(Don‘t) Have a heart
von Ririchiyo
Kurzbeschreibung
Ray ist zu positiv, Mick ist aufmerksamer, als er Leute glauben lässt, und Len ist einfach nur sauer, dass Mick jetzt neuerdings scheinbar so viel davon hält, sich mit einem verdammten Milliardär abzugeben. Und ihn dann auch noch Len vorzuziehen! Seit wann ist Mick nicht mehr in der Lage, sein Gehirn einzuschalten? // Ray & Mick & Len
GeschichteFamilie, Freundschaft / P12 / Gen
Leonard Snart
Mick Rory
Ray Palmer
27.11.2022
13.12.2022
5
8.748
2
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27.11.2022
1.843
AN: Diese kleine Geschichte habe ich tatsächlich schon letztes Jahr irgendwann geschrieben, damals auf Grundlage von 1, 2, 3 Inspirationen, und nach mehrmaligem Überarbeiten bin ich nun zufrieden genug, um sie auch hochzuladen, selbst wenn sie immer noch nicht perfekt sein sollte. Ich habe mir Mühe gegeben, dass es nicht zu OoC oder AU wird, was mir hoffentlich auch gelungen ist (allerdings ist Mick ziemlich intelligent, weil ich das so mag/das mein Headcanon ist, also falls das jemandem zu OoC sein sollte, wisst ihr hiermit Bescheid), Triggerwarnungen dürfte es keine geben, und … ja. Ich denke, das ist auch schon fast alles, was es dazu zu sagen gibt.
Updates kommen vermutlich aller paar Tage, immerhin ist die Story abgeschlossen und die Kapitel nicht sehr lang, und über Reviews freue ich mich natürlich, aber sie müssen nicht sein.
Ich wünsche euch hoffentlich viel Spaß! ^^
Kapitel 1 – Ray
Ray seufzt innerlich, während er sich auf der Brücke umschaut.
Das ganze Team sieht fertig aus.
Selbst Len, der sich normalerweise um nichts zu kümmern scheint, und Mick, der üblicherweise sehr erfolgreich aussieht, als wäre er an nichts interessiert. Aber jetzt gerade sind sie beide schlecht gelaunt. Mick trinkt vielleicht sein Bier wie üblich, aber er hat gerade nicht einmal Len geantwortet, als dieser etwas gefragt hat, und das ist selten.
Sara sieht zu Boden. Es sollte sie nicht wundern. Sie können nicht jeden retten, das haben sie noch nie gekonnt, und Sara sollte sich dessen eigentlich bewusst sein. Vielleicht haben sie es ein- oder zweimal wie durch ein Wunder doch geschafft, aber manchmal verliert man eben Leute. Manchmal läuft es einfach nicht so, wie man es plant, und Menschen sterben.
Wie Anna. Oder Ray selbst. Gut, er nicht ganz, aber die Welt hat es gedacht und macht ihn das nicht trotzdem zu einem Toten? Menschen sterben, und nur weil sie durch die Zeit reisen, heißt es nicht, dass sie solche Dinge auch ändern können. Diese Mission jetzt ist nur ein weiterer Beweis dafür. Menschen sterben, und manchmal kann man sie nicht retten. Manchmal kann man nicht einmal den Großteil von ihnen retten. Ray weiß es, und eigentlich sollte es den anderen auch bewusst sein. Manchmal kann man nur versagen und mit dem Versagen leben.
Er sollte nicht hier sein. Es ist eine schlechte Idee gewesen, sich zu den anderen auf die Brücke zu gesellen. Er hätte es wie Stein oder Jax machen und sich irgendwohin zurückziehen sollen. Dann müssten sie wenigstens nicht gegenseitig ihre Launen ertragen. Dann müsste er sich nur um sich selbst kümmern, könnte sich einbilden, dass es allen anderen gut ginge, würde—
Aber er ist kein Mensch, der sich zurückzieht, und niemand, der andere einfach alleine lässt, damit sie sich mit sich selbst beschäftigen müssen. Und genau das wäre es. Er würde sie alle damit alleine lassen, und sie müssten sich selbst helfen, und er würde sich aus der Verantwortung ziehen. Und ist er nicht dafür da, Leute aufzumuntern und alles positiv zu sehen und gute Laune zu haben und …
Ja, es ist Saras Aufgabe, sie richtig wieder aufzubauen, das weiß er, natürlich ist es ihre Aufgabe, immerhin ist sie der Captain, aber sie ist nicht da, um Leuten wieder bessere Laune zu machen und sie positiver zu stimmen. Weil sie das nicht kann. Sara ist dafür da, ernst zu sein und Fakten zu kennen, und nicht für … nicht für das, wofür Ray eben da ist.
Was er auch jetzt wieder machen sollte. Weil er gut darin ist. Es ist sein Ding. Er ist der Optimist. Und vielleicht ist das nicht der Grund dafür, dass er ein Teil dieses Teams ist, aber er ist der Beste darin, sich auf das Gute zu konzentrieren, und sollte er sich dessen dann nicht annehmen? Ist es nicht doch seine Aufgabe, sie wieder zu ermutigen? Ein wenig? Nicht, weil er für nichts anderes da ist, sondern einfach, weil es außer ihm niemand tut?
Vielleicht fehlt ihm gerade die Kraft dafür und er möchte nicht und ihm ist genauso danach zumute, sich einfach hängen zu lassen, wie die anderen es schon längst getan haben, aber irgendjemand muss es doch machen!
Er hat nicht die Energie für ein Lächeln, aber immerhin klingt seine Stimme nicht ganz daneben, als er schließlich das „Morgen wird bestimmt besser“ hervorbringt. Es ist nicht einmal ansatzweise mit seinem üblichen Selbst zu vergleichen, nicht einmal in der Nähe von dem, wie er es normalerweise schafft, nie den Mut zu verlieren oder die Hoffnung zu behalten, aber es ist alles, zu dem er im Moment in der Lage ist, und es muss reichen.
Es reicht nicht.
Len schnaubt. Und grinst. Dieses überhebliche Grinsen, das er immer dann aufsetzt, wenn er angeblich so viel mehr weiß als alle anderen und sich darüber lustig macht. Dieses Grinsen, das Ray andauernd sieht, weil Len ihm immer das Gefühl zu geben versucht — und gibt, es wäre nicht so, als würde er es nicht schaffen —, dass er zu naiv ist, und zu gutmütig, und zu dumm, um irgendwie mit der Welt klarzukommen.
Nicht zum ersten Mal hat Ray das Bedürfnis, einfach zuzuschlagen. Er kann nichts dafür, es ist einfach plötzlich da, überkommt ihn beinahe aus dem Nichts, und am liebsten würde er sich dem hingeben, und wenn es nur wäre, um die überraschten Gesichter zu sehen. Weil das ganz sicher besser wäre, als dieses schreckliche Grinsen, das dann hoffentlich endlich verschwinden würde. Es ist nicht einmal nur Len, der dieses Bedürfnis in ihm auslöst, es ist auch Mick, manchmal ist es sogar Sara, und ganz oft sind es einfach generell Leute, wenn sie der Meinung sind, alles so viel besser zu können als er, und dass Rays Wunsch nach Ruhe und Frieden lächerlich ist. Was nicht stimmt. Dieser Wunsch ist nicht lächerlich, er ist berechtigt!
Aber Ray sagt nichts dazu, und er schlägt Len auch nicht — versucht es nicht einmal —, sondern wie so oft ballt er einfach nur seine Hände zu Fäusten und atmet tief durch. Beruhigt sich wieder. Er ist besser als das. Sie können noch so sehr denken, dass sie recht haben, aber so ist es nicht. Er hat recht. Es ist immer besser, sich für eine friedliche Lösung zu entscheiden als für einen Kampf. Selbst wenn Len so grinst. Selbst wenn Len ihn provoziert, oder Mick die Augen verdreht, oder Sara ihn so ansieht, als würde er wieder nur Unsinn reden.
Es ist trotzdem wahr.
Er hat trotzdem recht.
„Und was, wenn nicht?“ Lens Stimme trieft vor Sarkasmus.
Immerhin ist er wieder mehr er selbst und scheint nicht mehr so sehr an ihr Versagen zu denken, richtig? Vermutlich sollte Ray sich darüber freuen. In Momenten wie diesen sind auch Kleinigkeiten viel wert.
Die Freude bleibt aus.
Stattdessen erwidert er Lens Blick so gut er kann. „Dann sage ich es nochmal“, gibt er zurück. Und wenn es dann nicht stimmt, wird er es wieder sagen. Und wenn es sein muss, wird er es eben unendlich oft wiederholen. Irgendwann wird es stimmen. Ihre Tage sind nie alle schlecht. Sie können nicht alle schlecht sein. Es gibt immer auch diese Tage, die besser sind. Irgendwann.
Und wenn Len unbedingt will, dann kann er gerne versuchen, seine Meinung weiter durchzusetzen, er kann gerne schlechte Laune verbreiten und pessimistisch in seine Zukunft sehen, aber Ray wird ihm bestimmt nicht helfen! Und irgendwann wird er es schaffen, Len zu überzeugen, dass nicht alles immer schlecht ist. Manchmal ist es auch okay, und manchmal ist es sogar gut. Man kann Dinge auch positiv sehen und in allem etwas Gutes erkennen wollen, und das ist nicht schlecht, und—
Aber Len sagt nichts mehr. Er grinst nicht einmal mehr. Er mustert Ray nur einmal kurz, schnaubt, und dann steht er auf und dreht sich um. Er murmelt irgendetwas, das Ray nicht versteht, und im nächsten Moment ist er verschwunden.
Sara schüttelt den Kopf, seufzt und geht ebenfalls.
Mick geht nicht.
Mick hebt lediglich das Bier in seiner Hand und nimmt einen großen Schluck. Und noch einen. Und wenig später stellt er die leere Flasche neben sich ab und greift nach der nächsten. Natürlich nicht besser gelaunt als vorher. Weil Ray es natürlich nicht geschafft hat, irgendwen von irgendetwas zu überzeugen.
Was hat er denn auch anderes erwartet?
Er wendet den Blick ab.
Er hätte doch einfach in sein Zimmer gehen und nichts sagen sollen, schlimmer hätte es das auch nicht gemacht. Und wer weiß, vielleicht wären die anderen dann nicht einfach so—
Er sieht wieder auf, als ihm plötzlich ein Bier vor die Nase gehalten wird. „Wa-“
„Trinken“, unterbricht Mick ihn, „nicht reden.“
Oh. Okay. Er greift nach der Flasche.
Er trinkt nicht mal mit Mick! Oder eher andersherum: Mick trinkt nicht mit ihm. Mick trinkt generell nicht mit Leuten. Abgesehen von Len vielleicht. Sehr vielleicht. Aber auf keinen Fall mit Ray. Was soll das? Macht Mick sich am Ende—
„Jetzt“, weist der Mann ihn an.
Richtig. „Danke.“
„Ruhe.“
Oh. Oh, okay. Ja. Sicher. Er nickt. Klar. Ja. Wenn … wenn Mick will, dann kriegt Ray das hin. Er kann leise sein. Er setzt ebenfalls zum Trinken an und versucht den Blick zu ignorieren, den Mick ihm zuwirft, aber der Mann nickt nur einmal und wendet sich dann wieder seiner eigenen Flasche zu.
Das Bier schmeckt nicht.
Ray trinkt trotzdem einen weiteren Schluck.
Es ist merkwürdig, so still dazusitzen. Es ist auch merkwürdig, mit Mick zu trinken. Und noch merkwürdiger, dass das von Mick ausgegangen ist. Gleichzeitig ist es auch irgendwie entspannt und tatsächlich bemerkt er, wie er nach und nach immer ruhiger wird. Vielleicht ist es doch nicht nur seine Aufgabe, Leute aufzumuntern. Oder es sollte nicht nur seine Aufgabe sein, Mick macht gerade immerhin auch einen ganz guten Job …
Vielleicht ist es gut, dass er den Mund halten soll, sonst hätte er Mick spätestens jetzt ganz sicher mit irgendetwas beleidigt, das eigentlich nett gemeint gewesen wäre.
Aber so sitzt Ray einfach nur schweigend da, trinkt schlechtes Bier und genießt die Gesellschaft, egal wie ungewohnt sie auch ist.
Updates kommen vermutlich aller paar Tage, immerhin ist die Story abgeschlossen und die Kapitel nicht sehr lang, und über Reviews freue ich mich natürlich, aber sie müssen nicht sein.
Ich wünsche euch hoffentlich viel Spaß! ^^
Kapitel 1 – Ray
Ray seufzt innerlich, während er sich auf der Brücke umschaut.
Das ganze Team sieht fertig aus.
Selbst Len, der sich normalerweise um nichts zu kümmern scheint, und Mick, der üblicherweise sehr erfolgreich aussieht, als wäre er an nichts interessiert. Aber jetzt gerade sind sie beide schlecht gelaunt. Mick trinkt vielleicht sein Bier wie üblich, aber er hat gerade nicht einmal Len geantwortet, als dieser etwas gefragt hat, und das ist selten.
Sara sieht zu Boden. Es sollte sie nicht wundern. Sie können nicht jeden retten, das haben sie noch nie gekonnt, und Sara sollte sich dessen eigentlich bewusst sein. Vielleicht haben sie es ein- oder zweimal wie durch ein Wunder doch geschafft, aber manchmal verliert man eben Leute. Manchmal läuft es einfach nicht so, wie man es plant, und Menschen sterben.
Wie Anna. Oder Ray selbst. Gut, er nicht ganz, aber die Welt hat es gedacht und macht ihn das nicht trotzdem zu einem Toten? Menschen sterben, und nur weil sie durch die Zeit reisen, heißt es nicht, dass sie solche Dinge auch ändern können. Diese Mission jetzt ist nur ein weiterer Beweis dafür. Menschen sterben, und manchmal kann man sie nicht retten. Manchmal kann man nicht einmal den Großteil von ihnen retten. Ray weiß es, und eigentlich sollte es den anderen auch bewusst sein. Manchmal kann man nur versagen und mit dem Versagen leben.
Er sollte nicht hier sein. Es ist eine schlechte Idee gewesen, sich zu den anderen auf die Brücke zu gesellen. Er hätte es wie Stein oder Jax machen und sich irgendwohin zurückziehen sollen. Dann müssten sie wenigstens nicht gegenseitig ihre Launen ertragen. Dann müsste er sich nur um sich selbst kümmern, könnte sich einbilden, dass es allen anderen gut ginge, würde—
Aber er ist kein Mensch, der sich zurückzieht, und niemand, der andere einfach alleine lässt, damit sie sich mit sich selbst beschäftigen müssen. Und genau das wäre es. Er würde sie alle damit alleine lassen, und sie müssten sich selbst helfen, und er würde sich aus der Verantwortung ziehen. Und ist er nicht dafür da, Leute aufzumuntern und alles positiv zu sehen und gute Laune zu haben und …
Ja, es ist Saras Aufgabe, sie richtig wieder aufzubauen, das weiß er, natürlich ist es ihre Aufgabe, immerhin ist sie der Captain, aber sie ist nicht da, um Leuten wieder bessere Laune zu machen und sie positiver zu stimmen. Weil sie das nicht kann. Sara ist dafür da, ernst zu sein und Fakten zu kennen, und nicht für … nicht für das, wofür Ray eben da ist.
Was er auch jetzt wieder machen sollte. Weil er gut darin ist. Es ist sein Ding. Er ist der Optimist. Und vielleicht ist das nicht der Grund dafür, dass er ein Teil dieses Teams ist, aber er ist der Beste darin, sich auf das Gute zu konzentrieren, und sollte er sich dessen dann nicht annehmen? Ist es nicht doch seine Aufgabe, sie wieder zu ermutigen? Ein wenig? Nicht, weil er für nichts anderes da ist, sondern einfach, weil es außer ihm niemand tut?
Vielleicht fehlt ihm gerade die Kraft dafür und er möchte nicht und ihm ist genauso danach zumute, sich einfach hängen zu lassen, wie die anderen es schon längst getan haben, aber irgendjemand muss es doch machen!
Er hat nicht die Energie für ein Lächeln, aber immerhin klingt seine Stimme nicht ganz daneben, als er schließlich das „Morgen wird bestimmt besser“ hervorbringt. Es ist nicht einmal ansatzweise mit seinem üblichen Selbst zu vergleichen, nicht einmal in der Nähe von dem, wie er es normalerweise schafft, nie den Mut zu verlieren oder die Hoffnung zu behalten, aber es ist alles, zu dem er im Moment in der Lage ist, und es muss reichen.
Es reicht nicht.
Len schnaubt. Und grinst. Dieses überhebliche Grinsen, das er immer dann aufsetzt, wenn er angeblich so viel mehr weiß als alle anderen und sich darüber lustig macht. Dieses Grinsen, das Ray andauernd sieht, weil Len ihm immer das Gefühl zu geben versucht — und gibt, es wäre nicht so, als würde er es nicht schaffen —, dass er zu naiv ist, und zu gutmütig, und zu dumm, um irgendwie mit der Welt klarzukommen.
Nicht zum ersten Mal hat Ray das Bedürfnis, einfach zuzuschlagen. Er kann nichts dafür, es ist einfach plötzlich da, überkommt ihn beinahe aus dem Nichts, und am liebsten würde er sich dem hingeben, und wenn es nur wäre, um die überraschten Gesichter zu sehen. Weil das ganz sicher besser wäre, als dieses schreckliche Grinsen, das dann hoffentlich endlich verschwinden würde. Es ist nicht einmal nur Len, der dieses Bedürfnis in ihm auslöst, es ist auch Mick, manchmal ist es sogar Sara, und ganz oft sind es einfach generell Leute, wenn sie der Meinung sind, alles so viel besser zu können als er, und dass Rays Wunsch nach Ruhe und Frieden lächerlich ist. Was nicht stimmt. Dieser Wunsch ist nicht lächerlich, er ist berechtigt!
Aber Ray sagt nichts dazu, und er schlägt Len auch nicht — versucht es nicht einmal —, sondern wie so oft ballt er einfach nur seine Hände zu Fäusten und atmet tief durch. Beruhigt sich wieder. Er ist besser als das. Sie können noch so sehr denken, dass sie recht haben, aber so ist es nicht. Er hat recht. Es ist immer besser, sich für eine friedliche Lösung zu entscheiden als für einen Kampf. Selbst wenn Len so grinst. Selbst wenn Len ihn provoziert, oder Mick die Augen verdreht, oder Sara ihn so ansieht, als würde er wieder nur Unsinn reden.
Es ist trotzdem wahr.
Er hat trotzdem recht.
„Und was, wenn nicht?“ Lens Stimme trieft vor Sarkasmus.
Immerhin ist er wieder mehr er selbst und scheint nicht mehr so sehr an ihr Versagen zu denken, richtig? Vermutlich sollte Ray sich darüber freuen. In Momenten wie diesen sind auch Kleinigkeiten viel wert.
Die Freude bleibt aus.
Stattdessen erwidert er Lens Blick so gut er kann. „Dann sage ich es nochmal“, gibt er zurück. Und wenn es dann nicht stimmt, wird er es wieder sagen. Und wenn es sein muss, wird er es eben unendlich oft wiederholen. Irgendwann wird es stimmen. Ihre Tage sind nie alle schlecht. Sie können nicht alle schlecht sein. Es gibt immer auch diese Tage, die besser sind. Irgendwann.
Und wenn Len unbedingt will, dann kann er gerne versuchen, seine Meinung weiter durchzusetzen, er kann gerne schlechte Laune verbreiten und pessimistisch in seine Zukunft sehen, aber Ray wird ihm bestimmt nicht helfen! Und irgendwann wird er es schaffen, Len zu überzeugen, dass nicht alles immer schlecht ist. Manchmal ist es auch okay, und manchmal ist es sogar gut. Man kann Dinge auch positiv sehen und in allem etwas Gutes erkennen wollen, und das ist nicht schlecht, und—
Aber Len sagt nichts mehr. Er grinst nicht einmal mehr. Er mustert Ray nur einmal kurz, schnaubt, und dann steht er auf und dreht sich um. Er murmelt irgendetwas, das Ray nicht versteht, und im nächsten Moment ist er verschwunden.
Sara schüttelt den Kopf, seufzt und geht ebenfalls.
Mick geht nicht.
Mick hebt lediglich das Bier in seiner Hand und nimmt einen großen Schluck. Und noch einen. Und wenig später stellt er die leere Flasche neben sich ab und greift nach der nächsten. Natürlich nicht besser gelaunt als vorher. Weil Ray es natürlich nicht geschafft hat, irgendwen von irgendetwas zu überzeugen.
Was hat er denn auch anderes erwartet?
Er wendet den Blick ab.
Er hätte doch einfach in sein Zimmer gehen und nichts sagen sollen, schlimmer hätte es das auch nicht gemacht. Und wer weiß, vielleicht wären die anderen dann nicht einfach so—
Er sieht wieder auf, als ihm plötzlich ein Bier vor die Nase gehalten wird. „Wa-“
„Trinken“, unterbricht Mick ihn, „nicht reden.“
Oh. Okay. Er greift nach der Flasche.
Er trinkt nicht mal mit Mick! Oder eher andersherum: Mick trinkt nicht mit ihm. Mick trinkt generell nicht mit Leuten. Abgesehen von Len vielleicht. Sehr vielleicht. Aber auf keinen Fall mit Ray. Was soll das? Macht Mick sich am Ende—
„Jetzt“, weist der Mann ihn an.
Richtig. „Danke.“
„Ruhe.“
Oh. Oh, okay. Ja. Sicher. Er nickt. Klar. Ja. Wenn … wenn Mick will, dann kriegt Ray das hin. Er kann leise sein. Er setzt ebenfalls zum Trinken an und versucht den Blick zu ignorieren, den Mick ihm zuwirft, aber der Mann nickt nur einmal und wendet sich dann wieder seiner eigenen Flasche zu.
Das Bier schmeckt nicht.
Ray trinkt trotzdem einen weiteren Schluck.
Es ist merkwürdig, so still dazusitzen. Es ist auch merkwürdig, mit Mick zu trinken. Und noch merkwürdiger, dass das von Mick ausgegangen ist. Gleichzeitig ist es auch irgendwie entspannt und tatsächlich bemerkt er, wie er nach und nach immer ruhiger wird. Vielleicht ist es doch nicht nur seine Aufgabe, Leute aufzumuntern. Oder es sollte nicht nur seine Aufgabe sein, Mick macht gerade immerhin auch einen ganz guten Job …
Vielleicht ist es gut, dass er den Mund halten soll, sonst hätte er Mick spätestens jetzt ganz sicher mit irgendetwas beleidigt, das eigentlich nett gemeint gewesen wäre.
Aber so sitzt Ray einfach nur schweigend da, trinkt schlechtes Bier und genießt die Gesellschaft, egal wie ungewohnt sie auch ist.