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Das Leben

von melodream
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Het
OC (Own Character)
11.11.2022
11.03.2023
19
40.026
8
Alle Kapitel
50 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
 
28.01.2023 1.751
 
>>Leben ist endlich. Lebe endlich.<<
-Anke Maggauer-Kirsche-


--Theas Sicht--

„Happy birthday to you, happy birthday to you. Happy birthday, happy birthday, happy birthday to you“, hörte sie die Stimmen von Mads und Sigrid, welche ziemlich schräg ihr gerade ein Geburtstagslied sangen. Als Thea nun ihre Augen öffnete, sprang ihr Mads schon in ihr Bett entgegen. Tante Sigrid hatte ihr gestern Abend mitgeteilt, dass sie an ihrem Geburtstag ja keinen Wecker zu stellen hatte und ausschlafen sollte.

„Alles Gute zum Geburtstag Mamma“, Mads schmiegte sich an sie, als er ihr nun gratulierte.

„Danke mein Schatz“, sanft gab sie ihm einen Kuss auf die Schläfe und zog ihren fünfjährigen Sohn noch näher an sich heran.

„Ich dachte, ich soll heute ausschlafen?“, fragend sah sie ihre Tante an, die noch im Türrahmen stand und mit einem sanften Lächeln auf sie herabblickte.

„Mads hat es nicht mehr ausgehalten“, erklärte sie jetzt.

„Stehst du jetzt endlich auf Mamma?“, wie aufs Stichwort krabbelte Mads aus ihrem Bett und zog ihren Arm mit. Thea spielte das Spiel mit und ließ sich von ihm aus dem Bett ziehen.

„Ich zieh mich nur schnell um und dann komm ich runter. Ist das okay?“, Mads nickte und machte sich mit Tante Sigrid wieder auf den Weg nach unten.

Nachdem Thea sich umgezogen und sich im Bad kurz frisch gemacht hatte, folgte sie den Beiden. In der Küche roch es schon wunderbar nach Kaffee und der Küchentisch war auch schon gedeckt. Mads und Sigrid hatten sogar eine Geburtstagsgirlande an die Wand gehangen und auf ihrem Platz lag ein eingepacktes Geschenk.

„So Liebes, ich wünsche dir alles Liebe zu deinem Geburtstag“, Tante Sigrid zog Thea in eine feste Umarmung, die sie erst nach einigen Augenblicken wieder lösten.

„Danke“, bedankte sich Thea nun bei ihrer Tante, die ihr nun einen frisch gekochten Kaffee in die Hand drückte.

„Mamma? Packst du jetzt endlich dein Geschenk aus?“, Mads schien ungeduldig darauf zu warten. Deswegen stellte sie ihre Tasse erst einmal zur Seite und tat ihren Sohn den Gefallen.

„Ist das Geschenk von dir?“, fragte sie ihn, als sie es langsam öffnete.

„Von Tante Sigrid und mir“, gespannt sah er ihr zu, als sie nun das Päckchen öffnete. Auch Sigrid hatte sich jetzt zu ihnen gesetzt. Nachdem sie nun das Geschenkpapier geöffnet hatte, hielt sie einen Schuhkarton in den Händen. Als sie diesen nun öffnete, sah sie als erstes ein selbstgemaltes Bild oben auf liegen. Auf dem Bild war eine einzige kleine Hütte, umgeben von einem See und Bergen zu sehen. Unter dem Bild erkannte sie Wanderstiefel in ihrer Größe. Ein paar Augenblicke verstand sie es erst nicht, bis es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Auf dem Bild hatte Mads die kleine abgelegene Hütte von Sigrid gemalt, zu der sie früher so oft gewandert waren und dort übernachtet hatten. Thea mit Tante Sigrid und ihrer Mamma.

„Ist das deine kleine Hütte unten am See? Gibt´s die überhaupt noch?“

„Natürlich gibt’s die noch“, ihre Tante schien sich über ihre Frage mächtig zu amüsieren.

„Wenn wir im Sommer wieder hier sind, dann wandern wir zu der Hütte“, Mads verlagerte ständig sein Gewicht von der einen Poseite auf die andere, so aufgeregt war er.

„Ja?“, fragend sah sie nun zu ihrer Tante, die bei ihrer Frage nun nickte.

„Das ist unser Geschenk für dich. Ein paar Tage in der Hütte. Wie früher“, ein leichter Anflug von Wehmut wehte in ihrer Stimme mit und auch funkelten ihre Augen verdächtig. Thea nahm Sigrid in die Arme. Nicht nur um sich bei ihr für dieses tolle Geschenk zu bedanken, sondern auch um ihr etwas Trost zu spenden. Trotz der vielen Gespräche mit ihr über Astrid, konnte sie es sich immer noch nicht verzeihen, dass sie die ungenutzte Zeit mit ihrer Schwester nicht mehr nachholen konnte. Vielleicht würde dieser Ausflug nicht nur Mads und Thea gut tun, sondern auch ihrer Tante.

Nach dem gemütlichen Frühstück hatten es sich Thea und Mads im Wohnzimmer vor dem Kamin gemütlich gemacht. Thea las ihrem Sohn gerade aus einem Buch etwas vor, als Sigrid mit einem Umschlag in den Händen das Zimmer betrat.

„Noch ein Geschenk?“, fragend sah sie Sigrid an, nachdem sie es ihr überreicht hatte und sich dann zu ihnen in den Ohrensessel setzte.

„Nicht von uns. Das Geschenk ist von Vetle.“

„Von Vetle?“, ungläubig sah sie Sigrid an, welche nickte.

„Er hat es mir persönlich gegeben, bevor er gefahren ist“, erklärte ihre Tante. Sie sah auf den Umschlag in ihren Händen herab. Ehrlich gesagt wusste sie gar nicht was sie davon halten sollte. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet etwas von ihm geschenkt zu bekommen. Dieser Mann steckte voller Überraschungen. Thea wollte den Umschlag gerade zur Seite legen, weil sie auch etwas Angst hatte ihn aufzumachen. Sie hatte keine Angst vor dem Geschenk, sondern vielmehr vor ihrer eigenen Reaktion auf den Inhalt. Ihr letzter Ausflug vor ein paar Tagen mit dem großen Norweger hatte sie ziemlich aufgewühlt. Es war ein wirklich schöner Tag gewesen und sie hatten auch sehr viel Spaß miteinander gehabt. So gelöst hatte sie sich schon seit Jahren nicht mehr gefühlt. Es war beinahe wie fliegen gewesen. Das was sie aufgewühlt hatte, war die Angst die ihr durch die Adern geschossen war, als Vetle vor ihren Augen gestürzt war. Sie hatte die Panik und gleichzeitig diese Ohnmacht in sich gefühlt. Dieser Mann steckte nicht nur voller Überraschungen, sondern brachte auch Dinge aus ihr hervor, die sie selber so überhaupt nicht von ihr kannte und auch nicht wirklich einschätzen konnte.

„Willst du es nicht aufmachen?“, Thea schüttelte mit dem Kopf.

„Den mach ich später auf. Jetzt sitzen wir doch so schön beisammen“, sie wandte sich wieder Mads zu. Zumindestens war das ihr Plan, den ihr Sohn jedoch durchkreuzte.

„Vetles Geschenk wird dir gefallen“, sprachlos sah sie auf Mads herab. Wie kam er darauf?

„Wie meinst du das mein Schatz?“, Mads drehte sich jetzt zu ihr herum, bevor er ihr antwortete.

„Vetle hat mich gefragt, ob dir sein Geschenk gefallen wird“, ungläubig sah sie ihn an. Auch davon hatte sie nichts mitbekommen. Ehrlich gesagt, hatte sie Vetle nach dem gemeinsamen Ski fahren nicht mehr gesehen. Aber auch, dass sie davon nichts von Mads gehört hatte machte sie wirklich sprachlos. Da hatten Vetle und Mads Geheimnisse vor ihr gehabt und jetzt war ihre Neugierde gepackt. Sie sah wieder zurück zu dem Umschlag. Dabei trafen sich ihre Augen mit denen ihrer Tante, die sie ganz genau zu beobachten schienen. Ihre Finger zitterten leicht, als sie nun den Umschlag öffnete. Hervor kam ein kurzer handgeschriebene Brief, den sie mit klopfenden Herzen las. Sie konnte es gar nicht glauben und las den Brief noch ein zweites Mal. Aber noch immer standen da die gleichen Worte. Sie war baff. So etwas hatte sie nicht erwartet.

„Und? Erzählst du uns was drin steht?“, Sigrid holte sie wieder in das hier und jetzt zurück. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie anfing zu sprechen.

„Er hat mich zu einem Date eingeladen“, erzählte Thea die Kurzfassung. Der weitere Inhalt des Briefes ging nur sie etwas an.

„Ein Date?“, Sigrid sah ihre Nichte erwartungsvoll an. Thea wurde es ganz warm um die Nase und schaffte es nicht weiter sie anzusehen.

„Und du hast zugestimmt Mads?“, stellte Sigrid nun die Frage an ihren Sohn, welcher nun freudig nickte.

„Mamma sollte mehr Zeit mit Vetle verbringen, nicht nur ich“, Mads machte sie vollkommen sprachlos. Er war doch gerade erst 5 Jahre alt, aber wirkte auf sie gerade jetzt so viel älter. Liebevoll strich sie ihm durch sein blondes Haar, bevor sie sich entschuldigte. Sie brauchte gerade Zeit alleine. Nur für sich zum nachdenken.

Thea ging in die Küche und schloss die Tür hinter sich. Ihr Herz in der Brust schlug in einer atemberaubenden Geschwindigkeit und sie versuchte es durch tiefes ein- und ausatmen wieder zu verlangsamen. Vetle hatte sie auf ein Date eingeladen. Ganz direkt hatte er es in seinem Brief formuliert. Ein Date. Und er hatte auch seine Absichten ihr gegenüber ganz offen angesprochen. Er fand sie scheinbar interessant. Thea hatte sich darüber überhaupt noch keine Gedanken gemacht. Bis jetzt. Ja, sie mochte Vetle. Das war ihr schon länger bewusst. Spätestens seit seinem Sturz. In dem Moment hatte sie eine solche Angst um ihn verspürt, dass sie wusste, dass er einen größeren Platz in ihrem Leben eingenommen hatte als sie bis dato dachte. Aber reichte das für mehr?

Sie war vollkommen überfordert, als sie nun ihren Blick nach draußen lenkte. Es war heute ein schöner Frühlingstag. Der Schnee begann durch die Sonne langsam an zu schmelzen. Thea war froh, dass in Geilo so langsam der Frühling durchkam. Sie mochte zwar auch den Winter, aber nach einem langen Winter war sie mehr als bereit für die wärmere und hellere Jahreszeit. Wenn alles anfing zu blühen. Das Grün leuchtete dann für sie so intensiv, dass sie sich kaum satt sehen konnte.
Thea zuckte zusammen, als sie nun eine Hand auf ihrer Schulter wahrnahm. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie nicht mehr alleine in der Küche stand.

„Ist alles in Ordnung?“, Sigrids Stimme durchbrach die Stille. Ehrlich schüttelte Thea mit dem Kopf.

„Ich fühl mich etwas durcheinander“, gestand sie ihrer Tante, nachdem sie sich zu ihr umgedreht hatte.

„Wegen der Einladung zum Date?“, Thea nickte.

„Du magst ihn oder?“, wieder nickte Thea nur. Ja, sie mochte ihn. Das war aber auch das einzige was sie wusste. Aber reichte das für ein Date? Und generell ein Date. Sie hatte seit Ewigkeiten kein Date mehr gehabt. Seit Jahren hatte sich kein Mann mehr für sie interessiert und im Gegenzug sie auch nicht.

„Aber ein Date?“, verzweifelt vergrub sie das Gesicht in ihre Hände.

„Findest du ein Date so schlimm?“, Thea spürte wie Sigrid ihr mit einer Hand vorsichtig über die Haare strich. Kurz horchte sie in sich hinein. Fand sie Dates so schlimm? Sie schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, das nicht. Ich fühl mich so...“, sie konnte es gar nicht richtig benennen. So durcheinander war sie. Was machte dieser Mann nur mit ihr?

„Ich finde Vetles Einladung gut und Mads auch. Thea meinst du nicht vielleicht, dass es mal an der Zeit ist aus deinem Schneckenhaus herauszukommen? Fang an dein Leben wieder zu leben. Du bist nicht nur Mads seine Mutter, sondern du bist auch immer noch Thea. Stell deine Bedürfnisse nicht mehr hinten an. Geh mit Vetle auf dieses Date. Was soll schon passieren? Vielleicht wird mehr daraus, vielleicht aber auch nicht. Du bist noch keine 30 Jahre alt. Mache nicht den gleichen Fehler wie ich.“
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