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Die Krähe und die Katze

von Sapphire
Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy, Freundschaft / P16 / Gen
OC (Own Character)
14.09.2022
08.10.2022
4
19.713
2
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14.09.2022 3.011
 
Lebt dieses Fandom noch?
Ich bin im Frühjahr diesen Jahres mit VtM Bloodlines in Kontakt gekommen und habe mich schwer verliebt. Nachdem ich mittlerweile ausführlich das Wiki von links nach quer gelesen und die Web-Serie L.A. by Night angefangen habe, schwelt diese Story schon eine Weile auf meiner Festplatte. Sie ist immer noch in Arbeit, aber einen kleinen Vorlauf hab ich schon.
Ich habe mein bestes gegeben, Game-Mechanik mit PnP-Mechanik und den Lore miteinander zu verbinden. Gravierende Fehler dürfen gerne bei mir abgegeben werden, da ich immer gerne dazu lerne.


Viel Freude!
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Was auch immer ich von dem Abend erwartet hatte, als ich in diese Disko gegangen war: ich hätte nie und nimmer mein Geld darauf gesetzt, Stunden später brutal überfallen und in ein Theater geschleift zu werden, nur um meiner eigenen Verhandlung darüber beizuwohnen, dass ich eigentlich nicht existieren dürfte (hä?) und dabei zuzusehen, wie die Person, die den ganzen Schlamassel verursacht hatte, geköpft wurde. Noch dazu war ich nicht allein. Ein zweites Pärchen war neben uns aufgestellt worden, ein Mann und eine Frau und auch er verlor seinen Kopf, nur kurz darauf. Nach einer salbungsvollen Rede des blondhaarigen Schönlings, der anscheinend den Vorsitz innehatte, waren die Andere und ich freigelassen worden, um unseren Wert zu beweisen.
Jetzt saßen wir nebeneinander im Auto, nachdem wir nur haarscharf einem Angriff einer anderen Gruppierung entgangen waren und dieser seltsame Kerl namens Jack uns eine Kurzeinweisung in unser neues Leben gegeben hatte. Oder eher Unleben. Das waren wir nämlich. Tot. Vampire. Abgefahrene Scheiße.
Ich betrachtete meine Begleiterin. Direkt in der ersten Unterhaltung mit Jack hatte sich herausgestellt, dass sie anscheinend eine Form von Wahnsinn besaß. Malkavianerin hatte er sie genannt. Keine Ahnung, was das heißen sollte. Sie sprach in Rätseln und verworrenen Sätzen, die erst nach dem zweiten oder dritten Mal darüber nachdenken irgendwie Sinn ergaben, wenn man Glück hatte. Sie schien Stimmen zu hören und ihr Gemüt wechselte schneller als Ampeln ihre Farbe. Doch gerade war sie ganz ruhig, saß neben mir auf dem Rücksitz des Wagens, summte leise vor sich hin und wiegte den Kopf zu etwas, was nur sie allein hören konnte. Hin und wieder kicherte sie leise. Womöglich erzählten die Stimmen ihr ja lustige Sachen. Sie konnte nicht viel jünger sein als ich, doch ihr Outfit hatte etwas Mädchenhaftes an sich mit der hellen Bluse und dem leichten Rock, den sie trug. Im krassen Gegensatz dazu war ihr Oberteil jedoch enorm tief ausgeschnitten und verdeckte ihre beachtlichen Brüste damit gerade gut genug, um nicht von den Cops wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses eingebuchtet zu werden.
Wir wurden in Santa Monica rausgeschmissen und als würden wir das schon immer so machen, tänzelte die Andere voraus und führte mich zielsicher in unser neues, winziges Apartment, was wir nun bewohnen würden, während sie gleichzeitig redete, wie ein Wasserfall. Das konnte ja heiter werden.
             
                                 
~~


Es war viel interessanter meine neue Begleiterin zu beobachten, als mich tatsächlich um unsere Aufgaben zu kümmern. Der Aussage von Jack, diese Malkavianerin wäre wahnsinnig, konnte ich nicht wirklich zustimmen. Schnell stellte ich fest, dass mit ihr durchaus sinnvoll zu reden war, wir uns absprechen konnten und sie diese Vereinbarungen auch einhielt. Ich musste mir keine Sorgen machen, dass sie uns auffliegen ließ, wenn sie plötzlich von meiner Seite verschwand, oder dass sie irgendwelchen Scheiß baute. Sie war im Schleichen bei weitem begabter als ich, knackte Schlösser innerhalb weniger Sekunden, genauso waren Computer selten vor ihr sicher (was mir zu denken gab, was sie wohl früher im Leben getrieben hatte). Und auch, wenn ihre Ausdrucksweise oft wirr und doppeldeutig war, mit ein wenig Mühe war es möglich, eine Unterhaltung mit ihr zu führen und Antworten aus ihr heraus zu bekommen.
Nur eines brachte ich absolut nicht in Erfahrung. Ihren Namen. Mir hatte man einen Führerschein gegeben, welcher zwar meinen korrekten Vornamen, jedoch einen falschen Nachnamen und Geburtsdatum zeigte. Doch von ihr existierten anscheinend keine Ausweispapiere mehr und jedes Mal, wenn ich sie fragte, bekam ich nur ein Rätsel zu hören, was schlimmer war, als das vorhergehende. Irgendwann gab ich es auf. Unterm Strich war es eh egal, ob sie mir ihren Namen einfach nicht nennen wollte, oder sie ihn selbst vergessen hatte. Da ich mich jedoch weigerte, sie einfach weiterhin mit du da anzusprechen, brachte ich etwa zwei Tage damit zu, einen passenden Namen für sie zu finden. Was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht, denn meine Begleiterin war wählerisch.
„Isabel?“, schlug ich vor, als wir in den frühen Morgenstunden wieder in das kleine Apartment zurückkehrten. Sie zuckte nur mit den Schultern, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und malte mit dem Finger Muster auf den Teppich.
„Eve“, sagte sie schlicht.
„Das ist mein Name, den kannst du nicht haben. Wie oft willst du das denn noch hören?“, entgegnete ich seufzend und ließ die Jalousien herunter.
Sie blickte mich von unten herauf an. So langsam gewöhnte ich mich an ihre Heterochromie, das eine Auge braun, das andere blau. Besonders das blaue Auge hatte eine wirklich beeindruckende Färbung. Hätte ich nicht bereits als Mensch gewusst, dass ich bisexuell war, spätestens jetzt hätte ich begonnen, es infrage zu stellen. Dann rastete etwas in meinem Kopf ein.
„Du willst gar keinen gewöhnlichen Vornamen, nicht wahr?“, hakte ich nach und sie begann zu grinsen.
„Immer näher, immer näher“, flötete sie.
Nachdenklich legte ich den Kopf schief. „Also eher was bedeutungsvolles, was zu dir passt. So, wie die Metaphern, in denen du redest.“
„Aus deinen Tönen wird Musik“, bekräftigte sie mich.
„Na schön, dann wollen wir mal.“ Ich ließ mich auf die schmale Matratze fallen und betrachtete sie. Das Muster im Teppich nahm langsam Gestalt an und ich erkannte eine Blumenblüte.
„Rose?“, schlug ich vor. Sie sah mich wieder an und schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz aufgeregt hin und her hüpfte. Ein Streifen Licht, welches von der Straßenlaterne zu uns herein drang fiel auf ihr blaues Auge und brachte das Muster darin zum Leuchten.
„Blue?“ Sie rümpfte die Nase. Ich stützte mein Kinn in die Hand.
„Eve steht nicht an ihrem Platz. Sie blickt auf Bäume, dabei sollte sie woanders sein.“ Ich zog die Augenbrauen hoch und schnaufte.
„Wie viele Metaphern auf einmal waren das jetzt?“
Meine Begleiterin zuckte mit den Schultern. Urplötzlich fing sie an zu kichern. Wahrscheinlich hatte eine ihrer Stimmen etwas Witziges gesagt.
„Okay, mal sehen. Ich blicke auf Bäume. Also ein Wald? Aber eigentlich sollte ich woanders sein.“ Ich tippte mir mit dem Zeigefinger gegen die Nase. Dann bekam ich einen Einfall. „Oh je, ist das eine Anspielung darauf, das Eva im Garten Eden gelebt hat?“, fragte ich augenrollend und sie fing an so heftig zu lachen, dass sie hinten über kippte. „Ich werte das als ein ja. Tja, wenn ich auf Bäume schaue und nicht im Garten Eden bin… willst du mir sagen, ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht?“
Sie applaudierte mir begeistert. „Mehr Musik, mehr Musik!“
Ich schnaubte, konnte aber nicht umhin, mit ihr zu lachen. „Du bist unfassbar. Sag mir doch einfach, wie du genannt werden möchtest.“
Mit einem Schlag wandelte sich ihre gesamte Stimmung, sie blinzelte mich traurig von unten an. „Wir wissen das Wort nicht. Wir suchen nach dem richtigen Klang. Wenn Eve die Erkenntnis gefunden hat, wissen wir es auch.“
Ich rieb mir über die Augen. „Na gut, verstehe. Aber ich werde in keinen Apfel beißen.“
In stiller Eintracht brachten wir die letzte Stunde bis zum Morgengrauen zu; ich über Namen brütend und sie wie üblich in ihrer ganz eigenen Welt. Ich versuchte jedes Detail von ihr in mich aufzunehmen, ihren zarten Körperbau, ihre Augenfarben, das leicht krause Haar. Als sie abermals die Teppichzeichnung einer Blume verwischte, um etwas Neues zu malen, kam mir eine Idee.
„Primrose?“, fragte ich. Ihr Kopf schoss nach oben und sie musterte mich so durchdringend, dass mir kurz anders wurde. Doch anscheinend hatte ich getroffen. „Bist du Prim? Möchtest du so heißen?“
Ohne Vorwarnung sprang sie vom Boden auf und in meinen Schoß, ihre Arme schlangen sich um meinen Oberkörper. Einen Moment war ich völlig überfordert, doch schnell drückte ich sie an mich. Es war nicht das erste Mal, dass sie Freude oder Zustimmung durch Körperkontakt ausdrückte und ich hatte sogar den Verdacht, dass sie mich sogar noch viel öfter anfassen würde, es aber auch Rücksicht auf mich nicht tat. Es fiel mir schon schwer genug, mich damit abzufinden, eine dauerhafte Begleitung zu haben, hatte ich doch zuvor mein menschliches Leben überwiegend ganz allein verbracht. Doch jetzt gerade schien ihre Freude darüber, endlich einen Namen zu haben, alle andere zu überwiegen. Ich strich ihr über den Kopf.
„Ist ja gut, Prim“, murmelte ich leise.
„Wir sind Prim. Eve hat uns gefunden“, flüsterte sie zurück. Ihre Stimme bebte ganz leicht.
„Dir gefällt nicht, wie die anderen dich ständig behandeln, hm?“, fragte ich. Sie schüttelte kurz den Kopf.
„Wir haben uns das nicht ausgesucht. Die Stimmen, die Melodien, die wir singen.“
„Ich weiß, Prim. Wir beide haben uns das nicht ausgesucht“, seufzte ich. Sie mochte mich manchmal nerven, aber sie war mir in den Tagen, die wir jetzt aufeinander hockten, doch irgendwie ans Herz gewachsen. Deswegen ärgerte es mich auch, wie sie von anderen immer wieder als wahnsinnig betitelt wurde, obwohl sie das nicht war.
„Eve hat uns gefunden“, wiederholte sie, die Wange gegen meine Schulter reibend.
Tja, jetzt liebte sie mich wohl. Aber irgendwie war das okay für mich. Sie hatte mich, ich hatte sie.

                             
~~


„Ich kundschafte schon mal den Strand aus, um die Männer aufzuspüren, von denen Mercurio gesprochen hat. Würdest du in der Klinik nach Schmerzmitteln suchen gehen? Du kannst die bestimmt besser klauen, als ich“, schlug ich vor, als wir auf der Straße standen. Prim nickte aufgeregt.
„Heilung für Merkur. Rein und wieder raus, wie ein Windhauch.“ Sie langte an ihren Gürtel.
„Nein, behalte deine Pistole ruhig. Ich kann damit eh nicht umgehen. Wir sehen uns am Strand.“
Sie winkte mir zu und hüpfte dann wie ein kleines Kind über die Straße, um kurz darauf in einer dunklen Gasse zu verschwinden. Einen Moment sah ich Prim nach. Mir war nie wohl, wenn wir uns trennten. Nicht, dass sie nicht hervorragend auf sich selbst aufpassen konnte, doch ich hatte sie gerne an meiner Seite. Sie sah Dinge, die mir entgingen und deckte mir mit ihrer Vorliebe für Schusswaffen hervorragend den Rücken. Doch ich gab mir einen Ruck und lief zum Strand hinunter.

In der Dunkelheit wartete ich hinter einem Felsen und beobachtete das Haus, in dem sich die Bande versteckte, die den armen Mercurio so übel zugerichtet hatte. Völlig geräuschlos und wie aus dem Nichts landete plötzlich Prim neben mir.
„Da lag Heidekraut im Krankenhaus. Das Innere nach außen gestülpt, kurz davor, zu verwelken“, teilte sie mir aufgeregt mit und schob zwei Pillendosen in meine Jackentasche.
„Bitte was?“, fragte ich irritiert, ob ihrer absurden Erklärung. Sie legte den Kopf schief, als könnte sie nicht fassen, dass ich sie nicht verstand.
„Wir konnten nicht zulassen, dass sie geht“, fügte sie hinzu.
„Warte mal, langsam. Heidekraut? Warum sollte denn Heidekraut in einem Krankenhaus -?“ Doch ich brach ab, als mir die Erkenntnis kam. „Da lag ein Mädchen namens Heather im Krankenhaus?“ Sie nickte eifrig. „Das Innere nach außen… sie war verletzt und lag im Sterben?“ Prims Grinsen zeigte ihre hübschen Fangzähne. „Oh Gott, Prim. Was hast du getan?“, fragte ich besorgt. Sie ließ die Mundwinkel hängen.
„Verhindert, dass sie verwelkt. Wir geben Blut, sie lebt weiter. Kleine Tat, große Wirkung. Kleiner Schnitt, ein Mensch mehr.“
„Ja, schon klar. Aber musstest du sie denn gleich zu einem Ghul machen?“, fragte ich seufzend. „Hoffentlich vergisst sie wieder, dass du sie gerettet hast.“
Prim zog kurz eine Schmolllippe, die leider ziemlich niedlich war, bevor sie sich dem Haus zuwandte. „Dort hinein?“, fragte sie.
„Ganz genau. Ich überlege gerade, wie wir das anstellen sollen.“
Gedankenverloren wiegte Prim ihren Kopf von der einen auf die andere Seite. „Menschen sehen nicht gut im Dunkeln.“
Ich runzelte die Stirn. „Du meinst, wir drehen ihnen das Licht aus? Ist da ein Sicherungskasten, an den du ran kommen kannst?“
Sie grinste. „Wir bringen Schatten. Und wo Schatten sind, sind Furcht und Durcheinander.“
„Na dann los. Sobald du das Licht abgeschaltet hast, mache ich mich auf den Weg.“
Ohne ein weiteres Wort schlich Prim katzengleich von dannen. Ich zog das Messer hervor und ging in Position.

Prim hatte recht gehabt. Die plötzliche Dunkelheit hatte die Menschen derart irritiert, dass sie auf unseren Angriff nicht regieren konnten. Innerhalb weniger Minuten machten wir die Bande nieder. Der Anführer diente Prim sogar als Snack. Zufrieden steckte ich mein Messer weg und holte den Rucksack von meinem Rücken, um den Sprengstoff sicher zu verpacken.
„Ich habe das Astrolite“, rief ich.
„Die Münzen des Merkur“, antwortete Prim und kroch aus einem Versteck im Wäscheraum, eine Rolle Geldscheine in die Höhe haltend.
„Da wird er sich freuen.“ Wir suchten das Haus noch nach Dingen ab, die uns nützlich sein könnten. Ich nahm einen der Baseball-Schläger an mich und das Autoradio, um es zu verkaufen, Prim sackte die Munition ein. Mit vereinten Kräften warfen wir die Leichen von der Klippe hinunter ins Meer, dann ließen wir das Haus hinter uns.

Wie zu erwarten gewesen war, zeigte sich Mercurio äußerst dankbar, sowohl über die Schmerzmittel, als auch über das Geld, was wir ihm zurück brachten. Er versprach uns, weiterhin als Kontakt zur Verfügung zu stehen, sobald er wieder zusammen geflickt war und gab uns den Tipp auf den Weg, das Kerlchen im Pfandhaus aufzusuchen, um Geld zu verdienen und ihm zudem Waffen aus dem Kreuz zu leiern.

                                 
~~


Das Vertrauen der Voerman-Schwestern zu erlangen war langwierig und nervtötend. Ich war dankbar dafür, dass Prim hier ganz in ihrem Element uns da durch quatschte, so konnte ich einfach nur daneben stehen und finster drein sehen. Andere Leute gingen mir einfach tierisch auf den Keks, besonders, wenn sie so viel redeten, wie die beiden Schwestern. Ich verstand zwar nicht, was Prim damit meinte, wenn sie von den „Töchtern des Janus“ sprach, doch keine der Schwestern schien die Aussage großartig zu kümmern.
Uns von den beiden rumschubsen zu lassen, führte zudem zu einer Reihe verrückter Begebenheiten, was uns unter anderem einen Besuch bei einem sadistischen Prothesen-Hersteller, den Anblick einer Leiche am Pier und einen Trip in die örtliche Blutbank einbrachte. Dort fanden wir Lily, die Dünnblütige, nach der wir bereits halb Santa Monica umgedreht hatten, in der Gewalt von Vandal Cleaver. Der Kerl war so dermaßen widerlich, dass ich ihn am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand gepfeffert und diesen zum Platzen gebracht hätte, doch Prim war schneller. Beeindruckt sah ich zu, wie sie mit wenigen Worten seinen Geist verdrehte und ihn in manisches Gelächter ausbrechen ließ, was den Mann nicht nur von Lily, sondern auch von uns abbrachte.
„Er muss leben. Blut ist wichtig. Er ist gebunden an die dunkle Tochter des Janus, ihn verschwinden zu lassen, gibt Ärger“, erklärte sie mir, als wir wieder an der frischen Luft standen.
„Oh, er ist Thereses Ghul?“, fragte ich überrascht und Prim nickte.
„Woher weißt du das denn?“, wollte ich wissen, während wir durch die Seitengassen zum Asylum zurückkehrten.
„Wenn die eine nicht guckt, ist der Computer der anderen ein Buch voller Seiten.“
Plötzlich war ich froh darüber, dass wir uns einen E-Mail-Account teilten.

Das Geisterhaus war ein nervenaufreibender Ort und besonders Prim gefiel es dort überhaupt nicht. Die gesamte Zeit debattierte sie gedämpft mit den Stimmen in ihrem Kopf und schimpfte laut auf den eifersüchtigen Ehemann, der die Ursache des ganzen Chaos war. Kaum hielt ich das Amulett in meinen Händen, hängte sie sich auf meinen Rücken, das Gesicht in meinen Haaren versteckt und ich musste sie den gesamten Weg zurück nach Santa Monica tragen.
Da es am Horizont bereits dämmerte, verkrochen wir uns direkt in unseren Unterschlupf und auch als wir nebeneinander im Bett lagen, ließ sie mich nicht los. Wir schliefen durch den Tag, sie zusammengerollt in meinen Armen.
Das sollte zur Gewohnheit werden.

Ich staunte nicht schlecht, als die beiden Voerman-Schwestern sich als zwei Persönlichkeiten in einem Körper entpuppten. Prim hingegen schien das die ganze Zeit geahnt zu haben und brachte die beiden Streithähne dazu, nicht nur sich nicht gegenseitig umzubringen, sondern auch noch zusammen zu arbeiten. Wieder einmal war ich davon überzeugt, dass sie nicht wahnsinnig war, sondern die Welt nur anders wahrnahm, als alle anderen.
Eigentlich wäre damit jetzt der Weg frei gewesen, um endlich Bertram Tung aufsuchen zu können, doch Prim hatte andere Pläne. Sie zog mich zurück in unser Apartment, wo eine E-Mail von LaCroix, dem blondhaarigen Schönling und unser Auftraggeber, auf uns wartete. Wir sollten eine Probe Werwolfblut aus der Klinik klauen. Na Glückwunsch.
„Du warst doch schon mal in der Klinik, Prim“, sagte ich, als ich die Mail fertig gelesen hatte. Sie machte ein zustimmendes Geräusch.
„Auf leisen Pfoten durch die Gänge, Tür auf, Kameras aus, Schrank auf, Blut weg.“
„Dann gehst du dort nochmal hin und schnappst dir die Probe. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um diesen asiatischen Vampir, von dem Knox gesprochen hat. Ich habe immer noch die Schlüsselkarte vom Foxy Boxes in der Tasche. Tung wird sicher noch eine weitere Nacht warten können“, beschloss ich.
Prim strich mir sanft über die Haare. Überrascht sah ich zu ihr auf. Sie wirkte ungewöhnlich ernst. „Pass auf dich auf“, flüsterte sie.
„Natürlich, Prim.“

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Bei Unklarheiten, Fragen, Sorgen, Ängsten, Nöten stehe ich immer gerne zur Verfügung! :)

Edit 05.10.2022: Habe einen Logikfehler recht am Anfang korrigiert und zwei Worte zusätzlich formatiert. Es ergibt keinen Sinn, dass Eve ihren Ausweis behält, da sie kein Menschen-Alias hat. Bloodlines lässt seine Protas einfach von der Bildfläche verschwinden ohne jede Verbindung in deren altes Leben, weswegen ich mich entschieden habe, dass die Camarilla ihr einen falschen Führerschein gibt.
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