Habit
von Mary Rosette
Kurzbeschreibung
Kurze Abschnitte, die mehr oder weniger mit einander zusammenhängen.
DrabbleFantasy, Horror / P16 / Gen
01.10.2022
24.11.2022
17
4.063
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24.11.2022
501
Ran war schon immer ein eifersüchtiges Wesen gewesen.
Es hatte Jin nie weiter gekümmert, warum sollte er nicht völlig seinem Lord gehören, wenn er ihn so gut behandelte? Was kümmerte ihn schon dass er nicht mehr mit anderen Menschen reden durfte? Die meisten seiner Bekannten aus der Küche hatten ihn ohnehin nicht sonderlich gemocht, es vermisste ihre Anwesenheit absolut gar nicht.
Außerdem hieß dies auch, das keine der wachen Hand an ihn legen durfte, selbst wenn man versuchte Rans Dummheiten auf seinen Rücken zu schieben, ihn für die ein oder andere zerbrochene Vase verantwortlich zu machen. Jin würde lügen, wenn er behaupten würde, es hätte ihm bis zu jenem einen Zeitpunkt je etwas ausgemacht, für den Rest seines Lebens nur in ein einziges Augenpaar zu blicken.
Dann kam der Tag an dem ein einfacher Diener ihn etwas völlig belangloses gefragt hatte. Er wusste nicht mehr was es war, genauso wenig wie er sich an sein erstes Zimmer erinnerte (zu diesem Zeitpunkt war er schon längst in das Nebenzimmer seines Meisters gezogen, um stets an seiner Seite zu sein, aufrufbar mit einem Wort) – es konnte nichts wichtiges gewesen sein. Der Diener hatte nichts nachgedacht, hatte einfach nur reden wollten – und Jin, so erstaunt darüber, das erste Mal seit Jahren seine Worte an ein anderes Augenpaar richten zu können, hatte ebenfalls nicht nachgedacht.
(Oder viel mehr hatte er das Gemüt seines Meisters unterschätzt, hatte nicht mal einen Gedanken daran verschwendet, was Ran darüber denken würde, ihn mit jemand anderen reden zu sehen. Warum auch? Es war eine Unterhaltung von wenigen Momenten, nicht der Rede wert!)
Aus diesem einen Mal wurde ein zweites Mal, ein drittes Mal, ein weiteres Mal. Immer in den winzigen Momenten des Tages, in denen er nicht an Rans Seite war, immer und immer wieder. Sein Meister hatte es mitbekommen, es stumm mit angesehen, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
(Hätte er etwas gesagt… ein Wort von ihm hätte gereicht und Jin hätte den anderen Diener nie wieder auch nur angesehen, hätte-)
Nein, er hatte nichts gesagt. Stattdessen hatte er dem Diener mitten im Treppenhaus den Kopf von den schultern getrennt, am helllichten Tage, für alle Augen zu sehen.
„Muss ich mich vor dir rechtfertigen?“, hatte er ihn gefragt als Jin den Grund wissen wollte. Er hatte gelacht, ihm sein blutiges Schwert gereicht. „Mach das sauber und komm in den Stall, ja? Ich will ein wenig an die frische Luft, mir ist nach einem Ausritt."
(Ran war nicht begeistert darüber gewesen, dass sein Diener kurz darauf in Ohnmacht gefallen war. Aus seinem gewünschten Ausritt wurde nichts, und das Schwert musste er von jemand anderem sauber machen lassen.)
Jin war in seinem Bett wieder zu sich gekommen, sein Meister auf dem Stuhl neben ihm, immer wieder vor sich hin seufzend. Er hatte kein Wort über den Vorfall verloren, aber die Botschaft war dennoch angekommen, hatte sich tief in sein Inneres eingebrannt.
Es war nichts im Vergleich zu der echten Brandwunde, die ihm später widerfuhr, aber es tat trotzdem weh.
Es hatte Jin nie weiter gekümmert, warum sollte er nicht völlig seinem Lord gehören, wenn er ihn so gut behandelte? Was kümmerte ihn schon dass er nicht mehr mit anderen Menschen reden durfte? Die meisten seiner Bekannten aus der Küche hatten ihn ohnehin nicht sonderlich gemocht, es vermisste ihre Anwesenheit absolut gar nicht.
Außerdem hieß dies auch, das keine der wachen Hand an ihn legen durfte, selbst wenn man versuchte Rans Dummheiten auf seinen Rücken zu schieben, ihn für die ein oder andere zerbrochene Vase verantwortlich zu machen. Jin würde lügen, wenn er behaupten würde, es hätte ihm bis zu jenem einen Zeitpunkt je etwas ausgemacht, für den Rest seines Lebens nur in ein einziges Augenpaar zu blicken.
Dann kam der Tag an dem ein einfacher Diener ihn etwas völlig belangloses gefragt hatte. Er wusste nicht mehr was es war, genauso wenig wie er sich an sein erstes Zimmer erinnerte (zu diesem Zeitpunkt war er schon längst in das Nebenzimmer seines Meisters gezogen, um stets an seiner Seite zu sein, aufrufbar mit einem Wort) – es konnte nichts wichtiges gewesen sein. Der Diener hatte nichts nachgedacht, hatte einfach nur reden wollten – und Jin, so erstaunt darüber, das erste Mal seit Jahren seine Worte an ein anderes Augenpaar richten zu können, hatte ebenfalls nicht nachgedacht.
(Oder viel mehr hatte er das Gemüt seines Meisters unterschätzt, hatte nicht mal einen Gedanken daran verschwendet, was Ran darüber denken würde, ihn mit jemand anderen reden zu sehen. Warum auch? Es war eine Unterhaltung von wenigen Momenten, nicht der Rede wert!)
Aus diesem einen Mal wurde ein zweites Mal, ein drittes Mal, ein weiteres Mal. Immer in den winzigen Momenten des Tages, in denen er nicht an Rans Seite war, immer und immer wieder. Sein Meister hatte es mitbekommen, es stumm mit angesehen, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
(Hätte er etwas gesagt… ein Wort von ihm hätte gereicht und Jin hätte den anderen Diener nie wieder auch nur angesehen, hätte-)
Nein, er hatte nichts gesagt. Stattdessen hatte er dem Diener mitten im Treppenhaus den Kopf von den schultern getrennt, am helllichten Tage, für alle Augen zu sehen.
„Muss ich mich vor dir rechtfertigen?“, hatte er ihn gefragt als Jin den Grund wissen wollte. Er hatte gelacht, ihm sein blutiges Schwert gereicht. „Mach das sauber und komm in den Stall, ja? Ich will ein wenig an die frische Luft, mir ist nach einem Ausritt."
(Ran war nicht begeistert darüber gewesen, dass sein Diener kurz darauf in Ohnmacht gefallen war. Aus seinem gewünschten Ausritt wurde nichts, und das Schwert musste er von jemand anderem sauber machen lassen.)
Jin war in seinem Bett wieder zu sich gekommen, sein Meister auf dem Stuhl neben ihm, immer wieder vor sich hin seufzend. Er hatte kein Wort über den Vorfall verloren, aber die Botschaft war dennoch angekommen, hatte sich tief in sein Inneres eingebrannt.
Es war nichts im Vergleich zu der echten Brandwunde, die ihm später widerfuhr, aber es tat trotzdem weh.