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Das Leben

von melodream
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Het
OC (Own Character)
11.11.2022
11.03.2023
19
40.026
8
Alle Kapitel
50 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
 
24.02.2023 2.194
 
>>Manchmal musst du akzeptieren, dass manche Menschen immer einen Platz in deinem Herzen haben, aber nie in deinem Leben.<<
-Unbekannt-


Die letzten Tage waren alles andere als einfach. Thea wusste überhaupt nicht, woher sie die Kraft noch nahm jeden Morgen pünktlich aufzustehen, aber sie tat es. Wahrscheinlich war Mads der Grund, ihr einziger Grund derzeit sich zusammen zu reißen. Am liebsten würde sie sich aber in ihr Bett verkriechen und zwar den ganzen Tag. Einfach dort liegen und sich ihren Gefühlen hingeben. Aber sie tat es nicht. Stattdessen schluckte sie sie runter und machte weiter. Dies klappte auch besser, als sie gedacht hatte. Bis zu dem Zeitpunkt, als Sigrid ihr eröffnet hatte, dass die Familie Christiansen sie mal wieder eingeladen hatten. Thea hatte gleich ihrer Tante gesagt, dass sie nicht mitkommen würde und diese hatte es zu ihrem Erstaunen auch ohne Wiederworte akzeptiert.
Mads hatte sie die Entscheidung freigestellt ob er mitgehen wollte oder nicht. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass er auf jeden Fall mitgehen würde, dies war aber zu ihrem Erstaunen nicht so.
Erst nachdem Sigrid ein paar Minuten alleine mit ihm gesprochen hatte, hatte er sich doch noch umentschieden.

Nun waren sie Beide drüben im Garten der Familie Christiansen. Thea konnte den Qualm des Grills aus dem Fenster sehen, an dem sie gerade nachdenklich mit einer dampfenden Tasse Kaffee stand.
Ihre Entscheidung war richtig gewesen, da war sie sich immer noch sicher. Dennoch trauerte sie ihren Möglichkeiten mit diesem Mann hinterher. Vetle war der erste Mann in ihrem Leben gewesen, seit Mads´ Vater sie ohne eine große Erklärung einfach verlassen hatte. Dennoch ist er zu früh in ihr Leben getreten. Sie hatte sich all die Jahre nur um Mads gekümmert und sich dabei vollkommen aus den Augen verloren. Jetzt war es Zeit sich selber wieder in den Vordergrund zu holen und die Vergangenheit zu verarbeiten. Um endlich Frieden zu finden mit all dem Erlebten. Da war eine weitere Person in ihrem Leben einfach fehl am Platz, auch wenn sie Gefühle für ihn hatte. Thea zuckte zusammen, als sie die Klingel vernahm. Kurz überlegte sie diese zu ignorieren, als es schon wieder schellte. Sie seufzte, weil sie wusste das es nichts brachte, dass sie sich hier bei ihrer Tante im Haus versteckte.

„Tiril?“, sie war mehr als erstaunt, Tiril vor der Haustür zu entdecken.

„Du siehst scheiße aus“, kam es trocken von der kurzhaarigen Blondine.

„Warum bist du hier und nicht drüben?“, Thea ging mit Absicht nicht auf das Gesagte von Tiril ein.

„Lustig das du mich das fragst. Eigentlich bin ich hier um dich das auch zu fragen“, abschätzend legte Tiril ihren Kopf zur Seite und sah sie abwartend an.

„Mir geht es heute nicht so gut“, das war noch nicht einmal komplett gelogen.

„Darf ich denn auch fragen, warum es dir nicht so gut geht?“, in Tirils Augen konnte sie etwas wissendes sehen. Wusste sie etwas? Hatte Vetle etwa mit ihr gesprochen? Ihr Pulsschlag verdoppelte sich.

„Muss es einen Grund geben, wenn es jemanden Mal nicht gut geht?“, abwehrend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. Fast schon schützend vor Tirils wachsamen Augen.

„Nein, natürlich nicht. Ich finde es nur merkwürdig, dass es nicht nur dir nicht gut geht sondern auch Vetle“, Tirils Augen schienen sie beinahe zu durchbohren.

„Sorry Tiril, aber das ist mir jetzt zu blöd“, Thea war gerade dabei der Kurzhaarigen die Tür vor der  Nase zuzuschlagen, als sie hinter Tiril eine Bewegung wahrnahm. Sie stöhnte auf, als sie erkannte wer da gerade zu ihnen kam. Ihr blieb heute aber auch gar nichts erspart. Aufgrund ihrer Reaktion drehte sich Tiril nun auch um, um zu schauen was Thea da zu sehen schien. Als Tiril im Profil stand, sah Thea den deutlich sichtbaren gewölbten Bauch. Tiril war schwanger! Ihr wurde schlagartig schlecht.


--Vetles Sicht--

Er hatte eigentlich überhaupt keine Lust auf das Grillen, doch er hatte auch keine gute Begründung, die er seinen Eltern auftischen konnte, um nicht daran teilzunehmen. Deswegen stand er nun Abseits im Garten seiner Eltern und sah dem Spektakel von Weitem zu. Hin und wieder nippte er an seiner Coke Zero. Er beobachtete wie gerade Sigrid mit Mads den Garten betrat. Von Thea war weit und breit keine Spur zu sehen. Damit hatte er nicht gerechnet. Er merkte wie er sich etwas entspannte, schließlich war die Person auf die er am wenigsten Lust hatte scheinbar nicht hier.

„Hallo Vetle“, Sigrid begrüßte ihn wie eh und je.

„Hallo Sigrid. Hi Mads“, er hielt Mads wie sie sich das angewöhnt hatten seine Hand zum einschlagen hin, doch Mads reagierte anders wie erwartet. Er sah Vetle nur giftig an und ignorierte seine Hand. Aufmunternd strich die Nachbarin seiner Eltern ihm über den Arm, bevor sie mit Mads weiterging. Verwirrt blickte er dem kleinen blonden Jungen hinterher, der sich aber nicht noch einmal zu ihm herumdrehte.

„Was war das denn gerade?“, Tiril riss seine Aufmerksamkeit von Mads auf sie.

„Das wüsste ich auch gerne“, Vetle zuckte mit den Schultern.

„Ist irgendetwas passiert?“, bohrte seine kleine Schwester weiter nach. Er seufzte. Vetle wollte sicherlich nicht mit seiner Schwester über die letzten Tage reden.

„Nichts was dich angehen würde“, gab er bissiger zurück, als er dies beabsichtigt hatte.

„Also ja.“

„Tiril, lass es einfach gut sein“, damit ließ er seine Schwester einfach stehen und ging. Er hasste es, wenn seine Schwester ihm so penetrant auf die Nerven ging.

--

Es war purer Zufall, dass Mads ihm später ohne Sigrid alleine über den Weg lief. Er hatte es nicht geplant gehabt. Ganz im Gegenteil. Eigentlich wollte er die vorherige Begegnung mit Mads einfach unkommentiert lassen. Sie einfach vergessen, schließlich war Mads ja nur ein Kind. Dennoch handelte Vetle aus einer Intuition heraus, die ihn in diesem Moment einfach gepackt hatte.

„Hei Mads! Kannst du mir mal kurz beim Getränke holen helfen?“, er wollte bei Mads nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen. Auch wenn er gerade spontan handelte wusste er dennoch aus irgendeinem Grund, dass er sich bei dem Kleinen langsam herantasten musste. Auch war diese Herangehensweise gar nicht so verkehrt, um herauszufinden ob seine Art eben nur ein Zufall gewesen war.

„Nö“, aus Mads seiner Antwort triefte der Trotz nur so heraus. Damit war Vetle es aber auch klar, dass Mads eben nicht zufällig so zu ihm war. Das dort mehr dahinter steckte.

„Ach komm schon Kumpel. Lass mich jetzt nicht hängen“, Mads Augen wechselten von giftig zu einem unsicheren Blick und er kaute sich nun nachdenklich auf der Lippe herum. Er schien mit sich zu hadern. Deswegen machte Vetle nun eine Kopfbewegung, damit er ihm folgte und er tat es. Schweigend folgte er ihm nach drinnen, wo er und sein Vater heute Vormittag erst die Getränke deponiert hatten. Schnell waren die benötigten Flaschen in den Tragekörben, als Vetle noch einmal einen Versuch bei Mads startete.

„Bist du irgendwie böse auf mich?“, Mads zuckte mit den Schultern antwortete aber nicht.

„Hab ich dir irgendetwas getan?“, fragte er daher weiter.

„Mir nicht... Aber Mamma“, der letzte Teil kam nur sehr leise über seine Lippen, aber Vetle hatte ihn dennoch verstanden.

„Sagt sie das?“, Vetle hatte sich eigentlich geschworen, dass er niemals den Weg über ihren Sohn nehmen würde. Aber seine Frage war schneller gestellt, als er über sie nachgedacht hatte. Mads schüttelte sofort mit dem Kopf.

„Sie will zwar nicht, dass ich es weiß. Aber weißt du, ich bin schon fast 6 Jahre alt“, er nickte zustimmend und musste innerlich über den kleinen blonden Jungen vor ihm schmunzeln.

„Sie weint viel“, sagte er so beiläufig, dass Vetle es erst einmal sacken lassen musste. Wie sie weint viel? Schließlich hatte sie es doch beendet, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Weshalb sollte Thea also einen Grund haben zu weinen?

„Hast du was Schlimmes gemacht bei eurem Date?“, drehte Mads nun den Spieß um.

„Nein, Mads“, er setzte sich nun auf einen Getränkekasten und gab Mads ein Zeichen, sich zu ihm auf den anderen Kasten zu setzen.

„Ich habe dir damals mein Versprechen gegeben und ich habe mich auch daran gehalten“, Vetle erinnerte sich an sein Gespräch mit Mads, als er ihn gefragt hatte ob er mit seiner Mutter ausgehen darf. Mads hatte damals nur eine einzige Bedingung gehabt und diese war Thea nicht wehzutun. Das hatte er damals nicht vorgehabt und heute auch nicht.

„Dann versteh ich Mamma nicht“, traurig ließ Mads nun seinen Kopf hängen.

„Dann wären wir schon mal Zwei“, aufmunternd strich er Mads durch die längeren hellblonden Haare.

„Aber zwischen uns Beiden ist doch alles gut, oder?“, Mads nickte.

„Dann bin ich aber froh“, Vetle hielt Mads noch einmal seine Hand hin, die der Kleine vor zwei Stunden noch verschmäht hatte. Jetzt schlug er ohne zu zögern ein.

„Ich glaube wir müssen so langsam wirklich die Getränke in den Garten bringen“, Vetle stand nun auf und ging mit Mads und den Getränken wieder zurück. Mads an seiner Seite wieder zu wissen, ließ Vetles Stimmung wieder deutlich heben. Seine Stimmung war in den letzten Tagen wirklich ziemlich unterirdisch gewesen, so dass seine Familie ihn sogar schon darauf angesprochen hatten. Seine Eltern hatte er abwimmeln können, aber nicht seine kleine Schwester. Tiril, die alte Nervensäge schien aufgrund seiner abweisenden Art noch mehr Blut geleckt zu haben. Auch jetzt konnte er ihren Blick auf sich spüren. Konnte sie sich nicht auf sich selber konzentrieren? Eigentlich müsste sie doch hochschwanger und mit einem Kleinkind eindeutig ausgelastet sein. Aber seine Schwester war schon immer anders gewesen.

„Hast du schon was gegessen?“, fragte Vetle nun seinen kleinen Freund, der mit dem Kopf schüttelte.

„Dann komm, ich habe auch noch nichts gegessen“, zusammen mit Mads machte er sich auf den Weg zum aufgebauten Buffet, welches etwas abseits neben der im Garten aufgebauten Sitzmöglichkeiten stand. Vetle bemerkte sofort, dass Mads unschlüssig zu seien schien mit dem Essen. Deswegen versuchte er ihm dabei zu helfen etwas leckeres für sich zu finden. Vetle musste sofort an den schönen Nachmittag im Café denken, als Thea und Mads ihm beim Training überrascht hatten. Es war damals so unerwartet gewesen und es war so unbeschwert gewesen. Ganz im Gegenteil zu der Gegenwart. Dennoch hatte er gerade ein Dejavue, weil Mads sich damals auch nicht entscheiden konnte, was er essen wollte.

Aber auch dieses Mal fanden sie etwas für Mads und das freute ihn. Das das Thema Essen bei Mads nicht unbedingt einfach war, hatte er schon zu Beginn ziemlich schnell verstanden gehabt. So wie Thea ihren Sohn bei jedem Bissen beobachtet hatte war das ziemlich leicht zu erkennen. Auch war Mads für seinen Geschmack etwas zu schmächtig. Seine Klamotten schlackerten ihm immer, wenn er ihn sah. Und genau deswegen war Vetle wirklich stolz darauf, dass Mads nun neben ihm mit einem vollen Teller saß und sie schweigend aßen.

Ziemlich stolz grinste Mads ihn an, als er nach einer halben Stunde den kompletten Teller aufgegessen hatte. Innerlich freute Vetle sich mehr als er es dem kleinen Jungen zeigte. Irgendein Gefühl sagte ihm, dass es besser wäre daraus keine allzu große Sache zu machen.
Herzhaft gähnte Mads. Da schien wohl jemand müde zu sein.

„Müde?“, Mads nickte.

„Dann bring ich dich mal nach Hause“, Mads und Vetle machten sich auf den Weg und sagten vorher noch Sigrid Bescheid.

Sie waren kaum um die Ecke des Hauses, als er es sah. Tiril stand vor Sigrids Haustür, in der Thea stand. Er hatte die Explosivität dieser Szenerie sofort verstanden und beschleunigte ganz automatisch seine Schritte. Theas Blick ging ihm durch Mark und Bein, wie sie ihn jetzt ansah. Sie sah überhaupt nicht gut aus. Unter ihren Augen waren tiefe Augenringe und sie war aschfahl. In ihren Augen konnten er den Schmerz und auch den Schrecken sehen. Sie hatte allem Anschein nicht mit ihm gerechnet.

„Tiril, was soll das?“, zischte er seiner Schwester wütend entgegen.

„Was denn?“, sich keiner Schuld bewusst sah Tiril ihn nun an.

„Egal was du hier gerade tust, du gehst zu weit. Eindeutig zu weit“, Vetle bemerkte wie in ihm die Wut auf seine Schwester hochkochte.

„Aber...“, setzte seine Schwester an, doch er unterbrach sie sofort.

„Nichts aber, Tiril. Es gibt kein Rechtfertigung für das was du hier gerade tust“, für ihn war hier alles gesagt. Deswegen gab er ihr zu verstehen hier zu verschwinden, was sie auch tat. Sofort wandte er sich Thea zu, die mit Mads im Arm scheinbar alles stumm beobachtet hatte.

„Es... es tut mir leid. Tiril merkt manchmal nicht, wenn sie zu weit geht“, entschuldigte er sich für seine kleine Schwester. Thea sah ihm einfach stumm in die Augen. Mads seine Worte gingen ihm durch den Kopf und er würde sie gerade allzu gerne in den Arm nehmen. Sie sah so zerbrechlich aus, wie sie dort da stand und ihre Augen sagten so viel und gleichzeitig gar nichts aus. Doch er riss sich zusammen, weil er ganz genau wusste, dass es nichts bringen würde.

„Mads ist müde. Deswegen wollte ich ihn nur zu dir bringen“, erklärte er sich weiter doch von seinem Gegenüber kam immer noch nichts.

„Gut... Dann gehe ich mal wieder. Gute Nacht“, Vetle war gerade dabei wieder nach Hause zu gehen, als er ihre Stimme hörte. Ganz leise und genauso zerbrechlich, wie Thea dort vor ihm in der Tür stand.

„Danke Vetle.“
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