Prolog zur Apokalypse
von JuSto88
Kurzbeschreibung
*Startet 8 Jahre vor Serienbeginn* Liz, 22., hat alles, einschließlich einem Plan für die Zukunft. Schade nur das es nicht ihr eigener ist...
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
Daryl Dixon
Merle Dixon
OC (Own Character)
31.10.2022
05.06.2023
39
61.273
12
Alle Kapitel
81 Reviews
81 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
1 Review
17.11.2022
2.045
„Irgendwo hier müsste es doch langsam sein. Teller-Morrow, Teller-Morrow....“
Liz sah sich suchend um.
„Ich frag' mich warum der Alte uns die Adresse nicht gleich gegeben hat.“
„Oh er spricht! Ich hatte schon angefangen den sanften Ton deiner Stimme zu vermissen Baby!“
„Du machst mich jedes Mal blöd an wenn ich dich so nenne, also steck dir das sonst wo hin. Im übrigen kannst du mich gerade mal kreuzweise. Also „Babe“, fick dich!“
„Weiter beleidigt also? Ich finde aktuell haben wir hier gerade wirklich anderes Zeug zu regeln. Aber wir können das gerne zu ende ausdiskutieren. Wie wäre es weniger öffentlich als in einem voll besetzten Diner? Vielleicht warm und trocken bei meinem patriarchischen Vater und meinem Stiefmonster zuhause?“
Die Lautstärke ihres Gesprächs war offensichtlich erneut über normal gestiegen. Ein anerkennendes Pfeifen war hinter ihnen zu vernehmen. Sie drehten sich etwas irritiert um.
Eine Frau um die 50 stand hinter ihnen. Sie war schlank, hatte dunkle, schulterlange Haare mit blonden Strähnchen, das sehr gekonnt zu einer geschmackvollen Frisur zusammengesteckt waren. Ihr Gesicht war sehr hübsch, auch wenn ihr anzusehen war das sie offensichtlich gelebt hatte und sie es unter dunkler Schminke zu verstecken versuchte. Große Ohrringe, eine schwarze Lederjacke, knallenge Jeans und Biker Boots komplementierten das Outfit das offensichtlich zu sagen schien:
Mach mich nicht an, ich bin eine Nummer zu groß für dich!
In ihren Armen hielt sie einen Karton der offensichtlich Bürobedarf enthielt.
„Hebt euch dieses Temperament fürs Schlafzimmer auf. Die Inneneinrichtung deiner Stiefmutter tut mir allerdings jetzt schon leid, da geht sicher die ein oder andere Vase zu Bruch. Wenn ihr mir jetzt netter Weise aus dem Weg gehen würdet, das Ding hier ist scheiß' schwer.“
Sie schob sich durch die Lücke zwischen ihnen. Liz sah' aus dem Augenwinkeln wie Jasons Blick ungeniert auf ihrem Hintern gerichtet war und er anerkennend die Augenbrauen hob. Sie boxte ihm auf den Oberarm.
„Scheiße was? Liz! Wo ist dein Problem?“
Er rieb sich die schmerzende Stelle. Wie eine schlechte und außerdem mies gelaunte Pantomime gab sie ihm mit Händen und Füßen zu verstehen das sie die Irrwege auf denen sich seine Augen befunden hatten durchaus bemerkt hatte. Gut, sie konnte ihn schon irgendwie verstehen, duften Frauen in dem Alter solche Ärsche haben? Aber das hätte sie im Leben nicht zugegeben. Ihre stumme Kabbelei weiter ausfechtend hatten sie nicht bemerkt wie die attraktive Unbekannte, wenige Meter vor ihnen stehen geblieben war. Den Karton vor sich abgestellt, rauchte sie genüsslich ihre Zigarette zu ende, trat diese auf dem Gehweg aus und sagte dann mit höchst amüsierter Stimme:
„Ach komm schon Süße, lass' ihn doch gucken, dafür hab ich ihn ja schließlich! Wenn ihr die Werkstatt sucht kommt am besten direkt mit!“
Ohne auf eine Reaktion zu warten drückte sie Jason den Karton in die Arme.
„Hier Schätzchen mach dich mal nützlich. Ich bin übrigens Gemma. Meinem Mann gehört „Teller-Morrow“. Jetzt lasst uns weiter gehen bevor wir gefragt werden was der Hübsche hier kostet!“
(...)
Wenige Minuten später betraten sie das Werkstattsgelände und gaben Gemma eine kurze Zusammenfassung.
„Ihr habt Glück! Die Jungs sind gerade alle unterwegs aber einer von unseren Prospects hat neulich so'n kleinen Redneck hier angeschleppt. Der macht seine Sache tatsächlich ganz anständig. Er müsste gegenüber in der Werkstatt sein.“
Sie betraten ein kleines Gebäude mit blauem Anstrich, auf dem in roten Buchstaben auf gelben Grund „Teller-Morrow Automotive Repair“ zu lesen war. Liz hoffte inständig das dieser Hinterwäldler von dem Gemma gesprochen hatte „Frank“ tatsächlich wieder flott bekam, sie hatte genug von Charming und wollte es so weit wie möglich hinter sich lassen. Die Werkstatt sah aus wie hunderte Andere. Eine kleine Halle in der sich Reservereifen stapelten, Werkzeuge die in unzähligen Variationen praktisch jeden freien Quadratzentimeter bedeckten, Ölflecken auf dem Betonboden und natürlich Autos in unterschiedlichen Zuständen.
Neben einem davon blieb Gemma stehen. Ein metallenes Geräusch vom Lösen und Schließen diverser Schrauben und Muttern war zu hören. Das Auto war aufgebockt und es schauten unter ihm zwei Füße in derben Boots hervor.
„Kleiner du hast Kundschaft! Mach' bei der Karre Pause und komm dann zu uns ins Büro.“
Etwa 10 Minuten später, sie hatten sich gesetzt und nippten an einem Glas Limonade, öffnete sich die Tür und ein junger Mann in blauem Arbeitsoverall schob sich ins Büro.
Er musste ungefähr in ihrem Alter sein, vielleicht etwas älter. Seine Statur war eher drahtig als kräftig. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten und er trug sowohl einen kleinen Oberlippen- als auch einen Kinnbart. Seine Wangen, sowie seine Hände zierten einige Ölflecken und Liz registrierte ein kleines Muttermal über dem linken Mundwinkel. Unter dem ganzen Dreck wäre er sicherlich ganz hübsch. Also wenn man auf den Typ steht.
„Das sind Jason und Liz. Ihnen ist etwa 2 Meilen vor der Stadt ihr Oldtimer verreckt.“
Der Angesprochene nickte Jason knapp zu.
„Hi. Daryl.“
„Hey Mann! Wie geht’s?“
Jason sprang vor Erleichterung jemanden gefunden zu haben der wusste was zu tun war und außerdem noch bereit war ihnen zu helfen, euphorisch von seinem Stuhl und schüttelte dem etwas überfordert wirkenden Daryl überschwänglich die dargebotene Hand.
Liz musterte Gemmas Angestellten heimlich etwas genauer. Sie bekam den Eindruck, so wie ihr ölverschmierter Retter neben ihrem gut gelaunten Freund stand, das ihm diese Art der Präsenz irgendwie unangenehm war. Er wirkte auch nicht wie der große Redner. Er ließ den Redeschwall von Seiten Jasons über sich ergehen, nickte und brummte an den passenden Stellen und bei Unklarheiten fragte er kurz und sachlich nach.
Nach einigen Minuten schien er zu bemerken das er beobachtet wurde und schenkte Liz einen anfangs mäßig interessierten Blick.
Sie war unzählige Male in Jasons Augen versunken aber nichts zuvor war mit der Tiefe oder Schönheit dieser beiden Iriden vergleichbar gewesen die ihr entgegen sahen. Braune Augen, vom Ton vergleichbar mit dem geschmolzener Zartbitterschokolade. Ihre Körperkerntemperatur schien sich in Richtung Siedepunkt zu bewegen. Ihr Puls schoss nach oben und sie spürte wie ihre Knie weich wurden. Ihr Körper entzog sich ohne Vorwarnung völlig ihrer Kontrolle und fuhr sein eigenes Programm. Was zur Hölle passierte da gerade?
„Erde an Johnson. Hallo? Liz?“
Jason holte sie unsanft zurück in die Realität.
„Alles ok?“
Er wirkte irritiert, als könne er nicht verstehen was gerade mit ihr passiert war. Wie könnte er auch? Sie wusste es ja selber nicht.
„Ja,...ja alles ok. Ich war gerade mit den Gedanken nur ganz woanders.“
„Was du nicht sagst.“
Er hob sarkastisch die Augenbrauen und sein Blick schweifte für den Bruchteil einer Sekunde zur Daryl der sich abgewandt hatte und nervös mit einem Kugelschreiber spielte. Jason war wahrscheinlich der Mensch auf der Welt den sie am besten kannte und dieser Blick verhieß nichts Gutes. Zu ihrem Glück schien Jasons beherrschte Seite die Oberhand zurück gewonnen zu haben. Sie würde sich später unter vier Augen, wenn sie ihre Privatsphäre zurück hatten, noch erklären müssen. Aber für den Moment verlor Jason kein Wort. Sie seufzte in sich hinein. Hurra! Noch etwas auf das sie sich freuen konnte.
Daryl redete kurz mit Gemma und kehrte dann grußlos zu seiner Arbeit zurück. Gemma türmte derweilen laut fluchend Akten, Ordner und andere Dokumente vor sich auf. Sie suchte scheinbar irgendetwas Wichtiges das sich als unauffindbar erwies. Jason nutzte die sich bietende Gelegenheit Liz ungestört ins Bilde zu setzten:
„Unser Glück kennt offensichtlich keine Grenzen. Der Abschleppwagen ist gerade unterwegs. Er kann „Frank“ also frühstens morgen holen. Da es sich um einen recht alten VW handelt kann Daryl,...“,
Seine Stimme nahm beim Namen des Mechanikers einen gereizten Unterton an. Hatte es jemals einen Zweifel daran gegeben das er den intensiven Blickwechsel seiner Freundin nicht bemerkt hatte, waren diese nun ausgeräumt.
„...nicht mit Gewissheit sagen ob er die passenden Ersatzteile hier hat. Ich seh' das so, wir sind nur etwa 90 Minuten von Atlanta entfernt. Wir lassen uns abholen, Frank wird in aller Ruhe repariert und die rufen uns an sobald wir unseren Bulli zurück haben können. Wie klingt das für dich?“
Liz glaubte bis zum Hals in der Scheiße zu stecken, dennoch fühlte sich etwas leichter.
„Der beste Vorschlag den ich heute gehört habe! Jamie wollte uns Zuhause treffen, ich ruf' ihn sofort an!“
Das Chaos auf Gemmas Schreibtisch hatte ein ungeahntes Ausmaß erreicht und Liz war froh das nicht sie das würde aufräumen müssen. Der Hörer ihres Telefons klemmte zwischen ihrem rechten Ohr und ihrer Schulter während sie krampfhaft weiter die Papiere auf ihrem Schreibtisch durchwühlte und dabei telefonierte:
„Nein Clay, hier ist nichts. Was soll das heißen ob ich sicher bin? Natürlich bin ich sicher, und steck dir diesen Ton in den Arsch!“
Sie unterbrach ihr Geschimpfe als sie bemerkte das Liz vor ihr stehen geblieben war und sah sie fragend sowie auffordernd an.
„Gibts hier irgendwo noch ein Telefon, ich will meinen Bruder anrufen.“
„Draußen um die Ecke, kannst du nicht übersehen. Nein Clay, ich hab' jemand anderen gemeint...“
Sie wurde direkt fündig, dankte dem Himmel das sie Jamies Handynummer auswendig kannte und tippte gerade die letzte Ziffer ein als sie im linken Augenwinkel eine Bewegung wahr nahm. Eher unbewusst drehte sie sich dieser zu und fast augenblicklich jagte ein sanfter Schauer ihre Wirbelsäule entlang. Daryl stand nur etwa einen Meter entfernt und sah sie wortlos an. Er rauchte eine Zigarette und genehmigte sich zwischendurch einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Die Arbeit schien ihn gerade sehr angestrengt zu haben, feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und er hatte den Reißverschluss seines Overalls ein Stück herunter gezogen. Liz konnte einen Streifen haarloser Brustmuskeln erahnen. Sie spürte wie ihr Mund augenblicklich staubtrocken wurden und ihre Knie ihr erneut den Dienst zu versagen drohten.
Das Telefon riss sie aus ihrer Starre.
„Hallo? HALLO! Wer ist da? Verkaterte Männer um ihren Schlaf zu bringen ist illegal und außerdem wirklich nicht korrekt!“
Jamie schien schon einen Moment zu warten und seine Zündschnur war heute offensichtlich sehr kurz.
„Sei froh das du kein Jura studierst!“
„Patricia!“
Von einem Moment auf den anderen hatte sich die Tonlage ihres Bruders komplett umgekehrt. Er klang freudig überrascht und sein Kater schien ihm gerade sehr egal geworden und sein.
Daryl und Liz starrten sich während dessen stumm weiter an. Liz erschien die Situation irgendwie surreal und an Absurdität war sie kaum zu übertreffen.
„Ich hab' dir etwa 1000 Mal gesagt du sollst das lassen!“
„Was denn? Viele bewundernswerte Frauen trugen den Namen Patricia. Grace Kelly zum Beispiel. Die hat immerhin ein Land regiert, selbst wenn es nur so groß war wie unser Footballfeld.“
Daryl nahm' einen Zug von seiner Zigarette und sah sie spöttisch an.
„Brauchst du noch lange? Meine Pause ist gleich vorbei!“
Liz war froh das sie keinen Spiegel zur Hand hatte, sie wusste das sie knallrot geworden sein musste. Etwas planlos setzte sie ihr Gespräch mit Jamie fort:
„Wir stecken in Charming fest, das sind keine zwei Stunden Fahrtzeit, unser Bulli ist im Arsch. Kannst du uns bitte so schnell wie möglich hier abholen?“
Was auch immer es war das Gemmas kleinen Hinterwäldler in ihr auslöste, es musste aufhören. Sofort.
(***)
Endlich geschafft, Daryl ist auf der Bildfläche! Und Liz hat ein offensichtliches Problem ;)
Ich fand es, um bei der Wahrheit zu bleiben, viel schwieriger als erwartet ihn zu beschreiben und vor allem ihn glaubwürdig dazustellen. Das er kaum was sagt oder tut ist also kein Zufall, ich muss mich langsam rann tasten ;) Ich glaube es ist fürs Erste einigermaßen geglückt und hoffe ihr seht das ähnlich.
Dieses mal habe ich bei den Sons of Anarchy vom brillanten Kurt Sutter gewildert.
Genau genommen habe ich mir den Namen der Stadt, die Werkstatt Teller-Morrow und Katey Sagal in ihrer großartigen Rolle als Gemma Teller-Morrow geborgt.
Es wird keinen direkten Bezug zu der Serie im allgemeinen geben deswegen spare ich mir eine all zu lange Beschreibung der Handlung.
Wenn ich mir den präapokalyptischen Daryl beim arbeiten vorstellte sah ich ihn immer in einer Werkstatt oder auf einem Schrottplatz. Schrottplatz beansprucht eine meiner liebsten „TwD“-FFs für sich, also wurde es Werkstatt. Und da ihr vielleicht schon bemerkt habt wie sehr ich auf Easter Eggs und Gastauftritte stehe, bot sich das irgendwie an.
Hoffentlich hattet ihr Spaß! Bis demnächst!
https://pin.it/7rW8eWe
https://pin.it/4Z4OuI1
https://pin.it/4FvW4o2
Liz sah sich suchend um.
„Ich frag' mich warum der Alte uns die Adresse nicht gleich gegeben hat.“
„Oh er spricht! Ich hatte schon angefangen den sanften Ton deiner Stimme zu vermissen Baby!“
„Du machst mich jedes Mal blöd an wenn ich dich so nenne, also steck dir das sonst wo hin. Im übrigen kannst du mich gerade mal kreuzweise. Also „Babe“, fick dich!“
„Weiter beleidigt also? Ich finde aktuell haben wir hier gerade wirklich anderes Zeug zu regeln. Aber wir können das gerne zu ende ausdiskutieren. Wie wäre es weniger öffentlich als in einem voll besetzten Diner? Vielleicht warm und trocken bei meinem patriarchischen Vater und meinem Stiefmonster zuhause?“
Die Lautstärke ihres Gesprächs war offensichtlich erneut über normal gestiegen. Ein anerkennendes Pfeifen war hinter ihnen zu vernehmen. Sie drehten sich etwas irritiert um.
Eine Frau um die 50 stand hinter ihnen. Sie war schlank, hatte dunkle, schulterlange Haare mit blonden Strähnchen, das sehr gekonnt zu einer geschmackvollen Frisur zusammengesteckt waren. Ihr Gesicht war sehr hübsch, auch wenn ihr anzusehen war das sie offensichtlich gelebt hatte und sie es unter dunkler Schminke zu verstecken versuchte. Große Ohrringe, eine schwarze Lederjacke, knallenge Jeans und Biker Boots komplementierten das Outfit das offensichtlich zu sagen schien:
Mach mich nicht an, ich bin eine Nummer zu groß für dich!
In ihren Armen hielt sie einen Karton der offensichtlich Bürobedarf enthielt.
„Hebt euch dieses Temperament fürs Schlafzimmer auf. Die Inneneinrichtung deiner Stiefmutter tut mir allerdings jetzt schon leid, da geht sicher die ein oder andere Vase zu Bruch. Wenn ihr mir jetzt netter Weise aus dem Weg gehen würdet, das Ding hier ist scheiß' schwer.“
Sie schob sich durch die Lücke zwischen ihnen. Liz sah' aus dem Augenwinkeln wie Jasons Blick ungeniert auf ihrem Hintern gerichtet war und er anerkennend die Augenbrauen hob. Sie boxte ihm auf den Oberarm.
„Scheiße was? Liz! Wo ist dein Problem?“
Er rieb sich die schmerzende Stelle. Wie eine schlechte und außerdem mies gelaunte Pantomime gab sie ihm mit Händen und Füßen zu verstehen das sie die Irrwege auf denen sich seine Augen befunden hatten durchaus bemerkt hatte. Gut, sie konnte ihn schon irgendwie verstehen, duften Frauen in dem Alter solche Ärsche haben? Aber das hätte sie im Leben nicht zugegeben. Ihre stumme Kabbelei weiter ausfechtend hatten sie nicht bemerkt wie die attraktive Unbekannte, wenige Meter vor ihnen stehen geblieben war. Den Karton vor sich abgestellt, rauchte sie genüsslich ihre Zigarette zu ende, trat diese auf dem Gehweg aus und sagte dann mit höchst amüsierter Stimme:
„Ach komm schon Süße, lass' ihn doch gucken, dafür hab ich ihn ja schließlich! Wenn ihr die Werkstatt sucht kommt am besten direkt mit!“
Ohne auf eine Reaktion zu warten drückte sie Jason den Karton in die Arme.
„Hier Schätzchen mach dich mal nützlich. Ich bin übrigens Gemma. Meinem Mann gehört „Teller-Morrow“. Jetzt lasst uns weiter gehen bevor wir gefragt werden was der Hübsche hier kostet!“
(...)
Wenige Minuten später betraten sie das Werkstattsgelände und gaben Gemma eine kurze Zusammenfassung.
„Ihr habt Glück! Die Jungs sind gerade alle unterwegs aber einer von unseren Prospects hat neulich so'n kleinen Redneck hier angeschleppt. Der macht seine Sache tatsächlich ganz anständig. Er müsste gegenüber in der Werkstatt sein.“
Sie betraten ein kleines Gebäude mit blauem Anstrich, auf dem in roten Buchstaben auf gelben Grund „Teller-Morrow Automotive Repair“ zu lesen war. Liz hoffte inständig das dieser Hinterwäldler von dem Gemma gesprochen hatte „Frank“ tatsächlich wieder flott bekam, sie hatte genug von Charming und wollte es so weit wie möglich hinter sich lassen. Die Werkstatt sah aus wie hunderte Andere. Eine kleine Halle in der sich Reservereifen stapelten, Werkzeuge die in unzähligen Variationen praktisch jeden freien Quadratzentimeter bedeckten, Ölflecken auf dem Betonboden und natürlich Autos in unterschiedlichen Zuständen.
Neben einem davon blieb Gemma stehen. Ein metallenes Geräusch vom Lösen und Schließen diverser Schrauben und Muttern war zu hören. Das Auto war aufgebockt und es schauten unter ihm zwei Füße in derben Boots hervor.
„Kleiner du hast Kundschaft! Mach' bei der Karre Pause und komm dann zu uns ins Büro.“
Etwa 10 Minuten später, sie hatten sich gesetzt und nippten an einem Glas Limonade, öffnete sich die Tür und ein junger Mann in blauem Arbeitsoverall schob sich ins Büro.
Er musste ungefähr in ihrem Alter sein, vielleicht etwas älter. Seine Statur war eher drahtig als kräftig. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten und er trug sowohl einen kleinen Oberlippen- als auch einen Kinnbart. Seine Wangen, sowie seine Hände zierten einige Ölflecken und Liz registrierte ein kleines Muttermal über dem linken Mundwinkel. Unter dem ganzen Dreck wäre er sicherlich ganz hübsch. Also wenn man auf den Typ steht.
„Das sind Jason und Liz. Ihnen ist etwa 2 Meilen vor der Stadt ihr Oldtimer verreckt.“
Der Angesprochene nickte Jason knapp zu.
„Hi. Daryl.“
„Hey Mann! Wie geht’s?“
Jason sprang vor Erleichterung jemanden gefunden zu haben der wusste was zu tun war und außerdem noch bereit war ihnen zu helfen, euphorisch von seinem Stuhl und schüttelte dem etwas überfordert wirkenden Daryl überschwänglich die dargebotene Hand.
Liz musterte Gemmas Angestellten heimlich etwas genauer. Sie bekam den Eindruck, so wie ihr ölverschmierter Retter neben ihrem gut gelaunten Freund stand, das ihm diese Art der Präsenz irgendwie unangenehm war. Er wirkte auch nicht wie der große Redner. Er ließ den Redeschwall von Seiten Jasons über sich ergehen, nickte und brummte an den passenden Stellen und bei Unklarheiten fragte er kurz und sachlich nach.
Nach einigen Minuten schien er zu bemerken das er beobachtet wurde und schenkte Liz einen anfangs mäßig interessierten Blick.
Sie war unzählige Male in Jasons Augen versunken aber nichts zuvor war mit der Tiefe oder Schönheit dieser beiden Iriden vergleichbar gewesen die ihr entgegen sahen. Braune Augen, vom Ton vergleichbar mit dem geschmolzener Zartbitterschokolade. Ihre Körperkerntemperatur schien sich in Richtung Siedepunkt zu bewegen. Ihr Puls schoss nach oben und sie spürte wie ihre Knie weich wurden. Ihr Körper entzog sich ohne Vorwarnung völlig ihrer Kontrolle und fuhr sein eigenes Programm. Was zur Hölle passierte da gerade?
„Erde an Johnson. Hallo? Liz?“
Jason holte sie unsanft zurück in die Realität.
„Alles ok?“
Er wirkte irritiert, als könne er nicht verstehen was gerade mit ihr passiert war. Wie könnte er auch? Sie wusste es ja selber nicht.
„Ja,...ja alles ok. Ich war gerade mit den Gedanken nur ganz woanders.“
„Was du nicht sagst.“
Er hob sarkastisch die Augenbrauen und sein Blick schweifte für den Bruchteil einer Sekunde zur Daryl der sich abgewandt hatte und nervös mit einem Kugelschreiber spielte. Jason war wahrscheinlich der Mensch auf der Welt den sie am besten kannte und dieser Blick verhieß nichts Gutes. Zu ihrem Glück schien Jasons beherrschte Seite die Oberhand zurück gewonnen zu haben. Sie würde sich später unter vier Augen, wenn sie ihre Privatsphäre zurück hatten, noch erklären müssen. Aber für den Moment verlor Jason kein Wort. Sie seufzte in sich hinein. Hurra! Noch etwas auf das sie sich freuen konnte.
Daryl redete kurz mit Gemma und kehrte dann grußlos zu seiner Arbeit zurück. Gemma türmte derweilen laut fluchend Akten, Ordner und andere Dokumente vor sich auf. Sie suchte scheinbar irgendetwas Wichtiges das sich als unauffindbar erwies. Jason nutzte die sich bietende Gelegenheit Liz ungestört ins Bilde zu setzten:
„Unser Glück kennt offensichtlich keine Grenzen. Der Abschleppwagen ist gerade unterwegs. Er kann „Frank“ also frühstens morgen holen. Da es sich um einen recht alten VW handelt kann Daryl,...“,
Seine Stimme nahm beim Namen des Mechanikers einen gereizten Unterton an. Hatte es jemals einen Zweifel daran gegeben das er den intensiven Blickwechsel seiner Freundin nicht bemerkt hatte, waren diese nun ausgeräumt.
„...nicht mit Gewissheit sagen ob er die passenden Ersatzteile hier hat. Ich seh' das so, wir sind nur etwa 90 Minuten von Atlanta entfernt. Wir lassen uns abholen, Frank wird in aller Ruhe repariert und die rufen uns an sobald wir unseren Bulli zurück haben können. Wie klingt das für dich?“
Liz glaubte bis zum Hals in der Scheiße zu stecken, dennoch fühlte sich etwas leichter.
„Der beste Vorschlag den ich heute gehört habe! Jamie wollte uns Zuhause treffen, ich ruf' ihn sofort an!“
Das Chaos auf Gemmas Schreibtisch hatte ein ungeahntes Ausmaß erreicht und Liz war froh das nicht sie das würde aufräumen müssen. Der Hörer ihres Telefons klemmte zwischen ihrem rechten Ohr und ihrer Schulter während sie krampfhaft weiter die Papiere auf ihrem Schreibtisch durchwühlte und dabei telefonierte:
„Nein Clay, hier ist nichts. Was soll das heißen ob ich sicher bin? Natürlich bin ich sicher, und steck dir diesen Ton in den Arsch!“
Sie unterbrach ihr Geschimpfe als sie bemerkte das Liz vor ihr stehen geblieben war und sah sie fragend sowie auffordernd an.
„Gibts hier irgendwo noch ein Telefon, ich will meinen Bruder anrufen.“
„Draußen um die Ecke, kannst du nicht übersehen. Nein Clay, ich hab' jemand anderen gemeint...“
Sie wurde direkt fündig, dankte dem Himmel das sie Jamies Handynummer auswendig kannte und tippte gerade die letzte Ziffer ein als sie im linken Augenwinkel eine Bewegung wahr nahm. Eher unbewusst drehte sie sich dieser zu und fast augenblicklich jagte ein sanfter Schauer ihre Wirbelsäule entlang. Daryl stand nur etwa einen Meter entfernt und sah sie wortlos an. Er rauchte eine Zigarette und genehmigte sich zwischendurch einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Die Arbeit schien ihn gerade sehr angestrengt zu haben, feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und er hatte den Reißverschluss seines Overalls ein Stück herunter gezogen. Liz konnte einen Streifen haarloser Brustmuskeln erahnen. Sie spürte wie ihr Mund augenblicklich staubtrocken wurden und ihre Knie ihr erneut den Dienst zu versagen drohten.
Das Telefon riss sie aus ihrer Starre.
„Hallo? HALLO! Wer ist da? Verkaterte Männer um ihren Schlaf zu bringen ist illegal und außerdem wirklich nicht korrekt!“
Jamie schien schon einen Moment zu warten und seine Zündschnur war heute offensichtlich sehr kurz.
„Sei froh das du kein Jura studierst!“
„Patricia!“
Von einem Moment auf den anderen hatte sich die Tonlage ihres Bruders komplett umgekehrt. Er klang freudig überrascht und sein Kater schien ihm gerade sehr egal geworden und sein.
Daryl und Liz starrten sich während dessen stumm weiter an. Liz erschien die Situation irgendwie surreal und an Absurdität war sie kaum zu übertreffen.
„Ich hab' dir etwa 1000 Mal gesagt du sollst das lassen!“
„Was denn? Viele bewundernswerte Frauen trugen den Namen Patricia. Grace Kelly zum Beispiel. Die hat immerhin ein Land regiert, selbst wenn es nur so groß war wie unser Footballfeld.“
Daryl nahm' einen Zug von seiner Zigarette und sah sie spöttisch an.
„Brauchst du noch lange? Meine Pause ist gleich vorbei!“
Liz war froh das sie keinen Spiegel zur Hand hatte, sie wusste das sie knallrot geworden sein musste. Etwas planlos setzte sie ihr Gespräch mit Jamie fort:
„Wir stecken in Charming fest, das sind keine zwei Stunden Fahrtzeit, unser Bulli ist im Arsch. Kannst du uns bitte so schnell wie möglich hier abholen?“
Was auch immer es war das Gemmas kleinen Hinterwäldler in ihr auslöste, es musste aufhören. Sofort.
(***)
Endlich geschafft, Daryl ist auf der Bildfläche! Und Liz hat ein offensichtliches Problem ;)
Ich fand es, um bei der Wahrheit zu bleiben, viel schwieriger als erwartet ihn zu beschreiben und vor allem ihn glaubwürdig dazustellen. Das er kaum was sagt oder tut ist also kein Zufall, ich muss mich langsam rann tasten ;) Ich glaube es ist fürs Erste einigermaßen geglückt und hoffe ihr seht das ähnlich.
Dieses mal habe ich bei den Sons of Anarchy vom brillanten Kurt Sutter gewildert.
Genau genommen habe ich mir den Namen der Stadt, die Werkstatt Teller-Morrow und Katey Sagal in ihrer großartigen Rolle als Gemma Teller-Morrow geborgt.
Es wird keinen direkten Bezug zu der Serie im allgemeinen geben deswegen spare ich mir eine all zu lange Beschreibung der Handlung.
Wenn ich mir den präapokalyptischen Daryl beim arbeiten vorstellte sah ich ihn immer in einer Werkstatt oder auf einem Schrottplatz. Schrottplatz beansprucht eine meiner liebsten „TwD“-FFs für sich, also wurde es Werkstatt. Und da ihr vielleicht schon bemerkt habt wie sehr ich auf Easter Eggs und Gastauftritte stehe, bot sich das irgendwie an.
Hoffentlich hattet ihr Spaß! Bis demnächst!
https://pin.it/7rW8eWe
https://pin.it/4Z4OuI1
https://pin.it/4FvW4o2
Dieser Autor möchte Reviews nur von registrierten Nutzern erhalten. Bitte melde dich an, um einen Review für diese Geschichte zu schreiben.