Die letzten Tage waren für mich sehr nerven aufreibend. Nachdem wir alle durchgecheckt wurden, kam natürlich sofort Snipe persönlich zu mir und wollte, nach einer ziemlich langen Standpauke, wissen warum ich den Schuss abgewehrt hatte. Ich versuchte es ihm irgendwie zu erklären, doch als dann noch mehr Leute sich um uns versammelten um zu wissen was den in mich gefahren war, konnte ich keinen richtigen Satz mehr herausbringen. Bevor es aber zu peinlich wurde kam mir zum glück Izuku zur Hilfe und meinte, das wir alle noch ziemlich durcheinander waren nach den Ereignissen und uns erst einmal sammeln müssten. Glücklicherweise stimmten sie Izuku zu und ließen mich fürs erste in Ruhe. Snipe meinte nur das er später auf mich zurück kommen würde.

Danach wurde alles nur noch komplizierter. Wie konnte ich den wissen das sich die Nachricht, ich hätte einem Schurken „geholfen“, so schnell in der Schule verbreiten würde. Gerade als ich den Gang zu unserem Klassenzimmer entlang lief, hörte ich das Getuschel überall. „Ist das nicht die?“ „Sie soll einen Schurken beschützt haben.“ „Er wollte sie doch genauso töten.“ Ich musste mich richtig zusammenreisen um ruhig zu bleiben. Solange es nur die anderen Schüler waren, störte es mich nicht besonders. Sobald ich aber einen Fuss in unser Klassenzimmer setzte, wurde meine ganze Hoffnung zunichte gemacht. Für einen Bruchteil einer Sekunde sahen alle zu mir. Obwohl es nur ein sehr kurzer Moment war, konnte ich in ihren Blicken alles lesen was sie dachten. Enttäuschung, Verwirrung, Unsicherheit und vielleicht sogar Wut. Ich atmete aber erleichtert aus als Ochako zu mir rüber kam: „Hei y/n, alles gut soweit?“ warum hörte sie sich so gespielt freundlich an? „Ja schon, aber…“ Ich sah sie an. Gerade als ich ihr die Frage stellen wollte ertönte die Klingel und der Unterricht begann.

Das ging eine ganze Woche so. Jeden Tag aufs neue wurde ich angestarrt oder sogar von den Jungs aus den höheren Klassen angerempelt und musste miese Kommentare über mich ergehen lassen. Jedes mal seufzte ich und dachte, dass es am nächsten Tag besser wurde. Doch wie man sich denken konnte, blieb alles beim alten.

Am Ende der letzten Stunde des Tages, nahm ich all meine Sachen und lief aus dem Gebäude. Ich wollte gerade nur alleine sein. „y/n Warte! Wo willst du den hin? Nach Hause geht es doch da entlang.“ Ich drehte mich zu Izuku um: „Sag Mam ich komm später nach Hause. Ich brauche kurz etwas Zeit für mich, OK?“ Er sah mich etwas verwirrt und traurig zugleich an, nickte aber schliesslich.

Der Himmel war von dichten Woken überzogen. Ich lief einfach gedankenverloren durch die Stadt und achtete nicht so viel auf meine Umgebung. Mehrere Male stiess ich mit einer Person zusammen die mir entgegen kam, jedes Mal sagte ich nur ein leises, genuscheltes: „Entschuldigung…“ Zuerst fielen nur einzelne Tropfen vom Himmel, die schlussendlich in einen Regenschauer übergingen. Ich trug nur meinen crop Hoodie und ein T-Shirt darunter, die scharze Stoffhose wurde auch ziemlich schnell durchnässt. Das einzige was dem Regen standhielt waren meine Schuhe. Zumindest keine nassen Füsse, dachte ich mir. Ich zog mich in eine Seitengasse zurück die etwas überdacht war. Ich zog mein Handy aus meinem Rucksack und bemerkte das Izuku mich zehn Mal versucht hat anzurufen. Das brachte mich etwas zum lächeln, er macht sich ja echt sorgen um mich. Mein Lächeln verschwand aber sofort als ich meine Mails checkte. Eine war von der U.A:

Liebe y/n Midorya

Der Fall der sich vor einigen Tagen im USJ abgespielt hat, beschäftigt uns noch immer sehr. Ihr verhalten an diesem Tag können wir nicht richtig deuten oder verstehen. Wir fordern sie deshalb auf, sich so schnell wie möglich im Büro des Direktors zu melden, damit wir ein Gespräch über das weitere Verfahren führen können.

Sollte dies nicht der Fall sein und sie melden sich nicht, kann dies Folgen mit sich ziehen, die sich auf ihr weiteres Schulleben an der U.A ausüben können.

Freundliche Grüsse:

Schulleitung der U.A



Das konnte ich jetzt nicht glauben. Die hackten immer noch auf diesem Thema rum?! „Mit dem weiteren Verfahren besprechen, meinen sie doch mit Sicherheit, was sie mit mir machen sollen. Wie sie mich bestrafen wollen oder was weis ich schon. Dieses ganze Theater nur weil ich einen Schurken davor bewahrt habe durch einen Kopfschuss zu sterben?!“ Wenn es so ist, dass Menschen die andere verletzten oder ihre Fähigkeiten ausnutzten, Schurken sind und Menschen die gleichermaßen ihre Fähigkeiten nutzen um auch gegen andere Menschen zu kämpfen Helden sind, wo ist dann da der Unterschied. Klar Schurken machen böse Dinge, aber wirklich nur böses? Oder stellt man es einfach als falsch dar? Je mehr ich begann über diese Dinge nachzudenken desto mehr verlor ich das Gefühl für richtig und falsch. Was war jetzt was? Habe ich etwas Falsches getan oder etwas Richtiges?

Der Regen fiel weiterhin wie aus allen Wolken und wusch den Dreck von den Stassen. Während andere Leute sich vor ihm in Sicherheit brachten, stellte ich mich in den Schauer. Es tat gut die Kühle zu spüren und aus irgendeinem Grund fragte ich mich, was ich jetzt tun sollte. Ich könnte einfach zurück nach Hause, zu Izuku und Mam, zurück zu allen die mich für eine Verräterin halten, in mein altes Leben. Ich sah gegen den Himmel der sich immer weiter verdunkelte. Nein, mein altes Leben hat sich von diesem Moment von mir verabschiedet als sich die Kugel in meinen Händen aufgelöst hatte. Die Erinnerung an den Tag im USJ war noch so frisch als ob sie erst gestern gewesen wäre. Ich sah den Kampf wieder vor mir, aber auch den blauhaarigen Schurken mit den Händen. In meinen Gedanken sah ich wieder diese blutroten Augen, die mich anstarrten und drohten zu töten. Eigentlich sollte ich ja Angst vor ihm haben, aber etwas an ihm faszinierte mich. Ich wusste nicht was es war aber ich wollte ihn finden. Doch wie? Wie findet man einen Schurken in einem Land wie Japan? Diese Frage musste ich mir wohl selbst beantworten. Ich lief einfach los. Lief los, durch den Regen, ohne ein bestimmtes Ziel. Nur mit dem Gedanken, wo soll ich überhaupt anfangen?



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Hi Leute

Hoffe das Kapi hat euch gefallen.
Bis beim nächsten lesen: I-Kion