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The Last Song

von Caraga
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Schmerz/Trost / P18 / Gen
Meiko Mochizuki und Meikuumon OC (Own Character) Sora Takenouchi und Biyomon Taichi "Tai" Yagami und Agumon Yamato "Matt" Ishida und Gabumon
06.10.2022
19.03.2023
32
151.310
4
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38 Reviews
Dieses Kapitel
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19.03.2023 6.775
 
Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich euch. <3
Vielen Dank für eure Geduld und an die lieben Genesungswünsche. <3

Ich habe in diesem Kapitel versucht, die Tips, die mir gegeben wurden umzusetzen.
Ab jetzt gibt es also mehr Absätze. :-D

Und jetzt geht es endlich weiter.

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„Oh man…“

Ein leises Fluchen unterdrückend rappelte er sich auf. Warum waren die Übertritte in eine andere Welt bloß immer so schmerzhaft? Konnte man ihre Landungen nicht vernünftig koordinieren? Nach all der Zeit sollte das doch möglich sein, oder? In solchen Momenten wünschte er sich wirklich Meikuumons Verzerrungen zurück. Wobei, auch da waren die Landungen nicht immer angenehm gewesen.

„Hey Matt.“ Das kleine Wesen neben ihm, sah lächelnd zu ihm auf. „Lange nicht mehr gesehen.“

„Eine Nacht und schon vermisst du mich?“ Sie hatten erst gestern Abend ihre Partner zurück in die Digiwelt geschickt. Zum Einem, weil sie heute ohnehin hierher kamen und zum anderem, weil so gern sie ihre Partner auch hatten, sie genau so gerne ungestört Zeit mit ihren Freundinnen verbrachten.

„Ich könnte immer an deiner Seite sein Matt.“

„Ach, Gabumon…“

Das leise Stöhnen seines Freundes ließ ihn sich zu Tai drehen. Der Brünette saß auf dem Boden vor einer der grünen Sitzbänke und rieb sich die Stirn.

„Alles klar, Tai?“ Fragte er nach. Wirkte das Mittel etwa nicht?

„Ja, klar.“ Antwortete Tai und einen Moment musterte er ihn noch. Erzählen konnte sein Freund schließlich viel.

„Taaai“ Seine Zweifel wurden von dem Überfall des kleinen Dinosauriers weggewischt, dem Tai problemlos standhielt.

„Agumon.“

Während die Beiden sich begrüßten lenkte er seine Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung. Izzy und Yolei hatten sich, nebeneinander und mit Laptop auf dem Schoß, auf einer der Sitzbänke niedergelassen, während ihre Partner gespannt ihr Tun beobachteten. Anscheinend waren sie schon dabei alles Nötige vorzubereiten.

„Ist alles in Ordnung Matt?“ Er beantwortete Gabumons Frage mit einem leichten Nicken.

„Ich weiß nur nicht, was ich von dieser Aktion halten soll.“ Antwortete er, als sein Partner weiter fragend zu ihm aufsah. Natürlich war es Gabumon nicht entgangen. Das kleine Wesen kannte ihn einfach zu gut.

„Tai wird sich sicher etwas dabei gedacht haben.“ Beruhigend legte Gabumon ihm eine Pranke an sein Bein.

Natürlich hatte er das, daran zweifelte er nicht. Es machte ihm nur Sorge, wie weit sein Freund bereit war zu gehen. Tai hatte bei ihrem letzten Treffen deutlich gemacht, dass er bereit wäre zu sterben und es war nicht das erste Mal. Erst, als Yui und Eiji ihre Identität bestätigt hatten, war er etwas zurückgerudert und hatte Joe mit ins Boot geholt. Dafür musste er den Beiden wohl dankbar sein, auch wenn sie es nicht bewusst beeinflusst hatten.

„Wo sind wir eigentlich?“ Joes Frage holte ihn zurück.

„Ach Joe,“ seufzend schüttelte Gomamon den Kopf, „erkennst du es nicht?“

Aber wirklich. Es war doch offensichtlich wo sie waren. Die Frage war eher: Warum?

„Was soll er erkennen?“ Davis stand, zusammen mit Veemon, Ken und Wormmon, etwas weiter hinten im Gang.

„Die Straßenbahn.“ Beantwortete er die Frage des Jüngeren. Zwar waren die Vier hier noch nie gewesen, zumindest nicht, dass er wüsste, doch sie hatten den neuen Digirittern von diesem Ort erzählt. Aus diesem Grund irritierte ihn die Frage etwas. Andererseits, war es Davis.

„Was machen wir denn auf der File Insel?“ Natürlich war es Tai, der die Frage stellte, die er selbst gerade hatte stellen wollen.

„Es ist ein neutraler Ort.“ Antwortete Izzy ohne vom Rechner aufzusehen.

„Ich dachte wir müssen in die Hütte auf Server.“ Dort hatte die Infektion schließlich stattgefunden, war es also nicht auch logisch, dort zu versuchen diese wieder zu entfernen?

„Die Hütte besteht quasi aus Oneiroimons Daten, es würde dort sicher nicht klappen.“ Izzys Erklärung ergab Sinn. Wahrscheinlich war das Risiko Albe dort zu begegnen auch höher.

„Okay und wie geht es jetzt weiter?“ Fragte Tai, der sich gerade auf eine der Bänke fallen ließ.

„Du ziehst bitte erst einmal dein Shirt aus, damit ich die Elektronen anbringen kann.“ Joe setzte sich neben Tai und zog ein kleines EKG aus seiner Tasche hervor. „Wie geht es dir?“ Fragte der Arzt noch einmal nach, während der Brünette sich seines Shirts entledigte.

„Immer noch gut.“ Er musterte seinen Freund. Die Verletzungen waren gut verheilt und von den blauen Flecken und Blutergüssen, war nichts mehr zu sehen. Allerdings hatte das Sixpack seines Freundes unter der Ruhe der letzten Wochen etwas gelitten. Die Muskeln waren weniger definiert, aber immer noch sichtbar. Trotzdem konnte er sich gut vorstellen, dass das seinem sportaffinen Freund nicht sonderlich half auf sein Hobby zu verzichten.

„Das Mittel scheint also zu wirken.“

„Hoffentlich bleibt das auch so.“ Ergänzte er Izzys Feststellung.

„Jetzt gib mir bitte noch deine Hände.“ Er beobachtete wie Joe die letzten Elektronen an Tais Händen anbrachte und ihm dann ein kleines Gerät an den Finger steckte. „Das überwacht deinen Puls und die Sauerstoffsättigung.“ Erklärte der Arzt.

„Funktioniert alles?“ Fragte Yolei nach und Joe nickte.

„Die Geräte scheinen, genau wie die letzten Tage, problemlos zu funktionieren.“ Joe war die letzten Tage, zusammen mit Izzy, Yolei und Cody, mehrfach in der Digiwelt gewesen um zu testen, ob eine Überwachung der Vitalfunktionen überhaupt möglich war.

„Wir wären auch soweit. Bist du dir sicher, dass du das durchziehen willst?“ Yoleis Frage war berechtigt und vollkommen richtig. Die Aktion war riskant und wenn sie, oder besser Tai, sich doch umentscheiden sollten, war jetzt die letzte Chance dazu.

„Wir brechen aber sofort ab, sollte irgendetwas…“ Begann Izzy, als Tai der jungen Frau mit einem Nicken antwortete.

„Klar.“ Dieses Grinsen. Manchmal könnte er ihm einfach nur dafür schon eine reinhauen. „Jetzt legt schon los.“

„Also dann.“ Er spannte sich leicht an, als Izzy das Signal zum Start gab. „Dir geht es gut Tai?“ Fragte der rothaarige kurz darauf nach.

„Ja, alles gut. Ich…“ Tai brach ab und beugte sich keuchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorne.

„Tai.“ Sofort war er bei seinem Freund.

„Nicht Matt.“ Gerade als er sich zu ihm beugen wollte, hielt Yolei ihn davon ab.

„Er hat Schmerzen!“ Er hatte wirklich nicht so gereizt klingen wollen, doch er war schon seit ihrer Ankunft angespannt gewesen.

„Natürlich hat er die. Wir haben doch gesagt es wird nicht einfach, doch Tai wollte es. Also bitte Matt…“ Kurz sah Izzy zu ihm auf und warf ihm einen bedeutsamen Blick zu. „Solange Joe nicht sagt, dass es zu gefährlich wird machen wir weiter. Darum hat Tai uns alle gebeten.“

„Joe!“ Hilfesuchend sah er zu dem Blauhaarigen, der mit angespanntem Gesicht auf den kleinen Monitor sah.

„Die Werte sind nicht top aber noch besteht kein Grund abzubrechen.“

‚Verflucht.‘ Er ballte seine Hände zu Fäusten. Leider hatten seine Freunde Recht. Tai würde es ihm sicher übel nehmen, wenn er das Ganze jetzt abbrach.

„Was ist mit Tai?“ Als auch Agumon besorgt auf seinen Partner zutrat, atmete er einmal durch um sich selbst zu beruhigen.

„Wir versuchen ihm zu helfen.“ Er kniete sich vor Tai und neben dem kleinen Dinosaurier, dem er beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.

„Komm Agumon, wir lassen Matt und Joe das machen.“ Dankbar sah er zu seinem Partner, der Agumon etwas von ihnen wegzog. Manchmal war es wirklich unglaublich, wie einfühlsam Gabumon war. Es wusste einfach immer, was er dachte. „Tai?“ Wandte er sich wieder an seinen Freund. Er saß immer noch keuchend und nach vorne gebeugt da, während er sich mit seinen Händen in den Sitz krallte. Ob er durch den Schmerz überhaupt etwas wahrnahm? „Hörst du mich?“

„Albe..“ Presste Tai keuchend hervor und hob seinen Blick leicht.

„Albe?“ Ruckartig drehte er sich zu der Tür des Wagens, zu der sein Freund sah. Doch nichts. Da war absolut nichts.

„Albe?“ Rief Davis nun auch alarmiert aus. „Wo ist dieses Mistvieh?“

„Hier offensichtlich nicht.“ Ken musterte Tai eindringlich.

„Lass uns bereit machen Veemon! Es kommt sicher gleich!“

„Alles klar Davis.“ Der blaue Drache sprintete seinem Partner nach, der gerade den Waggon verlassen hatte.

„Davis warte, vielleicht…“ Seufzend schüttelte Ken den Kopf.

„Vielleicht sollten wir ihnen nach Ken.“ Wormmon sah fragend zu dem Blauhaarigen auf, der kurz darauf ihm einen fragenden Blick zuwarf.

„Geht. Wir halten hier die Stellung.“ Es war sicher nicht verkehrt, wenn die Vier draußen Ausschau hielten. Es war ja nicht so, als wären sie hier vollkommen hilflos. Ihre Digimon konnten schließlich auch kämpfen.

„Eine F…“

Was? Überrascht drehte er sich wieder Tai zu. Er hatte doch gerade etwas gesagt, oder? „Tai?“ Sprach er seinen Freund erneut an, doch dieser antwortete nicht. Stattdessen schien sich sein Atem zu beschleunigen. „Hey, Tai!“ Als er seinem Freund die Hände auf die Schultern legte, sah er angespannt zu Joe. „Joe, ich glaube er hat Fieber.“ Sein Freund glühte förmlich.

„Das ist gar nicht gut. Die Sättigung fällt rapide.“ Wie bitte? Verbissen sah Joe auf den Bildschirm. „Izzy, wir müssen sofort abbrechen!“ Wandte er sich dann an den Rothaarigen. „Versuch weiter mit ihm zu sprechen.“ Wies der Ältere nun ihn an, während er in seiner Tasche zu wühlen begann.

„Tai! Hörst du mich?“ Er drückte seinen Freund in die Lehne des Sitzes und sah ihn direkt an. Er war blass, zitterte und sein Blick schien wie benebelt, doch er schien bei Bewusstsein zu sein. „Hey, Tai!“ Die Reaktion des Brünetten war lediglich ein leises, zittriges Murren, während er leicht den Kopf zur Seite legte und sich seine Mimik weiter verkrampfte. „Verdammt was ist los mit ihm? Unterbrecht die Scheiße endlich!“ Wandte er sich erst an Joe, dann an ihre beiden Computerfreaks.

„Das haben wir schon.“ Izzys Stimme klang ebenfalls besorgt. „Wir versuchen gerade selbst herauszufinden was los ist.“

‚Verflucht.‘ „Tai…“ Gerade als er sich wieder seinem Freund zuwandte entspannten sich dessen Gesichtszüge. Kurz darauf ließ auch seine Körperspannung nach und er kippte, mit geschlossenen Augen nach vorne. Reflexartig fing er ihn auf.

„Leg ihn hin!“ Er kam der Anweisung des jungen Arztes, der hektisch aufgesprungen war, nach und drückte Tais Körper zurück, um ihn so auf die Sitzfläche der Bank zu legen. „Zur Seite Matt.“ Bevor er überhaupt reagieren konnte, hatte Joe ihn bereits zur Seite gedrückt und sich vor Tai gekniet.

„Ist mit Tai alles gut?“ Hörte er Agumon hinter sich fragen.

„Ich gebe ihm etwas, damit sein Kreislauf sich wieder stabilisiert.“ Antwortete Joe dem Digimon, während er dessen Partner eine Spritze injizierte. „Er wird wieder.“

Er hatte es von vorneherein für eine bescheuerte Idee gehalten. Warum musste dieser Idiot auch ständig solche Risiken eingehen? Andererseits konnte er ihn auch verstehen. Es war der einzige Strohhalm gewesen, den sie derzeit hatten und rein logisch betrachtet, war dieser Versuch notwendig gewesen. Angespannt beobachtete er Joe, der die Finger am Handgelenk des Brünetten, konzentriert auf den Bildschirm sah. Eine Weile war die Luft in dem Waggon, von einem drückenden Schweigen erfüllt, welches nicht einmal durch das leise klimpern der Computertastatur unterbrochen wurde. Erst als sich die Gesichtszüge des jungen Arztes entspannten und er, hörbar erleichtert, ausatmete, löste sie sich langsam.

„Seine Werte normalisieren sich. Er sollte in den nächsten Minuten das Bewusstsein wieder erlangen.“ Joe nickte ihm kurz beruhigend zu und wandte sich dann der Lilahaarigen zu. „Du hattest etwas zum Trinken eingepackt, oder?“

Einen Moment sah die junge Frau fragend zurück. „Habe ich?“ Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Ja klar, habe ich.“ Hektisch drehte sie sich um und kramte eine Wasserflasche aus ihrer Tasche. „Hier.“ Sagte sie, als sie aufstand und diese Joe reichte.

„Danke.“

„Eigentlich wäre das nicht nötig gewesen, wir sind schließlich gleich an einem See.“ Kommentierte Izzy die Szene trocken.

„Es war gut, dass Yolei so klug war. Das Wasser ist mit Zitronengeschmack und enthält Süßungsmittel. Es ist zwar nicht optimal aber gerade bei Kreislaufproblemen ist…“ Tais leises Stöhnen ließ Joe seine Erläuterung unterbrechen.

„Was…?“ Noch sichtlich benommen und leicht zittrig, setzte sein Freund sich auf.

„Trink das Tai.“ Joe reichte ihm die zuvor geöffnete Flasche.

Dankend nahm der Brünette diese entgegen und trank und mit jedem Schluck schien sich das blasse Gesicht, etwas mehr mit Farbe zu füllen.

„Geht es dir gut Tai?“ Schweigend beobachtete er den kleinen Dinosaurier, der nun wieder vor seinem Partner stand, die Klauen auf dessen Kniee gelegt und leicht besorgt zu ihm aufsah.

„Ja, alles ist gut Agumon.“ Tai lächelte Agumon an und streichelte beruhigend über den großen Kopf. „Was ist passiert?“ Wandte er sich dann, etwas ernster, doch noch immer mit erschöpfter Stimme an sie.

„Deine Werte sind in den Keller gegangen. Wir mussten abbrechen.“ Antwortete Joe und nahm Tai die Wasserflasche wieder ab.

„Verstehe.“ Kurz schien es, als wollte Tai es dabei belassen, ehe er doch die entscheidende Frage stellte. „Konntet ihr etwas ausrichten?“

„Wir konnten einige Daten entfernen aber…“

„Nicht Alle.“ Vervollständigte Tai Yoleis Antwort.

„Immerhin haben wir so etwas Zeit gewonnen.“ Hob der Rothaarige nun den positiven Aspekt des Ganzen hervor. „Zusammen mit dem Mittel und…“

„Wo sind Ken und Davis?“ Ergriff, erneut Tai das Wort und unterbrach damit Izzy.

„Sie halten draußen Ausschau nach Albe. Ich hole sie schnell.“

„Nein.“ Verwirrt sah er seinen Freund an, der Yolei mit seiner Aussage am Aufstehen hinderte. Nein? Warum wollte er die Beiden nicht hier haben? „Es ist ganz gut, wenn das, was ich jetzt sage erst einmal unter uns bleibt.“

„Wovon sprichst du?“ Hakte nun er selbst nach.

Einen Augenblick schien sein bester Freund sich zu sammeln, dann atmete er einmal durch.

„Ihr könnt mir nicht vertrauen.“ Wie bitte?

Fassungslos starrte er seinen Freund an. „Wovon sprichst du bitte?“ Was sollte der Scheiß? Sie sollten ihm nicht vertrauen können? Wie kam er nun auf so etwas?

„Ich…“

„Hat das etwas mit Albe zu tun?“  Fragte Izzy, ehe Tai hatte antworten können. „Du hast es doch gesehen, oder?“ Albe? Tai hatte es gesehen? Also war es tatsächlich hier gewesen?

Die Gesichtszüge des Brünetten verkrampften sich und er senkte leicht seinen Blick. „Ja…“ Antwortete er leicht gedrückt. „Diese ganze Aktion, das alle ist auf ihrem Mist gewachsen. Sie wollte, dass wir das hier machen. Sie manipuliert mich.“

„Und was sollte es davon haben?“ Fragte der Rothaarige unbeirrt nach. Irgendwie schien Izzy die Aussage ihres Freundes weder zu irritieren, noch Sorgen zu bereiten. Warum? Wie konnte er so ruhig bleiben? Er selbst spürte bereits wieder die Anspannung in sich hochsteigen. „Warum sollte es erst alles dafür tun, damit sich die Daten schneller ausbreiten und uns dann auf eine Idee bringen, die diese vielleicht wieder aus dir entfernt?“

„Spaß.“ Tais Antwort war tonlos und verkrampft. „Mehr Zeit für Spielchen, oder so.“ Oder so? Hörte der Kerl sich eigentlich gerade selbst zu?

„Es will vor allem eins Tai: Und zwar dich verunsichern.“ Die Stimme des Rothaarigen war fest und er sah ihren Anführer eindringlich an. „Und offenbar scheint es zu funktionieren.“ Tais Körperhaltung verkrampfte sich sichtlich. „Es hat dir also gesagt, dass das seine Idee war? Das es dich lediglich manipuliert hat und das alles sein Plan ist?“ Der Brünette nickte nur. „Das ist entweder eine Lüge, oder wir befinden uns gerade auf einem guten Weg und es versucht dem entgegen zu steuern.“

„Wie meinst du das?“ Nun sah Tai zu dem Rothaarigen auf.

„Überleg doch mal, das Ziel ist es dich, dein Wappen, zu brechen. Verunsicherung ist dafür ein gutes Mittel. Nehmen wir mal an, dass es wirklich Albes Plan war, dass wir die Daten versuchen zu entfernen. Das würde bedeuten, dass Albe selbst mehr Zeit braucht.“ Albe brauchte also mehr Zeit? Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es war doch klar gewesen, dass ihr Anführer sich nicht so leicht klein kriegen ließ.

„Aber…“

„Nichts aber.“ Unterbrach Izzy Tais Einwand. „Es ist ein verdammt guter Schachzug von Albe, dich dann auch noch genau damit zu verunsichern. Dir zu suggerieren, dass du dir selbst gerade nicht vertrauen kannst. Selbst, wenn es gelogen war und das alles gar nicht der Plan war.“

„Du meinst also, wir sind…“

„Wir sind gerade total im Vorteil.“ Vervollständigte Yolei Joes Aussage mit einem breiten Grinsen. „Egal wie wir es drehen, ob Albes Plan oder unserer, wir sind im Vorteil.“

„Aber das ist doch gut.“ Tentomon surrte neben dem Rothaarigen auf und ab.

„Das ist sogar sehr gut.“ Antwortete Izzy. „Verstehst du Tai? Wir haben also nicht nur mehr Zeit, sondern auch eine wichtige Erkenntnis gewonnen.“

„Ja.“ Langsam entspannte sich die Körperhaltung seines Freundes und er rang sich ein leichtes Lächeln ab.

„Du hast Albe also gesehen?“ Fragte er selbst wieder nach und Tai nickte leicht.

„Wie kann das sein? Wir haben schließlich nichts gesehen.“ Wandte Joe sich verwirrt an Izzy.

„Es gibt eine Verbindung. Durch die Daten, mit denen es Tai infiziert hat kann es Kontakt zu ihm aufnehmen. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass es sich auf die Träume beschränkt, doch anscheinend…“

„Vielleicht liegt es aber auch an der Digiwelt.“ Grübelnd zwirbelte Yolei eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. „Außerdem war Tai bewusstlos. Das ist doch so eine Art Traum, oder?“

„Naja, also… Man könnte es so bezeichnen.“ Gab Joe zu.

„Hat es denn sonst noch etwas gesagt?“ Wandte Yolei sich, zufrieden mit der Antwort des Arztes, Tai zu.

„Es ist ein Sukkubus.“ Ein Sukkubus? Irritiert sah er seinen Freund an. Hatten sie nicht erst herausgefunden, dass Albe ein Traumgott war?

„Hä? Ich dachte es ist ein Traum.“ Danke. Auch wenn er nie gedacht hätte, dass er Davis mal für eine seiner, oft dämlichen Fragen, danken würde. Wann hatten die Vier eigentlich wieder den Wagen betreten? Er hatte es gar nicht mitbekommen, dabei standen sie fast neben ihm.

„Ein Sukkubus ist quasi auch ein Traum.“ Antwortete Yolei. „Besser gesagt, ein Traumdämon. Ein Sukkubus verführt im Traum die Männer und saugt ihnen die Seele aus.“ Es klang beängstigend und anziehend zugleich und irgendwie konnte er nun Albes starke Anziehung zuordnen. „Das Pendant dazu ist der Inkubus. Ein Traumdämon, der im Schlaf Frauen verführt.“

„Ich check es echt nicht. Inkubus, Sukkubus, Alb, Traum oder Oneiroi, was ist es denn nun bitte?“ Auch wenn er es ungern zugab, er selbst konnte ebenso wenig wie Davis folgen und auch Tai und Joe sahen leicht überfordert aus.

„Alles.“ Antwortete Izzy trocken. „Selbst Vampir wäre zutreffend.“

„Sie hat viele Namen.“ Murmelte Tai und Izzy nickte zustimmend.

„Je nach Zeit und Ort hat es einen anderen Namen. Oneiroi ist nur ein Oberbegriff für Traumgötter, die Personifikation der Träume, an sich. Was für ein Traumgott es ist, hat es uns von Beginn an offenbart. Eine Albe, eine Dunkelalbe um genau zu sein und somit ein Albtraum. Es ist also kein Widerspruch es einen Sukkubus zu nennen. Genau genommen ist Sukkubus nur eine Unterbezeichnung von Alb. Ob Sukkubus oder Inkubus, beide dieser Dämonen gehören den Nachtalben an.“

„Was ich nicht verstehe, wenn es doch ein Digimon ist, wie können dann so genaue Beschreibungen aus der realen Welt vorliegen?“ Während Davis sich verwirrt den Kopf rieb, hatte Ken sich in das Gespräch eingeschalten. „Die Welten haben sich doch erst mit der Zeit angenähert.“ Diese Frage hatten sie doch bereits geklärt, oder etwa nicht? „Außerdem ist mir aufgefallen, dass du es sagst, Tai aber sie sagt und auch Yui und Eiji sagen sie. Warum? Es ist doch ein Digimon, oder?“ Was für eine Frage. Gennai hatte ihnen doch gesagt, dass es sich um ein Oneiroimon handelte.

„Erst einmal, entsprangen alle Welten dem Chaos. Es ist also logisch, dass es Ähnlichkeiten gibt.“ Antwortete Izzy, während er seinen Laptop wieder aufklappte. „Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich ein Digimon ist.“

„Wie meinst du das?“ Verwirrt sah er zu dem Rothaarigen. „Gennai sagte doch, dass es ein OneiroiMON ist und sonst spricht doch auch alles dafür.“ Sie hatten sich doch erst darauf geeinigt, dass es ein Digimon war und dass es einen Weg gab es zu besiegen. Was sollte das Ganze jetzt also schon wieder?

„Das ist richtig. Allerdings sagte Gennai auch, dass es so alt ist, dass selbst er, ein Vertreter der Homöostasis, es für eine Legende gehalten hat. Es ist definitiv eher den Digimon zuzuordnen und als solches werden wir es auch weiterhin behandeln.“

„Was soll das bedeuten Izzy? Älter als Gennai und es ist eher den Digimon zuzuordnen?“ Hakte Tai nach, als der Rothaarige nicht weiter fortfuhr, sondern sich vollends in seinem Rechner verlor.

„Es hat einen enormen Einfluss auf die Menschen. Vermutlich schon immer gehabt.“ Sprang nun Yolei ein und fuhr mit den Erläuterungen fort. „So einen Einfluss hat kein Digimon. Dazu kommt, dass es ohne Probleme zwischen den Welten wandeln kann. Was auch logisch ist, schließlich ist es ein Kind der Nyx. Ein Kind der Nacht, die alle Welten umschließt und wahrscheinlich ist es sogar älter als die Homöostasis selbst.“ Älter als die Homöostasis? Wenn das stimmte, war es wirklich kein Wunder weshalb auch Gennai ihnen nichts Genaues hatte sagen können. „Wenn ich Yui und Eiji richtig verstanden habe, existiert es ebenfalls abseits der Zeit.“

„Es wird also definitiv Zeit, dass die Beiden reden.“ Erst der giftige Blick seines besten Freundes, ließ ihn seinen harschen Tonfall realisieren. „Sorry.“ Murmelte er schnell. „Trotzdem, die Katze ist aus dem Sack. Sie haben keinen Grund mehr uns Informationen vorzuenthalten.“ Fuhr er deutlich ruhiger fort.

„Ja, da hast du Recht.“ Tai nickte zustimmend. „Am besten fragen wir sie direkt.“

„Wenn wir zurück sind, aber erst muss ich noch einige Daten analysieren.“ Izzy sah kurz zu Tai auf. „Wie geht es dir denn? Wirkt das Mittel noch?“

Der Brünette nickte. „Alles gut. Mach in Ruhe, ich denke, ich kann gerade ohnehin etwas frische Luft vertragen.“ Er beobachtete wie Tai sich sein Shirt wieder anzog und sich dann, leicht zittrig, erhob.

Ohne ein Wort zu sagen, folgte er seinem besten Freund aus dem Wagen. Er wollte Ruhe. Abstand um den Kopf frei zu bekommen, von dem was gerade besprochen worden war. Wahrscheinlich auch von dem, was er in seiner Bewusstlosigkeit erlebt hatte. Keiner ihrer Freunde folgte ihnen und auch er würde Tai seinen Freiraum geben, doch er würde ihn nicht alleine lassen. Nicht, solange er Sorge haben musste, dass er beim nächsten Schritt zusammenklappen würde. Etwas weiter entfernt von der Straßenbahn, am Rande der kleinen Insel, blieb Tai schließlich stehen. Er tat es seinem Freund gleich und hielt, ein kleines Stück hinter diesem, an. Eine ganze Weile schwiegen sie. Was wohl in seinem Freund gerade vorging? Worüber dachte er nach? Was beschäftigte ihn so sehr, dass er nicht darüber reden konnte, oder wollte.

„Hier hat es angefangen.“ Gerade als er sich dazu entschlossen hatte nachzufragen, kam Tai ihm zuvor. Es hatte angefangen? Hier? Von was genau sprach er?

„Es war unsere erste Nacht hier, aber angefangen hat unser Abenteuer nicht hier.“ Nein, wenn man es genau nahm, hatte ihr Abenteuer im Sommercamp begonnen. Vielleicht, wenn man es auf die digitale Welt beschränken wollte, hatte es mit Kuwagamons Angriff begonnen, doch sicher nicht hier.

„Ich spreche von unserer Freundschaft.“ Der Stimme seines Freundes konnte er ein leichtes Lächeln entnehmen. Sehen konnte er es aber nicht. Tai stand noch immer, mit dem Rücken zu ihm, am Ufer und sah auf den See.

„Ich konnte dich zu diesem Zeitpunkt gar nicht leiden.“ Ihre Freundschaft sollte hier begonnen haben? Es war wohl eher ihre anfängliche Rivalität gewesen. Von einer Freundschaft waren sie zu diesem Zeitpunkt noch meilenweit entfernt gewesen.

„Und doch hast du dich mir, in dieser Nacht, anvertraut.“ Leise lachend drehte sein Freund sich, leicht, zu ihm um und schenkte ihm ein schwaches Grinsen.

Es stimmte. In dieser Nacht, nach ihrem Streit hatte er Tai eine Seite an sich gezeigt, die er bis dahin noch nie Jemandem gezeigt hatte. Es war kurz gewesen und nur für einen kleinen Moment hatte er seine Mauern fallen lassen. Warum eigentlich? Er hatte sich doch lediglich entschuldigen wollen. Doch er hatte mehr als das getan. Er hatte sich ihm erklärt und irgendwie hatte er gehofft, dass dieser, viel zu laute Junge, ihn verstehen würde. Warum? Er hatte Tai nicht leiden können. Schon bevor sie überhaupt in das Sommercamp gefahren waren, in der Grundschule, hatte ihn die die Anwesenheit des Brünetten immer nur aufgeregt. Er war unhöflich und laut gewesen, hatte ständig dumme Fragen gestellt, war extrem verpeilt und hatte oft selten dämliche Aktionen gebracht. Regelmäßig hatte Yagami im Klassenbuch gestanden und Yuuko-san hatte er nicht nur einmal im Schulgebäude gesehen, da einige der Lehrer diesem Wildfang nicht Herr geworden waren. Doch so unbeliebt Tai auch bei den Lehrern gewesen war, umso beliebter war er es bei seinen Mitschülern gewesen. Im Gegensatz zu ihm selbst. Er selbst hatte die Pausen immer alleine verbracht. Er war der Außenseiter gewesen, der, dem seltsame Blicke und leises Getuschel folgten, weil er so anders war. Nicht nur optisch fiel er aus der Reihe, er hatte auch nie jemanden an sich herangelassen, was ihm zu dem seltsamen Typ gemacht hatte. Das war auch der Grund gewesen, weshalb sein Vater ihn in das Sommercamp geschickt hatte. Er hatte Freunde finden sollen. Und dann, war er ausgerechnet mit diesem Kerl in eine Gruppe eingeteilt worden.

„Kann ich mir auch nicht erklären. Ich fand dich echt ätzend.“ Wieder lachte sein Freund. „Vielleicht wollte ich dich unbewusst herausfordern.“ Jetzt sah Tai ihn fragend und mit einem Stirnrunzeln an. „Du warst einfach dumm. Vermutlich habe ich eine echt dumme Reaktion von dir erwartet.“ War das wirklich der Grund dafür gewesen, dass er sich in jener Nacht geöffnet hatte? So ganz glaubte er das selbst nicht, doch was er wusste war, dass er nicht mit so einer einfühlsamen Reaktion gerechnet hätte. Er hatte er irgendwie gewollt, hatte darauf gehofft, doch geglaubt hatte er es nicht. „Du hast mir dort auch das erste Mal eine andere Seite an dir gezeigt.“ Ergänzte er schließlich.

„Ach ja?“ Tai wirkte sichtlich überrascht. „Eigentlich war ich wie immer.“ Wahrscheinlich stimmte das sogar. Er hatte Tai einfach nur noch nicht gekannt, sich aber bereits eine Meinung über ihn gebildet.

„Du hast mich gerettet, weißt du das eigentlich?“ Überrascht zog der Brünette eine Augenbraue hoch. Nein, offensichtlich hatte er es nicht gewusst. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal eine Ahnung, wie oft er ihn bereits gerettet hatte und das, nicht nur emotional.

„Ich habe dich fast umgebracht.“ Woher kam das jetzt? Und wovon sprach er? Von Seadramon? Das war doch nicht seine Schuld gewesen. Na gut, ein bisschen vielleicht, doch das hätte jedem von ihnen passieren können.

„Soweit ich mich erinnere war es meine Entscheidung in den See, mit einem wütenden Digimon darin, zu springen.“ Selbst wenn Tai Seadramon verärgert hatte, wäre er nicht in den See gesprungen um zu der Insel zu schwimmen, wäre er gar nicht erst in solch eine Gefahr geraten.

Einen Moment lang sah Tai ihn schweigend an, dann legte sich etwas Schweres in seinen Blick. „Matt, wegen Albe… Versprich mir bitte, dass du eingreifst, sollte ich…“

„Es beeinflusst dich nicht Tai!“ Fuhr er ihm dazwischen. „Du hast Izzy gehört, es versucht dich lediglich zu verunsichern. Wir sind aktuell im Vorteil.“

„Ja…, aber wenn…“

„Nichts aber wenn! Hör auf damit! Du kannst dir vertrauen. WIR können dir vertrauen.“ Er verstand die Verunsicherung seines Freundes, doch dafür war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. „Wir sind im Vorteil.“ Wiederholte er sich, etwas ruhiger als zuvor.

Kurz legte sich Stille zwischen sie, in der sie sich einfach nur ansahen. „Ja, du hast Recht.“ Sagte Tai schließlich und rang sich, ein leicht gequältes Lächeln ab. „Behalt mich trotzdem im Auge.“

Er nickte. „Muss ich doch eh. Alleine bist du schließlich nicht überlebensfähig.“ Seine Antwort entlockte Tai ein leises Lachen.

„Danke.“ Sie wussten Beide, dass er Tai nicht hängen lassen würde und genau das, mit dieser Spitze, gemeint gewesen war.

„Aber Tai,“ er holte einmal tief Luft, „du musst dich jetzt wirklich mal zusammenreißen. Du darfst dich nicht so verunsichern lassen und musst dich auf dein Wappen konzentrieren.“ Es wurde höchste Zeit. Nur weil sie Zeit gewonnen hatten und derzeit im Vorteil waren, lösten sich die Probleme, rund um das Wappen des Mutes nicht einfach auf. Es bröckelte und es wurde dringend Zeit, ihm wieder Kraft zu geben. „Also, was ist los?“ Er war sich nicht sicher, ob er eine Antwort, auf diese direkte Frage erhalten würde. Doch gerade waren sie unter sich, die Chancen standen also nicht schlecht.

„Ich weiß es nicht.“ Tais Antwort war aufrichtig, doch der leicht gesenkte Blick ließ etwas in ihm aufsteigen. Ein Gefühl. Das Gefühl, dass es doch nicht die ganze Wahrheit war.

„Weißt du es nicht, oder willst du es nicht wissen?“ Hakte er standhaft nach und das leichte Zucken, des Kiefers seines Freundes, zeigte ihm, dass er auf der richtigen Spur war. „Warum bist du Damals wirklich nach Shibuya gezogen?“

„Ich sagte doch, dass ich Abstand gebraucht habe.“

„Ja, aber du hast mir nie gesagt von was genau.“ Wieder verkrampften sich die Gesichtszüge seines Freundes, doch er antwortete nicht. Einen kurzen Moment wartete er noch ab, ehe er erneut das Wort ergriff. „Hast du mich damals belogen?“ Überrascht sah Tai zu ihm auf. Ja, sein Tonfall war etwas daneben gewesen, das war ihm auch aufgefallen. „Ich meine, als ich dich gefragt habe, was in der Digiwelt passiert ist.“

„Ich habe euch gleich nach dem Kampf erzählt was passiert ist und ich habe es dir auch vor zwei Jahren noch einmal gesagt. Nishijima-sensei hat sich für uns alle geopfert.“

Das war eine Lüge. Er hatte ihnen das Wichtigste erzählt, jedoch nie, was genau passiert war. Auch vor zwei Jahren hatte Tai lediglich seine Worte von damals wiederholt, ihm aber nicht geantwortet. Damals hatte er gedacht, dass wirklich nicht mehr dahintersteckte, war die Mimik seines Freundes doch ausdruckslos geblieben. Jetzt, nach allem was sie wussten und nach Joes Verdacht, war er sich jedoch sicher, dass das bei weitem nicht alles war.

„Und was genau ist passiert?“ Hakte er also nach. „Tai, es ist gut möglich, dass es dort begonnen hat. Ab da hast du dich verändert.“

„Wohl zum Positivem, oder passt dir das auch wieder nicht?“ Der harsche Tonfall seines Freundes überraschte ihn. „Kann ich es dir denn je rechtmachen, Matt? Mit elf Jahren bin ich dir zu kopflos und zu abenteuerlustig. Herzlos und gedankenlos, erinnerst du dich?“ Was? Warum war er plötzlich so wütend?

„Das war nicht so gemeint.“ Natürlich erinnerte er sich. Er hatte es Tai vorgeworfen, weil dieser nicht versucht hatte ihn und seine Sorge um seinen Bruder zu verstehen. Zumindest hatte es auf ihn, in diesem Moment, so gewirkt. Zu diesem Zeitpunkt konnte er schließlich noch nicht ahnen, dass auch Tai ein großer Bruder war.

„Mit Siebzehn hat es dir plötzlich nicht gepasst, dass ich mir Gedanken gemacht habe, anstatt mich kopflos in den Kampf zu stürzen und jetzt? Was passt dir heute nicht?“ Tai ignorierte seinen Einwand und funkelte ihn wütend an. Was zur Hölle war plötzlich los mit ihm? Am liebsten würde er ihm gerade einfach Verstand einprügeln, doch das würde nichts bringen. Er durfte sich jetzt nicht provozieren lassen.

„Ich bin stolz auf dich.“ Jetzt war es Tai, der überrascht schien. „Ich habe dir bereits vor zwei Jahren gesagt, dass ich froh bin, dass du unser Anführer bist.“ Kurz hielt er inne und musterte den Brünetten. Es war seltsam, normalerweise ließ er sich nicht so schnell provozieren. Hatte er etwas angesprochen, das ihm nicht passte? War da wirklich mehr? Noch mehr als er ohnehin schon vermutete? „Ich mache mir aber auch Sorgen. Tai, dir geht es nicht gut und das nicht nur wegen Albe. Da ist doch mehr…“ Wieder veränderte sich die Mimik seines Freundes. Dieses Mal wurde sie wieder sanfter, gleichzeitig aber auch schwermütig.

„Ja, du hast Recht.“ Okay, damit hatte er jetzt nicht gerechnet. „Ich merke es auch, aber ich kann es einfach nicht benennen. Verstehst du?“ Er nickte langsam. Er war sich fast sicher zu wissen wo der Hase begraben lag, doch Tai musst es selbst erkennen.

Er wollte gerade etwas erwidern, als sein Freund leicht zu taumeln begann. Mit zwei Schritten war er bei ihm und wollte ihn gerade stützen, als dieser ihm ein Zeichen gab dies zu lassen. „Alles okay?“

„Ja.“ Tai nickte und hielt sich seine Hand an die Stirn. „Mir ist nur etwas schwindelig.“ Man sah es ihm an. Er war wieder deutlich blasser, sein Atem ging schwerer und kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.

„Ich glaube das Mittel verliert an Wirkung. Wir sollten zurück, es ist ohnehin schon fast dunkel.“ Langsam begaben sie sich zurück zur Straßenbahn, wobei er auch dieses Mal jeden Schritt seines Freundes beobachtete.



Unsanft kam er auf hartem Boden auf und kurz darauf fuhr ein Schmerz durch seinen Körper, der ihm den Atem raubte. Jedes verdammte Mal. Er versuchte sich aufzurappeln, doch etwas hielt ihn auf dem Boden gedrückt. Den Kopf leicht verrenkt, schielte er über seine Schulter um zu sehen, was es war und sah einen, ihm sehr bekannten braunen Wuschelkopf, der sich selbst noch zu orientieren schien.

„Alter, runter von mir!“ Mit aller Kraft stemmte er sich auf und schubsten somit seinen besten Freund von sich herunter, der kurz darauf selbst auf dem Boden und neben Agumon landete.

„Alles okay bei euch?“ Er richtete sich auf und sah zu der Rothaarigen, die ihn und ihren, auf dem Boden sitzenden besten Freund, besorgt musterte.

„Ich glaube schon.“ Erwiderte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss. Tais Zustand hatte sich zuletzt zwar verschlechtert, doch nun waren sie schließlich wieder in ihrer Welt.

„Hat es geklappt?“ Erwartungsvoll sah sein Bruder zwischen Tai, Izzy und ihm hin und her.

„Bedingt.“ Antwortete der Rothaarige, der bereits wieder seinen Laptop aufgeklappt und sich vor den kleinen Couchtisch gesetzt hatte. „Wir konnten einige Daten entfernen, doch leider nicht alle.“

„Ist das gut Mimi?“ Fragend sah Palmon zu Mimi auf, die sich hinter ihren Freund gestellt hatte.

„Ich glaube schon.“ Antwortete Mimi und warf wiederum Izzy einen fragenden Blick zu, der jedoch nicht reagierte. Aus diesem Grund wandte sie sich Yolei zu, die ihrer Freundin mit einem Nicken antwortete.

„War hier alles ruhig?“ Hörte er Tai fragen.

„Sitzen bleiben!“ Irritiert über den strengen Tonfall, sah er zu Meiko, die sich neben ihren Freund gekniet hatte und diesen am Aufstehen hinderte. War etwas nicht in Ordnung? Tatsächlich wirkte Tai noch immer erschöpft und war nach wie vor blass. Ob das noch die Nachwirkungen waren?

„Hier Onii-chan.“ Kari reichte ihrem Bruder ein Glas Wasser und setzte sich ebenfalls zu ihm.

„Hier war alles ruhig.“ Beantwortete Gatomon schließlich die Frage, während sein Freund ein paar Schlucke trank. Seinem Gesichtsausdruck zu folgen allerdings nur, Kari und Meiko zu Liebe.

„Was ist denn nun passiert?“ Biyomon sah fragend zu ihm auf, doch bevor er antworten konnte, machte Izzy auf sich aufmerksam, indem er seinen Laptop zuklappte.

„Wir konnten, wie bereits gesagt, einige Daten entfernen. Das verschafft uns etwas Zeit. Außerdem, scheint es so, dass es nicht ganz nach Albes Plan läuft. Wir befinden uns also aktuell im Vorteil.“ Er griff nach einer Flasche mit Grüntee und schenkte sich davon etwas in das Glas, welches Mimi ihm hingestellt hatte, ein. „Die Frage ist für uns nun also, was wir daraus machen.“ Der Rothaarige nahm einen Schluck von dem Getränk und fuhr dann fort. „Was das dein Wappen betrifft Tai, kannst in erster Linie nur du etwas tun. Die Frage die sich mir in erster Linie stellt ist aber, wie viel Zeit haben wir?“ Er drehte sich zu Yui und Eiji, die schweigend auf dem Sofa saßen. „Es wird Zeit, dass ihr es uns sagt.“

„Was?“ So überfordert wie die Beiden aussahen, hatten sie damit wohl nicht gerechnet. „Also ich weiß nicht…“

„Es macht keinen Unterschied mehr Yui.“ Unterbrach Tai die junge Frau. „Wir wissen eh schon mehr als wir sollten, dann könnt ihr ab jetzt komplett mit offenen Karten spielen.“

„Zumindest was Albe und diese Infektion betrifft.“ Fügte Izzy hinzu.

„Das meinte ich nicht…“ Die Gesichtszüge der jungen Frau spannten sich leicht an und sie senkte ihren Blick.

„Was meinst du denn dann?“ Fragte T.K. nach und kurz folgte eine Stille, die sich schwer anfühlte.

„Sie meint, dass wir es nicht wissen.“ Kam nun der junge Mann seiner Schwester zur Hilfe. „Wir wissen nicht wie viel Zeit bleibt oder es generell gegeben hätte.“

„Wie meinst du das?“ Soras Stimme klang leicht besorgt und auch ihn irritierte die Antwort. „Ihr habt doch von der Infektion gewusst. Ihr wusstet, dass Albe das nur in der Digiwelt durchziehen kann.“

„Ja, und wir sollten euch lediglich warnen.“

„Davor, dass das ihr Plan ist.“ Ergänzte Eiji seine Schwester. „Eine Kontaktaufnahme war nie die Plan. Allerdings hat das alles nicht so funktioniert.“ Auch Eiji senkte nun leicht seinen Blick.

„Nun gut, das mag ja alles sein. Jetzt seid ihr aber nun einmal hier, also solltet ihr es uns sagen.“ Ergriff nun auch Joe das Wort.

„Wir wissen es aber nicht.“ Yuis Stimme war fast tonlos und man merkte deutlich, wie schwer es den Beiden fiel.

Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Meiko sich erhob. Er hatte das Gefühl, dass auch Tai aufstehen wollte, doch sie deutete ihm sitzen zu bleiben und auch Kari hielt ihren Bruder zurück, während Meiko sich vor ihre Kinder in spe hockte. „Was ist passiert?“ Fragte sie leise und legte ihre Hände sanft auf je einem der Kniee, der Beiden ab. Eine Weile passierte gar nichts, dann jedoch atmete Yui hörbar.

„Es war eine Falle.“ Begann sie mit leicht zitternder Stimme. „Es war eurem letzten Kampf nicht unähnlich, weshalb Koushiro euch angefunkt hat.“

„Es brauchte Omnimon.“ Ergänzte Eji leise. „Sie hat uns… Ist auch egal. Auf jeden Fall war der Plan der Selbe wie jetzt. Das Wappen des Mutes zu zerstören.“

„Sie hat euch als Köder benutzt.“ Flüsterte Kari und die Beiden nickten bestätigend.

„Für die Infektion.“ Die Brünette verkrampfte sich sichtlich und vergrub ihre Finger im Kissen der Couch. „Die Infektion tötet in der realen Welt. Wir gehen davon aus, dass sie nicht wusste, dass das Wappen nicht bricht, wenn der Träger stirbt.“

„Tai wurde in der realen Welt infiziert.“ Stellte er trocken fest und wieder nickten die beiden Geschwister.

„Ihr wisst es also nicht, weil Tai direkt gestorben ist.“ Auch Izzy schien das Ganze zu schaffen zu machen, zumindest klang seine Stimme deutlich weniger gefasst.

„Wie schrecklich.“ Mimi und Palmon umklammerten sich fest.

„Das es eine Infektion gibt, das kam erst einige Tage später, mit der Analyse der Daten heraus.“ Fuhr erneut Eiji fort. „Kurz darauf haben wir, naja eher ihr, herausgefunden, dass Albe es nun auf anderem Weg versucht.“

„In einer anderen Zeit.“ Schlussfolgerte Yolei und wieder war die Antwort ein Nicken.

„Koushiro, die Zwillinge und Shouta haben sich also direkt ran gemacht um ein Heilmittel oder etwas ähnliches zu entwickeln und gleichzeitig haben sie eine Möglichkeit gesucht Albe zu folgen.“ Yui stockte und es brauchte einen Moment bis sie fortfahren konnte. „Ich wurde in die Zentrale gerufen, wo man, wo Onkel Yama mir die Brille und somit ganz offiziell an uns übergeben hat.“ Er hatte, nein würde, nein würde vielleicht, ihr die Brille übergeben? Er warf einen Blick zu Tai, der sichtlich verkrampft wirkte. Ob das überhaupt in seinem Interesse wäre? „Den Rest kennt ihr ja.“

Es brauchte keine Sekunde und Meiko hatte die Beiden in ihre Arme geschlossen. Auch Sora und Mimi waren zu ihnen gestürmt und taten es der Schwarzhaarigen gleich. Nur Kari war bei ihrem Bruder sitzen geblieben und klammerte sich an dessen Arm. Vermutlich versuchte sie ihm so etwas Halt zu geben. Er ballte seine Hände zu Fäusten als ein unangenehmes Gefühl in ihm aufstieg. Wenn es ihn selbst schon so traf, wie musste es dann erst für Tai und Meiko sein?

„Matt…“ Er spürte wie Gabumon sich an sein Bein klammerte und versuchte ihn zu beruhigen. Und es wirkte. Langsam entspannte er sich wieder.

„Danke.“ Murmelte er leise und strick seinem Partner durch den Pelz. „Warum jetzt?“ Fragend richteten sich die Blicke seiner Freunde auf ihn. Eigentlich hatte er die Frage nicht laut stellen wollen. „Ich meine warum ist Albe ausgerechnet in dieser Zeit gelandet? Wäre es nicht viel sinnvoller gewesen, noch viel weiter zurück zu gehen, als wir noch Kinder waren?“

„Damals hätte es keinen Sinn gemacht.“ Begann nach kurzem Nachwirken seiner Frage, der Rothaarige. „Zum einen haben unsere Wappen da erst ihre ganze Kraft entfaltet und zum anderen…“ Er warf einen Blick zu Tai und jedem war klar was er meinte.

„Okay, trotzdem, warum jetzt? Warum nicht vor zwei oder sieben, acht Jahren?“ Hakte er noch einmal nach. Es hatte so viele Situationen gegeben, in denen das Wappen des Mutes, nein, jedes ihrer Wappen, anfällig gewesen war.

„Weil ich gerade am angreifbarsten bin.“ Überrascht sah er zu seinem besten Freund. Das er sich in das Gespräch einschalten würde, damit hatte er nicht gerechnet.

„Das warst du auch mit Siebzehn. Vor dem Kampf gegen Ordinemon wäre es doch perfekt gewesen.“ Doch Tai schüttelte nur den Kopf.

„Nein, weil… Nein.“ Nein weil? Doch sein Freund schien es nicht weiter ausführen zu wollen. Er sah sich kurz um. Allen war es aufgefallen und sie alle wussten, worauf er hinausgewollt hatte. Auch Tai schien sich dem Punkt, an dem alles begonnen hatte, immer mehr bewusst zu werden, doch er sprach es nicht aus.
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