. Er packte seine Arme und biss ihm mit voller Kraft in den Mund.

Es war wie ein Blitz, der durch ihm schoss, eine kleine Lücke, aus dem er hindurch greifen konnte. Er benutzte seine ganze Kraft, die er aufbringen konnte. Sein ganzer Hass, seine ganze Wut steuerte seinen Biss, bohrte sich tief ins Fleisch, durch die Zunge, und schließlich hörte er Knochen knacken. Asgars Blick zeigte pures Entsetzen, bis er sich in Schmerzen umwandelte und er schrie, versuchte ihn wegzudrücken, doch Valnar verbiss sich immer weiter in ihm, seine Arme unbeugsam. Blut lief in seinem Mund und machte ihn rasend, das verhasste Blut des Schöpfers. Alaine stand hinter ihm, geheilt. Nur noch ihr Kleid gab Anzeichen, dass sie einst verletzt gewesen war. Erleichterung ging durch Valnar und das war sein Zeichen, dass er loslassen musste. Seine Augen leuchteten rot auf, während er und Asgar von Blut getränkt waren, und fast gab er sich seinen Instinkten und seinem Rausch hin, ihm den Kiefer abzureißen. Doch ihm fehlte die Zeit; dieses Gefühl der Untätigkeit kam zurück. Das Gefühl, das es ihm nicht ermöglichte, seinen Schöpfer anzugreifen.

Valnar ließ los und fiel auf die Knie. Bevor Asgar seinen Kopf packen konnte, bohrten sich Alaines Krallen in seinem Hals und rissen ihm rasch den Kopf von den Schultern. Er flog in hohen Bogen gegen die Wand und das Blut bespritzte den ganzen Saal, bis sein Körper endlich nachgab. Valnar fühlte, wie sich seine Bindung in Luft auflöste, atmete aus, als er die Freiheit spüren konnte.

Alaine ging auf die Knie und umarmte ihn, küsste ihm auf den Kopf. Er war tot, er war endlich tot, sagte sich Valnar immer wieder, bis Alaine seine Gedanken unterbrach.

»Wir haben es geschafft, Valnar. Wir haben es endlich geschafft.« Ihre blutigen Tränen der Erleichterung fließen ihre Wangen hinunter. Valnar lachte einmal auf und küsste ihr die Wange.

»Ja. Es ist endlich vorbei.
«

--

Draußen war fast Ruhe eingekehrt. Asgars Vampire spürten das Ableben ihres Schöpfers und senkten die Waffen. Auch Alaines Vampire stoppten den Angriff und sammelten sich vor dem Schlosseingang, als Valnar und ihre Herrin die Stufen hinabstiegen, getränkt im Blut des Schlächters.


Sie jubelten ihnen zu. Alaine gab Malena ein Lächeln, froh, dass sie noch am Leben war.

Sie hob ihre Hände und die Meute wurde still.

»Ihr habt tapfer gekämpft und wir haben gesiegt. Asgar ist tot!«, rief Alaine ihnen zu und wandte sich dann an die, die nun herrenlos waren. »Ihr müsst nicht mehr töten. Legt eure Waffen nieder und wir werden euch verschonen. Ab heute seid ihr freie Vampire und wir werden auch zeigen, wie ihr friedlich unter den Menschen leben könnt.«

Ein Raunen ging durch die Menge. Verwirrung, Freude und auch Erleichterung. Viele waren wie Valnar; wie konnten sie sich nach diesen Gräueltaten vergeben? Er würde sein Bestes tun, ihnen zu helfen. Sie waren nicht verloren.

Celene trat aus der Menge und nickte den beiden zu, dann wandte sie sich mit einigen anderen ab und Valnar und Alaine erlaubten es ihr. Ohne sie wäre der heutige Angriff nicht möglich gewesen.

»Wir haben jetzt eine Menge Verantwortung auf diese Vampire aufzupassen, dass nie wieder einer von ihnen einen Menschen tötet.« Valnar gab Alaine einen Blick und sie nickte ihm zu. »Vielleicht ... schaffen wir es sogar, dass die Menschen uns eines Tages akzeptieren. Dass sie nie wieder Angst vor uns haben«, antwortete sie und legte ihre Hand auf Valnars Wange. Er legte seine Hand auf ihre und schloss die Augen. »Das würde mich freuen und ich weiß, dass wir das erreichen werden. Eines Tages.«

Sie starrten sich an. Beide hatten denselben Gedanken.


»Und vielleicht ... können wir irgendwann eine richtige Familie gründen«, fügte er hinzu.

Alaine lächelte und nickte. »Das wünsche ich mir so sehr mit dir. Dass unser Traum endlich wahr wird. Nach alledem, was wir durchgemacht haben.«

Sie umarmten sich und küssten sich auf die Lippen, und zum ersten Mal in vielen Jahren konnten sie sich ohne Sorgen ihrer Liebe hingeben. Asgar war tot und Valnars Seele fühlte sich wieder rein an, das dunkle Geschwür für immer verschwunden.

Von diesem Tage an würde alles besser werden.


~ValnarsZimmerKatze~
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