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Das Leben

von melodream
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Het
OC (Own Character)
11.11.2022
11.03.2023
19
40.026
7
Alle Kapitel
50 Reviews
Dieses Kapitel
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13.11.2022 1.693
 
>>Das Leben ist ein Spiegel, wenn du hineinlächelst, lächelt es zurück.<<
-George Bernhard Shaw-



Am nächsten Morgen war Thea wie immer schon früh auf den Beinen und begann schon mal das Frühstück vorzubereiten. Der Tisch war schon fertig gedeckt und der Kaffee war auch fast fertig, als sie oben Schritte hörte. Sofort ging sie die Treppe hoch um zu schauen, ob es ihre Tante war und ob sie Hilfe brauchte.

„Guten Morgen, brauchst du Hilfe?“, oben angekommen sah sie, dass es tatsächlich ihre Tante war.

„Guten Morgen Liebes. Bei der Treppe wäre es wirklich gut, wenn du mir etwas hilfst. Sie ist schon sehr steil“, ohne weiter etwas zu sagen hielt sie Sigrid ihre Hand hin und nahm ihr mit der anderen Hand eine Krücke ab. Für Thea war es selbstverständlich ihr zu helfen. Schließlich war sie deswegen ja hier.

„Danke dir“, bedankte sich ihre Tante, als sie unten angekommen waren. Thea gab ihr die andere Krücke auch wieder in die Hand.

„Du brauchst dich wirklich nicht zu bedanken Tante Sigrid“, sanft lächelte sie ihre Tante an.

„Und jetzt komm. Das Frühstück steht schon fertig auf dem Tisch“, gemeinsam gingen sie in die Küche und begannen zu frühstücken. Thea schenkte gerade noch einmal beiden Kaffee nach, als sie Mads oben hörte, wie er jetzt die Treppe runterkam.

„Morgen“, nuschelte er. Er gehörte eher zum Team Morgenmuffel.

„Morgen mein Schatz“, sie gab Mads einen Kuss.

„Morgen Mads“, begrüßte nun auch Tante Sigrid den Kleinen.

„Möchtest du einen Kakao?“, fragte sie ihren Sohn. Mads nickte. Thea ließ ihr Frühstück stehen und machte sich daran die Milch für Mads zu erwärmen. Derweil begann auch er zu frühstücken. Nachdem die Milch warm und das gut riechende Kakaopulver in der Tasse miteinander verrührt waren, stellte Thea ihrem Sohn den Kakao auf den Tisch und legte ihm auch seine Medikamente dazu. Der fragende Blick von Sigrid war nicht zu übersehen, als sie sich wieder an den Tisch setzte. Sie hatte damit gerechnet und versuchte ihrer Tante mit einem kurzen stummen Blick verstehen zu geben, dass sie später darüber reden könnten. Ohne Mads. Dieser nahm brav alle seine Medikamente und bekam von allem nichts mit. Schließlich kannte er es nicht anders, es war für ihn vollkommen normal.

Nach dem Frühstück war Mads auch ziemlich schnell wieder in sein Zimmer verschwunden. Er wollte mit seinem Spiel weiterspielen, mit dem er gestern schon begonnen hatte. Stumm räumte Thea den Tisch ab und wusch das Geschirr in der Spüle ab. Sigrid saß noch genau so da, wie eben beim Frühstück. Thea spürte ihren Blick auf ihrem Rücken ruhen, den sie ihr gerade zugedreht hatte und wartete nur darauf, dass sie anfing zu fragen. Nachdem sie den letzten Teller abgewaschen hatte, schenkte sie sich den letzten Rest Kaffee in ihre Tasse ein und drehte sich wieder in die Richtung von Tante Sigrid.

„Frag ruhig, was du wissen willst“, durchbrach Thea die Stille in der Küche.

„Warum nimmt Mads Medikamente?“, Sigrids aufmerksame Augen lagen prüfend auf ihr.

„Mads hat einen Gendefekt und ist auf seine Medikamente angewiesen.“

„Einen Gendefekt?“, Thea nickte.

„Ein sehr seltener Gendefekt, dessen Namen du wahrscheinlich noch nie gehört hast“, stumm sahen sich die beiden Frauen nun an. Tante Sigrid musste es wahrscheinlich erst einmal verdauen.

„Ist es schlimm?“, Thea zuckte mit den Schultern.

„Wir haben uns damit arrangiert. Der Gendefekt gehört dazu, aber ich versuche ihm so wenig Raum wie möglich zu geben“, Sigrid musterte sie skeptisch und ihr Gehirn schien auf Hochtouren zu arbeiten.

„Weiß Mads es?“

„Mads weiß, was er wissen muss“, antwortete sie vage und nahm einen Schluck aus der Tasse.
Für Thea reichte das Gespräch, sie hatte etwas Angst, dass Sigrid ihr noch tiefer gehende Fragen stellen könnte.

„Brauchst du noch irgendetwas? Ich wollte mit Mads heute noch einkaufen fahren. Der Kühlschrank gibt nicht mehr viel her“, Thea stellte ihre leere Tasse ab.

„Ich werde mal ins Wohnzimmer gehen. Geht nur ihr Zwei. Ich brauche nichts bestimmtes“, Sigrid erhob sich und humpelte mit ihren Krücken ins Wohnzimmer und Thea konnte etwas durchatmen. Tante Sigrid war eine intelligente Frau die ihr sicherlich am liebsten noch Fragen gestellt hätte, die vieles in ihr wieder aufgewühlt hätten. Dinge, die ihr bewusst waren, aber die sie tief in sich verschlossen hatte um überhaupt atmen zu können.

--

Am frühen Nachmittag war Thea zusammen mit Mads in den Supermarkt gefahren. Mit einer Liste aller Dinge, die sie brauchten schob Thea den Einkaufswagen und Mads hatte einen Heidenspaß die Dinge aus den Regalen zu holen, die ihm seine Mutter vorlas. So waren sie auch zu Hause in Oslo immer einkaufen gegangen.

„So Mads, als nächstes steht hier Milch auf der Einkaufsliste“, freudig sprang ihr Sohn zum Milchregal und Thea strich das Mehl von der Liste, welches Mads eben gerade in den Wagen gelegt hatte.

„Mamma ich komm nicht ran“, Mads stand vor dem Regal und ihm fehlten nur wenige Millimeter zur gewünschten Milchpackung.

„Bitteschön“, der Mann, welcher bisher auch vor dem Regal gestanden hatte, reichte Mads die Milchpackung und Thea erkannte ihn sofort. Vetle drehte sich jetzt in ihre Richtung und grinste selbstgefällig in ihre Richtung. Hatte er sie etwa beobachtet? Ihr Sohn sah Vetle mit großen Augen an. Er schien bemerkt zu haben, wer ihm da gerade die Milch gegeben hatte. Mads war für seine 5 Jahre doch schon recht Biathlonverrückt. Vetle war zwar nicht sein Lieblingsbiathlet, aber als kleiner Norweger erkannte er ihn dennoch.

„Na, wenn das nicht Frau Kratzbürste von gestern Abend ist“, sein Grinsen wurde nur noch breiter, als Thea nun mit dem Einkaufswagen zu den Beiden aufschloss und Mads die Milch abnahm und sie in den Wagen stellte.

„Du bist Vetle Sjastad Christiansen“, Mads sah ihn immer noch mit tellergroßen Augen an und Vetle kniete sich jetzt runter um mit Mads auf Augenhöhe zu sein.

„Ja, der bin ich und wie heißt du?“

„Mads“, Thea schaute abwartend den Zweien zu. Sie war recht erstaunt, wie offen ihr Sohn ihm gegenüber war. Sonst brauchte er immer etwas länger um sich mit, für ihn fremden Menschen zu unterhalten.

„Hallo Mads, ich hab gehört wir sind jetzt Nachbarn“, Mads seine Augen wurden nur noch größer, als er nun zu seiner Mutter sah.

„Echt?“, Thea nickte.

„Vetle seine Familie wohnt neben Tante Sigrid.“

„Boah“, brachte Mads nur noch hervor, was die Erwachsenen zum lachen brachte.

„Ich habe heute auch gehört, dass wir uns nachher nochmal sehen werden“, Thea wurde stutzig. Was wusste er, was sie nicht wusste? Vetle grinste jetzt überlegen in ihre Richtung, was Thea nur wieder innerlich zum kochen brachte.

„Ich muss dann leider weiter“, er verabschiedete sich noch nett von Mads und war dann auch ziemlich schnell wieder verschwunden.

„Mamma? Sehen wir Vetle wirklich nachher wieder?“, Mads war wieder zu ihr gekommen und sah sie fragend an, doch Thea konnte nur mit den Schultern zucken.

„Ich weiß es nicht mein Schatz. Vielleicht weiß Tante Sigrid etwas“, die wenigen Dinge, die sie noch auf der Einkaufsliste stehen hatte, waren schnell beisammen und gemeinsam machten sie sich wieder auf den Heimweg. Während der Autofahrt hatte ihr Sohn nur ein Thema. Christiansen! Innerlich rollte sie mit den Augen, dass genau dieser Mann einen so großen Eindruck auf ihren Sohn hinterlassen musste. Doch sie ließ sich vor Mads nichts anmerken.

„Tante Sigrid, Tante Sigrid“, Mads war immer noch total aus dem Häuschen, als Thea und er wieder zu Hause angekommen waren. Jetzt war er auf der Suche nach Tante Sigrid und schien seine Schüchternheit ihr Gegenüber gerade vollkommen vergessen zu haben. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck stand ihre Tante im Flur und sah sich den aufgedrehten Jungen an.

„Mamma und ich haben gerade Vetle Sjastad Christiansen getroffen und weißt du, was er gesagt hat?“, doch er ließ Tante Sigrid gar keine Zeit zu antworten.

„Er hat gesagt, dass wir uns nachher noch einmal sehen werden. Stimmt das?“, Mads hüpfte aufgeregt von einem zum anderen Bein und Tante Sigrid sah ihn mittlerweile lächelnd an.

„Da hat er Recht. Wir sind zum Essen bei seiner Familie eingeladen“, jetzt gab es für Mads kein Halten mehr. Er hüpfte freudig hin und her, was ihre Tante nur noch mehr zum lachen brachte. Thea sagte dazu nichts. Sie war damit beschäftigt die ganzen Einkäufe in der Küche und in der kleinen Vorratskammer zu verstauen.

„Ich geh nachher zu Vetle“, rief Mads wie in einem Mantra ständig vor sich her. Thea hatte ihren Sohn noch nie so aufgedreht gesehen. Er war eigentlich eher ein sehr ruhiger und besonnener kleiner Junge, aber dieser überhebliche Nachbar ihrer Tante schien eine ganz andere Seite in ihm zum Vorschein zu bringen.

„Ich hoffe doch, dass es für dich okay ist, dass ich die Einladung von Randi angenommen habe“, Thea hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Tante ihr nun hinterher in die Küche gekommen war.

„Mach dir keinen Kopf Tante Sigrid“, Thea verstaute noch schnell die letzte Packung Aufschnitt im Kühlschrank, bevor sie diesen wieder schloss und die nun leeren Taschen in der kleinen Kammer, welche direkt an die kleine Küche grenzte, verstaute.

„Du siehst aber nicht unbedingt begeistert aus“, Thea seufzte, als sie sich nun zu ihr umdrehte.

„Ich habe kein Problem mit einem Abendessen.“

„Du hast aber ein Problem mit...?“, hakte ihre Tante nach.

„Ich habe nur keine Lust auf diesen überheblichen, selbstverliebten Kerl von nebenan“, Thea verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust.

„Meinst du Vetle?“, Tante Sigrid schien irritiert zu sein. Thea nickte.

„Also Vetle ist wirklich alles andere als überheblich und selbstverliebt“, skeptisch hob Thea eine Augenbraue.

„Wirklich Thea. Vetle ist ein anständiger und selbstloser Mann mit einem großen Herz“, sie konnte dem Gesagten ihrer Tante gar nicht glauben.

„Sprechen wir hier vom gleichen Mann?“, so wie ihre Tante Vetle gerade beschrieb, konnte sie es nicht glauben, dass es der gleiche Mann sein sollte, der ihr vorgestern Abend so dermaßen negativ aufgefallen war.

„Warte den Abend mal ab. Du wirst schon sehen, dass ich Recht habe“, noch einmal seufzte Thea auf. Sie hatte keine Lust weiter über diesen Mann nachzudenken oder zu sprechen. Sie hatte ihn vorgestern schon kennengelernt und sich eine Meinung über ihn gebildet. Und um diese Meinung zu revidieren, müsste schon ordentlich was passieren und sie glaubte kaum, dass dies geschehen würde.
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