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Pakistan

von Belaura
Kurzbeschreibung
OneshotRomance, Liebesgeschichte / P12 / Het
Jan "Farin Urlaub" Vetter OC (Own Character)
24.11.2022
24.11.2022
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„Naa, du Flitzpiepe!“
Mit einem Aufschrei ließ Stella fast ihre Tasse fallen und fuhr herum.
„Oh mein Gott, Jan!“
„Jan reicht für dich völlig.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Mensch Jan. Ich habe eine vollfunktionsfähige Haustür plus Klingel!“ Empört sah sie ihn an, die Kaffeetasse fest umklammert.
„Wieso? Die Terrassentür war ja auf“, sagte Jan fröhlich.
„Weil ich die Katze rausgelassen habe. Und weil ich kühle Luft hereinlassen wollte, ehe es heute Mittag total heiß wird. Nicht, damit du hier einfach reinspazierst.“
„Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?“ Gespielt enttäuscht blickte er sie an. „Ich habe noch nicht mal eine Umarmung bekommen.“
„Doch, doch. Aber du bist ein bisschen zu früh“, tadelte sie ihn.
„Wieso? Du scheinst mir fertig zu sein.“ Er musterte sie in ihrem weißen, langen Kleid.
„Fertig mit den Nerven. Ich muss jetzt nach oben gehen und mir einen neuen Slip anziehen. Du hast mich so erschreckt, ich habe mich eingekackt.“
„Soll ich dir helfen?“
Sie rollte bloß mit den Augen.
„Was denn?“ Er umrundete die Kochinsel und trat zu ihr. „Ich bin gut darin Frauen aus ihrer Unterwäsche zu helfen!“ Er grinste sie breit an. Die blonden Haare leuchteten in der Sonne, die bereits jetzt schon stark durch die breite Fensterfront schien.
„Machst du mich gerade an?“ Stella stellte die Tasse auf der Küchentheke ab. „Wenn ja, war das übelst schlecht. Selbst für deine Verhältnisse.“ Dann schlang sie doch ihre Arme um ihn und drückte ihn kurz an sich. Sein Eigengeruch umgab sie sofort und er drückte sie ebenfalls kurz an sich, streichelte ihr über den Rücken.
„Würde ich niemals wagen“, grinste er, nachdem er sie wieder losgelassen hatte. „Und wenn, würde ich mir mehr Mühe geben.“
Stella zog die Augenbraue hoch. „Gut zu wissen.“
Jan musterte sie lächelnd. „Und? Schon aufgeregt?“
„Na klar.“
„Deswegen bin ich ja hier. Um dich zu beruhigen.“
„Ich glaube, da hilft nichts. Am liebsten würde ich den Kaffee wieder auskotzen.“
„Würde ich auch, wenn ich sowas Ekliges trinken müsste.“ Jan nickte ernst. „Wie wäre es mit einem Pfefferminztee?“
„Ihh.“ Sie verzog das Gesicht. „Du hättest wenigstens Schnaps mitbringen können.“
„Na hör mal. Ich will dich nicht zum Altar tragen, weil du die ganze Pulle auf einmal ext.“
„Exen vorallem.“
„Ist dir zuzutrauen!“
„Jaja.“
Sie grinsten sich an.
„Stella?“
„Hm?“
„Du siehst wunderschön aus.“
„Danke. Du siehst auch ganz passabel aus.“
„Das war ernst gemeint.“
„Meins auch. Deine Krawatte hängt schief.“ Sie trat einen kleinen Schritt zu ihm und rückte sie zurecht. „So, jetzt siehst du auch wunderschön aus.“ Sie schenkte ihm ein breites Grinsen.
„Danke. Was würde ich nur ohne dich tun?“ Er knuffte sie in die Seite.
„Aua, Jan“, jammerte sie. „Jetzt habe ich da einen blauen Fleck.“
„Ach, komm. Dein Zukünftiger wird heute Nacht nicht deinen Körper auf blaue Flecke untersuchen. Der ist mit ganz anderen Sachen beschäftigt.“ Ein dreckiges Grinsen seinerseits.
„Neidisch?“, konterte Stella ungerührt.
„Ein bisschen vielleicht.“
„Armer Jan.“ Sie schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln.
„Arme Stella.“
„Wieso?“
„Du weißt gar nicht, was dir entgeht.“ Jan hob theatralisch die Arme.
„Was entgeht mir denn?“
„Willst du es herausfinden?“ Er funkelte sie neckisch an.
„Hm, nö. Ich habe keine Lust mich auszuziehen.“ Demonstrativ hob sie ihr Kleid ein Stück an.
„Das könnte ich übernehmen“, trieb Jan es weiter auf die Spitze.
„Was ist mit dir heute? Ist dein Pfefferminztee abgelaufen?“
„War das übertrieben? Entschuldige.“ Mit Hundewelpenaugen sah er sie an.
„Du machst mir manchmal echt Sorgen, Jan.“
„Warum? Lass dich doch mal von deinem besten Freund necken. Das müsstest du doch langsam von mir kennen.“
„Ja, mal vielleicht, aber nicht heute. Wollen wa los?“
„Wegen mir ja, aber das geht nicht.“
„Wieso?“
„Du hast da einen Fleck auf deinem Kleid.“
„Was? Wo?“ Entsetzt sah Stella an sich herunter.
„Doch nicht da. Hier.“ Jan trat zu ihr und zupfte am Kragen ihres Kleides. „Make-Up oder so.“
„Nein“, stöhnte Stella und versuchte den Fleck zu erspähen, aber er musste für sie in einem ungünstigen Winkel sein. „So ein Scheiß. Ich hätte mich nicht selber schminken sollen.“ Panisch sah sie ihn an. „Sieht man das doll?“
„Hm, ja, schon“, sagte Jan. „Warte…“ Er drehte sich kurz weg, nahm die Küchenrolle in Beschlag, zupfte ein Blatt ab und hielt es kurz unter den Wasserhahn.
„Ist das sicher eine gute Idee? Nicht, dass der noch schlimmer wird.“ Nervös trat Stella von einem Fuß auf den anderen.
„Quatsch, vertrau mir.“ Jan trat wieder zu ihr und begann konzentriert mit der feuchten Küchenrolle an ihrem Kleid zu tupfen. Kühle Nässe besetzte ein bisschen ihren Hals, als er mit dem Tuch darüber streifte.
„So, jetzt geht es einigermaßen…“, sagte Jan nach einer Weile.
„Bist du dir sicher?“ Stella versuchte erneut den Fleck zu begutachten und verrenkte sich beinahe den Hals.
Doch Jans Finger hob ihren Kopf an. „He, mach dich nicht irre. Da achtet keiner drauf.“
Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln zu. Behielt aber den Finger unter ihrem Kinn. Stellas Atem stockte. Etwas verwirrt starrte sie in seine grün-braunen Augen, die sie liebevoll anblickten und realisierte, wie nah sie sich waren. Nicht, dass das etwas Ungewöhnliches war. Sie war schon seit ein paar Jahren mit ihm befreundet. Jan neckte sie öfters, kitzelte sie und haute ihr blöde Sprüche um die Ohren. Nicht nur einmal hatte sie zusammen mit ihm in einem Bett geschlafen oder wenn sie einen Film ansahen, legte er auch manchmal einen Arm um sie. Alles auf freundschaftlicher Basis. Aber jetzt fühlte sich das irgendwie anders an. Stella wollte es auf die nahende Hochzeit und ihre Aufregung schieben, aber irgendwie konnte sie in Jans Augen dieselben Gefühle erahnen.

Trotz allem sah sie es nicht kommen, als er die letzten Zentimeter überwand und sie küsste. Warm und weich waren seine Lippen. Stellas Denken setzte aus. Sie vergaß wie man atmete, ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Die Hochzeit war weit, weit weg. Sanft, wie von selber, erwiderte sie den Kuss und gab Jan damit offenbar genug Selbstvertrauen, dass er sie nun an der Hüfte packte und sie forscher küsste. Ihre Hände fanden ihren Weg an seine Brust und blieben dort ruhen, obwohl diese ihn eigentlich von sich wegstoßen sollten. Eigentlich. Sie schloss die Augen, ließ sich einfach küssen. Jan öffnete die Lippen, seine Zunge stupste leicht gegen ihre Lippen und sie gewährte ihm ohne zu Zögern Einlass. Sie krallte ihre Finger in sein Jackett, einfach nur auf der Suche nach Halt.
„Jan“, stieß sie schwach hervor, als Jan schwer atmend ihre Lippen voneinander trennte. „Jan, oh mein Gott. Warum haben wir das gemacht?“
„Nun, warum ich das gemacht habe, ist doch offensichtlich, oder? Außerdem macht es irgendwas mit mir, wenn du hier so stehst.“ Er machte eine Geste mit der Hand Richtung Brautkleid. Stella, die immer noch ihre Hände in sein Jackett gekrallt hatte, starrte ihn an.
„Mach das nochmal“, flüsterte sie wie von Sinnen. Jan funkelte sie belustigt an, aber er ließ es sich nicht zweimal sagen.
„Ich habe dir doch gesagt, du verpasst was“, raunte er gegen ihre Lippen, ehe er weitermachte, wo er aufgehört hatte. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn. Dabei sollte sie sich auf den Weg zum Standesamt befinden. Und trotzdem wollte sie lieber hier stehen und sich von Jan küssen lassen. Die Erkenntnis traf sie hart und unvorbereitet. Mit weichen Knien stand sie da, dankbar, dass sie sich an Jan festhalten konnte. Sonst wäre sie glatt umgekippt. Jan löste sich abrupt von ihr und trat einen kleinen Schritt zurück. Doch Stella hielt ihn weiterhin krampfhaft fest.
„Jan“, wiederholte sie seinen Namen drängend. So war sie noch nie in ihrem Leben geküsst worden.
„Was denn?“
„Ich will mehr. Bitte“, bettelte sie.
Doch auf einmal schüttelte Jan den Kopf. „Es tut mir leid, Kleine. Ich wollte dich nicht in so eine Situation bringen. Vergiss das einfach. Wir müssen los, sonst kommst du zu spät zu deiner eigenen Hochzeit.“
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an und ließ ihn dann doch los. „Du denkst doch nicht, dass ich jetzt noch… Mensch, Jan. Warum hast du denn nicht eher…?“
„Vielleicht, weil du glücklich vergeben bist? Komm jetzt.“
„Bist du irre? Du kannst mich doch nicht küssen und mich dann zu meiner Hochzeit fahren!“ Ihre Stimme klang schrill.
Doch auf einmal zierte Jans Gesicht ein Atomgrinsen. „Ich hatte gehofft, dass du das sagst.“
„Was?“
„Hast du gepackt? Für die Flitterwochen?“
„Ähm, ja, aber…“
„Gut. Ich habe zwei Tickets. Wir fliegen nach Pakistan.“
„Was?“ Stella starrte ihn sprachlos an. „Jan, ich habe gar kein Visum.“
„Doch, das habe ich dir besorgt. Als du letzten Monat beim DVD-Abend eingeschlafen bist, habe ich mir mal deinen Reisepass ausgeliehen. Sorry.“
„Letzten Monat?“, wiederholte Stella schwach. „Du hast das geplant?“
„Schuldig. Ich hatte gehofft, dass ich dich davon überzeugen kann, es nicht zu tun. Aber ich war bis jetzt zu feige. Verzeih mir. Das schlechte Gewissen… Die Tickets habe ich aber erst vor ein paar Tagen gekauft. Last Minute.“
Sprachlos blinzelte sie ihn an.
„Du bist komplett bescheuert, Jan!“, brachte sie dann hervor.
„Wieso? Wolltest du nicht schon immer mal durchbrennen? Mit einem attraktiven Mann noch dazu?“ Er grinste sie mit einer großen Portion Selbstvertrauen an.
„Wieso Pakistan? Bleiben wir da?“
„Unsinn. Ich dachte, wir machen eine Rundreise.“
„Eine Rundreise?“
„Vietnam, Japan, Peru…“
„Eh, das klingt irgendwie nicht nach einer Rundreise, sondern nach einer Welt-“
„Wieso?“, unterbrach er sie. „Die Welt ist doch rund, oder?“
Mit leicht geöffneten Mund blickte sie ihn an, dann fing sie an zu lachen. „Die Welt ist doch rund… haha, Jan…“
„Komm schon. Wir wollten doch schon seit Jahren zusammen weg“, drängte Jan sie. „Ohne Ziel, ohne Programm. Dahin wo wir wollen.“
„Jan, ich… ich muss dir das Geld zurückzahlen…“
„Unsinn. Du musst gar nichts, nur dich darauf einlassen und mitkommen“, unterbrach er sie. „Komm. Du willst den Idioten doch gar nicht heiraten. Lass mich dir die Welt zeigen!“ Er streckte ihr seine Hand entgegen.
„Mein Job…“, brachte sie schwach hervor, aber eigentlich hatte er sie schon überzeugt.
„Durchbrennen heißt alles zurücklassen“, erklärte Jan ihr ungeduldig. „Los, sonst taucht dein Ex hier gleich auf!“
„Also Jan…“
Der Blonde seufzte, dann trat er erneut zu ihr, packte ihren Kopf und küsste sie erneut. Diesmal sichtlich leidenschaftlicher.
„Bist du jetzt überzeugt?“
„Jan“, keuchte sie. Wie blind war sie gewesen? Sie beugte sich vor und küsste ihn zurück.
„Ich weiß wie ich heiße. Du musst nicht dauernd meinen Namen sagen“, witzelte er.
„Idiot“, brachte sie hervor, zerrte ihn am Kragen seines Hemdes wieder zu sich und zog ihn erneut in einen Kuss.
„Nun ist aber gut“, tadelte Jan sie amüsiert. „Nicht, dass mir das nicht gefällt, aber du musst dich jetzt entscheiden.“
„Natürlich komme ich mit, du Idiot“, platzte es aus ihr heraus und ließ ihn wieder los.
„Hm, da hat Jan mir doch besser gefallen. Aber ich bin erleichtert, dass ich nicht umsonst mit meinem Gewissen gebrochen und Geld verschwendet habe.“
Bedächtig trat sie einen Schritt zur Seite, ging zur Terrassentür und schloss sie. „Mein Koffer steht schon im Flur. Es ist wohl besser, wenn ich mich schnell am Flughafen umziehe, oder?“
„Sicher“, sagte Jan zufrieden grinsend. „Übrigens: Du hast gar keinen Fleck am Kleid!“
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