Another Love - Liebe auf Klassenfahrt [Juzo]
von Shainoon
Kurzbeschreibung
"Das Klavier spielt im perfekten Einklang mit der Gitarre, genauso wie seine Stimme den perfekten Kontrast zu meiner singt. Als wären wir füreinander gemacht. Dazu geboren, um gemeinsam Musik zu machen. Mit ihm zu spielen und zu singen fühlt sich an wie eine fucking Droge." Rezo - der stille Mitschüler, von allen gemobbt. Julien - einer der 'Coolen'. Zusammen in einem Zimmer bemerken die Beiden, dass sie gar nicht so verschieden sind ...Anm: Ich habe so einige Klassenfahrt Storys gelesen, aber keine hat mich wirklich in ihren Bann gezogen. Da ich die Idee an sich aber gut fand, hab ich was eigenes draus gemacht. Bitte bedenkt: Es handelt sich um echte Personen. Die Story ist ganz allein aus meiner Gedankenwelt entstanden und hat nichts mit dem echten Leben der beiden zutun.
GeschichteDrama, Romance / P16 / MaleSlash
Julien Bam
rezo
23.11.2022
29.11.2022
8
9.155
2
23.11.2022
1.096
Rezo:
Ich wache bereits 10 Minuten vor dem Klingeln des Weckers auf und starre angespannt zur Decke meines Zimmers. Ich habe mich die halbe Nacht schlaflos hin und hergewälzt, mir die schlimmsten Szenarien der bevorstehenden Klassenfahrt ausgemalt und mich immer tiefer in einen Strudel aus Stress und Angst ziehen lassen.
Ich bin der absolute Außenseiter meiner Klasse. Der stille, komische Schüler, der kaum ein Wort spricht. Die Schwuchtel wie sie sagen. Meine auffällig blauen Haare setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Wenn mich überhaupt jemand bemerkt, dann nur, um mich fertig zu machen.
Ich erinnere mich an etliche Situationen, wo ich von Joon, Bao und Rewi in Mülltonnen gestopft oder in die Toilette eingesperrt wurde. Nimmt mich ein Lehrer dran, lachen sie mich aus, da ich meist kein Wort herausbekomme.
Aus Angst, etwas Falsches zu sagen und dadurch noch mehr ausgelacht zu werden, spreche ich so gut wie gar kein Wort mehr.
In der 8. Klasse hatte ich kurzzeitig Hoffnungen, doch noch einen Freund zu finden. Da kam ein neuer Schüler in die Klasse - Julien. Seine Freizeit bestand aus Musik - er spielte Violine und Piano in Perfektion und er war ebenso schüchtern wie ich. Doch anders als ich schaffte er den Absprung und freundete sich mit den Schlimmsten der Klasse an. Er veränderte sich innerhalb kürzester Zeit und wurde wie sie. Genauso grausam, genauso eiskalt.
Seufzend setze ich mich auf und strecke meine verspannten Muskeln. Heute beginnt die Horrorklassenfahrt. Ich will nicht mit, doch wir müssen danach einen Aufsatz über das Aufenthaltsziel - die sächsische Schweiz - halten. Ich habe mir die Flyer dazu angesehen und die Basteibrücke entdeckt. Eine alte 194 Meter hohe Brücke, die wir definitiv überqueren werden. Perfekt. Nicht, dass ich mich für solche Bauwerke interessiere...
Müde schleppe ich mich ins Bad und mache mich fertig. Doch selbst mit etwas Puder im Gesicht, welches meine Augenringe abdeckt, finde ich mich abscheulich hässlich. Schnell wende ich den Blick ab, um mich anzuziehen und die wahrscheinliche schlimmste Reise des Jahres anzutreten. Ein letztes Mal. Das werde ich doch schaffen, oder?
***
Die anderen stürmen den Reisebus, sobald sich die Türen öffnen. Ich stehe noch am Gepäckfach und helfe dem Fahrer beim Einräumen der Koffer und Taschen. Über mich höre ich noch, wie das Fenster der letzten Sitzreihe aufgezogen wird, dann spüre ich schon etwas kleines, klebriges auf meiner Schulter.
Ein ausgespucktes Kaugummi klebt an meinem Hoodie und ich muss wohl oder übel reinfassen, um es von den Baumwollfasern zu ziehen. Über mir höre ich spöttisches Gelächter und das Fenster wird wieder zugezogen. Das alles passiert, bevor unser Lehrer es überhaupt mitbekommt.
Als Letzter steige ich ein und suche mir einen freien Platz, ein paar Reihen vor Joon, Rewi, Bao und Julien, welche sich die letzte Reihe abgestaubt haben.
Ich höre sie über mich tuscheln und setze mir meine Kopfhörer auf, um sie nicht mehr hören zu müssen. Musik ist das Einzige, was mich ablenkt von dieser beschissenen Welt. Ich bin froh, schon mit 17 von zu Hause ausgezogen zu sein, denn meine Eltern - leidenschaftliche Pastoren - waren in allen Richtungen unzufrieden mit mir. Sie hatten sich einen Jungen gewünscht, der in ihre Fußstapfen tritt und dabei ein anständiges Leben führt.
Keinen, der den ganzen Tag Gitarre spielt, laut Musik hört, in der Schule schlechte Noten schreibt und daraufhin sitzenbleibt und noch dazu nicht ganz hetero ist. Letzteres wissen sie nicht, das hätte sie wahrscheinlich zur Weißglut gebracht. Sie haben mein Leben lang versucht, mich in ihre Richtung zu erziehen, doch umso älter ich wurde, umso öfter gab es Streit, bis ich schließlich in eine kleine Wohnung in Aachen zog. Die Schule ist das Schlimmste. Jeden Tag gehe ich mit Bauchschmerzen dorthin und halte es gerade so aus. Denn es vergeht kein Tag ohne Mobbing.
Zum Glück sind es nur noch 4 Monate bis zum Abschluss. Dann muss ich sie alle nie wieder sehen. Dann ist es endlich vorbei - hoffentlich. Vielleicht aber auch eher...
Die Stunden vergehen unendlich langsam, doch nach 2 Pausen sind wir endlich da. Die Sächsische Schweiz.
Der Bus hält vor der Jugendherberge und die Schüler springen auf. Als ich im Gang stehe, werde ich von hinten geschubst.
»Mach Platz Schwuchtel«, ruft Rewi und schon verliere ich das Gleichgewicht und fliege längst auf den Boden des Busses.
Ich sage nichts, als sie lachen und über mich drüber steigen. Joon kickt mir noch mein Handy aus der Hand und schaut beim vorbeigehen aufs Display.
»Und Schnulzenmusik hört der Schlumpf auch noch«, lacht er und geht weiter. Der letzte ist Julien, der, anders als die anderen, kurz innehält und mir mein Handy samt Kopfhörer aufhebt. Ich hieve mich an den Sitzen hoch, als er mir meine Sachen hinhält.
»Danke«, murmel ich leise und nehme es peinlich berührt entgegen, dabei halte ich den Blick gesenkt.
»Ist ein cooles Lied«, sagt er leise und dreht sich um, um den anderen aus dem Bus zu folgen.
Ich schaue aufs Display und schlucke. Another Love von Tom Odell. Wie peinlich, das hat er doch bestimmt sarkastisch gemeint.
Als ich aus dem Bus steige, stehen die anderen schon um unseren Lehrer herum, welcher nun die Zimmereinteilung macht.
Nervös trete ich von einem Fuß auf den Anderen, spüre dabei, wie erneut der Puls steigt. Ich sollte eigentlich mit zwei Fußballverrückten und zwei harmlosen Klassenclowns in ein Zimmer, doch in einer Pause habe ich Herrn Krämer - unseren Lehrer - telefonieren hören und dabei gehört, dass der Plan geändert werden muss.
»Wir hatten eigentlich vier 5er Zimmer und drei 3er Zimmer, allerdings gab es ein kleines Problem bei der Buchung. Jetzt sind es bloß noch drei 5er Zimmer, drei 3er Zimmer und ein Doppelzimmer. Ich habe euch nun neu eingeteilt und egal ob ihr unzufrieden seid, es wird nicht darüber diskutiert«, sagt Herr Krämer mit strengem Blick. Ich seufze leise, während sich die ersten Schüler bereits beschweren. Erst werden die Mädels eingeteilt, dann wir Männer.
Ich höre kaum zu, versuche meine Anspannung mit aller Mühe zu unterdrücken. Solche Kleinigkeiten, wie eine Neueinteilung machen mich komplett fertig, stressen mich bis ins Unendliche. Ich kann mit Veränderungen allgemein schlecht umgehen. Alles muss nach Plan laufen.
»Rewi, Joon und Bao bekommen das letzte 3er Zimmer«, sagt Herr Krämer gerade.
»Und was ist mit mir?«, ruft Julien lautstark. »Ich will bei meinen Jungs pennen!«
Herr Krämer hebt den Finger, um ihm zu bedeuten, still zu sein.
»Wir haben noch ein Doppelzimmer«, sagt er dann und schaut zu mir hinüber. Als Julien sich auch zu mir umdreht, würde ich am Liebsten im Boden versinken. Nein. Das kann nicht sein!
Wieso er? Wieso muss ich mit einem der Schlimmsten in ein Zimmer?
Ich wache bereits 10 Minuten vor dem Klingeln des Weckers auf und starre angespannt zur Decke meines Zimmers. Ich habe mich die halbe Nacht schlaflos hin und hergewälzt, mir die schlimmsten Szenarien der bevorstehenden Klassenfahrt ausgemalt und mich immer tiefer in einen Strudel aus Stress und Angst ziehen lassen.
Ich bin der absolute Außenseiter meiner Klasse. Der stille, komische Schüler, der kaum ein Wort spricht. Die Schwuchtel wie sie sagen. Meine auffällig blauen Haare setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Wenn mich überhaupt jemand bemerkt, dann nur, um mich fertig zu machen.
Ich erinnere mich an etliche Situationen, wo ich von Joon, Bao und Rewi in Mülltonnen gestopft oder in die Toilette eingesperrt wurde. Nimmt mich ein Lehrer dran, lachen sie mich aus, da ich meist kein Wort herausbekomme.
Aus Angst, etwas Falsches zu sagen und dadurch noch mehr ausgelacht zu werden, spreche ich so gut wie gar kein Wort mehr.
In der 8. Klasse hatte ich kurzzeitig Hoffnungen, doch noch einen Freund zu finden. Da kam ein neuer Schüler in die Klasse - Julien. Seine Freizeit bestand aus Musik - er spielte Violine und Piano in Perfektion und er war ebenso schüchtern wie ich. Doch anders als ich schaffte er den Absprung und freundete sich mit den Schlimmsten der Klasse an. Er veränderte sich innerhalb kürzester Zeit und wurde wie sie. Genauso grausam, genauso eiskalt.
Seufzend setze ich mich auf und strecke meine verspannten Muskeln. Heute beginnt die Horrorklassenfahrt. Ich will nicht mit, doch wir müssen danach einen Aufsatz über das Aufenthaltsziel - die sächsische Schweiz - halten. Ich habe mir die Flyer dazu angesehen und die Basteibrücke entdeckt. Eine alte 194 Meter hohe Brücke, die wir definitiv überqueren werden. Perfekt. Nicht, dass ich mich für solche Bauwerke interessiere...
Müde schleppe ich mich ins Bad und mache mich fertig. Doch selbst mit etwas Puder im Gesicht, welches meine Augenringe abdeckt, finde ich mich abscheulich hässlich. Schnell wende ich den Blick ab, um mich anzuziehen und die wahrscheinliche schlimmste Reise des Jahres anzutreten. Ein letztes Mal. Das werde ich doch schaffen, oder?
***
Die anderen stürmen den Reisebus, sobald sich die Türen öffnen. Ich stehe noch am Gepäckfach und helfe dem Fahrer beim Einräumen der Koffer und Taschen. Über mich höre ich noch, wie das Fenster der letzten Sitzreihe aufgezogen wird, dann spüre ich schon etwas kleines, klebriges auf meiner Schulter.
Ein ausgespucktes Kaugummi klebt an meinem Hoodie und ich muss wohl oder übel reinfassen, um es von den Baumwollfasern zu ziehen. Über mir höre ich spöttisches Gelächter und das Fenster wird wieder zugezogen. Das alles passiert, bevor unser Lehrer es überhaupt mitbekommt.
Als Letzter steige ich ein und suche mir einen freien Platz, ein paar Reihen vor Joon, Rewi, Bao und Julien, welche sich die letzte Reihe abgestaubt haben.
Ich höre sie über mich tuscheln und setze mir meine Kopfhörer auf, um sie nicht mehr hören zu müssen. Musik ist das Einzige, was mich ablenkt von dieser beschissenen Welt. Ich bin froh, schon mit 17 von zu Hause ausgezogen zu sein, denn meine Eltern - leidenschaftliche Pastoren - waren in allen Richtungen unzufrieden mit mir. Sie hatten sich einen Jungen gewünscht, der in ihre Fußstapfen tritt und dabei ein anständiges Leben führt.
Keinen, der den ganzen Tag Gitarre spielt, laut Musik hört, in der Schule schlechte Noten schreibt und daraufhin sitzenbleibt und noch dazu nicht ganz hetero ist. Letzteres wissen sie nicht, das hätte sie wahrscheinlich zur Weißglut gebracht. Sie haben mein Leben lang versucht, mich in ihre Richtung zu erziehen, doch umso älter ich wurde, umso öfter gab es Streit, bis ich schließlich in eine kleine Wohnung in Aachen zog. Die Schule ist das Schlimmste. Jeden Tag gehe ich mit Bauchschmerzen dorthin und halte es gerade so aus. Denn es vergeht kein Tag ohne Mobbing.
Zum Glück sind es nur noch 4 Monate bis zum Abschluss. Dann muss ich sie alle nie wieder sehen. Dann ist es endlich vorbei - hoffentlich. Vielleicht aber auch eher...
Die Stunden vergehen unendlich langsam, doch nach 2 Pausen sind wir endlich da. Die Sächsische Schweiz.
Der Bus hält vor der Jugendherberge und die Schüler springen auf. Als ich im Gang stehe, werde ich von hinten geschubst.
»Mach Platz Schwuchtel«, ruft Rewi und schon verliere ich das Gleichgewicht und fliege längst auf den Boden des Busses.
Ich sage nichts, als sie lachen und über mich drüber steigen. Joon kickt mir noch mein Handy aus der Hand und schaut beim vorbeigehen aufs Display.
»Und Schnulzenmusik hört der Schlumpf auch noch«, lacht er und geht weiter. Der letzte ist Julien, der, anders als die anderen, kurz innehält und mir mein Handy samt Kopfhörer aufhebt. Ich hieve mich an den Sitzen hoch, als er mir meine Sachen hinhält.
»Danke«, murmel ich leise und nehme es peinlich berührt entgegen, dabei halte ich den Blick gesenkt.
»Ist ein cooles Lied«, sagt er leise und dreht sich um, um den anderen aus dem Bus zu folgen.
Ich schaue aufs Display und schlucke. Another Love von Tom Odell. Wie peinlich, das hat er doch bestimmt sarkastisch gemeint.
Als ich aus dem Bus steige, stehen die anderen schon um unseren Lehrer herum, welcher nun die Zimmereinteilung macht.
Nervös trete ich von einem Fuß auf den Anderen, spüre dabei, wie erneut der Puls steigt. Ich sollte eigentlich mit zwei Fußballverrückten und zwei harmlosen Klassenclowns in ein Zimmer, doch in einer Pause habe ich Herrn Krämer - unseren Lehrer - telefonieren hören und dabei gehört, dass der Plan geändert werden muss.
»Wir hatten eigentlich vier 5er Zimmer und drei 3er Zimmer, allerdings gab es ein kleines Problem bei der Buchung. Jetzt sind es bloß noch drei 5er Zimmer, drei 3er Zimmer und ein Doppelzimmer. Ich habe euch nun neu eingeteilt und egal ob ihr unzufrieden seid, es wird nicht darüber diskutiert«, sagt Herr Krämer mit strengem Blick. Ich seufze leise, während sich die ersten Schüler bereits beschweren. Erst werden die Mädels eingeteilt, dann wir Männer.
Ich höre kaum zu, versuche meine Anspannung mit aller Mühe zu unterdrücken. Solche Kleinigkeiten, wie eine Neueinteilung machen mich komplett fertig, stressen mich bis ins Unendliche. Ich kann mit Veränderungen allgemein schlecht umgehen. Alles muss nach Plan laufen.
»Rewi, Joon und Bao bekommen das letzte 3er Zimmer«, sagt Herr Krämer gerade.
»Und was ist mit mir?«, ruft Julien lautstark. »Ich will bei meinen Jungs pennen!«
Herr Krämer hebt den Finger, um ihm zu bedeuten, still zu sein.
»Wir haben noch ein Doppelzimmer«, sagt er dann und schaut zu mir hinüber. Als Julien sich auch zu mir umdreht, würde ich am Liebsten im Boden versinken. Nein. Das kann nicht sein!
Wieso er? Wieso muss ich mit einem der Schlimmsten in ein Zimmer?