Vincent, Dag & der Abschlussball
von Fears
Kurzbeschreibung
Vincent und Dag finden beide kein Date für ihren Abschlussball, also entscheiden sie sich dazu, gemeinsam hinzugehen. Doch wie wir alle wissen, können Jugendlich sehr gemein sein. Was auf dem Ball passiert? Findet es heraus. [Fortsetzung ist auf meinem Account zu finden ;)]
OneshotFreundschaft / P16 / MaleSlash
Dag-Alexis Kopplin
Vincent Stein
08.09.2022
08.09.2022
1
2.095
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08.09.2022
2.095
[Hab diesen Oneshot schon so 2018 (?) zu Papier gebracht, deshalb ist das nicht mehr ganz mein Stil. Fand ihn aber trotzdem ganz nett und hab ihn deshalb abgetippt und überarbeitet]
Vincent stand an der Garderobe vor dem Spiegel und zupfte nervös seinen schlecht sitzenden Anzug zurecht, als es endlich an der Haustür klingelte. Als er aufmachte, stand vor ihm sein breit grinsender bester Freund, ebenfalls in einem Anzug.
„Naa diggi? Was geht?”, begrüßte Vincent Dag erfreut.
„Wir gleich. Bist du fertig?”
Vincent verdrehte die Augen aufgrund des schlechten Wortwitzes, nickte aber und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel.
„Na dann mal los...”
Was sie überhaupt vorhatten, fragt ihr? Ich erkläre es euch:
-Vor fünf Tagen-
„Sag mal, gehst du jetzt eigentlich mit dieser Layla zum Abschlussball?”, fragte Vincent seinen Kumpel, der gerade an einer Matheaufgabe verzweifelte, die er ihm schon dreimal vergeblich erklärt hatte.
„Ne man. Die geht doch mit Darian.”
„Uff… und hast du eine Alternative?”
„Ne und bis Freitag find ich wahrscheinlich auch keine mehr. Sie war die einzige, die irgendwie in Frage kam…”
Dag nutzte den Moment der Ablenkung, legte endlich den Stift weg und sah den jüngeren an.
„Was ist mit dir?”, wollte der kleinere wissen.
„Kein Plan. Ich find einfach keine. Weiß auch überhaupt nicht was ich noch machen soll, sind ja nur noch fünf Tage.”
Vincent musterte Dag und kniff dann leicht die Augen zusammen, so als hätte er eine Idee, traute sich aber nicht so recht, diese anzubringen. Als er ihm einige Minuten abwesend auf die Brust gestarrt hatte, forderte Dag etwas genervt: „Na sag schon.”
„Ne, das ist ne scheiß Idee.”
„Vincent, du hast nur scheiß Ideen. Also sag!”
„Hm, ich dachte… naja… dass wir zusammen hingehen könnten, wenn wir keine kriegen. Aber wie gesagt, das-”
„Du bist genial, Vinne! Daran hätte ich niemals gedacht! Würdest du das echt machen?”
Verwirrt von seinem plötzlichen Enthusiasmus nickte Vincent.
„Ja… schon…”
„Das ist die Lösung Vince!”
-Jetzt-
„Vincent?”
„Ja?”
„Ich hab was für dich…”
Dag guckte kurz unsicher, zauberte dann aber einen wunderschönen Strauß weißer Rosen hinter seinem Rücken hervor.
„Ernsthaft?!”, lachte Vincent ungläubig und nahm den Strauß entgegen, „Du Idiot, das war nicht abgemacht! Ich hab nichts für dich!”
„Gerne doch, Vincent. Schön wie du dich freust.”, erwiderte der kleinere Ironisch. Vincent seufzte leise und verdrehte die Augen, nahm ihn aber dann doch kurz in den Arm und drückte ihn.
„Danke Dag, das ist wirklich lieb von dir.”
„Geht doch. Lass los gehen.”
Vincent nickte und rief in die Wohnung: „Wir gehen dann! Ciao!”
„Tschüss mein Schatz! Viel Spaß!”, kam es prompt von Frau Stein zurück, was Dag lautstark auflachen ließ. Mit einem Augenverdrehen und einem leisen 'Oh Gott alter…' zog Vincent die Tür hinter sich zu und lief los.
„Du Vincent?”
„Ja?”
„Der Anzug steht dir verdammt gut.”
Dag wurde etwas rot und blickte auf den Boden.
„Danke…? Du siehst auch nicht schlecht aus… Besser als sonst… Gut, das ist auch nicht schwer.”
„Na besten Dank auch…”
„Nein, du… also es geht wirklich klar.”
Dag blieb stehen und sah Vincent genervt an.
„Entweder du machst mir ernsthaft ein Kompliment oder du lässt es gleich bleiben, alter.”
„Du siehst wirklich toll aus, Dag.”
„Ernsthaft oder nur weil ich es hören wollte?”
„Ne wirklich, du weißt, ich kann sowas nicht gut. Mit so Komplimenten und ernsthaften Gesprächen.”
„Ich weiß. Ist schon in Ordnung. Komm.”
Als sie etwas später an der Location ankamen, in der der Ball stattfinden sollte, wurden sie direkt von allen Seiten verwirrt und fragend angestarrt. Vincent beugte sich sehr nah zu Dag und flüsterte in sein Ohr: „Ich glaub das war ne richtige scheiß Idee.”
„Ach was, Vinne. Das wird gut!”
Dag griff Vincents Hand und zog ihn hinter sich her ins Gebäude. Auf dem Flur war das erste was sie sahen Vincents Ex Freundin, die ihnen entgegen kam. Diese musterte die beiden angewidert und murmelte irgendwas mit 'Schlappschwanz', ehe sie an den beiden vorbei ging, nicht ohne Vincent noch einmal mit voller Absicht anzurempeln. Dieser wirkte jetzt noch verunsicherter, was er versuchte auszugleichen, indem er fast Dags Hand zerquetschte.
Als sie drinnen ankamen, sahen sie schon einige bekannte Gesichter am Buffet stehen und sich unterhalten. Neben einem Tablet Zimtschnecken kamen die beiden zum Stehen, da Dag jemanden zum Quatschen gefunden hatte. Ihr Name war Antoni und sie war eine sehr gute Freundin von den beiden.
„Und ihr seid zusammen hier, oder?", fragte sie sehr direkt und deutete auf ihre immer noch verschränkten Hände. Reflexartig ließen beide gleichzeitig los und nickten.
„Wegen mir hättet ihr nicht loslassen müssen, ich bin cool damit. Aber ihr hättet wenigstens Bescheid sagen können."
„Hä? Was sagen?”, fragte Vincent, während Dag neben ihm begann, eine Zimtschnecke zu fressen. Und nein, 'fressen' ist hier nicht übertrieben.
„Na dass ihr schwul seid”, antwortete sie völlig gleichgültig.
„Sind wir gar nicht.”, schmatzte Dag, „Ich zumindest nicht. Das war eher so ne Notlösung.”
Während Vincent zustimmend nickte, stieß Devin, der feste Freund von Antoni, dazu. Während dieser begann Smalltalk mit Dag zu führen, musterte Vincent Antoni genauer. Dieses trägerlose, schlichte Kleid, das ihr locker bis zu den Knien herunter hing, stand ihr ziemlich gut, wie er fand.
„Ey Whyne junge!”, Dag rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen, „Starr sie nicht so an, sie hat nen Freund.”
Vincent verdrehte die Augen und erwiderte mit einem leicht genervten Unterton: „Ne. Ja, ich weiß. Aber das Kleid ist mega schön.”
„Schwuchtel…”, murmelte Devin, weshalb er einen vernichtenden Blick von Dag zugeworfen bekam.
Auch Antoni guckte böse, trat ihm einmal fest auf den Fuß und antwortete dann an Vincent gewandt: „Danke, das ist lieb. Bist heute der erste, dem es auffällt.”
Vincent warf Dag einen hilfesuchenden Blick zu, den dieser mit einem leichten Nicken erwiderte. Er schien sofort zu merken, dass er sich unwohl fühlte.
„Wir müssen auch weiter. Da vorne sind Janne und Sarah!”
Er packte seinen Kumpel am Handgelenk und zog ihn schnell weiter zu zwei seiner punker Freunde, die Vincent nicht kannte.
„Danke Dag. Das war wirklich unangenehm…”
Dag nickte nur ab und fing direkt begeistert das nächste Gespräch an, während Vincent mit den Gedanken abschweifte. Er wurde erst wieder aus einer weit entfernten Galaxie zurückgeholt, als der Lautsprecher lautstark knackte.
„Vielen Dank, dass ihr alle erschienen seid liebe Schülerinnen und Schüler. Mit einem gefühlvollen Walzer eröffnen wir den Tanz. Schnappt euch eure Partner und los geht's!”, ertönte die Stimme des Rektors aus den Boxen. Die Augen verdrehend zog Dag Vincent zur Tanzfläche.
„EY! Seita jetzt Schwuchteln jeworden oda wat?”
Vincent sah sich um. Er wusste nicht, von wem das kam, aber es war definitiv an sie gerichtet. Er ließ lieber schnell Dags Hand los. In diesem Moment schien allerdings der innere Punker in Dag hochzukommen, das sah Vincent ihm an.
„Wer auch immer das gerade war, du bist so ein feiges Schwein! Fick dich alter! Was soll der scheiß?! Warum denken wir immer noch in einer heterosexuelln Norm, wir haben nicht mehr 1933, alter! Ich bitte euch, denkt doch mal nach! Macht die Augen auf! Warum ist man homophob? Lasst die Leute doch leben, es schränkt euch doch in keiner Weise in eurem persönlichen Leben ein. Ihr müsst ja keine Typen ficken, nur weil das ein Anderer gerne macht. Ich zwing' euch ja auch nicht Vegetarier zu werden, nur weil ich kein Fleisch esse, weißte? Lasst die Leute doch lieben wen sie wollen, ich schreib' euch ja auch nicht vor, wen ihr zu lieben habt. Seid doch nicht dumm! Liebe ist doch was schönes! Egal zwischen wem!”
Vincent seufzte erleichtert auf, als Dag seinen Monolog offenbar endlich beendet hatte. Jetzt wurden sie erst recht von allen angestarrt. Dag nahm seine Hand wieder und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Kurz darauf verstand Vincent auch schon warum, denn sein Kumpel sah noch einmal demonstrativ in die Runde, bevor er ihm einen kurzen, nicht wirklich sanften Kuss aufdrückte.
„…Danke für eure Aufmerksamkeit.”
Vincent guckte ihn erst schockiert an und lachte dann nervös.
„Und ihr wollt nicht zusammen sein?”, fragte Antoni, die plötzlich wieder hinter ihnen aufgetaucht war.
„Sind wir wirklich nicht.”
„Noch nicht.”, fügte Devin hinzu.
Langsam wich die Aufmerksamkeit wieder von ihnen ab, was Vincent nocheinmal erleichtert aufseufzen ließ. Er beugte sich zu Dag herüber und flüsterte in sein Ohr: „Danke Dag, echt. Aber bitte halte dich etwas zurück.”
Als die ersten Takte der Musik einsetzten, sah Vincent verunsichert zu seinem besten Freund nach unten. Dieser guckte leicht lächelnd zu ihm hoch und flüsterte: „Du bist größer, du führst. Entspann dich einfach.”
Und so fingen sie an, das erste Mal gemeinsam zu tanzen. Und obwohl beide nicht die begabtesten Tänzer waren, verloren sie sich voll und ganz in der Tätigkeit.
Ungefähr eine dreiviertel Stunde später fand Vincent sich ziemlich außer Puste in der Toilette wieder. Als er gerade seine Hände wusch, stellte sich jemand zu ihm. Ohne hinsehen zu müssen wusste er, dass es sich dabei nur um Kai handeln konnte. Kai war das Arschloch der Schule. Zwei mal sitzen geblieben, mit 20 noch immer in der zwölften Klasse. Dementsprechend groß und breit war er auch. Und er wusste seinen Vorsprung sehr gut zu nutzen. Abschätzig musterte Kai ihn im Spiegel.
„Vincent du Spast. Haste doch noch eine gefunden? Wunder soll es geben, bei deiner Hässlichkeit.”, stichelte er, während er Vincent mit etwas Wasser abspritzte. Der Angesprochene schwieg eine Weile, ehe er antwortete: „Kommt da jetzt noch was, oder willst du mich einfach nur beleidigen?”
„Mit wem du da bist, hab ich gefragt!”
„Hast du nicht. Mit Dag.”
„Ja, sehr witzig. Ernsthaft jetzt, mit wem?”
„Dag!”
„Ich meine welches Mädchen.”
„Kein Mädchen! Einfach nur Dag!”, wurde Vincent lauter, trocknete sich die Hände ab und versuchte sich an ihm vorbeizudrücken. Doch Kai versperrte ihm den Weg.
„Ach, ihr seid die Schwuchteln von denen alle reden. Ist ja süß.”
„Jaja. Darf ich jetzt bitte durch alter?”
Vincent versuchte nochmal sich an ihm vorbeizuquetschen, doch er grinste nur hämisch, packte ihn am Kragen und schlug ihm einmal fest mit seiner Faust auf die Nase. Da Vincent das nicht kommen sehen konnte, traf ihn der Schlag vollkommen ungeschützt mitten ins Gesicht. Vincent schrie auf und seine Augen füllten sich direkt mit Wasser.
„Scheiß widerliche Homos, alter!”, knurrte Kai.
Als Vincent von einem weiteren Schlag in seinem Magen getroffen wurde, ging er zu Boden. Langsam tummelte sich eine Menge an Leuten um sie herum in dieser kleinen Toilette. Vincent hielt sich die Hände vors Gesicht um sich zu schützen. Vor weiteren Schlägen, aber auch vor den neugierigen Blicken seiner Mitschüler. Niemand sollte sehen, dass er weinte. Dass er schwach war.
„EY! Du Hurensohn! Leg dich gefälligst mit jemand gleich starkem an! UND FASS NIE WIEDER VINCENT AN!”
Vincent erkannte sofort die Stimme seines besten Freundes. Kurz war es komplett still, dann ertönte ein weiterer dumpfer Schlag. Doch diesmal traf er nicht Vincent.
„Ach, sieh an. Schwuchtel Nummer zwei. Ist ja niedlich.”
„Ach, sieh an. Arschloch Nummer eins. Du fängst dir gleich noch eine Kai!”
Vincent lugte zwischen seinen Fingern hervor und konnte so sehen, wie Dag sich vor Kai aufbaute. Trotzdem war er noch einen guten Kopf kleiner und wesentlich schwächer.
„Wenn du noch einmal was homophobes sagst oder Vincent auch nur ein Haar krümmst, dann haben wir beide ein gewaltiges Problem miteinander, klar?”, raunte Dag ihm trotzdem bedrohlich zu, bevor er ausholte und ihm nochmal eine zimmerte. Mit einem kräftigen Stoß schubste Dag ihn zu Boden, um ihm nochmal hart in die Seite zu treten. Dann rannte er zu Vincent.
„Hast du schmerzen Vince?”, flüsterte er besorgt, als er sich zu ihm herunter gekniet hatte. Vincent brachte nur ein nicken und ein leises schluchzen zustande.
„Kannst du aufstehen? Dann gehen wir raus.”, fragte Dag leise, während er dem größeren vorsichtig half sich aufzusetzen.
„Ich-... Ich weiß nicht?”
„Warte ich helf dir. Nimm mal die Hände runter.”
Dag schirmte Vincent mit seinem Körper ab, half ihm langsam auf die Beine und hielt ihn vorsichtig fest.
„Geht's? Es tut mir so leid Vince.”
„Geht schon. Danke.”
Ganz behutsam brachte er Vincent nach draußen, nicht ohne ihren gaffenden Mitschülern noch einen bösen Blick zuzuwerfen. Als sie in einer abgelegenen Ecke zum Stehen kamen, betrachtete der kleinere seinen Freund besorgt.
„Bist du wirklich okay?”
Vorsichtig wischte er ihm die Tränen von den Wangen.
„Ich denke schon. Danke, dass du mich gerettet hast…”
„Ist doch selbstverständlich.”
Sanft legte er seine Hände an Vincents Hüfte, zog ihn näher zu sich und küsste ihn noch einmal. Dieses mal viel sanfter, liebevoller und nur für sie alleine.
Vincent stand an der Garderobe vor dem Spiegel und zupfte nervös seinen schlecht sitzenden Anzug zurecht, als es endlich an der Haustür klingelte. Als er aufmachte, stand vor ihm sein breit grinsender bester Freund, ebenfalls in einem Anzug.
„Naa diggi? Was geht?”, begrüßte Vincent Dag erfreut.
„Wir gleich. Bist du fertig?”
Vincent verdrehte die Augen aufgrund des schlechten Wortwitzes, nickte aber und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel.
„Na dann mal los...”
Was sie überhaupt vorhatten, fragt ihr? Ich erkläre es euch:
-Vor fünf Tagen-
„Sag mal, gehst du jetzt eigentlich mit dieser Layla zum Abschlussball?”, fragte Vincent seinen Kumpel, der gerade an einer Matheaufgabe verzweifelte, die er ihm schon dreimal vergeblich erklärt hatte.
„Ne man. Die geht doch mit Darian.”
„Uff… und hast du eine Alternative?”
„Ne und bis Freitag find ich wahrscheinlich auch keine mehr. Sie war die einzige, die irgendwie in Frage kam…”
Dag nutzte den Moment der Ablenkung, legte endlich den Stift weg und sah den jüngeren an.
„Was ist mit dir?”, wollte der kleinere wissen.
„Kein Plan. Ich find einfach keine. Weiß auch überhaupt nicht was ich noch machen soll, sind ja nur noch fünf Tage.”
Vincent musterte Dag und kniff dann leicht die Augen zusammen, so als hätte er eine Idee, traute sich aber nicht so recht, diese anzubringen. Als er ihm einige Minuten abwesend auf die Brust gestarrt hatte, forderte Dag etwas genervt: „Na sag schon.”
„Ne, das ist ne scheiß Idee.”
„Vincent, du hast nur scheiß Ideen. Also sag!”
„Hm, ich dachte… naja… dass wir zusammen hingehen könnten, wenn wir keine kriegen. Aber wie gesagt, das-”
„Du bist genial, Vinne! Daran hätte ich niemals gedacht! Würdest du das echt machen?”
Verwirrt von seinem plötzlichen Enthusiasmus nickte Vincent.
„Ja… schon…”
„Das ist die Lösung Vince!”
-Jetzt-
„Vincent?”
„Ja?”
„Ich hab was für dich…”
Dag guckte kurz unsicher, zauberte dann aber einen wunderschönen Strauß weißer Rosen hinter seinem Rücken hervor.
„Ernsthaft?!”, lachte Vincent ungläubig und nahm den Strauß entgegen, „Du Idiot, das war nicht abgemacht! Ich hab nichts für dich!”
„Gerne doch, Vincent. Schön wie du dich freust.”, erwiderte der kleinere Ironisch. Vincent seufzte leise und verdrehte die Augen, nahm ihn aber dann doch kurz in den Arm und drückte ihn.
„Danke Dag, das ist wirklich lieb von dir.”
„Geht doch. Lass los gehen.”
Vincent nickte und rief in die Wohnung: „Wir gehen dann! Ciao!”
„Tschüss mein Schatz! Viel Spaß!”, kam es prompt von Frau Stein zurück, was Dag lautstark auflachen ließ. Mit einem Augenverdrehen und einem leisen 'Oh Gott alter…' zog Vincent die Tür hinter sich zu und lief los.
„Du Vincent?”
„Ja?”
„Der Anzug steht dir verdammt gut.”
Dag wurde etwas rot und blickte auf den Boden.
„Danke…? Du siehst auch nicht schlecht aus… Besser als sonst… Gut, das ist auch nicht schwer.”
„Na besten Dank auch…”
„Nein, du… also es geht wirklich klar.”
Dag blieb stehen und sah Vincent genervt an.
„Entweder du machst mir ernsthaft ein Kompliment oder du lässt es gleich bleiben, alter.”
„Du siehst wirklich toll aus, Dag.”
„Ernsthaft oder nur weil ich es hören wollte?”
„Ne wirklich, du weißt, ich kann sowas nicht gut. Mit so Komplimenten und ernsthaften Gesprächen.”
„Ich weiß. Ist schon in Ordnung. Komm.”
Als sie etwas später an der Location ankamen, in der der Ball stattfinden sollte, wurden sie direkt von allen Seiten verwirrt und fragend angestarrt. Vincent beugte sich sehr nah zu Dag und flüsterte in sein Ohr: „Ich glaub das war ne richtige scheiß Idee.”
„Ach was, Vinne. Das wird gut!”
Dag griff Vincents Hand und zog ihn hinter sich her ins Gebäude. Auf dem Flur war das erste was sie sahen Vincents Ex Freundin, die ihnen entgegen kam. Diese musterte die beiden angewidert und murmelte irgendwas mit 'Schlappschwanz', ehe sie an den beiden vorbei ging, nicht ohne Vincent noch einmal mit voller Absicht anzurempeln. Dieser wirkte jetzt noch verunsicherter, was er versuchte auszugleichen, indem er fast Dags Hand zerquetschte.
Als sie drinnen ankamen, sahen sie schon einige bekannte Gesichter am Buffet stehen und sich unterhalten. Neben einem Tablet Zimtschnecken kamen die beiden zum Stehen, da Dag jemanden zum Quatschen gefunden hatte. Ihr Name war Antoni und sie war eine sehr gute Freundin von den beiden.
„Und ihr seid zusammen hier, oder?", fragte sie sehr direkt und deutete auf ihre immer noch verschränkten Hände. Reflexartig ließen beide gleichzeitig los und nickten.
„Wegen mir hättet ihr nicht loslassen müssen, ich bin cool damit. Aber ihr hättet wenigstens Bescheid sagen können."
„Hä? Was sagen?”, fragte Vincent, während Dag neben ihm begann, eine Zimtschnecke zu fressen. Und nein, 'fressen' ist hier nicht übertrieben.
„Na dass ihr schwul seid”, antwortete sie völlig gleichgültig.
„Sind wir gar nicht.”, schmatzte Dag, „Ich zumindest nicht. Das war eher so ne Notlösung.”
Während Vincent zustimmend nickte, stieß Devin, der feste Freund von Antoni, dazu. Während dieser begann Smalltalk mit Dag zu führen, musterte Vincent Antoni genauer. Dieses trägerlose, schlichte Kleid, das ihr locker bis zu den Knien herunter hing, stand ihr ziemlich gut, wie er fand.
„Ey Whyne junge!”, Dag rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen, „Starr sie nicht so an, sie hat nen Freund.”
Vincent verdrehte die Augen und erwiderte mit einem leicht genervten Unterton: „Ne. Ja, ich weiß. Aber das Kleid ist mega schön.”
„Schwuchtel…”, murmelte Devin, weshalb er einen vernichtenden Blick von Dag zugeworfen bekam.
Auch Antoni guckte böse, trat ihm einmal fest auf den Fuß und antwortete dann an Vincent gewandt: „Danke, das ist lieb. Bist heute der erste, dem es auffällt.”
Vincent warf Dag einen hilfesuchenden Blick zu, den dieser mit einem leichten Nicken erwiderte. Er schien sofort zu merken, dass er sich unwohl fühlte.
„Wir müssen auch weiter. Da vorne sind Janne und Sarah!”
Er packte seinen Kumpel am Handgelenk und zog ihn schnell weiter zu zwei seiner punker Freunde, die Vincent nicht kannte.
„Danke Dag. Das war wirklich unangenehm…”
Dag nickte nur ab und fing direkt begeistert das nächste Gespräch an, während Vincent mit den Gedanken abschweifte. Er wurde erst wieder aus einer weit entfernten Galaxie zurückgeholt, als der Lautsprecher lautstark knackte.
„Vielen Dank, dass ihr alle erschienen seid liebe Schülerinnen und Schüler. Mit einem gefühlvollen Walzer eröffnen wir den Tanz. Schnappt euch eure Partner und los geht's!”, ertönte die Stimme des Rektors aus den Boxen. Die Augen verdrehend zog Dag Vincent zur Tanzfläche.
„EY! Seita jetzt Schwuchteln jeworden oda wat?”
Vincent sah sich um. Er wusste nicht, von wem das kam, aber es war definitiv an sie gerichtet. Er ließ lieber schnell Dags Hand los. In diesem Moment schien allerdings der innere Punker in Dag hochzukommen, das sah Vincent ihm an.
„Wer auch immer das gerade war, du bist so ein feiges Schwein! Fick dich alter! Was soll der scheiß?! Warum denken wir immer noch in einer heterosexuelln Norm, wir haben nicht mehr 1933, alter! Ich bitte euch, denkt doch mal nach! Macht die Augen auf! Warum ist man homophob? Lasst die Leute doch leben, es schränkt euch doch in keiner Weise in eurem persönlichen Leben ein. Ihr müsst ja keine Typen ficken, nur weil das ein Anderer gerne macht. Ich zwing' euch ja auch nicht Vegetarier zu werden, nur weil ich kein Fleisch esse, weißte? Lasst die Leute doch lieben wen sie wollen, ich schreib' euch ja auch nicht vor, wen ihr zu lieben habt. Seid doch nicht dumm! Liebe ist doch was schönes! Egal zwischen wem!”
Vincent seufzte erleichtert auf, als Dag seinen Monolog offenbar endlich beendet hatte. Jetzt wurden sie erst recht von allen angestarrt. Dag nahm seine Hand wieder und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Kurz darauf verstand Vincent auch schon warum, denn sein Kumpel sah noch einmal demonstrativ in die Runde, bevor er ihm einen kurzen, nicht wirklich sanften Kuss aufdrückte.
„…Danke für eure Aufmerksamkeit.”
Vincent guckte ihn erst schockiert an und lachte dann nervös.
„Und ihr wollt nicht zusammen sein?”, fragte Antoni, die plötzlich wieder hinter ihnen aufgetaucht war.
„Sind wir wirklich nicht.”
„Noch nicht.”, fügte Devin hinzu.
Langsam wich die Aufmerksamkeit wieder von ihnen ab, was Vincent nocheinmal erleichtert aufseufzen ließ. Er beugte sich zu Dag herüber und flüsterte in sein Ohr: „Danke Dag, echt. Aber bitte halte dich etwas zurück.”
Als die ersten Takte der Musik einsetzten, sah Vincent verunsichert zu seinem besten Freund nach unten. Dieser guckte leicht lächelnd zu ihm hoch und flüsterte: „Du bist größer, du führst. Entspann dich einfach.”
Und so fingen sie an, das erste Mal gemeinsam zu tanzen. Und obwohl beide nicht die begabtesten Tänzer waren, verloren sie sich voll und ganz in der Tätigkeit.
Ungefähr eine dreiviertel Stunde später fand Vincent sich ziemlich außer Puste in der Toilette wieder. Als er gerade seine Hände wusch, stellte sich jemand zu ihm. Ohne hinsehen zu müssen wusste er, dass es sich dabei nur um Kai handeln konnte. Kai war das Arschloch der Schule. Zwei mal sitzen geblieben, mit 20 noch immer in der zwölften Klasse. Dementsprechend groß und breit war er auch. Und er wusste seinen Vorsprung sehr gut zu nutzen. Abschätzig musterte Kai ihn im Spiegel.
„Vincent du Spast. Haste doch noch eine gefunden? Wunder soll es geben, bei deiner Hässlichkeit.”, stichelte er, während er Vincent mit etwas Wasser abspritzte. Der Angesprochene schwieg eine Weile, ehe er antwortete: „Kommt da jetzt noch was, oder willst du mich einfach nur beleidigen?”
„Mit wem du da bist, hab ich gefragt!”
„Hast du nicht. Mit Dag.”
„Ja, sehr witzig. Ernsthaft jetzt, mit wem?”
„Dag!”
„Ich meine welches Mädchen.”
„Kein Mädchen! Einfach nur Dag!”, wurde Vincent lauter, trocknete sich die Hände ab und versuchte sich an ihm vorbeizudrücken. Doch Kai versperrte ihm den Weg.
„Ach, ihr seid die Schwuchteln von denen alle reden. Ist ja süß.”
„Jaja. Darf ich jetzt bitte durch alter?”
Vincent versuchte nochmal sich an ihm vorbeizuquetschen, doch er grinste nur hämisch, packte ihn am Kragen und schlug ihm einmal fest mit seiner Faust auf die Nase. Da Vincent das nicht kommen sehen konnte, traf ihn der Schlag vollkommen ungeschützt mitten ins Gesicht. Vincent schrie auf und seine Augen füllten sich direkt mit Wasser.
„Scheiß widerliche Homos, alter!”, knurrte Kai.
Als Vincent von einem weiteren Schlag in seinem Magen getroffen wurde, ging er zu Boden. Langsam tummelte sich eine Menge an Leuten um sie herum in dieser kleinen Toilette. Vincent hielt sich die Hände vors Gesicht um sich zu schützen. Vor weiteren Schlägen, aber auch vor den neugierigen Blicken seiner Mitschüler. Niemand sollte sehen, dass er weinte. Dass er schwach war.
„EY! Du Hurensohn! Leg dich gefälligst mit jemand gleich starkem an! UND FASS NIE WIEDER VINCENT AN!”
Vincent erkannte sofort die Stimme seines besten Freundes. Kurz war es komplett still, dann ertönte ein weiterer dumpfer Schlag. Doch diesmal traf er nicht Vincent.
„Ach, sieh an. Schwuchtel Nummer zwei. Ist ja niedlich.”
„Ach, sieh an. Arschloch Nummer eins. Du fängst dir gleich noch eine Kai!”
Vincent lugte zwischen seinen Fingern hervor und konnte so sehen, wie Dag sich vor Kai aufbaute. Trotzdem war er noch einen guten Kopf kleiner und wesentlich schwächer.
„Wenn du noch einmal was homophobes sagst oder Vincent auch nur ein Haar krümmst, dann haben wir beide ein gewaltiges Problem miteinander, klar?”, raunte Dag ihm trotzdem bedrohlich zu, bevor er ausholte und ihm nochmal eine zimmerte. Mit einem kräftigen Stoß schubste Dag ihn zu Boden, um ihm nochmal hart in die Seite zu treten. Dann rannte er zu Vincent.
„Hast du schmerzen Vince?”, flüsterte er besorgt, als er sich zu ihm herunter gekniet hatte. Vincent brachte nur ein nicken und ein leises schluchzen zustande.
„Kannst du aufstehen? Dann gehen wir raus.”, fragte Dag leise, während er dem größeren vorsichtig half sich aufzusetzen.
„Ich-... Ich weiß nicht?”
„Warte ich helf dir. Nimm mal die Hände runter.”
Dag schirmte Vincent mit seinem Körper ab, half ihm langsam auf die Beine und hielt ihn vorsichtig fest.
„Geht's? Es tut mir so leid Vince.”
„Geht schon. Danke.”
Ganz behutsam brachte er Vincent nach draußen, nicht ohne ihren gaffenden Mitschülern noch einen bösen Blick zuzuwerfen. Als sie in einer abgelegenen Ecke zum Stehen kamen, betrachtete der kleinere seinen Freund besorgt.
„Bist du wirklich okay?”
Vorsichtig wischte er ihm die Tränen von den Wangen.
„Ich denke schon. Danke, dass du mich gerettet hast…”
„Ist doch selbstverständlich.”
Sanft legte er seine Hände an Vincents Hüfte, zog ihn näher zu sich und küsste ihn noch einmal. Dieses mal viel sanfter, liebevoller und nur für sie alleine.
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