Prolog zur Apokalypse
von JuSto88
Kurzbeschreibung
*Startet 8 Jahre vor Serienbeginn* Liz, 22., hat alles, einschließlich einem Plan für die Zukunft. Schade nur das es nicht ihr eigener ist...
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
Daryl Dixon
Merle Dixon
OC (Own Character)
31.10.2022
23.05.2023
38
59.905
12
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24.01.2023
1.599
Liz saß neben Tessa in deren Wagen und sah die Landschaft vorm Fenster an sich vorbeiziehen. Die Sonne schien, es war praktisch keine Wolke am Himmel und es versprach ein schöner Tag zu werden. Bisher war ihre Unterhaltung eher sporadisch ausgefallen, ihre Mutter hing wohl auch den eigenen Gedanken nach.
Liz versuchte irgendeinen klaren Gedanken zu fassen aber es wollte ihr nicht gelingen. Die ganze Tragweite dessen was sie heute erfahren hatte, was sie heute erlebt hatte und nicht zuletzt die Konsequenzen ihres eigenen Handelns wurden ihr ganz allmählich bewusst. Die immer gleichen Fragen schossen durch ihren Kopf.
Mochte sie Medizin überhaupt? Wollte sie wirklich in Boston sein?
Wenn sie weiter machen wollte, wo nahm sie das Geld her?
Was konnte sie was Geld einbringen würde? Konnte sie überhaupt irgendwas jenseits ihrer Bücher? Würde sie bei Tessa wohnen bleiben können oder brauchte sie auch noch eine Wohnung?
Wohnung! Wie war das eigentlich mit dem kündigen von Zimmern in Studentenwohnheimen?
Und über all dem thronte sie Frage ob sie für ihren Vater immer nur eine Investition gewesen war. Ob er Jamie und sie jemals geliebt hatte oder sie nur sein Projekt gewesen waren. Sein Beitrag für die Johnson-Familienchronik.
Sie seufzte und lehnte ihren Kopf an die Scheibe der Beifahrertür.
„Ein Penny für deine Gedanken.“
„Ich bekomm gar keinen richtigen Gedanken zusammen.“
„Liz, das ist heute alles sehr viel für dich gewesen und ich kann mir nur vorstellen was dir gerade alles durch den Kopf geht, aber ich möchte das du weißt, na ja, ich bin da. Okay?"
„Danke. Ich glaube...“
Sie stockte, hatte Angst davor was es mit ihr machen würde wenn sie es laut aussprach. Dann wurde es wahr, dann würde davor weglaufen sinnlos werden.
„Ich glaube ich möchte mein Studium vorerst auf Eis legen. Was ich da vorhin sagte, das ich alles nur für James getan habe, das ist leider wahr. Ich hab' niemals darüber nachgedacht ob ich überhaupt Ärztin werden will, weil das festgestanden hat. Schon immer. Ich muss jetzt erstmal rausfinden ob Medizin nur seine Leidenschaft ist oder tatsächlich auch meine eigene."
Tessa nickte verständnisvoll.
„Klingt doch sinnig.“
Sie schenkte Liz ein Lächeln und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.
„Aber eines muss ich dir sagen Bienchen, wenn wir auf unbestimmte Zeit eine Mädchen-WG gründen wollen, was mich unglaublich freuen würde, wirst du dir einen Job suchen müssen, ich verfüge leider nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel, ich bin nicht dein Vater.“
Liz schnalzte mit der Zunge.
„Na dem Himmel sei dank bist du das nicht.“
(…)
Liz' Reaktion auf das kleine, teils in die Jahre gekommene Häuschen ihrer Urgroßmutter war anders ausgefallen als Tessa erwartet hatte.
Sie machte sich keine falschen Vorstellungen, mit Johnson-Manor konnte sie natürlich nicht mithalten. Es war alles etwas klein, teils ungünstig geschnitten und es gab nur ein Badezimmer das Wanne statt Dusche hatte. Die Renovierung, an der sie sich in ihrer Freizeit immer wenn sie Zeit fand selbst versuchte, war noch nicht abgeschlossen, somit waren die zwei Schlafzimmer im obersten Stock noch immer nicht bewohnbar und voll gestellt mit Farbeimern, Tapeten und allem was sonst noch gebraucht wurde.
Liz war von Raum zu Raum gegangen und die Menge der Kinderfotos hatte sie überrascht.
Jamie und sie beim Schneemann bauen, mit ihrer Torte zum vierten Geburtstag, in Badesachen vorm 3m Brett, mit Schultüte am ersten Schultag.
Sie waren überall.
Keines auf denen sie älter waren als 13. Kein Schulball, kein Führerschein, kein erster Tag am College. Liz spürte wie sich ihre Brust zusammen zog und ihr die Tränen in die Augen stiegen. Zwischen den Fotografien hingen vielen bunten Bilder mit wildem Gekritzel, windschiefen Häusern und unproportionalen Männchen. Liz fuhr einige der Linien mit ihren Fingern nach und las die etwas krakelige Widmung darunter:
Für Mommy von Liz. Happy Birthday, ich hab dich lieb!
Sie fuhr sich mit ihrem Ärmel über die Augen, versuchte über ihre plötzlich hereinbrechenden Emotionen Herr zu werden.
Tessa die ein Stück hinter ihr gegangen war, zog sich in die kleine Küche zurück, ließ Liz ein wenig mehr Raum. Es gab viel zu verdauen, Neues zu verstehen und Liz würde von selbst kommen wenn sie dies wollte.
Sie schaute durch das Küchenfenster in den Garten. Ihr nächstes Projekt.
Er war unverhältnismäßig groß, der Rasen glich eher einer wilden Wiese und blühte im Frühling und Sommer in den schönsten Farben die die Natur zu bieten hatte. Darauf standen Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumenbäume wild durcheinander. Dank der jahrelang herrschenden Anarchie streckten sie ihre starken Äste in alle Richtungen. Klare Strukturen, angelegte Beete oder ähnliches suchte man vergebens.
„Wahnsinn, was für ein Dschungel.“
Tessa hatte Liz nicht hereinkommen hören, aber ihre Tochter schien sich gefangen zu haben und stellte sich neben sie. Sie wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzten als Liz auch schon weiter sprach.
„Können wir den genauso lassen? Im Sommer einen Satz Liegestühle rein und fertig?!“
Tessa schmunzelte.
„Sie überraschen mich Miss Johnson.“
„Stets zu Diensten Miss Miller.“
Sie schwiegen einen Moment einträchtig, schließlich sagte Liz, ohne dabei den Blick vom satten Grün vor ihren Augen abzuwenden:
„Es gefällt mir sehr Mom. Ich fühl mich wohl hier.“
*
Liz hatte gleich an ihrem ersten Tag in Sandy Springs Nägel mit Köpfen gemacht und sich ans Telefon gehängt.
Boston hatte sie ihre neue Situation erklärt. Die höfliche Dame am Telefon informierte sie darüber das man bereits im Bilde wäre. Dr. Johnson hätte zu Kenntnis gegeben das er die Zahlungen an die Universität zum nächsten Semester einstellen würde. Somit blieben ihr jetzt noch drei Monate. Sollte sie wünschen das Studium fortzusetzen würde sie spätestens dann zahlen müssen. Ihr Zimmer im Wohnheim bliebe ihr ebenfalls solange, immerhin sei die Miete beglichen worden.
Das Semester, und somit ihre bisherige Arbeit war ohnehin verloren. Sie würde zu viele Pflichtveranstaltungen und die erstens Zwischenprüfungen verpassen. Sollte sie sich entscheiden ihr Studium fort zusetzten würde sie wieder bei Null anfangen müssen. Liz war es egal.
Einer glücklichen Sally hatte sie eröffnet das sie auf unbestimmte Zeit erst mal bei ihrer Mutter unterkommen würde.
„Lizzy, das ist ja fast wie früher! Wie schön ich freu' mich!
Das müssen wir mit ein paar Cocktails im „Hunting Ground“ feiern!“
„Sobald ich wieder flüssig bin gerne. Aber im Moment habe ich ein anderes Attentat auf dich vor.“
„Ach Quatsch! Ich bezahle natürlich zur Feier des Tages! Und jetzt, erzähl'! Was kann ich tun?“
*
Evelyn war nicht überrascht Liz am Apparat zu haben. Wahrscheinlich hatte James ihr seine Sicht der Dinge in allen nur denkbaren Fassetten dargelegt. Das sie trotzdem bereit war mir ihr zu sprechen, erschien Liz wie ein gutes Zeichen. Ihre Stiefmutter hatte zwar in den letzten Tagen viel an Sympathie eingebüßt und war in Liz' Achtung erheblich gesunken, dennoch schien sie Liz' letzte Verbündete hinter den feindlichen Linien. Sie erklärte ich kurz und knapp das ihre Freundin Sally Collins am frühen Abend des übernächsten Tages, vor Dr. Johnsons Heimkehr, an der Auffahrt auf sie warten und einige ihrer Sachen abholen würde. Evelyn versprach soviel der, in ihrem Elternhaus verbliebenen, Klamotten zusammen zu packen.
„Ich wollte es euch sagen.“
Murmelte sie, flüsterte es beinahe, in den Hörer, als Liz schon im Begriff war aufzulegen.
„Wie bitte?“
„Ich wollte euch sagen wie lange das mit James und mir schon ging. Ihr wart ja keine kleinen Kinder mehr. Aber euer Vater wollte das nicht. Er war da sehr deutlich.“
Sie klang bedrückt und sehr traurig.
„Evelyn hat er dir was getan?“
„Du meinst körperlich? Nein, niemals. Er hält so was für Schwäche, aber, nun ja, du kennst ihn ja...“
Liz seufzte.
„Ich glaube ich lerne ihn gerade erst richtig kennen.“
*
Ihr letztes Telefonat galt Jamie.
Er zeigte sich wie erwartet begeistert darüber das sie ihrem Vater die Meinung gesagt und Havard, zumindest vorerst, über den Haufen geworfen hatte.
Als Liz ihm von Tessa erzählte wurde er ruhig und sehr einsilbig. Liz verstand das nur zu gut. Ihn hatte die plötzliche Abwesenheit ihrer Mutter damals noch mehr getroffen als sie. Er hatte lange gebraucht um die neue Situation zu akzeptieren, hatte Evelyn anfangs als Eindringling und Störfaktor empfunden und ihr nur sehr langsam einen festen Platz in seinem Zuhause zugestanden. Über Tessa hatte er jahrelangen kein Wort verloren und wenn er es doch musste trieften seine Worte vor Verachtung und tiefer Enttäuschung. Jetzt zu erfahren das sie auch nur ein Opfer der Umstände war, das sie ihrer psychischen und physischen Gesundheit zur Liebe hatte wählen müssen und das es ihr eigener Vater gewesen war der sie hatte wählen lassen musste ihn noch härter treffen als Liz.
Er schwieg lange Zeit. Mehrmals schien er etwas sagen zu wollen, fand dann aber doch keine Worte. Schließlich sagte er schlicht:
„Trish, danke für den Anruf, ich muss los!“
Dann war nur noch das Freizeichen zu hören. Liz hatten den Hörer in ihrer Hand nur ungläubig angesehen. Ein Telefonat so abrupt zu beenden sah ihm nicht ähnlich, selbst in dieser Situation nicht.
*
Zwei Tage später
Die antike Türglocke läutete als Liz und Tessa gerade alte Tapeten von den Wänden in einem der beiden oberen Zimmer abrissen. Beim Klang der altersschwachen Klingel ließ Liz augenblicklich ihren Spachtel fallen und ein breites, strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
„Das ist Sally!“
Sie hastete in einem halsbrecherischen Tempo die steile Holztreppe herunter und spürte wie die Vorfreude sie noch schneller werden ließ.
Sie öffnete die altmodische, mit buntem Glas verzierte Haustür und ihre Gesichtszüge drohten ihr zu entgleiten.
Da stand Sally, wie erwartet, breit strahlend, mit zwei gewaltigen Koffern. Gleich neben ihr, nicht minder schwer bepackt stand...
„Jamie!“
Wieder einmal fiel sie ihrem Bruder um den Hals.
„Frisch exmatrikuliert und bereit Sandy Springs zu rocken Baby!“
Liz versuchte irgendeinen klaren Gedanken zu fassen aber es wollte ihr nicht gelingen. Die ganze Tragweite dessen was sie heute erfahren hatte, was sie heute erlebt hatte und nicht zuletzt die Konsequenzen ihres eigenen Handelns wurden ihr ganz allmählich bewusst. Die immer gleichen Fragen schossen durch ihren Kopf.
Mochte sie Medizin überhaupt? Wollte sie wirklich in Boston sein?
Wenn sie weiter machen wollte, wo nahm sie das Geld her?
Was konnte sie was Geld einbringen würde? Konnte sie überhaupt irgendwas jenseits ihrer Bücher? Würde sie bei Tessa wohnen bleiben können oder brauchte sie auch noch eine Wohnung?
Wohnung! Wie war das eigentlich mit dem kündigen von Zimmern in Studentenwohnheimen?
Und über all dem thronte sie Frage ob sie für ihren Vater immer nur eine Investition gewesen war. Ob er Jamie und sie jemals geliebt hatte oder sie nur sein Projekt gewesen waren. Sein Beitrag für die Johnson-Familienchronik.
Sie seufzte und lehnte ihren Kopf an die Scheibe der Beifahrertür.
„Ein Penny für deine Gedanken.“
„Ich bekomm gar keinen richtigen Gedanken zusammen.“
„Liz, das ist heute alles sehr viel für dich gewesen und ich kann mir nur vorstellen was dir gerade alles durch den Kopf geht, aber ich möchte das du weißt, na ja, ich bin da. Okay?"
„Danke. Ich glaube...“
Sie stockte, hatte Angst davor was es mit ihr machen würde wenn sie es laut aussprach. Dann wurde es wahr, dann würde davor weglaufen sinnlos werden.
„Ich glaube ich möchte mein Studium vorerst auf Eis legen. Was ich da vorhin sagte, das ich alles nur für James getan habe, das ist leider wahr. Ich hab' niemals darüber nachgedacht ob ich überhaupt Ärztin werden will, weil das festgestanden hat. Schon immer. Ich muss jetzt erstmal rausfinden ob Medizin nur seine Leidenschaft ist oder tatsächlich auch meine eigene."
Tessa nickte verständnisvoll.
„Klingt doch sinnig.“
Sie schenkte Liz ein Lächeln und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.
„Aber eines muss ich dir sagen Bienchen, wenn wir auf unbestimmte Zeit eine Mädchen-WG gründen wollen, was mich unglaublich freuen würde, wirst du dir einen Job suchen müssen, ich verfüge leider nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel, ich bin nicht dein Vater.“
Liz schnalzte mit der Zunge.
„Na dem Himmel sei dank bist du das nicht.“
(…)
Liz' Reaktion auf das kleine, teils in die Jahre gekommene Häuschen ihrer Urgroßmutter war anders ausgefallen als Tessa erwartet hatte.
Sie machte sich keine falschen Vorstellungen, mit Johnson-Manor konnte sie natürlich nicht mithalten. Es war alles etwas klein, teils ungünstig geschnitten und es gab nur ein Badezimmer das Wanne statt Dusche hatte. Die Renovierung, an der sie sich in ihrer Freizeit immer wenn sie Zeit fand selbst versuchte, war noch nicht abgeschlossen, somit waren die zwei Schlafzimmer im obersten Stock noch immer nicht bewohnbar und voll gestellt mit Farbeimern, Tapeten und allem was sonst noch gebraucht wurde.
Liz war von Raum zu Raum gegangen und die Menge der Kinderfotos hatte sie überrascht.
Jamie und sie beim Schneemann bauen, mit ihrer Torte zum vierten Geburtstag, in Badesachen vorm 3m Brett, mit Schultüte am ersten Schultag.
Sie waren überall.
Keines auf denen sie älter waren als 13. Kein Schulball, kein Führerschein, kein erster Tag am College. Liz spürte wie sich ihre Brust zusammen zog und ihr die Tränen in die Augen stiegen. Zwischen den Fotografien hingen vielen bunten Bilder mit wildem Gekritzel, windschiefen Häusern und unproportionalen Männchen. Liz fuhr einige der Linien mit ihren Fingern nach und las die etwas krakelige Widmung darunter:
Für Mommy von Liz. Happy Birthday, ich hab dich lieb!
Sie fuhr sich mit ihrem Ärmel über die Augen, versuchte über ihre plötzlich hereinbrechenden Emotionen Herr zu werden.
Tessa die ein Stück hinter ihr gegangen war, zog sich in die kleine Küche zurück, ließ Liz ein wenig mehr Raum. Es gab viel zu verdauen, Neues zu verstehen und Liz würde von selbst kommen wenn sie dies wollte.
Sie schaute durch das Küchenfenster in den Garten. Ihr nächstes Projekt.
Er war unverhältnismäßig groß, der Rasen glich eher einer wilden Wiese und blühte im Frühling und Sommer in den schönsten Farben die die Natur zu bieten hatte. Darauf standen Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumenbäume wild durcheinander. Dank der jahrelang herrschenden Anarchie streckten sie ihre starken Äste in alle Richtungen. Klare Strukturen, angelegte Beete oder ähnliches suchte man vergebens.
„Wahnsinn, was für ein Dschungel.“
Tessa hatte Liz nicht hereinkommen hören, aber ihre Tochter schien sich gefangen zu haben und stellte sich neben sie. Sie wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzten als Liz auch schon weiter sprach.
„Können wir den genauso lassen? Im Sommer einen Satz Liegestühle rein und fertig?!“
Tessa schmunzelte.
„Sie überraschen mich Miss Johnson.“
„Stets zu Diensten Miss Miller.“
Sie schwiegen einen Moment einträchtig, schließlich sagte Liz, ohne dabei den Blick vom satten Grün vor ihren Augen abzuwenden:
„Es gefällt mir sehr Mom. Ich fühl mich wohl hier.“
*
Liz hatte gleich an ihrem ersten Tag in Sandy Springs Nägel mit Köpfen gemacht und sich ans Telefon gehängt.
Boston hatte sie ihre neue Situation erklärt. Die höfliche Dame am Telefon informierte sie darüber das man bereits im Bilde wäre. Dr. Johnson hätte zu Kenntnis gegeben das er die Zahlungen an die Universität zum nächsten Semester einstellen würde. Somit blieben ihr jetzt noch drei Monate. Sollte sie wünschen das Studium fortzusetzen würde sie spätestens dann zahlen müssen. Ihr Zimmer im Wohnheim bliebe ihr ebenfalls solange, immerhin sei die Miete beglichen worden.
Das Semester, und somit ihre bisherige Arbeit war ohnehin verloren. Sie würde zu viele Pflichtveranstaltungen und die erstens Zwischenprüfungen verpassen. Sollte sie sich entscheiden ihr Studium fort zusetzten würde sie wieder bei Null anfangen müssen. Liz war es egal.
Einer glücklichen Sally hatte sie eröffnet das sie auf unbestimmte Zeit erst mal bei ihrer Mutter unterkommen würde.
„Lizzy, das ist ja fast wie früher! Wie schön ich freu' mich!
Das müssen wir mit ein paar Cocktails im „Hunting Ground“ feiern!“
„Sobald ich wieder flüssig bin gerne. Aber im Moment habe ich ein anderes Attentat auf dich vor.“
„Ach Quatsch! Ich bezahle natürlich zur Feier des Tages! Und jetzt, erzähl'! Was kann ich tun?“
*
Evelyn war nicht überrascht Liz am Apparat zu haben. Wahrscheinlich hatte James ihr seine Sicht der Dinge in allen nur denkbaren Fassetten dargelegt. Das sie trotzdem bereit war mir ihr zu sprechen, erschien Liz wie ein gutes Zeichen. Ihre Stiefmutter hatte zwar in den letzten Tagen viel an Sympathie eingebüßt und war in Liz' Achtung erheblich gesunken, dennoch schien sie Liz' letzte Verbündete hinter den feindlichen Linien. Sie erklärte ich kurz und knapp das ihre Freundin Sally Collins am frühen Abend des übernächsten Tages, vor Dr. Johnsons Heimkehr, an der Auffahrt auf sie warten und einige ihrer Sachen abholen würde. Evelyn versprach soviel der, in ihrem Elternhaus verbliebenen, Klamotten zusammen zu packen.
„Ich wollte es euch sagen.“
Murmelte sie, flüsterte es beinahe, in den Hörer, als Liz schon im Begriff war aufzulegen.
„Wie bitte?“
„Ich wollte euch sagen wie lange das mit James und mir schon ging. Ihr wart ja keine kleinen Kinder mehr. Aber euer Vater wollte das nicht. Er war da sehr deutlich.“
Sie klang bedrückt und sehr traurig.
„Evelyn hat er dir was getan?“
„Du meinst körperlich? Nein, niemals. Er hält so was für Schwäche, aber, nun ja, du kennst ihn ja...“
Liz seufzte.
„Ich glaube ich lerne ihn gerade erst richtig kennen.“
*
Ihr letztes Telefonat galt Jamie.
Er zeigte sich wie erwartet begeistert darüber das sie ihrem Vater die Meinung gesagt und Havard, zumindest vorerst, über den Haufen geworfen hatte.
Als Liz ihm von Tessa erzählte wurde er ruhig und sehr einsilbig. Liz verstand das nur zu gut. Ihn hatte die plötzliche Abwesenheit ihrer Mutter damals noch mehr getroffen als sie. Er hatte lange gebraucht um die neue Situation zu akzeptieren, hatte Evelyn anfangs als Eindringling und Störfaktor empfunden und ihr nur sehr langsam einen festen Platz in seinem Zuhause zugestanden. Über Tessa hatte er jahrelangen kein Wort verloren und wenn er es doch musste trieften seine Worte vor Verachtung und tiefer Enttäuschung. Jetzt zu erfahren das sie auch nur ein Opfer der Umstände war, das sie ihrer psychischen und physischen Gesundheit zur Liebe hatte wählen müssen und das es ihr eigener Vater gewesen war der sie hatte wählen lassen musste ihn noch härter treffen als Liz.
Er schwieg lange Zeit. Mehrmals schien er etwas sagen zu wollen, fand dann aber doch keine Worte. Schließlich sagte er schlicht:
„Trish, danke für den Anruf, ich muss los!“
Dann war nur noch das Freizeichen zu hören. Liz hatten den Hörer in ihrer Hand nur ungläubig angesehen. Ein Telefonat so abrupt zu beenden sah ihm nicht ähnlich, selbst in dieser Situation nicht.
*
Zwei Tage später
Die antike Türglocke läutete als Liz und Tessa gerade alte Tapeten von den Wänden in einem der beiden oberen Zimmer abrissen. Beim Klang der altersschwachen Klingel ließ Liz augenblicklich ihren Spachtel fallen und ein breites, strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
„Das ist Sally!“
Sie hastete in einem halsbrecherischen Tempo die steile Holztreppe herunter und spürte wie die Vorfreude sie noch schneller werden ließ.
Sie öffnete die altmodische, mit buntem Glas verzierte Haustür und ihre Gesichtszüge drohten ihr zu entgleiten.
Da stand Sally, wie erwartet, breit strahlend, mit zwei gewaltigen Koffern. Gleich neben ihr, nicht minder schwer bepackt stand...
„Jamie!“
Wieder einmal fiel sie ihrem Bruder um den Hals.
„Frisch exmatrikuliert und bereit Sandy Springs zu rocken Baby!“
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