Mücken auf rasanter Mission
von Raven le Fay
Kurzbeschreibung
Die Mücken Björn und Benny leben schon eine geraume Zeit als schwules Paar zusammen. In der kalten Jahreszeit wohnen sie in einer Bar, ansonsten auf der rot-weiß gestreiften Markise davor. - Dank eines verspielten Herbstwindes kommen sie zu einer „rasanten Mission im Auftrag Ihrer Majestät“. Eigentlich muss es jetzt korrekt „Seiner“ Majestät“ heißen, aber die Mücken folgen in diesem Fall weiter der Tradition.
KurzgeschichteHumor, Familie / P12 / Gen
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Der herbstliche Wind wirbelte verspielt herabgefallene Blätter auf, trieb sie vor sich her oder hob sie hoch in die Luft. An manchen Straßenecken drehte er sich um Laternen oder Autos. Dabei kam dem lustigen Gesellen auch Abfall in die Quere. Schwere Dinge blieben liegen, leichte, wie Papier, nahm er ein Stück mit. So kam es, dass ein Zeitungsblatt vom Wind auf eine rot-weiß gestreifte Markise geweht wurde, wo es langsam sank und dort liegen blieb.
Eine Mücke, die ganz in der Nähe saß und sich ausgiebig putzte, sah von ihrer Beschäftigung auf.
„Ah, Post“, rief Björn seinem Freund zu, der hingebungsvoll zuschaute, wie sein Liebster intensive Körperpflege betrieb. Wann sah man je ein Insekt mit sechs so sexy Beinen? Keine Frage, Björn war eine absolut geile Mücke und er, Benny, war sein Geliebter, sein Partner und Freund.
„Lass doch die Post“, sagte er ungeduldig. „Willst du dich nicht weiter putzen? Das ist viel interessanter.“
Björn schaute zu seinem Lebenspartner hinüber und klimperte verführerisch mit den Wimpern. „Ihr Jungs wollt immer nur das eine“, beschwerte er sich im überheblichen Ton. Dabei wackelte er sinnlich mit dem Hinterleib.
Benny seufzte schwer beeindruckt. „Mit der Nummer solltest du auftreten“, meinte er schelmisch.
„Du willst mich mit anderen Männchen teilen?“
„Hä?“, entgegnete sein Freund. Er brauchte einen Moment, um den Zusammenhang herzustellen. „Natürlich nicht“, reagierte er leicht empört.
Derweil flog Björn zu dem vom Wind heraufgewedelten Blatt Papier. „Was ist denn das?“ Höchst interessiert tippelte er über den Artikel. „Tolles Auto. Rüsselchen, schau mal. Das ist wie für mich gemacht“.
Benny drehte langsam einige Kreise über seinem Freund, um das Bild genauer zu betrachten. „Den Typ kenne ich, habe ich im Fernsehen gesehen. Ist ein Spion, ein ganz berühmter Spion. Und das im Hintergrund ist sein Auto. Aber das ist viel zu groß für dich.“
Also, in Sachen Film und Fernsehen konnte keiner Benny etwas vormachen. Er verbrachte ganze Abende in der Bar vor der Glotze und schob sich dabei ein Zuckerkristall nach dem anderen in den Rüssel.
„Wieso zu groß?“ Björn hockte sich auf den Ausschnitt mit dem Auto. „Ist wie für mich gemacht. Passt.“
In der Tat war die Abbildung des Aston Martin DB5 sehr klein und hatte sozusagen Mücken-Größe. Björn tat so, als würde er sich hinter das Steuer setzen und streckte die vorderen Beine aus, um das Lenkrad zu greifen und die mittleren, um Gas und Bremse zu bedienen. „Wie gesagt, passt prima.“
„Aber dir ist schon klar, dass dies nur eine Abbildung ist.“ Benny wollte sicher gehen. Nicht, dass Björn gerade ein Glühwürmchen durchgebrannt war. Wenn es um Technik und Rätsel ging, stand sein Freund immer in der ersten Reihe, um HIER zu schreien. Das konnte manchmal echt nervenaufreibend sein.
„Ach Rüsselchen“, gab Björn empört zurück. „Natürlich weiß ich das. Dennoch, dieses Auto ist eine Klasse für sich. Selbst du musst das zugeben“ Er strich beinahe zärtlich über die Abbildung.
„Du hattest schon einmal ein Auto und es hat dir am Ende keinen Spaß gemacht.“
Björn wirkte verlegen. Er war in dieses pinkfarbene Cabrio so verliebt gewesen, dass er sein Rüsselchen sogar aus den Wagen geworfen hatte, nur weil er auf dem Rücksitz klebrige Zuckerkristalle abgelegt hatte. Er schämte sich heute noch dafür. Außerdem war es nicht sein Auto, sondern gehörte einem kleinen Mädchen. Andererseits, träumen durfte man doch einmal, oder? Das Silbergrau der Karosserie glänzte so schön. „Meins“, flüsterte er ganz leise dem Aston Martin zu.
Benny, der noch immer langsam seine Runden über den Zeitungsartikel drehte, sah Björns Verlegenheit nicht, oder er ging großzügig darüber hinweg. Er war nicht nachtragend, zumal sie sich auch wieder versöhnt hatten. Um seinen Freund aufzumuntern, berichtete er ihm, was er alles über den Spion namens Bond wusste.
„Also, wäre ich ein Weibchen“, beendete Benny seinen Vortrag, „und ein Mensch dazu, würde ich ihn gern auf unserer Markise wohnen lassen. Der Spion, der mich liebte“, seufzte er schwärmerisch. Er landete genau auf der Stirn von James Bond und schmatzte einen Kuss darauf.
„Hey, was ist mit mir?“, protestierte Björn. „Der Typ hat nicht einmal Flügel.“
Benny hob seine vorderen Beine an, was wie ein Achselzucken wirkte, dann kniete er auf Bonds Nase und rollte sich vergnügt darüber. „Leben und leben lassen“, murmelte er.
„Na warte.“ Björn flog davon und kam kurz darauf wieder zurück. Er landete genau vor seinem Freund, der gerade damit beschäftigt war, James Bonds Lippen zu bewundern.
Björn hatte sich mit schwarzem Zwirn eine Fliege um den nicht vorhandenen Hals gebunden und stolzierte elegant an Benny vorbei. Er räusperte sich gekonnt. Benny schaute verwundert auf. Erst irritiert, dann zwischen Abbild und Realität hin und her gerissen. Schließlich ließ er von dem Artikel ab. Eingehend betrachtete er seinen Freund. „Und Sie sind?“, fragte er mit gespieltem Ernst. Mit neu erwachten Interesse musterte er die Erscheinung.
„Bond, Mücke Bond“, entgegnete Björn mit tiefer Stimme. Er reichte mit charmanter Geste Benny einen Honigtropfen, in dem eine kleine Tannennadel mit einem aufgespießten Blütenpollen steckte. „Honig-Martini“, erklärte er. „Gerührt, nicht geschüttelt.“
Benny nahm den Drink. „Das ist so cool“, sagte er langsam.
Dieser Bond hatte nicht nur sechs Beine, sondern auch Flügel. Genau sein Ding. Da sah der Bond auf dem Papier einfach nur blass gegen aus. Während Benny an seinem Honig-Martini schlürfte, nahm Mücke Bond gleichfalls einen Drink zu sich. Wie gut, dass er noch ein Bein frei hatte.
Für eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort. Sie genossen das Rollenspiel, während die Umgebung für sie an Bedeutung verlor. Die beiden Männchen schauten sich in die Augen.
„Willst du für diese Nacht mein Bond-Boy sein?“, raunte Björn seinem Rüsselchen zu.
„Ich will für immer dein Bond-Boy sein.“
„Dann lass uns diese Nacht zusammen tanzen.“
Beide Mücken erhoben sich in die Lüfte. Jetzt fehlte nur noch die übliche Musik zum verschmusten Abgang.
Die Musik kam jedoch nicht, dafür eine heftige Windböe, die die beiden Mücken Hals über Kopf herumwirbelte, bis sie sich aus dem Luftzug befreien konnten.
Zerknautscht landeten sie auf einem Blatt an einem fast kahlen Baum, doch viel Zeit zur Erholung blieb ihnen nicht, denn der Wind schüttelte nun die Äste durch und die Blätter lösten sich. Auch das Blatt, auf dem Björn und Benny verschnaufen wollten, um sich von dem Schreck zu erholen, wurde vom Wind abgerissen. Die rasante Reise begann erneut.
„Festhalten“, kreischte Björn.
Das Blatt kreiste um sich selber und wurde dabei auf und ab getragen.
„Mir wird übel“, würgte Benny hervor.
„Kotz mir jetzt nicht in meinen Flieger“, meinte Björn trocken.
Dann kreischten beide Mücken erneut auf, als das Blatt auch noch Purzelbäume schlug. Das war schlimmer als Achterbahn fahren und zwar ohne Sicherheitsgurte. Die Mücken kullerten in dem, an den Rändern gekrümmten, Blatt hin und her. Fast hätte es Benny hinausgeschleudert, aber er hielt sich im letzten Moment am Rand fest.
„Ich will hier raus“, jammerte er.
„Hör auf zu maulen. Wer wollte denn ein Bond-Boy sein? Das gehört nun mal zum Leben eines Spions dazu. Sei froh, dass wir nicht von einem Schwarm Vögel verfolgt werden.“
„Das ist aber ein anderer Film“, versuchte Benny einen Einwand, aber dann war er mehr damit beschäftigt, nicht wieder herum zu kullern. „Du bist Mücke Bond, also rette mich gefälligst“, beschwerte er sich.
„Ich arbeite daran“, beschwichtigte Björn seinen Liebsten.
Der Wind wehte erneut um eine Ecke und bog mit den Blättern im Gepäck auf die Straße ein, in der das Zuhause der Mücken lag. Björn zog sich etwas näher an den Rand des Blattes. Alles um ihn herum drehte sich, aber trotz des verschwommenen Blickes entdeckte er weiter vorn die rot-weiße Markise. „Das ist unsere Station. Wir müssen aussteigen.“
„Aussteigen? Bist du verrückt? Das ist doch hier keine Hop-on-hop-off-Tour.“
„Vertrau mir, Rüsselchen, ich bin doch Mücke Bond.“ Benny hielt seinem Freund zwei seiner Arme hin. „Halt dich gut an mir fest. Wir springen einfach ab.“
Noch ein Purzelbaum im welken Blatt, dann zog Björn seinen Freund an den Rand. „Achtung“, bereitete er sein Rüsselchen vor.
Die Markise kam rasch näher, verschwand aus dem Blickfeld, als das Blatt sich drehte, gelangte wieder in Sicht.
„Jetzt““, rief Björn.
Beide Mücken sprangen. Im ersten Moment zerrte die Böe noch an ihnen, so dass sie die Flügel nicht öffnen konnten, doch dann waren sie aus dem Sog des Windes entlassen und landeten sanft auf ihren geliebten rot-weißen Streifen.
Benny ließ sich auf den Stoff sinken und seufzte erleichtert. „Na, das war ja was …“
„Ja, ein rasantes Abenteuer im Auftrag Ihrer Majestät.“ Björn grinste. Er schaute sich suchend um. „Nun, das war es wohl mit dem Geheimagenten. Bond ist weg. Das Auto auch. Der Wind muss die Post wieder mitgenommen haben.“
„Ach, wer braucht schon James Bond, wenn er einen Mücke Bond als Freund hat?“ Benny rutschte näher an Björn heran und kuschelte sich eng an ihn. „Außerdem hast du die schöneren Beine.“
Ende
Eine Mücke, die ganz in der Nähe saß und sich ausgiebig putzte, sah von ihrer Beschäftigung auf.
„Ah, Post“, rief Björn seinem Freund zu, der hingebungsvoll zuschaute, wie sein Liebster intensive Körperpflege betrieb. Wann sah man je ein Insekt mit sechs so sexy Beinen? Keine Frage, Björn war eine absolut geile Mücke und er, Benny, war sein Geliebter, sein Partner und Freund.
„Lass doch die Post“, sagte er ungeduldig. „Willst du dich nicht weiter putzen? Das ist viel interessanter.“
Björn schaute zu seinem Lebenspartner hinüber und klimperte verführerisch mit den Wimpern. „Ihr Jungs wollt immer nur das eine“, beschwerte er sich im überheblichen Ton. Dabei wackelte er sinnlich mit dem Hinterleib.
Benny seufzte schwer beeindruckt. „Mit der Nummer solltest du auftreten“, meinte er schelmisch.
„Du willst mich mit anderen Männchen teilen?“
„Hä?“, entgegnete sein Freund. Er brauchte einen Moment, um den Zusammenhang herzustellen. „Natürlich nicht“, reagierte er leicht empört.
Derweil flog Björn zu dem vom Wind heraufgewedelten Blatt Papier. „Was ist denn das?“ Höchst interessiert tippelte er über den Artikel. „Tolles Auto. Rüsselchen, schau mal. Das ist wie für mich gemacht“.
Benny drehte langsam einige Kreise über seinem Freund, um das Bild genauer zu betrachten. „Den Typ kenne ich, habe ich im Fernsehen gesehen. Ist ein Spion, ein ganz berühmter Spion. Und das im Hintergrund ist sein Auto. Aber das ist viel zu groß für dich.“
Also, in Sachen Film und Fernsehen konnte keiner Benny etwas vormachen. Er verbrachte ganze Abende in der Bar vor der Glotze und schob sich dabei ein Zuckerkristall nach dem anderen in den Rüssel.
„Wieso zu groß?“ Björn hockte sich auf den Ausschnitt mit dem Auto. „Ist wie für mich gemacht. Passt.“
In der Tat war die Abbildung des Aston Martin DB5 sehr klein und hatte sozusagen Mücken-Größe. Björn tat so, als würde er sich hinter das Steuer setzen und streckte die vorderen Beine aus, um das Lenkrad zu greifen und die mittleren, um Gas und Bremse zu bedienen. „Wie gesagt, passt prima.“
„Aber dir ist schon klar, dass dies nur eine Abbildung ist.“ Benny wollte sicher gehen. Nicht, dass Björn gerade ein Glühwürmchen durchgebrannt war. Wenn es um Technik und Rätsel ging, stand sein Freund immer in der ersten Reihe, um HIER zu schreien. Das konnte manchmal echt nervenaufreibend sein.
„Ach Rüsselchen“, gab Björn empört zurück. „Natürlich weiß ich das. Dennoch, dieses Auto ist eine Klasse für sich. Selbst du musst das zugeben“ Er strich beinahe zärtlich über die Abbildung.
„Du hattest schon einmal ein Auto und es hat dir am Ende keinen Spaß gemacht.“
Björn wirkte verlegen. Er war in dieses pinkfarbene Cabrio so verliebt gewesen, dass er sein Rüsselchen sogar aus den Wagen geworfen hatte, nur weil er auf dem Rücksitz klebrige Zuckerkristalle abgelegt hatte. Er schämte sich heute noch dafür. Außerdem war es nicht sein Auto, sondern gehörte einem kleinen Mädchen. Andererseits, träumen durfte man doch einmal, oder? Das Silbergrau der Karosserie glänzte so schön. „Meins“, flüsterte er ganz leise dem Aston Martin zu.
Benny, der noch immer langsam seine Runden über den Zeitungsartikel drehte, sah Björns Verlegenheit nicht, oder er ging großzügig darüber hinweg. Er war nicht nachtragend, zumal sie sich auch wieder versöhnt hatten. Um seinen Freund aufzumuntern, berichtete er ihm, was er alles über den Spion namens Bond wusste.
„Also, wäre ich ein Weibchen“, beendete Benny seinen Vortrag, „und ein Mensch dazu, würde ich ihn gern auf unserer Markise wohnen lassen. Der Spion, der mich liebte“, seufzte er schwärmerisch. Er landete genau auf der Stirn von James Bond und schmatzte einen Kuss darauf.
„Hey, was ist mit mir?“, protestierte Björn. „Der Typ hat nicht einmal Flügel.“
Benny hob seine vorderen Beine an, was wie ein Achselzucken wirkte, dann kniete er auf Bonds Nase und rollte sich vergnügt darüber. „Leben und leben lassen“, murmelte er.
„Na warte.“ Björn flog davon und kam kurz darauf wieder zurück. Er landete genau vor seinem Freund, der gerade damit beschäftigt war, James Bonds Lippen zu bewundern.
Björn hatte sich mit schwarzem Zwirn eine Fliege um den nicht vorhandenen Hals gebunden und stolzierte elegant an Benny vorbei. Er räusperte sich gekonnt. Benny schaute verwundert auf. Erst irritiert, dann zwischen Abbild und Realität hin und her gerissen. Schließlich ließ er von dem Artikel ab. Eingehend betrachtete er seinen Freund. „Und Sie sind?“, fragte er mit gespieltem Ernst. Mit neu erwachten Interesse musterte er die Erscheinung.
„Bond, Mücke Bond“, entgegnete Björn mit tiefer Stimme. Er reichte mit charmanter Geste Benny einen Honigtropfen, in dem eine kleine Tannennadel mit einem aufgespießten Blütenpollen steckte. „Honig-Martini“, erklärte er. „Gerührt, nicht geschüttelt.“
Benny nahm den Drink. „Das ist so cool“, sagte er langsam.
Dieser Bond hatte nicht nur sechs Beine, sondern auch Flügel. Genau sein Ding. Da sah der Bond auf dem Papier einfach nur blass gegen aus. Während Benny an seinem Honig-Martini schlürfte, nahm Mücke Bond gleichfalls einen Drink zu sich. Wie gut, dass er noch ein Bein frei hatte.
Für eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort. Sie genossen das Rollenspiel, während die Umgebung für sie an Bedeutung verlor. Die beiden Männchen schauten sich in die Augen.
„Willst du für diese Nacht mein Bond-Boy sein?“, raunte Björn seinem Rüsselchen zu.
„Ich will für immer dein Bond-Boy sein.“
„Dann lass uns diese Nacht zusammen tanzen.“
Beide Mücken erhoben sich in die Lüfte. Jetzt fehlte nur noch die übliche Musik zum verschmusten Abgang.
Die Musik kam jedoch nicht, dafür eine heftige Windböe, die die beiden Mücken Hals über Kopf herumwirbelte, bis sie sich aus dem Luftzug befreien konnten.
Zerknautscht landeten sie auf einem Blatt an einem fast kahlen Baum, doch viel Zeit zur Erholung blieb ihnen nicht, denn der Wind schüttelte nun die Äste durch und die Blätter lösten sich. Auch das Blatt, auf dem Björn und Benny verschnaufen wollten, um sich von dem Schreck zu erholen, wurde vom Wind abgerissen. Die rasante Reise begann erneut.
„Festhalten“, kreischte Björn.
Das Blatt kreiste um sich selber und wurde dabei auf und ab getragen.
„Mir wird übel“, würgte Benny hervor.
„Kotz mir jetzt nicht in meinen Flieger“, meinte Björn trocken.
Dann kreischten beide Mücken erneut auf, als das Blatt auch noch Purzelbäume schlug. Das war schlimmer als Achterbahn fahren und zwar ohne Sicherheitsgurte. Die Mücken kullerten in dem, an den Rändern gekrümmten, Blatt hin und her. Fast hätte es Benny hinausgeschleudert, aber er hielt sich im letzten Moment am Rand fest.
„Ich will hier raus“, jammerte er.
„Hör auf zu maulen. Wer wollte denn ein Bond-Boy sein? Das gehört nun mal zum Leben eines Spions dazu. Sei froh, dass wir nicht von einem Schwarm Vögel verfolgt werden.“
„Das ist aber ein anderer Film“, versuchte Benny einen Einwand, aber dann war er mehr damit beschäftigt, nicht wieder herum zu kullern. „Du bist Mücke Bond, also rette mich gefälligst“, beschwerte er sich.
„Ich arbeite daran“, beschwichtigte Björn seinen Liebsten.
Der Wind wehte erneut um eine Ecke und bog mit den Blättern im Gepäck auf die Straße ein, in der das Zuhause der Mücken lag. Björn zog sich etwas näher an den Rand des Blattes. Alles um ihn herum drehte sich, aber trotz des verschwommenen Blickes entdeckte er weiter vorn die rot-weiße Markise. „Das ist unsere Station. Wir müssen aussteigen.“
„Aussteigen? Bist du verrückt? Das ist doch hier keine Hop-on-hop-off-Tour.“
„Vertrau mir, Rüsselchen, ich bin doch Mücke Bond.“ Benny hielt seinem Freund zwei seiner Arme hin. „Halt dich gut an mir fest. Wir springen einfach ab.“
Noch ein Purzelbaum im welken Blatt, dann zog Björn seinen Freund an den Rand. „Achtung“, bereitete er sein Rüsselchen vor.
Die Markise kam rasch näher, verschwand aus dem Blickfeld, als das Blatt sich drehte, gelangte wieder in Sicht.
„Jetzt““, rief Björn.
Beide Mücken sprangen. Im ersten Moment zerrte die Böe noch an ihnen, so dass sie die Flügel nicht öffnen konnten, doch dann waren sie aus dem Sog des Windes entlassen und landeten sanft auf ihren geliebten rot-weißen Streifen.
Benny ließ sich auf den Stoff sinken und seufzte erleichtert. „Na, das war ja was …“
„Ja, ein rasantes Abenteuer im Auftrag Ihrer Majestät.“ Björn grinste. Er schaute sich suchend um. „Nun, das war es wohl mit dem Geheimagenten. Bond ist weg. Das Auto auch. Der Wind muss die Post wieder mitgenommen haben.“
„Ach, wer braucht schon James Bond, wenn er einen Mücke Bond als Freund hat?“ Benny rutschte näher an Björn heran und kuschelte sich eng an ihn. „Außerdem hast du die schöneren Beine.“
Ende