Alva und die Halbmondmühle
von Brancaleone
Kurzbeschreibung
Die junge Alva steht vor den Trümmern ihrer Existenz und muss nun den Zorn ihrer Mitbürger fürchten. Dabei wollte sie doch einfach nur ein schönes und bequemes Leben haben - war das denn zu viel verlangt? Aber da tauchte dieser Fremde auf, den alle nur 'Drachenblut' nannten. Er hat Alva alles verdorben! Getrieben von der Hoffnung, doch noch das leichte Leben zu bekommen, dass sie sich erhofft hatte, verlässt Alva ihre Heimat, um woanders neu anzufangen. Werden ihre Träume in Erfüllung gehen? Wird sie dem 'Drachenblut' nochmal begegnen? Und wenn ja, wie wird es dieses Mal ausgehen? Diese Geschichte ist auch für Leser geeignet, die das Spiel nicht kennen!
GeschichteAbenteuer / P18 / Gen
01.10.2022
18.09.2023
57
94.002
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Die Müllerin und ihre Dienerin sammelten die Reste ihres Streifzuges ein – die Beute von der Insel, die Wolfspelze und alles, was von den Skeletten noch brauchbar war, vor allem ihre Waffen. Dabei fiel Alva Joanas verwunderter Blick auf und sie fragte ihre Dienerin, was los sei.
„Ich kann immer noch nicht fassen, dass Euch die Sonne so gar nicht mehr stört, Herrin“, erklärte die Kaiserliche daraufhin.
„Ja, das überrascht mich auch“, gab Alva zu. „Es ist neu, das war noch nie so.“
„Was glaubt Ihr, woher es kommt?“, fragte Joana.
„Ich weiß es nicht, aber ich werde mich lieber nicht darauf verlassen, dass es so bleibt. Wir kehren für heute zurück zur Mühle. Morgen Nacht erkunden wir weiter. Wir brauchen immer noch eine neue Nahrungs- oder Einnahmequelle. Hendryk mag uns nichts kosten, aber einbringen tut er auch nichts.“
Sie erreichten die Mühle, als es bereits nach Mittag war, und erfuhren von Valdr und Halvdan, dass der Tag ereignislos verlaufen war. Alva horchte Valdr bei einem ausgiebigen Mittagessen über Hendryk aus und bekam dessen Angaben bestätigt. Der berittene Wilderer war in der Szene durchaus bekannt, doch blieb er lieber allein und hatte keine engeren Freunde.
„Manche sagen, sein Pferd sei sein bester Freund“, erzählte Valdr mit einem seltsamen Grinsen im Gesicht, und Alva brauchte einen Moment, um die Andeutung zu verstehen. Sie glaubte nicht, dass dieses Gerücht wahr war, aber eigentlich war es ihr auch egal, solange Hendryk nur seinen Zweck erfüllen und den unbekannten Grabschänder ausfindig machen konnte. Deshalb kommentierte sie Valdrs Aussage auch nur mit einem verächtlichen Schnauben und setzte ihre Befragung zu den anderen Dingen, die sie gesehen und gefunden hatte, fort. Über die Gräber wusste Valdr jedoch auch nichts und genauso wenig über das Schiffswrack, nach dem sie ihn anschließend aushorchte.
„Das muss schon vor meiner Zeit gesunken sein“, sagte er dazu nur. „Aber ich kann Euch etwas über den Fürstinnenstein auf der kleinen Insel sagen, Herrin.“
Alva horchte auf und Valdr berichtete:
„Wie ihr vielleicht wisst, gibt es noch mehr solche Findlinge. Sie stehen alle irgendwo in Himmelsrand herum und manche sind vergessen, aber zu einigen pilgern die Sternengläubigen immer noch regelmäßig. Die Findlinge sind uralt und ich kenne niemanden, der sagen könnte, wer diese Dinger einst aufgestellt hat, aber auf jedem ist ein Sternbild zu sehen, und auf jedem ein anderes. Das würde heißen, dass es insgesamt dreizehn Findlinge geben muss, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich kenne nur vier. Die drei Wächtersteine am Wegrand neben der Straße nach Flusswald und eben den Fürstinnenstein. Die Wächtersteine stellen die drei großen Sternbilder da: Krieger, Magier und Dieb. Ihr wisst ja selbst, dass jedes der Drei noch einmal drei andere Sternbilder hat, die in seinem Haus stehen. Das macht dann also zwölf. Und dann gibt es natürlich noch das dreizehnte Sternbild, das Wandernde: Die Schlange. Aber ich weiß nicht, wo man die Findlinge mit den anderen Sternbildern finden kann. Vermutlich ist es auch egal. Es heißt, dass man vor den Findlingen meditieren kann, und vielleicht - vielleicht - gewähren einem die Sterne des jeweiligen Sternbildes ihren Segen. Aber das geht natürlich nur bei einem Sternbild allein, nicht bei mehreren gleichzeitig.“
Alva wurde langsam ungeduldig. Das meiste von dem, was Valdr erzählt hatte, wusste sie schon, seit sie ein kleines Kind war. In den Sümpfen von Morthal stand auch so ein Stein, der mit dem Sternbild des Lehrlings. Und auch die alte Legende vom Segen der Sterne war Alva nicht neu. Aber all das erklärte nicht, wieso die Sonne sie heute nicht störte. Unleidig ermahnte sie Valdr also, endlich zum Punkt zu kommen. Der ehemalige Jäger erklärte daraufhin:
„Wer den Segen eines Sternbilds hat, gewinnt eine Stärke, die zu dem Sternbild passt. So sagen es zumindest die alten Legenden. Die Stärke der Fürstin ist Toleranz - also vielleicht toleriert Ihr jetzt das Sonnenlicht besser?“
So einen Unsinn hatte Alva selten gehört. Valdrs Erklärung klang völlig an den Haaren herbeigezogen. Zudem wusste Alva, dass sie zwar im Monat Herdfeuer geboren war, aber sie wusste auch, dass die Schlange damals in eben jenem Sternbild gestanden und seine Wirkung verzerrt hatte - wenn und falls man solchen Dingen überhaupt Glauben schenken wollte. Außerdem war Toleranz nur eine Stärke der Fürstin – die andere war Sanftmut, und wie die einen Vampir vor dem Sonnenlicht schützen sollte, das war aus Valdrs seltsamem Ansatz auch nicht abzuleiten. Lauthals tat sie Valdrs Erklärung deshalb als Quatsch ab, doch fiel ihr selbst nach langem Nachdenken auch keine bessere ein. Dabei hatte sie nicht einmal vor dem Stein meditiert, das blaue Schimmern war ganz von alleine gekommen.
Alva war ihr Leben lang auf sich allein gestellt gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jetzt auf einmal irgendwelche Sterne über sie wachen sollten. Aber ebenso wenig konnte sie ihre plötzliche Widerstandskraft gegen Sonnenlicht anders erklären, also beschloss sie, sich vorübergehend einfach mit dem Fakt abzufinden, egal woher er kommen mochte.
Die Müllerin wollte ihr Glück aber auch nicht überstrapazieren und zog sich deshalb zum Schlafen ins Haus zurück, wo sie alle Fenster schloss und den Innenraum so abdunkelte. Ihre Leibwächterin Joana folgte ihr und postierte sich im Schlafsack neben der Feuerstelle auf dem Fußboden, und bald schliefen beide Frauen ein. Die lange Wanderung durch die ganze Nacht und den kompletten Vormittag und dazu die vielen Kämpfe hatten sie erschöpft, und man musste kein Vampir sein, um nun den Schlaf zu suchen.
Als Alva schon am Eindösen war, richtete Joana sich jedoch erschrocken noch einmal auf und meinte: „Oje, wir haben ja vergessen, den Leuten in der Jägersruh Bescheid zu geben, dass sie gruppenweise den Namenlosen Friedhof beobachten sollen!“
Alva aber winkte ab: „Nicht nötig, das macht Hendryk…“
„Ganz allein?“, widersprach Joana. „Er wird irgendwann einschlafen und dann verpasst er die Grabschänder womöglich.“
„Er hat sie schon mehrmals bemerkt, ganz ohne dass ihm jemand den Auftrag dazu gegeben hatte“, wandte Alva müde ein. „Jetzt, wo er es sogar ausdrücklich soll, wird er diese Leute garantiert wieder bemerken.“
„Haltet Ihr diese Vorgehensweise für zuverlässig? Was, wenn er sie nur jedes zweite oder dritte Mal sieht? Aber die kaputten Skelette sind jetzt da – er muss, er muss die Grabschänder beim nächsten Mal finden, nicht irgendwann einmal“, hielt Joana dagegen. „Sonst kommen die Grabschänder zu uns und es geht uns wie den früheren Müllern, und niemand warnt uns.“
„Solange wir schlafen, halten Valdr und Halvdan Wache“, sagte Alva in ihr Kopfkissen.
„Das sind zwei Leute – genau so viele waren die Müller auch, und ihnen hat es nichts geholfen“, gab Joana sich immer noch nicht geschlagen.
„Aber diese Leute waren im Haus, so wie wir beide jetzt. Valdr und Halvdan sind draußen. Außerdem können wir beide zaubern, wenigstens ein bisschen.“
Alva war offensichtlich überzeugt, keine zusätzlichen Wachen zu benötigen, und Joana gab nach. Wenn die Herrin nicht wollte, konnte sie nunmal nichts machen. Im Stillen fragte sie sich aber, warum die Vampirin so dagegen war, Leute aus der Jägersruh abzuziehen, um den Herold zu verstärken.
Das fragte Alva sich auch gerade. Sie hatte die Diskussion mit Joana abgewürgt, weil sie einfach keine Lust auf so ein Gespräch hatte. Sie war müde und wollte schlafen, und sie glaubte nicht, dass die mysteriösen Grabschänder ausgerechnet heute nach ihren Skeletten sehen würden. Hendryk hatte sie nur alle paar Monate mal bemerkt, und selbst wenn sie viel öfter da waren, kamen sie wohl kaum mehrmals die Woche ans Seeufer. Die Gefahr war also überschaubar. Trotzdem passte diese Haltung eigentlich nicht zur eher von Ängsten, Misstrauen und Vorsicht geprägten Alva, und dessen war sie sich selbst sehr wohl bewusst. War diese ungewöhnliche Haltung ein Zeichen von Leichtsinn, oder im Gegenteil eher von wachsendem Mut und Selbstvertrauen? Und falls es das Letztere war, so blieb offen, ob diese Gefühle hier angebracht waren.
Alva war zu müde, um eine Antwort auf ihre Fragen zu finden, doch einer der letzten bewussten Gedanken vor dem Einschlafen galt der seltsamen Ähnlichkeit zwischen Mut und Sanftmut.
„Ich kann immer noch nicht fassen, dass Euch die Sonne so gar nicht mehr stört, Herrin“, erklärte die Kaiserliche daraufhin.
„Ja, das überrascht mich auch“, gab Alva zu. „Es ist neu, das war noch nie so.“
„Was glaubt Ihr, woher es kommt?“, fragte Joana.
„Ich weiß es nicht, aber ich werde mich lieber nicht darauf verlassen, dass es so bleibt. Wir kehren für heute zurück zur Mühle. Morgen Nacht erkunden wir weiter. Wir brauchen immer noch eine neue Nahrungs- oder Einnahmequelle. Hendryk mag uns nichts kosten, aber einbringen tut er auch nichts.“
Sie erreichten die Mühle, als es bereits nach Mittag war, und erfuhren von Valdr und Halvdan, dass der Tag ereignislos verlaufen war. Alva horchte Valdr bei einem ausgiebigen Mittagessen über Hendryk aus und bekam dessen Angaben bestätigt. Der berittene Wilderer war in der Szene durchaus bekannt, doch blieb er lieber allein und hatte keine engeren Freunde.
„Manche sagen, sein Pferd sei sein bester Freund“, erzählte Valdr mit einem seltsamen Grinsen im Gesicht, und Alva brauchte einen Moment, um die Andeutung zu verstehen. Sie glaubte nicht, dass dieses Gerücht wahr war, aber eigentlich war es ihr auch egal, solange Hendryk nur seinen Zweck erfüllen und den unbekannten Grabschänder ausfindig machen konnte. Deshalb kommentierte sie Valdrs Aussage auch nur mit einem verächtlichen Schnauben und setzte ihre Befragung zu den anderen Dingen, die sie gesehen und gefunden hatte, fort. Über die Gräber wusste Valdr jedoch auch nichts und genauso wenig über das Schiffswrack, nach dem sie ihn anschließend aushorchte.
„Das muss schon vor meiner Zeit gesunken sein“, sagte er dazu nur. „Aber ich kann Euch etwas über den Fürstinnenstein auf der kleinen Insel sagen, Herrin.“
Alva horchte auf und Valdr berichtete:
„Wie ihr vielleicht wisst, gibt es noch mehr solche Findlinge. Sie stehen alle irgendwo in Himmelsrand herum und manche sind vergessen, aber zu einigen pilgern die Sternengläubigen immer noch regelmäßig. Die Findlinge sind uralt und ich kenne niemanden, der sagen könnte, wer diese Dinger einst aufgestellt hat, aber auf jedem ist ein Sternbild zu sehen, und auf jedem ein anderes. Das würde heißen, dass es insgesamt dreizehn Findlinge geben muss, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich kenne nur vier. Die drei Wächtersteine am Wegrand neben der Straße nach Flusswald und eben den Fürstinnenstein. Die Wächtersteine stellen die drei großen Sternbilder da: Krieger, Magier und Dieb. Ihr wisst ja selbst, dass jedes der Drei noch einmal drei andere Sternbilder hat, die in seinem Haus stehen. Das macht dann also zwölf. Und dann gibt es natürlich noch das dreizehnte Sternbild, das Wandernde: Die Schlange. Aber ich weiß nicht, wo man die Findlinge mit den anderen Sternbildern finden kann. Vermutlich ist es auch egal. Es heißt, dass man vor den Findlingen meditieren kann, und vielleicht - vielleicht - gewähren einem die Sterne des jeweiligen Sternbildes ihren Segen. Aber das geht natürlich nur bei einem Sternbild allein, nicht bei mehreren gleichzeitig.“
Alva wurde langsam ungeduldig. Das meiste von dem, was Valdr erzählt hatte, wusste sie schon, seit sie ein kleines Kind war. In den Sümpfen von Morthal stand auch so ein Stein, der mit dem Sternbild des Lehrlings. Und auch die alte Legende vom Segen der Sterne war Alva nicht neu. Aber all das erklärte nicht, wieso die Sonne sie heute nicht störte. Unleidig ermahnte sie Valdr also, endlich zum Punkt zu kommen. Der ehemalige Jäger erklärte daraufhin:
„Wer den Segen eines Sternbilds hat, gewinnt eine Stärke, die zu dem Sternbild passt. So sagen es zumindest die alten Legenden. Die Stärke der Fürstin ist Toleranz - also vielleicht toleriert Ihr jetzt das Sonnenlicht besser?“
So einen Unsinn hatte Alva selten gehört. Valdrs Erklärung klang völlig an den Haaren herbeigezogen. Zudem wusste Alva, dass sie zwar im Monat Herdfeuer geboren war, aber sie wusste auch, dass die Schlange damals in eben jenem Sternbild gestanden und seine Wirkung verzerrt hatte - wenn und falls man solchen Dingen überhaupt Glauben schenken wollte. Außerdem war Toleranz nur eine Stärke der Fürstin – die andere war Sanftmut, und wie die einen Vampir vor dem Sonnenlicht schützen sollte, das war aus Valdrs seltsamem Ansatz auch nicht abzuleiten. Lauthals tat sie Valdrs Erklärung deshalb als Quatsch ab, doch fiel ihr selbst nach langem Nachdenken auch keine bessere ein. Dabei hatte sie nicht einmal vor dem Stein meditiert, das blaue Schimmern war ganz von alleine gekommen.
Alva war ihr Leben lang auf sich allein gestellt gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jetzt auf einmal irgendwelche Sterne über sie wachen sollten. Aber ebenso wenig konnte sie ihre plötzliche Widerstandskraft gegen Sonnenlicht anders erklären, also beschloss sie, sich vorübergehend einfach mit dem Fakt abzufinden, egal woher er kommen mochte.
Die Müllerin wollte ihr Glück aber auch nicht überstrapazieren und zog sich deshalb zum Schlafen ins Haus zurück, wo sie alle Fenster schloss und den Innenraum so abdunkelte. Ihre Leibwächterin Joana folgte ihr und postierte sich im Schlafsack neben der Feuerstelle auf dem Fußboden, und bald schliefen beide Frauen ein. Die lange Wanderung durch die ganze Nacht und den kompletten Vormittag und dazu die vielen Kämpfe hatten sie erschöpft, und man musste kein Vampir sein, um nun den Schlaf zu suchen.
Als Alva schon am Eindösen war, richtete Joana sich jedoch erschrocken noch einmal auf und meinte: „Oje, wir haben ja vergessen, den Leuten in der Jägersruh Bescheid zu geben, dass sie gruppenweise den Namenlosen Friedhof beobachten sollen!“
Alva aber winkte ab: „Nicht nötig, das macht Hendryk…“
„Ganz allein?“, widersprach Joana. „Er wird irgendwann einschlafen und dann verpasst er die Grabschänder womöglich.“
„Er hat sie schon mehrmals bemerkt, ganz ohne dass ihm jemand den Auftrag dazu gegeben hatte“, wandte Alva müde ein. „Jetzt, wo er es sogar ausdrücklich soll, wird er diese Leute garantiert wieder bemerken.“
„Haltet Ihr diese Vorgehensweise für zuverlässig? Was, wenn er sie nur jedes zweite oder dritte Mal sieht? Aber die kaputten Skelette sind jetzt da – er muss, er muss die Grabschänder beim nächsten Mal finden, nicht irgendwann einmal“, hielt Joana dagegen. „Sonst kommen die Grabschänder zu uns und es geht uns wie den früheren Müllern, und niemand warnt uns.“
„Solange wir schlafen, halten Valdr und Halvdan Wache“, sagte Alva in ihr Kopfkissen.
„Das sind zwei Leute – genau so viele waren die Müller auch, und ihnen hat es nichts geholfen“, gab Joana sich immer noch nicht geschlagen.
„Aber diese Leute waren im Haus, so wie wir beide jetzt. Valdr und Halvdan sind draußen. Außerdem können wir beide zaubern, wenigstens ein bisschen.“
Alva war offensichtlich überzeugt, keine zusätzlichen Wachen zu benötigen, und Joana gab nach. Wenn die Herrin nicht wollte, konnte sie nunmal nichts machen. Im Stillen fragte sie sich aber, warum die Vampirin so dagegen war, Leute aus der Jägersruh abzuziehen, um den Herold zu verstärken.
Das fragte Alva sich auch gerade. Sie hatte die Diskussion mit Joana abgewürgt, weil sie einfach keine Lust auf so ein Gespräch hatte. Sie war müde und wollte schlafen, und sie glaubte nicht, dass die mysteriösen Grabschänder ausgerechnet heute nach ihren Skeletten sehen würden. Hendryk hatte sie nur alle paar Monate mal bemerkt, und selbst wenn sie viel öfter da waren, kamen sie wohl kaum mehrmals die Woche ans Seeufer. Die Gefahr war also überschaubar. Trotzdem passte diese Haltung eigentlich nicht zur eher von Ängsten, Misstrauen und Vorsicht geprägten Alva, und dessen war sie sich selbst sehr wohl bewusst. War diese ungewöhnliche Haltung ein Zeichen von Leichtsinn, oder im Gegenteil eher von wachsendem Mut und Selbstvertrauen? Und falls es das Letztere war, so blieb offen, ob diese Gefühle hier angebracht waren.
Alva war zu müde, um eine Antwort auf ihre Fragen zu finden, doch einer der letzten bewussten Gedanken vor dem Einschlafen galt der seltsamen Ähnlichkeit zwischen Mut und Sanftmut.
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