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Die Erbin des Merlin

von Lilly2701
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Albus Severus Potter Ginevra Molly "Ginny" Weasley Harry Potter Lily Luna Potter Merlin
12.11.2022
08.12.2022
92
303.490
8
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26.11.2022 5.002
 
Am nächsten Tag trafen sie sich direkt nach der Schule wieder auf dem Quidditchfeld, um weiter zu spielen.

Doch als sie gerade ihre Besen wiedergefunden hatten und losfliegen wollten, betraten andere das Feld.

"Seht ihr nicht, dass wir hier sind?", fauchte Toivo.

"Wir waren hier zuerst", protestierte Levent.

"Nein, wir", mischte Lily sich ein und trat neben Toivo. "Wir haben nur noch die Besen geholt".

Sellar lachte spöttisch: "Die Schulbesen. Bei deinem Teil würde es mich wundern, wenn er auch nur abheben würde, so kaputt, wie der aussieht".

"Es geht ja auch nicht um den Besen an sich, sondern um die Person, die darauf sitzt", grinste Yardila. "Egal, was für ein Modell dein Besen ist, solange du so ein talentloser Trottel bist, wie du nunmal bist, werden wir alle schneller sein, als du".

"Jetzt nimm dein fettes Maul mal nicht zu voll. Außer natürlich, du willst dich heute Abend mit mir treffen", grinste Levent fies, woraufhin Yardila Kotzgeräusche imitierte. "Außerdem hast du wohl nicht gesehen, was wir hier in der Hand haben. Es gab nämlich ein neues, verbessertes Modell und mein Vater hat es uns allen gekauft".

Levent und seine drei Freunde hoben zur Demonstration ihre Besen in die Luft und lachten hämisch.

"War ja klar, dass du nichts alleine erreichen kannst", keifte Toivo. "Sogar deine Freunde musst du dir von deinem Daddy bezahlen lassen. Ich wette, wenn er nicht wäre, würdest du gar nichts erreichen".

"Na immerhin hat er einen Vater, der ihn unterstützt", grinste eine Gryffindor, deren Haltung allein schon ihre Arroganz verriet. "Kann man vor dir ja nicht behaupten".

"Du kleine Schlampe", zischte der Zwilling und wollte sich auf sie stürzen, doch sein Bruder hielt ihn zurück. "Du bist doch nur wegen seines Geldes mit Sellar zusammen"

"Na, immerhin kriege ich eine gut aussehende Freundin ab", antwortete Levent. "Bei deinem gesellschaftlichen Status wäre ich überrascht, wenn du überhaupt jemanden abbekommst".

"Das wirst du bereuen!", schrie Toivo und Selenio konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten.

Doch jetzt trat Yardila vor: "Er hat wesentlich mehr zu bieten, als du. Toivo hat nämlich schon längst verstanden, dass es bei zwischenmenschlichen Beziehungen nicht nur um Geld und Aussehen geht, sondern um Charakter".

"Oh, ist da etwa jemand verliebt?", stichelte Sellar, doch Yardila ging nicht darauf ein.

"Ich wette, dass eure Besen euch gegen uns keinen Vorteil bringen".

"Höre ich da einen Wettkampf heraus?", Levent zog die Augenbraue hoch.

"Ganz genau", Yardila grinste. "Wir fliegen eine Runde um das Feld. Ihr vier gegen vier von uns. Wer gewinnt, darf das Feld heute und jedes Mal, wenn wir hier aufeinandertreffen, nutzen".

"Abgemacht. Der Start, sowie das Ziel, ist hier. Wir fliegen erst in Richtung der zum Wald zeigenden Torringe, fliegen dann einmal außen um das Feld herum und kehren, sobald wir die Ringe wieder passieren, hierher zurück. Der, dessen Team als erstes komplett im Ziel ist, hat gewonnen. Bei Schummeln gewinnt automatisch das generische Team", beschloss Sellar.

"Eiverstanden", nickte Yardila. "Alle bereit machen. Drei...Zwei...Eins...Los!"

Sie schossen los, wobei Emory auf dem Boden blieb. Eigentlich war das ganze Drumherum nicht nötig, weil Lily wusste, dass sie gewinnen würden, doch irgendwie war es auch lustig, die Gryffindors fertig zu machen.

Als sie, Selenio und Toivo bei den Torringen ankamen, hatten die Gryffindors erst die Hälfte des Weges hinter sich und glotzten ziemlich verwundert. Yardila schien es spannend machen zu wollen, denn sie flog entspannt neben Levent her und stichelte ihn, seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, ziemlich über seine Langsamkeit.

Mit großem Abstand zu ihren Gegnern landeten Lily, Selenio und Toivo am Ziel und wurden von Emory bejubelt. Yardila blieb noch immer bei den Gryffindors und winkte ihnen grinsend zu.

Als ihre Gegner auch endlich wieder bei den Torringen ankamen, lachte Yardila: "Valete liberi!" und beschleunigte, sodass auch sie vor ihren Gegnern, die ziemlich beleidigt aussahen, ankam.

"Was hast du zu ihnen gesagt?", flüsterte Toivo.

"Alles Mögliche. Das 'Valete liberi' zum Schluss war Latein und heißt 'Lebt wohl, Kinder'", grinste Yardila und sah zu einem stinkwütenden Levent.

"Das war geschummelt", fauchte der Gryffindor. "Niemals sind eure Besen so schnell".

"Ach ja? Wie soll man denn schummeln? Die Luft fragen, ob sie einen selbst nach vorne drückt und euch zurückhält?", fragte Yardila amüsiert.

"Nein, aber wir haben die besten Modelle...Wie?"

"Ach Sellar, wenn du mal ein bisschen dein Gehirn in Erbsengröße anstrengen würdest, könntest du vielleicht auch mit ein paar Zaubern die Besen verbessern. Genau genommen ist das dann kein Schummeln, weil du gesagt hast, dass du uns locker mit unseren Besen besiegen könntest", säuselte Yardila.

"Kleines Miststück, das wirst du noch bereuen", knurrte Levent und zog ab, seine Freunde hinter ihm.

Doch einer der Gryffindors drehte sich noch einmal um, wartete, bis Sellar außer Hörweite war und flüsterte: "Guter Wettkampf. Levent braucht ab und an mal eine kleine Lektion, die sein aufgeblasenes Ego auf den Boden zurückbringt. Das finden auch einige aus unserem Haus. Wir sind nämlich nicht alle so arrogant".

Dann drehte er sich um und rannte schnell weg.

"Also, den mag ich", verkündete Toivo. "Wie hieß der noch gleich?"

Dafür bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf von seinem Bruder: "Idiot. Der geht seit über 4 Jahren in unsere Klasse".

"Aber Levent ist idiotischer", verteidigte Toivo sich.

"Ist doch egal", lachte Yardila. "Jetzt spielen wir Quidditch!"

Leider dauerte es nicht lange, bis sie für den gewonnenen Wettkampf gegen Levent die Quittung bekamen.

Es war einige Tage später, als sie ganz normal beim Frühstück saßen.

Doch plötzlich landete eine Eule vor Yardila.

Verwirrt blickte diese zu Lily: "Die ist von meinen Eltern. Aber sie schreiben mir doch nur jeden Montag. Und das ist erst übermorgen".

"Vielleicht hatten sie etwas Wichtiges zu erzählen. Oder sie haben sich einfach im Tag geirrt", vermutete Lily schulternzuckend. "Ist doch schön, wenn sie dir öfter schreiben". Sie selbst war immer wieder traurig, dass sie keine Briefe von ihren Eltern bekam, aber das ging ja nicht, wenn diese tausend Jahre in der Zukunft lebten.

"Ich mach ihn einfach auf. Dann wissen wir's", grinste Yardila, doch plötzlich zuckte sie zusammen. "Was ist, wenn Großvater gestorben ist und sie mir deswegen schreiben?"

"Das wäre echt blöd, aber du solltest es trotzdem wissen. Und vielleicht ist gar nichts los und wir interpretieren da zu viel hinein", beruhigte Lily ihre Freundin. "Mach ihn einfach auf".

"Okay", tief atmete Yardila ein und öffnete den zugeklebten Umschlag.

Während sie las, wurde ihr Gesicht immer bleicher, bis sie keuchte: "Oh nein!"

"Was ist los?", fragte Lily panisch. "Ist etwas mit deinem Großvater?"

"Nein", flüsterte Yardila tonlos. "Die Sellars verkaufen unser Grundstück".

"Was?", irgendwie stand Lily gerade auf dem Schlauch.

"Du weißt doch, dass Levents Eltern das Land besitzen, auf dem der Hof meiner Familie steht. Wir durften wegen irgendeinem Vertrag kostenlos dort wohnen, aber jetzt kündigen sie ihn, um das Land an einen reichen Unternehmer zu verkaufen, weil ihnen das mehr nützt", erklärte Yardila und vergrub das Gesicht in den Händen. "Wir verlieren unser Zuhause. Und wir haben doch nicht genug Geld, um ein neues Haus zu bauen".

"Oh nein", Lily umarmte ihre Freundin von der Seite. "Das tut mir so leid".

Ruckartig hob Yardila den Kopf: "Das ist Levents Schuld. Wetten, dass er seine Eltern dazu überredet hat, das Land zu verkaufen?"

Bevor Lily antworten konnte, sprang die junge Murus auf und rannte zum Gryffindortisch. Sicherheitshalber folgte Lily ihr, damit sie nichts unüberlegtes anstellte.

Levent war auch noch so frech, Yardila anzugrinsen: "Und, wie geht es deinen Eltern?"

Yardila schlug gegen seine Schulter, sodass er aufkeuchte: "Das ist deine Schuld! Du hast dafür gesorgt, dass unser Land verkauft wird!"

Durch ihr Geschrei blickten die anderen Schüler in der Halle auf und Lily bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Selenio, Toivo und Emory herüberkamen, um ihnen zu helfen.

"Und wenn schon. Ihr dachtet doch nicht ernsthaft, dass ihr für immer unser Land benutzen dürft? Das bringt meiner Familie doch gar nichts. Es muss euch doch klar gewesen sein, dass sie bei der ersten Gelegenheit verkaufen", erklärte Sellar, als würde er mit einem Kleinkind reden.

Yardila wollte sich auf ihn stürzen, doch Toivo stand mittlerweile bei ihnen und hielt sie von hinten fest, damit sie das Ganze nicht noch verschlimmerte. Dabei sprühten auch seine Augen Funken: "Ich hatte dich zwar für einen Idioten gehalten, aber dass du wirklich so ein empathieloser, idiotischer Vollidiot bist, Levent, hätte ich nicht erwartet. Falls es ein Abzeichen für Idioten gäbe, würdest du das auf jeden Fall bekommen".

Damit drehte er sich um und zog die wild kreischende Yardila aus der Halle, wobei er ihr deutlich hörbar zuflüsterte: "Nicht vor so vielen Zeugen".

Während Emory mit Aristoteles ihnen folgten, drehte Lily sich noch einmal zu Levent um: "Nur so aus Neugierde: Wie viel bekommen deine Eltern dafür, dass sie das Land verkaufen?"

Sellar grinste arrogant: "7 Galleonen".

Lily und Selenio klappte gleichzeitig, aber aus unterschiedlichen Gründen, der Mund auf. Das war ja gar nichts, dachte Lily. So viel Taschengeld bekam sie in einem halben Jahr.

Allerdings rief Selenio mit viel zu hoher Stimme: "Sieben Galleonen? Wer besitzt denn so viel Geld? Ihr werdet ja reich!"

"Eben", grinste Levent überheblich. "So etwas könnten sich so Geringverdiener, wie deine Freundin es ist oder ihr es seid, niemals leisten".

Jetzt war Lily eindeutig verwirrt. 7 Galleonen waren doch echt nicht viel. Sie besaß beinahe das dreifache in ihrer Handtasche. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie einmal in einem der Bücher ihres Vaters gelesen hatte, wie selten und deshalb wertvoll in der Vergangenheit das Geld gewesen war. Dann hatte es jedoch eine Inflation gegeben, nach der der Wert des Zauberergeldes stark gesunken war.

"Komm, wir gehen", flüsterte Selenio ihr zu und zog Lily aus der Großen Halle.

Von der Eingangshalle aus teleportierten sie zum geheimen Raum, wo die anderen bereits warteten. Gina stürzte sich, als hätte sie nicht gerade noch Frühstück gehabt, direkt auf Aden.

Die anderen versuchten, Yardila zu trösten. Das gelang aber erst, als Toivo ihr versprach, dass sie am Nachmittag nach der Schule gemeinsam zu Levent gehen, und ihn gemeinsam verprügeln würden, bis er nicht mehr stehen oder gehen konnte.

Lily, die eine Idee hatte, fragte Yardila: "Wie heißt eigentlich das Dorf in deiner Nähe?"

"Na, das ist jetzt aber wirklich unwichtig", fauchte Toivo und Lily überraschte es ein bisschen, wie beschützerisch er sich Yardila gegenüber verhielt.

"Tut mir leid, ich war nur neugierig", murmelte sie.

"Nicht schlimm. Es heißt Duncombe", antwortete Yardila.

Sie begannen, Rachepläne gegen Levent zu schmieden, wo Toivo und Yardila ganz begeistert dabei waren.

Lily saß währenddessen etwas abseits und arbeitete an ihrem Plan. Vor sich hatte sie ein Pergament gelegt und überlegte kurz, bevor sie anfing, mit ihrer schönsten Schrift zu schreiben:

'Sehr geehrte Mrs und Mr Sellar,
Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie das Dorf Duncombe und die Ländereien rundherum für 7 Galleonen verkaufen wollen.
Ich bin ebenfalls an dem Land interessiert und würde 9 Galleonen dafür bieten.
Falls Ihnen das Angebot gefällt, würde ich mich sehr über Antwort und ein Treffen freuen, damit wir alles Weitere persönlich klären können.
Mit freundlichen Grüßen,'

Lily zögerte kurz und wägte ihre Möglichkeiten ab. Sie wollte auch noch später etwas von dem Handel haben und nicht nur solange, bis sie in ihre Zeit zurück musste. Aber konnte sie es wagen? Die Familie Potter gab es jetzt noch nicht und in 1000 Jahren würde sich sicher niemand mehr daran erinnern, dass sie diese Ländereien gekauft hatte, oder? Schließlich gab sie sich einen Ruck und setzte mit schwungvoller Schrift ihren Namen darunter:

'Lily Luna Potter'

Dann verwandelte sie ein weiteres Pergament in einen Umschlag, faltete den Brief ordentlich und steckte ihn hinein.

Damit das Ganze wirklich professionell aussah, benötigte sie nur noch ein Siegel. Mit Magie stellte sie also einen Stempel her, auf dem ihr Lehrbuch zu sehen war, mit ihren Initialen 'L L P' darauf.

"Hat jemand von euch zufälligerweise eine Kerze?", rief sie zum andere Ende des Tisches herüber.

"Wozu brauchst du die denn?", grinste Selenio.

"Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass einer von uns einfach so eine Kerze in der Tasche hat, oder?", lachte Toivo. "Das gehört nicht unbedingt zu den Dingen, die man täglich braucht.

"Äh, ich hab eine", gab Emory zu und streckte Lily eine dünne, halb abgebrannte, gelbe Kerze entgegen.

"Danke", strahlte Lily und zündete die Kerze an. Nachdem ein wenig Wachs flüssig geworden war, kippte sie die Kerze leicht und ließ einige Tropfen auf den Umschlag fallen. Sie pustete die Kerze wieder aus und stellte sie auf den Tisch, bevor sie den Stempel nahm und ihn in das weiche Wachs drückte.

Zufrieden betrachtete Lily ihr Ergebnis und legte es erst einmal zum Trocknen hin.

"An wen schreibst du denn jetzt einen Brief?", wollte Yardila neugierig und auch ein bisschen enttäuscht darüber, dass Lily sie so wenig beachtete, wissen.

"Selbst wenn ich das jetzt sagen würde, würdet ihr mir das nicht glauben. Ich versuche gerade etwas und wenn es klappt, sag ich euch das, okay?", fragte Lily.

"Okay", Toivo zuckte mit den Achseln. "Wir wollen jetzt Sellar suchen. Kommst du mit?"

"Ich muss noch kurz was erledigen, aber ich komme gleich nach", antwortete Lily und beobachtete, wie ihre Freunde die Wohnung verließen und Gina ihnen folgte.

Dann schrieb sie die Empfänger auf die Rückseite des Umschlags und machte sich auf den Weg in den Eulenturm, um sie das prachtvollste Tier herauszusuchte, damit es den Umschlag wegbrachte.

Ihre Freunde fand Lily schließlich mit der Karte des Rumtreibers im siebten Stock, nahe des Eingangs zum Gryffindorgemeinschaftsraum. Sie hatten gerade eine Schlägerei mit Levent und einigen seiner Freunde begonnen und es sah nicht gut aus.

Emory hielt sich mit den Haustieren eher im Hintergrund, während Yardila, Toivo und sogar Selenio mit ganzem Herzen dabei waren.

Toivo blutete schon aus der Nase und Levent hatte einen wachsenden blauen Fleck am linken Auge. Selenio duellierte sich mit Sellars Freundin, wobei er schon einen Kratzer im Gesicht abbekommen hatte. Yardila war jedoch komplett ausgerastet. Sie stand zwei Gryffindors auf einmal gegenüber und verpasste ihnen eifrig Tritte zwischen die Beine und an andere Stellen.

Als Levent sich unter Toivos Schlag wegduckte und ihm seine Faust in den Magen rammte, wurde es Lily zu viel.

"Alle aufhören! Das bringt doch nichts!", schrie sie wütend, doch niemand, außer Emory, beachtete sie.

"Die sind doch komplett verrückt geworden. Wollen die ernsthaft von der Schule fliegen?", murmelte Lily wütend und rannte auf die kämpfende Truppe zu.

Sie griff als erstes nach Levent und riss ihn, das Überraschungsmoment nutzend, zu Seite, genau in die Laufbahn eines Schockzaubers seiner Freundin. Bevor sie ins Feuer geriet, rannte sie zwischen die beiden Jungs, die gegen Yardila kämpften. Der eine holte mit der Faust aus, um sie zu schlagen, doch Lily wich aus, sodass er seinem Freund eine verpasste und zog ihm gleichzeitig die Beine weg.

Sie wich haarscharf einem violetten Fluch von Sellars Freundin aus, machte einen Sprung auf sie zu und beförderte sie mit einem Judogriff zu Boden. Als sie fertig war, drehte sie sich zu ihren Freunden um, die sie mit offenem Mund angafften.

"Das war genial", jubelte Toivo und rannte zu den beiden auf dem Boden liegenden Gryffindors, um ihnen noch ein paar Schläge zu verpassen, doch Lily riss ihn weg und beförderte ihn ebenfalls auf den Boden: "Der Befehl, aufzuhören, war auch an dich gerichtet".

"Was soll das?", schrie Toivo wütend. "Jetzt haben wir sie und dürfen keine Rache nehmen?"

"Sie liegen auf dem Boden. Das reicht. Wir wollen keinen Ärger und sie auch nicht ernsthaft verletzen", fauchte Lily. "Außerdem, willst du echt wehrlose Jungs verprügeln? Wie ehrenlos ist das denn?"

"Sie haben es verdient", rief Yardila und versuchte, sich auf Levent zu stürzen, doch Lily hielt sie fest. "Er hat mein Leben ruiniert. Vielleicht darf ich nie wieder nach Hogwarts gehen, weil meine Familie sich das nicht mehr leisten kann, ohne meine Hilfe zu leben".

"Das ist auch echt schlimm, aber es gibt eine andere Lösung. Wenn du ihn schlägst, bringt das euer Haus auch nicht zurück", widersprach Lily. "Vielleicht kannst du die Gründer um Hilfe bitten".

"Als wenn die irgendetwas dagegen tun können. Sie sind Lehrer und keine Hilfsorganisation für Obdachlose", schrie Yardila. "Lass mich los".

Sie verpasste Lily einen Tritt gegen das Schienbein und die zuckte zusammen, doch ihr Griff lockerte sich nicht.

"Emory!", Lily starrte ihre Freundin an und blickte ruckartig zu Selenio, hoffend, dass ihre Freundin verstand, was sie meinte.

Dann griff sie auch nach dem am Boden liegenden Toivo und teleportierte sie zurück in den geheimen Raum, wo sie Yardila direkt losließ.

"Was sollte das gerade?", schrie sie sie direkt an, teilweise auch an Toivo gerichtet. "Ihr könnt doch nicht aus Wut auch nur in Erwägung ziehen, Schüler anzugreifen".

"Ach, und wieso nicht? Jemand muss Levent mal zeigen, dass er nicht unbesiegbar ist und alles bekommt, was er möchte", verteidigte Toivo sich.

"Das bezweifle ich auch nicht, aber doch nicht so offensichtlich. Wir hatten doch einen guten Streich geplant, der definitiv besser geworden wäre. Wollt ihr riskieren, von der Schule zu fliegen, oder was?"

Emory tauchte mit Selenio, Gina und Aristoteles auf, alle vier sahen etwas ruhiger aus, als der Rest.

"Lily hat recht", sagte Selenio, der die letzten Worte gehört hatte. "An einer kleinen, unauffälligen Rache ist an sich nichts Schlimmes, aber ihr habt ziemlich übertrieben".

"Also, ihr beide", Yardila kam Lily gefährlich nahe und funkelte sie an, "...habt mir gar nicht zu sagen, was ich tun soll. Immerhin ist es nicht euer Haus, das ihr verliert. Ihr habt ja nicht einmal mehr eine Familie".

Entsetzt zuckte Selenio zurück und starrte sie an: "Und du denkst, dass wir nicht wissen, wie es ist, eine Familie zu haben? Wir hatten mal eine, aber du bist diejenige, die nicht weiß, wie es ist allein zu sein und gar nichts zu haben. Und egal, wie wütend du bist, wünsche ich dir, dass du es niemals herausfinden musst".

Damit rannte er nach draußen und auch Toivo warf Yardila einen verletzten Blick zu, bevor er seinem Bruder folgte.

Lily war zwar erschrocken über die Aussage, doch es traf sie nicht ganz so sehr, weil sie noch liebende Eltern hatte, die in der Zukunft auf sie warteten. "Nur weil du wütend bist, ist das keine Entschuldigung für alles, was du tust", flüsterte sie und ging nach draußen, Yardila, Emory und Aristoteles zurücklassend. Gina folgte ihr.

Am Abend lag Lily bereits im Bett, als Yardila zurückkam, doch sie sprachen kein Wort miteinander und als Lily aufwachte, schlief ihre Schlafsaalgenossin noch tief und fest, weshalb sie sich allein auf den Weg zum Frühstück machte.

In der Großen Halle traf sie auf Emory, die erklärte: "Ich habe mich gestern noch lange mit Yardila unterhalten. Es tut ihr wirklich leid, was sie gesagt hat. Sie war in dem Moment nur wütend und hat nicht über ihre Wortwahl nachgedacht".

"Ich weiß", antwortete Lily. "Aber das sollte sie mir persönlich sagen und ich glaube, es war für die Zwillinge noch schlimmer".

Sie blickten beide zum Slytherintisch, doch die Jungs waren nicht anwesend.

Lily setzte sich allein an den Ravenclawtisch und begann, zu essen. Tatsächlich landete eine Eule vor ihr mit einem Brief daran. Die Sellars waren schnell.

Gespannt las Lily, was darin stand und grinste begeistert. Es hatte funktioniert:

'Sehr geehrte Mrs Potter,
Ihr Angebot hat uns sehr beeindruckt, hätten wir doch nicht erwartet, dass jemand bereit ist, so einen hohen Preis für die Ländereien zu zahlen.
Nichtsdestotrotz sind wir an dem Handel sehr interessiert und laden Sie deshalb zu Samstag um 10 Uhr auf unser Anwesen ein.
Wir freuen uns auf ein Treffen mit Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen,
Familie Sellar'

Lily warf einen kurzen Blick zu Levent am Gryffindortisch, der ahnungslos sein Brot aß und stellte sich seinen Blick vor, wenn er davon erfahren sollte. Das war doch eine tolle Aussicht: Für nur 9 Galleonen konnte sie ihrer Freundin helfen, eigenes Land besitzen und ihrem Feind schaden.

Yardila betrat in dem Moment die Halle und setzte sich neben Lily: "Elara, es tut mir so leid. Ich weiß auch nicht, wieso ich das gesagt habe. Ich war in dem Moment einfach nur so wütend".

Lily steckte den Brief schnell in Ginas Bauchtasche und nickte verstehend: "Das kann ich sogar irgendwie nachvollziehen. Keine Sorge, ich bin nicht mehr sauer auf dich. Aber du solltest zu den Zwillingen gehen. Ich glaube, deine Aussage hat sie wirklich sehr verletzt".

Angesprochenen nickte leicht und lief zum Slytherintsich, an dem die Jungs mittlerweile saßen und erstaunlich still Essen in sich hineinschaufelten. Normalerweise ertönte aus ihrer Richtung lautes Gelächter oder einer der anderen Slytherins bekam Essen oder Anderes ins Gesicht gekippt.

Vorsichtig tippte Yardila Toivo auf die Schulter und begann: "Ich wollte mich entschul-"

Doch der Zwilling unterbrach sie: "Du musst gar nichts sagen. Du bist zu weit gegangen. Irgendwann reicht ein 'Es tut mir leid' nicht mehr aus".

Damit standen Selenio und er auf und verließen die Große Halle. Yardila blickte ihnen traurig hinterher und als sie die hämischen Blicke der anderen Slytherins bemerkte, schlich sie mit hängenden Schultern zum Ravenclawtisch zurück.

"Die kriegen sich schon wieder ein", versuchte Lily, sie aufzumuntern. "Ich weiß nicht, was genau mit ihren Eltern passiert ist, aber dass sie verstoßen wurden, hat die Jungs ziemlich getroffen".

"Ich weiß. Aber in meiner Wut habe ich nicht daran gedacht und habe alles nur noch schlimmer gemacht", seufzte Yardila. "Das ist doch alles scheiße. Jetzt habe ich kein Haus mehr und auch noch zwei Freunde verloren".

Damit rannte sie aus der Großen Halle. Lily blickte ihr traurig hinterher, doch sie wusste, dass ihre Freundin allein sein wollte.

In den nächsten Tagen herrschte eine negative Stimmung bei den Mädchen. Es war ungewohnt, dass keine Scherze mehr von den Jungs, die gar nicht erst nach dem Unterricht in der geheimen Wohnung auftauchten, kamen. Außerdem hatte Yardila einen Brief von ihren Eltern bekommen, dass sie nach dem Wochenende bitte nach Hause kommen sollte, um beim Packen der Sachen für den Umzug zu helfen. Sie würden erst einmal bei Freunden unterkommen, doch für lange Zeit war auch das keine Lösung.

Am Samstagmorgen wachte Lily schon früh auf, um sich für das Treffen fertig zu machen. Sie durfte auf gar keinen Fall als Schülerin aufkreuzen, denn dann würde sie das Grundstück auf keinen Fall bekommen.

Sie musste wie eine seriöse, reiche Händlerin rüberkommen, die es gewohnt war, mit anderen reichen Leuten Geschäfte zu machen.

So stand sie 2 Stunden vor der vereinbarten Zeit vor dem Spiegel und begann mit der Veränderung des Äußeren. Erst zauberte Lily sich auf das Alter 35 und färbte ihre Haare schwarz. Levent durfte auf keinen Fall merken, dass sie selbst die Geschäftsfrau gewesen war.

Dann schnitt sie ihre Haare ab, bis diese ihr nur noch zu den Schultern reichten.

Ihr Umhang wurde ein bisschen verzaubert, damit man ihn nicht mehr als Schulumhang erkennen konnte, und damit er wertvoller aussah und sie schminkte sich, was nicht auf Anhieb gelang. Nach einer Stunde war sie mit dem Ergebnis halbwegs zufrieden, auch wenn sie vermutete, dass sie viel zu viel draufgepackt hatte.

Allerdings blickte sie jetzt im Spiegel ein völlig neues Gesicht an. Lily reckte das Kinn überheblich ein Stück nach oben, richtete sich auf, sodass ihr Rücken stockgerade war und lächelte zufrieden. Sie war nicht mehr wiederzuerkennen.

Um keine Fragen beantworten zu müssen, teleportierte sie direkt aus dem Badezimmer heraus, mit dem Ziel 'Sellar Manor Eingang'.

Obwohl sie keine Ahnung gehabt hatte, wie es aussah, landete Lily an der passenden Stelle. Vor ihr befand sich ein kleiner, hübscher Steinpfad, der durch einen großen, ordentlich gepflegten Garten führte. Wahrscheinlich hatten die Sellars einen Gärtner angestellt oder besaßen mehrere Hauselfen.

Mit äußerlich selbstsicheren Schritten näherte sie sich dem Eingangstor und klopfte, als ihre Uhr exakt 10 Uhr anzeigte, dreimal fest mit dem Türöffner, der definitiv mit echtem Gold beschichtet war, gegen das Metall.

Nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür und eine streng aussehende Frau Mitte 40 mit einem festen Dutt sah Lily an: "Willkommen, Mrs Potter. Ich bin Mrs Sellar".

"Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen", antwortete Lily ausdruckslos und schüttelte der Frau die Hand.

"Verzeihung, wenn das jetzt unhöflich ist, aber ich brauche einen Beweis, dass Sie das gebotene Geld tatsächlich besitzen, um Sie in mein Haus zu lassen. Ich hoffe, Sie verstehen das", bat die Frau.

Lily nickte: "Das ist doch selbstverständlich. Betrüger gibt es heutzutage leider viel zu oft".

Damit zog sie ihr Portmonee heraus und schüttete einige Galleonen auf ihre Hand. Es fielen 13 heraus und Levents Mutter starrte diese mit großen Augen an.

"Sie sind tatsächlich sehr vermögend. Kommen Sie doch herein", Mrs Sellar lächelte seit Beginn des Gesprächs das erste Mal.

Lily folgte ihr durch eine prachtvolle Eingangshalle mit allen möglichen Statuen, Gemälden und viel Glitzer in einen ebenso großen Speisesaal. Darin stand ein Tisch, an dem mindestens 40 Personen Platz gefunden hätten, doch er war nur für drei Personen gedeckt.

Auf einem Stuhl saß bereits ein schlanker Mann mit gerader Haltung, der Levent wie aus dem Gesicht geschnitten war.

Als er die Frauen erblickte, stand er jedoch auf und reichte Lily die Hand: "Ich bin Mr Sellar. Es freut mich, Sie kennenzulernen".

"Das kann ich nur erwidern", lächelte Lily. "Ich bin Mrs Potter".

"Nehmen Sie doch Platz, damit wir gleich zum Geschäftlichen kommen", forderte Mrs Sellar auf und Lily gehorchte nur allzu gern und ließ sich elegant auf dem ganz linken Stuhl nieder.

Mit einer auffordernden Geste zeigte Mr Sellar auf die Kekse, die in einer vergoldeten Schüssel auf dem Tisch standen: "Bedienen Sie sich".

Aus Höflichkeit nahm Lily einen kleinen Keks und probierte ihn. Nachdem sie heruntergeschluckt hatte, lobte sie: "Die sind wirklich gut".

"Danke", antwortete Mrs Sellar. "Unsere Hauselfe hat wirklich Talent".

"Wir haben schon alles vorbereitet, damit wir den Handel hier beenden können", sagte Mr Sellar und zog zwei Pergamente heran. "Das hier ist die Besitzurkunde und hier ist ein Vertrag, der zeigt, dass beide Parteien mit dem Handel einverstanden sind. Das ist zwar nicht immer nötig, aber wenn es um derartige Summen geht, wäre mir das lieber".

"Das verstehe ich", nickte Lily.

"Hervorragend", Mr Sellar holte ein Tintenfässchen mit einer Feder hervor und unterschrieb den Vertrag, bevor er ihn Lily zuschob.

Diese las ihn erst einmal gründlich durch, doch er beinhaltete nur, dass sie das Grundstück kaufte und damit alle sich darauf befindenden Dinge übernahm. Sie durfte damit machen, was sie wollte.

"Damit bin ich einverstanden", sagte sie und unterschrieb den Vertrag. Dann zog sie 9 Galleonen heraus und legte sie auf den Tisch.

Mrs Sellar nahm diese und schob Lily die Besitzurkunde zu, während Mr Sellar den Vertrag kopierte und Lily ein Exemplar gab.

Jetzt saßen sie einen Moment still da, während Lily beides sicher in ihrer Tasche verstaute und innerlich überlegte, wie sie sich am besten verabschieden sollte.

Doch dann schlug Mr Sellar vor: "Und jetzt schlage ich vor, trinken wir auf den erfolgreichen Handel".

Lily war sich nicht sicher, ob es als unhöflich galt, abzulehnen, weshalb sie zustimmte. Während Levents Mutter Wein aus dem Keller holte, fragte sein Vater: "Jetzt bin ich doch neugierig. Wie kommt es, dass ich, wenn Sie so reich sind, noch nie etwas von der Familie Potter gehört habe?"

"Wir sind erst vor wenigen Monaten aus Rom hergezogen", antwortete Lily.

Mrs Sellar kam zurück und goss Wein, der sicherlich sehr teuer war, in drei Gläser. Jeder bekam eins und sie stießen an, wobei Lily versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen, als sie trank. Der schmeckte echt widerlich, aber das war wahrscheinlich der normale Geschmack von Wein. Mit geistigen 9 und körperlichen 7 Jahren schon Alkohol. Was ihre Eltern wohl sagen würden? Naja, sie mussten es ja nicht erfahren.

Sie unterhielten sich noch über vieles, wobei die Sellars erzählten, wie sie mit gezielten Investitionen so reich geworden waren und Lily von Rom erzählte, das sie nie auch nur gesehen hatte.

Als sie sich verabschiedeten, lächelte Mrs Sellar: "Wir könnten ja vielleicht in Kontakt bleiben. Es war ein sehr schöner Vormittag mit Ihnen".

Lily nickte: "Das finde ich auch. Bis irgendwann".

Sobald die Tür hinter ihr geschlossen wurde, atmete Lily tief durch. Sie hoffte, dass der Vorschlag, sich noch andere Male zu treffen, nicht ernst gemeint war, denn so wirklich nett fand sie die Sellars nicht. Es war alles so förmlich und kalt gewesen. Wenn Levent tatsächlich so aufgewachsen war, tat er ihr sogar ein bisschen leid.
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