The Cursed
von Tomlinson
Kurzbeschreibung
(AU & Non-Canon-Compliant; Eventual Enemies to Lovers) Loki sitzt in der TVA fest. Als Mr Alternity ihm einen Deal anbietet, ist dieser sein letzter Ausweg, um zu seinem ursprünglichen Leben zurückzufinden. Es klingt einfach genug: finde Nora Wilson und bring sie in das Hauptquartier der TVA. Doch je öfter Nora ihm durch die Finger gleitet und je verstrickter das Netz der Lügen zwischen Mr Alternity, Nora und Loki sich spinnt, desto unausweichlicher wird ein letzter Widerstand, der für Loki—und Nora—über Leben und Tod entscheidet.
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Het
Doctor Strange / Stephen Vincent Strange
Loki
OC (Own Character)
24.11.2022
28.03.2023
13
33.500
3
24.11.2022
1.866
Die Geschichte sammelt seit fast zwei Jahren Staub auf meinen Laptop und hat einen ganz bestimmten Platz in meinem Herzen, weswegen ich mich entschieden habe, sie endlich hier zu posten. Die Story lässt sich nicht wirklich zu einer Kategorie des MCU zuordnen, da sie komplett meine eigenen Ideen umspannt und keine der Serien oder Filme beinhaltet (eventuell kurz kommentiert, aber mehr auch nicht). Der größte Teil der Geschichte ist vor der Veröffentlichung von der Serie "LOKI" entstanden und ignoriert weitgehend die Ereignisse der Serie :)
Null-Zeit Zone, Time Variance Authority Hauptquartier.
Loki wusste nicht, was zur Hölle er noch immer an diesem verfluchten Ort tat. Es war eine Reihe unvorhergesehener Fehler und falscher Entscheidungen gewesen, die ihn zu diesem Augenblick geführt hatten. Könnte er alle davon rückgängig machen, würde er nicht zögern.
Die Ironie, dass er sich im Hauptquartier der selbsternannten Zeitwächter befand, entging ihm nicht und er stieß ein leises, frustriertes Schnauben aus. Ein Ort, an dem er tatsächlich in die Vergangenheit reisen konnte, und trotzdem – trotzdem traf er eine falsche Entscheidung nach der anderen.
Seine langen Finger trommelten ungeduldig gegen die Lehne des weichen Sessels, auf dem er sich vor wenigen Minuten niedergelassen hatte. In dem Moment, in dem er über die Türschwelle in das große, runde Büro getreten war, hatten seine Augen den Raum nach anderen Fluchtmöglichkeiten abgesucht, doch seine Suche war vergeblich. Die hoch aufragende, hölzerne Doppeltür war der einzige Ausgang, und die Tatsache, dass zwei schwer bewaffnete Wachen vor dieser patrouillierten, hielt Loki davon ab aus seinem Stuhl zu springen und die Time Variance Authority hinter sich zu lassen.
Und da war seine Neugierde, natürlich.
„Ich nehme an, es gibt einen Grund, warum ich in dieses Büro gerufen wurde“, sagte er schließlich und beobachtete den Mann hinter dem monströsen Schreibtisch, der zwischen ihnen stand. „Abgesehen vom Offensichtlichen.“
Der Mann hob auffordernd seine Augenbrauen an. „Was wäre das Offensichtliche, Mr Laufeyson?“
Loki schnalzte mit der Zunge, während ein amüsiertes Funkeln durch seinen Blick zuckte. Beiläufig legte er einen Arm über die Rückenlehne des Sessels und deutete mit einer allumfassenden Geste auf den reich dekorierten Raum, der in weichen Holz- und Goldtönen gehalten war. „Sie wollen Ihre Macht demonstrieren. Mir Angst machen. Meine Unterwerfung garantieren.“
Nun war es an dem Mann amüsiert zu schnauben. „Nun, wir haben ja gesehen, wie einfach wir Sie kontrollieren können. Deswegen sind Sie nicht hier. Ich bin Mr Alternity, der Leiter der TVA.“
„Ich dachte, die Zeithüter kontrollieren die TVA.“
Der Mann lächelte sachte und legte seine Hände aneinander, um über seine Fingerkuppen hinweg dem Gott vor ihm einen Blick zuzuwerfen. „Ich unterstehe den Zeithütern und handle in ihrem Auftrag.“
„Tatsächlich? Können Sie dann eine Audienz für mich einrichten, Mr Alternity? Ich würde wirklich gerne mit Ihren Vorgesetzten sprechen.“
„Ich habe einen anderen Vorschlag.“ Er schlug einen gedämpften Tonfall an und lehnte sich auf seine Ellbogen.
Lokis Neugierde flackerte. Auch er lehnte sich vor und betrachtete den Mann im dunklen Anzug, aus dessen Jackentasche der Rand einer Brille hervorragte. Seine dunklen Haare waren streng nach hinten gekämmt, sein Bart zeigte keine Anzeichen auf sein Alter – seine ganze Gestalt war nichts als harte, unnachgiebige Autorität.
„Ein Vorschlag?“, wiederholte Loki langsam.
Mr Alternity gab ihm ein kaum merkliches Nicken. „Ein Deal. Ich profitiere davon, Sie profitieren davon.“
Loki lächelte schmal und lehnte sich erneut in seinem Sessel zurück. „Ich höre?“
Mit einem leisen Klick schaltete sich der Monitor auf dem Schreibtisch vor dem Mann ein. Kurz darauf flackerte eine Holo-Projektion zwischen ihnen auf. „Vor drei Tagen haben die Chronomonitoren Chaos in den aufgezeichneten Zeitlinien festgestellt, verursacht durch eine Instanz, die uns in dieser Form bisher noch nie begegnet ist. Wir konnten Spuren dieser fremden Instanz in fünf Zeitlinien finden und arbeiten daran jegliche begangene Schäden zu beheben. Doch die Gefahr ist noch nicht eliminiert. Sehen Sie sich das an.“
Schweigend betrachteten die beiden Männer die Projektion, die nun Aufnahmen einer Überwachungskamera abspielte. Es zeigte das Innere eines provisorisch aufgestellten Zeltes mit weißen, umherflackernden Planen. Ein starker Wind gewährte einen kurzen Blick auf die wüstenähnliche Umgebung dahinter. In der Mitte des Zeltes klaffte ein großes Loch im Boden, nicht mehr als Dunkelheit und ein sanftes grünliches Glühen erreichten die Erdoberfläche. Um die Kanten der Kluft ragten behelfsmäßige Barrieren, eine Art metallenes Geländer.
Das Zelt war gefüllt mit Menschen, deren hektische Bewegungen den sandigen Boden aufwirbelten. Etwas schien sie in Panik zu versetzen – einige betrachten mit angespannten Blicken die Bildschirme der unzähligen Geräte, andere verstauten technisches Equipment und begannen, das Zelt leerzuräumen.
Die Seitenplanen des Zeltes flogen hin und her, der dunkle Wüstensand peitschte gegen die Kamera. Das Bild verschwamm für einige Sekunden, ehe es plötzlich zurücksprang und eine junge Frau zeigte, welche ein längliches Messgerät in den Händen hielt und sich über das Metallgeländer um den Krater herum beugte. Es schien nur der Bruchteil einer Sekunde zu vergehen, als eine grünliche Welle aus der Kluft hervorstieß und die Frau mit einem harten Aufprall zurückwarf.
Die plötzliche Schallwelle hinterließ Chaos. Das im Boden verankerte Gerüst des Zeltes war zerbrochen, die Kamera zeigte nun verwackelte Aufnahmen aus einem schiefen Winkel. Das grünliche Energiefeld um den Krater hatte sich wieder zurückgezogen, doch die Geräte waren zerstört und die Menschen verletzt.
Lokis Aufmerksamkeit fixierte sich auf jene Frau, die sich über das tiefe Loch gebeugt hatte.
Ihr Messgerät lag nutzlos neben ihr auf dem Boden, als sie langsam begann sich zu regen. Ein Hustenschwall kam über sie, ehe sie sich mit ihrem Oberkörper aufsetzte und das Chaos um sie herum betrachtete. Die Aufnahmen zeigten nicht mehr als den Rücken der Frau, doch es war ein ungewöhnlicher Anblick.
Es waren nicht nur die grünliche Energieschwaden, die sich wie ein feiner sanfter Nebel um ihre Arme und Finger webten, sondern auch die Trümmer der Geräte und des metallenen Geländers, die sich – von der Schwallwelle zerstört – aus ihren Bruchstücken zusammensetzten, ehe sie erneut auseinanderbrachen. Sie wiederholten den Vorgang immer und immer wieder, als seien sie in einer Zeitschleife gefangen.
Loki sah zurück zu der Frau, die bei dem Anblick der Zerstörung, die die Schallwelle hinterlassen hatte, geschockt eine Hand über den Mund legte. Doch es war etwas anderes, was ihn faszinierte, was seinen Blick auf der zusammengekrümmten Gestalt der Frau ruhen ließ. Bevor sie versuchen konnte aufzustehen, geschah etwas Merkwürdiges.
Der Körper der Frau begann zu verschwimmen. Zunächst dachte Loki, es sei ein Fehler der Projektion, doch alles um sie herum war deutlich zu erkennen. Es schien, als würde jegliche Farbe aus ihrer Haut, ihrem Haar, ihrer Kleidung zurückweichen, während die Grenzen ihres Körpers verflossen – als hätte jemand sie mit Wasserfarben gezeichnet und dabei bewusst über die Ränder gestrichen. Es war ein grotesker Anblick. Die Frau schien transparent zu werden, noch immer ein sanftes grünliches Glühen um ihre Silhouette, bis sie schließlich ganz verschwand.
Die Projektion stoppte, spulte zurück zu jenem Punkt, als sie sich über das metallene Geländer in den Krater beugte und begann erneut abzuspielen. Mr Alternity drückte eine Taste des Computers vor ihm, woraufhin das Video stoppte und eine Nahaufnahme des Gesichts der Frau erschien.
Loki ließ seinen Blick über das schlicht aussehende Gesicht gleiten, voller harter Linien und noch dunkleren Sommersprossen als ihre Haut. Tiefbraune Haare reichten bis zu ihrem eckigen Kinn und gerade, braune Augen starrten ins Nichts, die dichten Brauen darüber ungeniert angehoben. Etwas schien sie zu umgeben, ihre ganze Präsenz einzunehmen, das er nicht einordnen konnte, doch ein schweres, unangenehmes Gefühl setzte sich in seinem Magen fest.
Es war eine lange Zeit her, dass irgendjemand ihn nervös gemacht hatte.
Er nahm seinen Blick von der Frau und wandte sich an Mr Alternity, der langsam die Brille aus seiner Anzugjacke hervornahm und auf seinen Nasenrücken setzte. „Das ist Nora Wilson, geboren 1988 und Bewohner von Erde-616. Sie ist …“ Er sah zurück auf den Bildschirm des Computers. „… Kosmologin. Nach einem Vorfall in der Wüste Nevadas vor wenigen Tagen ist sie verschwunden. Unsere Chronomonitoren haben aufgezeichnet, dass sie ihre Zeitlinie verlassen hat und seitdem durch die verschiedenen Zeitlinien springt, um diese zu manipulieren. Wir haben Grund zur Vermutung, dass diese Aufnahmen, die Sie gerade gesehen haben, kein Unfall waren, sondern ein kalkuliertes Manöver.“
Die Blicke der beiden Männer trafen sich über der Projektion der Frau hinweg und Loki hob skeptisch seine Augenbrauen. Erneut trommelten seine Finger auf die Sessellehne. „Was hat diese Frau mit mir zu tun?“
Mr Alternity seufzte leise. „Sie wissen … Die TVA hat viele Feinde. Bringen Sie Nora Wilson hierher und wir können über Ihre Forderungen sprechen.“
Ein freudloses Lachen löste sich von Lokis Lippen und er richtete sich in dem Sessel auf. „Forderungen? Lassen Sie mich Ihr Gedächtnis auffrischen … Ich habe der TVA bereits geholfen, Ordnung in ihrem heiligen Zeitstrahl herzustellen. Man hat mir meine Freiheit versprochen und ich bin noch immer hier. Warum sollte es nun anders sein?“
„Ich verstehe, dass Sie wütend sind“, sagte Mr Alternity, seine Stimme beschwichtigend und ruhig, doch in seinem Gesicht lag kalte Kalkulation, „aber die TVA hat keine andere Wahl. Fangen Sie Nora Wilson, und Sie dürfen in Ihre Zeitlinie zurückkehren, Mr Laufeyson.“
Loki zuckte beim Klang des Namens zusammen, erwiderte jedoch nichts. Für einen Moment schien er wieder zurück in dem Zeittheater zu sein, schien die Bilder seiner Familie erneut zu sehen – tot.
Schweigen hing zwischen ihnen, bis der Gott langsam zu dem Leiter der TVA blickte. „Zurückkehren?“, wiederholte er, als sei er nicht sicher, ob er ihn richtig verstanden hatte. Mr Alternity war offensichtlich zufrieden, dass er ihn ködern konnte. „Ich bringe diese Frau hierher und ich darf in meine Zeitlinie zurückkehren?“
Mr Alternity gab ihm ein fast unmerkliches Nicken, dann versteinerte sich sein Blick. „Sollten Sie uns hintergehen wollen, würde ich Ihnen stark davon abraten.“ Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und nahm einen kleinen, sanft schimmernden Würfel hervor, dessen blaues Glühen sofort Lokis Augen erhellte. Der Tesserakt. „Sollten Sie Erfolg haben, können Sie das hier wieder mitnehmen.“
Er war sich sicher gewesen, dass sie den Tesserakt zu all den anderen Steinen geworfen hatten – achtlos, als sei er nichts weiter als ein nettes Andenken. Doch sollte Loki seine Hände wieder um die Waffe vor ihm legen können ... Möge Gnade und Erbarmen sie finden, zu welchen Göttern sie auch beteten.
„Ich tue es.“
Die Wörter hatten seinen Mund verlassen, erfüllten den Raum, und nichts als pure Entschlossenheit, diesen letzten Auftrag zu erfüllen, floss in seinen Venen. Die Aussicht, in seine Zeitlinie zurückzukehren, und seine eigenen falschen Entscheidungen zunichte zu machen, trieb ihn an. Seine Mutter wieder zu sehen, bevor … Bevor.
„So einfach zu überzeugen. Unterwerfung, in der Tat“, echote Mr Alternity Lokis Worte und lächelte zufrieden.
Der Gott ignorierte den Hieb und sah stattdessen zurück zu der Projektion der Frau. „Was ist so besonders an ihr? Für mich sieht sie nur wie ein weiterer sterblicher Mensch aus.“
„Sie brauchen keine Details, Mr Laufeyson. Ihre Aufgabe ist simpel: Bringen Sie sie in das Hauptquartier der TVA. Alles was sie wissen müssen, ist, dass Nora Wilson eine Gefahr ist, die es zu eliminieren gilt.“
Loki blickte in die dunklen Augen der Frau und ergriff die Akte, die Mr Alternity ihm über die polierte Holzoberfläche des Tisches zuschob. Nora Wilson, dachte er, du machst dich besser auf den Sturm gefasst, der auf dich zukommt.
prolog:
one last mission
one last mission
Null-Zeit Zone, Time Variance Authority Hauptquartier.
Loki wusste nicht, was zur Hölle er noch immer an diesem verfluchten Ort tat. Es war eine Reihe unvorhergesehener Fehler und falscher Entscheidungen gewesen, die ihn zu diesem Augenblick geführt hatten. Könnte er alle davon rückgängig machen, würde er nicht zögern.
Die Ironie, dass er sich im Hauptquartier der selbsternannten Zeitwächter befand, entging ihm nicht und er stieß ein leises, frustriertes Schnauben aus. Ein Ort, an dem er tatsächlich in die Vergangenheit reisen konnte, und trotzdem – trotzdem traf er eine falsche Entscheidung nach der anderen.
Seine langen Finger trommelten ungeduldig gegen die Lehne des weichen Sessels, auf dem er sich vor wenigen Minuten niedergelassen hatte. In dem Moment, in dem er über die Türschwelle in das große, runde Büro getreten war, hatten seine Augen den Raum nach anderen Fluchtmöglichkeiten abgesucht, doch seine Suche war vergeblich. Die hoch aufragende, hölzerne Doppeltür war der einzige Ausgang, und die Tatsache, dass zwei schwer bewaffnete Wachen vor dieser patrouillierten, hielt Loki davon ab aus seinem Stuhl zu springen und die Time Variance Authority hinter sich zu lassen.
Und da war seine Neugierde, natürlich.
„Ich nehme an, es gibt einen Grund, warum ich in dieses Büro gerufen wurde“, sagte er schließlich und beobachtete den Mann hinter dem monströsen Schreibtisch, der zwischen ihnen stand. „Abgesehen vom Offensichtlichen.“
Der Mann hob auffordernd seine Augenbrauen an. „Was wäre das Offensichtliche, Mr Laufeyson?“
Loki schnalzte mit der Zunge, während ein amüsiertes Funkeln durch seinen Blick zuckte. Beiläufig legte er einen Arm über die Rückenlehne des Sessels und deutete mit einer allumfassenden Geste auf den reich dekorierten Raum, der in weichen Holz- und Goldtönen gehalten war. „Sie wollen Ihre Macht demonstrieren. Mir Angst machen. Meine Unterwerfung garantieren.“
Nun war es an dem Mann amüsiert zu schnauben. „Nun, wir haben ja gesehen, wie einfach wir Sie kontrollieren können. Deswegen sind Sie nicht hier. Ich bin Mr Alternity, der Leiter der TVA.“
„Ich dachte, die Zeithüter kontrollieren die TVA.“
Der Mann lächelte sachte und legte seine Hände aneinander, um über seine Fingerkuppen hinweg dem Gott vor ihm einen Blick zuzuwerfen. „Ich unterstehe den Zeithütern und handle in ihrem Auftrag.“
„Tatsächlich? Können Sie dann eine Audienz für mich einrichten, Mr Alternity? Ich würde wirklich gerne mit Ihren Vorgesetzten sprechen.“
„Ich habe einen anderen Vorschlag.“ Er schlug einen gedämpften Tonfall an und lehnte sich auf seine Ellbogen.
Lokis Neugierde flackerte. Auch er lehnte sich vor und betrachtete den Mann im dunklen Anzug, aus dessen Jackentasche der Rand einer Brille hervorragte. Seine dunklen Haare waren streng nach hinten gekämmt, sein Bart zeigte keine Anzeichen auf sein Alter – seine ganze Gestalt war nichts als harte, unnachgiebige Autorität.
„Ein Vorschlag?“, wiederholte Loki langsam.
Mr Alternity gab ihm ein kaum merkliches Nicken. „Ein Deal. Ich profitiere davon, Sie profitieren davon.“
Loki lächelte schmal und lehnte sich erneut in seinem Sessel zurück. „Ich höre?“
Mit einem leisen Klick schaltete sich der Monitor auf dem Schreibtisch vor dem Mann ein. Kurz darauf flackerte eine Holo-Projektion zwischen ihnen auf. „Vor drei Tagen haben die Chronomonitoren Chaos in den aufgezeichneten Zeitlinien festgestellt, verursacht durch eine Instanz, die uns in dieser Form bisher noch nie begegnet ist. Wir konnten Spuren dieser fremden Instanz in fünf Zeitlinien finden und arbeiten daran jegliche begangene Schäden zu beheben. Doch die Gefahr ist noch nicht eliminiert. Sehen Sie sich das an.“
Schweigend betrachteten die beiden Männer die Projektion, die nun Aufnahmen einer Überwachungskamera abspielte. Es zeigte das Innere eines provisorisch aufgestellten Zeltes mit weißen, umherflackernden Planen. Ein starker Wind gewährte einen kurzen Blick auf die wüstenähnliche Umgebung dahinter. In der Mitte des Zeltes klaffte ein großes Loch im Boden, nicht mehr als Dunkelheit und ein sanftes grünliches Glühen erreichten die Erdoberfläche. Um die Kanten der Kluft ragten behelfsmäßige Barrieren, eine Art metallenes Geländer.
Das Zelt war gefüllt mit Menschen, deren hektische Bewegungen den sandigen Boden aufwirbelten. Etwas schien sie in Panik zu versetzen – einige betrachten mit angespannten Blicken die Bildschirme der unzähligen Geräte, andere verstauten technisches Equipment und begannen, das Zelt leerzuräumen.
Die Seitenplanen des Zeltes flogen hin und her, der dunkle Wüstensand peitschte gegen die Kamera. Das Bild verschwamm für einige Sekunden, ehe es plötzlich zurücksprang und eine junge Frau zeigte, welche ein längliches Messgerät in den Händen hielt und sich über das Metallgeländer um den Krater herum beugte. Es schien nur der Bruchteil einer Sekunde zu vergehen, als eine grünliche Welle aus der Kluft hervorstieß und die Frau mit einem harten Aufprall zurückwarf.
Die plötzliche Schallwelle hinterließ Chaos. Das im Boden verankerte Gerüst des Zeltes war zerbrochen, die Kamera zeigte nun verwackelte Aufnahmen aus einem schiefen Winkel. Das grünliche Energiefeld um den Krater hatte sich wieder zurückgezogen, doch die Geräte waren zerstört und die Menschen verletzt.
Lokis Aufmerksamkeit fixierte sich auf jene Frau, die sich über das tiefe Loch gebeugt hatte.
Ihr Messgerät lag nutzlos neben ihr auf dem Boden, als sie langsam begann sich zu regen. Ein Hustenschwall kam über sie, ehe sie sich mit ihrem Oberkörper aufsetzte und das Chaos um sie herum betrachtete. Die Aufnahmen zeigten nicht mehr als den Rücken der Frau, doch es war ein ungewöhnlicher Anblick.
Es waren nicht nur die grünliche Energieschwaden, die sich wie ein feiner sanfter Nebel um ihre Arme und Finger webten, sondern auch die Trümmer der Geräte und des metallenen Geländers, die sich – von der Schwallwelle zerstört – aus ihren Bruchstücken zusammensetzten, ehe sie erneut auseinanderbrachen. Sie wiederholten den Vorgang immer und immer wieder, als seien sie in einer Zeitschleife gefangen.
Loki sah zurück zu der Frau, die bei dem Anblick der Zerstörung, die die Schallwelle hinterlassen hatte, geschockt eine Hand über den Mund legte. Doch es war etwas anderes, was ihn faszinierte, was seinen Blick auf der zusammengekrümmten Gestalt der Frau ruhen ließ. Bevor sie versuchen konnte aufzustehen, geschah etwas Merkwürdiges.
Der Körper der Frau begann zu verschwimmen. Zunächst dachte Loki, es sei ein Fehler der Projektion, doch alles um sie herum war deutlich zu erkennen. Es schien, als würde jegliche Farbe aus ihrer Haut, ihrem Haar, ihrer Kleidung zurückweichen, während die Grenzen ihres Körpers verflossen – als hätte jemand sie mit Wasserfarben gezeichnet und dabei bewusst über die Ränder gestrichen. Es war ein grotesker Anblick. Die Frau schien transparent zu werden, noch immer ein sanftes grünliches Glühen um ihre Silhouette, bis sie schließlich ganz verschwand.
Die Projektion stoppte, spulte zurück zu jenem Punkt, als sie sich über das metallene Geländer in den Krater beugte und begann erneut abzuspielen. Mr Alternity drückte eine Taste des Computers vor ihm, woraufhin das Video stoppte und eine Nahaufnahme des Gesichts der Frau erschien.
Loki ließ seinen Blick über das schlicht aussehende Gesicht gleiten, voller harter Linien und noch dunkleren Sommersprossen als ihre Haut. Tiefbraune Haare reichten bis zu ihrem eckigen Kinn und gerade, braune Augen starrten ins Nichts, die dichten Brauen darüber ungeniert angehoben. Etwas schien sie zu umgeben, ihre ganze Präsenz einzunehmen, das er nicht einordnen konnte, doch ein schweres, unangenehmes Gefühl setzte sich in seinem Magen fest.
Es war eine lange Zeit her, dass irgendjemand ihn nervös gemacht hatte.
Er nahm seinen Blick von der Frau und wandte sich an Mr Alternity, der langsam die Brille aus seiner Anzugjacke hervornahm und auf seinen Nasenrücken setzte. „Das ist Nora Wilson, geboren 1988 und Bewohner von Erde-616. Sie ist …“ Er sah zurück auf den Bildschirm des Computers. „… Kosmologin. Nach einem Vorfall in der Wüste Nevadas vor wenigen Tagen ist sie verschwunden. Unsere Chronomonitoren haben aufgezeichnet, dass sie ihre Zeitlinie verlassen hat und seitdem durch die verschiedenen Zeitlinien springt, um diese zu manipulieren. Wir haben Grund zur Vermutung, dass diese Aufnahmen, die Sie gerade gesehen haben, kein Unfall waren, sondern ein kalkuliertes Manöver.“
Die Blicke der beiden Männer trafen sich über der Projektion der Frau hinweg und Loki hob skeptisch seine Augenbrauen. Erneut trommelten seine Finger auf die Sessellehne. „Was hat diese Frau mit mir zu tun?“
Mr Alternity seufzte leise. „Sie wissen … Die TVA hat viele Feinde. Bringen Sie Nora Wilson hierher und wir können über Ihre Forderungen sprechen.“
Ein freudloses Lachen löste sich von Lokis Lippen und er richtete sich in dem Sessel auf. „Forderungen? Lassen Sie mich Ihr Gedächtnis auffrischen … Ich habe der TVA bereits geholfen, Ordnung in ihrem heiligen Zeitstrahl herzustellen. Man hat mir meine Freiheit versprochen und ich bin noch immer hier. Warum sollte es nun anders sein?“
„Ich verstehe, dass Sie wütend sind“, sagte Mr Alternity, seine Stimme beschwichtigend und ruhig, doch in seinem Gesicht lag kalte Kalkulation, „aber die TVA hat keine andere Wahl. Fangen Sie Nora Wilson, und Sie dürfen in Ihre Zeitlinie zurückkehren, Mr Laufeyson.“
Loki zuckte beim Klang des Namens zusammen, erwiderte jedoch nichts. Für einen Moment schien er wieder zurück in dem Zeittheater zu sein, schien die Bilder seiner Familie erneut zu sehen – tot.
Schweigen hing zwischen ihnen, bis der Gott langsam zu dem Leiter der TVA blickte. „Zurückkehren?“, wiederholte er, als sei er nicht sicher, ob er ihn richtig verstanden hatte. Mr Alternity war offensichtlich zufrieden, dass er ihn ködern konnte. „Ich bringe diese Frau hierher und ich darf in meine Zeitlinie zurückkehren?“
Mr Alternity gab ihm ein fast unmerkliches Nicken, dann versteinerte sich sein Blick. „Sollten Sie uns hintergehen wollen, würde ich Ihnen stark davon abraten.“ Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und nahm einen kleinen, sanft schimmernden Würfel hervor, dessen blaues Glühen sofort Lokis Augen erhellte. Der Tesserakt. „Sollten Sie Erfolg haben, können Sie das hier wieder mitnehmen.“
Er war sich sicher gewesen, dass sie den Tesserakt zu all den anderen Steinen geworfen hatten – achtlos, als sei er nichts weiter als ein nettes Andenken. Doch sollte Loki seine Hände wieder um die Waffe vor ihm legen können ... Möge Gnade und Erbarmen sie finden, zu welchen Göttern sie auch beteten.
„Ich tue es.“
Die Wörter hatten seinen Mund verlassen, erfüllten den Raum, und nichts als pure Entschlossenheit, diesen letzten Auftrag zu erfüllen, floss in seinen Venen. Die Aussicht, in seine Zeitlinie zurückzukehren, und seine eigenen falschen Entscheidungen zunichte zu machen, trieb ihn an. Seine Mutter wieder zu sehen, bevor … Bevor.
„So einfach zu überzeugen. Unterwerfung, in der Tat“, echote Mr Alternity Lokis Worte und lächelte zufrieden.
Der Gott ignorierte den Hieb und sah stattdessen zurück zu der Projektion der Frau. „Was ist so besonders an ihr? Für mich sieht sie nur wie ein weiterer sterblicher Mensch aus.“
„Sie brauchen keine Details, Mr Laufeyson. Ihre Aufgabe ist simpel: Bringen Sie sie in das Hauptquartier der TVA. Alles was sie wissen müssen, ist, dass Nora Wilson eine Gefahr ist, die es zu eliminieren gilt.“
Loki blickte in die dunklen Augen der Frau und ergriff die Akte, die Mr Alternity ihm über die polierte Holzoberfläche des Tisches zuschob. Nora Wilson, dachte er, du machst dich besser auf den Sturm gefasst, der auf dich zukommt.