Fleißige Hände
Kurzbeschreibung
Verborgene Talente kommen in den unbeachtesten Momenten ja doch zum Vorschein und sorgen für die ein oder andere Überraschung. Nach dem Schreck, versteht sich // Superkraft-Zeit
KurzgeschichteHumor / P12 / Gen
29.09.2022
29.09.2022
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und es wird endlich mal wieder Zeit für eine Superkraft ^^
Seit einiger Zeit verteilt Nymphen im Forum verschiedene Superkräfte und ich dachte vor einer Weile (ja, jetzt erst wiedergefunden, Schande über mich) warum nicht doch noch weiter machen. Und so kam ich zur
117: Gliedmaßen-Kontrolle (Gliedmaßen wie Arme oder Beine vom Körper trennen und frei durch den Raum bewegen können)
Was irgendwie cool und doch ein wenig eklig klingt. Na ja, Reed Richards lässt grüßen, oder?? *lach*
Das Kleingedruckte: Die Vorgaben kommen von Nymphen, mir gehört nur die Idee dahinter, sämtliche Charas und das Setting. Ich verdiene keinen Cent mit dem Schreiben und betreibe es nur als Hobby, Fehler gehören also dazu, einfach überlesen.
Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt! (Wobei … kennt jemanden wen mit solchen Fähigkeiten?)
Viel Spaß
*****
„Clara, mir ist da noch was eingefallen.“ Noch mit der Aktentasche unter dem Arm kommt Dr. Richard Mattheos durch Tür geschritten und schaut sich auf der Suche nach seiner guten Seele der Kanzlei um. „In der Sache mit der Körperverletzung hatten wir doch mal vor gut zwei Jahren was ähnliches, da hatten wir die Sozialstunden abschmettern können und … was zum??“ In der Bewegung innehaltend starrt Richard auf die Akte, die an seiner Nase vorbei schwebt. Umgriffen von einer Hand. Und nur einer Hand!
„Ich glaube, ich erinnere mich an den Fall, Chef.“, kommt es von links und er kann nur schwer die Augen von der Akte lassen, welche genau in die Richtung, aus der Stimme kommt, gleitet. „Sobald ich die Angelegenheit um die Fahrerflucht fertig habe, gehe ich mal im Archiv schauen. Das dürfte noch nicht digitalisiert sein, ich bin gerade mal beim Ende vom letzten Jahr.“ Die Hand stoppt am Schreibtisch, wo eine junge, dunkelhaarige Frau sitzt, und legt die Akte ab, bevor sie wieder an ihren ursprünglichen Platz rutscht. Er sieht nun den Arbeitsplatz ganz ein und ist sprachlos.
Die Kopfhörer zum Diktiergerät sitzen mehr schlecht als recht auf den Ohren der Sekretärin, trotzdem tippen die Finger fleißig weiter und seine Einfälle zum Feierabend werden auch beantwortet. Was den Chef der Kanzlei aber schon an seine Sinne und vor allem seine Augen zweifeln lässt.
„Chef, ist alles in Ordnung, Sie sehen so blass aus. Ich hole Ihnen besser mal ein Glas Wasser und Sie setzen sich. Von dem Geburtstagskuchen ist auch noch was da, vielleicht ist es ja der Zucker und Sie essen ohnehin kaum was. Da bringe ich einfach ein Stück mit. Kleinen Moment.“ Sie hört mit dem Tippen auf, legt die Kopfhörer auf die Tastatur und mit einem breiten Lächeln stöckelt Clara los, um das besagte Wasser und den Kuchen zu holen. Doch eine ihrer Hände kommt nochmal allein zurück, rückt den Besucherstuhl an ihrem Tisch zurück und auffordernd wedelt die Hand anschließen vor dem Senior Anwalt rum, damit er sich auch wirklich setzt.
Mit offenem Mund steht er aber immer noch am Tisch, als Clara wieder vor ihm steht und ihre Last auf den Tisch verteilt. „Wenn ich Sie so ansehe, doch besser Cola oder einen starken Kaffee. Und keine Sorge, die Klageschrift ist morgen früh pünktlich auf Ihren Tisch. Für Herrn Markus habe ich die Verteidigung auch so gut wie fertig, da habe ich nur ein paar kleine Fragen, die wir eventuell durchgehen könnten, damit die Staatsanwaltschaft nichts dran anfechten kann. Ich weiß ja, dass die Neue bei denen ganz schön Haare auf den Zähnen hat. Oh,“, das Telefon beginnt zu klingeln und sofort ist Clara auf der anderen Tischseite und nimmt das Gespräch entgegen. „Anwaltskanzlei Mattheos und Partner, Sekretariat. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen? Nein, tut mir leid, Herr Klausen ist derzeit bei Gericht. Ich werde eine Mitteilung hinterlegen, dass er sie zurückrufen soll, Frau Martens? Natürlich, gern. Einen schönen Nachmittag.“ Nach wie vor vollkommen perplex von der Leistung der guten Seele vom Büro bleibt der angebotene Stuhl unberührt, nur nach dem Wasser greift Richard und schüttet es sich mit Schwung ins Gesicht.
Das kann er nur träumen, sowas ist nicht wirklich möglich!
Fliegende Hände, schwebende Akten, Multitasking in der Perfektion, das schafft keiner. Und er liegt vermutlich irgendwo bewusstlos in der Garage, völlig überarbeitet und fertig.
„Hey, Chef“, das Fingerschnipsen vor seinem Gesicht holt ihn wieder raus aus den Gedankenstrudel. „Sie machen mir gerade Angst, ist alles in Ordnung? Sie waren völlig abwesend.“ Ihm wird ein Handtuch gereicht, welches er auch entgegennimmt und dann mit einem spitzen Schrei wieder fallen lässt.
Da ist sie wieder, die schwebende Hand.
„Was zum ..?“ Clara bückt sich elegant und hebt das Tuch wieder auf.
„Die Frage hatten wir schon und ich dachte, wir könnten es einfach vergessen.“ Etwas geknickt schaut sie ihren Chef an. Mit nervösen Händen, dieses Mal alle an ihrem Platz, streicht sie ihren Bleistiftrock zurecht und geht um den Tisch rum zu ihrem eigenen Stuhl.
„Schwierig, wenn ich weiter schwebende Hände sehe.“ Richard setzt sich nun doch und legt sich auch das Handtuch um die Schulter, nachdem das Gesicht getrocknet wurde. „Und ich habe es nicht geträumt!?“
„Nein, Chef, haben Sie nicht. Ich habe nicht weiter nachgedacht, normalerweise nutze ich mein ´Talent´ nur, wenn ich wirklich allein hier bin. Und ich wähnte mich schon in Sicherheit und zudem bin ich langsam müde, da wollte ich einfach nur noch fertig werden. Und deswegen nicht dran gedacht, dass es nicht so normal ist. Tut mir leid.“
„Sie entschuldigen sich bei mir, dafür, dass Sie so eine Begabung haben und schlussendlich bei mir arbeiten, wo Sie doch auch bessere Jobs finden könnten?“ Genauso verdattert wie schon zu Beginn des Gesprächs versucht sich der Chef in etwas Humor zu retten. „Nicht, dass ich Sie loswerden will, oder es im Zirkus endet. Aber mal ehrlich, es gibt doch sicher besseres als die staubtrockne Arbeit in einer Kanzlei mit solchen Händen.“
„Es sind nicht nur die Hände.“ Um die Worte zu bestätigen schwebt plötzlich der rechte Fuß über den Tisch, mitsamt dem Pumps. „Ich kann all meine Gliedmaßen einfach ´abkoppeln´ und Dinge tun lassen, vollkommen unabhängig voneinander.“ Der Fuß verschwindet wieder unter dem Schreibtisch. „Es ist nur ein bisschen schwierig, wenn alle was Eigenes machen. Also die Koordination, nicht die Sache an sich. Und ich arbeite hier gern, weil ich da eben nicht schief angeguckt werde. Gut, bisher gab es auch keinen Grund dazu, immerhin habe ich doch ziemlich gut aufgepasst. Aber ich verstehe, wenn es nun vorbei ist.“ Clara nestelt nervös am Saum ihrer hellen Bluse rum und traut sich gar nicht, dem Chef in die Augen zu schauen.
„Warum sollte es vorbei sein?“ Verständnislos sucht Richard den Blick seiner Sekretärin.
„Na ja, ich bin ein Freak, sowas passt nicht in die angesehene Kanzlei.“
„Stopp, diesen Unsinn lassen wir gleich wieder, verstanden?“ Er haut etwas kräftig auf den Tisch und bringt den Kuchen leicht zum Hüpfen. „Ich entschuldige mich von Herzen, dass ich Sie so seltsam angeguckt habe und auch erstmal etwas gebraucht habe, um wieder zu mir zu finden. Das war nicht freundlich und ich kann Ihren Unmut darüber verstehen. Aber bitte sehen Sie es mir nach, so was sieht man nun auch nicht jeden Tag und im Vergleich zu den anderen Menschen, mit denen ich normalerweise beruflich in Kontakt komme, sind nicht vergleichbar. Ich war einfach … überrascht.“
„Da kennen Sie nicht mein Gesicht, als ich das rausbekam. Zum Glück war ich da schon bei meinen Eltern raus und hatte an der Uni studiert, aber mein Mitbewohner wollte mich wahnsinnig gern als Hexe verbrennen. Seitdem bin ich allein, weswegen der Job hier voll in Ordnung ist. Es wartet keiner auf mich, wenn es mal länger dauert.“ Clara findet endlich den Mut, ihrem Chef wieder in die Augen zu schauen und da sieht sie nur die Neugier und Akzeptanz. Kein Hass oder Egel oder was auch immer Menschen ausstrahlen, wenn sie mal nicht mit Normalismus konfrontiert werden.
„Und? Deswegen musst du noch lange keine Überstunden machen. Wenn es zu viel Arbeit ist, könnten wir auch einfach eine zweite Bürokraft anstellen und dich entlasten.“ Richard wechselt absichtlich ins Du und trinkt ein Schluck von seinem neuen Wasser, was irgendwie im Gespräch auftauchte.
„Ich kann hierbleiben?“ Sie haucht es nur und doch spielen sich in Claras Kopf weit mehr Zukunftsszenarien ab, die irgendwie wirklich mehr mit einem Zirkus zu tun haben, als sie wahr haben will.
„Ich setze dich ganz sicher nicht vor die Tür.“ Richard atmet durch und lacht leise auf. „Du kommst mit den Handschriften aller Anwälte klar, du kannst aus dem aufgenommenen Kauderwelsch vernünftige Schriften fertigen und wir haben auch genügend Klienten, die nur wegen der hübschen Frau am Empfang mit ihren Problemen wieder zu uns kommen, weil sie hier trotz allem als Menschen behandelt werden, nicht als Gehaltscheck. Wenn du unbedingt gehen willst, werden wir dich nicht aufhalten, aber nur deswegen würden wir dich echt ungern verlieren. Und da kann ich wirklich von uns allen alten Hasen reden und muss weder Harald noch Jürgen rausnehmen. Die du übrigens schon lange um den kleinen Finger gewickelt hast. Die würden nicht mal was sagen, wenn du sechs Zehen und drei Hände hast.“ Er schüttelt den Kopf. „Upps, solche Witze sollte ich erstmal noch vermeiden, oder?“
„Nein, es ist voll okay. Das zeigt mir, dass noch alles okay ist, obwohl ich nicht normal bin.“
„Du bist normaler als 98% aller Menschen, die ich kenne. Und da rechne ich meine Frau mit ein, die sich bestimmt schon ihre Gedanken macht, ob ihr Göttergatte doch mit der Sekretärin durchgebrannt ist. Also werde ich erstmal Blumen besorgen und nach Hause fahren, alles weitere, auch mit dem alten Fall vertagen wir einfach auf Morgen. Und du machst jetzt auch Feierabend, nicht dass wir dich morgen früh schlafend auf der Tastatur wiederfinden. Verstanden, Clara?“
„Ja, Chef. Die besten Blumen um die Uhrzeit bekommen Sie noch bei…“
„Lass das mal meine Sorge sein. Speichern, dann Rechner aus und raus hier.“ Lachend stemmt sich der Anwalt in die Höhe und macht sich dran, seiner Ansage folge zu leisten und sich auch auf den Weg zu machen. Für heute waren es genug Neuigkeiten und Überraschungen, da braucht er keine wütende Ehefrau zuhause …
Seit einiger Zeit verteilt Nymphen im Forum verschiedene Superkräfte und ich dachte vor einer Weile (ja, jetzt erst wiedergefunden, Schande über mich) warum nicht doch noch weiter machen. Und so kam ich zur
117: Gliedmaßen-Kontrolle (Gliedmaßen wie Arme oder Beine vom Körper trennen und frei durch den Raum bewegen können)
Was irgendwie cool und doch ein wenig eklig klingt. Na ja, Reed Richards lässt grüßen, oder?? *lach*
Das Kleingedruckte: Die Vorgaben kommen von Nymphen, mir gehört nur die Idee dahinter, sämtliche Charas und das Setting. Ich verdiene keinen Cent mit dem Schreiben und betreibe es nur als Hobby, Fehler gehören also dazu, einfach überlesen.
Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt! (Wobei … kennt jemanden wen mit solchen Fähigkeiten?)
Viel Spaß
*****
„Clara, mir ist da noch was eingefallen.“ Noch mit der Aktentasche unter dem Arm kommt Dr. Richard Mattheos durch Tür geschritten und schaut sich auf der Suche nach seiner guten Seele der Kanzlei um. „In der Sache mit der Körperverletzung hatten wir doch mal vor gut zwei Jahren was ähnliches, da hatten wir die Sozialstunden abschmettern können und … was zum??“ In der Bewegung innehaltend starrt Richard auf die Akte, die an seiner Nase vorbei schwebt. Umgriffen von einer Hand. Und nur einer Hand!
„Ich glaube, ich erinnere mich an den Fall, Chef.“, kommt es von links und er kann nur schwer die Augen von der Akte lassen, welche genau in die Richtung, aus der Stimme kommt, gleitet. „Sobald ich die Angelegenheit um die Fahrerflucht fertig habe, gehe ich mal im Archiv schauen. Das dürfte noch nicht digitalisiert sein, ich bin gerade mal beim Ende vom letzten Jahr.“ Die Hand stoppt am Schreibtisch, wo eine junge, dunkelhaarige Frau sitzt, und legt die Akte ab, bevor sie wieder an ihren ursprünglichen Platz rutscht. Er sieht nun den Arbeitsplatz ganz ein und ist sprachlos.
Die Kopfhörer zum Diktiergerät sitzen mehr schlecht als recht auf den Ohren der Sekretärin, trotzdem tippen die Finger fleißig weiter und seine Einfälle zum Feierabend werden auch beantwortet. Was den Chef der Kanzlei aber schon an seine Sinne und vor allem seine Augen zweifeln lässt.
„Chef, ist alles in Ordnung, Sie sehen so blass aus. Ich hole Ihnen besser mal ein Glas Wasser und Sie setzen sich. Von dem Geburtstagskuchen ist auch noch was da, vielleicht ist es ja der Zucker und Sie essen ohnehin kaum was. Da bringe ich einfach ein Stück mit. Kleinen Moment.“ Sie hört mit dem Tippen auf, legt die Kopfhörer auf die Tastatur und mit einem breiten Lächeln stöckelt Clara los, um das besagte Wasser und den Kuchen zu holen. Doch eine ihrer Hände kommt nochmal allein zurück, rückt den Besucherstuhl an ihrem Tisch zurück und auffordernd wedelt die Hand anschließen vor dem Senior Anwalt rum, damit er sich auch wirklich setzt.
Mit offenem Mund steht er aber immer noch am Tisch, als Clara wieder vor ihm steht und ihre Last auf den Tisch verteilt. „Wenn ich Sie so ansehe, doch besser Cola oder einen starken Kaffee. Und keine Sorge, die Klageschrift ist morgen früh pünktlich auf Ihren Tisch. Für Herrn Markus habe ich die Verteidigung auch so gut wie fertig, da habe ich nur ein paar kleine Fragen, die wir eventuell durchgehen könnten, damit die Staatsanwaltschaft nichts dran anfechten kann. Ich weiß ja, dass die Neue bei denen ganz schön Haare auf den Zähnen hat. Oh,“, das Telefon beginnt zu klingeln und sofort ist Clara auf der anderen Tischseite und nimmt das Gespräch entgegen. „Anwaltskanzlei Mattheos und Partner, Sekretariat. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen? Nein, tut mir leid, Herr Klausen ist derzeit bei Gericht. Ich werde eine Mitteilung hinterlegen, dass er sie zurückrufen soll, Frau Martens? Natürlich, gern. Einen schönen Nachmittag.“ Nach wie vor vollkommen perplex von der Leistung der guten Seele vom Büro bleibt der angebotene Stuhl unberührt, nur nach dem Wasser greift Richard und schüttet es sich mit Schwung ins Gesicht.
Das kann er nur träumen, sowas ist nicht wirklich möglich!
Fliegende Hände, schwebende Akten, Multitasking in der Perfektion, das schafft keiner. Und er liegt vermutlich irgendwo bewusstlos in der Garage, völlig überarbeitet und fertig.
„Hey, Chef“, das Fingerschnipsen vor seinem Gesicht holt ihn wieder raus aus den Gedankenstrudel. „Sie machen mir gerade Angst, ist alles in Ordnung? Sie waren völlig abwesend.“ Ihm wird ein Handtuch gereicht, welches er auch entgegennimmt und dann mit einem spitzen Schrei wieder fallen lässt.
Da ist sie wieder, die schwebende Hand.
„Was zum ..?“ Clara bückt sich elegant und hebt das Tuch wieder auf.
„Die Frage hatten wir schon und ich dachte, wir könnten es einfach vergessen.“ Etwas geknickt schaut sie ihren Chef an. Mit nervösen Händen, dieses Mal alle an ihrem Platz, streicht sie ihren Bleistiftrock zurecht und geht um den Tisch rum zu ihrem eigenen Stuhl.
„Schwierig, wenn ich weiter schwebende Hände sehe.“ Richard setzt sich nun doch und legt sich auch das Handtuch um die Schulter, nachdem das Gesicht getrocknet wurde. „Und ich habe es nicht geträumt!?“
„Nein, Chef, haben Sie nicht. Ich habe nicht weiter nachgedacht, normalerweise nutze ich mein ´Talent´ nur, wenn ich wirklich allein hier bin. Und ich wähnte mich schon in Sicherheit und zudem bin ich langsam müde, da wollte ich einfach nur noch fertig werden. Und deswegen nicht dran gedacht, dass es nicht so normal ist. Tut mir leid.“
„Sie entschuldigen sich bei mir, dafür, dass Sie so eine Begabung haben und schlussendlich bei mir arbeiten, wo Sie doch auch bessere Jobs finden könnten?“ Genauso verdattert wie schon zu Beginn des Gesprächs versucht sich der Chef in etwas Humor zu retten. „Nicht, dass ich Sie loswerden will, oder es im Zirkus endet. Aber mal ehrlich, es gibt doch sicher besseres als die staubtrockne Arbeit in einer Kanzlei mit solchen Händen.“
„Es sind nicht nur die Hände.“ Um die Worte zu bestätigen schwebt plötzlich der rechte Fuß über den Tisch, mitsamt dem Pumps. „Ich kann all meine Gliedmaßen einfach ´abkoppeln´ und Dinge tun lassen, vollkommen unabhängig voneinander.“ Der Fuß verschwindet wieder unter dem Schreibtisch. „Es ist nur ein bisschen schwierig, wenn alle was Eigenes machen. Also die Koordination, nicht die Sache an sich. Und ich arbeite hier gern, weil ich da eben nicht schief angeguckt werde. Gut, bisher gab es auch keinen Grund dazu, immerhin habe ich doch ziemlich gut aufgepasst. Aber ich verstehe, wenn es nun vorbei ist.“ Clara nestelt nervös am Saum ihrer hellen Bluse rum und traut sich gar nicht, dem Chef in die Augen zu schauen.
„Warum sollte es vorbei sein?“ Verständnislos sucht Richard den Blick seiner Sekretärin.
„Na ja, ich bin ein Freak, sowas passt nicht in die angesehene Kanzlei.“
„Stopp, diesen Unsinn lassen wir gleich wieder, verstanden?“ Er haut etwas kräftig auf den Tisch und bringt den Kuchen leicht zum Hüpfen. „Ich entschuldige mich von Herzen, dass ich Sie so seltsam angeguckt habe und auch erstmal etwas gebraucht habe, um wieder zu mir zu finden. Das war nicht freundlich und ich kann Ihren Unmut darüber verstehen. Aber bitte sehen Sie es mir nach, so was sieht man nun auch nicht jeden Tag und im Vergleich zu den anderen Menschen, mit denen ich normalerweise beruflich in Kontakt komme, sind nicht vergleichbar. Ich war einfach … überrascht.“
„Da kennen Sie nicht mein Gesicht, als ich das rausbekam. Zum Glück war ich da schon bei meinen Eltern raus und hatte an der Uni studiert, aber mein Mitbewohner wollte mich wahnsinnig gern als Hexe verbrennen. Seitdem bin ich allein, weswegen der Job hier voll in Ordnung ist. Es wartet keiner auf mich, wenn es mal länger dauert.“ Clara findet endlich den Mut, ihrem Chef wieder in die Augen zu schauen und da sieht sie nur die Neugier und Akzeptanz. Kein Hass oder Egel oder was auch immer Menschen ausstrahlen, wenn sie mal nicht mit Normalismus konfrontiert werden.
„Und? Deswegen musst du noch lange keine Überstunden machen. Wenn es zu viel Arbeit ist, könnten wir auch einfach eine zweite Bürokraft anstellen und dich entlasten.“ Richard wechselt absichtlich ins Du und trinkt ein Schluck von seinem neuen Wasser, was irgendwie im Gespräch auftauchte.
„Ich kann hierbleiben?“ Sie haucht es nur und doch spielen sich in Claras Kopf weit mehr Zukunftsszenarien ab, die irgendwie wirklich mehr mit einem Zirkus zu tun haben, als sie wahr haben will.
„Ich setze dich ganz sicher nicht vor die Tür.“ Richard atmet durch und lacht leise auf. „Du kommst mit den Handschriften aller Anwälte klar, du kannst aus dem aufgenommenen Kauderwelsch vernünftige Schriften fertigen und wir haben auch genügend Klienten, die nur wegen der hübschen Frau am Empfang mit ihren Problemen wieder zu uns kommen, weil sie hier trotz allem als Menschen behandelt werden, nicht als Gehaltscheck. Wenn du unbedingt gehen willst, werden wir dich nicht aufhalten, aber nur deswegen würden wir dich echt ungern verlieren. Und da kann ich wirklich von uns allen alten Hasen reden und muss weder Harald noch Jürgen rausnehmen. Die du übrigens schon lange um den kleinen Finger gewickelt hast. Die würden nicht mal was sagen, wenn du sechs Zehen und drei Hände hast.“ Er schüttelt den Kopf. „Upps, solche Witze sollte ich erstmal noch vermeiden, oder?“
„Nein, es ist voll okay. Das zeigt mir, dass noch alles okay ist, obwohl ich nicht normal bin.“
„Du bist normaler als 98% aller Menschen, die ich kenne. Und da rechne ich meine Frau mit ein, die sich bestimmt schon ihre Gedanken macht, ob ihr Göttergatte doch mit der Sekretärin durchgebrannt ist. Also werde ich erstmal Blumen besorgen und nach Hause fahren, alles weitere, auch mit dem alten Fall vertagen wir einfach auf Morgen. Und du machst jetzt auch Feierabend, nicht dass wir dich morgen früh schlafend auf der Tastatur wiederfinden. Verstanden, Clara?“
„Ja, Chef. Die besten Blumen um die Uhrzeit bekommen Sie noch bei…“
„Lass das mal meine Sorge sein. Speichern, dann Rechner aus und raus hier.“ Lachend stemmt sich der Anwalt in die Höhe und macht sich dran, seiner Ansage folge zu leisten und sich auch auf den Weg zu machen. Für heute waren es genug Neuigkeiten und Überraschungen, da braucht er keine wütende Ehefrau zuhause …