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Forest Life Academy 1

von Tierliebe
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft / P12 / Het
OC (Own Character)
15.10.2022
03.07.2023
42
34.433
10
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Dieses Kapitel
1 Review
 
22.11.2022 755
 
Zoe PoV

Wir blieben noch eine Weile in der Höhle hinter dem Wasserfall und lenkten uns von der Drohung ab. Irgendwann schlug Jo vor: „Wir sollten uns beeilen. Sonst verpassen wir nicht nur das Abendessen, sondern auch Astronomie!“ Wir befolgte seinen Rat und rannten schnell zum dicken Baum, von dem der Geruch nach gebratenem Fleisch und Gemüselasagne zu uns herunter wehte. Das Essen, das unsere Köchin Frau Meier , ein Wanderfalke, für uns fabrizierte, war echt köstlich. Auch dieses Mal erwähnten wir Herr Müller mit keinem Wort. Stattdessen fragten wir uns, was wir wohl in Astronomie machen würden. Wir dachten, es würde etwas mit Karten beschriften zu tun haben. Beispielsweise, wo in der heutigen Nacht  die Venus zu sehen war. Etwa eine halbe Stunde später fanden wir heraus, dass es mit Karten rein gar nichts zutun hatte.

Frau Winkler, meine neue Lieblingslehrerin, begann den Unterricht, kaum hatte sie die Plattform betreten. Der Baum, auf dem wir uns befanden, stand etwas abseits, so dass man einen guten Blick auf den Nachthimmel hatte. Neben dem hölzernen Geländer waren einige Teleskope untergebracht. Sie wurden von einer wasserdichten Plane abgedeckt.
Wir hatten großes Glück. Es war eine wolkenlose Nacht und die Sterne funkelten über unseren Köpfen. Es war wunderschön. Ich hatte solche Nächte schon öfter erlebt, aber im Himalaya hatte ich nie einen so guten Blick gehabt.

Frau Winkler verkündete fröhlich: „Ist es nicht eine wunderbare Nacht? Wir beginnen heute mit einer zehnminütigen Entspannung. War es nicht anstrengend, in eurer ersten Woche? Eben. Deshalb legt euch jetzt auf die Matten, die im Schrank untergebracht sind, und lasst die Sterne auf euch wirken. Ich bitte um völlige Stille!“ Ohne zu zögern holten wir uns ebendiese Matten und entspannten uns. Keiner sagte ein Wort. Während wir alle die Sterne beobachteten viel mir ein, was meine Mutter mir stets gesagt hatte: „Hier wirst du den Nachthimmel nie richtig sehen, doch das brauchst du auch gar nicht, solange du weißt, dass es nicht nur die Sterne von dort oben über dich wachen! Auch deine verstorbenen Freunde und Verwandte haben von dort aus immer ein Auge auf dich. Egal, wo du bist. Sie sind immer bei dir und behüten dich. Und eines Tages werden auch du und ich von dort über deine Kinder wachen.“ Die Menschen dachten nie darüber nach, ob auch die Tiere vielleicht einen Glauben hatten. Wir Schneeleoparden auf jeden Fall. Meine Artgenossen fanden zwar, dass es ganz sicher keinen Gott gab, oder gar jemanden, der Wasser in Wein verwandeln konnte, aber sie glaubten, dass jedes verstorbene Lebewesen über die Lebenden wacht. Egal ob Jäger oder Gejagte, in den Bergen waren wir alle gleich. Ob wir das erste Jahr unseres Lebens schafften, war immer ungewiss.
Ein Tier konnte in seinen besten Tagen sterben. Egal ob durch Jäger, Hunger oder ein Absturz. Von den steilen Felswänden stürzten viele Tiere, sogar die erfahrenen Lebewesen.
Durch diese Gefahren zeigten auch Beutegreifer Respekt gegenüber ihrer Beute. Schneeleoparden jagen alle Altersklassen, aber ich wusste noch, dass ich bei meiner ersten Jagd ein sehr altes Bergziegenmännchen erwischte. Damals hatte ich Schuldgefühle, aber meine Mutter erklärte mir, dass dieses Tier schon viele Jahre gelebt hatte. Es hätte den nächsten Winter nicht überlebt und wäre viel qualvoller gestorben. Dann dankten wir unseren Vorfahren für diese Beute, wie es üblich war.

Durch Frau Winklers Stimme wurde ich schließlich aus meinen Gedanken gerissen. Sorry, aber die zehn Minuten sind leider um. Nun werde ich anfangen euch zu erklären, wie man nach den Sternen navigiert!“, meinte sie. Auch das hatte meine Mutter mir beigebracht. „Weiß jemand von euch, wie der Stern heißt, an dem man sich hauptsächlich orientiert?“, fragte Frau Winkler. Nun konnte ich nur hoffen, das Menschen und Schneeleopard auf den gleichen Stern achten. Ich hob die Hand und Frau Winkler nickte mir lächelnd zu. „Nordstern oder auch Polarstern“, sagte ich vorsichtig. „Richtig!“
So ging es weiter und eine Stunde später wurden wir dann entlassen.

„Du hast mir zwar erzählt, dass du nach den Sternen navigieren kannst, aber dass du so viel weißt…“ Zurück in unserer Hütte wurde ich sofort von meinen Freundin überfallen. Die Astronomiestunde hatte mir gut gefallen und hatte mein Wissen wieder etwas aufgefrischt. Noch hatte ich nichts dazugelernt, aber es war interessant zu erfahren, dass Schneeleoparden und Menschen die Sterne fast genau gleich benannten. Die Namen der Sternbildern waren manchmal anders. Beispielsweise hieß der Schütze bei uns der Jäger. Oder auch das Sternbild Pegasus. Aus den Augen der Schneeleoparden sah es unserer Art ähnlich. Daher trug es unseren lateinischen Namen.
Panthera uncia.
(Den Namen habe ich von Wikipedia!)
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