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Allerleirauh – Danke, Mr. Sheriff

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Het
OC (Own Character)
16.09.2022
16.09.2022
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881
 
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Da sitzt sie, das seltsame Mädchen im aus Flicken bestehenden Pelzmantel. Asche klebt in ihrem Gesicht, Dreck in ihrem Haar, aber nicht ihrem Mantel. Aus misstrauischen Augen heraus blickt sie Mr. Almendez an, der sie gerade in den Vernehmungsraum geführt hat. Der stämmige, braungebrannte Hispanic blickt genau so misstrauisch zurück.
„So, Missy, ich betone erst mal, dass Sie nicht schuld sind egal was nun stimmt. Sobald man zwischen Demütigung, Fassaden und geworfenen Schuhen wählen kann, reicht was? Oh, Sie sind nicht schuld egal ob nun stimmt, was gemunkelt wird: Hat er Schuhe nach Ihnen geworfen?“
„Ja“, antwortet ‚Missy‘ knapp, blickt angepisst zur Seite. Spuckt demonstrativ auf den Boden. Mr. Almendez sagt nichts dazu und reicht ihr einen Kaugummistreifen. Wenn sie kindisch sein will, soll sie es eben so tun, dass es keine Keime verbreitet.
„So, Missy, man nennt Sie Allerleirauh, ich schätze das ist nicht ihr wirklicher Name“
„Warum hat mich niemand gerettet als die Gerüchte kursierten?“
Mr. Almendez kennt das Problem, ja, ständig will kein Mensch ernst nehmen, was nach dummen Gerüchten klingt und auch dann nicht, wenn es eventuell ein Hilfeschrei ist bei dem es nur darum geht vor was zu entkommen, das man aus Selbstschutz nicht ansprechen kann. Es ist ein grauenhafter Beruf zu entscheiden, wann es nur heiße Luft ist und wann bitterer Ernst. Bei Missy Allerleirauh haben leider alle versagt, absolut alle, bis auf ihn, Gustavo James Almendez.  
„Ich habe Sie gerettet sobald ich davon hörte“, entgegnet er steif, grinst zufrieden.
Allerleirauh lächelt schwach. Schnappt sich den Kaugummi und scheint nachzudenken. Mr. Almendez ist immer noch sauer, dass niemand ernst genommen hatte, was so offensichtlich gewesen war. Die Gerüchte waren wie ein Stadtscherz behandelt worden mit dem betont, dass eben nichts ernst gemeint ist. Das war ihm noch nie untergekommen. Normalerweise hätte wenigstens ein wütender Farmer mit Mistgabel und drei finster drein blickenden Söhnen bei ihm aufkreuzen müssen und drohen es auf Knast ankommen zu lassen, wenn er nicht mal nachforscht. Ja, bei Missy Allerleirauh war wirklich alles schief gegangen. Die Arme glaubte immer noch, dass man nicht einfach mitgespielt hatte als sie ihre billige Verkleidung trug damit ihr irgendwann eine fiese Alternative angenehmer erscheint.
„Danke, dass Sie mich gerettet haben bevor ich das Kochen leid war“, sagt Missy ganz kleinlaut.
Mr. Almendez grinst breit, er hört lieber zu, wer weiß ob sie flunkert oder sich erst später an eine Sache erinnert, die lieber vergisst. Er hat immerhin genügend Erfahrungen im Umgang mit armen Mädchen, Frauen, ja.
„Früher hat man Gerüchte den Frauen gelassen damit wenigstens die halbe Bevölkerung als Ansprechpartner taugt und… naja, eh, möchten Sie mir ein Gerücht anvertrauen wie früher?“
Missy Allerleirauh blickt ihn nachdenklich an, lächelt dann freundlich, kaut nebenher immer wieder den Kaugummi. Sie blickt sich im Vernehmungsraum um, sieht die Kamera, grinst fröhlich, zuckt mit den Schultern.
„Hier ist es schöner und geborgener als je zuvor in meinem Leben. Können Sie mir was arrangieren das wenigstens genau so gemütlich ist, Mr. Sheriff?“
Gustavo James Almendez steht auf, legt die Hand zum Schwur auf die Brust und salutiert kurz, weil er meint, dass arme Missies verpflichtende Körpersprache noch am ehesten verstehen.
„So wahr mir Gott helfe, gebe ich mein Bestes damit es sogar noch schöner wird. Amen!“
Dann setzt er sich wieder, Missy wird rot, vielleicht schämt sie sich oder ist wütend, wer weiß.
„Danke, Mr. Sheriff“, sagt Allerleirauh, „Wenn sie Gerüchte mögen, habe ich da eins für sie“
Mr. Almendez zwinkert ihr zu, lächelt erwartungsvoll und wartet freundlich ab.
„Also, ich bin nur Mündel von dem Mister, das ist mir dasselbe. Papa ist tot seitdem ich 11 bin“
Mr. Almendez nickt grimmig, ja, er nickt sehr grimmig.
„Keine Sorge, das zählt so oder so, sonst wird noch jemand Präsident, der sich nicht mit katholischen Anstand auskennt, Missy. Wir machen einen Gentest, keine Sorge“
Missy zuckt mit den Schultern, der Pelzmantel gleitet herab, sie spuckt den Kaugummi aus und tritt ihm im Pelz fest, wieder und wieder.
„Ach, kann ich nicht einfach hier bleiben?“, sagt sie nun und wirkt sehr traurig.
Mr. Almendez schüttelt langsam den Kopf. Das geht nicht, das ist nicht möglich.
„Hören Sie, Missy, es gibt verschiedene Möglichkeiten. Ich schätze Sie bevorzugen eher klassische Lösungen als verkuschelte Lösungen, da es ihnen hier gefällt. Was meinen Sie?“
Missy blickt ihn müde an, friert mittlerweile sichtlich, eine ganze Viertelstunde starren sie einander an, Missy friert mittlerweile vor Kälte, nickt dann kaum merklich. Mr. Almendez hat Erfahrung mit Mädchen und Frauen, er weiß, wann sie auf Video eine Ausrede brauchen. Er lächelt freundlich.
„Keine Sorge, es ist vorbei, dahin wo sie kommen wird es wenigstens so gemütlich wie hier, mit denselben Tabus. Danke, dass Sie nicht versucht haben mich anzuflirten, Missy, schütze Sie Gott“
Missy nickt nachdenklich, sie hat beschlossen sich von nun an Missy zu nennen. Immerhin ist das der Spitzname den ihr der nette Mann mitgegeben hat. Sie lächelt ihn schwach an.
„Danke, Mr. Sheriff, sonst hätte ich den Erstbesten geheiratet“

- und wenn sie nicht gestorben ist, nennt man sie noch heute Missy, denn manche Märchen muss man retten, wenn das überlieferte Original nur erzürnen statt erziehen sollte. Bitte, behandelt eure Kinder nie wie eure Partner, packt irgendwas, das diese weniger verunsichert und verstört als zu loben, wenn sie eurem Schatz ähneln, sonst helft ihr den Falschen -
 
 
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