Unbemerkt
von DeepSilence
Kurzbeschreibung
[„1917“] Man soll ihn nicht entdecken, er bleibt auf seinem Posten und wartet auf den Feind… [Deutscher Scharfschütze, Lance Corporal William Schofield]
DrabbleDrama / P16 / Gen
Deutscher Scharfschütze
Lance Corporal William Schofield
09.10.2022
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Disclaimer: Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte und besitze auch keine Rechte an allem, was aus dem Film 1917 übernommen wurde. Ähnlichkeiten zu lebenden (oder mittlerweile verstorbenen) Personen sind nicht beabsichtigt.
Kurzbeschreibung: [„1917“] Man soll ihn nicht entdecken, er bleibt auf seinem Posten und wartet auf den Feind… [Deutscher Scharfschütze, Lance Corporal William Schofield]
A/N: Es handelt sich hierbei zum einen um ein Straßendrabble zu Sam Mendes’ Film 1917 und zum anderen gleichzeitig um einen Beitrag zum Projekt Drei Sätze – Ein Oneshot.
Die Stille des Tages hatte sich bleischwer über die Ruinenstadt gesenkt, die einst Écoust gewesen war, nun verkommen zu einem rußgeschwärzten Skelett eben jener menschlichen Zivilisation, deren verschiedene Vertreter sich hier gegenseitig nach dem Leben trachteten – und er war einer von ihnen, einer von unermesslich vielen und nichtsdestotrotz nur ein kleines Rädchen im Getriebe der Kriegsmaschinerie, nur einer von ein paar Dutzend Männern, die man hier postiert hatte, um die Stellung gegen den Feind zu halten.
Dumpfes Grollen und Rumpeln in der Ferne schreckte ihn aus zähen Gedankengängen auf und machte ihm schlagartig bewusst, dass er bis gerade eben nicht so aufmerksam Wache gehalten hatte wie er es eigentlich tun sollte, obwohl er sich insgeheim von Beginn an die Frage gestellt hatte, ob der Feind – sei es nun Engländer oder Franzose, denn am Ende war ihm das gleich – denn wirklich so leichtsinnig sein würde, ausgerechnet hier zu versuchen, den Fluss zu überqueren nur, weil die zerstörte Brücke zu beiden Seiten des Ufers noch trügerisch einladend aus dem Wasser ragte, dass jeder klar denkende Mensch sofort Lunte riechen musste; er richtete sich auf und spähte aus dem, was früher ein Fenster gewesen und heute ein schwarzes Loch in einer Hauswand war, auf die Straße, folgte ihrem Lauf, bis zum Ursprung des Lärms: Lastwagen, Lastwagen, die feindliche Truppen transportierten und vielleicht auch Nachschub an Material und Vorräten.
Der Tross hielt auf der Straße auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, ein paar Männer, darunter Offiziere, nahmen die zerstörte Brücke in Augenschein, während er selbst wartete, sie nur über Kimme und Korn dabei beobachtete, sich still verhielt, damit er weder seine Position verriet, noch dass er überhaupt hier war, einen Scharfschützen sollte man schließlich nicht bemerken und wenn man es tat, dann sollte es das Letzte sein, was man in seinem Leben vollbrachte; der Tross setzte sich wieder in Bewegung, aber ein Engländer blieb zurück und machte sich – zu seiner Verwunderung – nach kurzem Zögern daran, den Fluss an der zerstörten Brücke zu überqueren, doch das, beschloss er, als er ihn anvisierte, würde sein letzter Gang in diesem Krieg werden.
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Kurzbeschreibung: [„1917“] Man soll ihn nicht entdecken, er bleibt auf seinem Posten und wartet auf den Feind… [Deutscher Scharfschütze, Lance Corporal William Schofield]
A/N: Es handelt sich hierbei zum einen um ein Straßendrabble zu Sam Mendes’ Film 1917 und zum anderen gleichzeitig um einen Beitrag zum Projekt Drei Sätze – Ein Oneshot.
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Die Stille des Tages hatte sich bleischwer über die Ruinenstadt gesenkt, die einst Écoust gewesen war, nun verkommen zu einem rußgeschwärzten Skelett eben jener menschlichen Zivilisation, deren verschiedene Vertreter sich hier gegenseitig nach dem Leben trachteten – und er war einer von ihnen, einer von unermesslich vielen und nichtsdestotrotz nur ein kleines Rädchen im Getriebe der Kriegsmaschinerie, nur einer von ein paar Dutzend Männern, die man hier postiert hatte, um die Stellung gegen den Feind zu halten.
Dumpfes Grollen und Rumpeln in der Ferne schreckte ihn aus zähen Gedankengängen auf und machte ihm schlagartig bewusst, dass er bis gerade eben nicht so aufmerksam Wache gehalten hatte wie er es eigentlich tun sollte, obwohl er sich insgeheim von Beginn an die Frage gestellt hatte, ob der Feind – sei es nun Engländer oder Franzose, denn am Ende war ihm das gleich – denn wirklich so leichtsinnig sein würde, ausgerechnet hier zu versuchen, den Fluss zu überqueren nur, weil die zerstörte Brücke zu beiden Seiten des Ufers noch trügerisch einladend aus dem Wasser ragte, dass jeder klar denkende Mensch sofort Lunte riechen musste; er richtete sich auf und spähte aus dem, was früher ein Fenster gewesen und heute ein schwarzes Loch in einer Hauswand war, auf die Straße, folgte ihrem Lauf, bis zum Ursprung des Lärms: Lastwagen, Lastwagen, die feindliche Truppen transportierten und vielleicht auch Nachschub an Material und Vorräten.
Der Tross hielt auf der Straße auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, ein paar Männer, darunter Offiziere, nahmen die zerstörte Brücke in Augenschein, während er selbst wartete, sie nur über Kimme und Korn dabei beobachtete, sich still verhielt, damit er weder seine Position verriet, noch dass er überhaupt hier war, einen Scharfschützen sollte man schließlich nicht bemerken und wenn man es tat, dann sollte es das Letzte sein, was man in seinem Leben vollbrachte; der Tross setzte sich wieder in Bewegung, aber ein Engländer blieb zurück und machte sich – zu seiner Verwunderung – nach kurzem Zögern daran, den Fluss an der zerstörten Brücke zu überqueren, doch das, beschloss er, als er ihn anvisierte, würde sein letzter Gang in diesem Krieg werden.
[345 Wörter]
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