Ice Queen & Heartbreaker
von Angy-Me
Kurzbeschreibung
Lotta Green ist eine erfolgreiche Autorin, die in einem kreativen Loch steckt. Der Urlaub im Mount Washington Alpine Resort soll ihr dabei helfen, den Kopf durchzupusten und ihre Schreibblockade zu überwinden. Und es fängt auch gut an, immerhin bekommt sie statt dem eigentlich gebuchten Bungalow ein Chalet. Einen Indoor-Pool, Sauna, Bibliothek, Weinkeller und unendlich viel Platz - ganz für sie allein. Es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie hier nicht entspannen kann. Doch da hat sie die Rechnung ohne Colin Roberts gemacht. Der verflucht heiße Typ von nebenan geht ihr gehörig auf die Nerven. Sobald er zu Hause ist, ertönt laute Weihnachtsmusik und er grölt immer fleißig mit. Was ist das nur für ein Verrückter? Macht er das mit Absicht?Je mehr sich Lotta über Colin aufregt, desto dreister wird er. Wird sie freiwillig die Flucht ergreifen oder fliegen bald die Fetzen?
GeschichteRomance, Liebesgeschichte / P16 / Gen
18.11.2022
10.01.2023
20
28.769
7
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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24.11.2022
1.526
Lotta
Was für ein unfreundlicher Zeitgenosse!
»Vielleicht lade ich sie ja mal auf eine Tasse Glühwein nach nebenan ein.«
Träum weiter, Herzchen!
Zieht diese Masche etwa bei anderen Frauen?
Wenn ja, dann ist das echt traurig und beschämend für meine Geschlechtsgenossinnen. Der Kerl hält sich scheinbar für Gottes Geschenk. Gut das ich auf solche Art von Mann dankend verzichten kann. Allerdings sieht er aus der Nähe noch viel besser aus als vorhin auf dem Balkon. Seine stahlblauen Augen sind einfach faszinierend und sein Lächeln ist wirklich sympathisch. Leider ruinieren sein vorlautes Mundwerk und sein überdimensionales Ego diesen positiven Eindruck innerhalb eines Wimpernschlages.
Wie er da neben dem Zaun stand und mir dabei zusah, wie ich mich mit der Tanne abmühte, ein Gentleman ist er nicht, das hat er eindrucksvoll bewiesen. Geschenkt! Ich bin nicht auf seine Hilfe angewiesen. Durch den viel zu frühen Tod meiner Eltern habe ich in jungen Jahren gelernt, mich durchzuboxen.
Ich tuckere hinter einem grünen Kleinwagen eine Anhöhe hinauf und drehe dabei die Musik lauter.
Driving Home For Christmas füllt den Waagen und ich stimme mit ein, singe mit Chris Rea im Duett. Langsam beruhige ich mich wieder und denke an Odin, der hoffentlich noch mal vorbeischaut. Wer hätte gedacht, dass ich mich während meiner Auszeit mit einem Elch anfreunde. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Wenigstens eine neue Freundschaft habe ich schon geschlossen. Und eine Feindschaft zu meinem überheblichen Nachbarn.
Als ich vor dem Chalet halte, ist von dem Waldbewohner weit und breit nichts zu sehen. Ein wenig enttäuscht schalte ich den Motor aus und verlasse das Auto, um dann den Weihnachtsbaum vom Dach zu holen und ins Haus zu tragen. Es folgen noch ein paar Einkäufe und schon kann es mit dem Schmücken losgehen.
Kaum habe ich mir die Schuhe und den Mantel ausgezogen, da meldet sich mein Telefon zu Wort.
White Christmas erklingt und ich fange sofort zu Grinsen an. Ich passe den Klingelton immer der jeweiligen Jahreszeit oder meiner Stimmung an. Alice. Meine liebste und längste Freundin, die momentan mit ihrer jüngeren Schwester in Cancún weilt.
»Hast du den ersten Cocktail des Tages schon hinter dir?«, frage ich, als ich den Facetime-Anruf entgegennehme.
Alice aalt sich auf einer breiten Sonnenliege und schiebt sich die riesige Sonnenbrille in ihr kastanienbraunes Haar. »Korrekt. Und Andrea besorgt uns gerade den Nächsten.« Ihre braunen Augen strahlen mit der Sonne um die Wette.
»Schießt euch bloß nicht schon so früh ab, sonst fallen die jungen Mexikaner über euch her«, warne ich sie, doch meine Freundin winkt nur ab.
»Welche Mexikaner? Bisher haben wir hier nur Amerikaner und Kanadier kennengelernt.« Sie setzt sich auf und zupft ihr Bikinioberteil zurecht. »Und wie sieht es bei dir aus? Hast du schon einen heißen Schneerammler entdeckt?« Alice wackelt demonstrativ mit den Augenbrauen.
Mir kommt sofort der attraktive, leider äußerst arrogante Nachbar in den Sinn. Heiß ist er definitiv, doch den Rest kann man vergessen.
»Nein«, antworte ich daher blitzschnell und gehe in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen und eine Schere zu holen, mit der ich das Netz, in das der Baum gewickelt ist, zerschneiden kann. »Aber ich bin ja auch gestern erst am späten Nachmittag hier angekommen.«
»Na dann nicht wie sie ab zum Aprés Ski«, rät mir Alice und grinst dabei breit. »Nirgends lernt man schneller ein paar Typen kennen, die Lust auf Spaß haben, als in einer Skihütte, wo der Glühwein in Strömen fließt.«
Dem kann ich nicht widersprechen, allerdings gehöre ich nicht zu den Fans von One-Night-Stands. Einmal und nie wieder! Zum Glück war der Typ eine Urlaubsbekanntschaft und ich muss ihn nie wiedersehen.
»Du weißt, dass ich nicht hier bin, um mir von einem Typen das Bett wärmen zu lassen«, erinnere ich sie und lehne das Telefon gegen die Wand, damit ich mich um den Baum kümmern kann. Zuerst messe ich Pi mal Daumen ab, wie viel ich vom Stamm abschneiden muss, so dass er in den Ständer passt. Gut das ich heute Morgen vorsorglich alles parat gelegt habe und jetzt nicht erst noch auf die Suche gehen muss. Schnell greife ich zur Säge und kürze den Baumstamm um circa fünf Zentimeter.
»Ja, ja ... die Autorin wartet auf den smarten Prince Charming, ich weiß, aber du musst dich doch nicht in deiner Luxushütte einigeln. Geh raus und amüsiere dich, Lotta. Ein kleiner Urlaubsflirt hebt die Stimmung ungemein, glaube mir.«
»Wie viele Flirts hattest du denn schon, seit du in Mexiko bist?«, hake ich nach und puste ein paar Holzspäne von meinem Oberschenkel.
»Och, ich flirte die ganze Zeit«, gibt Alice unumwunden zu und streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Außerdem tut flirten nicht weh. Ein paar bewundernde Blicke sind wahre Ego-Booster.«
Davon habe ich auch schon gehört. Da ich allerdings nicht so offensiv unterwegs bin, hält sich meine Erfahrung auf diesem Gebiet in Grenzen, was jedoch nicht bedeutet, dass mich die Männerwelt keines Blickes würdigt. Für mich ist Intelligenz bei einem Mann von nicht zu verachtender Bedeutung, denn ich will mich ebenso auf geistiger Ebene austauschen können, nicht nur auf körperlicher.
»Hallöchen Lotta ...«, höre ich Andreas fröhliche Stimme und schaue hinüber zum Telefon, wo sie begeistert in die Kamera winkt.
»Hey, Drea. Wie läuft es so?«
»Oh, hier ist alles super. Du solltest mal den Barkeeper sehen. Der ist so heiß, dass man in seiner Gegenwart fast verglüht.« Sie reicht ihrer großen Schwester einen blauen Cocktail und lässt sich dann auf der freien Liege neben ihr nieder. »Wie ist es im Schnee? Hast du einen heißen Nachbarn oder eher nervige Gören, die sich den ganzen Tag mit Schneebällen bewerfen?«
»Optik allein ist nicht alles«, belehre ich die beiden einmal mehr und ernte dafür nur ein verständnisloses Schnauben.
»Es gibt also einen Hottie nebenan. Wie sieht er aus?«, bohrt Alice nach und ich puste mir eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Groß und dunkel, aber leider auch viel zu großspurig«, beschreibe ich den Typen von nebenan in wenigen Worten, die treffender nicht sein könnten.
Plötzlich höre ich das dröhnende Motorengeräusch eines sich nähernden Fahrzeugs. Neugierig erhebe ich mich vom Boden, schnappe mir das Telefon und gehe hinüber zu dem Fenster, dass zum Nachbargrundstück hinausgeht. Der Frauenheld steigt gerade aus seinem Truck und marschiert zum Heck, um seinen eigenen Weihnachtsbaum abzuladen. Kurzentschlossen öffne ich die Kamera-App und mache so unauffällig wie möglich ein paar Bilder von ihm, die ich dann direkt an Alice schicke.
»Wohooo ... wer ist denn dieses Sahneschnittchen?«, kommentiert meine Freundin die Schnappschüsse und presst eine Hand an ihre Kehle. »Der könnte dir durchaus deinen Urlaub versüßen.«
Andrea stibitzt ihr das Handy und bekommt wenig später große Augen. »Oh. Mein. Gott.«
»Was ist? Kennst du den Kerl etwa?«, will ich von ihr wissen und trete einen Schritt vom Fenster weg, als ich sehe, dass sich der Nachbar umdreht und geradewegs herüberschaut.
Erwartet er womöglich, dass ich ihm begeistert zuwinke oder ihn auf ein Pläuschchen hereinbitte? Dann ist er aber falsch gewickelt.
»Wenn mich meine Augen nicht trügen, ist das Colin Roberts.«
»Aha«, kommt es von Alice und mir wie aus einem Mund.
»Kennt ihr etwa Colin Roberts nicht?« Fassungslos schüttelt Andrea den Kopf.
»Noch nie von ihm gehört«, gibt Alice zu und auch ich muss mich zur völligen Ahnungslosigkeit bekennen.
»Das ist der Top-Pitcher der Seattle Miners. Wenn nicht sogar der derzeit beste Pitcher der gesamten Liga. Und er ist verdammt heiß. Einer der begehrtesten Junggesellen des Landes.« Im Gegensatz zu uns ist Andrea total sportbegeistert und liebt alles, was mit Bällen zu tun hat, egal ob American Football, Fußball, Basketball oder eben Baseball.
Ein begehrter Junggeselle? Ach du meine Güte! Das erklärt natürlich auch, warum er scheinbar so überzeugt von sich selbst ist. Na, dem werde ich zeigen, dass nicht alle Frauen in diesem Land sich ihm zu Füßen werfen, sobald er ihnen seine Aufmerksamkeit schenkt. Ich war noch nie diejenige, die mit dem Strom geschwommen ist.
»Wenn du ihn nicht willst, ich nehme ihn gern«, unterbricht Andrea meine Gedanken und erntet dafür einen Klaps auf den Hinterkopf von ihrer älteren Schwester. »Aua. Wofür war der denn?«
»Du wirst dich nicht an den Mann ranmachen, der für Lotta bestimmt ist«, weist sie Alice zurecht und ich zucke innerlich zusammen.
»Er ist nicht für mich bestimmt«, stelle ich klar und löse den Blick vom Fenster, sobald Colin mit seiner Tanne im Haus verschwunden ist.
»Natürlich nicht«, lenkt Alice lachend ein, »deswegen schmachtest du ihm auch hinterher.«
Ich bedenke sie mit einem unwirschen Blick, was sie nur umso lauter lachen lässt.
»Ach Süße, ich bin schon jetzt gespannt darauf zu erfahren, wie sich das zwischen euch zwei Hübschen entwickelt. Am Ende muss ich Reed noch anrufen, damit er dich zum Altar führt.«
»Träum weiter«, murmele ich und zeige ihr den ausgestreckten Mittelfinger meiner freien Hand. »Geh lieber weiter flirten.«
»Wird gemacht, sobald ich den Cocktail getrunken habe. Wir hören uns ... und halte dich nicht zurück, wenn Colin auf der Matte steht.«
Brummend beende ich das Telefonat und werfe das Handy aufs Sofa, ehe ich mich daran mache, den Baum aufzustellen und zu schmücken. Herr Roberts kann mir gestohlen bleiben. Bin ich so lange ohne ihn ausgekommen, werde ich es auch weiterhin schaffen.
Was für ein unfreundlicher Zeitgenosse!
»Vielleicht lade ich sie ja mal auf eine Tasse Glühwein nach nebenan ein.«
Träum weiter, Herzchen!
Zieht diese Masche etwa bei anderen Frauen?
Wenn ja, dann ist das echt traurig und beschämend für meine Geschlechtsgenossinnen. Der Kerl hält sich scheinbar für Gottes Geschenk. Gut das ich auf solche Art von Mann dankend verzichten kann. Allerdings sieht er aus der Nähe noch viel besser aus als vorhin auf dem Balkon. Seine stahlblauen Augen sind einfach faszinierend und sein Lächeln ist wirklich sympathisch. Leider ruinieren sein vorlautes Mundwerk und sein überdimensionales Ego diesen positiven Eindruck innerhalb eines Wimpernschlages.
Wie er da neben dem Zaun stand und mir dabei zusah, wie ich mich mit der Tanne abmühte, ein Gentleman ist er nicht, das hat er eindrucksvoll bewiesen. Geschenkt! Ich bin nicht auf seine Hilfe angewiesen. Durch den viel zu frühen Tod meiner Eltern habe ich in jungen Jahren gelernt, mich durchzuboxen.
Ich tuckere hinter einem grünen Kleinwagen eine Anhöhe hinauf und drehe dabei die Musik lauter.
Driving Home For Christmas füllt den Waagen und ich stimme mit ein, singe mit Chris Rea im Duett. Langsam beruhige ich mich wieder und denke an Odin, der hoffentlich noch mal vorbeischaut. Wer hätte gedacht, dass ich mich während meiner Auszeit mit einem Elch anfreunde. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Wenigstens eine neue Freundschaft habe ich schon geschlossen. Und eine Feindschaft zu meinem überheblichen Nachbarn.
Als ich vor dem Chalet halte, ist von dem Waldbewohner weit und breit nichts zu sehen. Ein wenig enttäuscht schalte ich den Motor aus und verlasse das Auto, um dann den Weihnachtsbaum vom Dach zu holen und ins Haus zu tragen. Es folgen noch ein paar Einkäufe und schon kann es mit dem Schmücken losgehen.
Kaum habe ich mir die Schuhe und den Mantel ausgezogen, da meldet sich mein Telefon zu Wort.
White Christmas erklingt und ich fange sofort zu Grinsen an. Ich passe den Klingelton immer der jeweiligen Jahreszeit oder meiner Stimmung an. Alice. Meine liebste und längste Freundin, die momentan mit ihrer jüngeren Schwester in Cancún weilt.
»Hast du den ersten Cocktail des Tages schon hinter dir?«, frage ich, als ich den Facetime-Anruf entgegennehme.
Alice aalt sich auf einer breiten Sonnenliege und schiebt sich die riesige Sonnenbrille in ihr kastanienbraunes Haar. »Korrekt. Und Andrea besorgt uns gerade den Nächsten.« Ihre braunen Augen strahlen mit der Sonne um die Wette.
»Schießt euch bloß nicht schon so früh ab, sonst fallen die jungen Mexikaner über euch her«, warne ich sie, doch meine Freundin winkt nur ab.
»Welche Mexikaner? Bisher haben wir hier nur Amerikaner und Kanadier kennengelernt.« Sie setzt sich auf und zupft ihr Bikinioberteil zurecht. »Und wie sieht es bei dir aus? Hast du schon einen heißen Schneerammler entdeckt?« Alice wackelt demonstrativ mit den Augenbrauen.
Mir kommt sofort der attraktive, leider äußerst arrogante Nachbar in den Sinn. Heiß ist er definitiv, doch den Rest kann man vergessen.
»Nein«, antworte ich daher blitzschnell und gehe in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen und eine Schere zu holen, mit der ich das Netz, in das der Baum gewickelt ist, zerschneiden kann. »Aber ich bin ja auch gestern erst am späten Nachmittag hier angekommen.«
»Na dann nicht wie sie ab zum Aprés Ski«, rät mir Alice und grinst dabei breit. »Nirgends lernt man schneller ein paar Typen kennen, die Lust auf Spaß haben, als in einer Skihütte, wo der Glühwein in Strömen fließt.«
Dem kann ich nicht widersprechen, allerdings gehöre ich nicht zu den Fans von One-Night-Stands. Einmal und nie wieder! Zum Glück war der Typ eine Urlaubsbekanntschaft und ich muss ihn nie wiedersehen.
»Du weißt, dass ich nicht hier bin, um mir von einem Typen das Bett wärmen zu lassen«, erinnere ich sie und lehne das Telefon gegen die Wand, damit ich mich um den Baum kümmern kann. Zuerst messe ich Pi mal Daumen ab, wie viel ich vom Stamm abschneiden muss, so dass er in den Ständer passt. Gut das ich heute Morgen vorsorglich alles parat gelegt habe und jetzt nicht erst noch auf die Suche gehen muss. Schnell greife ich zur Säge und kürze den Baumstamm um circa fünf Zentimeter.
»Ja, ja ... die Autorin wartet auf den smarten Prince Charming, ich weiß, aber du musst dich doch nicht in deiner Luxushütte einigeln. Geh raus und amüsiere dich, Lotta. Ein kleiner Urlaubsflirt hebt die Stimmung ungemein, glaube mir.«
»Wie viele Flirts hattest du denn schon, seit du in Mexiko bist?«, hake ich nach und puste ein paar Holzspäne von meinem Oberschenkel.
»Och, ich flirte die ganze Zeit«, gibt Alice unumwunden zu und streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Außerdem tut flirten nicht weh. Ein paar bewundernde Blicke sind wahre Ego-Booster.«
Davon habe ich auch schon gehört. Da ich allerdings nicht so offensiv unterwegs bin, hält sich meine Erfahrung auf diesem Gebiet in Grenzen, was jedoch nicht bedeutet, dass mich die Männerwelt keines Blickes würdigt. Für mich ist Intelligenz bei einem Mann von nicht zu verachtender Bedeutung, denn ich will mich ebenso auf geistiger Ebene austauschen können, nicht nur auf körperlicher.
»Hallöchen Lotta ...«, höre ich Andreas fröhliche Stimme und schaue hinüber zum Telefon, wo sie begeistert in die Kamera winkt.
»Hey, Drea. Wie läuft es so?«
»Oh, hier ist alles super. Du solltest mal den Barkeeper sehen. Der ist so heiß, dass man in seiner Gegenwart fast verglüht.« Sie reicht ihrer großen Schwester einen blauen Cocktail und lässt sich dann auf der freien Liege neben ihr nieder. »Wie ist es im Schnee? Hast du einen heißen Nachbarn oder eher nervige Gören, die sich den ganzen Tag mit Schneebällen bewerfen?«
»Optik allein ist nicht alles«, belehre ich die beiden einmal mehr und ernte dafür nur ein verständnisloses Schnauben.
»Es gibt also einen Hottie nebenan. Wie sieht er aus?«, bohrt Alice nach und ich puste mir eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Groß und dunkel, aber leider auch viel zu großspurig«, beschreibe ich den Typen von nebenan in wenigen Worten, die treffender nicht sein könnten.
Plötzlich höre ich das dröhnende Motorengeräusch eines sich nähernden Fahrzeugs. Neugierig erhebe ich mich vom Boden, schnappe mir das Telefon und gehe hinüber zu dem Fenster, dass zum Nachbargrundstück hinausgeht. Der Frauenheld steigt gerade aus seinem Truck und marschiert zum Heck, um seinen eigenen Weihnachtsbaum abzuladen. Kurzentschlossen öffne ich die Kamera-App und mache so unauffällig wie möglich ein paar Bilder von ihm, die ich dann direkt an Alice schicke.
»Wohooo ... wer ist denn dieses Sahneschnittchen?«, kommentiert meine Freundin die Schnappschüsse und presst eine Hand an ihre Kehle. »Der könnte dir durchaus deinen Urlaub versüßen.«
Andrea stibitzt ihr das Handy und bekommt wenig später große Augen. »Oh. Mein. Gott.«
»Was ist? Kennst du den Kerl etwa?«, will ich von ihr wissen und trete einen Schritt vom Fenster weg, als ich sehe, dass sich der Nachbar umdreht und geradewegs herüberschaut.
Erwartet er womöglich, dass ich ihm begeistert zuwinke oder ihn auf ein Pläuschchen hereinbitte? Dann ist er aber falsch gewickelt.
»Wenn mich meine Augen nicht trügen, ist das Colin Roberts.«
»Aha«, kommt es von Alice und mir wie aus einem Mund.
»Kennt ihr etwa Colin Roberts nicht?« Fassungslos schüttelt Andrea den Kopf.
»Noch nie von ihm gehört«, gibt Alice zu und auch ich muss mich zur völligen Ahnungslosigkeit bekennen.
»Das ist der Top-Pitcher der Seattle Miners. Wenn nicht sogar der derzeit beste Pitcher der gesamten Liga. Und er ist verdammt heiß. Einer der begehrtesten Junggesellen des Landes.« Im Gegensatz zu uns ist Andrea total sportbegeistert und liebt alles, was mit Bällen zu tun hat, egal ob American Football, Fußball, Basketball oder eben Baseball.
Ein begehrter Junggeselle? Ach du meine Güte! Das erklärt natürlich auch, warum er scheinbar so überzeugt von sich selbst ist. Na, dem werde ich zeigen, dass nicht alle Frauen in diesem Land sich ihm zu Füßen werfen, sobald er ihnen seine Aufmerksamkeit schenkt. Ich war noch nie diejenige, die mit dem Strom geschwommen ist.
»Wenn du ihn nicht willst, ich nehme ihn gern«, unterbricht Andrea meine Gedanken und erntet dafür einen Klaps auf den Hinterkopf von ihrer älteren Schwester. »Aua. Wofür war der denn?«
»Du wirst dich nicht an den Mann ranmachen, der für Lotta bestimmt ist«, weist sie Alice zurecht und ich zucke innerlich zusammen.
»Er ist nicht für mich bestimmt«, stelle ich klar und löse den Blick vom Fenster, sobald Colin mit seiner Tanne im Haus verschwunden ist.
»Natürlich nicht«, lenkt Alice lachend ein, »deswegen schmachtest du ihm auch hinterher.«
Ich bedenke sie mit einem unwirschen Blick, was sie nur umso lauter lachen lässt.
»Ach Süße, ich bin schon jetzt gespannt darauf zu erfahren, wie sich das zwischen euch zwei Hübschen entwickelt. Am Ende muss ich Reed noch anrufen, damit er dich zum Altar führt.«
»Träum weiter«, murmele ich und zeige ihr den ausgestreckten Mittelfinger meiner freien Hand. »Geh lieber weiter flirten.«
»Wird gemacht, sobald ich den Cocktail getrunken habe. Wir hören uns ... und halte dich nicht zurück, wenn Colin auf der Matte steht.«
Brummend beende ich das Telefonat und werfe das Handy aufs Sofa, ehe ich mich daran mache, den Baum aufzustellen und zu schmücken. Herr Roberts kann mir gestohlen bleiben. Bin ich so lange ohne ihn ausgekommen, werde ich es auch weiterhin schaffen.