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Prolog zur Apokalypse

von JuSto88
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
Daryl Dixon Merle Dixon OC (Own Character)
31.10.2022
23.05.2023
38
59.905
12
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79 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
06.02.2023 2.343
 
Zwei Tage später
Charming, Georgia


„Alles klar Kleiner, hier ist dein Gehaltsscheck für diese Woche!“

Gemma schob ihm den grauen Umschlag mit Firmenlogo entgegen. Daryl riss' ihn ohne viel Feingefühl auf und studierte kurz die angegebene Summe.

„Das ist mehr als sonst.“, stellte er nüchtern fest.

Gemma grinste etwas breiter.

„Kleiner Bonus. Du leistest gute Arbeit. Mach so weiter und wir unterhalten uns über eine dauerhafte Lohnerhöhung.“

„Danke. Bis Montag.“

„Hier liegt noch was für dich, hätte ich fast vergessen. Schönes Wochenende Süßer, treib's nicht zu wild!“

Er steckte den zweiten, unscheinbaren Umschlag zu seinem Scheck, Gemmas letzte Bemerkung völlig ignorierend, zog den Reißverschluss seiner Jacke so weit nach oben wie möglich und schlug seinen Kragen hoch. Die Hände tief in die Taschen seines Overalls vergraben machte er sich auf dem Weg zu seinem Truck. Es war verdammt kühl geworden, dabei war es gerade mal Herbst und der Wintereinbruch ließ noch auf sich warten.

Er war völlig erledigt, wollte heiß duschen, irgendwas warmes essen und dann nur noch schlafen. Es waren gleich mehrere neue Aufträge rein gekommen und Daryl, noch immer nicht wissend wo er anfangen sollte, war, wie so oft, der einzige Mechaniker vor Ort gewesen.

Da die Werkstatt niemand anderem gehörte als dem ortsansässigen Outlaw MC höchst selbst, war es für Daryl immer logisch gewesen das es nicht die laufenden Reparaturen waren die sein Gehalt finanzierten. Die Geldwäsche machte ihm auch keine Sorgen, er war immerhin mit krummen Geschäften aufgewachsen. Das Geld das Merle zu ihrem Lebensunterhalt beisteuerte, wenn es denn soweit kam, stammte noch immer aus irgendwelchen zwielichtigen Geschäften, meistens Drogen.
Aber er alleine für eine Werkstatt dieser Größenordnung? Unauffällig war anders.
War ihm grundsätzlich aber auch egal. Er wurde gut und außerdem pünktlich bezahlt, alles andere interessierte ihn nicht.

Als er eine Viertelstunde später vor dem Haus parkte und den Schlüssel abzog sprangen ihm direkt einige Bikes, darunter auch Merles Triumph Bonneville ins Auge die plakativ, beinahe provokant in der Auffahrt standen. Sein Bruder hatte sich fast drei Wochen nicht sehen lassen und Daryl ahnte nichts Gutes.

Im Hausflur schlug ihm ein Geruchsgemisch aus Schweiß, schalem Bier und Gras entgegen. Gedämpfter Heavy Metal und das schrille, offensichtlich falsche Lachen einer Frau drangen aus dem Wohnzimmer. Daryl rieb sich die müden Augen. Eines von Merles Saufgelagen passte ihm gerade gar nicht in den Kram.  
Er schaffte es unbemerkt ins Bad bevor er, geduscht und umgezogen, direkt in Merles Arme lief.

„Da bist du ja, hatte mich schon gefragt wann du endlich hier aufschlägst!“

Er legte einen Arm um Daryls Schulter und der Geruch von ungewaschener, verschwitzter Haut verschlug Daryl für einen Moment den Atem.

„Schwing' deinen Arsch da rein! Rauch' was Gutes! Samantha hat noch eine ihrer willigen Freundinnen mitgebracht. Höchste Zeit das du auch mal wieder einen wegsteckst kleiner Bruder!“

Merle grinste dreckig und zog Daryl mit in Richtung des verrauchten Wohnzimmers. Durch den schmalen Spalt der angelehnten Tür hatte Daryl einen guten Blick auf eine der beiden Gelegenheitsprostituierten die auf seiner Couch saßen und sich mit billigem Fusel volllaufen ließen. Wie alt sie sein mochte konnte Daryl nicht mal schätzen, vielleicht war sie in seinem Alter, vielleicht jünger, wer konnte das bei dem ungesunden Lebensstil und mit dem ganzen grellen Make Up schon sagen. Ihr ehemals blondes Haar wirkte aschfarben und war von ihr zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden worden. Von ihren Ohren baumelten zwei pinke XXL- Kreolen und ihre winzigen Brüste steckten in einem hautengen Leo-Minikleid aus dem ein paar blasse, knochige Beine in zu weiten, ausgerissenen Netzstrümpfen hervor kamen. Lila Lack-Pumps rundeten alles ab. Sie war sicher einmal sehr hübsch gewesen, aber welcher Stoff auch immer ihr Leben bestimmte, er zerrte offenbar an ihr. Sie wirkte müde, abgekämpft, ausgemergelt und ihre Haut schien beinahe grau zu schimmern. Ein lautes Würgen war zu hören und nur Sekunden später das unverkennbare Platschen von Erbrochenem auf dem Fußboden.

Daryl stöhnte genervt und wand sich aus Merles Umarmung. Was auch immer der Abend noch für ihn bereithalten mochte, er würde sicher nicht mit in dieses Wohnzimmer gehen und schon gar nicht würde er mit, oder noch schlimmer, in diesem Mädchen enden.

„Was ist los Daryl? Seit wann bist du so zart besaitet? Ich versprech' dir die Kleine lässt dich auch in nem vollgekotzten Zimmer noch ran!“

Daryl war das kurze Stück bis zu seinem Zimmer gegangen, hatte seine letzten Bargeldreserven an sich genommen und dann zusammen mit dem Zimmerschlüssel in der Innenseite seiner Jacke verstaut, die er sich eilig im Gehen über die Schultern zog.

„Wo willst du hin, hä, Brüderchen? Lässt du mich und die Lady jetzt echt hier sitzen?“

Daryl ignorierte ihn, ließ die Tür hinter sich geräuschvoll ins Schloss fallen und inhalierte tief die kalte, frische Abendluft.

Okay, er brauchte was wo er erst mal hin konnte, im besten Fall irgendwas wo er auch was zu essen bekam. Wie um seinen Hunger nochmal zu bestätigen knurrte sein Magen laut und in die Stille hinein und Daryl fluchte wütend.
Warum musste Merle seine scheiß Sauf- und Fickorgie ausgerechnet heute feiern? Dreckmist.
Er kramte in der Jacke nach seinen Zigaretten, fand seinen Gehaltsscheck, den Umschlag den Gemma ihm gegeben hatte und schließlich eine sehr mitgenommene Schachtel mit einer letzten, stark lädierten Zigarette. Drauf geschissen, für den Moment ausreichend.

Während er seinen Kippe rauchte gab er der Neugierde schließlich nach und öffnete den Umschlag auf dem in einer hübschen, sauberen Handschrift Name und die Anschrift seines Arbeitgebers sowie sein eigener Name stand.

Er runzelte verwirrt die Stirn.
Was sollte das denn? Reklame? Aber wieso hatte sein Name dann drauf gestanden? Ein doofer Witz vielleicht? Aber was sollte daran komisch sein?

In seinen Händen hielt er ein Streichholzbriefchen. Dunkelgrün gehalten, mit einem gelben, schwungvollen Schriftzug:

Hunting Ground

Gängige, allseits gern verteilte Werbung. Die Adresse auf der Rückseite verriet ihm das dieses Etablissement sich am äußersten Rand von Atlanta befinden musste, soweit weg von der Innenstadt das es sich schon fast um einen Außenbezirk handeln musste. Er schätzte er bräuchte so etwa 40 Minuten, jetzt bei mäßigem Verkehr vielleicht weniger. Als er sich das kleine Pappbriefchen noch genauer ansah entdeckte er etwas das ihm zuvor nicht ins Auge gefallen war. Mit Kugelschreiber, der von dem dunkelgrün des Papiers beinahe völlig geschluckt worden war, stand dort in der gleichen sauberen Handschrift wie auf dem Umschlag ein einziger Satz. Daryl las in zwei Mal, ließ sich Zeit zu begreifen was genau dort stand und was es vermeintlich zu bedeuten hatte. Schließlich grinste er amüsiert und startete seinen Wagen.
Falls er daneben lag konnte er im Hunting Ground mit Sicherheit was Anständiges essen und wäre nicht völlig umsonst gefahren. Falls er Recht behielt, nun ja, er selbst würde es weniger ordinär ausdrücken aber ganz daneben hatte Merle vielleicht nicht gelegen.

„Höchste Zeit das du auch mal wieder einen wegsteckst kleiner Bruder!"

(…)

Liz stellte das letzte Bier von ihrem Tablett auf dem Tisch vor ihr ab.

„...und eins für dich Donny. Prost Jungs!“

Das Basketballteam einer der hiesigen Banken hatte einen, wie ihr mehrmals versichert wurde, denkwürdigen Sieg eingefahren und feierte sich jetzt mit Bier und Pizza nach allen Regeln der Kunst selber. Liz hatte die insgesamt 14 Mann starke, sympathische Truppe bereits kennen lernen dürfen und freute sich insgeheim immer auf die Mittwochabende wenn sie ihr Training bei Freddy ausklingen ließen.

Besagter Donny legte einen Arm um Liz Hüfte und zog sie näher zu sich.

„Liz mein Täubchen, wann wirst du mich endlich von meinem Leiden erlösen und mit mir essen gehen?“

Einer seiner Kollegen drosch von hinten auf seine Schulter und grölte ihm lachend ins Ohr:

„Wenn die Hölle zu friert Donny! Unsere Lizzy ist einen Nummer zu groß für dich Kumpel.“

Donny stimmte in das Lachen mit ein und Liz schickte ein kleines Verschwörerlächeln in seine Richtung eher sie sich wieder hinter den Tresen stellte. Dieser kleine, harmlose Flirt mit Donny war so eine Art Running Gag zwischen ihnen und Liz mochte es irgendwie total.

Freddy, der seine Stammgäste ebenfalls recht gut kannte, zapfte bereits die nächste Runde vor.

„Sind gut drauf heute die Jungs, hm?“

„Blendend! Ich wünschte alle Gäste wären so.“

„Bloß nicht. Guck dich mal um Kleine, wir haben jetzt schon Testosteron-Überschuss.“

Das stimmte allerdings, es war zwar noch früh, 20 Uhr war gerade durch, aber bisher suchte man weibliche Gäste vergebens. Fairerweise gilt zu erwähnen das das Hunting Ground immer eher männerdominiert war.
Liz kümmerte sich gerade um eine größere Getränkebestellung an einem der anderen Tische als vor ihr auf den Tresen, direkt in ihr Sichtfeld, ein kleines Streichholzbriefchen gelegt wurde. Nicht irgendeines, sondern IHR Streichholzbriefchen. Sie hob den Blick und sah direkt in Daryls Gesicht.

(…)

Liz sah in stumm an und Daryl setzte sich, höchst amüsiert wie es schien, auf den Hocker direkt vor ihr.

Keiner von ihnen sagte ein Wort, aber Liz verfing sich einmal mehr in seinem Blick, glaubte in dem schokoladenbraun seiner Augen zu versinken. Ihr Mund wurde trocken und sie beobachtete wie er das Briefchen wieder zwischen die Finger nahm.

„Die Ecke stimmt, wirst du mich denn auch finden? L“

Las Daryl die neue Fassung seiner eigenen Worte vor.  „Clever.“

Liz, lächelte ihn an.

„Danke.“

Daryl deutete mit der Hand einmal um sich herum.

„Seit wann arbeitest du hier?“

Liz musste ehrlich kurz überlegen.

„Seit etwa drei Wochen. Ich wohn jetzt in der Nähe. In Sandy Springs genau genommen. Zusammen mit meinem Bruder und unserer Mutter.“

Daryl ließ ihre Worte auf sich wirken.

„Du wohnst jetzt hier, verstehe.“ Er machte eine kurze Pause eher er fortfuhr. „Und Havard?“

Liz wollte nicht ausgerechnet mit ihm wieder darüber sprechen, es gehörte nicht hier her.

„Wir haben uns getrennt.“, witzelte sie. „Wie siehts aus? Hast du Hunger?“

(…)

Liz wusste gar nicht so recht was sie erwartet hatte. Sie hatte ihm ja fürs erste nur zu verstehen geben wollen das sie hier war, in der Nähe, erreichbar. Das er dann direkt vor ihr saß, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Sie beobachtet wie er sich mit dem alles vernichtenden Appetit eines hungrigen Wolfes über seinen Burger hermachte und fragte sich was sie als nächstes tun sollte.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr das sie beinahe am Ende ihrer Schicht angelangt war. Zwar arbeitete sie Freitagabends theoretisch bis Freddy sich entschloss die Schotten dicht zu machen aber ihre Kollegin Susanna hatte fast darum gebettelt sie ablösen zu dürfen. Sie und ihr Freund sparten auf einen One-Way-Flug nach Europa und kämpfte praktisch um jeden Extra-Dollar.

Ob sie mit Daryl bleiben sollte? Freddy gab super Mitarbeiter Rabatt, aber würde sie sich unter den Blicken ihres Chefs und ihrer Kollegin nicht sehr beobachtet fühlen? Zumal alle Stammkunden sie ja ebenfalls im Blick hätten und die ging das ja nun wirklich gar nichts an.
Aber wohin dann? Mit nach Hause? Auf keinen Fall! Es gab Dinge die mussten Tessa und Jamie nicht wissen, zumindest nicht gleich! Super, jetzt saß er hier, war praktisch auf ihre ausdrückliche Einladung her gekommen und sie wusste nichts mit der Situation anzufangen.

Daryl schob den leeren Teller zur Seite, stand von seinem Hocker auf und verschwand in Richtung der Herrentoiletten.

„Gleich zurück“, nuschelte er noch.

Ihr Basketballteam winkte sie wild gestikulierend zu sich rüber. Liz schmunzelte. Na wenigstens würde sie in der Zwischenzeit keine Langeweile bekommen.

„Meine wundervolle, bildschöne, unvergleichliche Lizzy! Da bist du ja wieder!“

Donny zog sie ein Stück zu sich herunter, so das sie auf der Armlehne seines Stuhl zum sitzen kam.
Er hatte in der Zwischenzeit offensichtlich bei Freddy fröhlich weiter getrunken denn seine Aussprache wurde langsam undeutlich und seine Wangen leuchteten rot.

„Hab ich dir gefehlt da vorne hinter deiner Bar?“

Liz musste lachen. Sie mochte den Kerl einfach. Egal wie betrunken er wurde, er berührte sie nie auf unangemessene Art und Weise und verlor niemals aus den Augen das es sich bei allem was sie taten nur um ein Spiel handelte. Ein Spielchen, ein kleiner Gag an dem sie beide Spaß hatten.

„Das weißt du doch Donny. Was meinst du soll ich dir langsam mal ein Taxi rufen?“

„Ne, Liebchen. Ich geh' noch nicht nach Hause! Die Nacht ist noch jung und wir wollen gleich noch weiter ziehen! Wie schauts, willst du mit?“

Liz schüttelte schmunzelnd den Kopf und nahm dann die Bestellung der übrigen Hobbysportler auf.

„Du fehlst mir jetzt schon, Schatz. Komm' schnell zurück!“, rief Donny ihr hinterher.

Daryl saß wieder auf seinem Platz. Sie lächelte immer noch als sie ihn wieder ansah. Daryls grimmiger Gesichtsausdruck ließ das Lächeln auf ihrem Gesicht allerdings erstarren.

„Treibst du es mit dem zufällig auch? Warst du deswegen so überrascht mich zu sehen? Passte nicht so in deinen Zeitplan?“

Für einen Moment glaubte Liz sich verhört zu haben.

„Sag' mal hast du sie noch alle?“

„Du bekommst kaum ein Wort raus und noch bevor ich ganz weg bin bist du „Miss-Flirty-2002“ oder was? Verarschen kann ich mich echt alleine Liz!“

Daryl wühlte in seiner Jacke, suchte offensichtlich sein Geld, wollte gehen. Liz konnte die ganze Situation nur schwer begreifen. Er musste doch verstehen das das ein Gag war, ein Flirt, nichts ernstes. Er benahm sich beinahe als wäre er eifersüchtig. Konnte das sein?

Sie griff über den Tresen und legte die Hand beruhigend auf seinen Unterarm. Diese kleine, unscheinbare Berührung jagte eine Reihe kleiner Schauer durch ihren Körper. Er heftete seine Augen auf ihr Gesicht, sein Arm drehte sich unter ihrer Hand so das ihr Unterarm in seiner Handfläche zum liegen kam. Sein Daumen malte kleine  Kreise auf ihrer Haut.

„Donny ist ein Gast mit dem ich mich gut verstehe und es ist Spaß. Nichts weiter.“

Sie ließ ihn los, konnte noch immer das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut spüren. Sie musste hart schlucken als sie daran dachte wo und wie seine Hände sie bereits berührt hatten und ehe sie sich in eine peinliche Situation bringen konnte rauschte Susanna durch die Eingangstür, an Daryl vorbei, neben sie hinter die Bar.

„Liz, da bin ich! Danke das ich die Schicht zu ende arbeiten darf, ich schick dir eine Postkarte aus Paris sobald ich es hin geschafft habe! Bye Bye und schönen Abend!“
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