Die Erbin des Merlin
von Lilly2701
Kurzbeschreibung
Es ist erst wenige Jahre her, dass es Harry Potter gelungen ist, den dunklen Zauberer Lord Voldemort zu besiegen. Doch es gibt eine Prophezeiung über eine Gefahr, die hunderte Jahre zurückreicht und dennoch die heutige Zaubererwelt bedroht. Um die Bedrohung zu vernichten erwählt Merlin die junge Lily Luna Potter als seine Erbin und zeigt ihr Dinge, die selbst die Hexe nie für möglich gehalten hätte.
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Albus Severus Potter
Ginevra Molly "Ginny" Weasley
Harry Potter
Lily Luna Potter
Merlin
12.11.2022
08.12.2022
92
303.490
8
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24.11.2022
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Sobald Lily wieder in der Realität landete, blickte sie in Slytherins fies grinsendes Gesicht. Er hatte die Hände um ihre Kehle gelegt und drückte.
Keuchend versuchte Lily, Luft in ihre Lungen zu bekommen, doch der Griff war zu stark. Egal, wie sehr sie sich windete, sie konnte sich nicht befreien.
Hämisch lachte der Gründer: "Du wirst dafür bezahlen, dass du mich verraten hast!"
Lily schlug in seine Richtung, doch er schaffte es, sie so weit von sich wegzuhalten, dass ihre Fäuste ihn nicht erreichen konnten. Langsam verschwamm Lilys Sicht wegen des Sauerstoffmangels und sie stellte sich darauf ein, das Bewusstsein zu verlieren. Sie hatte nicht einmal mehr genug Kraft, um zu Zaubern oder Elementarmagie anzuwenden.
Doch plötzlich erschien ein Schatten hinter Slytherin und schlug ihm mit einem langen Stück Metall auf den Kopf. Sein Griff lockerte sich, als er das Bewusstsein verlor und Lily sank, nach Luft schnappend, zu Boden.
Erst nach einigen Sekunden konnte Lily den Kopf heben und blickte in das wütende Gesicht Rowenas: "Ich bin niemandes Sklavin!"
Damit verpasste sie dem Gründer einen saftigen Tritt in eine besonders bei Männern sehr schmerzhafte Stelle.
Lily lachte: "Das war genial. Wie geht es dir?"
"Schrecklich", seufzte Ravenclaw. "Ich stand schon, seit ich bei meiner Familie war, unter dem Fluch. Es gab gar keine Banshee, die hat Salazar nur imitiert, weil er wusste, dass ich dann in mein Anwesen reisen würde. Auf dem Rückweg hat er mir aufgelauert und mich mit dem Fluch belegt. Ich hab versucht, mich dem Imperius zu widersetzen, aber es ging nicht".
"Das war echt blöd von ihm. Gut, dass er jetzt keine Gefahr mehr ist. Wir sollten zu den anderen Gründern gehen", sagte Lily etwas überfordert. Sie hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie sie die Gründerin trösten sollte, ohne ihr damit zu nahe zu treten.
"Ja", Rowena belegte Slytherin mit einer Ganzkörperklammer und einem Schwebezauber und blickte sich dann nervös um. "Ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht mehr an den Ausgang. Salazar hat mir immer beim Betreten und Verlassen dieser Kammer einen Trank gegeben, doch den ich in so einer Art Trance war und noch weniger wahrgenommen habe, als sowieso schon".
"Ich weiß es", murmelte Lily.
Rowena blickte sie ungläubig an: "Wie kann das denn sein? Du warst doch bewusstlos, als er dich hierhergeschafft hat".
Lily zeigte ihre Hände mit den Narben des unbrechbaren Schwurs: "Ich war schon mehrmals hier, aber musste schwören, niemandem zu erzählen, was wir hier gemacht haben".
Ohne Rowenas ungläubige Reaktion abzuwarten ging sie zu der geheimen Tür bei Slytherins Statue und drückte den unsichtbaren Knopf, wie der Gründer es nach den Treffen immer getan hatte. Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und sie traten ein, wobei Slytherin hinter ihnen herschwebte.
Während der Fahrt wurde nicht viel gesprochen, aber Lily bemerkte, dass Rowena zitterte, weshalb sie lieber den Schwebezauber übernahm. Es wäre ja schade, wenn Slytherin plötzlich heruntergefallen wäre. Obwohl, wenn Lily genauer darüber nachdachte, hätte es sie nicht einmal gestört.
Die beiden durchquerten Slytherins Büro, wobei Rowena 'ausversehen' mehrere Stapel Pergament von seinem Schreibtisch fegte und machten sich auf den Weg ins Erdgeschoss. "Es müsste Mittagessenszeit sein, also sollten wir zur Großen Halle gehen", sagte die Gründerin. "Gehst du gleich rein, um Helga und Godric zu holen?"
Lily schüttelte bedauernd den Kopf: "Seitdem du mich entführt hast, erinnern sie sich nicht mehr an mich".
"Ach ja. Das tut mir übrigens echt leid. Ich war ziemlich froh darüber, als ihr plötzlich weggelaufen wart. Slytherin hingegen hatte einen Wutanfall, bei dem er mein gesamtes Büro verwüstet hat".
Sie kamen vor den Toren an und Lily stellte sich so hin, dass man sie und Slytherin von innen nicht sehen konnte, als Rowena die Tore aufstieß und einen Schritt in die Halle machte, sich selbstbewusst aufrichtend.
Lily zog schnell ein Papiertaschentuch aus ihrer Umhangtasche und kritzelte etwas darauf, bevor sie es wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ.
"Rowena! Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht, als du heute Morgen nicht mehr im Be-...ich meine, als du nicht zum Unterricht gekommen bist", rief Godric und Lily konnte sich bildhaft vorstellen, wie er aufsprang und dem Drang widerstehen musste, seine feste Freundin zu umarmen.
Ravenclaws Stimme klang klar und fest: "Helga, Godric, können wir uns vielleicht kurz im Schulleiterbüro unterhalten?"
"Natürlich", Helga klang ziemlich verwirrt, doch nach einigen Sekunden kamen sie aus der Großen Halle heraus.
Hufflepuff entdeckte Lily als erstes und warf ihr einen misstrauischen Blick zu, der sich in Entsetzen umwandelte, als sie den schwebenden Slytherin entdeckte, der am Kopf blutete. Doch sie wurde abgelenkt, als die Tore zufielen und Rowena Godric augenblicklich schluchzend in die Arme sprang.
Dieser hielt sie irritiert fest und hörte zu, als sie versuchte, das Passierte zu erklären: "Banshee...Slytherin...Imperiusfluch...und dann...Schüler entführen...keiner mehr an sie erinnern...geheime Kammer...Schrecklich".
"Ganz ruhig, ich verstehe kein Wort", sagte er freundlich. "Was ist passiert?"
Doch Rowena vergrub nur ihr Gesicht in seiner Schulter und ließ den Tränen freien Lauf.
Lily beschloss, sich einzumischen und erklärte in Kurzformat: "Rowena stand seit über 2 Wochen unter einem Imperiusfluch von Slytherin".
"Bitte was?!", Helga riss die Augen auf. "Wie konnte er das tun? Und wer sind Sie überhaupt?"
Lily wippte nervös von einem Fuß auf den Anderen und hoffte, dass die Gründer mithilfe von Rowena ihre verrückte Geschichte glauben würden: "Wollen wir vielleicht erst an einen privateren Ort gehen, bevor den Schülern einfällt, dass sie lauschen könnten?"
"Klar, kommt mit ins Schulleiterbüro", forderte Helga sie auf und ging voran. Weil Rowena sich auf keinen Fall von Godric lösen wollte, hob dieser sie einfach hoch und trug sie, was Lily unglaublich niedlich fand.
Sie selbst ließ sich ein Stück zurückfallen und hoffte, dass ein gewisses Zwillingspaar wie von ihr gehofft reagieren würde. Und tatsächlich: Kurz bevor die Tore der Großen Halle aus ihrem Blick verschwanden, öffneten sie sich einen Spalt breit und Selenio und Toivo schlichen heraus.
Ihre Blicke wanderten direkt in Lilys Richtung und sie sahen sich für einen Moment in die Augen. Dann drehte Lily sich abrupt weg und ließ das beschriebene Taschentuch auf den Boden fallen.
Eigentlich war das ganze Theater nicht nötig, weil sie die Jungen auch einfach hätte fragen können, aber sie wollte das Grobe geklärt haben, bevor die Zwillinge und Ailah ins Büro kamen.
Auf dem restlichen Weg schwiegen die vier, Slytherin konnte ja sowieso nichts sagen, und Lily war froh, als sie den Wasserspeier erreichten und Helga das Passwort sagte.
Im Büro wurden Stühle für alle, sogar für Slytherin, der noch immer bewusstlos war, heraufbeschworen.
Lily ließ ihn dennoch in einen Stuhl schweben und ließ sich selbst in dem daneben nieder.
Rowena saß gerade auf Godrics Schoß, als Helga misstrauisch fragte: "Und jetzt erklärt ihr mir bitte, was passiert ist".
Ein Blick zu Ravenclaw sagt Lily, dass die Gründerin kein Interesse daran hatte, die Geschichte zu erzählen, weshalb sie selbst das Wort übernahm. Ab Ailahs Entführung erzählte Lily alles, nur dass sie die geheime Wohnung als Versteck bezeichnete. Die Blicke der beiden unbeteiligten Gründer wurden immer ungläubiger und als sie von der geheimen Kammer und Lilys Folter hörten, breitete sich Entsetzen auf Helgas Gesicht aus.
Als Lily geendet hatte, wandte Godric sich an Rowena und fragte: "Sagt sie die Wahrheit?"
"Ja, es war schrecklich", antwortete diese.
Gryffindor stand auf und verpasste Slytherin einen Tritt in die Seite.
"Und wer genau ist diese Ailah, von der du erzählt hast? Könntest du sie vielleicht herholen?", überlegte Helga. Im selben Moment klopfte es an der Tür.
"Herein!", rief Godric, doch man konnte seine Verwirrung deutlich heraushören.
Sofort wurde die Tür aufgestoßen und Ailah umarmte Lily stürmisch: "Ich hab mir solche Sorgen gemacht, als du von unserem Ausflug plötzlich nicht wiedergekommen bist. Was ist passiert?"
Dann verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck und sie zeigte auf Rowena: "Und was macht sie hier?"
Die Zwillinge traten langsamer ein, warfen der Gründerin aber ebenfalls misstrauische Blicke zu. Sie setzten Gina auf dem Boden ab, die direkt in Lilys Arme rannte. Dann wandten sie sich an die junge Hexe: "Wir haben deine Nachricht bekommen. Also haben wir Ailah geholt und sie direkt hergebracht. Wir brauchten nicht einmal das Passwort. Du weißt, wieso", erzählte Toivo, womit er andeutete, dass sie mit den Portalen einfach auf der Treppe hinter dem Wasserspeier hatten landen können.
"Aber das viel Wichtigere: Was ist bei dir passiert?", fragte Selenio.
"Slytherin hatte Ravenclaw unter einem Imperius. Also hat sie nicht aus freiem Willen gehandelt. Als er mich entführt hatte, ist es ihr gelungen, sich zu befreien und sie hat mir das Leben gerettet", erklärte Lily in Kurzfassung.
"Welche Nachricht?", unterbrach Helga.
"Ein kleiner Zettel, den sie auf dem Weg zum Büro fallen lassen hat", sagte Toivo nebenbei. "Aber wir müssen jetzt die Erinnerungen wieder herstellen. Jetzt, wo ihr uns hoffentlich glaubt: Habt ihr eine Idee, wie man das machen könnte?"
"Nein, da müssten wir nachforschen. Aber er hat auf jeden Fall Legilimentik benutzt", antwortete Rowena.
"So weit waren wir auch schon", schnaubte Selenio. "Aber es gibt keine bekannte Möglichkeit, damit Erinnerungen zu löschen".
"Wir finden bestimmt einen Weg, wenn wir ihn befragen", lächelte Helga, um ihre Überforderung mit der gesamten Situation zu überspielen.
Godric seufzte: "Aber er kann stablose Magie. Schaffen wir es überhaupt, ihn für längere Zeit festzuhalten?"
"Ja", Rowena sprang auf. "Er hat Fesseln entwickelt, mit denen man seine Magie nicht benutzen kann. ich habe noch welche in meinem Schreibtisch und kann sie holen".
"Super, dann mach das", stimmte Helga zu, doch Rowena zögerte. "Könntest du vielleicht mitkommen?", wandte sie sich an Godric. "Klar!", der Gründer sprang auf und sie verließen das Büro.
Sobald die Tür hinter ihnen zugefallen war, wandte Helga sich an die Neuankömmlinge. Jeder bekam einen eigenen Stuhl, wodurch das Büro ziemlich voll war und Helga fragte: "Und du bist Ailah?"
Ailah nickte.
"Okay, ich erinnere mich wirklich nicht mehr an dich, doch das machen wir rückgängig. Aber was habt ihr Zwillinge mit dem Ganzen zu tun?"
Lily grinste: "Selenio kann Okklumentik und hat sich deswegen noch an uns erinnert. Dann hat er Toivo davon überzeugt, dass Ailah und ich tatsächlich Schülerinnen von hier sind und sie haben uns bei der Suche nach einem Gegenzauber geholfen".
Nachdem Godric und Rowena wieder da waren, wurde Slytherin gefesselt und in einen leeren Raum, der vom Büro abging, geschafft.
"Da soll später der Schulleiter seine Privatgemächer haben", erklärte Godric. "Also, sobald wir mehr Leute sind als nur vier. Dann soll es einen Schulleiter und vier Hauslehrer geben. Im besten Falle dann auch noch weitere Lehrer, aber das wird wahrscheinlich noch dauern, bis wir so viele Personen gefunden haben".
Der Raum hatte noch keine Fenster und bestand komplett aus Stein, was ihm ein trostloses Aussehen verlieh. Slytherin wurde auf den Boden gelegt und dann wieder aufgeweckt.
Mit einem Stöhnen kam er langsam zu sich und blickte nach oben in die Gesichter seiner Mitgründer: "Jetzt habt ihr mich doch bekommen. Erstaunlich, dass euch nicht eher aufgefallen ist, dass Rowena unter einem Imperiusfluch stand. Besonders du, Godric musst doch bemerkt haben, dass sie sich im Bett anders verhalten hat, als sonst, oder warst du zu sehr auf ihr Aussehen fokussiert?"
Helga musste ihn zurückhalten, damit er sich nicht auf Slytherin stürzte. Dieser grinste ironisch: "Du willst echt einen gefesselten Mann angreifen? Wie ehrenvoll von dir".
Blitzschnell schoss Lilys Fuß hervor und verpasste ihm einen Tritt in die Seite, wodurch er stöhnend ein Stück wegrollte. "Ups, da ist mir doch glatt das Bein weggerutscht", seufzte Lily mit Unschuldsblick.
Plötzlich rutschte so ganz zufällig auch Rowenas Bein aus und kurz darauf Ailahs, doch Lily hatte kein Mitleid mit dem auf dem Boden liegenden. Er hatte sie zwei mal entführt und einmal sogar gefoltert. Außerdem hatte er eine Familie getötet, um mit den Überresten schwarze Magie auszuführen. An die restlichen Dinge, die er ihnen in den geheimen Unterrichtsstunden gezeigt hatte, wollte sie gerade gar nicht denken.
Während der Befragung rutschten noch mehrmals Beine, und auch Fäuste, aus und Slytherin sah danach ziemlich demoliert aus. Dafür bekamen sie einige, wenn auch nicht alle Informationen.
Anscheinend hatte ihn der Umstand, dass Hogwarts alle Schüler annahm, schon von Beginn an gestört. Seiner Meinung nach sollte man nur diejenigen fördern, die es tatsächlich mal zu etwas bringen würden oder die reines Blut hatten. Die restlichen Kinder waren unnötig und seiner Ansicht nach sowieso nicht wichtig für die Zukunft. Weil keiner der gleichen Ansicht gewesen war, hatte er die geheime Kammer gebaut, die man nur mithilfe von Parsel öffnen konnte, um ungestört seine eigenen Ziele zu verfolgen. Was genau das für Ziele waren oder wie das Passwort lautete, verriet er nicht. Auch von den geheimen Treffen mit einigen Schülern erzählte er nichts und Lily konnte das zu ihrem Bedauern auch nicht.
Dass er als erstes Ailah entführt hatte, begründete er damit, dass sie seiner Meinung nach ziemlich durchschnittlich war, kein völlig reines Blut hatte und ihm für einen ersten Test ungefährlich erschienen war. Dann hatte allerdings Lily dazwischengefunkt und er hatte sie aus Angst, aufzufliegen, auch entführt.
An der Stelle entschuldigte er sich mehrmals bei Lily, versicherte, dass er sie niemals hatte foltern wollen und was für eine begabte Schülerin sie war. Er hatte nur Ailahs Aufenthaltsort wissen wollen, bevor diese jemandem von der Entführung berichten konnte. Dabei hatte er wohl etwas übertrieben, aber sobald Lily ihn zu ihr gebracht hätte, hätte er sie direkt wieder freigelassen und eine Zusammenarbeit angeboten, sobald Ailah tot war.
Irritierte Blicke wandten sich in Lilys Richtung. Nicht nur Ailah schien nicht zu verstehen, wieso Slytherin so an Lily hing und auch die Erbin selbst wich mit angeekeltem Blick zurück, um zu verdeutlichen, dass sie niemals mit diesem Gründer zusammenarbeiten wollte.
Am Abend verließen die Kinder den Hinterraum und durften in ihre Schlafsäle. Helga bestand allerdings darauf, Lily zuerst im Krankenflügel zu untersuchen, wo die Hexe selbst nichts gegen hatte. Vom Würgen tat ihr Hals noch ziemlich weh, durch die Folter fühlte sie sich erschöpft und vom Sturz im Schnee hatte sie eine Wunde am Knie.
Auch Ailah blieb mit Lily im Krankenflügel, weil sie ja jetzt keinen Schlafsaal mehr hatte, aber beim Abendessen würden die Gründer sie offiziell als neue Schülerinnen vorstellen, die bereits im Schulleiterbüro in ihre Häuser eingeteilt worden waren.
Nach dem Abendessen ließ Lily sich von Yardila, mit der sie sich sofort gut verstand, den Weg zum Ravenclawturm zeigen. Ailah teilte sich jetzt ein Zimmer mit Emory und Lucy, weil niemand die beiden Letzteren wieder trenne wollte, nachdem sie sich in ihren falschen Erinnerungen so gut angefreundet hatten.
Die Gründer verzichteten jedoch darauf, den Schülern von Slytherins Verbrechen und den gelöschten Erinnerungen zu erzählen. Das war jetzt zu unverständlich und sie würden es erfahren, sobald die Erinnerungen zurückkehrten.
In den nächsten Tagen hatten die Gründer viel zu tun, mussten doch Slytherins Unterrichtstunden übernommen und Ausreden für sein Fehlen gefunden werden. Außerdem versuchten sie mit aller Kraft, die Erinnerungen wieder herzustellen, doch auch Slytherin war dabei keine große Hilfe, denn er lachte sie nur aus und ließ nichts über den Zauber verlauten, den er angewendet hatte.
Es war ein Freitag, an dem Rowena, müde durch die anstrengende Schulwoche, die Schnauze voll hatte. Sie war sowieso noch wütend über den Imperius und wollte sich nicht mehr weiter auslachen lassen.
Neben den Gründern standen auch Toivo, Selenio und Lily im Raum. Ailah unternahm etwas mit Emory und Lucy, wobei Lily sich freute, dass sie sich so gut mit ihren 'neuen' Schlafsaalgenossinnen verstand.
Yardila war leider den gesamten Schuljahresbeginn allein gewesen und hatte anscheinend Gefallen daran gefunden, denn Lily bekam sie nur Morgens beim Aufstehen zu Gesicht. Die restliche Zeit streifte das Mädchen herum, saß im Unterricht oder in der Bibliothek und sie kam komischerweise immer erst weit nach der Sperrstunde wieder.
Wahrscheinlich verschwand sie wieder im Wald, aber Lily hatte, nachdem sie von Slytherin entführt worden war, kein Interesse mehr, ihr zu folgen.
Dieser lag gerade auf dem Boden seines Gefängnisses und lachte: "Ihr seid echt zu inkompetent. Ihr werdet die Erinnerungen niemals wieder herstellen können".
"Wir nicht, aber du", knurrte Rowena und trat einen Schritt auf ihn zu. Mit einer eleganten Bewegung zog sie ihren Zauberstab, richtete ihn auf den am Boden liegenden und flüsterte: "Imperio".
Nicht nur Lily starrte sie entsetzt an, doch Rowena schien es nicht zu interessieren: "Du hast mir so oft von deinen schwarzmagischen widerlichen Versuchen und deiner schwarzen Magie erzählt. Du meintest auch, dass ein normaler Magier niemals schwarze Magie anwenden kann, weil er es nicht stark genug will, doch du lagst falsch. Ich will es. Ich will dich leiden sehen nach dem, was du mir angetan hast. Ich will dir das gleiche antun".
"Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte Helga nervös. "Du lässt deine Gefühle, deine Wut spielen und das ist gar nicht gut. Sie verleitet dich dazu, Dinge zu tun, die du später bereuen wirst".
"Wie sollen wir die Erinnerungen sonst zurückbekommen?", fauchte Rowena, woraufhin Helga ängstlich zurückwich und sich hilfesuchend zu Godric drehte: "Sag du doch auch etwas. Das darf sie nicht tun".
Dieser dachte einen Moment nach und sagte dann: "Tu es. Er hat es nicht anders verdient. Außerdem ist es der einzige Weg".
"Nein", mischte Lily sich ein. "Wenn du ihn jetzt dazu zwingst, dir zu gehorchen, bist du nicht besser, als er. Es gibt immer einen anderen Weg, aber wenn du jetzt denselben Zauber anwendest, wie er bei dir, ist es zu spät dafür. Ich weiß, dass er es verdient hat, aber diese Geste würde zeigen, dass du dem Imperiusfluch und damit der schwarzen Magie nicht ganz abgeneigt bist".
"Gib den Schülern die Erinnerungen zurück", befahl Rowena mit tonloser Stimme.
Augenblicklich spürte Lily, wie Slytherin sich konzentrierte und die Magie im Raum sich erhöhte. Nahezu synchron fassten Toivo, Godric und Helga sich an den Kopf und stöhnten auf. Doch nach wenigen Sekunden schien der Schmerz vorüber zu sein und Toivo riss die Augen auf: "Ich erinnere mich wieder an alles! Sogar daran, wie wir uns kennengelernt haben, Elara".
Lily kicherte: "Es wäre auch schade, wenn du das vergessen hättest".
"Allerdings", stimmte Selenio zu.
Auch Godric und Helga erinnerten sich wieder an alles. Rowena nahm zögerlich den Fluch wieder weg und augenblicklich kicherte Slytherin hämisch: "Ich hätte niemals gedacht, dass wir uns so ähnlich sind. Aber das werde ich mir für die Zukunft merken".
"Ich muss weg", murmelte der Kopf des Hauses Ravenclaw gepresst und stürmte nach draußen, Godric hinterher.
Hufflepuff wandte sich an die Kinder: "Dann ist es also vorbei. Wir haben bereits entschieden, was jetzt mit Salazar passiert. Wir wollen ihn nicht für immer festhalten, aber auch nicht töten. Also werden wir ihn wahrscheinlich verbannen und die Zauber auf dem Schloss so verändern, dass er es nie wieder betreten kann. Morgen beim Mittagessen erzählen wir den Schülern alles. Jetzt solltet ihr ins Bett gehen".
Lily nickte leicht und verließ mit den Zwillingen das Büro. In der Eingangshalle sahen sie sich lange an.
Toivo kratzte sich am Kopf: "Irgendwie surreal, findet ihr nicht? Ich meine, dass es so einfach ging".
Selenio nickte: "Ich weiß, was du meinst. Wir haben ihn tagelang befragt und jetzt ist Rowena einmal auf ihrer Komfortzone herausgetreten, wodurch wir innerhalb von 5 Minuten die Erinnerungen hatten. Jetzt wird Slytherin verbannt und wir hören nie wieder etwas von ihm. Mir kommt das auch zu einfach vor".
Lily seufzte: "Ist es auch. Und ich sage euch, dass es garantiert weitergehen wird. Er hat besonders in seinem Haus einige begabte Personen, die ihm treu ergeben sind und seine Befehle höchstwahrscheinlich auch befolgen, wenn sie von draußen kommen. Ich wünschte, ich könnte irgendjemandem erzählen, was genau sie mit ihm zu tun haben und weshalb sie so gefährlich sind, aber dann sterbe ich".
"Dann hoffen wir, dass sie ihn nach der Verbannung nicht finden", murmelte Toivo und grinste dann sein typisches Grinsen. "Aber wir haben immer noch viel zu bereden. Morgen nach dem Mittagessen im geheimen Raum? Du kannst auch deine Freundinnen, die sich wieder an dich erinnern, mitbringen".
"Wieso nicht vor dem Mittagessen?", hakte Lily aus Interesse nach.
"Aus dem selben Grund, aus dem die Gründer die Nachricht erst beim Mittagessen verkünden und nicht beim Frühstück", begann Toivo und beide Zwillinge endeten gemeinsam: "Kein halbwegs normaler Mensch steht am Wochenende vor 12 Uhr auf".
Sie verabschiedeten sich und Lily konnte gar nicht schnell genug in ihren Schlafsaal kommen. Zu ihrer Überraschung war Yardila diesmal nicht im Wald, sondern saß auf dem jetzt wieder verzauberten Baum. Anscheinend hatte Slytherins Zauber wirklich alles wieder rückgängig gemacht. Auf ihrem Schoß saß Gina und ließ sich ausgiebig von ihr kraulen.
Mit einem eleganten Sprung, den Lily so gar nicht von ihrer Freundin erwartet hätte, sprang sie, Gina noch immer auf dem Arm haltend, vom Bett und federte sanft ab: "Jetzt hast du mir einiges zu erklären".
Lily seufzte: "Das hab ich wohl. Du glaubst gar nicht, was in den letzten Wochen hier alles abgegangen ist".
"Deshalb wirst du mir das jetzt erzählen. Ich habe nämlich Erinnerungen an den Anfang des Schuljahres mit dir und gleichzeitig Erinnerungen an den Anfang alleine. Was ist jetzt real?"
"Die falschen Erinnerungen werden wahrscheinlich mit der Zeit wieder verschwinden", Lily begann, die Kurzfassung der Geschichte zu erzählen.
Als sie geendet hatte, blickte Yardila sie mit aufgerissenen Augen an: "Das soll ein Scherz sein, oder? Wie kann so etwas in dieser Schule passieren?"
"Ich weiß es nicht, aber die Gründer werden morgen die Wahrheit der Geschichte belegen".
"Dann bin ich mal gespannt. Können wir dann auch noch einmal in die geheime Wohnung? Und ich möchte Aden noch einmal benutzen", bat Yardila.
"Klar", nickte Lily. "Morgen treffen wir uns mit den Zwillingen dort".
Am nächsten Morgen schlief Lily verhältnismäßig lang, sodass Yardila bereits weg war, als sie aufwachte. Die Gelegenheit, allein zu sein, nutze sie, um im geheimen Raum weiter zu trainieren. Sie hatte in letzter Zeit deutlich nachgelassen und wollte nicht dafür sorgen, dass das Üben mit Alice umsonst gewesen war. Lily schaffte es sogar, Gina bei ihrem Ninjasprung das Zielen etwas besser beizubringen.
Als sie frisch geduscht in die Große Halle kam, saßen Yardila und komischerweise auch Emory bereits am Ravenclawtisch. Ailah lachte mit Lucy am Hufflepufftisch über irgendetwas.
Was Lily überraschte waren die Tränenspuren auf Emorys Gesicht. Besorgt setzte sie sich zu ihren Freundinnen und fragte: "Was ist los?"
Emory umarmte sie nur wortlos, weshalb Yardila erklärte: "Wir haben uns gerade wieder versöhnt, aber anscheinend hat Lucy ihre Erinnerungen an Ailah zurück und deshalb kein Interesse mehr an der Freundschaft mit Emory".
Lily drückte das Mädchen fest an sich: "Das tut mir leid. Wie konnte Ailah das zulassen?"
"Sie hat es nicht nur zugelassen, sie hat auch mitgeholfen, sich über mich lustig zu machen", erklärte Emory, woraufhin Gina ihr über das Gesicht schleckte. "Sie haben mich als fett bezeichnet und meinten, dass sie sich wundern, dass ihr überhaupt mit mir befreundet sein wollt, weil ich doch einfach nur nutzlos und peinlich bin".
"Das ist ja schrecklich von ihnen!", rief Lily entsetzt. "Wir sind natürlich mit dir befreundet, weil wir dich mögen".
Innerlich war auch sie verletzt. In der Zeit in der geheimen Wohnung hatte sie sich so gut mit Ailah verstanden. Wieso tat sie jetzt so etwas?
Yardila umarmte Emory von der anderen Seite, sodass sie, wie Yardila behauptete, wie ein Sandwich aussahen.
Sie wurden unterbrochen, als Godric aufstand und den allseits verhassten Sonorus-Zauber anwendete. Mit viel zu lauter Stimme verkündete er: "Ihr habt euch in den letzten Tagen sicher gefragt, wo Professor Slytherin ist. Er hat leider einige Verbrechen begangen, die nicht zu entschuldigen sind. Dazu gehören, dass er Schülerimmen entführt und die Erinnerungen an sie ausgelöscht hat. Das haben einige von euch vielleicht bemerkt, denn sie haben zwei verschiedene Erinnerungslinien, eine mit und eine ohne Elara und Ailah. Das sollte sich bald legen, aber Slytherin wurde von der Schule suspendiert und wird nicht wiederkommen. Quietus".
Viele Schüler sahen etwas überfordert aus, weil sie nicht wussten, wie sie auf diese Nachricht reagieren sollten, doch Lily erkannte auf einigen Gesichtern Freude über das Verschwinden des vielen verhassten Lehrers. Nur am Slytherintisch zeichnete sich Bestürzung auf den Gesichtern mehrerer Hausmitglieder ab.
Rowena flüsterte am Lehrertisch Godric noch etwas zu, bevor er erneut aufstand und, zur Erleichterung aller, diesmal auf den Zauber verzichtete: "Und wir haben leider noch eine schlechte Nachricht. Dadurch, dass wir jetzt nur noch zu dritt sind, müssen wir Einiges neu organisieren. Dadurch können leider keine Schüler während der Weihnachtsferien hier bleiben. Ich hoffe, dass ihr alle eine Unterkunft findet. Falls nicht, meldet euch bitte bis übermorgen bei mir, damit wir einige Bekannte kontaktieren können, die euch dann aufnehmen".
Augenblicklich brach Getuschel aus.
"Wo soll ich denn nur hin?", fragte Emory panisch. "Ich will nach dem, was er getan hat, nicht wieder zu meinem Vater, aber zu einer fremden Person möchte ich auch nicht".
"Ich auch nicht", seufzte Lily. "Und wenn sie nicht erwarten, dass hier noch Schüler sind, können wir auch nicht im Geheimraum bleiben, weil die Küche nichts kocht und wir da nichts herbekommen. Sich für mehrere Wochen nur von Adens Schokolade zu ernähren halte ich nicht nochmal durch".
"Welcher geheime Raum?", fragte Emory irritiert nach und Lily fiel siedend heiß ein, dass sie vor dem Problem mit Slytherin ja Streit mit Emory gehabt hatte und gar nicht dazu gekommen war, ihr den Raum zu zeigen.
"Den haben Toivo und ich gebaut. Wir gehen gleich nach dem Mittagessen hin. Komm doch mit", schlug Lily vor.
"Gerne".
Als sie aufgegessen hatten, verließen sie die Große Halle und versteckten sich in einer dunklen Ecke, um bei ihrer Reise nicht beobachtet zu werden. Yardila umfasste Emorys Arm und sie wollten gerade das Passwort sagen, als Lily die Tür der großen Halle aufgehen sah.
"Geht schon einmal vor", murmelte sie beiläufig. "Gina und ich haben noch etwas zu erledigen".
Ihre beiden Freundinnen verschwanden und Lily verließ die Ecke, um sich vor Ailah und Lucy aufzubauen. "Wie ich sehe, erinnerst du dich wieder an uns", wandte sie sich an Lucy.
Diese nickte: "Ja, das war eine ziemliche Überraschung".
Lily nickte gespielt freundlich: "Das kann ich mir vorstellen". Dann wurde ihr Gesichtsausdruck eiskalt: "Mir ist aber auch zu Ohren gekommen, dass ihr ein paar ziemlich gemeine Sachen über Emory gesagt habt. Dich, Lucy, kenne ich nicht und weiß deshalb auch nicht, wie du normalerweise bist, aber von dir, Ailah, hätte ich Besseres erwartet".
Als Ailah den Mund öffnete, um zu antworten, gab Lily Gina einen kleinen Stups und die Meisterdiebin trat in Aktion. Doch die Hexe ließ sich weiterhin nichts anmerken und lauschte Ailahs Antwort: "Ganz ehrlich, Elara, die Zeit im geheimen Raum war die Schlimmste meines Lebens. Ich hasse es, eingesperrt zu sein und war nur freundlich, um die Zeit irgendwie auszuhalten. Um das also ein für alle Mal klarzustellen: Ich habe kein Interesse an irgendeiner Art von Freundschaft mit dir und hatte es nie. Die Zeit zusammen hat nichts daran geändert. Wir hatten nur Angst und das gleiche Ziel. Jetzt, wo wir es erreicht haben, können wir getrost wieder getrennte Wege gehen, also verschwende deine Kraft nicht damit, mein Benehmen zu verbessern. Deine Meinung ist mir nämlich egal".
Mit offenem Mund starrte Lily Ailah an. Sie hatte das Mädchen schon als eine Art Freundin gesehen und immer nett gefunden. Es war unglaublich, wie sehr sie sich in ihr getäuscht hatte. Die Rothaarige holte tief Luft, um nicht an Ort und Stelle in Tränen auszubrechen und fauchte: "Gut, denn was du denkst und machst ist mir eigentlich auch egal, nur nicht, wie du andere Personen behandelst. Solltest du es noch einmal wagen, eine meiner Freundinnen zu beleideigen, werde ich persönlich kommen und dafür sorgen, dass du es so dermaßen bereust".
"Ach, und was willst du tun?", lachte Ailah höhnisch. "Wir sind immerhin zu zweit und du alleine. Außerdem komme ich in deine geheime Wohnung, die du so toll findest. Wenn du uns also irgendetwas antust, werde ich den Portschlüssel an die Gründer weitergeben, sodass die Wohnung mal geheim war".
"Was hast du da in den Haaren?", fragte Lily gespielt erstaunt.
"Was?", fragte Lucy irritiert. "Da ist nichts".
"Ich weiß", Lily schwang ihre Hand. "Aber jetzt schon".
Ailahs blonden Haare nahmen einen dreckigen Grünton an und Lily kicherte: "Der geht leider erst nach 48 Stunden wieder heraus. Und was den Portschlüssel angeht, hast du anscheinend etwas verloren".
Gina saß wieder auf ihrer Schulter und Lily fuchtelte mit dem Armband, das die Nifflerin ihr gerade gebracht hatte, vor Ailahs Gesicht herum. "Das gehört jetzt mir".
Entsetzt starrte Ailah auf ihr jetzt leeres Handgelenk und ihr Mund klappte auf.
Weil sie anscheinend gerade nicht in der Lage war, etwas zu sagen, sprang Lucy für sie ein: "Du fühlst dich wohl ganz cool, oder? Was mischst du dich überhaupt in unser Leben ein?"
"Oh, das hatte ich eigentlich gar nicht vor, aber deine Freundin hat mich gerade bedroht", lächelte Lily zuckersüß. "Außerdem fühle ich mich nicht cool. Ich bin nur so weit, dass ich verstanden habe, wie uncool es ist, über andere zu lästern. Dadurch beeindruckt man nur diejenigen, die so dämlich sind, auch zu glauben, es wäre cool und die sind meistens genauso zurückgeblieben, wie man selbst. Die wirklich coolen, die nicht nur so tun als ob, schütteln lächelnd den Kopf und wissen, was für starke Minderwertigkeitskomplexe man wirklich hat, wenn man so etwas tut".
Lucy starrte sie entgeistert an, als Lily kurz zum Abschied winkte und dann in den geheimen Raum teleportierte, wo die restlichen Eingeladenen schon warteten.
"Was hast du noch gemacht?", fragte Yardila neugierig.
Lily murmelte schuldbewusst: "Eventuell habe ich die Situation mit Emory, Ailah und Lucy noch verschlimmert".
"Was hast du getan?", fragte Emory alarmiert.
Lily machte sich klein und nuschelte: "Ich habe vielleicht Ailahs Portschlüssel gestohlen, ihre Haare grün gefärbt und den beiden eine Rede über ihre nicht existente Coolness gehalten?"
Toivo prustete los: "Das ist genial. Die Rede hätte ich gern gesehen".
Emory sah so aus, als wüsste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, weshalb Lily hinzufügte: "Wir werden Helga gleich fragen, ob du deinen alten Schlafsaal zurückbekommst".
"Okay, das klingt gut", erwiderte Emory erleichtert.
"Und habe ich gerade etwas verpasst?", fragte Lily nach.
"Wir haben über das Problem mit den Weihnachtsferien gesprochen. Yardila ist ja die Einzige, die eine Familie hat, zu der sie gehen kann", erklärte Selenio.
"Und?", hakte Lily mit hochgezogener Augenbraue nach. "Was ist bei dem Gespräch herausgekommen?"
"Ich lade euch alle über die Ferien zu mir ein", lächelte Yardila. "Ich schreibe gleich meiner Familie und wenn sie einverstanden ist, könnt ihr mitkommen".
"Echt? Das ist fantastisch!", jubelte Lily. "Danke!"
"Kein Problem. Jetzt sollten wir allerdings wegen des Schlafsaalproblems zu Helga gehen", lächelte Yardila.
Einige Minuten später standen sie zu fünft mit Gina vor Helgas Büro und klopften.
Die Gründerin öffnete die Tür. Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich Papiere und sie sah nicht besonders gut gelaunt aus: "Ich bin leider grade sehr beschäftigt. Was gibt's denn?"
Die Schülerinnen schilderten ihr Problem, doch Helga schüttelte den Kopf: "Tut mir leid. Wir haben gerade so viel zu tun, dass ich mich nicht auch noch darum kümmern kann. Bist du dir denn sicher, dass es so schlimm ist? Vielleicht kannst du mal mit deinen Schlafsaalgenossinnen reden".
"Das habe ich versucht, aber es hat nichts gebracht", seufzte Emory traurig.
"Ich kann trotzdem leider nichts tun. Du wirst es überleben", damit warf Helga sie wieder heraus und sie standen traurig im leeren Hufflepuff-Gemeinschaftsraum.
Toivo ließ einige deftige Schimpfwörter über den Kopf des Hauses ab, während Yardila und Lily ihre Freundin einfach nur umarmten.
Die geniale Idee kam ausgerechnet von Selenio: "Wenn sie euch nicht helfen will, dann kann sie euch nicht bestrafen, wenn ihr euch selbst helft. Was wäre, wenn Emory einfach bei euch, Yardila und Elara, mit einzieht?"
Lily überlegte einen Moment die Vor-und Nachteile, doch nach wenigen Sekunden rief sie begeistert: "Das ist genial. Genau so machen wir's".
Emory grinste: "Ja, das klingt toll".
"Dann los", Toivo klatschte in die Hände. "Gehen wir deine Sachen packen und nehmen dann die Abkürzung über die geheime Wohnung in euer Zimmer".
Sie rannten die Treppen zum Mädchenschlafsaal hoch und betraten den, den Emory sich mit Ailah und Lucy teilte.
Zum Glück waren die beiden Mädchen nicht da. Während die anderen Emorys Sachen packten, nahm Lily die Zauber von Ailahs Armband und legte es dann auf ihr Kopfkissen. Sie war zwar wütend, aber trotzdem stahl sie nicht.
Sie blickte traurig auf das Bett und verstand endlich den Satz, den ihr Vater so oft gesagt hatte: "Der schmerzhafteste Verrat kommt niemals von deinen Feinden, sondern von denen, die du für deine Freunde hältst".
Unbewusst sagte sie es laut und Emory stimmte zu: "Man muss es selbst erleben, um zu wissen, wie sehr es schmerzt".
Auch die Zwillinge nickten wissend: "Aber man sollte nicht lange darüber traurig sein. Diese Personen sind es nicht wert, dass man ihretwegen Tränen vergießt".
Sie nahmen mit Emorys Sachen den Portschlüssel zurück in den Geheimraum und nutzten dann das Portal in Yardilas und Lilys Schlafsaal.
Als sie dort landeten, klappte Toivos Mund auf: "Ach du windige Vase! Wieso habt ihr so einen geilen Schlafsaal?"
Lily grinste: "Selbst verzaubert. Mit etwas Kreativität und Können kann man das schaffen".
Die Zwillinge tauschten einen Blick und sagten synchron: "Dann wissen wir jetzt, was wir als nächstes machen".
In den restlichen Tagen vor den Weihnachtsferien ging es in der Schule drunter und drüber. Die Gründer hatten Slytherin irgendwo in Europa freigelassen und die Schutzzauber der Schule angepasst, damit er sich nicht mehr als 5 Kilometer nähern konnte. Außerdem versuchten sie, in die Kammer zu gelangen, was allerdings ohne das Passwort auf Parsel, das selbst Lily nie erfahren hatte, nicht gelang.
Mehrere Schüler landeten im Krankenflügel, weil sie durch die mehreren verschiedenen Erinnerungen an die selbe Zeit Kopfschmerzen bekamen, doch nach einigen Tagen verschwand die gefälschte Erinnerung wieder.
Als wäre das nicht schon genug, hatten einige Slytherins beschlossen, für die Rückkehr des Kopfes ihres Hauses zu demonstrieren. Ohne Aufsicht waren sie außer Rand und Band und als sogar mehrere Erstklässler in ihrem Gemeinschaftsraum angegriffen wurden und mit schweren Verletzungen im Krankenflügel landeten, wurden die Slytherins auf die restlichen Gemeinschaftsräume aufgeteilt, wo sie weiterhin Chaos stifteten. Einmal zündete Laurena sogar 'ausversehen' mit einem schwarzmagischen Zauber, den sie von Slytherin gelernt hatte, die Bücher im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum an. Die drei Gründer brauchten gemeinsam volle 3 Stunden, um das Feuer wieder zu löschen.
Wegen des Lehrermangels mussten einige ältere, vertrauenswürdige Schüler ein paar Unterrichtsstunden der jüngeren Klassen übernehmen, doch sie hielten sich nicht so ganz an den Lehrplan. So lernten sie in einer Stunde Verwandlung, wie man am besten andere Personen mit Sachen bewarf und in einer Stunde Geschichte stellten sie eine Liste mit den kreativsten Schimpfwörtern zusammen. Hausaufgabe war, diese dann auszuprobieren, wodurch ein äußerst interessantes Mittagessen entstand. Doch Toivo schoss mal wieder völlig den Drachen ab: Irgendwie hatte er es durch viel Schleimerei geschafft, eine Stunde Kräuterkunde bei der vierten Klasse zu bekommen. Nun, sie machten zwar etwas mit Lebewesen, aber nicht mit Pflanzen. Es wurde eine sehr unterhaltsame Stunde mit dem Thema Sexualkunde, nach der Lily Dinge wusste, die sie lieber niemals erfahren hätte.
Doch trotz des Chaos hatten Yardila, Emory und Lily die Zeit ihres Lebens. Es war toll, endlich gemeinsam einen Schlafsaal zu haben und sie blieben teilweise bis tief in die Nacht wach, aßen Schokolade, kletterten auf dem Baum herum oder unterhielten sich einfach.
Das Ganze wurde noch spaßiger, als die Zwillinge, die sich ziemlich über die Bäume in den Schlafsälen wunderten, ebenfalls in den Ravenclawturm ziehen mussten und jeden Abend in ihr Zimmer kamen. Sie hätten die Umgestaltung ihres Raumes sicherlich geschafft, aber ihr Schlafsaalgenosse Arian war damit gar nicht einverstanden gewesen und nach einem riesigen Streit, der sehr viel Honig und ein sprechendes Bett beinhaltete, gaben sie es auf.
Am letzten Tag vor den Weihnachtsferien standen alle Schüler mit gepackten Taschen hinter den Schutzzaubern und warteten darauf, abgeholt oder nach Hause gebracht zu werden.
Yardila saß genervt auf ihren Koffer und wartete darauf, dass einer der Gründer, die die Schüler, die nicht abgeholt werden konnten, dem Alphabet nach weg-apparierten, ihren Namen ausrief.
Endlich apparierte Godric wieder in ihre Nähe, warf einen prüfenden Blick auf seine Liste und rief dann laut: "Murus, Yardila, bitte herkommen!"
"Na endlich", grinsend schnappten die 5 ihre Sachen und liefen zu Godric.
Yardila sagte zu ihm: "Wir müssen einmal zu mir nach Hause".
"Ähh, alle?", hakte der Gründer entsetzt nach. "Wieso habt ihr euch nicht einzeln eigetragen?"
Yardila blickte ihn irritiert an: "Aber Rowena meinte doch, dass alle, die an dasselbe Ziel wollen, auch zusammen reisen können und deshalb nur eine der Personen sich fürs nach-Hause-bringen eintragen muss".
"Damit meinte sie zwei oder höchstens drei Leute, die an dasselbe Ziel müssen und nicht 5. Ich kann euch doch gar nicht alle mitnehmen", jammerte Godric.
"Dann teilen wir uns auf", schlug Lily vor. "Ich kann auch apparieren. Dann nimmst du Emory und Yardila und ich nehme die Zwillinge und Gina"
"Warte, du kannst apparieren?", fragte Emory überrascht. "Wieso sagst du mir das denn jetzt erst?"
Lily zuckte mit den Achseln: "Du hast nie gefragt".
Yardila gab ihr die Adresse und Lily apparierte mit den Zwillingen dort hin. Sie landeten auf einem großen Hof, neben dem ein kleines Haus stand. Am Rand sah man außerdem ein weiteres Gebäude, von dem eine Umzäunung nach draußen führte, in dem mehrere Schweine vergnügt im Schnee spielten.
"Och, sind die niedlich!", rief Lily entzückt, woraufhin sie verwirrte Blicke der Zwillinge, die anscheinend anderer Meinung waren, bekam.
Wenige Sekunden später landete Godric mit den restlichen Mädchen neben ihnen und verschwand direkt wieder. Emorys Reaktion auf die Schweine glich der von Lily, worüber die Zwillinge nur den Kopf schütteln konnten.
Doch Yardila rannte direkt erfreut zu den Tieren und kletterte über den Zaun. Drei Schweine kamen auf sie zu und ließen sich von ihr streicheln.
Lily ging zu ihr, blieb aber vor dem Zaun stehen.
"Das hier ist Eberhardt", Yardila zeigte auf ein großen, dunklen, stattlichen Eber. "Das hier ist Frau von Sau", sie zeigte auf eine etwas kleinere, dunkle Sau. "Und das hier ist Grunzi", sie zeigte auf das kleinste, ziemlich helle Schwein, das beinahe noch ein Ferkel war. "Meine Lieblinge".
"Die sind so süß", seufzte Lily.
"Aber nur, bis sie auf deinem Teller liegen", mischte sich eine alte Stimme ein und nicht nur Lily zuckte zusammen.
Yardila sprang überrascht auf und umarmte den alten Mann, der aus dem Stall gekommen war, ohne dass sie ihn bemerkt hatten: "Opa!"
Der Mann umarmte seine Enkelin fest, ließ sie aber nach kurzer Zeit schon wieder los: "Und wer sind die?"
"Das sind Freunde von mir aus der Schule. Weißt du nicht mehr, dass ich geschrieben habe, sie würden mitkommen?"
"Ach ja", man sah den Mann an, dass er sich nicht mehr daran erinnerte. "Welche Schule?"
"Och Opa, deine Erinnerungen werden immer schlechter. Das war die Schule, in der ich Zaubern lerne", seufzte Yardila traurig.
Der alte Mann riss die Augen auf und befahl: "Du darfst dort auf keinen Fall hingehen. Magie ist böse".
"Aber ich war dort doch schon das letzte halbe Jahr", widersprach Yardila. "Wieso bist du noch immer so dagegen? Magie ist toll".
"Das habe ich anfangs auch gedacht", murmelte der Mann und verschwand schlecht gelaunt wieder im Stall.
Traurig sah Yardila ihm hinterher: "Das hat er auch in den Sommerferien schon gesagt. Aber er kriegt sich schon wieder ein. Und wenn nicht, hat er diese Unterhaltung bis zum Abendessen sowieso schon wieder vergessen".
Sie zwang sich zu einem Lächeln und schlug vor: "Lasst uns ins Haus gehen. Mama und Papa erwarten uns sicher schon".
Sie ging voran zu dem kleinen Haus und bevor sie auch nur klopfen konnte, wurde die Tür aufgerissen und eine große Frau mit kurzen braunen Haaren stürmte heraus: "Yardila!"
Damit wurde Yardila fest gedrückt. "Ich hab dich so vermisst. Sind das die Freunde, von denen du geschrieben hast? Wie ist die Schule so? Ich wusste nicht, dass du in deinem Alter schon an Jungs interessiert bist!"
Die letzte Aussage ließ Yardila rot werden: "Mama! Das sind nur Freunde. Ich will nichts von ihnen".
"Wie Schade!", rief Toivo theatralisch. "Und ich hatte mir schon Hoffnungen gemacht...au".
Selenio hatte ihm volle Kanne den Ellenbogen in die Seite gerammt.
"Was nicht ist, kann ja noch werden", rief ein Mann, der hinter Yardilas Mutter erschien, grinsend.
Jetzt konnte Lily sich nicht mehr halten und prustete los. Selenio ging es ähnlich, während Toivo gespielt anzüglich sagte: "Du hast ihn gehört" und Yardila noch um einiges röter wurde.
Nachdem sich alle beruhigt hatten, begrüßten Yardilas Eltern auch die restlichen Kinder und ließen sie ins Haus.
"Wir Mädchen schlafen zu dritt mit Gina in meinem Zimmer, während ihr Jungs das Gästezimmer haben könnt", erklärte Yardila, während sie ihnen das nicht sehr große Haus zeigte. "Jetzt packen wir erst einmal aus und dann zeige ich euch den Hof".
Yardila hatte zwar nur eine Matratze, aber mithilfe eines Duplikationszaubers wurde das Problem schnell gelöst. Lily ließ ihre Habseligkeiten, wie sie es meistens tat, direkt in ihrer Tasche und trug sie die ganze Zeit mit sich herum. Das Einzige, was sie demnach auspacken musste, war Ginas Nest, das sie aus Hogwarts mitgenommen hatte.
Gelangweilt wartete sie darauf, dass auch die anderen fertig wurden. Emory machte es einfach und ließ das Meiste in ihrem Koffer. Nur ihr Schlafanzug landete auf dem Bett.
Yardila hingegen nahm das mit der Ordnung sehr genau und räumte ihre Kleidung ordentlich gefaltet in den Schrank.
Dann nahm sie einen Stapel Bücher aus ihrem Koffer und legte ihn in eine Ecke des Zimmers. Ein zweiter folgte, der sehr hoch war und bedenklich schwankte. Das waren wahrscheinlich die Schulbücher für alle 7 Jahre, die Lily ihr kopiert hatte.
Plötzlich fiel das oberste Buch herunter. Neugierig hob Lily es auf, nur um festzustellen, dass es sich nicht um ein Schulbuch handelte. Es hatte nicht einmal einen Titel. Auf dem Deckel prangte lediglich ein großen Unendlichkeitszeichen.
"Gib her", Yardila hatte die Bücher auf den Boden gestellt und riss Lily das Buch aus der Hand.
"Worüber ist das?", fragte die Erbin interessiert, doch Yardila winkte nur ab und ließ es in ihre Schultasche, die sie auf ihr Bett gelegt hatte, fallen.
Lily wollte gerade nachfragen, als sie Toivos Stimme hörten: "Dauert das noch lange? Ich will endlich den Hof sehen!"
Yardila, offenbar erfreut über die Ablenkung, antwortete: "Nein, wir kommen gleich".
Der Hof von Yardilas Familie war riesig. Sie hatten viele Felder, den Schweinestall, in dem auch noch andere Geräte, sowie Getreide gelagert wurden und die Wiese für die Schweine. Während die Kinder draußen herumliefen, blieben Aristoteles, sowie Gina im Haus, nah am Kamin, denn beide mochten Schnee nicht allzu sehr. Bei ersterem wollte Emory außerdem nicht, dass er in Winterstarre fiel.
Beim Abendessen hatte Lily das Buch bereits wieder vergessen. Die gesamte Familie, bestehend aus Yardilas Opa, ihren Eltern und dem Mädchen selbst, saß am Esstisch. Die Schüler erzählten begeistert von ihrer Zeit auf Hogwarts, wobei sie wohlweislich das Passierte mit Slytherin ausließen. Yardilas Eltern waren sehr nette Personen, die gern scherzten. Außerdem schien Mrs Murus es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihre Tochter mit Toivo zu verkuppeln, was für einige für beide sehr peinliche Momente sorgte. Yardilas Opa war auch nett, aber sehr still und vergesslich. Er fragte während des Essens drei mal nach den Namen der Besucher, aber das verübelte ihm niemand.
In den nächsten Tagen spielten die Kinder im Schnee, halfen auf dem Hof mit und hatten Spaß. Yardilas Eltern waren ziemlich beschäftigt, weshalb sie sie nur selten zu Gesicht bekamen und wenn Yardilas Opa nicht gerade draußen herumstreifte und irgendwelche Arbeiten erledigte, die gar nicht nötig waren, saß er in seinem Sessel und starrte aus dem Fenster. Einmal wollte er sogar die Schweine in eine abgelegene Weide bringen, die es gar nicht mehr gab. Sie war nämlich schon vor 2 Jahren abgebaut worden.
Alle Bewohner des Hofes beschlossen einstimmig, sich zu Weihnachten nichts zu schenken, war es doch besonders für Yardilas Eltern kompliziert, bei dem hohen Schnee ins Dorf zu kommen, um Geschenke zu besorgen.
Dafür gingen sie einen Tag vorher gemeinsam in den Wald und fällten eine hübsche Tanne, die sie dann ins Wohnzimmer stellten und mit bunten Dingen schmückten.
Am Weihnachtsabend standen sie dann darum herum und sangen verschiedene Weihnachtslieder, wobei es für Empörung sorgte, als Lily zugeben musste, keines davon zu kennen. Aber das war auch irgendwie klar. Sie hatte noch nie in der Vergangenheit Weihnachten gefeiert und die ihr bekannten englischen Lieder wurden hier natürlich nicht gesungen. Leider durfte sie das niemandem sagen.
Trotz der Abmachung schenkten die Besucher Yardilas Eltern einen Aden 2.0, die davon hellauf begeistert waren. "Das ist ja toll. Ich hatte noch nie Schokolade!", rief Mrs Murus.
Yardilas Vater war so gerührt, dass er beschloss: "Morgen werden wir zur Feier des Tages ein Schwein schlachten. Immerhin habt ihr uns auch etwas geschenkt. Es ist bestimmt interessant für euch, zu sehen, wie das funktioniert".
Es brauchte eine halbe Stunde, bis sie ihn mit vereinten Kräften überzeugen konnten, dass es völlig reichte, Adens Schokolade zu essen und sie kein ganzes Schwein brauchten.
So vergingen auch die nächsten Tage.
Es war ein Montag, kurz vor Silvester, als die Kinder beschlossen, auf den Hof verstecken zu spielen. Yardila, die sich dort am besten auskannte, musste zuerst zählen, während die anderen sich versteckten.
"Okay, dann lauft mal los. 20...19...", begann das Mädchen.
So leise wie möglich rannte Lily weg und sah sich suchend um. Schließlich entschied sie sich, sich hinter dem Schweinestall zu verstecken. Doch als sie sich an die Wand lehnen wollte, entdeckte Lily, dass die Tür sperrangelweit offen stand. Das durfte eigentlich nicht sein, damit es den Schweinen nicht zu kalt wurde. Deshalb beschloss sie, das Problem zu beheben und machte einen Schritt darauf zu.
Doch gerade als sie nach der Klinke greifen wollte, sah sie Yardilas Großvater, der im Halbschatten stand und sich mit irgendetwas beschäftigte.
Eigentlich hätte Lily ihn allein lassen müssen, denn er erinnerte sich wahrscheinlich nicht mehr an sie und würde sie für eine Einbrecherin halten, doch etwas hielt sie auf. Sie war noch nie mit Yardilas Opa allein gewesen, sodass sie zum ersten Mal seine Magie richtig wahrnahm und diese überraschte sie.
Die Magie fühlte sich wild und unkontrolliert an, wobei Lily vermutete, dass es für eine Person, die niemals gelernt hatte, sie zu kontrollieren, normal war, doch sie spürte auch etwas Dunkles, Unberechenbares.
"Blöde Schweinetränke. Immer eingefroren", murmelte Yardilas Opa vor sich hin und tat dann etwas, das Lily niemals erwartet hätte. Er zeigte mit dem kleinen Finger auf das Eis und augenblicklich schmolz es. Dann hob er die Tränke keuchend hoch und stellte sie wieder in das Abteil, in dem die Schweine lebten.
Als er sich umdrehte, um die Scheune wieder zu verlassen, entdeckte er Lily und erstarrte: "Was machen Sie hier? Wer sind Sie?"
Lily trat sicherheitshalber einen Schritt zurück: "Ich bin Elara, eine Freundin von Yardila und besuche sie über die Weihnachtsferien".
"Und was machst du hier?", hakte der Opa nach.
"Eigentlich wollte ich gerade wieder gehen, aber Yardila meinte, dass Sie Magie nicht mögen. Wieso haben Sie sie dann gerade angewendet?"
Der alte Mann seufzte: "Man wird sie ja anders nicht los".
"Wieso sollte man sie loswerden wollen?", fragte Lily irritiert. Sie selbst liebte ihre Magie und wollte am Liebsten immer mehr davon haben.
"Weil sie sich sonst selbst loswird".
Lily verstand nicht ganz, was der Mann damit sagen wollte, doch er fuhr schon fort: "Sie kam dann ganz plötzlich, in Form des schwarzen Monsters, und sie hat meine Frau getötet. Die Kinder waren noch zu jung, um das zu verstehen. Yardilas Mutter, die Älteste, war gerade 15 geworden. Aber sie hat mir auf dem Hof hervorragend geholfen".
Lily entdeckte, dass Tränen in den Augen des alten Mannes glitzerten und hatte Mitleid mit ihm: "Welches schwarze Monster?"
"Das weiß ich nicht. Wir haben uns gestritten und ich war wütend. Plötzlich war überall schwarzer Nebel und sie lag tot vor mir auf dem Boden", murmelte Yardilas Opa. Dann trat er einige Schritte auf Lily zu und flüsterte eindringlich: "Das war die Magie. Sie ist böse".
Lily schauderte, doch plötzlich wurde ihr klar, was passiert sein musste. Sie hatte davon schon einmal gelesen. Wenn jemand seine Magie nie kontrollierte, konnte sie sich in eine dunkle Krankheit verwandeln, die bei starken Emotionen herausbrach und Zerstörung anrichtete. Besonders vor dem Bau von Hogwarts war so etwas öfter passiert. Doch eigentlich vernichtete sie den Träger schon in Kindesalter. Aber Lily dachte darüber nach, was Yardilas Opa gerade getan hatte. Er hatte sich daran gewöhnt, seine Magie hin- und wieder zu verbrauchen, damit der Obscurus nicht noch einmal auftauchte. Das hatte ihn gerettet.
Lily versuchte, zu erklären: "Magie an sich ist nicht böse. Aber wenn man nicht lernt, sie zu kontrollieren, kommt das schwarze Monster, das sich Obscurus nennt. Das könnte bei Yardila auch passieren, wenn sie diese Schule nicht besuchen würde".
Der alte Mann nickte nur, doch Lily war sich nicht sicher, ob er sie verstanden hatte.
Plötzlich hörte man Yardilas Stimme von draußen: "Vielleicht ist jemand im Schweinestall. Es fehlen nur noch Selenio und Elara, oder?"
Emorys Stimme antwortete: "Und Gina".
"Das stimmt, aber die werden wir sowieso niemals finden, wenn sie nicht gefunden werden will".
Schritte näherten sich und Lily flüsterte: "Wir spielen verstecken. Ich war nie hier, okay?"
Dann versteckte sie sich zwischen irgendwelchen gelagerten Gegenständen, während der alte Mann sich wortlos in Richtung Tür drehte, durch die seine Nichte gerade hereinkam.
"Hi, Opa. Hast du Elara gesehen?"
"Wer ist Elara?", fragte er irritiert.
Lily atmete erleichtert aus. Er erinnerte sich nicht mehr an sie. Das war gut, weil er sie so auch nicht verraten konnte.
"Ach, nicht so wichtig", winkte Yardila ab. "Wir spielen verstecken".
Damit war sie schon wieder aus dem Stall raus.
"Sie ist weg. Du kannst wiederkommen, Elara", flüsterte Yardilas Opa.
Lily stand überrascht auf. Sie hätte nicht erwartet, dass der alte Mann tatsächlich noch wusste, wo sie war: "Sie erinnern sich an mich?"
"Mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste", gluckste er. "Aber ja, das tue ich. Ich wollte dir nur nicht das Spiel ruinieren".
Lily bedankte sich und verließ den Stall wieder, tief in Gedanken versunken.
Beim Abendessen beobachtete sie Yardilas Opa ganz genau, doch er zeigte nichts, was darauf hindeutete, ob er sich an ihr Gespräch erinnerte oder nicht. Irgendwie wurde Lily aus diesem Mann nicht schlau. Er schien von äußerlich vergesslich und unbedacht, doch in dem Stall war es ihr kurz vorgekommen, als sei er in Wirklichkeit klug und nachdenklich.
Die restlichen Ferien vergingen wie im Fluge und ehe sie sich's versahen, mussten sie schon wieder ihre Sachen packen und wurden von Gryffindor abgeholt.
Sie stellten ihre Koffer in einen kleinen Raum neben der Großen Halle und betraten diese dann, um zu Abend zu essen.
Doch sobald sie die Türen aufstieß, erstarrte Lily. Das musste ein schlechter Traum sein, oder? Am Lehrertisch saß, als wäre nichts gewesen, Slytherin und unterhielt sich fröhlich mit Helga.
Lily und Selenio tauschten einen entsetzten Blick und Gina presste sich an Lilys Wange, doch Emory, Toivo und Yardila gingen weiter, als wäre an Slytherins Anwesenheit nichts Ungewöhnliches.
Keuchend versuchte Lily, Luft in ihre Lungen zu bekommen, doch der Griff war zu stark. Egal, wie sehr sie sich windete, sie konnte sich nicht befreien.
Hämisch lachte der Gründer: "Du wirst dafür bezahlen, dass du mich verraten hast!"
Lily schlug in seine Richtung, doch er schaffte es, sie so weit von sich wegzuhalten, dass ihre Fäuste ihn nicht erreichen konnten. Langsam verschwamm Lilys Sicht wegen des Sauerstoffmangels und sie stellte sich darauf ein, das Bewusstsein zu verlieren. Sie hatte nicht einmal mehr genug Kraft, um zu Zaubern oder Elementarmagie anzuwenden.
Doch plötzlich erschien ein Schatten hinter Slytherin und schlug ihm mit einem langen Stück Metall auf den Kopf. Sein Griff lockerte sich, als er das Bewusstsein verlor und Lily sank, nach Luft schnappend, zu Boden.
Erst nach einigen Sekunden konnte Lily den Kopf heben und blickte in das wütende Gesicht Rowenas: "Ich bin niemandes Sklavin!"
Damit verpasste sie dem Gründer einen saftigen Tritt in eine besonders bei Männern sehr schmerzhafte Stelle.
Lily lachte: "Das war genial. Wie geht es dir?"
"Schrecklich", seufzte Ravenclaw. "Ich stand schon, seit ich bei meiner Familie war, unter dem Fluch. Es gab gar keine Banshee, die hat Salazar nur imitiert, weil er wusste, dass ich dann in mein Anwesen reisen würde. Auf dem Rückweg hat er mir aufgelauert und mich mit dem Fluch belegt. Ich hab versucht, mich dem Imperius zu widersetzen, aber es ging nicht".
"Das war echt blöd von ihm. Gut, dass er jetzt keine Gefahr mehr ist. Wir sollten zu den anderen Gründern gehen", sagte Lily etwas überfordert. Sie hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie sie die Gründerin trösten sollte, ohne ihr damit zu nahe zu treten.
"Ja", Rowena belegte Slytherin mit einer Ganzkörperklammer und einem Schwebezauber und blickte sich dann nervös um. "Ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht mehr an den Ausgang. Salazar hat mir immer beim Betreten und Verlassen dieser Kammer einen Trank gegeben, doch den ich in so einer Art Trance war und noch weniger wahrgenommen habe, als sowieso schon".
"Ich weiß es", murmelte Lily.
Rowena blickte sie ungläubig an: "Wie kann das denn sein? Du warst doch bewusstlos, als er dich hierhergeschafft hat".
Lily zeigte ihre Hände mit den Narben des unbrechbaren Schwurs: "Ich war schon mehrmals hier, aber musste schwören, niemandem zu erzählen, was wir hier gemacht haben".
Ohne Rowenas ungläubige Reaktion abzuwarten ging sie zu der geheimen Tür bei Slytherins Statue und drückte den unsichtbaren Knopf, wie der Gründer es nach den Treffen immer getan hatte. Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und sie traten ein, wobei Slytherin hinter ihnen herschwebte.
Während der Fahrt wurde nicht viel gesprochen, aber Lily bemerkte, dass Rowena zitterte, weshalb sie lieber den Schwebezauber übernahm. Es wäre ja schade, wenn Slytherin plötzlich heruntergefallen wäre. Obwohl, wenn Lily genauer darüber nachdachte, hätte es sie nicht einmal gestört.
Die beiden durchquerten Slytherins Büro, wobei Rowena 'ausversehen' mehrere Stapel Pergament von seinem Schreibtisch fegte und machten sich auf den Weg ins Erdgeschoss. "Es müsste Mittagessenszeit sein, also sollten wir zur Großen Halle gehen", sagte die Gründerin. "Gehst du gleich rein, um Helga und Godric zu holen?"
Lily schüttelte bedauernd den Kopf: "Seitdem du mich entführt hast, erinnern sie sich nicht mehr an mich".
"Ach ja. Das tut mir übrigens echt leid. Ich war ziemlich froh darüber, als ihr plötzlich weggelaufen wart. Slytherin hingegen hatte einen Wutanfall, bei dem er mein gesamtes Büro verwüstet hat".
Sie kamen vor den Toren an und Lily stellte sich so hin, dass man sie und Slytherin von innen nicht sehen konnte, als Rowena die Tore aufstieß und einen Schritt in die Halle machte, sich selbstbewusst aufrichtend.
Lily zog schnell ein Papiertaschentuch aus ihrer Umhangtasche und kritzelte etwas darauf, bevor sie es wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ.
"Rowena! Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht, als du heute Morgen nicht mehr im Be-...ich meine, als du nicht zum Unterricht gekommen bist", rief Godric und Lily konnte sich bildhaft vorstellen, wie er aufsprang und dem Drang widerstehen musste, seine feste Freundin zu umarmen.
Ravenclaws Stimme klang klar und fest: "Helga, Godric, können wir uns vielleicht kurz im Schulleiterbüro unterhalten?"
"Natürlich", Helga klang ziemlich verwirrt, doch nach einigen Sekunden kamen sie aus der Großen Halle heraus.
Hufflepuff entdeckte Lily als erstes und warf ihr einen misstrauischen Blick zu, der sich in Entsetzen umwandelte, als sie den schwebenden Slytherin entdeckte, der am Kopf blutete. Doch sie wurde abgelenkt, als die Tore zufielen und Rowena Godric augenblicklich schluchzend in die Arme sprang.
Dieser hielt sie irritiert fest und hörte zu, als sie versuchte, das Passierte zu erklären: "Banshee...Slytherin...Imperiusfluch...und dann...Schüler entführen...keiner mehr an sie erinnern...geheime Kammer...Schrecklich".
"Ganz ruhig, ich verstehe kein Wort", sagte er freundlich. "Was ist passiert?"
Doch Rowena vergrub nur ihr Gesicht in seiner Schulter und ließ den Tränen freien Lauf.
Lily beschloss, sich einzumischen und erklärte in Kurzformat: "Rowena stand seit über 2 Wochen unter einem Imperiusfluch von Slytherin".
"Bitte was?!", Helga riss die Augen auf. "Wie konnte er das tun? Und wer sind Sie überhaupt?"
Lily wippte nervös von einem Fuß auf den Anderen und hoffte, dass die Gründer mithilfe von Rowena ihre verrückte Geschichte glauben würden: "Wollen wir vielleicht erst an einen privateren Ort gehen, bevor den Schülern einfällt, dass sie lauschen könnten?"
"Klar, kommt mit ins Schulleiterbüro", forderte Helga sie auf und ging voran. Weil Rowena sich auf keinen Fall von Godric lösen wollte, hob dieser sie einfach hoch und trug sie, was Lily unglaublich niedlich fand.
Sie selbst ließ sich ein Stück zurückfallen und hoffte, dass ein gewisses Zwillingspaar wie von ihr gehofft reagieren würde. Und tatsächlich: Kurz bevor die Tore der Großen Halle aus ihrem Blick verschwanden, öffneten sie sich einen Spalt breit und Selenio und Toivo schlichen heraus.
Ihre Blicke wanderten direkt in Lilys Richtung und sie sahen sich für einen Moment in die Augen. Dann drehte Lily sich abrupt weg und ließ das beschriebene Taschentuch auf den Boden fallen.
Eigentlich war das ganze Theater nicht nötig, weil sie die Jungen auch einfach hätte fragen können, aber sie wollte das Grobe geklärt haben, bevor die Zwillinge und Ailah ins Büro kamen.
Auf dem restlichen Weg schwiegen die vier, Slytherin konnte ja sowieso nichts sagen, und Lily war froh, als sie den Wasserspeier erreichten und Helga das Passwort sagte.
Im Büro wurden Stühle für alle, sogar für Slytherin, der noch immer bewusstlos war, heraufbeschworen.
Lily ließ ihn dennoch in einen Stuhl schweben und ließ sich selbst in dem daneben nieder.
Rowena saß gerade auf Godrics Schoß, als Helga misstrauisch fragte: "Und jetzt erklärt ihr mir bitte, was passiert ist".
Ein Blick zu Ravenclaw sagt Lily, dass die Gründerin kein Interesse daran hatte, die Geschichte zu erzählen, weshalb sie selbst das Wort übernahm. Ab Ailahs Entführung erzählte Lily alles, nur dass sie die geheime Wohnung als Versteck bezeichnete. Die Blicke der beiden unbeteiligten Gründer wurden immer ungläubiger und als sie von der geheimen Kammer und Lilys Folter hörten, breitete sich Entsetzen auf Helgas Gesicht aus.
Als Lily geendet hatte, wandte Godric sich an Rowena und fragte: "Sagt sie die Wahrheit?"
"Ja, es war schrecklich", antwortete diese.
Gryffindor stand auf und verpasste Slytherin einen Tritt in die Seite.
"Und wer genau ist diese Ailah, von der du erzählt hast? Könntest du sie vielleicht herholen?", überlegte Helga. Im selben Moment klopfte es an der Tür.
"Herein!", rief Godric, doch man konnte seine Verwirrung deutlich heraushören.
Sofort wurde die Tür aufgestoßen und Ailah umarmte Lily stürmisch: "Ich hab mir solche Sorgen gemacht, als du von unserem Ausflug plötzlich nicht wiedergekommen bist. Was ist passiert?"
Dann verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck und sie zeigte auf Rowena: "Und was macht sie hier?"
Die Zwillinge traten langsamer ein, warfen der Gründerin aber ebenfalls misstrauische Blicke zu. Sie setzten Gina auf dem Boden ab, die direkt in Lilys Arme rannte. Dann wandten sie sich an die junge Hexe: "Wir haben deine Nachricht bekommen. Also haben wir Ailah geholt und sie direkt hergebracht. Wir brauchten nicht einmal das Passwort. Du weißt, wieso", erzählte Toivo, womit er andeutete, dass sie mit den Portalen einfach auf der Treppe hinter dem Wasserspeier hatten landen können.
"Aber das viel Wichtigere: Was ist bei dir passiert?", fragte Selenio.
"Slytherin hatte Ravenclaw unter einem Imperius. Also hat sie nicht aus freiem Willen gehandelt. Als er mich entführt hatte, ist es ihr gelungen, sich zu befreien und sie hat mir das Leben gerettet", erklärte Lily in Kurzfassung.
"Welche Nachricht?", unterbrach Helga.
"Ein kleiner Zettel, den sie auf dem Weg zum Büro fallen lassen hat", sagte Toivo nebenbei. "Aber wir müssen jetzt die Erinnerungen wieder herstellen. Jetzt, wo ihr uns hoffentlich glaubt: Habt ihr eine Idee, wie man das machen könnte?"
"Nein, da müssten wir nachforschen. Aber er hat auf jeden Fall Legilimentik benutzt", antwortete Rowena.
"So weit waren wir auch schon", schnaubte Selenio. "Aber es gibt keine bekannte Möglichkeit, damit Erinnerungen zu löschen".
"Wir finden bestimmt einen Weg, wenn wir ihn befragen", lächelte Helga, um ihre Überforderung mit der gesamten Situation zu überspielen.
Godric seufzte: "Aber er kann stablose Magie. Schaffen wir es überhaupt, ihn für längere Zeit festzuhalten?"
"Ja", Rowena sprang auf. "Er hat Fesseln entwickelt, mit denen man seine Magie nicht benutzen kann. ich habe noch welche in meinem Schreibtisch und kann sie holen".
"Super, dann mach das", stimmte Helga zu, doch Rowena zögerte. "Könntest du vielleicht mitkommen?", wandte sie sich an Godric. "Klar!", der Gründer sprang auf und sie verließen das Büro.
Sobald die Tür hinter ihnen zugefallen war, wandte Helga sich an die Neuankömmlinge. Jeder bekam einen eigenen Stuhl, wodurch das Büro ziemlich voll war und Helga fragte: "Und du bist Ailah?"
Ailah nickte.
"Okay, ich erinnere mich wirklich nicht mehr an dich, doch das machen wir rückgängig. Aber was habt ihr Zwillinge mit dem Ganzen zu tun?"
Lily grinste: "Selenio kann Okklumentik und hat sich deswegen noch an uns erinnert. Dann hat er Toivo davon überzeugt, dass Ailah und ich tatsächlich Schülerinnen von hier sind und sie haben uns bei der Suche nach einem Gegenzauber geholfen".
Nachdem Godric und Rowena wieder da waren, wurde Slytherin gefesselt und in einen leeren Raum, der vom Büro abging, geschafft.
"Da soll später der Schulleiter seine Privatgemächer haben", erklärte Godric. "Also, sobald wir mehr Leute sind als nur vier. Dann soll es einen Schulleiter und vier Hauslehrer geben. Im besten Falle dann auch noch weitere Lehrer, aber das wird wahrscheinlich noch dauern, bis wir so viele Personen gefunden haben".
Der Raum hatte noch keine Fenster und bestand komplett aus Stein, was ihm ein trostloses Aussehen verlieh. Slytherin wurde auf den Boden gelegt und dann wieder aufgeweckt.
Mit einem Stöhnen kam er langsam zu sich und blickte nach oben in die Gesichter seiner Mitgründer: "Jetzt habt ihr mich doch bekommen. Erstaunlich, dass euch nicht eher aufgefallen ist, dass Rowena unter einem Imperiusfluch stand. Besonders du, Godric musst doch bemerkt haben, dass sie sich im Bett anders verhalten hat, als sonst, oder warst du zu sehr auf ihr Aussehen fokussiert?"
Helga musste ihn zurückhalten, damit er sich nicht auf Slytherin stürzte. Dieser grinste ironisch: "Du willst echt einen gefesselten Mann angreifen? Wie ehrenvoll von dir".
Blitzschnell schoss Lilys Fuß hervor und verpasste ihm einen Tritt in die Seite, wodurch er stöhnend ein Stück wegrollte. "Ups, da ist mir doch glatt das Bein weggerutscht", seufzte Lily mit Unschuldsblick.
Plötzlich rutschte so ganz zufällig auch Rowenas Bein aus und kurz darauf Ailahs, doch Lily hatte kein Mitleid mit dem auf dem Boden liegenden. Er hatte sie zwei mal entführt und einmal sogar gefoltert. Außerdem hatte er eine Familie getötet, um mit den Überresten schwarze Magie auszuführen. An die restlichen Dinge, die er ihnen in den geheimen Unterrichtsstunden gezeigt hatte, wollte sie gerade gar nicht denken.
Während der Befragung rutschten noch mehrmals Beine, und auch Fäuste, aus und Slytherin sah danach ziemlich demoliert aus. Dafür bekamen sie einige, wenn auch nicht alle Informationen.
Anscheinend hatte ihn der Umstand, dass Hogwarts alle Schüler annahm, schon von Beginn an gestört. Seiner Meinung nach sollte man nur diejenigen fördern, die es tatsächlich mal zu etwas bringen würden oder die reines Blut hatten. Die restlichen Kinder waren unnötig und seiner Ansicht nach sowieso nicht wichtig für die Zukunft. Weil keiner der gleichen Ansicht gewesen war, hatte er die geheime Kammer gebaut, die man nur mithilfe von Parsel öffnen konnte, um ungestört seine eigenen Ziele zu verfolgen. Was genau das für Ziele waren oder wie das Passwort lautete, verriet er nicht. Auch von den geheimen Treffen mit einigen Schülern erzählte er nichts und Lily konnte das zu ihrem Bedauern auch nicht.
Dass er als erstes Ailah entführt hatte, begründete er damit, dass sie seiner Meinung nach ziemlich durchschnittlich war, kein völlig reines Blut hatte und ihm für einen ersten Test ungefährlich erschienen war. Dann hatte allerdings Lily dazwischengefunkt und er hatte sie aus Angst, aufzufliegen, auch entführt.
An der Stelle entschuldigte er sich mehrmals bei Lily, versicherte, dass er sie niemals hatte foltern wollen und was für eine begabte Schülerin sie war. Er hatte nur Ailahs Aufenthaltsort wissen wollen, bevor diese jemandem von der Entführung berichten konnte. Dabei hatte er wohl etwas übertrieben, aber sobald Lily ihn zu ihr gebracht hätte, hätte er sie direkt wieder freigelassen und eine Zusammenarbeit angeboten, sobald Ailah tot war.
Irritierte Blicke wandten sich in Lilys Richtung. Nicht nur Ailah schien nicht zu verstehen, wieso Slytherin so an Lily hing und auch die Erbin selbst wich mit angeekeltem Blick zurück, um zu verdeutlichen, dass sie niemals mit diesem Gründer zusammenarbeiten wollte.
Am Abend verließen die Kinder den Hinterraum und durften in ihre Schlafsäle. Helga bestand allerdings darauf, Lily zuerst im Krankenflügel zu untersuchen, wo die Hexe selbst nichts gegen hatte. Vom Würgen tat ihr Hals noch ziemlich weh, durch die Folter fühlte sie sich erschöpft und vom Sturz im Schnee hatte sie eine Wunde am Knie.
Auch Ailah blieb mit Lily im Krankenflügel, weil sie ja jetzt keinen Schlafsaal mehr hatte, aber beim Abendessen würden die Gründer sie offiziell als neue Schülerinnen vorstellen, die bereits im Schulleiterbüro in ihre Häuser eingeteilt worden waren.
Nach dem Abendessen ließ Lily sich von Yardila, mit der sie sich sofort gut verstand, den Weg zum Ravenclawturm zeigen. Ailah teilte sich jetzt ein Zimmer mit Emory und Lucy, weil niemand die beiden Letzteren wieder trenne wollte, nachdem sie sich in ihren falschen Erinnerungen so gut angefreundet hatten.
Die Gründer verzichteten jedoch darauf, den Schülern von Slytherins Verbrechen und den gelöschten Erinnerungen zu erzählen. Das war jetzt zu unverständlich und sie würden es erfahren, sobald die Erinnerungen zurückkehrten.
In den nächsten Tagen hatten die Gründer viel zu tun, mussten doch Slytherins Unterrichtstunden übernommen und Ausreden für sein Fehlen gefunden werden. Außerdem versuchten sie mit aller Kraft, die Erinnerungen wieder herzustellen, doch auch Slytherin war dabei keine große Hilfe, denn er lachte sie nur aus und ließ nichts über den Zauber verlauten, den er angewendet hatte.
Es war ein Freitag, an dem Rowena, müde durch die anstrengende Schulwoche, die Schnauze voll hatte. Sie war sowieso noch wütend über den Imperius und wollte sich nicht mehr weiter auslachen lassen.
Neben den Gründern standen auch Toivo, Selenio und Lily im Raum. Ailah unternahm etwas mit Emory und Lucy, wobei Lily sich freute, dass sie sich so gut mit ihren 'neuen' Schlafsaalgenossinnen verstand.
Yardila war leider den gesamten Schuljahresbeginn allein gewesen und hatte anscheinend Gefallen daran gefunden, denn Lily bekam sie nur Morgens beim Aufstehen zu Gesicht. Die restliche Zeit streifte das Mädchen herum, saß im Unterricht oder in der Bibliothek und sie kam komischerweise immer erst weit nach der Sperrstunde wieder.
Wahrscheinlich verschwand sie wieder im Wald, aber Lily hatte, nachdem sie von Slytherin entführt worden war, kein Interesse mehr, ihr zu folgen.
Dieser lag gerade auf dem Boden seines Gefängnisses und lachte: "Ihr seid echt zu inkompetent. Ihr werdet die Erinnerungen niemals wieder herstellen können".
"Wir nicht, aber du", knurrte Rowena und trat einen Schritt auf ihn zu. Mit einer eleganten Bewegung zog sie ihren Zauberstab, richtete ihn auf den am Boden liegenden und flüsterte: "Imperio".
Nicht nur Lily starrte sie entsetzt an, doch Rowena schien es nicht zu interessieren: "Du hast mir so oft von deinen schwarzmagischen widerlichen Versuchen und deiner schwarzen Magie erzählt. Du meintest auch, dass ein normaler Magier niemals schwarze Magie anwenden kann, weil er es nicht stark genug will, doch du lagst falsch. Ich will es. Ich will dich leiden sehen nach dem, was du mir angetan hast. Ich will dir das gleiche antun".
"Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte Helga nervös. "Du lässt deine Gefühle, deine Wut spielen und das ist gar nicht gut. Sie verleitet dich dazu, Dinge zu tun, die du später bereuen wirst".
"Wie sollen wir die Erinnerungen sonst zurückbekommen?", fauchte Rowena, woraufhin Helga ängstlich zurückwich und sich hilfesuchend zu Godric drehte: "Sag du doch auch etwas. Das darf sie nicht tun".
Dieser dachte einen Moment nach und sagte dann: "Tu es. Er hat es nicht anders verdient. Außerdem ist es der einzige Weg".
"Nein", mischte Lily sich ein. "Wenn du ihn jetzt dazu zwingst, dir zu gehorchen, bist du nicht besser, als er. Es gibt immer einen anderen Weg, aber wenn du jetzt denselben Zauber anwendest, wie er bei dir, ist es zu spät dafür. Ich weiß, dass er es verdient hat, aber diese Geste würde zeigen, dass du dem Imperiusfluch und damit der schwarzen Magie nicht ganz abgeneigt bist".
"Gib den Schülern die Erinnerungen zurück", befahl Rowena mit tonloser Stimme.
Augenblicklich spürte Lily, wie Slytherin sich konzentrierte und die Magie im Raum sich erhöhte. Nahezu synchron fassten Toivo, Godric und Helga sich an den Kopf und stöhnten auf. Doch nach wenigen Sekunden schien der Schmerz vorüber zu sein und Toivo riss die Augen auf: "Ich erinnere mich wieder an alles! Sogar daran, wie wir uns kennengelernt haben, Elara".
Lily kicherte: "Es wäre auch schade, wenn du das vergessen hättest".
"Allerdings", stimmte Selenio zu.
Auch Godric und Helga erinnerten sich wieder an alles. Rowena nahm zögerlich den Fluch wieder weg und augenblicklich kicherte Slytherin hämisch: "Ich hätte niemals gedacht, dass wir uns so ähnlich sind. Aber das werde ich mir für die Zukunft merken".
"Ich muss weg", murmelte der Kopf des Hauses Ravenclaw gepresst und stürmte nach draußen, Godric hinterher.
Hufflepuff wandte sich an die Kinder: "Dann ist es also vorbei. Wir haben bereits entschieden, was jetzt mit Salazar passiert. Wir wollen ihn nicht für immer festhalten, aber auch nicht töten. Also werden wir ihn wahrscheinlich verbannen und die Zauber auf dem Schloss so verändern, dass er es nie wieder betreten kann. Morgen beim Mittagessen erzählen wir den Schülern alles. Jetzt solltet ihr ins Bett gehen".
Lily nickte leicht und verließ mit den Zwillingen das Büro. In der Eingangshalle sahen sie sich lange an.
Toivo kratzte sich am Kopf: "Irgendwie surreal, findet ihr nicht? Ich meine, dass es so einfach ging".
Selenio nickte: "Ich weiß, was du meinst. Wir haben ihn tagelang befragt und jetzt ist Rowena einmal auf ihrer Komfortzone herausgetreten, wodurch wir innerhalb von 5 Minuten die Erinnerungen hatten. Jetzt wird Slytherin verbannt und wir hören nie wieder etwas von ihm. Mir kommt das auch zu einfach vor".
Lily seufzte: "Ist es auch. Und ich sage euch, dass es garantiert weitergehen wird. Er hat besonders in seinem Haus einige begabte Personen, die ihm treu ergeben sind und seine Befehle höchstwahrscheinlich auch befolgen, wenn sie von draußen kommen. Ich wünschte, ich könnte irgendjemandem erzählen, was genau sie mit ihm zu tun haben und weshalb sie so gefährlich sind, aber dann sterbe ich".
"Dann hoffen wir, dass sie ihn nach der Verbannung nicht finden", murmelte Toivo und grinste dann sein typisches Grinsen. "Aber wir haben immer noch viel zu bereden. Morgen nach dem Mittagessen im geheimen Raum? Du kannst auch deine Freundinnen, die sich wieder an dich erinnern, mitbringen".
"Wieso nicht vor dem Mittagessen?", hakte Lily aus Interesse nach.
"Aus dem selben Grund, aus dem die Gründer die Nachricht erst beim Mittagessen verkünden und nicht beim Frühstück", begann Toivo und beide Zwillinge endeten gemeinsam: "Kein halbwegs normaler Mensch steht am Wochenende vor 12 Uhr auf".
Sie verabschiedeten sich und Lily konnte gar nicht schnell genug in ihren Schlafsaal kommen. Zu ihrer Überraschung war Yardila diesmal nicht im Wald, sondern saß auf dem jetzt wieder verzauberten Baum. Anscheinend hatte Slytherins Zauber wirklich alles wieder rückgängig gemacht. Auf ihrem Schoß saß Gina und ließ sich ausgiebig von ihr kraulen.
Mit einem eleganten Sprung, den Lily so gar nicht von ihrer Freundin erwartet hätte, sprang sie, Gina noch immer auf dem Arm haltend, vom Bett und federte sanft ab: "Jetzt hast du mir einiges zu erklären".
Lily seufzte: "Das hab ich wohl. Du glaubst gar nicht, was in den letzten Wochen hier alles abgegangen ist".
"Deshalb wirst du mir das jetzt erzählen. Ich habe nämlich Erinnerungen an den Anfang des Schuljahres mit dir und gleichzeitig Erinnerungen an den Anfang alleine. Was ist jetzt real?"
"Die falschen Erinnerungen werden wahrscheinlich mit der Zeit wieder verschwinden", Lily begann, die Kurzfassung der Geschichte zu erzählen.
Als sie geendet hatte, blickte Yardila sie mit aufgerissenen Augen an: "Das soll ein Scherz sein, oder? Wie kann so etwas in dieser Schule passieren?"
"Ich weiß es nicht, aber die Gründer werden morgen die Wahrheit der Geschichte belegen".
"Dann bin ich mal gespannt. Können wir dann auch noch einmal in die geheime Wohnung? Und ich möchte Aden noch einmal benutzen", bat Yardila.
"Klar", nickte Lily. "Morgen treffen wir uns mit den Zwillingen dort".
Am nächsten Morgen schlief Lily verhältnismäßig lang, sodass Yardila bereits weg war, als sie aufwachte. Die Gelegenheit, allein zu sein, nutze sie, um im geheimen Raum weiter zu trainieren. Sie hatte in letzter Zeit deutlich nachgelassen und wollte nicht dafür sorgen, dass das Üben mit Alice umsonst gewesen war. Lily schaffte es sogar, Gina bei ihrem Ninjasprung das Zielen etwas besser beizubringen.
Als sie frisch geduscht in die Große Halle kam, saßen Yardila und komischerweise auch Emory bereits am Ravenclawtisch. Ailah lachte mit Lucy am Hufflepufftisch über irgendetwas.
Was Lily überraschte waren die Tränenspuren auf Emorys Gesicht. Besorgt setzte sie sich zu ihren Freundinnen und fragte: "Was ist los?"
Emory umarmte sie nur wortlos, weshalb Yardila erklärte: "Wir haben uns gerade wieder versöhnt, aber anscheinend hat Lucy ihre Erinnerungen an Ailah zurück und deshalb kein Interesse mehr an der Freundschaft mit Emory".
Lily drückte das Mädchen fest an sich: "Das tut mir leid. Wie konnte Ailah das zulassen?"
"Sie hat es nicht nur zugelassen, sie hat auch mitgeholfen, sich über mich lustig zu machen", erklärte Emory, woraufhin Gina ihr über das Gesicht schleckte. "Sie haben mich als fett bezeichnet und meinten, dass sie sich wundern, dass ihr überhaupt mit mir befreundet sein wollt, weil ich doch einfach nur nutzlos und peinlich bin".
"Das ist ja schrecklich von ihnen!", rief Lily entsetzt. "Wir sind natürlich mit dir befreundet, weil wir dich mögen".
Innerlich war auch sie verletzt. In der Zeit in der geheimen Wohnung hatte sie sich so gut mit Ailah verstanden. Wieso tat sie jetzt so etwas?
Yardila umarmte Emory von der anderen Seite, sodass sie, wie Yardila behauptete, wie ein Sandwich aussahen.
Sie wurden unterbrochen, als Godric aufstand und den allseits verhassten Sonorus-Zauber anwendete. Mit viel zu lauter Stimme verkündete er: "Ihr habt euch in den letzten Tagen sicher gefragt, wo Professor Slytherin ist. Er hat leider einige Verbrechen begangen, die nicht zu entschuldigen sind. Dazu gehören, dass er Schülerimmen entführt und die Erinnerungen an sie ausgelöscht hat. Das haben einige von euch vielleicht bemerkt, denn sie haben zwei verschiedene Erinnerungslinien, eine mit und eine ohne Elara und Ailah. Das sollte sich bald legen, aber Slytherin wurde von der Schule suspendiert und wird nicht wiederkommen. Quietus".
Viele Schüler sahen etwas überfordert aus, weil sie nicht wussten, wie sie auf diese Nachricht reagieren sollten, doch Lily erkannte auf einigen Gesichtern Freude über das Verschwinden des vielen verhassten Lehrers. Nur am Slytherintisch zeichnete sich Bestürzung auf den Gesichtern mehrerer Hausmitglieder ab.
Rowena flüsterte am Lehrertisch Godric noch etwas zu, bevor er erneut aufstand und, zur Erleichterung aller, diesmal auf den Zauber verzichtete: "Und wir haben leider noch eine schlechte Nachricht. Dadurch, dass wir jetzt nur noch zu dritt sind, müssen wir Einiges neu organisieren. Dadurch können leider keine Schüler während der Weihnachtsferien hier bleiben. Ich hoffe, dass ihr alle eine Unterkunft findet. Falls nicht, meldet euch bitte bis übermorgen bei mir, damit wir einige Bekannte kontaktieren können, die euch dann aufnehmen".
Augenblicklich brach Getuschel aus.
"Wo soll ich denn nur hin?", fragte Emory panisch. "Ich will nach dem, was er getan hat, nicht wieder zu meinem Vater, aber zu einer fremden Person möchte ich auch nicht".
"Ich auch nicht", seufzte Lily. "Und wenn sie nicht erwarten, dass hier noch Schüler sind, können wir auch nicht im Geheimraum bleiben, weil die Küche nichts kocht und wir da nichts herbekommen. Sich für mehrere Wochen nur von Adens Schokolade zu ernähren halte ich nicht nochmal durch".
"Welcher geheime Raum?", fragte Emory irritiert nach und Lily fiel siedend heiß ein, dass sie vor dem Problem mit Slytherin ja Streit mit Emory gehabt hatte und gar nicht dazu gekommen war, ihr den Raum zu zeigen.
"Den haben Toivo und ich gebaut. Wir gehen gleich nach dem Mittagessen hin. Komm doch mit", schlug Lily vor.
"Gerne".
Als sie aufgegessen hatten, verließen sie die Große Halle und versteckten sich in einer dunklen Ecke, um bei ihrer Reise nicht beobachtet zu werden. Yardila umfasste Emorys Arm und sie wollten gerade das Passwort sagen, als Lily die Tür der großen Halle aufgehen sah.
"Geht schon einmal vor", murmelte sie beiläufig. "Gina und ich haben noch etwas zu erledigen".
Ihre beiden Freundinnen verschwanden und Lily verließ die Ecke, um sich vor Ailah und Lucy aufzubauen. "Wie ich sehe, erinnerst du dich wieder an uns", wandte sie sich an Lucy.
Diese nickte: "Ja, das war eine ziemliche Überraschung".
Lily nickte gespielt freundlich: "Das kann ich mir vorstellen". Dann wurde ihr Gesichtsausdruck eiskalt: "Mir ist aber auch zu Ohren gekommen, dass ihr ein paar ziemlich gemeine Sachen über Emory gesagt habt. Dich, Lucy, kenne ich nicht und weiß deshalb auch nicht, wie du normalerweise bist, aber von dir, Ailah, hätte ich Besseres erwartet".
Als Ailah den Mund öffnete, um zu antworten, gab Lily Gina einen kleinen Stups und die Meisterdiebin trat in Aktion. Doch die Hexe ließ sich weiterhin nichts anmerken und lauschte Ailahs Antwort: "Ganz ehrlich, Elara, die Zeit im geheimen Raum war die Schlimmste meines Lebens. Ich hasse es, eingesperrt zu sein und war nur freundlich, um die Zeit irgendwie auszuhalten. Um das also ein für alle Mal klarzustellen: Ich habe kein Interesse an irgendeiner Art von Freundschaft mit dir und hatte es nie. Die Zeit zusammen hat nichts daran geändert. Wir hatten nur Angst und das gleiche Ziel. Jetzt, wo wir es erreicht haben, können wir getrost wieder getrennte Wege gehen, also verschwende deine Kraft nicht damit, mein Benehmen zu verbessern. Deine Meinung ist mir nämlich egal".
Mit offenem Mund starrte Lily Ailah an. Sie hatte das Mädchen schon als eine Art Freundin gesehen und immer nett gefunden. Es war unglaublich, wie sehr sie sich in ihr getäuscht hatte. Die Rothaarige holte tief Luft, um nicht an Ort und Stelle in Tränen auszubrechen und fauchte: "Gut, denn was du denkst und machst ist mir eigentlich auch egal, nur nicht, wie du andere Personen behandelst. Solltest du es noch einmal wagen, eine meiner Freundinnen zu beleideigen, werde ich persönlich kommen und dafür sorgen, dass du es so dermaßen bereust".
"Ach, und was willst du tun?", lachte Ailah höhnisch. "Wir sind immerhin zu zweit und du alleine. Außerdem komme ich in deine geheime Wohnung, die du so toll findest. Wenn du uns also irgendetwas antust, werde ich den Portschlüssel an die Gründer weitergeben, sodass die Wohnung mal geheim war".
"Was hast du da in den Haaren?", fragte Lily gespielt erstaunt.
"Was?", fragte Lucy irritiert. "Da ist nichts".
"Ich weiß", Lily schwang ihre Hand. "Aber jetzt schon".
Ailahs blonden Haare nahmen einen dreckigen Grünton an und Lily kicherte: "Der geht leider erst nach 48 Stunden wieder heraus. Und was den Portschlüssel angeht, hast du anscheinend etwas verloren".
Gina saß wieder auf ihrer Schulter und Lily fuchtelte mit dem Armband, das die Nifflerin ihr gerade gebracht hatte, vor Ailahs Gesicht herum. "Das gehört jetzt mir".
Entsetzt starrte Ailah auf ihr jetzt leeres Handgelenk und ihr Mund klappte auf.
Weil sie anscheinend gerade nicht in der Lage war, etwas zu sagen, sprang Lucy für sie ein: "Du fühlst dich wohl ganz cool, oder? Was mischst du dich überhaupt in unser Leben ein?"
"Oh, das hatte ich eigentlich gar nicht vor, aber deine Freundin hat mich gerade bedroht", lächelte Lily zuckersüß. "Außerdem fühle ich mich nicht cool. Ich bin nur so weit, dass ich verstanden habe, wie uncool es ist, über andere zu lästern. Dadurch beeindruckt man nur diejenigen, die so dämlich sind, auch zu glauben, es wäre cool und die sind meistens genauso zurückgeblieben, wie man selbst. Die wirklich coolen, die nicht nur so tun als ob, schütteln lächelnd den Kopf und wissen, was für starke Minderwertigkeitskomplexe man wirklich hat, wenn man so etwas tut".
Lucy starrte sie entgeistert an, als Lily kurz zum Abschied winkte und dann in den geheimen Raum teleportierte, wo die restlichen Eingeladenen schon warteten.
"Was hast du noch gemacht?", fragte Yardila neugierig.
Lily murmelte schuldbewusst: "Eventuell habe ich die Situation mit Emory, Ailah und Lucy noch verschlimmert".
"Was hast du getan?", fragte Emory alarmiert.
Lily machte sich klein und nuschelte: "Ich habe vielleicht Ailahs Portschlüssel gestohlen, ihre Haare grün gefärbt und den beiden eine Rede über ihre nicht existente Coolness gehalten?"
Toivo prustete los: "Das ist genial. Die Rede hätte ich gern gesehen".
Emory sah so aus, als wüsste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, weshalb Lily hinzufügte: "Wir werden Helga gleich fragen, ob du deinen alten Schlafsaal zurückbekommst".
"Okay, das klingt gut", erwiderte Emory erleichtert.
"Und habe ich gerade etwas verpasst?", fragte Lily nach.
"Wir haben über das Problem mit den Weihnachtsferien gesprochen. Yardila ist ja die Einzige, die eine Familie hat, zu der sie gehen kann", erklärte Selenio.
"Und?", hakte Lily mit hochgezogener Augenbraue nach. "Was ist bei dem Gespräch herausgekommen?"
"Ich lade euch alle über die Ferien zu mir ein", lächelte Yardila. "Ich schreibe gleich meiner Familie und wenn sie einverstanden ist, könnt ihr mitkommen".
"Echt? Das ist fantastisch!", jubelte Lily. "Danke!"
"Kein Problem. Jetzt sollten wir allerdings wegen des Schlafsaalproblems zu Helga gehen", lächelte Yardila.
Einige Minuten später standen sie zu fünft mit Gina vor Helgas Büro und klopften.
Die Gründerin öffnete die Tür. Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich Papiere und sie sah nicht besonders gut gelaunt aus: "Ich bin leider grade sehr beschäftigt. Was gibt's denn?"
Die Schülerinnen schilderten ihr Problem, doch Helga schüttelte den Kopf: "Tut mir leid. Wir haben gerade so viel zu tun, dass ich mich nicht auch noch darum kümmern kann. Bist du dir denn sicher, dass es so schlimm ist? Vielleicht kannst du mal mit deinen Schlafsaalgenossinnen reden".
"Das habe ich versucht, aber es hat nichts gebracht", seufzte Emory traurig.
"Ich kann trotzdem leider nichts tun. Du wirst es überleben", damit warf Helga sie wieder heraus und sie standen traurig im leeren Hufflepuff-Gemeinschaftsraum.
Toivo ließ einige deftige Schimpfwörter über den Kopf des Hauses ab, während Yardila und Lily ihre Freundin einfach nur umarmten.
Die geniale Idee kam ausgerechnet von Selenio: "Wenn sie euch nicht helfen will, dann kann sie euch nicht bestrafen, wenn ihr euch selbst helft. Was wäre, wenn Emory einfach bei euch, Yardila und Elara, mit einzieht?"
Lily überlegte einen Moment die Vor-und Nachteile, doch nach wenigen Sekunden rief sie begeistert: "Das ist genial. Genau so machen wir's".
Emory grinste: "Ja, das klingt toll".
"Dann los", Toivo klatschte in die Hände. "Gehen wir deine Sachen packen und nehmen dann die Abkürzung über die geheime Wohnung in euer Zimmer".
Sie rannten die Treppen zum Mädchenschlafsaal hoch und betraten den, den Emory sich mit Ailah und Lucy teilte.
Zum Glück waren die beiden Mädchen nicht da. Während die anderen Emorys Sachen packten, nahm Lily die Zauber von Ailahs Armband und legte es dann auf ihr Kopfkissen. Sie war zwar wütend, aber trotzdem stahl sie nicht.
Sie blickte traurig auf das Bett und verstand endlich den Satz, den ihr Vater so oft gesagt hatte: "Der schmerzhafteste Verrat kommt niemals von deinen Feinden, sondern von denen, die du für deine Freunde hältst".
Unbewusst sagte sie es laut und Emory stimmte zu: "Man muss es selbst erleben, um zu wissen, wie sehr es schmerzt".
Auch die Zwillinge nickten wissend: "Aber man sollte nicht lange darüber traurig sein. Diese Personen sind es nicht wert, dass man ihretwegen Tränen vergießt".
Sie nahmen mit Emorys Sachen den Portschlüssel zurück in den Geheimraum und nutzten dann das Portal in Yardilas und Lilys Schlafsaal.
Als sie dort landeten, klappte Toivos Mund auf: "Ach du windige Vase! Wieso habt ihr so einen geilen Schlafsaal?"
Lily grinste: "Selbst verzaubert. Mit etwas Kreativität und Können kann man das schaffen".
Die Zwillinge tauschten einen Blick und sagten synchron: "Dann wissen wir jetzt, was wir als nächstes machen".
In den restlichen Tagen vor den Weihnachtsferien ging es in der Schule drunter und drüber. Die Gründer hatten Slytherin irgendwo in Europa freigelassen und die Schutzzauber der Schule angepasst, damit er sich nicht mehr als 5 Kilometer nähern konnte. Außerdem versuchten sie, in die Kammer zu gelangen, was allerdings ohne das Passwort auf Parsel, das selbst Lily nie erfahren hatte, nicht gelang.
Mehrere Schüler landeten im Krankenflügel, weil sie durch die mehreren verschiedenen Erinnerungen an die selbe Zeit Kopfschmerzen bekamen, doch nach einigen Tagen verschwand die gefälschte Erinnerung wieder.
Als wäre das nicht schon genug, hatten einige Slytherins beschlossen, für die Rückkehr des Kopfes ihres Hauses zu demonstrieren. Ohne Aufsicht waren sie außer Rand und Band und als sogar mehrere Erstklässler in ihrem Gemeinschaftsraum angegriffen wurden und mit schweren Verletzungen im Krankenflügel landeten, wurden die Slytherins auf die restlichen Gemeinschaftsräume aufgeteilt, wo sie weiterhin Chaos stifteten. Einmal zündete Laurena sogar 'ausversehen' mit einem schwarzmagischen Zauber, den sie von Slytherin gelernt hatte, die Bücher im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum an. Die drei Gründer brauchten gemeinsam volle 3 Stunden, um das Feuer wieder zu löschen.
Wegen des Lehrermangels mussten einige ältere, vertrauenswürdige Schüler ein paar Unterrichtsstunden der jüngeren Klassen übernehmen, doch sie hielten sich nicht so ganz an den Lehrplan. So lernten sie in einer Stunde Verwandlung, wie man am besten andere Personen mit Sachen bewarf und in einer Stunde Geschichte stellten sie eine Liste mit den kreativsten Schimpfwörtern zusammen. Hausaufgabe war, diese dann auszuprobieren, wodurch ein äußerst interessantes Mittagessen entstand. Doch Toivo schoss mal wieder völlig den Drachen ab: Irgendwie hatte er es durch viel Schleimerei geschafft, eine Stunde Kräuterkunde bei der vierten Klasse zu bekommen. Nun, sie machten zwar etwas mit Lebewesen, aber nicht mit Pflanzen. Es wurde eine sehr unterhaltsame Stunde mit dem Thema Sexualkunde, nach der Lily Dinge wusste, die sie lieber niemals erfahren hätte.
Doch trotz des Chaos hatten Yardila, Emory und Lily die Zeit ihres Lebens. Es war toll, endlich gemeinsam einen Schlafsaal zu haben und sie blieben teilweise bis tief in die Nacht wach, aßen Schokolade, kletterten auf dem Baum herum oder unterhielten sich einfach.
Das Ganze wurde noch spaßiger, als die Zwillinge, die sich ziemlich über die Bäume in den Schlafsälen wunderten, ebenfalls in den Ravenclawturm ziehen mussten und jeden Abend in ihr Zimmer kamen. Sie hätten die Umgestaltung ihres Raumes sicherlich geschafft, aber ihr Schlafsaalgenosse Arian war damit gar nicht einverstanden gewesen und nach einem riesigen Streit, der sehr viel Honig und ein sprechendes Bett beinhaltete, gaben sie es auf.
Am letzten Tag vor den Weihnachtsferien standen alle Schüler mit gepackten Taschen hinter den Schutzzaubern und warteten darauf, abgeholt oder nach Hause gebracht zu werden.
Yardila saß genervt auf ihren Koffer und wartete darauf, dass einer der Gründer, die die Schüler, die nicht abgeholt werden konnten, dem Alphabet nach weg-apparierten, ihren Namen ausrief.
Endlich apparierte Godric wieder in ihre Nähe, warf einen prüfenden Blick auf seine Liste und rief dann laut: "Murus, Yardila, bitte herkommen!"
"Na endlich", grinsend schnappten die 5 ihre Sachen und liefen zu Godric.
Yardila sagte zu ihm: "Wir müssen einmal zu mir nach Hause".
"Ähh, alle?", hakte der Gründer entsetzt nach. "Wieso habt ihr euch nicht einzeln eigetragen?"
Yardila blickte ihn irritiert an: "Aber Rowena meinte doch, dass alle, die an dasselbe Ziel wollen, auch zusammen reisen können und deshalb nur eine der Personen sich fürs nach-Hause-bringen eintragen muss".
"Damit meinte sie zwei oder höchstens drei Leute, die an dasselbe Ziel müssen und nicht 5. Ich kann euch doch gar nicht alle mitnehmen", jammerte Godric.
"Dann teilen wir uns auf", schlug Lily vor. "Ich kann auch apparieren. Dann nimmst du Emory und Yardila und ich nehme die Zwillinge und Gina"
"Warte, du kannst apparieren?", fragte Emory überrascht. "Wieso sagst du mir das denn jetzt erst?"
Lily zuckte mit den Achseln: "Du hast nie gefragt".
Yardila gab ihr die Adresse und Lily apparierte mit den Zwillingen dort hin. Sie landeten auf einem großen Hof, neben dem ein kleines Haus stand. Am Rand sah man außerdem ein weiteres Gebäude, von dem eine Umzäunung nach draußen führte, in dem mehrere Schweine vergnügt im Schnee spielten.
"Och, sind die niedlich!", rief Lily entzückt, woraufhin sie verwirrte Blicke der Zwillinge, die anscheinend anderer Meinung waren, bekam.
Wenige Sekunden später landete Godric mit den restlichen Mädchen neben ihnen und verschwand direkt wieder. Emorys Reaktion auf die Schweine glich der von Lily, worüber die Zwillinge nur den Kopf schütteln konnten.
Doch Yardila rannte direkt erfreut zu den Tieren und kletterte über den Zaun. Drei Schweine kamen auf sie zu und ließen sich von ihr streicheln.
Lily ging zu ihr, blieb aber vor dem Zaun stehen.
"Das hier ist Eberhardt", Yardila zeigte auf ein großen, dunklen, stattlichen Eber. "Das hier ist Frau von Sau", sie zeigte auf eine etwas kleinere, dunkle Sau. "Und das hier ist Grunzi", sie zeigte auf das kleinste, ziemlich helle Schwein, das beinahe noch ein Ferkel war. "Meine Lieblinge".
"Die sind so süß", seufzte Lily.
"Aber nur, bis sie auf deinem Teller liegen", mischte sich eine alte Stimme ein und nicht nur Lily zuckte zusammen.
Yardila sprang überrascht auf und umarmte den alten Mann, der aus dem Stall gekommen war, ohne dass sie ihn bemerkt hatten: "Opa!"
Der Mann umarmte seine Enkelin fest, ließ sie aber nach kurzer Zeit schon wieder los: "Und wer sind die?"
"Das sind Freunde von mir aus der Schule. Weißt du nicht mehr, dass ich geschrieben habe, sie würden mitkommen?"
"Ach ja", man sah den Mann an, dass er sich nicht mehr daran erinnerte. "Welche Schule?"
"Och Opa, deine Erinnerungen werden immer schlechter. Das war die Schule, in der ich Zaubern lerne", seufzte Yardila traurig.
Der alte Mann riss die Augen auf und befahl: "Du darfst dort auf keinen Fall hingehen. Magie ist böse".
"Aber ich war dort doch schon das letzte halbe Jahr", widersprach Yardila. "Wieso bist du noch immer so dagegen? Magie ist toll".
"Das habe ich anfangs auch gedacht", murmelte der Mann und verschwand schlecht gelaunt wieder im Stall.
Traurig sah Yardila ihm hinterher: "Das hat er auch in den Sommerferien schon gesagt. Aber er kriegt sich schon wieder ein. Und wenn nicht, hat er diese Unterhaltung bis zum Abendessen sowieso schon wieder vergessen".
Sie zwang sich zu einem Lächeln und schlug vor: "Lasst uns ins Haus gehen. Mama und Papa erwarten uns sicher schon".
Sie ging voran zu dem kleinen Haus und bevor sie auch nur klopfen konnte, wurde die Tür aufgerissen und eine große Frau mit kurzen braunen Haaren stürmte heraus: "Yardila!"
Damit wurde Yardila fest gedrückt. "Ich hab dich so vermisst. Sind das die Freunde, von denen du geschrieben hast? Wie ist die Schule so? Ich wusste nicht, dass du in deinem Alter schon an Jungs interessiert bist!"
Die letzte Aussage ließ Yardila rot werden: "Mama! Das sind nur Freunde. Ich will nichts von ihnen".
"Wie Schade!", rief Toivo theatralisch. "Und ich hatte mir schon Hoffnungen gemacht...au".
Selenio hatte ihm volle Kanne den Ellenbogen in die Seite gerammt.
"Was nicht ist, kann ja noch werden", rief ein Mann, der hinter Yardilas Mutter erschien, grinsend.
Jetzt konnte Lily sich nicht mehr halten und prustete los. Selenio ging es ähnlich, während Toivo gespielt anzüglich sagte: "Du hast ihn gehört" und Yardila noch um einiges röter wurde.
Nachdem sich alle beruhigt hatten, begrüßten Yardilas Eltern auch die restlichen Kinder und ließen sie ins Haus.
"Wir Mädchen schlafen zu dritt mit Gina in meinem Zimmer, während ihr Jungs das Gästezimmer haben könnt", erklärte Yardila, während sie ihnen das nicht sehr große Haus zeigte. "Jetzt packen wir erst einmal aus und dann zeige ich euch den Hof".
Yardila hatte zwar nur eine Matratze, aber mithilfe eines Duplikationszaubers wurde das Problem schnell gelöst. Lily ließ ihre Habseligkeiten, wie sie es meistens tat, direkt in ihrer Tasche und trug sie die ganze Zeit mit sich herum. Das Einzige, was sie demnach auspacken musste, war Ginas Nest, das sie aus Hogwarts mitgenommen hatte.
Gelangweilt wartete sie darauf, dass auch die anderen fertig wurden. Emory machte es einfach und ließ das Meiste in ihrem Koffer. Nur ihr Schlafanzug landete auf dem Bett.
Yardila hingegen nahm das mit der Ordnung sehr genau und räumte ihre Kleidung ordentlich gefaltet in den Schrank.
Dann nahm sie einen Stapel Bücher aus ihrem Koffer und legte ihn in eine Ecke des Zimmers. Ein zweiter folgte, der sehr hoch war und bedenklich schwankte. Das waren wahrscheinlich die Schulbücher für alle 7 Jahre, die Lily ihr kopiert hatte.
Plötzlich fiel das oberste Buch herunter. Neugierig hob Lily es auf, nur um festzustellen, dass es sich nicht um ein Schulbuch handelte. Es hatte nicht einmal einen Titel. Auf dem Deckel prangte lediglich ein großen Unendlichkeitszeichen.
"Gib her", Yardila hatte die Bücher auf den Boden gestellt und riss Lily das Buch aus der Hand.
"Worüber ist das?", fragte die Erbin interessiert, doch Yardila winkte nur ab und ließ es in ihre Schultasche, die sie auf ihr Bett gelegt hatte, fallen.
Lily wollte gerade nachfragen, als sie Toivos Stimme hörten: "Dauert das noch lange? Ich will endlich den Hof sehen!"
Yardila, offenbar erfreut über die Ablenkung, antwortete: "Nein, wir kommen gleich".
Der Hof von Yardilas Familie war riesig. Sie hatten viele Felder, den Schweinestall, in dem auch noch andere Geräte, sowie Getreide gelagert wurden und die Wiese für die Schweine. Während die Kinder draußen herumliefen, blieben Aristoteles, sowie Gina im Haus, nah am Kamin, denn beide mochten Schnee nicht allzu sehr. Bei ersterem wollte Emory außerdem nicht, dass er in Winterstarre fiel.
Beim Abendessen hatte Lily das Buch bereits wieder vergessen. Die gesamte Familie, bestehend aus Yardilas Opa, ihren Eltern und dem Mädchen selbst, saß am Esstisch. Die Schüler erzählten begeistert von ihrer Zeit auf Hogwarts, wobei sie wohlweislich das Passierte mit Slytherin ausließen. Yardilas Eltern waren sehr nette Personen, die gern scherzten. Außerdem schien Mrs Murus es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihre Tochter mit Toivo zu verkuppeln, was für einige für beide sehr peinliche Momente sorgte. Yardilas Opa war auch nett, aber sehr still und vergesslich. Er fragte während des Essens drei mal nach den Namen der Besucher, aber das verübelte ihm niemand.
In den nächsten Tagen spielten die Kinder im Schnee, halfen auf dem Hof mit und hatten Spaß. Yardilas Eltern waren ziemlich beschäftigt, weshalb sie sie nur selten zu Gesicht bekamen und wenn Yardilas Opa nicht gerade draußen herumstreifte und irgendwelche Arbeiten erledigte, die gar nicht nötig waren, saß er in seinem Sessel und starrte aus dem Fenster. Einmal wollte er sogar die Schweine in eine abgelegene Weide bringen, die es gar nicht mehr gab. Sie war nämlich schon vor 2 Jahren abgebaut worden.
Alle Bewohner des Hofes beschlossen einstimmig, sich zu Weihnachten nichts zu schenken, war es doch besonders für Yardilas Eltern kompliziert, bei dem hohen Schnee ins Dorf zu kommen, um Geschenke zu besorgen.
Dafür gingen sie einen Tag vorher gemeinsam in den Wald und fällten eine hübsche Tanne, die sie dann ins Wohnzimmer stellten und mit bunten Dingen schmückten.
Am Weihnachtsabend standen sie dann darum herum und sangen verschiedene Weihnachtslieder, wobei es für Empörung sorgte, als Lily zugeben musste, keines davon zu kennen. Aber das war auch irgendwie klar. Sie hatte noch nie in der Vergangenheit Weihnachten gefeiert und die ihr bekannten englischen Lieder wurden hier natürlich nicht gesungen. Leider durfte sie das niemandem sagen.
Trotz der Abmachung schenkten die Besucher Yardilas Eltern einen Aden 2.0, die davon hellauf begeistert waren. "Das ist ja toll. Ich hatte noch nie Schokolade!", rief Mrs Murus.
Yardilas Vater war so gerührt, dass er beschloss: "Morgen werden wir zur Feier des Tages ein Schwein schlachten. Immerhin habt ihr uns auch etwas geschenkt. Es ist bestimmt interessant für euch, zu sehen, wie das funktioniert".
Es brauchte eine halbe Stunde, bis sie ihn mit vereinten Kräften überzeugen konnten, dass es völlig reichte, Adens Schokolade zu essen und sie kein ganzes Schwein brauchten.
So vergingen auch die nächsten Tage.
Es war ein Montag, kurz vor Silvester, als die Kinder beschlossen, auf den Hof verstecken zu spielen. Yardila, die sich dort am besten auskannte, musste zuerst zählen, während die anderen sich versteckten.
"Okay, dann lauft mal los. 20...19...", begann das Mädchen.
So leise wie möglich rannte Lily weg und sah sich suchend um. Schließlich entschied sie sich, sich hinter dem Schweinestall zu verstecken. Doch als sie sich an die Wand lehnen wollte, entdeckte Lily, dass die Tür sperrangelweit offen stand. Das durfte eigentlich nicht sein, damit es den Schweinen nicht zu kalt wurde. Deshalb beschloss sie, das Problem zu beheben und machte einen Schritt darauf zu.
Doch gerade als sie nach der Klinke greifen wollte, sah sie Yardilas Großvater, der im Halbschatten stand und sich mit irgendetwas beschäftigte.
Eigentlich hätte Lily ihn allein lassen müssen, denn er erinnerte sich wahrscheinlich nicht mehr an sie und würde sie für eine Einbrecherin halten, doch etwas hielt sie auf. Sie war noch nie mit Yardilas Opa allein gewesen, sodass sie zum ersten Mal seine Magie richtig wahrnahm und diese überraschte sie.
Die Magie fühlte sich wild und unkontrolliert an, wobei Lily vermutete, dass es für eine Person, die niemals gelernt hatte, sie zu kontrollieren, normal war, doch sie spürte auch etwas Dunkles, Unberechenbares.
"Blöde Schweinetränke. Immer eingefroren", murmelte Yardilas Opa vor sich hin und tat dann etwas, das Lily niemals erwartet hätte. Er zeigte mit dem kleinen Finger auf das Eis und augenblicklich schmolz es. Dann hob er die Tränke keuchend hoch und stellte sie wieder in das Abteil, in dem die Schweine lebten.
Als er sich umdrehte, um die Scheune wieder zu verlassen, entdeckte er Lily und erstarrte: "Was machen Sie hier? Wer sind Sie?"
Lily trat sicherheitshalber einen Schritt zurück: "Ich bin Elara, eine Freundin von Yardila und besuche sie über die Weihnachtsferien".
"Und was machst du hier?", hakte der Opa nach.
"Eigentlich wollte ich gerade wieder gehen, aber Yardila meinte, dass Sie Magie nicht mögen. Wieso haben Sie sie dann gerade angewendet?"
Der alte Mann seufzte: "Man wird sie ja anders nicht los".
"Wieso sollte man sie loswerden wollen?", fragte Lily irritiert. Sie selbst liebte ihre Magie und wollte am Liebsten immer mehr davon haben.
"Weil sie sich sonst selbst loswird".
Lily verstand nicht ganz, was der Mann damit sagen wollte, doch er fuhr schon fort: "Sie kam dann ganz plötzlich, in Form des schwarzen Monsters, und sie hat meine Frau getötet. Die Kinder waren noch zu jung, um das zu verstehen. Yardilas Mutter, die Älteste, war gerade 15 geworden. Aber sie hat mir auf dem Hof hervorragend geholfen".
Lily entdeckte, dass Tränen in den Augen des alten Mannes glitzerten und hatte Mitleid mit ihm: "Welches schwarze Monster?"
"Das weiß ich nicht. Wir haben uns gestritten und ich war wütend. Plötzlich war überall schwarzer Nebel und sie lag tot vor mir auf dem Boden", murmelte Yardilas Opa. Dann trat er einige Schritte auf Lily zu und flüsterte eindringlich: "Das war die Magie. Sie ist böse".
Lily schauderte, doch plötzlich wurde ihr klar, was passiert sein musste. Sie hatte davon schon einmal gelesen. Wenn jemand seine Magie nie kontrollierte, konnte sie sich in eine dunkle Krankheit verwandeln, die bei starken Emotionen herausbrach und Zerstörung anrichtete. Besonders vor dem Bau von Hogwarts war so etwas öfter passiert. Doch eigentlich vernichtete sie den Träger schon in Kindesalter. Aber Lily dachte darüber nach, was Yardilas Opa gerade getan hatte. Er hatte sich daran gewöhnt, seine Magie hin- und wieder zu verbrauchen, damit der Obscurus nicht noch einmal auftauchte. Das hatte ihn gerettet.
Lily versuchte, zu erklären: "Magie an sich ist nicht böse. Aber wenn man nicht lernt, sie zu kontrollieren, kommt das schwarze Monster, das sich Obscurus nennt. Das könnte bei Yardila auch passieren, wenn sie diese Schule nicht besuchen würde".
Der alte Mann nickte nur, doch Lily war sich nicht sicher, ob er sie verstanden hatte.
Plötzlich hörte man Yardilas Stimme von draußen: "Vielleicht ist jemand im Schweinestall. Es fehlen nur noch Selenio und Elara, oder?"
Emorys Stimme antwortete: "Und Gina".
"Das stimmt, aber die werden wir sowieso niemals finden, wenn sie nicht gefunden werden will".
Schritte näherten sich und Lily flüsterte: "Wir spielen verstecken. Ich war nie hier, okay?"
Dann versteckte sie sich zwischen irgendwelchen gelagerten Gegenständen, während der alte Mann sich wortlos in Richtung Tür drehte, durch die seine Nichte gerade hereinkam.
"Hi, Opa. Hast du Elara gesehen?"
"Wer ist Elara?", fragte er irritiert.
Lily atmete erleichtert aus. Er erinnerte sich nicht mehr an sie. Das war gut, weil er sie so auch nicht verraten konnte.
"Ach, nicht so wichtig", winkte Yardila ab. "Wir spielen verstecken".
Damit war sie schon wieder aus dem Stall raus.
"Sie ist weg. Du kannst wiederkommen, Elara", flüsterte Yardilas Opa.
Lily stand überrascht auf. Sie hätte nicht erwartet, dass der alte Mann tatsächlich noch wusste, wo sie war: "Sie erinnern sich an mich?"
"Mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste", gluckste er. "Aber ja, das tue ich. Ich wollte dir nur nicht das Spiel ruinieren".
Lily bedankte sich und verließ den Stall wieder, tief in Gedanken versunken.
Beim Abendessen beobachtete sie Yardilas Opa ganz genau, doch er zeigte nichts, was darauf hindeutete, ob er sich an ihr Gespräch erinnerte oder nicht. Irgendwie wurde Lily aus diesem Mann nicht schlau. Er schien von äußerlich vergesslich und unbedacht, doch in dem Stall war es ihr kurz vorgekommen, als sei er in Wirklichkeit klug und nachdenklich.
Die restlichen Ferien vergingen wie im Fluge und ehe sie sich's versahen, mussten sie schon wieder ihre Sachen packen und wurden von Gryffindor abgeholt.
Sie stellten ihre Koffer in einen kleinen Raum neben der Großen Halle und betraten diese dann, um zu Abend zu essen.
Doch sobald sie die Türen aufstieß, erstarrte Lily. Das musste ein schlechter Traum sein, oder? Am Lehrertisch saß, als wäre nichts gewesen, Slytherin und unterhielt sich fröhlich mit Helga.
Lily und Selenio tauschten einen entsetzten Blick und Gina presste sich an Lilys Wange, doch Emory, Toivo und Yardila gingen weiter, als wäre an Slytherins Anwesenheit nichts Ungewöhnliches.
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