Dieses Anwesen war nicht immer diese Ruine gewesen, die es jetzt war.

Natürlich nicht, immerhin war sie die Behausung einer der reichsten Blutlinien in diesem Land; viele, viele Jahre zuvor.
Ran hatte ihn damals in der Küche gefunden, einen kleinen dünnen Jungen, der die Kartoffeln die er geschält hatte lieber selbst gegessen hätte, auch roh, wenn es sein musste. Ran hatte ihn weg von seinem kümmerlichen Stuhl und hinaus in den Garten gezerrt, violette Augen so wunderschön wie das Wappen seiner Familie, ein breites Lächeln auf dem Gesicht, erfüllt von Energie und Lebensfreude.

(Jetzt hatte er dasselbe Lächeln wenn er sich jener entledigte, die in seinen Weg kamen, ihn auch nur im Entferntesten kränkten. Egal ob in Freude oder in Grausamkeit, das Lächeln blieb dasselbe.)

Der Herzog und seine Frau – nicht Rans Eltern, auch wenn Ran der Sohn und Erbe war – hatten ihn mit abfälligen Blicken angesehen, dann zugestimmt ihn zum ersten Diener ihres Schützlings zu machen. Der bisherige erste Diener wurde aus dem Anwesen geworfen, hatte noch in der selben Nacht seine Stellung verloren.

(Bis heute wusste Jin nicht, ob das Lächeln auf dem müden Gesicht damals eines der Verzweiflung oder Erlösung war. Es war allemal Glück gewesen; dieser eine Mensch hatte es irgendwie zu Stande gebracht, diesen Ort rechtzeitig zu verlassen, sicher und atmend.)

Die Kälte riss ihn aus dem Schlaf, die Decken wie erwartet nicht genug um ihn zu schützen. Er zog seine Beine zu sich, ließ seine Zähne klappern, erbärmlich und müde. Er würde seinen Meister morgen nach Feuer fragen. Wenn es ihm einfiel. Wenn er sich traute.