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Die Perfekten

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Erotik / P18 / Mix
12.09.2022
17.02.2023
21
32.422
3
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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21.09.2022 2.057
 
Ein Jahr zuvor in Busan aus der Sicht von Jonghun:

“Du bist der schönste Mann der Welt, weißt du das?” Ich lächele milde und antworte ihr nicht. Ich weiß, dass ich so gesehen werde. Von anderen. Ich arbeite als Model und werde sehr gut dafür bezahlt. Ich treibe täglich zwei Stunden Sport und dennoch will ich an einigen Sachen an mir arbeiten. Meine Hautpflege könnte noch optimiert werden. Gestern Abend bin ich zum Beispiel mit einer Tuchmaske eingeschlafen. So etwas darf einfach nicht passieren, das ist nicht gut für die Haut. Ich bin Perfektionist und sehe mich selbst immer kritisch. Aber die anderen. Die Frauen. Sie sehen mich anders. Für sie bin ich bereits perfekt. Und das gefällt mir. Ich flirte gerne mit ihnen und sehe, wie weit ich dabei gehen kann. Das kann ich gut. Ich liebe es, Frauen rumzukriegen.

Doch nun habe ich einen riesigen Fehler begangen. Ich bin jetzt seit 100 Tagen mit Miga zusammen und sie möchte die Ringe ablegen. Wie konnte das passieren? Ich hatte die letzten Wochen sehr viel gearbeitet und bin auch viel gereist. So oft hatten wir uns eigentlich gar nicht gesehen. Vielleicht ein- bis zweimal pro Woche. Höchstens. Und dann landeten wir jedes Mal im Bett. Es war ein willkommener Stressabbau gewesen.

Ohne Ring darf man ausschließlich mit seiner Partnerin schlafen. Oder mit dem gleichen Geschlecht. Sonst macht man sich strafbar.
Ich will aber, verdammt noch mal, aktuell nicht monogam leben. Miga ist süß, ja. Aber wir haben kein einziges tiefgründiges Gespräch miteinander geführt. Sie ist eine Angepasste. Sie macht alles, was ihr Buddy ihr sagt. Sie hinterfragt die Welt nicht. Ich aber habe das Gefühl, dass es noch mehr geben muss. Sollte ich mich jemals langfristig mit einer Frau einlassen, muss ich zumindest gemeinsam mit ihr über das Leben und die Welt philosophieren können. Und das geht mit Miga nicht.  Das ging bisher mit keiner Frau.

Und jetzt stehen wir an einem Schalter vom Gesundheitszentrum, weil ich ein Vollidiot bin und mir keine ordentliche Ausrede eingefallen ist, die Ringe doch nicht abzugeben. Oder mit ihr Schluss zu machen. Ich brauche den Sex mit ihr. Ich brauche überhaupt Sex, egal mit wem. Aber im Moment habe ich niemanden in Aussicht. Und das obwohl ich dafür nur eine halbe Stunde bräuchte. Die nächste Frau mit Ring, die mir über den Weg läuft, könnte ich haben. Ich kann sie alle haben. Das ist ja das Schöne. Ich bin aktuell nicht für die Monogamie geschaffen. Das ist anstrengend. Offensichtlich bin ich zu blöd bis 100 zu zählen.
Und bevor ich mich versehe, verlassen wir jetzt Hand in Hand das Gesundheitszentrum. Ohne Ringe. Mir wird heiß. Ich fühle mich plötzlich eingeengt und habe das Gefühl, ich kriege kaum noch Luft.
“Buddy erinnert mich gerade, dass ich in 10 Minuten eine Videokonferenz mit einer Modelagentur habe. Geh doch schonmal vor. Ich komme dann nach. Ich gehe in das Café dort und erledige das. Dauert ungefähr eine Stunde.”
“Kein Problem Schatz!” Sie strahlt mich an und gibt mir einen Kuss. Dann geht sie.

Ich folge meiner Intuition und gehe unbemerkt in das Gesundheitszentrum zurück. Ich brauche den verdammten Ring zurück. Gleichzeitig weise ich Buddy an, mit ihr Schluss zu machen, indem er sich mit ihrem Buddy vernetzt und dieser ihr das dann mitteilt. Ja, ich bin ein Arschloch. Aber ich bin auch 21 Jahre alt und will mich, verdammt noch mal, jetzt noch nicht binden.

Die junge Frau vom Gesundheitsamt führt mich in ein Büro und schließt die Tür hinter sich. Sie setzt sich an den Schreibtisch und deutet mir an, mich ebenfalls zu setzen. Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör. Ich versuche sie Milde zu stimmen und sehe auf ihr Namensschild.
“Yunai, sieh mal (in der Zukunft wird nicht mehr gesiezt), die Ringabgabe heute war ein Fehler. Wie kann ich ihn zurück bekommen?”
Sie sieht mir in die Augen und lächelt. Bingo. Sie steht auf mich. So etwas erkenne ich auf 100 Meter Entfernung. Jetzt nehme ich sie richtig wahr. Kinnlange glatte goldgefärbte Haare mit weißen Strähnchen. Operierte Lidfalten, dunkelbraune Augen. Sie hat einen langen Hals, an dem jetzt mein Blick hängenbleibt.
“Du musst zuerst mit ihr Schluss machen. Dann muss sie sich innerhalb von 24 Stunden hier einfinden, um ihren Ring zurück zu bekommen.”
“Ja, ist erledigt.”
“Buddy, bestätige mir, wann er Schluss gemacht hat.”
“Das ist vor 6 Minuten erfolgt, via ihren Buddy.”
Ich schlucke.
“Benötigst du noch etwas von mir?”
Sie sieht mich lächelnd an: “Was hast du denn beim letzten Besuch im Gesundheitszentrum gemacht, als du den Ring bekommen hast?”
“Naja, das war vor über drei Jahren. Also ich hatte einen Intelligenztest gemacht und eine Spermaprobe abgegeben.”
Sie sieht mir auf die Lippen und lächelt. Was geht hier eigentlich gerade ab? Sie weiß doch, was man dafür machen muss.
“Weil es schon über ein Jahr her ist, musst du erneut eine Spermaprobe abgeben.”
“Okay, kann ich das gleich machen?”
Sie steht auf und weist mich an, ihr zu folgen. Wir gehen in einen anderen Raum und sie schließt erneut die Tür hinter sich.
“Also hier sind Becher. Wenn du fertig bist stellst du ihn hier ab (sie deutet auf eine kleine Tür in der Wand) und klingelst hier (sie zeigt auf eine Klingel). Danach gehst du wieder in den Warteraum. Du wirst dann aufgerufen.”
Ich nehme einen Becher und setze mich in den Sessel. Vor mir steht ein großer Bildschirm und eine Fernbedienung. Anscheinend für Pornos. Es ist haargenau der gleiche Raum, in dem ich vor drei Jahren war. Pornos brauche ich nicht. Habe ich noch nie gebraucht. Ich stehe ständig unter Strom und bin jederzeit bereit.
Ich will meine Hose öffnen, doch Yunai ist immer noch hier. Ich schaue sie an und warte, dass sie sich verabschiedet, doch stattdessen sagt sie: “Kann ich dir eine Frage stellen?”
“Ja.”
“Warum willst du den Ring so schnell zurück haben? Du hättest doch erstmal mit ihr persönlich Schluss machen können und dann innerhalb von 24 Stunden wieder herkommen können.”
“Ja, ich weiß, ich bin ein Arschloch.” Dabei halte ich den Augenkontakt. Steht sie auf Arschlöcher? Sie wäre nicht die Erste.
“Ah, verstehe. Ich weiß wie das ist.” Sie sieht gedankenverloren an mir vorbei. Ich sehe auf ihre rechte Hand. Kein Ring.
“Du weißt, wie das ist? Ist dein Freund auch ein Arschloch?”
“Nein, ich bin das Arschloch.” Sie sieht mir wieder in die Augen.
Ich merke, wie ich meine Augenbrauen hochziehe und anfange zu lächeln. Das hier könnte interessant werden.
“Wie kommst du darauf?”
“Ich merke das daran…” Sie kniet sich vor mich hin… “...das ich jetzt gerade nur daran denke, ob es unmoralisch wäre, dir beim Abspritzen zu helfen.”
Ich bin erstmal sprachlos. Noch nie hat das eine Frau zu mir gesagt. Ich merke, wie ich hart werde.
“Ich glaube nicht, dass das unmoralisch wäre. Das wäre eine Hilfestellung. Ich denke nämlich, dass ich das gar nicht alleine schaffe.” Ich weiß genau, dass ich mich wie in einem billigen Porno anhören muss, aber was besseres fällt mir nicht ein. Ich weiß bereits, dass es zu diesem Zeitpunkt egal ist, was ich sage. Sie ist mir verfallen.
“Ich steh auf deine Stimme. Sag mir, was ich tun soll.”
“Komm her.”
Sie geht zur Tür, um diese abzuschließen. Dann tritt sie vor mich. Ich reiche ihr meine Hand und ziehe sie sanft zu mir auf den Schoß.
Sie beugt sich zu mir herunter und küsst mich. Das kann sie gut. Meine Hand wandert unter ihren Rock und ich spüre, dass ihr Slip bereits feucht ist.
“Du bist ja schon ganz feucht. Wann ist das denn passiert?”
“Als du mit in mein Büro gekommen bist….” Ich öffne meine Hose.
“...Ja…du bist…” Sie kann nicht weitersprechen, weil ich ihren Slip zur Seite geschoben habe und sofort in sie eingedrungen bin. Sie fängt an zu stöhnen und hält sich dabei ihren Mund zu. Ich schaue sie an.
“Ich bin…was?” Ich fülle sie komplett aus. Sie kann nichts sagen und mich amüsiert das. “Red weiter.”
Sie schafft es ihr Stöhnen kurz zu unterbrechen. Das fällt ihr schwer. “Du bist unglaublich…heiß.”
“Hol den Becher.” Sie hält ihn bereits in der Hand, zeigt ihn mir und lächelt mich an. Das habe ich gar nicht mitbekommen.
“Fuck…Jetzt.”
Sie kniet sich so hin, dass mein Schwanz herauskommt und hält gekonnt den Becher hin, in dem ich mich jetzt ergieße. Als ich meine Augen wieder öffne, schaue ich sie erstaunt an.
“Hast du so etwas schonmal gemacht?”
“Noch nie.”
“Warum zur Hölle, ist dann gar nichts daneben gegangen?”
“Keine Ahnung!” Sie kichert.

Entspannt verlasse ich das Gebäude. Das war doch mal eine Erfahrung, die ich so in einer Behörde nicht erwartet hätte. Mein Daumen streicht über den Ring, den ich jetzt wieder trage. Ich fühle mich befreit.
“Entschuldigung.” Ein, wie üblich weißgekleideter, Polizist tritt auf mich zu. Mein Herz fängt zu rasen an. Zivilisten werden in der Regel nicht angesprochen, es sei denn, sie haben etwas verbrochen.
“Komm bitte mit.” Ein weißes Polizeiauto hält neben uns und er bedeutet mir einzusteigen.

Als wir auf der Wache ankommen, werde ich in ein Büro gebracht. An der Tür steht ein Schild mit dem Wort “Sittenpolizei”. Die Worte “bitte lass es eine weibliche Polizistin sein” gehen mir durch den Kopf. Ich könnte sie milde stimmen, was auch immer ich verbrochen habe. Mir wird ungefragt ein Iced Americano gebracht: mein Lieblingskaffee. Sie müssen sich mit meinem Buddy vernetzt haben. Ich nehme einen Schluck und mir geht es kein bisschen besser. Wird jetzt digitales Schluss machen, auch schon bestraft?
Ein männlicher Polizist setzt sich an den Tisch vor mir. Shit.
Er sieht auf sein Tablet und liest davon ab:
“Hier steht, dass du heute im Gesundheitszentrum warst. Was hast du dort gemacht?”
“Ich war mit meiner Freundin dort, um unsere Ringe abzugeben.” Ich sehe ihn an und er schaut auf meinen Ring und zeigt darauf. “Dann erkläre bitte, warum du deinen Ring trägst.”
“Nachdem ich den Ring abgegeben habe, habe ich das bereut. Ich habe mit ihr Schluss gemacht und bin dann nochmal hingegangen, um mir den Ring zurückzuholen.”
“Was musstest du dafür machen?”
“Ich musste eine Spermaprobe abgeben.”
“Und wie hast du das gemacht?”
Ich merke, wie bei mir kalter Schweiß ausbricht. Diese verdammten Buddys melden aber auch immer alles, was nicht kosher ist.
“Ich bin in den entsprechenden Raum dafür gegangen und habe dann die Spermaprobe abgegeben.”
Jetzt lehnt er sich zurück und verschränkt seine Arme.
“Für so einen gutaussehenden Typen, der im Durchschnitt…”, er schaut auf sein Tablet “...zwei Frauen pro Woche hat…”, er schaut mich wieder an. “...bist du ausgesprochen schüchtern. Erklär mir bitte, wie genau die Spermaprobe abgegeben wurde.”
Ich merke, wie ich rot werde und auf meinem Stuhl hin- und herrutsche. Sexuelle Dinge bespreche ich normalerweise ausschließlich mit Frauen.
“Ich wurde dabei von einer Mitarbeiterin unterstützt.”
Er nimmt einen Schluck von seinem Kaffee und ich tue es ihm gleich. Dann sieht er mich wieder an. “Okay, ich will dich gar nicht weiter hier ausfragen. Dir ist ja bewusst, dass wir bereits alles von euren Buddys erfahren haben. Daher komme ich gleich zur Sache. Du hattest Sex, obwohl du zu diesem Zeitpunkt keinen Ring hattest.”
“Aber es diente doch dazu, den Ring wiederzubekommen.”
“Mitarbeiterinnen im Gesundheitszentrum sind keine Dienstleisterinnen, die für sexuelle Hilfestellungen da sind. Zumal ich hier lese, dass du so etwas überhaupt nicht benötigst.”

*

“Die Anklage lautet: Park Jonghun hatte sexuellen Kontakt, obwohl er kein Inhaber des Rings war. Er wird verurteilt zu einer Verbannung nach Seoul, für zwei Jahre. Dort wird er einem Wächter zugeordnet. Er hat ab sofort 24 Stunden Zeit, die Stadt zu verlassen.”

*

Erklärung:
Es gibt in der Zukunft keine Gefängnisse mehr, weil man festgestellt hat, dass die Insassen sich in Gefängnissen oftmals mit anderen Kriminellen zusammen getan haben, was ihrer persönlichen Entwicklung geschadet hat. Daher zieht Jonghun in die Wohnung eines `Wächters´ ein, der sich nun persönlich um ihn kümmern und ihn in seiner Entwicklung unterstützen wird. Der Ring wird ihm für diese Zeit entzogen. Er darf sich nie weiter als 500 Meter von seinem Wächter entfernen, was mit einer Fußfessel vergleichbar ist. Verlässt er den 500 Meter Radius, wird sein Standort umgehend vom Buddy an die nächste Polizeidirektion gemeldet. Weil homosexuelle Kontakte erlaubt, wurde er gefragt, ob der Wächter homosexuell sein soll. Dies hat Jonghun bejaht. Homosexuelle Beziehungen zwischen Verbannten und ihren Wächtern sind erlaubt.
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