Yu-Gi-Oh! Somnia et Veritas (MMFF)
von Noir776
Kurzbeschreibung
In einer Welt, die sehr an das moderne Japan erinnert, ist das Kartenspiel Yu-Gi-Oh! eben genau das: Ein ganz normales Kartenspiel. Doch die friedlichen Zeiten enden abrupt und die Ereignisse überschlagen sich, als aus dem einfachen Kartenspiel auf einmal ein Kampf auf Leben und Tod wurde. Denn mit einem Mal wurden die Monster lebendig! Die zur Lösung gegründete Spezialeinheit sucht dringend Freiwillige und du könntest einer davon sein.
GeschichteAbenteuer, Übernatürlich / P16 / Gen
OC (Own Character)
26.09.2022
09.02.2023
5
22.478
4
16.10.2022
3.587
Kapitel 1: Ein neuer Job?
Es war 16 Uhr nachmittags in Tokio. Ein Zug fuhr in den stark bevölkerten Bahnhof hinein und ließ all jene aufseufzen, die tatsächlich dachten, dass ihr Zug endlich gekommen war. Denn statt einem Weg in die Innenstadt führte dieses Fahrzeug in die kälteste Präfektur des Landes, die für einige deutlich weniger attraktiv war als die belebte Hauptstadt von Japan. Horizumi Satou, ein junger Erwachsener, saß an eben jenem Bahnhof und sah zu dem Zug, der ihn zurück in seine Heimat, Hokkaido, bringen würde. Seufzend lehnte er sich auf der Metallbank zurück und konnte nicht anders als seine Entscheidung zu bereuen, nach Tokio gegangen zu sein.
Nach seinem Schulabschluss hatte er seinen Eltern davon überzeugt, ihn in das chancenreiche Tokio gehen zu lassen, um dort ein besseres Leben zu suchen. Jedoch war alles nicht so gelaufen, wie er es sich gewünscht hatte, was sehr offensichtlich an seinem momentanen arbeitslosen Zustand lag. Zu Beginn hatte er noch die Hoffnung gehabt, in eine angesehene Universität zu kommen, doch waren alle Aufnahmeprüfungen ein wahrer Flop geworden und zu allem Übel schaffte er es nicht einmal, einen Job zu finden, um sich das Leben in der Stadt leisten zu können.
Frustriert wuschelte sich der junge Mann durch sein schwarzes Haar und versuchte in seiner Situation etwas Positives zu entdecken. Doch egal wie sehr es versuchte, nichts wirkte wie eine gute Nachricht. Er hatte keine Ausbildung, keinen Job, kein gar nichts! Eigentlich sollte er zurück zu seinen Eltern gehen und zugeben, dass es dumm war, nach Tokio zu gehen, doch das erlaubte ihm sein Stolz nicht... Allerdings musste er auch zugeben, dass Stolz das letzte war, was er jetzt gebrauchen konnte. Sein Stolz würde ihm keinen einzigen Yen bringen, wenn er es in der Stadt zu etwas bringen wollte.
Doch gerade als Horizumi sich dazu entschloss nach Hokkaido zurückzukehren und in den Zug einsteigen wollte, war er schon wieder abgefahren. Kopfschüttelnd packte er sein Handy aus der Hosentasche und begann im Internet zu surfen. Der nächste Zug würde in einer Stunde ankommen, weshalb er genug Zeit hatte, seine Lebensentscheidungen zu überdenken, bevor er sich wieder entscheiden durfte, ob er weiterhin sein Glück in Tokio versuchte oder ob er den Weg zurück nach Hause machte.
Während der junge Erwachsene das Internet nach Inseraten durchsuchte, um eventuell ein paar Jobangebote zu entdecken, ignorierte er sämtliche Nachrichten seiner Mitmenschen aus Hokkaido, um sich vollkommen auf seine verzweifelten Versuche zu konzentrieren. Doch wie es sich herausstellte war eine einfache Internetsuche nicht genug, um realistische Jobchancen zu erhalten. Wenn es wirklich so einfach wäre, dann gäbe es vermutlich keine Arbeitslosen mehr. Kopfschüttelnd legte er sein Handy weg, um stattdessen in einem anderen Medium nach Inseraten zu suchen.
Mit gesenktem Kopf und einer Menge Pessimismus gabelte er eine Zeitung auf und lungerte nun vor den Türen des Bahnhofes herum. Da innerhalb ein striktes Raucherverbot herrschte, nutzte er die Chance draußen, um seine Packung Tabak aus der Jackentasche herauszunehmen und sich eine Zigarette anzuzünden. Er nahm sein Feuerzeug heraus und erwartete eine Flamme, um sie zum Brennen zu bringen, doch erwartete ihn ausschließlich Enttäuschung. “Was ein Scheiß-Teil aber auch!”, regte sich Horizumi auf und knallte sein Billigfeuerzeug sofort in den Müll. Genervt nahm er sich die Zeitung zur Hand, um darin nach neuen Chancen zu suchen, doch kam er davor an der Schlagzeile der Titelseite vorbei. “PARANORMALE AKTIVITÄTEN IN TOKIO!”
So dämlich wie sich diese vier Worte auch lasen, so sehr hatte es seine Neugierde geweckt, weswegen er sich den Artikel tatsächlich genauer durchlas. “Über die letzten Wochen und in den letzten Tagen im spezifischen, häufen sich die Vorfälle an Ereignissen, die das Leben vieler Bürger in Gefahr versetzen. Darunter zählte der Einsturz einer Brücke, die große Explosion im Einkaufszentrum, sowie aber auch das unvorhergesehene Erdbeben vor drei Tagen. Einige Augenzeugen berichteten von “grotesken Gestalten”, andere von “wunderschönen Bestien”, jedoch berichten viele von einer überraschenden Ähnlichkeit zu den Karten des populären Kartenspiels “Yu-Gi-Oh!” und dessen Anime. Der Wahrheitsgehalt der Aussagen ist anzuzweifeln, doch wirkt diese Häufigkeit an Vergleichen nicht wie eine zufällige Tatsache...”
Mit erhobener Augenbraue beschloss Horizumi den Artikel einfach zu ignorieren und blätterte einfach weiter, ohne ihn zu Ende zu lesen. Doch was ihn beim Umblättern erwartete, verwirrte ihn umso mehr.
“Die Regierung benötigt deine Hilfe! Bewirb dich jetzt bei der Special Force, um den paranormalen Aktivitäten ein Ende zu bereiten. Gesucht sind Vollzeit – und Teilzeitmitarbeiter (m/w/d) ab 17 Jahren! Ihr Aufgabengebiet: verschieden, abhängig von den vorgelegten Qualifikationen. Voraussetzungen: Keine. Ihre Bewerbung bitte per Email an info@specialforce.gov.jp”
Etwas unsicher kratzte sich Horizumi am Hinterkopf und wurde besonders durch “Voraussetzungen: Keine” ein wenig interessiert. Außer seinem Schulabschluss hatte er immerhin nichts zu zeigen. Nach kurzem Überlegen beschloss er, dass er es ja versuchen könnte. Was könnte schon schief gehen? Mit einem kleinen Hoffnungsschimmer blätterte er weiter, um nach weiteren möglichen Chancen zu suchen. Ein Job suchte sich immerhin nicht von alleine.
XXX
“16:30 Bahnhof Tokio. Eine weitere Instanz der paranormalen Aktivitäten ereignete sich in dem gefüllten Ort innerhalb der Hauptstadt. Unzählige Gleise sind streckenweise verwüstet und zerstört worden, sodass die Züge nicht mehr fahren konnten. Kameras zeigten, dass dies keine natürliche Personen oder Biester hätten verursachen können. Verletzte sind dank Notfallmaßnahmen und rascher Kommunikation ausgeblieben”, las Nigria Amoria, oder einfach Amor, auf ihrem Mobilgerät, während sie im Wartezimmer darauf wartete, dass die Warterei ein Ende haben würde. Mit einem ruhigen Blick auf ihre Ticketnummer, die 132, erkannte sie, dass es nicht mehr lange dauern würde, da die Nummer 130 vorhin in die Tür eingetreten war. Seit einer guten Ewigkeit befand sich die junge Dame schon in dem trostlos weißen Raum, der zwar mit einigen Zeitschriften befüllt war, doch handelte es sich hierbei entweder um unseriöse Boulevard Zeitungen oder um Automobil bzw. Fashion-Magazine. Etwas besonders Intellektuelles hatte sie bislang noch nicht entdecken können, weswegen es eindeutig lukrativer war, sein eigenes Mobilgerät zu verwenden.
Doch selbst diese Aktivität stieß vergleichsweise früh an ihre Grenzen, weswegen Amor die Zeit genutzt hatte, um sich ihre Umgebung anzuschauen. Jedoch interessierte sie sich hierbei weniger für die langweilige Inneneinrichtung, sondern für die breit gefächerte Auswahl an Personen, die sich scheinbar für die selbe Stelle bewerben wollten, wie sie selbst. Bei der besagten Stelle handelte es sich um einen Platz bei der sogenannten “Special Force”, einer vom Staat gegründeten Einheit aus Freiwilligen zur Bekämpfung der paranormalen Aktivitäten, die sich in letzter Zeit in Japan ereignet hatten.
Für diesen Zweck waren die verschiedensten Personen hier versammelt, um dort eine Arbeit zu finden oder um eine sehenswerte Entlohnung zu erhalten. Denn wie es schien erwarteten einen hier nicht nur Geld als Gehalt, sondern auch weitere Vorteile, welche von sozialer Unterstützung bis hin zur einer Anrechnung für das Studium reichten. Entsprechend war die Anzahl an Anwerbern besonders hoch.
Als Psychologie-Studentin, die das Beobachten und Analysieren zu ihrer zweiten Natur gemacht hatte, war diese Ansammlung an Bewerbern aller Alters- und Berufsklassen der perfekte Ort, um mehr über den Selektionsprozess des Bewerbungsgespräches herauszufinden. Sorgfältig beobachtete sie jede einzelne Person, wie sie durch die Tür zum Komitee traten und auch dann, als sie den Weg nach Hause bestritten.
Anhand der Gestiken und Gesichtsausdrücke war es einfach abzuschätzen, wie sehr das Beobachtungssubjekt an ihren Erfolg glaubte. Natürlich gab es da immer eine natürliche Fehlerquote, doch beschloss Amor diese Fehlerquote anhand der geringen Stichprobe zu ignorieren.
Als Person 130 aus dem Zimmer trat und sichtlich unglücklich wirkte, markierte Amor einen weiteren Strich auf ihrer Strichliste und schrieb sich auf ihrem Notizblock die erwähnenswerten Eigenschaften auf, die ihr beim ersten Hinschauen aufgefallen waren.
Person 130, männlich, vermutlich 17-19 Jahre alt, besucht höchstwahrscheinlich noch die Schule. Trägt eine Brille, schwarze kurze Haare, Fingernägel kurz geschnitten, trägt eine Armbanduhr der höheren Preisklasse.
Emotionen: unzufriedener Gesichtsausdruck, resigniertes Seufzen, Blick war gen Boden gerichtet, Vor Eintritt: Gerader Rücken; Nach Austreten: Leichter Buckel.
Vermutung: Nicht angenommen
Genau als sie fertig geschrieben hatte, wurde die Nummer 131 aufgerufen, woraufhin sich ein sprichwörtlicher Riese von seinem Sitz erhob.
Person 131: männlich, Alter: 18-22, überdurchschnittlich groß für einen Japaner. Schätzung: 1,90m, schwarze Haare mit roten Strähnen. Besonderheiten Kleidung: Schwarze Kapuzenjacke, stark ausgeprägte quaderförmige Auswölbung in der rechten Jackentasche.
Doch bevor Amor mit der Aussehensbeschreibung fertig war, war der Junge schon im Besprechungszimmer verschwunden. Einen Japaner dieser Größe zu sehen war eine Überraschung gewesen, vor allem, da er sichtlich noch jung war und potentiell noch in eine Schule ging. Wie bei jeder Person begann sich Amor zu fragen, was für Motivationen diese Person nur haben würde, doch packte sie diese Gedanken schnell beiseite. In der momentanen Situation war es eindeutig wichtiger sich auf ihr eigenes Bewerbungsgespräch zu fokussieren, weshalb Amor die nächsten Minuten damit verbrachte, sich zu überlegen, was für Fragen auf sie zukommen könnten und wie sie diese beantworten sollte.
Und nachdem Nummer 131 fertig war und einen Gesichtsausdruck hatte, der Amor rein gar nichts über sein vermutliches Ergebnis verriet, war es nun endlich Zeit für ihr eigenes Gespräch. Ohne sich auch nur ein wenig nervös zu fühlen, trat sie nach Aufrufen durch die Tür und fand sich vor einem Komitee an Personen wieder, von denen sie einen anhand seiner Uniform als Militärkommandanten wiedererkannte. Ansonsten befanden sich noch vier weitere Personen, davon nur eine Frau, unter dem Komitee, welches entschied, ob ihre Bewerbung erfolgreich sein würde oder nicht.
Amor verbeugte sich begrüßend vor ihnen, schloss die Tür hinter sich und setzte sich anschließend auf den vorbereiteten Sessel.
“Guten Tag, Nigria-san”, begann der Mann in der Mitte zu sprechen.
“Mein Name lautet Takahiro Tetsuo und mir wurde von der Regierung die Verantwortung übergeben, die Special Force zu leiten. Zu meiner Linken darf ich vorstellen: Mashima Ema, Leiterin des Personalmanagements, Oberst Mizushita Kotaro, welcher das direkte Kommando über die aktiven Kämpfer übernehmen wird.
Zu meiner Rechten stelle ich vor: Hokuro Mikado, der für die Versorgung und die Finanzen zuständig sein wird und zuletzt Makishima Subaru, der die Führung über die Forschungsabteilung übernimmt.”
Amor nickte als Antwort und prägte sich die Namen sofort ein. Dies waren scheinbar die wichtigsten Personen innerhalb der Special Force und aus Gründen die Amor nicht bekannt waren, übernahmen sie die Leitung des Bewerbungsgesprächs. Normalerweise machte das immer ein kleinerer Fisch, oder nicht? Ohne länger darüber nachzudenken wurde sie auch schon von der ersten Frage konfrontiert.
“Bitte stellen Sie sich vor, damit wir uns ein Bild von ihnen machen können.”
Ohne groß zu zögern antwortete die junge Frau mit einer Antwort, die sie schon vorbereitet hatte: “Mein Name ist Nigria Amoria, ich bin 20 Jahre alt. Geboren bin ich hier in Tokio und habe mein zweites Semester Psychologie erfolgreich absolviert.”
Gerade wollte der mittlere Mann fortführen, als sich der Forscher der Truppe einschaltete. “Was für eine Aktivität erwünschen Sie denn bei uns?”
“Ich möchte mich während meines Dienstverhältnisses der Forschung widmen. Damit einher gehen Experimente und gründliche Analysen des Sachverhaltes.”
Mit einem Lächeln entschuldigte sich der Forscher, bei seinem Chef, der die Augen verdrehte und mit seinen eigenen Fragen weitermachte. “Warum haben Sie sich für die Special Force beworben? Sie haben eben gemeint, dass Sie studiert hätten.”
“Ich habe mich nach den zwei Semestern an der Universität, auf die Suche nach praktischer Erfahrung gemacht und das Forschen an dieser Freiwilligeneinheit entsprach genau meinen Vorstellungen.” Langsam wurde es langweilig. Bisher hatte es keine Fragen gegeben, mit denen Amor noch nicht gerechnet hatte.
Doch genau dann kam eine Überraschung. Zwar nicht vom Inhalt, aber stattdessen von der Person. Denn es war schließlich der Mann aus dem Militär, der seine raue und auch laute Stimme erhob: “Was meinen Sie damit? Was wollen Sie denn für praktische Erfahrungen sammeln?”
Sie hatte erwartet, dass die Frage vom Forscher kommen würde und von seinem Blick aus, konnte Amor deduzieren, dass er ebenfalls kurz davor gewesen war, doch war ihm der Oberst zuvorgekommen. Das konnte sie nutzen. “Wie Sie wissen berichten viele Augenzeugen von Bestien, tierähnlichen Gestalten oder mystischen Wesen und ich wollte meine Fähigkeiten und die, in der Universität vorgestellten Theorie und Methoden damit zur Geltung bringen. Wie soll man denn gegen einen Feind ankämpfen, wenn man ihn nicht kennt?”
Die Tatsache, dass der Mann aus dem Militär seinen Kollegen nicht den Vortritt gab und stattdessen die nächste Frage stellte, ließ Amor vermuten, dass sie sein Interesse geweckt hatte. Gleichzeitig wirkte der Forscher sehr zufrieden mit ihr, da er wohl glücklich war, jemanden zu bekommen, der ein Mindestmaß an theoretischem Wissen mit sich brachte.
“Kennen Sie zufälligerweise ein Kartenspiel namens 'Yu-Gi-Oh!'?”
Das Gespräch lief für Amor einfach zu gut. Die Standardbewerbungsgesprächsfragen waren hiermit übersprungen worden, da sie es geschafft hatte ihr Interesse zu wecken. Jetzt ging es um die spezifischen Fragen, bei denen die Antworten umso einfacher waren. Ein einfaches Ja würde genügen, doch hatte Amor vor ihre Chancen zu steigern.
“Dies ist der Fall. Tatsächlich war ich eine sehr aktive Spielerin, die sich sehr intensiv mit dem Kartenspiel auseinandergesetzt hatte. Sollte es wichtig sein, möchte ich erwähnen, dass ich zu meinen Zeiten eine leidenschaftliche Shaddoll-Spielerin war.”
Ein einziger Blick auf den Forscher und den Oberst reichte, um Amor zu vergewissern, dass sie den Job hatte. In einem Interview war es nicht zwingend notwendig alle Personen zu überzeugen. Man musste nur wissen, wen man für sich gewinnen musste.
XXX
„Ich glaube, es ist nicht so gut gelaufen.“ Ein monotones Seufzen füllte das Wohnzimmer, als ein großgewachsener Junge namens Takamoto Yuji den Kopf hängen ließ und über das Bewerbungsgespräch dachte, was er gerade hinter sich gebracht hatte.
„Ach was, du machst dir viel zu viele Sorgen, Yuji. Das Gespräch wird schon einigermaßen gut gelaufen zu sein. Du hast immerhin gemeint, dass dieser Militärtyp dich richtig rangenommen hat. Für mich klingt das nach einer guten Sache“, gab ein anderer Junge seinen Senf dazu, während er sich in seiner Küche nach irgendwelchen Snacks umsah.
„Ich weiß nicht. Die anderen wirkten nicht wirklich interessiert.“
„Und wenn schon! Sich jetzt darüber Sorgen zu machen, wird das Ergebnis auch nicht ändern. Ich zumindest glaube an dich.“
Mit einem leichten Lächeln im Gesicht nickte Yuji seinem Freund zu und sprach ihm sogleich seinen Dank aus. „Danke Kazuki. Du weißt immer, was du sagen musst.“ Seine monotone Stimme erreichte den Braunhaarigen, der auf die Aussage nur schmunzeln konnte. Oft hatte man seinen besten Freund aufgrund seiner monotonen Stimmlage falsch verstanden und ihm Sarkasmus angedichtet, der nicht existierte. Daher musste Kazuki auch zugeben, dass er ein wenig Angst um Yuji hatte, wenn er denn tatsächlich den Job bekam. Da Yuji ein unnatürlich großer Japaner war und noch dazu sehr ungeschickt in sozialen Interaktionen, kam es oft vor, dass man den eigentlich netten Jungen falsch einschätzte. Ach was! Das wird schon! Mit einem optimistischen Grinsen steckte der Braunhaarige den Kopf in einer der Schränke und versuchte die Snacks zu finden, die seine Mom versteckt hatte. „Verflucht! Wo sind denn die Chips denn hin?“, murrte er unzufrieden und wandte sich dann wieder zu seinem Freund.
„Das könnte ein wenig dauern, Yuji...“
„Kein Problem, sollte ich nicht helfen?“
„Neeee, lass mal“
„Ok“, akzeptierte der Riese die Antwort und kramte währenddessen schon einmal die DVD heraus, die heute abgespielt werden würde. „Yu-Gi-Oh! 5D's Staffel 3“ Mit einem zufriedenen Laut, nahm er die CD aus der Packung und legte sie schon einmal in den DVD-Spieler, während Kazuki mit dem Suchen von Snacks beschäftigt war. Schon seit er klein war, liebte er es Yu-Gi-Oh! zu schauen und zu spielen. Sich jetzt die alte Serie anzuschauen, die ihn seine Kindheit lang begleitet hatte, brachte ihm ein schönes Gefühl der Nostalgie, welches er mehr als nur wertschätzte. Er liebte die Serie mit ganzem Herzen und konnte einfach nur darüber staunen, wie gut der Anime trotz seines Alters eigentlich war. Langsam trottete er zurück zu dem Sofa und packte daraufhin sein Deck heraus, welches er immer irgendwo einstecken hatte. Yuji wusste nicht wirklich genau warum, aber irgendwie war es zu einer Art Gewohnheit geworden, sich seine Karten anzuschauen, wenn er gerade nichts Besseres zu tun hatte. Doch während er gerade dabei war sie aus der Deckbox herauszuholen, wurde er von seinem besten Freund angesprochen.
„Sag mal Yuji. Warum hast du dich eigentlich bei der Special Force beworben?“ Als Yuji zu Kazuki blickte, lag dieser gerade auf dem Boden und schien in einer der unteren Fächer nach seinen Snacks zu suchen. Für eine kurze Zeit wusste Yuji nicht so richtig wie er antworten sollte, da ihm das Verhalten seines Freundes etwas bizarr vorkam. Doch fand er seine Fassung relativ schnell wieder. „Naja, ich habe gehört, dass diese paranormalen Phänomene anscheinend etwas mit Yu-Gi-Oh! Monstern zu tun hatten“, erklärte er seinen Gedankengang, doch konnte Kazuki nicht anders als die Stirn zu runzeln, was auf dem Boden etwas seltsam aussah.
„Das wars?“
Yuji nickte und ergänzte sogleich etwas zu seiner ursprünglichen Aussage: „Ja, aber ich dachte, dass ich so vielleicht ein echter Duellant sein kann.“
„Wieso Duellant?“
„Es sind ja Monster und die kann man nur mit Duellen besiegen!“
„I don't follow. Du hast zu viel Anime geschaut“, merkte Kazuki an und schüttelte seinen Kopf, während er mit seiner rechten Hand unter ein Regal tastete.
„Ich habe sogar eine Logik dafür.“
„Wehe dir, du sagst jetzt Red Nova! Jack hat sich da gegen seinen Untergebenen duelliert!“, schmiss Kazuki einen Anime-Fakt heraus, der Yuji nicht im Geringsten zum Zurückschrecken brachte.
„Das weiß ich. Im Duell hat Jack immerhin seinen [Red Nova Dragon] erhalten und den Diener mit seiner brennenden Seele besiegt!“
Kazuki konnte nicht anders als zu kichern. Sie beide hatten den Anime wirklich viel zu gerne. „Dann was genau wolltest du dann sagen?“
„Also in Yugioh GX hatten wir Zaloog und die dunklen Skorpione, sowie in...“, wollte Yuji schon weitermachen, als ihn sein bester Freund konsequent unterbrach. „Reicht auch schon wieder. Ich verstehe schon. Also vermutest du, dass du dich mit den Monstern duellieren wirst?“
Zur Bestätigung gab ihm Yuji ein Nicken, was nichts brachte, da Kazuki immer noch versuchte unter dem Regal etwas zu erwischen.
„Nun wie dem auch sei! Ich wünsche dir alles Beste! Ich gebe es auf nach Snacks zu suchen! Meine Mom ist anscheinend zu gut im Verstecken!“, beschloss der Junge konsequent und wollte sich schon zu Yuji setzen, als dieser noch ein wenig darüber nachdachte. „Kazuki?“
„Hm?“
„Deine Mom wird die Snacks sicherlich dort verstecken, wo du niemals nachschauen würdest, richtig?“, gab Yuji einfach das von sich, was ihm diesbezüglich dazu einfiel.
„Jup... aber ich habe schon unter jedem Regal geschaut. Mir fällt kein Ort mehr ein!“ Seufzend schmiss sich der Junge der Länge nach auf das Sofa, wobei Yuji dafür ein wenig zur Seite rutschen musste. Doch während Kazuki sichtlich keine Lust mehr hatte, sah sich der Riese noch einmal im Wohnzimmer um, als ihm dabei ein Wäschegestell auffiel, welches seltsamerweise ziemlich leer aussah.
„Hat deine Mom dir aufgetragen, dass du die Wäsche aufhängen sollst?“, fragte der Schwarzhaarige schließlich nach, während der andere Junge im Bund nur kurz nachdachte und nickte. „Ja, aber woher weißt du das?“ Yuji deutete schließlich zum Wäschegestell, woraufhin Kazuki anfing laut aufzuschreien. „Meine Mom hat mir doch heute in der Früh gesagt, dass sich das Wäsche aufhängen lohnen würde! Vielleicht hat das ja mit meinen Snacks zu tun!“ Sofort sprintete der Braunhaarige durch die Wohnung und prompt folgte ein „HEUREKA“, welches Yuji vermutlich durch zehn Wände gehört hätte.
„Da sind die Snacks! Neben dem Wäschekorb!“ Grinsend kam der Junge zurückgerannt und legte das Knabberzeug auf den großen Tisch. Das würde ein fabelhafter Anime-Abend werden! Sofort wollte er sich schon auf das Sofa werfen, als Yuji allerdings was dagegen hatte und auf das Wäschegestell zeigte.
Kurz schauten sich die Jungs an, als Kazuki nicht anders konnte als sich geschlagen zu geben. „Gut, recht hast du. Ich sollte zuerst die Wäsche aufhängen.“
Mit einem zufriedenen Grinsen machte sich der Junge zurück zum Wäschekorb, während Yuji sich vom Sofa erhob. Wenn er Kazuki jetzt dabei helfen würde, könnten sie früher miteinander den Anime schauen.
Während Yuji zu seinem Freund stolzierte, der immer noch ein wenig herumjammerte, lag sein Handy noch auf dem großen Glastisch und leuchtete auf, ohne dass es einer bemerkte. Was diese Nachricht beinhaltete, würde Yuji erst später herausfinden, doch war es ein Grund zur Freude.
„Betreff: Special Force: Angebot zum Arbeitsverhältnis
Mit Freuden dürfen wir verkünden, dass Sie über die notwendigen Qualitäten und Qualifikationen verfügen, um bei der Special Force arbeiten zu dürfen. Wie Sie das Angebot annehmen und weitere Informationen finden Sie angehängt. Wir freuen uns auf zukünftige Zusammenarbeit mit Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Takahiro Tetsuo, Leiter der Special Force“
XXX
Heyhex
Willkommen zum ersten Kapitel meiner neuen MMFF. In diesem Kapitel stelle ich vor:
Horizumi Satou (von mir höchstpersönlich), Nigria Amor (von der bezaubernden Safinan) und Takamoto Yuji (vom Yu-Gi-Oh! 5D's Experten YT-Nintendrik). Mir persönlich hat es unglaublich viel Spaß gemacht dieses Kapitel mit seinen drei neuen Main-OCs zu schreiben und ich werde definitiv weiter an dieser Geschichte werkeln. Ich hoffe es hat euch ebenso gefallen. ^^
Ein paar Dinge die ich erwähnen möchte: Diese Email für die Special Force ist frei erfunden, weshalb ich es äußerst bizarr fand, als ich herausfand, dass sie wirklich existierte O.o Ich empfehle die Finger davon zu lassen, es sah... fragwürdig aus.
Zusätzlich ist mir wieder aufgefallen, was für eine schöne Sprache Deutsch ist. Just look at: „Standardbewerbungsgesprächsfragen“ Ist es nicht wunderschön XD
Naja das war alles von meiner Seite aus!
Die Anmeldung ist immer noch offen und ich freue mich darauf, wenn ich euch im nächsten Kapitel wiedersehe ^^
Bon Voyage
Noir
Es war 16 Uhr nachmittags in Tokio. Ein Zug fuhr in den stark bevölkerten Bahnhof hinein und ließ all jene aufseufzen, die tatsächlich dachten, dass ihr Zug endlich gekommen war. Denn statt einem Weg in die Innenstadt führte dieses Fahrzeug in die kälteste Präfektur des Landes, die für einige deutlich weniger attraktiv war als die belebte Hauptstadt von Japan. Horizumi Satou, ein junger Erwachsener, saß an eben jenem Bahnhof und sah zu dem Zug, der ihn zurück in seine Heimat, Hokkaido, bringen würde. Seufzend lehnte er sich auf der Metallbank zurück und konnte nicht anders als seine Entscheidung zu bereuen, nach Tokio gegangen zu sein.
Nach seinem Schulabschluss hatte er seinen Eltern davon überzeugt, ihn in das chancenreiche Tokio gehen zu lassen, um dort ein besseres Leben zu suchen. Jedoch war alles nicht so gelaufen, wie er es sich gewünscht hatte, was sehr offensichtlich an seinem momentanen arbeitslosen Zustand lag. Zu Beginn hatte er noch die Hoffnung gehabt, in eine angesehene Universität zu kommen, doch waren alle Aufnahmeprüfungen ein wahrer Flop geworden und zu allem Übel schaffte er es nicht einmal, einen Job zu finden, um sich das Leben in der Stadt leisten zu können.
Frustriert wuschelte sich der junge Mann durch sein schwarzes Haar und versuchte in seiner Situation etwas Positives zu entdecken. Doch egal wie sehr es versuchte, nichts wirkte wie eine gute Nachricht. Er hatte keine Ausbildung, keinen Job, kein gar nichts! Eigentlich sollte er zurück zu seinen Eltern gehen und zugeben, dass es dumm war, nach Tokio zu gehen, doch das erlaubte ihm sein Stolz nicht... Allerdings musste er auch zugeben, dass Stolz das letzte war, was er jetzt gebrauchen konnte. Sein Stolz würde ihm keinen einzigen Yen bringen, wenn er es in der Stadt zu etwas bringen wollte.
Doch gerade als Horizumi sich dazu entschloss nach Hokkaido zurückzukehren und in den Zug einsteigen wollte, war er schon wieder abgefahren. Kopfschüttelnd packte er sein Handy aus der Hosentasche und begann im Internet zu surfen. Der nächste Zug würde in einer Stunde ankommen, weshalb er genug Zeit hatte, seine Lebensentscheidungen zu überdenken, bevor er sich wieder entscheiden durfte, ob er weiterhin sein Glück in Tokio versuchte oder ob er den Weg zurück nach Hause machte.
Während der junge Erwachsene das Internet nach Inseraten durchsuchte, um eventuell ein paar Jobangebote zu entdecken, ignorierte er sämtliche Nachrichten seiner Mitmenschen aus Hokkaido, um sich vollkommen auf seine verzweifelten Versuche zu konzentrieren. Doch wie es sich herausstellte war eine einfache Internetsuche nicht genug, um realistische Jobchancen zu erhalten. Wenn es wirklich so einfach wäre, dann gäbe es vermutlich keine Arbeitslosen mehr. Kopfschüttelnd legte er sein Handy weg, um stattdessen in einem anderen Medium nach Inseraten zu suchen.
Mit gesenktem Kopf und einer Menge Pessimismus gabelte er eine Zeitung auf und lungerte nun vor den Türen des Bahnhofes herum. Da innerhalb ein striktes Raucherverbot herrschte, nutzte er die Chance draußen, um seine Packung Tabak aus der Jackentasche herauszunehmen und sich eine Zigarette anzuzünden. Er nahm sein Feuerzeug heraus und erwartete eine Flamme, um sie zum Brennen zu bringen, doch erwartete ihn ausschließlich Enttäuschung. “Was ein Scheiß-Teil aber auch!”, regte sich Horizumi auf und knallte sein Billigfeuerzeug sofort in den Müll. Genervt nahm er sich die Zeitung zur Hand, um darin nach neuen Chancen zu suchen, doch kam er davor an der Schlagzeile der Titelseite vorbei. “PARANORMALE AKTIVITÄTEN IN TOKIO!”
So dämlich wie sich diese vier Worte auch lasen, so sehr hatte es seine Neugierde geweckt, weswegen er sich den Artikel tatsächlich genauer durchlas. “Über die letzten Wochen und in den letzten Tagen im spezifischen, häufen sich die Vorfälle an Ereignissen, die das Leben vieler Bürger in Gefahr versetzen. Darunter zählte der Einsturz einer Brücke, die große Explosion im Einkaufszentrum, sowie aber auch das unvorhergesehene Erdbeben vor drei Tagen. Einige Augenzeugen berichteten von “grotesken Gestalten”, andere von “wunderschönen Bestien”, jedoch berichten viele von einer überraschenden Ähnlichkeit zu den Karten des populären Kartenspiels “Yu-Gi-Oh!” und dessen Anime. Der Wahrheitsgehalt der Aussagen ist anzuzweifeln, doch wirkt diese Häufigkeit an Vergleichen nicht wie eine zufällige Tatsache...”
Mit erhobener Augenbraue beschloss Horizumi den Artikel einfach zu ignorieren und blätterte einfach weiter, ohne ihn zu Ende zu lesen. Doch was ihn beim Umblättern erwartete, verwirrte ihn umso mehr.
“Die Regierung benötigt deine Hilfe! Bewirb dich jetzt bei der Special Force, um den paranormalen Aktivitäten ein Ende zu bereiten. Gesucht sind Vollzeit – und Teilzeitmitarbeiter (m/w/d) ab 17 Jahren! Ihr Aufgabengebiet: verschieden, abhängig von den vorgelegten Qualifikationen. Voraussetzungen: Keine. Ihre Bewerbung bitte per Email an info@specialforce.gov.jp”
Etwas unsicher kratzte sich Horizumi am Hinterkopf und wurde besonders durch “Voraussetzungen: Keine” ein wenig interessiert. Außer seinem Schulabschluss hatte er immerhin nichts zu zeigen. Nach kurzem Überlegen beschloss er, dass er es ja versuchen könnte. Was könnte schon schief gehen? Mit einem kleinen Hoffnungsschimmer blätterte er weiter, um nach weiteren möglichen Chancen zu suchen. Ein Job suchte sich immerhin nicht von alleine.
XXX
“16:30 Bahnhof Tokio. Eine weitere Instanz der paranormalen Aktivitäten ereignete sich in dem gefüllten Ort innerhalb der Hauptstadt. Unzählige Gleise sind streckenweise verwüstet und zerstört worden, sodass die Züge nicht mehr fahren konnten. Kameras zeigten, dass dies keine natürliche Personen oder Biester hätten verursachen können. Verletzte sind dank Notfallmaßnahmen und rascher Kommunikation ausgeblieben”, las Nigria Amoria, oder einfach Amor, auf ihrem Mobilgerät, während sie im Wartezimmer darauf wartete, dass die Warterei ein Ende haben würde. Mit einem ruhigen Blick auf ihre Ticketnummer, die 132, erkannte sie, dass es nicht mehr lange dauern würde, da die Nummer 130 vorhin in die Tür eingetreten war. Seit einer guten Ewigkeit befand sich die junge Dame schon in dem trostlos weißen Raum, der zwar mit einigen Zeitschriften befüllt war, doch handelte es sich hierbei entweder um unseriöse Boulevard Zeitungen oder um Automobil bzw. Fashion-Magazine. Etwas besonders Intellektuelles hatte sie bislang noch nicht entdecken können, weswegen es eindeutig lukrativer war, sein eigenes Mobilgerät zu verwenden.
Doch selbst diese Aktivität stieß vergleichsweise früh an ihre Grenzen, weswegen Amor die Zeit genutzt hatte, um sich ihre Umgebung anzuschauen. Jedoch interessierte sie sich hierbei weniger für die langweilige Inneneinrichtung, sondern für die breit gefächerte Auswahl an Personen, die sich scheinbar für die selbe Stelle bewerben wollten, wie sie selbst. Bei der besagten Stelle handelte es sich um einen Platz bei der sogenannten “Special Force”, einer vom Staat gegründeten Einheit aus Freiwilligen zur Bekämpfung der paranormalen Aktivitäten, die sich in letzter Zeit in Japan ereignet hatten.
Für diesen Zweck waren die verschiedensten Personen hier versammelt, um dort eine Arbeit zu finden oder um eine sehenswerte Entlohnung zu erhalten. Denn wie es schien erwarteten einen hier nicht nur Geld als Gehalt, sondern auch weitere Vorteile, welche von sozialer Unterstützung bis hin zur einer Anrechnung für das Studium reichten. Entsprechend war die Anzahl an Anwerbern besonders hoch.
Als Psychologie-Studentin, die das Beobachten und Analysieren zu ihrer zweiten Natur gemacht hatte, war diese Ansammlung an Bewerbern aller Alters- und Berufsklassen der perfekte Ort, um mehr über den Selektionsprozess des Bewerbungsgespräches herauszufinden. Sorgfältig beobachtete sie jede einzelne Person, wie sie durch die Tür zum Komitee traten und auch dann, als sie den Weg nach Hause bestritten.
Anhand der Gestiken und Gesichtsausdrücke war es einfach abzuschätzen, wie sehr das Beobachtungssubjekt an ihren Erfolg glaubte. Natürlich gab es da immer eine natürliche Fehlerquote, doch beschloss Amor diese Fehlerquote anhand der geringen Stichprobe zu ignorieren.
Als Person 130 aus dem Zimmer trat und sichtlich unglücklich wirkte, markierte Amor einen weiteren Strich auf ihrer Strichliste und schrieb sich auf ihrem Notizblock die erwähnenswerten Eigenschaften auf, die ihr beim ersten Hinschauen aufgefallen waren.
Person 130, männlich, vermutlich 17-19 Jahre alt, besucht höchstwahrscheinlich noch die Schule. Trägt eine Brille, schwarze kurze Haare, Fingernägel kurz geschnitten, trägt eine Armbanduhr der höheren Preisklasse.
Emotionen: unzufriedener Gesichtsausdruck, resigniertes Seufzen, Blick war gen Boden gerichtet, Vor Eintritt: Gerader Rücken; Nach Austreten: Leichter Buckel.
Vermutung: Nicht angenommen
Genau als sie fertig geschrieben hatte, wurde die Nummer 131 aufgerufen, woraufhin sich ein sprichwörtlicher Riese von seinem Sitz erhob.
Person 131: männlich, Alter: 18-22, überdurchschnittlich groß für einen Japaner. Schätzung: 1,90m, schwarze Haare mit roten Strähnen. Besonderheiten Kleidung: Schwarze Kapuzenjacke, stark ausgeprägte quaderförmige Auswölbung in der rechten Jackentasche.
Doch bevor Amor mit der Aussehensbeschreibung fertig war, war der Junge schon im Besprechungszimmer verschwunden. Einen Japaner dieser Größe zu sehen war eine Überraschung gewesen, vor allem, da er sichtlich noch jung war und potentiell noch in eine Schule ging. Wie bei jeder Person begann sich Amor zu fragen, was für Motivationen diese Person nur haben würde, doch packte sie diese Gedanken schnell beiseite. In der momentanen Situation war es eindeutig wichtiger sich auf ihr eigenes Bewerbungsgespräch zu fokussieren, weshalb Amor die nächsten Minuten damit verbrachte, sich zu überlegen, was für Fragen auf sie zukommen könnten und wie sie diese beantworten sollte.
Und nachdem Nummer 131 fertig war und einen Gesichtsausdruck hatte, der Amor rein gar nichts über sein vermutliches Ergebnis verriet, war es nun endlich Zeit für ihr eigenes Gespräch. Ohne sich auch nur ein wenig nervös zu fühlen, trat sie nach Aufrufen durch die Tür und fand sich vor einem Komitee an Personen wieder, von denen sie einen anhand seiner Uniform als Militärkommandanten wiedererkannte. Ansonsten befanden sich noch vier weitere Personen, davon nur eine Frau, unter dem Komitee, welches entschied, ob ihre Bewerbung erfolgreich sein würde oder nicht.
Amor verbeugte sich begrüßend vor ihnen, schloss die Tür hinter sich und setzte sich anschließend auf den vorbereiteten Sessel.
“Guten Tag, Nigria-san”, begann der Mann in der Mitte zu sprechen.
“Mein Name lautet Takahiro Tetsuo und mir wurde von der Regierung die Verantwortung übergeben, die Special Force zu leiten. Zu meiner Linken darf ich vorstellen: Mashima Ema, Leiterin des Personalmanagements, Oberst Mizushita Kotaro, welcher das direkte Kommando über die aktiven Kämpfer übernehmen wird.
Zu meiner Rechten stelle ich vor: Hokuro Mikado, der für die Versorgung und die Finanzen zuständig sein wird und zuletzt Makishima Subaru, der die Führung über die Forschungsabteilung übernimmt.”
Amor nickte als Antwort und prägte sich die Namen sofort ein. Dies waren scheinbar die wichtigsten Personen innerhalb der Special Force und aus Gründen die Amor nicht bekannt waren, übernahmen sie die Leitung des Bewerbungsgesprächs. Normalerweise machte das immer ein kleinerer Fisch, oder nicht? Ohne länger darüber nachzudenken wurde sie auch schon von der ersten Frage konfrontiert.
“Bitte stellen Sie sich vor, damit wir uns ein Bild von ihnen machen können.”
Ohne groß zu zögern antwortete die junge Frau mit einer Antwort, die sie schon vorbereitet hatte: “Mein Name ist Nigria Amoria, ich bin 20 Jahre alt. Geboren bin ich hier in Tokio und habe mein zweites Semester Psychologie erfolgreich absolviert.”
Gerade wollte der mittlere Mann fortführen, als sich der Forscher der Truppe einschaltete. “Was für eine Aktivität erwünschen Sie denn bei uns?”
“Ich möchte mich während meines Dienstverhältnisses der Forschung widmen. Damit einher gehen Experimente und gründliche Analysen des Sachverhaltes.”
Mit einem Lächeln entschuldigte sich der Forscher, bei seinem Chef, der die Augen verdrehte und mit seinen eigenen Fragen weitermachte. “Warum haben Sie sich für die Special Force beworben? Sie haben eben gemeint, dass Sie studiert hätten.”
“Ich habe mich nach den zwei Semestern an der Universität, auf die Suche nach praktischer Erfahrung gemacht und das Forschen an dieser Freiwilligeneinheit entsprach genau meinen Vorstellungen.” Langsam wurde es langweilig. Bisher hatte es keine Fragen gegeben, mit denen Amor noch nicht gerechnet hatte.
Doch genau dann kam eine Überraschung. Zwar nicht vom Inhalt, aber stattdessen von der Person. Denn es war schließlich der Mann aus dem Militär, der seine raue und auch laute Stimme erhob: “Was meinen Sie damit? Was wollen Sie denn für praktische Erfahrungen sammeln?”
Sie hatte erwartet, dass die Frage vom Forscher kommen würde und von seinem Blick aus, konnte Amor deduzieren, dass er ebenfalls kurz davor gewesen war, doch war ihm der Oberst zuvorgekommen. Das konnte sie nutzen. “Wie Sie wissen berichten viele Augenzeugen von Bestien, tierähnlichen Gestalten oder mystischen Wesen und ich wollte meine Fähigkeiten und die, in der Universität vorgestellten Theorie und Methoden damit zur Geltung bringen. Wie soll man denn gegen einen Feind ankämpfen, wenn man ihn nicht kennt?”
Die Tatsache, dass der Mann aus dem Militär seinen Kollegen nicht den Vortritt gab und stattdessen die nächste Frage stellte, ließ Amor vermuten, dass sie sein Interesse geweckt hatte. Gleichzeitig wirkte der Forscher sehr zufrieden mit ihr, da er wohl glücklich war, jemanden zu bekommen, der ein Mindestmaß an theoretischem Wissen mit sich brachte.
“Kennen Sie zufälligerweise ein Kartenspiel namens 'Yu-Gi-Oh!'?”
Das Gespräch lief für Amor einfach zu gut. Die Standardbewerbungsgesprächsfragen waren hiermit übersprungen worden, da sie es geschafft hatte ihr Interesse zu wecken. Jetzt ging es um die spezifischen Fragen, bei denen die Antworten umso einfacher waren. Ein einfaches Ja würde genügen, doch hatte Amor vor ihre Chancen zu steigern.
“Dies ist der Fall. Tatsächlich war ich eine sehr aktive Spielerin, die sich sehr intensiv mit dem Kartenspiel auseinandergesetzt hatte. Sollte es wichtig sein, möchte ich erwähnen, dass ich zu meinen Zeiten eine leidenschaftliche Shaddoll-Spielerin war.”
Ein einziger Blick auf den Forscher und den Oberst reichte, um Amor zu vergewissern, dass sie den Job hatte. In einem Interview war es nicht zwingend notwendig alle Personen zu überzeugen. Man musste nur wissen, wen man für sich gewinnen musste.
XXX
„Ich glaube, es ist nicht so gut gelaufen.“ Ein monotones Seufzen füllte das Wohnzimmer, als ein großgewachsener Junge namens Takamoto Yuji den Kopf hängen ließ und über das Bewerbungsgespräch dachte, was er gerade hinter sich gebracht hatte.
„Ach was, du machst dir viel zu viele Sorgen, Yuji. Das Gespräch wird schon einigermaßen gut gelaufen zu sein. Du hast immerhin gemeint, dass dieser Militärtyp dich richtig rangenommen hat. Für mich klingt das nach einer guten Sache“, gab ein anderer Junge seinen Senf dazu, während er sich in seiner Küche nach irgendwelchen Snacks umsah.
„Ich weiß nicht. Die anderen wirkten nicht wirklich interessiert.“
„Und wenn schon! Sich jetzt darüber Sorgen zu machen, wird das Ergebnis auch nicht ändern. Ich zumindest glaube an dich.“
Mit einem leichten Lächeln im Gesicht nickte Yuji seinem Freund zu und sprach ihm sogleich seinen Dank aus. „Danke Kazuki. Du weißt immer, was du sagen musst.“ Seine monotone Stimme erreichte den Braunhaarigen, der auf die Aussage nur schmunzeln konnte. Oft hatte man seinen besten Freund aufgrund seiner monotonen Stimmlage falsch verstanden und ihm Sarkasmus angedichtet, der nicht existierte. Daher musste Kazuki auch zugeben, dass er ein wenig Angst um Yuji hatte, wenn er denn tatsächlich den Job bekam. Da Yuji ein unnatürlich großer Japaner war und noch dazu sehr ungeschickt in sozialen Interaktionen, kam es oft vor, dass man den eigentlich netten Jungen falsch einschätzte. Ach was! Das wird schon! Mit einem optimistischen Grinsen steckte der Braunhaarige den Kopf in einer der Schränke und versuchte die Snacks zu finden, die seine Mom versteckt hatte. „Verflucht! Wo sind denn die Chips denn hin?“, murrte er unzufrieden und wandte sich dann wieder zu seinem Freund.
„Das könnte ein wenig dauern, Yuji...“
„Kein Problem, sollte ich nicht helfen?“
„Neeee, lass mal“
„Ok“, akzeptierte der Riese die Antwort und kramte währenddessen schon einmal die DVD heraus, die heute abgespielt werden würde. „Yu-Gi-Oh! 5D's Staffel 3“ Mit einem zufriedenen Laut, nahm er die CD aus der Packung und legte sie schon einmal in den DVD-Spieler, während Kazuki mit dem Suchen von Snacks beschäftigt war. Schon seit er klein war, liebte er es Yu-Gi-Oh! zu schauen und zu spielen. Sich jetzt die alte Serie anzuschauen, die ihn seine Kindheit lang begleitet hatte, brachte ihm ein schönes Gefühl der Nostalgie, welches er mehr als nur wertschätzte. Er liebte die Serie mit ganzem Herzen und konnte einfach nur darüber staunen, wie gut der Anime trotz seines Alters eigentlich war. Langsam trottete er zurück zu dem Sofa und packte daraufhin sein Deck heraus, welches er immer irgendwo einstecken hatte. Yuji wusste nicht wirklich genau warum, aber irgendwie war es zu einer Art Gewohnheit geworden, sich seine Karten anzuschauen, wenn er gerade nichts Besseres zu tun hatte. Doch während er gerade dabei war sie aus der Deckbox herauszuholen, wurde er von seinem besten Freund angesprochen.
„Sag mal Yuji. Warum hast du dich eigentlich bei der Special Force beworben?“ Als Yuji zu Kazuki blickte, lag dieser gerade auf dem Boden und schien in einer der unteren Fächer nach seinen Snacks zu suchen. Für eine kurze Zeit wusste Yuji nicht so richtig wie er antworten sollte, da ihm das Verhalten seines Freundes etwas bizarr vorkam. Doch fand er seine Fassung relativ schnell wieder. „Naja, ich habe gehört, dass diese paranormalen Phänomene anscheinend etwas mit Yu-Gi-Oh! Monstern zu tun hatten“, erklärte er seinen Gedankengang, doch konnte Kazuki nicht anders als die Stirn zu runzeln, was auf dem Boden etwas seltsam aussah.
„Das wars?“
Yuji nickte und ergänzte sogleich etwas zu seiner ursprünglichen Aussage: „Ja, aber ich dachte, dass ich so vielleicht ein echter Duellant sein kann.“
„Wieso Duellant?“
„Es sind ja Monster und die kann man nur mit Duellen besiegen!“
„I don't follow. Du hast zu viel Anime geschaut“, merkte Kazuki an und schüttelte seinen Kopf, während er mit seiner rechten Hand unter ein Regal tastete.
„Ich habe sogar eine Logik dafür.“
„Wehe dir, du sagst jetzt Red Nova! Jack hat sich da gegen seinen Untergebenen duelliert!“, schmiss Kazuki einen Anime-Fakt heraus, der Yuji nicht im Geringsten zum Zurückschrecken brachte.
„Das weiß ich. Im Duell hat Jack immerhin seinen [Red Nova Dragon] erhalten und den Diener mit seiner brennenden Seele besiegt!“
Kazuki konnte nicht anders als zu kichern. Sie beide hatten den Anime wirklich viel zu gerne. „Dann was genau wolltest du dann sagen?“
„Also in Yugioh GX hatten wir Zaloog und die dunklen Skorpione, sowie in...“, wollte Yuji schon weitermachen, als ihn sein bester Freund konsequent unterbrach. „Reicht auch schon wieder. Ich verstehe schon. Also vermutest du, dass du dich mit den Monstern duellieren wirst?“
Zur Bestätigung gab ihm Yuji ein Nicken, was nichts brachte, da Kazuki immer noch versuchte unter dem Regal etwas zu erwischen.
„Nun wie dem auch sei! Ich wünsche dir alles Beste! Ich gebe es auf nach Snacks zu suchen! Meine Mom ist anscheinend zu gut im Verstecken!“, beschloss der Junge konsequent und wollte sich schon zu Yuji setzen, als dieser noch ein wenig darüber nachdachte. „Kazuki?“
„Hm?“
„Deine Mom wird die Snacks sicherlich dort verstecken, wo du niemals nachschauen würdest, richtig?“, gab Yuji einfach das von sich, was ihm diesbezüglich dazu einfiel.
„Jup... aber ich habe schon unter jedem Regal geschaut. Mir fällt kein Ort mehr ein!“ Seufzend schmiss sich der Junge der Länge nach auf das Sofa, wobei Yuji dafür ein wenig zur Seite rutschen musste. Doch während Kazuki sichtlich keine Lust mehr hatte, sah sich der Riese noch einmal im Wohnzimmer um, als ihm dabei ein Wäschegestell auffiel, welches seltsamerweise ziemlich leer aussah.
„Hat deine Mom dir aufgetragen, dass du die Wäsche aufhängen sollst?“, fragte der Schwarzhaarige schließlich nach, während der andere Junge im Bund nur kurz nachdachte und nickte. „Ja, aber woher weißt du das?“ Yuji deutete schließlich zum Wäschegestell, woraufhin Kazuki anfing laut aufzuschreien. „Meine Mom hat mir doch heute in der Früh gesagt, dass sich das Wäsche aufhängen lohnen würde! Vielleicht hat das ja mit meinen Snacks zu tun!“ Sofort sprintete der Braunhaarige durch die Wohnung und prompt folgte ein „HEUREKA“, welches Yuji vermutlich durch zehn Wände gehört hätte.
„Da sind die Snacks! Neben dem Wäschekorb!“ Grinsend kam der Junge zurückgerannt und legte das Knabberzeug auf den großen Tisch. Das würde ein fabelhafter Anime-Abend werden! Sofort wollte er sich schon auf das Sofa werfen, als Yuji allerdings was dagegen hatte und auf das Wäschegestell zeigte.
Kurz schauten sich die Jungs an, als Kazuki nicht anders konnte als sich geschlagen zu geben. „Gut, recht hast du. Ich sollte zuerst die Wäsche aufhängen.“
Mit einem zufriedenen Grinsen machte sich der Junge zurück zum Wäschekorb, während Yuji sich vom Sofa erhob. Wenn er Kazuki jetzt dabei helfen würde, könnten sie früher miteinander den Anime schauen.
Während Yuji zu seinem Freund stolzierte, der immer noch ein wenig herumjammerte, lag sein Handy noch auf dem großen Glastisch und leuchtete auf, ohne dass es einer bemerkte. Was diese Nachricht beinhaltete, würde Yuji erst später herausfinden, doch war es ein Grund zur Freude.
„Betreff: Special Force: Angebot zum Arbeitsverhältnis
Mit Freuden dürfen wir verkünden, dass Sie über die notwendigen Qualitäten und Qualifikationen verfügen, um bei der Special Force arbeiten zu dürfen. Wie Sie das Angebot annehmen und weitere Informationen finden Sie angehängt. Wir freuen uns auf zukünftige Zusammenarbeit mit Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Takahiro Tetsuo, Leiter der Special Force“
XXX
Heyhex
Willkommen zum ersten Kapitel meiner neuen MMFF. In diesem Kapitel stelle ich vor:
Horizumi Satou (von mir höchstpersönlich), Nigria Amor (von der bezaubernden Safinan) und Takamoto Yuji (vom Yu-Gi-Oh! 5D's Experten YT-Nintendrik). Mir persönlich hat es unglaublich viel Spaß gemacht dieses Kapitel mit seinen drei neuen Main-OCs zu schreiben und ich werde definitiv weiter an dieser Geschichte werkeln. Ich hoffe es hat euch ebenso gefallen. ^^
Ein paar Dinge die ich erwähnen möchte: Diese Email für die Special Force ist frei erfunden, weshalb ich es äußerst bizarr fand, als ich herausfand, dass sie wirklich existierte O.o Ich empfehle die Finger davon zu lassen, es sah... fragwürdig aus.
Zusätzlich ist mir wieder aufgefallen, was für eine schöne Sprache Deutsch ist. Just look at: „Standardbewerbungsgesprächsfragen“ Ist es nicht wunderschön XD
Naja das war alles von meiner Seite aus!
Die Anmeldung ist immer noch offen und ich freue mich darauf, wenn ich euch im nächsten Kapitel wiedersehe ^^
Bon Voyage
Noir
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