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the sea hates a coward

von eigengrau
Kurzbeschreibung
MitmachgeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / Gen
OC (Own Character)
07.09.2022
23.03.2023
11
45.621
8
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Dieses Kapitel
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05.01.2023 5.149
 
chapter o8.


An den feuchten Wänden rann das Wasser vergangener Stürme hinab. Jahrzehntelanger Kontakt mit schweren Unwettern und der rauen Meeresluft, hatte seinen Tribut gefordert.
Eine Augenbraue in die Höhe gezogen, musterte Nobunaga das Gestein. Es war porös. Brüchig. Vermutlich würde das Gefängnis keine einhundert Jahre mehr durchhalten.
Innerlich seufzte sie. Es war fast schon zu einfach.

Ihr Blick glitt zu Moxley, der seiner Umgebung nicht halb so viel Aufmerksamkeit zu schenken schien, wie sie selbst. Sein Gang war schwer und immer wieder schwankte er ein kleinwenig nach links oder rechts.
Anstatt ihn, wie die Male zuvor, zu ermahnen und wieder auf geraden Kurs zu bringen, schienen auch die Wachen Ka no Kunis mittlerweile begriffen zu haben, dass Moxley nicht versuchte, sie zu täuschen, sondern einfach – mal wieder – nicht Herr all seiner Sinne war.
Nobu verdrehte die Augen. Typisch.
Obwohl sie mehr als sieben Jahre mit der Yarō-Crew gesegelt war, konnte Nobu die Tage, an denen sie Moxley nicht mit einer Flasche in der Hand oder einer Fahne, die verriet, dass er die letzte gerade erst über die Reling geschmissen hatte, erwischt hatte, an einer Hand abzählen.
Der ewige Vize war süchtig. Und allem Anschein nach hatte sich diese Sucht in den letzten Jahren zu einem noch viel ernsteren Problem entwickelt, als in den früheren Jahren.

Nobu lächelte bitter, als sie daran zurückdachte, dass auf der Tsurara alle getrunken hatten. Den Crewmitgliedern vorzuschlagen, mal einen Kaffee, einen Tee, oder gar Wasser anzurühren, führte unweigerlich zu mindestens einer harten Backpfeife, weshalb Nobunaga bereits früh begonnen hatte, die Probleme der Männer nicht zu ihren Problemen werden zu lassen.
Dennoch kam sie nicht umhin, zu bemerken, dass Moxleys Alkoholkonsum der letzten paar Tage sie beunruhigte. Sein Alkoholkonsum und die Tatsache, dass er mit Emory noch gröber umging, als mit ihr damals.

Erneut wanderte ihr kritischer Blick über den Rücken ihres alten Kameraden.
Moxley war vielleicht ein noch schlimmerer Säufer, ein noch schlimmerer Mensch geworden, doch äußerlich hatte er sich kaum verändert. Sicherlich, die Falten auf seiner Stirn und um seine Augen herum, waren tiefer geworden, doch sein Drei-Tage-Bart war noch immer so ungepflegt wie vor zehn Jahren und auch seine wirren, roten Haare waren nur bedingt länger geworden.
Damals wie heute war es Nobu unverständlich, wie Moxley glauben konnte, damit Eindruck bei Frauen schinden zu können. Und wie er es tatsächlich schaffte, dass die ein oder andere verirrte Seele an ihm hängen blieb.

Sie wusste, dass Lazarus ihr dieses Geheimnis hätte erklären können. So, wie er ihr nahezu alle Geheimnisse dieser Welt und vor allem die ihrer Mitmenschen hätte erläutern können.
Seine Fähigkeit, Menschen zu lesen, war ebenso beeindruckend wie beängstigend und auch, wenn Nobu sich häufig in seiner Nähe befunden hatte – wenn auch nur, um seine Wäsche zu waschen oder sein Geschirr abzuräumen – so war sie doch nur ein einziges Mal in den Genuss gekommen, an seinen Weisheiten teilhaben zu dürfen.

☠️


Unbekannte Insel, 1497


Nobu lehnte sich über die Reling, so hastig, dass sie beinahe vornübergekippt wäre. Ihre Kameraden waren dabei, das Schiff zu verlassen und Nobu würde mal wieder alleine zurückbleiben. Wie so viele Male zuvor.

»Das ist nicht fair! Ich musste gestern schon hierbleiben. Wieso darf ich nicht auch mitkommen?!«

Beleidigt plusterte sie ihre Wange auf, während sie ihrem Unmut freien Lauf ließ, indem sie auf die hölzernen Dielen aufstampfte. Ehe sie nochmal die Stimme erheben konnte, wurde sie am Nacken gepackt und ruckartig hochgehoben. Ihre Beine kickten durch die Luft.

Moxleys genervte Visage tauchte in ihrem Blickfeld auf. Sein Blick verriet ihr, dass er absolut keine Lust hatte, sich jetzt mit ihr auseinanderzusetzen. Doch heute würde sie stur bleiben.

»Komm schon. Ich will auch mal wieder Landgang haben!«
»Ich bin nicht annähernd betrunken genug für diesen Mist.« Seine freie Hand schnipste gegen Nobus Stirn und die kleine Oni rieb sich die pochende Stelle. »Hast du deine Aufgaben erledigt?«

Das langgezogene ‚Jaaaaa‘, das in einem äußerst beleidigten Tonfall über ihre Lippen kam, überzeugte Moxley nicht. Sie log zwar nicht, aber Moxley hatte beschlossen, dass er einfach keine Lust hatte ihr zu glauben.

Nobus Stirn legte sich nachdenklich in Falten. Es musste doch irgendetwas geben…
Ihre Augen leuchteten auf, als ihr ein Einfall kam. Ihre Kameraden hatten sie zwar davor gewarnt, aber Nobu sah keine andere Möglichkeit, um Moxley zu überzeugen.

»Ich kauf dir auch ein Bier!«

»Pff« Ein gehässiges Lachen ertönte. »Du glaubst du kannst mich mit Bier abspeisen? Kauf mir Whiskey und wir sind im Geschäft.«

Moxley setzte sich in Bewegung ohne Nobu abzusetzen, also blieb ihr nichts weiteres übrig, als wie ein kleines Kätzchen getragen zu werden.

»Du machst keine Probleme und bleibst in der Nähe, kapiert? Es fällt auf mich zurück, wenn du verloren gehst und darauf hab ich echt keinen Bock.«


☠️


Am Ende der Rampe angekommen, machte Nobu unsanft Bekanntschaft mit den Pflastersteinen und rollte vor jemandes Füße. Sie warf ihrem Vizen einen genervten Seitenblick zu. Moxley schenkte ihr keine Beachtung, sondern ließ den Blick durch die Reihen seiner Kameraden schweifen, bis er ein unfreiwilliges Opfer gefunden hatte.

»Birch! Die Kleine ist für heute dein Problem.«, beschloss Moxley im Vorbeigehen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

Der Angesprochene zog an seiner Kippe und blies Rauch in die Luft, während er Nobu von oben herab anstierte. Birch war zwar ein gelassener Kerl, aber er schien dennoch nicht begeistert davon, die kleine Oni an der Backe zu haben.

»Kannst du vergessen. Ich hab mir für heute Abend die Blondine von der Bar klar gemacht.«
Aber Moxley ließ sich darauf erst gar nicht ein. Er tätschelte seinem Navigator mit geheucheltem Mitleid die Schulter.
»Ich glaube was du sagen wolltest, war, dass du mir die Blondine von der Bar klar gemacht hast.«

Nobu grinste Birch entschuldigend an und sah zu, dass sie hastig auf die Beine kam.


☠️


Keine halbe Stunde später saß Nobu auf einer ledernden Couch im letzten Eck einer Bar. Es waren einige Drohgebärden und angsteinflößende Blicke nötig gewesen, damit sie überhaupt hineingelassen wurde, doch ihre Kameraden hatten noch nie Probleme damit gehabt, sich Zutritt zu einem Etablissement zu verschaffen ¬–¬¬ auf die eine oder die andere Art.
Zumindest war diesmal niemand abgestochen worden.

Sie nippte an ihrem Glas Orangensaft. Eigentlich wollte sie Sake haben, aber die leichtbekleidete Bedienung hatte sich geweigert, ihr etwas Alkoholisches zu servieren. Auf ihrer Heimatinsel hatte Nobu immer Sake bekommen, deswegen verstand sie das Problem nicht ganz, aber sie wollte keinen Aufstand machen.
Wenigsten schmeckte der Saft gut, denn Nobu musste ärgerlich feststellen, dass ihr gesamtes Geld dafür und für Moxleys Whiskey draufgegangen war. Das war der Nachteil, wenn man in der Rangordnung ganz unten stand und nur noch den mickrigen Rest bekam, den die reichen Herren nicht mehr zu würdigen wussten.
Moxley musste als Nummer 2 ordentlich Kohle einstreichen und weigerte sich trotzdem, seine Getränke selbst zu zahlen. So ein blöder Arsch.

Birch hatte darauf bestanden, Nobu unbedingt Pokern beibringen zu wollen. Ob er so großen Wert darauflegte, sie in das Spiel einzuführen, oder es doch für besser hielt, wenn Nobu durch Spielkarten und Jetons von den Dingen abgelenkt war, die sich um sie herum im schwummrigen Licht der Bar abspielten, wusste er wohl selbst nicht so genau.

Dennoch schien Birch nicht ganz bei der Sache zu sein. Während seine Hände geübt die Karten mischten, schielte er immer wieder zu Moxley an der Bar hinüber, als würde er nur darauf warten, dass dieser etwas dummes tat.
Nobu versuchte sich in Erinnerung zu rufen, welche Karten zusammen einen Flush bildeten, als sie einen Blick in ihrem Rücken spürte. Sie sah sich in der Spelunke um und erkannte schließlich ihren Käpt’n ein paar Tische weiter.

»Der Boss mags nicht, wenn du ihn so anstarrst.«
»Er starrt doch genauso.«, gab Nobu unbeeindruckt zurück.
»Er starrt nicht. Er analysiert. Man gewöhnt sich dran.«

Birch teile die Karten aus, wobei er es schaffte, nebenbei eine Zigarette zwischen seinen Fingern zu balancieren.
Nobu legte fragend den Kopf schief.

»Und wozu?«
»Frag mich nicht.« Birch zuckte mit den Schultern »Das ist einfach sein Ding. Vielleicht steht er einfach aufs Zuschauen und das-« Er ließ den Satz unvollendet, als er realisierte, dass er hier immer noch mit einem halben Kind sprach.
Nobu blinzelte verwirrt, doch Birch beachtete sie gar nicht mehr. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Moxley hatte es doch tatsächlich gewagt, die blonde Barkeeperin anzubaggern.

»Entschuldige mich. Moxley bildet sich schon wieder ein, dass er mich übertrumpfen kann. Wird Zeit, sein Ego etwas anzuknacksen.«
Er zwinkerte Nobu amüsiert zu und fuhr sich durch den weißen Haarschopf. Mit den Worten »Mach keinen Ärger.«, erhob Birch sich.

Nobus Blick folgte Birch, wie er lässig zu Moxley und der Blonden herüberschritt. Er legte seinem Kameraden freundschaftlich den Arm um die Schulter und an seinem verwegenen Grinsen, konnte Nobu ablesen, dass er drauf und dran war, Moxley gehörig die Tour zu vermasseln.
Die Oni seufzte leise. Dafür, dass ihre Kameraden immer so ein Theater um den abendlichen Landgang machten, war es hier ziemlich langweilig. Vielleicht verstand sie ja, was daran so großartig sein sollte, wenn sie älter war. Da sie ohnehin nichts besser zu tun hatte, beschloss Nobu, aus den Spielkarten ein Kartenhaus zu bauen.

Nach einigen Fehlversuchen konnte sich Nobus vierstöckiges Kartenhaus durchaus sehen lassen. Sie musste nur noch das letzte Dach bauen und dann war ihr kleines Meisterwerk vollendet. Sie versuchte ihre Hände so ruhig wie möglich zu halten, als sie die letzten beiden Spielkarten aufstellte. Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus und erstarb sogleich wieder, als jemand gegen den Tisch stieß und das Kartengebilde in sich zusammenfiel.
Nobu war drauf und dran, den Störenfried anzupflaumen. Als ihr klar wurde, wer sich an ihrem Tisch gesetzt hatte, ließ Nobu ihre erhobene Faust jedoch ganz schnell wieder sinken und wäre am liebsten im Boden versunken.
Sie kniff verängstigt die Augen zusammen, doch es geschah nichts.
Vorsichtig lugte sie zur Seite. Der Käpt’n höchstpersönlich saß neben ihr. Eine – wie hatte Moxley sie noch gleich genannt – ‚Freundin‘ im Schlepptau, die sich an seine Seite schmiegte. Nobu verstand davon nicht viel. Nur, dass es keine sonderlich guten Freundinnen sein konnten, denn Nobu hatte keine der Frauen je ein zweites Mal zu Gesicht bekommen.

Nobu schluckte schwer und fühlte, wie sich ihr Körper augenblicklich versteifte. Wenn sie sich recht erinnerte, dann war sie Lazarus noch nie zuvor so Nahe gewesen. Überhaupt hatte er seit ihrem Crewbeitritt kaum drei Worte ihr gewechselt. Warum sollte er auch, soweit unten wie sie in der Nahrungskette stand, konnte Nobu schon froh sein, wenn Lazarus wusste, dass sie existierte.

Lazarus schenkte Nobu genau so wenig Beachtung wie der äußerst freizügige Dame auf seinem Schoß. Viel mehr wanderte sein eiskalter Blick durch die Bar, von einem seiner Crewmitglieder zum nächsten, während er hin und wieder an seinem eisgekühlten Whiskey nippte.
Nobu beeilte sich, das Starren sein zu lassen und fixierte die Hände in ihrem Schoß. Sie wollte sich keinesfalls Ärger mit dem Käpt’n einhandeln.

Ein Klirren ließ Nobus Blick in die Höhe schießen. Lazarus hielt ihr sein Whiskeyglas vor die Nase, in dem nur noch Eis übrig war. Er ließ sich immer noch nicht dazu herab, sie eines Blickes zu würden und Nobu verstand erst gar nicht, was er von ihr wollte. Erneut schwenkte Lazarus das Glas leicht hin und her, sodass die Eiswürfel gegen die Glaswand klirrten.
Verunsichert schaute Nobu sich um und erblickte eine Flasche auf dem Tisch, die Lazarus wohl vorhin mitgebracht hatte. Wollte er…?

Ihre Hände ergriffen die geschliffene Kristallflasche. So edel wie Ding aussah war es um einiges besser als das Gesöff, das sich ihre Kameraden in die Kehlen kippten. Und bestimmt so teuer, dass Nobu die Schulden ihr Leben lang arbeiten musste, wenn sie Flasche zerbrach oder den Inhalt verschüttete, falls sie dafür nicht gleich mit dem Leben bezahlte.
Bei dem Gedanken daran setzte sie ein gequältes Lächeln auf und versuchte, den Glasstöpsel möglichst vorsichtig zu öffnen.
Höchst konzentriert schüttete sie die goldene Flüssigkeit in das Glas und stoppte hastig, aus Angst zu viel erwischt zu haben. Sie kannte sich beim besten Willen nicht mit Whiskey aus, aber hatte, dank der regelmäßigen Demonstration durch den Rest der Crew, mitbekommen, dass man die Gläser nicht zu voll machte.

Nobu hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte und atmete erleichtert aus, als Lazarus einen Schluck nahm – selbstverständlich ohne sie anzuschauen oder sich zu bedanken. Beruhigt verschloss Nobu die Glasflasche wieder und stellte sie zurück auf den Tisch. Ihr Herz pochte wild und Nobu fasste sich an die Brust.
Ihr Blick lag ein weiteres Mal auf Lazarus. Sie konnte sich dieser unheimlichen Faszination nicht lange entziehen, selbst wenn sie es wollte. Nobu hatte noch nie erlebt, dass Lazarus laut wurde und dennoch schaffte er es, diesen Haufen ungehobelter, grölender Männer perfekt unter Kontrolle zu halten. Der warnende Blick seines verbliebenen eisigen Auges reichte für gewöhnlich aus, um jede Streitigkeit im Keim zu ersticken.
Nobu schluckte. Sie hätte zu gerne gewusst, was mit dem anderen Auge passiert war.

Lazarus eisblaue Pupille wanderte zu seinem nächsten Crewmitglied. Sein Mundwinkel zuckte kurz, ehe er einen weiteren Schluck von seinem Whiskey nahm. Nobu wurde immer noch nicht schlau aus seinem Verhalten.

»Du lernst viel mehr über Menschen, wenn du sie beobachtest.«

Nobu fuhr zusammen, als sie seine Stimme hörte. Sie hatte etwas schneidendes, wie die klirrende Kälte eisiger Stürme.
Eine Gänsehaut kroch über Nobus Körper und obwohl er sie nicht anschaute, setzte Nobu sich augenblicklich aufrechter hin und drückte ihr Kreuz durch.

»Und deshalb starrst du?«

Nobu biss sich auf die Zunge. Sie hätte höflicher sein sollen. Doch anstatt ihr zu antworten, hielt Lazarus ihr nur wieder sein leeres Whiskeyglas entgegen und die Oni beeilte sich rasch, es wieder aufzufüllen.

»Ich analysiere.«, berichtigte Lazarus sie gleichgültig. »Du beobachtest. Du prägst dir ihre Körpersprache ein. Achtest auf jede noch so kleine körperliche Reaktion. Suchst nach Mustern und Abweichungen in ihrem Verhalten.«

Nobu nickte schwach, obwohl sie immer noch nicht verstanden hat, wozu das gut sein soll.

»Nehmen wir mal Birch.« Er schwenkte sein Glas leicht in die Richtung seines Navigators und Nobus Augen folgten der Geste, ehe sie Birch erblickte. Er hatte es scheinbar geschafft die Blondine Moxley abspenstig zu machen.
»Birch ist ein Spieler. Schwer zu durchschauen. Entspannte Körperhaltung. Ruhige Hände. Sein Pokerface ist beinahe perfekt.« Der Hauch eines Schmunzelns kroch über Lazarus harte Züge. »Und dennoch kriegt er innerhalb der nächsten Minute eine Ohrfeige.«

Nobu staunte nicht schlecht, als Birch tatsächlich eine saftige Backpfeife kassierte und die Blondine wutentbrannt abzog.

»Woher?!«
»Ist es dir nicht aufgefallen? Birch reibt sich den Nacken, wenn er lügt. Eine kleine Abweichung in seinem sonst so beherrschten Verhalten. Er mag gut im Bluffen sein, aber sobald er den Mund aufmacht, sind seine Lügen so einfach zu erkennen. Übertreibt furchtbar gerne und trägt zu dick auf.«

»Und wie ist Moxley?«
Nobu brannte darauf zu erfahren was in Moxley vor sich ging. Es wäre bestimmt unheimlich nützlich, wenn ihr Vize ihr mal wieder blöd kam, was nur eine Frage der Zeit war.
»Moxley ist …«, Lazarus legte den Kopf in den Nacken und überlegte kurz. »Schwierig. Wie ein schlecht abgerichteter Köter.«

Sein Mund lächelte, doch sein Auge blieb kalt.

»In manch einer Hinsicht schon lächerlich leicht zu durchschauen und dennoch für eine Überraschung gut.« Lazarus wandte sich an die Frau an seiner Seite. »Schatz, Moxley sieht etwas einsam aus. Wie wäre es, wenn du ihm etwas Gesellschaft leistest?«

Die Frau erhob sich, richtete ihr viel zu kurzes Kleid und stolzierte in ihren viel zu hohen Schuhen zu Moxley hinüber.

»Was glaubst du wie er darauf reagiert?«

Nobu dachte darüber nach, wie Moxley sich sonst gegenüber Frauen verhielt. Versuchte, in seinem Gesicht eine unbekannte Regung auszumachen, doch seine Züge erhellten sich nicht mal, als die Dame ihm etwas zuflüsterte. Dennoch war Nobu sich sicher, dass Moxley diese nette Geste seines Käpt’n nicht ausschlagen würde, dafür war er viel zu sehr… naja, Moxley eben.

Moxleys Blick glitt von der Frau zu Nobu und Lazarus. Er erhob sein Whiskeyglas und prostete ihnen zu. Dann grinste er so breit, wie Nobu es noch nie gesehen hatte und streckte Lazarus seinen Mittelfinger entgegen, ehe er sein Glas in einem Zug leerte.
Lazarus schien seine Geste nicht als respektlos wahrzunehmen. Viel mehr hatte er mit keiner anderen Reaktion seitens seines Vizen gerechnet.

»Er liebt es nun mal die Hand zu beißen die ihn füttert.«
Lazarus starrte für einen kurzen Moment in sein Glas und schluckte den kümmerlichen Rest Whiskey hinunter.
»Aber das ist wohl meine Schuld. Ich war immer schon zu lax mit ihm.«


☠️


Nobu konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie Moxley so dastehen sah. Den Kopf tief auf der Brust hängend, wirkte er beinahe, als wäre er in den wenigen Sekunden, die sie nun schon vor der Zelle standen, die die Wächter selbst zu zweit nicht aufgeschlossen bekamen, eingenickt.

Lächerlich leicht zu durchschauen und dennoch immer für eine Überraschung gut.

Erst Jahre später hatte Nobu begonnen, es selbst zu sehen. Zu erkennen, wie viele Jahre Lazarus damit verbracht haben musste, die Welt und die Menschen, wahrzunehmen.
Wenn er nicht immer von der schneidenden Kälte seines Herzens umgeben gewesen wäre, hätte Nobu durchaus mehr von ihm lernen wollen.

»Wird’s bald!?«

Natürlich hatte Nobu bemerkt, dass die Männer es geschafft hatten, die Zellentür aufzuschließen. Doch ihr war nicht danach, eine Zelle mit Moxley zu teilen. Ganz egal, in welche Richtung sich die Situation entwickeln würde, sie hatte weder Lust, angebaggert zu werden, noch ihre Fesseln sprengen zu müssen, um dem betrunkenen Vollidioten die Haare zu halten.
Als die Männer jedoch keinerlei Anstalten machten, die Zelle hinter Moxley abzuschließen und Nobu weiter hinein in das Gefängnis zu führen, seufzte die Oni. »Meinetwegen.«

☠️


Die Luft in der Rusty Lantern war so schwer, so alkoholgetränkt, dass Emory sich bereits jetzt benebelt fühlte. Dank des nahezu nicht existenten Frischluft-Austausches, war der Sauerstoff in der Luft jedoch so knapp, dass Emorys Kopf bereits dröhnte, als hätte er das Rausch-Stadium übersprungen und wäre direkt beim Kater gelandet.
Verunsichert blickte er auf seine Hände.
In der einen hielt er ein Bündel Scheine, in der anderen ein Portemonnaie, aus dem weitere Berrys lugten. Es war mit Sicherheit mehr Geld als das, welches Emory an Nobu hatte abtreten müssen. Mehr Geld, als er je zuvor besessen hatte.
Und doch fühlte Emory sich unwohler, je länger er auf die Scheine starrte. Es war schließlich nicht sein Geld.
Das kleine Vermögen, welches er in der Hand hielt, gehörte Ira. Ira, der ihm vorgeschlagen hatte, die halbe Bar auf seinen Nacken einzuladen, während er seinen Anruf annahm und seine Arbeit ausführte.

Emorys Gedanken stockten.
Seine Arbeit? – Wenn er Nobunaga richtig verstanden hatte, gab es auf diese Insel kaum Arbeit. Vor allem aber gab es kaum einsatzfähige Männer hier. Ira schien jedoch vollkommen gesund – wenngleich ein wenig übergeschnappt – zu sein. Seiner Brieftasche war außerdem zu entnehmen, dass er keineswegs dem Hungertod entgegensah, sondern vermutlich genug Geld besaß, um die halbe Insel aufzukaufen. Oder zumindest diese Bar.

Emorys Blick glitt durch die Reihen der Trunkenbolde.
Ebenso, wie vor einigen Stunden am Pier, erkannte er auch jetzt viele Männer mit offensichtlichen Kriegstraumata. Dem ein oder anderen fehlten Finger, eine Hand oder gleich der ganze Arm.
Es gab Männer, die sich auf Krücken stützten, deren Augen hinter dicken Stoffbinden verborgen waren und solche, deren Gesichter durch Narben vollkommen entstellt worden waren.
Emorys Augen wanderten weiter über die Köpfe, bis er urplötzlich zurückzuckte.
Dort hinten, an einem der wenigen Tische, die diese Bar zu bieten hatte, erkannte er einige der Männer wieder, die ihn und seine Kameraden am Morgen vom Schiff gezerrt hatten. Ihr Anführer, Hao, schien nicht unter ihnen zu sein.
Emory schluckte. Vermutlich musste der Hauptmann noch Vorkehrungen treffen, um ihn für vogelfrei zu erklären. Wenn Ira nicht bald wiederkam, würde er noch in dieser Bar sterben, ohne Nobu und Moxley gerettet zu haben.

Emory schüttelte den schweren Kopf, sodass seine blonden Haare durch die stickige Luft tanzten.
Mit einem Mal fühlte er, wie seine Glieder und seine Gedanken unglaublich schwer wurden.
Emory war mit Moxley und Nobunaga in See gestochen, um seinen Vater zu finden. Er hatte entschieden, sie zu begleiten, um seiner Vergangenheit auf den Grund zu gehen. Um seine Familie zu finden.
Doch allem Anschein nach würde seine Reise noch im West Blue ein jähes Ende finden. Ein Ende, in welches er zu allem Überfluss auch noch drei vollkommen Unschuldige mit hineingezogen hatte.

Verzweifelt versuchte Emory, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
Er war eine verdammte Heulsuse. Ein elender Versager. Es war immer sein Traum gewesen, seinen Vater zu finden. Doch zu welchem Preis?
Seinetwegen saßen Nobu und Moxley nun im Gefängnis. Vielleicht war ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt – etwas, was Emory nicht wundern würde – und sobald das ans Licht kam, wären sie wohl noch schneller einen Kopf kürzer, als er selbst.
Dennoch waren es weder Nobu, noch Moxley, die Emorys Gewissen schwer belasteten.
Er hatte Ira, einen vollkommen Fremden, mit in seine Probleme hineingezogen. Er hatte ihm weder verraten, dass er bald vogelfrei sein würde, noch, dass seine Kameraden vermutlich gesuchte Verbrecher waren.

Erst jetzt wurde Emory bewusst, dass er gar nicht wirklich wusste, mit wem er da in See gestochen war.
Er hatte Moxley und Nobunaga augenblicklich vertraut, weil sie seinen Vater kannten, doch bis jetzt wusste er nicht, weshalb sie kein Teil seiner Crew mehr waren.
So, wie Moxley über seinen Vater sprach, würde es Emory nicht wundern, wenn er ihn im Schlaf erstochen und gemeutert hatte. Vielleicht hatte er Lazarus längst getötet, ebenso wie den Rest der Crew.

Vielleicht…

»Ey«

Emorys verschwommener Blick brauchte einige Sekunden, um sich genug zu fokussieren, um den Mann, der sich auf Iras freigewordenem Platz niedergelassen hatte, zu erkennen.
Der Mann war groß gewachsen. Lange, schwarze Haare fielen in fettigen Strähnen in sein Gesicht und über seine breiten Schultern.
Über eines seiner Augen zog sich eine lange Narbe, doch die Iris selbst schien nach wie vor unberührt. Anders als sein rechter Arm, von dem nicht mehr zurückgeblieben war, als ein etwa zehn Zentimeter langer Stumpf.

»Junge, bist du taub?«

Erschrocken zuckte Emory zurück.
Erst jetzt begriff er, dass er dem Fremden noch immer nicht geantwortet hatte. Hektisch schüttelte er also den Kopf, was den Fremden schnalzen ließ.

»Sehr gut. Dann verstehst du ja, was ich von dir will.« Dreckig grinsend stierte der Mann auf die Brieftasche, die Emory fest umklammerte. »Wenn du nicht willst, dass ich dir an Ort und Stelle deinen kleinen blonden Ausländer-Arsch versohle, dann kaufst du mir jetzt was zu trinken. Oder besser, du gibst mir einfach gleich dein ganzes Geld.«

Irritiert blinzelte Emory. Einmal. Zwei Mal.
Erst dann hatte er das gesagte weit genug verarbeitet, um stotternd abzuwehren.

»Ich… du willst… das… das ist nicht meins!«

Skeptisch zog der Fremde die heile Augenbraue in die Höhe. Sein Blick ließ erkennen, dass er Emorys Ausrede keinesfalls glaubte.

»Ach, ist das so?« Der Unterton seiner Stimme war gefährlich ruhig. »Dann ist doch gut. Du verlierst nichts, wenn du es mir jetzt übergibst.«
»Ich…«, panisch ließ Emory den Blick schweifen, bis er schließlich wieder bei seinem Gegenüber hängen blieb. »Ich kann nicht.«

»Du willst es also nicht anders. Gut. Mehr Spaß für mich.«

Ehe Emory wusste, wie ihm geschah, traf ihn eine Faust.
Seine lädierte Nase knackte laut und noch während Emorys Körper instinktiv auf den Schmerz reagierte und die Hände in die Höhe schnellen ließ, um das geschundene Körperteil zu halten, begann sich die Welt um ihn herum zu drehen.
Als Emory begriff, dass es nicht sein Verstand war, der einen Abgang machte, sondern der Barhocker, auf dem er sich niedergelassen hatte, war es bereits zu spät.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall verkündete sein Hinterkopf die neue Bekanntschaft mit dem klebrigen Fußboden.

Während Emory verzweifelt versuchte, nicht in das wärmende Schwarz abzudriften, welche sich bereits über seine Augen legen wollte, begann die Welt um ihn herum in Geschrei, Flammen und fliegende Bierkrüge aufzugehen.

☠️


»Findest du nicht, wir muten dem Kleinen zu viel zu?«

Gelangweilt zeichnete Nobu kleine Strichmännchen an die Wände ihrer Zelle. Immer wieder dippte sie ihren ausgestreckten Zeigefinger dafür in eine der vielen Pfützen, die sich auf dem unebenen Boden angesammelt hatten.
Sie hatte ihre Fesseln schon vor einigen Stunden abgelegt und auch, wenn sie zugeben musste, dass ein bisschen Ruhe vor Emory ganz gut tat, so hatte sie mittlerweile doch genug davon, sich scheinbar machtlos in dieser Zelle zu langweilen und Moxleys schweren Atem ertragen zu müssen.

Der Rothaarige schien währenddessen keineswegs gewillt, sein steinernes Bett, welches er ab der ersten Sekunde in der gemeinsamen Zelle besetzt und seitdem nicht freigegeben hatte, so schnell aufzugeben.
Nobu konnte es ihm nicht verübeln. Sie wusste, dass Emorys Anwesenheit für ihn schwerer zu ertragen war, als für sie. Und das nicht nur, wegen Emorys eigener Verfassung.
Dennoch war sie nicht bereit, noch so viel länger auf ihre Rettung zu warten. Auch, wenn Moxley sich bisher nicht von seinen Fesseln befreit hatte, würden sie keine fünf Minuten brauchen, um das Gefängnis zu verlassen.

»Lass den Bengel ruhig etwas arbeiten. Er muss lernen, wie er sich selbst aus der Scheiße zieht.«

Überrascht unterbrach Nobu ihre Kunststunde. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Moxley ihr noch antworten würde.
Dennoch war sie nicht bereit, ihre verführte Flucht so schnell aufzugeben. Wenn Nachfragen nicht half, dann vielleicht Provokation.

»Wie ich sehe haben sich deine Lehrmethoden kein Stück verändert.«

Moxley gähnte nur gelangweilt und ließ den Blick träge durch die Zelle schweifen.
»Hat bei dir doch auch super funktioniert.«

Für einige Sekunden blieb es still zwischen den beiden.
Nobu tat, als würde sie nicht weiter auf seine Bemerkung eingehen wollen und zeichnete ein kleines Strichmännchen neben die beiden größeren, die bereits dabei waren, wieder zu verblassen.
Dass sie eigentlich nur darüber nachdachte, was sie Moxley als nächstes entgegnen konnte, brauchte er nicht zu wissen.

»Das ist wie in den alten Zeiten.« Moxleys rauchige Stimme trug nicht nur seine Fahne, sondern auch den Geruch von Likör zu Nobunaga.  »Nein, eigentlich ist es besser. Du bist nämlich viel netter anzusehen.«

Entgeistert sah sie in an. Ihr Finger zuckten gefährlich, was Moxley erst anzuspornen schien. Auf seine Art hatte er es mit nur zwei Sätzen geschafft, den Spieß umzudrehen.

»Du weißt schon, wegen deiner…«

Mit einer ausladenden Geste deutete Moxley Brüste an und wackeltet vielsagen mit den Augenbrauen, während sie versuchte, ihn mit ihrem warnenden Blick zu erdolchen.

»Hey, was soll dieser Blick? Da krieg ich noch den Eindruck, dass du nicht gerne mit mir rumhängst.«

Moxley verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ließ sich zurück auf die viel zu harte Pritsche fallen.

»Jedenfalls, sollten wir einfach die Zeit genießen, in der die Heulsuse nicht da ist. Etwas ausnüchtern und-«
»Ausnüchtern?«, Nobu musste sich ein Lachen verkneifen, »Ich hab dich noch nie nüchtern erlebt.«
»Kein Wunder, die Anwesenheit mancher Personen ertrage ich nüchtern auch gar nicht.«

Moxley Blick wanderte beton langsam über Nobus Gestalt und blieb unnötig lange an ihrer Oberweite hängen.

»Du warst bei weitem der nervigste Schiffsjunge, den ich je erlebt habe. Hast dich öfter in die Scheiße geritten, als ich zählen kann, und die ganze Crew gleich mit.“«

Nobu starrte ihn mit einem so undefinierbaren Blick an. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich über das, was er soeben gesagt hatte, ärgerte, oder ob sie nur einfach nur darüber verwundert war, dass Moxley tatsächlich vorgab, Mathematik zu beherrschen.
Sie entschied sich schließlich dafür, ihn einfach ein wenig weitersprechen zu lassen.

»Das hab ich ganz anders in Erinnerung.«
»Eh?« Moxley schwang sich augenblicklich wieder in eine aufrechte Sitzposition. »Hat man dir zu oft eine über den Schädel gezogen, oder was?«
»Du-«
»Ich kann dir gleich ein Dutzend Beispiele aufzählen.« Seine Zungenspitze fuhr über seine rauen Lippen und er grinse Nobu herausfordernd an. » Ich erinnere dich zwar nur ungern an den Vorfall mit-«
»Du versoffener Sack erinnerst dich doch noch nicht mal den gestrigen Tag.«

Moxleys Augen blitzten kurz gefährlich, ehe er sie tadelnd musterte.

»Scheinbar war ich echt immer viel zu nett zu dir. Anders kann ich‘s mir echt nicht erklären, wie aus dir so ein freches undankbares Miststück geworden ist.«
Seine Stimme klang fast schon etwas beleidigt, ehe sie wieder ihren typisch neckenden Tonfall annahm: »Da müssen wir wohl einiges nachholen.«

☠️


Die kalte Meeresluft schlug ihm mit einer solchen Kraft entgegen, dass Emory beinahe zurück in die Rusty Lantern getaumelt wäre.
Doch trotz der Kälte, die ihm einen schauerhaften Empfang bescherte, schwor Emory sich noch in dieser Sekunde, die wieder einen Fuß über die Schwelle der Bar zu setzen. Es glich einem Wunder, dass er dieses Mal lebend herausgekommen war.

Aus Emorys Nase floss Blut. Es sammelte sich an seinem Kinn und tropfte auf seinen bleichen Handrücken. Noch immer hatte er Iras Brieftasche fest umklammert. Das Geldbündel hatte er verloren, als jemand ihm im Gedränge auf die Hand getreten war.
Emory fühlte sich schwach. Er war voller Scham, schon wieder die Flucht ergriffen zu haben, anstatt sich zu wehren. Der Mann hatte nur einen Arm gehabt, er hätte wenigstens einen Treffer landen sollen.
Er biss sich auf die spröde Lippe. Er war ein Versager. Aber dieses Mal würde er nicht beginnen, deswegen zu heulen. Dieses Mal nicht!

Mit brennenden Augen stolperte Emory in die Nacht hinein.
Er war vielleicht kein Held, doch er hatte einen Entschluss gefasst. Wenn er sich schon vornahm, sein Leben in einem Kampf, den er wohl nicht gewinnen konnte, für Moxley und Nobunaga aufs Spiel zu setzen, dann würde er keine Unschuldigen mit in ihr Verderben reißen.

☠️


Hoch am Himmel, dort, wo die Möwen ihr ewig währendes Klagelied in die Welt hinausschrien, zwischen grauen Wolken und weißen Flocken, erleuchtete violetter Nebel die Nacht.
Gleich verirrter Lichter tanzte er über das endlose Himmelszelt und ließ sich selbst von dem immer fallenden Schnee nicht davon abbringen, ein zauberhaftes Trugbild zu zeichnen.

So viele Menschen verloren sich tagtäglich in den Augen des Pfaus, doch auch nach all den Jahren war es noch immer er, der seinem Urteil am meisten vertraute.
Bis in alle Ewigkeit.

Die Teleschnecke in seiner knochigen Hand wartete schon zu lange darauf, dass jemand den Anruf entgegennahm.
Er schnaubte, kurz davor, das winzige Wesen, das keine andere Existenzberechtigung besaß, als ihm zu dienen, in der Hand zu zerquetschen.
Gerade rechtzeitig, um seinen Impuls zu zügeln, blinzelte es.

»Jawohl.«

Kein Zeichen der Erleichterung war in seinem Gesicht zu erkennen. Keine Freude darüber, doch erhört worden zu sein.
Seine kantigen Züge bewegten sich keinen einzigen Millimeter, als er antwortete.

»Du weißt, was zu tun ist. Beginne jetzt. Das Auge wird sehen.«

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.
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nachwort



Hey ihr Lieben,

Hier bin ich wieder mit dem ersten Kapitel im neuen Jahr! Hoffe ihr seid alle gut reingerutscht!
Wie ihr seht, habe ich es auch endlich geschafft die Reviewantworten nachzuholen! :3

Dieses Kapitel ist etwa länger geworden, aber ihr habt bestimmt nichts dagegen xD
Wie immer freue ich mich sehr über eure Meinung und eure Spekulationen!
Ganz dickes Dank an dieser Stelle an Grauschwinge! :3

Bis zum nächsten Mal!


Liebe Grüße

eigengrau ❤️
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