the sea hates a coward
von eigengrau
Kurzbeschreibung
❝ pathetic. ❞ [Anmeldung geschlossen]
MitmachgeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / Gen
OC (Own Character)
07.09.2022
23.03.2023
11
45.621
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08.12.2022
3.513
chapter o6.
Meterhohe, schwarze Felsen hatten sich aus dem unruhigen Meer erhoben. Ein Mahnmal für all diejenigen, die nur eine halbe Seemeile vor der Küste Ka no Kunis gekentert waren. Aufgeschlitzt von unsichtbaren Felsen, die sich nur knapp unterhalb der dunklen Meeresoberfläche verbargen.
Emory war sich nicht sicher, ob es ein gutes oder eher ein verdammt schlechtes Zeichen war, dass Nobunaga sich allem Anschein nach keineswegs von der tückischen Bedrohung einschüchtern ließ.
Ihr Griff um des Steuerrads der Mantis war unangebracht locker und immer wieder sah der junge Käpt’n, wie das Rad seinen Kurs eigenständig korrigierte, ohne von der Oni daran gehindert zu werden.
Dennoch traute Emory sich nicht, Nobunaga darauf anzusprechen. Erst vor zwei Tagen war er unfreiwillig Zeuge – und Opfer – davon geworden, was passierte, wenn man Moxley widersprach. Und auch, wenn er nicht damit rechnete, dass Nobu ebenfalls einen Angriff auf seine geschundene Nase starten würde, wollte er sein Glück doch nicht unnötig herausfordern.
Auch, wenn er es gegenüber seinen Kameraden nicht offen zugeben würde, so war Emory doch heilfroh, dass sie, wenn er Nobus Aussage vertrauen konnte, nur noch eine knappe Stunde davon entfernt waren, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Bereits seit der letzten Nacht verfolgte Emory der Gedanke, ob es nicht ratsam wäre, einfach zu verschwinden. Er wollte seinen Vater finden, das stand außer Frage, doch ob er das auch mit Moxley und Nobunaga an seiner Seite wollte? – Zumal sein rothaariger Vize wohl alles daransetzen würde, Emory das Erreichen seiner Ziele so schwer wie möglich zu gestalten.
Emory seufzte leise.
Er war unschlüssig. Viel zu unschlüssig.
Während er mit Nobunaga noch klarkommen würde, so brachte ihn Moxleys rücksichtloses und egoistisches Verhalten doch bereits jetzt an seine Grenzen. Nach nicht einmal einer halben gemeinsamen Woche.
Der breitgebaute Mann schikanierte ihn bei jeder Gelegenheit. Bewies ihm jedes Mal aufs Neue, dass Emory ihm nicht das Wasser reichen konnte.
Doch wenn Emory jetzt einknicken würde, würde sich all das, was Moxley über ihn gesagt hatte, bestätigen. Dass er ein Verlierer war. Ein Weichei. Eine elende Heulsuse.
Emory wusste, dass Moxley nicht unrecht hatte. Dass in all den Beleidigungen, die er ihm entgegenspuckte, immer auch ein Fünkchen Wahrheit steckte. Jeder wusste das. Doch er war noch nicht bereit dazu, Moxley diese Genugtuung zu geben.
Er würde standhaft bleiben. Und vielleicht würden sich seine Probleme – aka sein Vize – ja bald von selbst in Luft auflösen. Oder an einer Alkoholvergiftung sterben.
»Ach-tung!«
Nobus Schrei holte Emory zurück aus seinen Gedanken, ihr heftiges Wendemanöver verfrachtete ihn wieder auf den Boden der Tatsachen.
Leise jammernd beklagte Emory sein schmerzendes Steißbein, ehe er sich bemühte, wieder auf die Beine zu kommen. Gerade als er Nobu darum bitten wollte, ihn das nächste Mal früher vorzuwarnen, riss die Oni das Steuerrad erneut herum.
Emory stolperte nach vorne. Seine Beine, kaum schnell genug, um sich voreinander zu setzen, ehe die Schwerkraft ihn von den Füßen riss. Erst die Reling schaffte es, seinen winzigen Sprint auszubremsen.
Emory schluckte die Worte, die ihm auf der Zunge lagen und die nur wieder bewiesen, dass seine Kameraden keinen guten Einfluss auf ihn hatten, herunter. Vorsichtig drehte er sich zu Nobu um.
»Kommen da noch mehr?«
»Manöver meinst du?« Der Wind trug ihre viel zu fröhliche Stimme über das Deck. »Leider nicht. Ich hätte dich gerne noch etwas tanzen lassen.«
☠️
Nobu hatte Wort gehalten. Damit, dass sie Emory nicht nochmal von den Füßen werfen würde. Und damit, dass sie Ka no Kuni schon bald erreichen würden.
Beeindruckt betrachtete Emory die Insel. Schwarze Felsen so weit das Auge reichte. Zwischen ihnen, verborgen im Schatten, der hier so viel dunkler schien als auf Meadow, hölzerne Wachtürme. Emory redete sich ein, dass er sich dies nur einbildete, doch immer dann, wenn doch ein einzelner, feiner Sonnenstrahl bis zu den Türmen hindurchdrang, glaubte er, sehen zu können, wie sich das Licht in tödlichen Pfeilspitzen brach.
Emory hatte Geschichten über Ka no Kuni gehört. Die Insel der Blumen.
Davon war hier jedoch herzlich wenig zu sehen. Tatsächlich hatte Emory noch keine einzige Blume entdecken können. Keine Sträucher. Nicht einmal Unkraut oder Algen schienen an den Steinen halt zu finden.
Alles, was Emory sah, waren lebensfeindliche Felsen und fremdenfeindliche Soldaten, die nur darauf warteten, ihm einen Pfeil in seinen Schädel zu bohren. Und sie würden ganz sicher treffen.
»Naa, hast du unser Empfangskommando schon entdeckt?«
Emory hatte gar nicht mitbekommen, dass Nobunaga sich zu ihm gesellt hatte. Er wollte bereits fragen, wer sich nun um das Steuerrad kümmerte, als ihm schmerzlich bewusstwurde, dass sie ja nicht nur zu zweit auf diesem Schiff waren.
Anstatt zu antworten, nickte er schließlich nur.
»Was weißt du über Ka no Kuni?«
»Nicht viel.« Emory war sich nicht sicher, ob nicht sogar diese Aussage bereits eine Übertreibung war. »Ka no Kuni ist die Insel im West Blue, die über die höchsten Berge verfügt. So hoch, dass sie selbst im Sommer von Schnee bedeckt sind. Die Bedingungen dort oben machen den Menschen ein Überleben unmöglich. Es gibt aber einige Kreaturen, die sich in den Bergen angesiedelt haben sollen. Congolos zum Beispiel. Ich habe gelesen, dass sie jegliche Bäume, auf die sie treffen, fällen und das Holz vernichten, damit ihre Opfer sich nicht wärmen können. Dann locken sie die Menschen in ihre Fallen und beobachten, wie sie erfrieren. Und…-«
»Emory« Nobu schien vollkommen unbeeindruckt von seinen Erzählungen. »Das sind Legenden. Natürlich, ein Fünkchen Wahrheit wird in ihnen stecken. Aber ich habe dich gefragt, was du über diese Insel weißt. Was weißt du über die Gesellschaft? Über ihre Politik? Über ihre Bewohner?«
Emory biss sich auf die Unterlippe.
Es war das erste Mal, dass Nobu auf diese Art mit ihm sprach. Sie schien nicht darauf zu warten, dass er Schwachsinn erzählte, über den sie sich amüsieren konnte. Sie schien tatsächlich interessiert daran, sein Wissen zu testen. Ihr nun zu zeigen, dass dieses Wissen faktisch nicht existent war, war eine verdammt erniedrigende Erfahrung.
»Dann lass mich erklären.« Sie schien sein Schweigen als Antwort gedeutet zu haben. »Ka no Kuni ist, ebenso wie der Rest des West Blues, von Krieg gezeichnet. Die einzige Ausnahme bildet dabei wohl Meadow. Du kannst dich also glücklich schätzen.«
Für einen Moment schenkte sie ihm ein müdes Lächeln und Emory war, als hätte Nobu mehr mit diesem Krieg zu tun gehabt, als sie ihm in diesem Moment verriet.
»Der letzte offene Krieg endete vor etwa eineinhalb Jahren. Ka no Kuni kämpfte damals gegen das Königreich Azorus. Eine Insel, die wir hoffentlich niemals betreten werden.« Beinahe wehmütig ließ Nobu ihren Blick über die Gestirne wandern. »Der Krieg endete für Ka no Kuni weder mit einer Niederlage noch mit einem Sieg. Die Inseln trennten sich, weil beide Seiten nicht mehr genug Männer hatten, die sie in den Krieg schicken konnten. Seitdem hat sich Ka no Kuni von Grund auf verändert.«
Nobu blickte zur Seite. Ihre Augen musterten einen Geschützturm nach dem nächsten.
»Sieh sie dir an. In diesen Türmen stehen Männer, die kaum mehr kämpfen können. Frauen, die keine andere Möglichkeit haben, als an der vordersten Front zu stehen, um ihre Kinder durch den herrschenden Hunger zu bringen. Ka no Kuni hat keine Bewohner, die die Felder bestellen können. Sie haben keine Bewohner, die das Vieh heranzüchten. Die Menschen hier leiden Hunger. Die, die zurückgeblieben sind, sind verwundet oder verkrüppelt. Sie verbringen ihre vergeudeten Leben in Bars, ertränken ihren Schmerz in Alkohol und rechnen jeden Tag damit, dass ein Schiff, eines wie unseres, welches sie nie zuvor gesehen haben, den Krieg wieder beginnen lässt. Sie sind verwundet. Sie sind verzweifelt. Sie haben Angst. Vermutlich werden sie sogar Angst vor einem Schwächling wie dir haben.«
Anhand ihres Blickes merkte Emory, dass sie ihre Aussage noch einmal überdachte. Frustriert blies er die Luft durch die Nase aus.
»Du fragst dich sicher, weshalb ich dir das erzähle.«
»Hmm.« Emory nickte. Und verriet ihr nicht, dass er sich vor allem auch fragte, woher die plötzliche Nettigkeit kam.
»Auf dieser Insel gibt es Menschen, die aus Angst alles tun würden. Sie misstrauen jedem. Ihren Kollegen, ihren Nachbarn, ja selbst ihren eigenen Kindern. Und sollten sie etwas entdecken, was gegen die Richtlinien des Königshauses geht, dann werden sie nicht davor zurückschrecken, die Personen zu melden.«
»Selbst ihre Kinder?«
»Selbst ihre Kinder.« Sie drehte den Kopf. Ihre gelben Iriden brannten in seinen. »Nimm dich vor den Verängstigten in Acht, Emory. Angst produziert nicht, wie in deinem Fall, immer nur Schwäche. Aber pass auch auf die auf, die die Angst zu ihrem Geschäft gemacht haben.«
Ein Ruck ließ Emory straucheln.
Er wollte Nobu noch so vieles fragen, fragen, was sie meinte, was sie sich davon erhoffte, ihm all diese Dinge zu verraten. Doch es blieb keine Zeit. Sie hatten angelegt.
☠️
»Verlasst das Schiff mit erhobenen Händen. Keine Spielchen!«
Emorys Knie zitterten wie nie zuvor. Er glaubte, dass sie längst unter ihm zusammengebrochen wären, wenn Nobu ihn nicht gestoßen hätte, als sie merkte, dass er keine Anstalten machte, sich näher auf den gespannten Pfeil zuzubewegen, der genau zwischen seine Augen zielte.
Emorys Atmung ging stoßweise. Sie hatten nicht einmal alle Taue befestigen können, da war die Hafenwache bereits vor ihnen aufgetaucht. Mindestens zehn Männer, alle so stark bewaffnet, dass selbst die Tatsache, dass die meisten von ihnen humpelten oder über andere Einschränkungen, wie fehlende Augen verfügten, sie nicht weniger bedrohlich wirken ließ.
Im Gegensatz zu ihm schienen weder Nobu noch Moxley den Vorgängen besondere Aufmerksamkeit zuzuschreiben. Nobu hatte ihre Hände lässig hinter dem Kopf verschränkt, ein Lächeln auf den Lippen, welches ihre spitzen Zähne immer wieder aufblitzen ließ.
Moxley war – wenn möglich – noch entspannter als seine Kameradin. Er hatte – wo auch immer – einen Zahnstocher aufgetrieben, auf welchem er nun teilnahmslos herumkaute. Anstatt die Hände zu heben, war seine Linke in seiner Hosentasche versunken, während sich die rechte um den Hals einer nahezu leeren Flasche Likör gelegt hatte.
»Fallen lassen und Hände heben!«
Die Stimme des Mannes ließ keine Widerrede zu.
Anhand seiner Robe, die sich nicht nur in ihrer dunkelblauen Farbe, sondern auch in dem Motiv, welches auf die Brust des Mannes genäht worden war, von den anderen unterschied, glaubte Emory, in ihm den Anführer des kleinen Trupps zu erkennen.
Während Moxley keinerlei Anstalten machte, den Anweisungen sofort nachzukommen, sondern zuerst noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche nahm, bevor er sie in hohem Bogen im Hafenbecken versenkte, versuchte Emory, sich gänzlich auf die quadratischen Stickereien auf den Roben der Männer zu konzentrieren.
Während die Szenen auf den Brüsten der meisten Männer Vögel zeigten, Kraniche, Pfauen und auch einige Reiher, so zeigte der Stoff des vordersten Mannes ein Tier, welches Emory nie zuvor gesehen hatte.
Sein Körper war ähnlich dem einer Kuh. Und doch vollkommen anders. Die Beine waren kürzer und viel dicker. Alles an dem Tier war kompakter. Grau und kompakt. Außerdem glaubte er, zwei Hörner auf der Schnauze des Wesens zu erkennen. Ob es ein Monster war? Eine Abwandlung eines Mantikors vielleicht? Oder-
»Ausrücken!«
Der Befehl des Mannes ließ Emory augenblicklich zurückzucken.
Ja, sein Mandarintuch – Emory hatte davon in einem seiner Bücher gelesen, angeblich war der Stickerei durch die Bestimmung des Wesens der Rang des Soldaten zu entnehmen – und auch die Art, wie er die restlichen Männer anleitete, ließen keinen Zweifel zu. Er war der Anführer. Und so lange, wie Emory ihn nun schon anstarrte, war er mit Sicherheit bereits negativ aufgefallen.
Eilig bemühte Emory sich, seinen Blick auf etwas anderes zu lenken. Er blieb an den Soldaten hängen, die ohne mit der Wimper zu zucken auf die Mantis sprangen und augenblicklich begannen, Taue und Fässer anzuheben. In wenigen Minuten würden sie mehr über die Fracht des Schiffes wissen, als Emory selbst.
»Warum-«
Noch ehe er seine Frage beenden konnte, hatten die Soldaten ihre Pfeile auf seinen Schädel gerichtet. Emory verstummte augenblicklich.
»Namen, Herkunft und Grund des Aufenthalts.« Der Befehlshaber schenkte weder Emory, noch den Pfeilspitzen, die auf ihn zielten, ein Fünkchen Beachtung. »Sie sollten ihren Sohn besser unter Kontrolle haben. Beim nächsten ungefragten Wort könnte sich einer unserer Pfeile lösen.«
Emory war, als würden die tödlichen Spitzen ihn bereits jetzt durchbohren. Er schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Er hatte den Gedanken kaum beendet, da bewies Nobu ihm bereits, dass beten ihn in Zukunft wohl nicht mehr vor Schaden bewahren würde.
»Unseren Sohn!? Na hör mal du…« Sie schien so überrumpelt, dass ihr keine passende Beleidigung einfallen wollte. »Was glaubst du alter Vollpfosten, wie alt ich bin!? Unseren Sohn!? Denkst du etwa, ich hätte mit dem da geschlafen!? Ich fasse es nicht! Ich-«
»Wenn dieses Balg mein Sohn wäre, hätte ich euch Schwachmaten längst darum gebeten, mir mit einem Pfeil das Licht auszublasen. Das hält ja keiner aus! Der und mein Sohn, ich-«
»RUHE!«
Emory wollte im Boden versinken. Er war fest davon überzeugt, dass Nobu und Moxley soeben sein Todesurteil unterschrieben hatten. Und allem Anschein nach ohne das winzigste Anzeichen für Reue.
Moxley würde die Wette gewinnen. Er würde seinen Vater niemals treffen. Er würde hier sterben. An Ort und Stelle. Durch einen Pfeil, der seinen Schädel durchbohren und sein Gehirn in einen Haufen Matsche verwandeln würde. Zumindest würde ihn das von seinem Wetteinsatz entbinden.
»Xiao xiān sheng! Wir haben etwas gefunden!«
Der Befehlshaber, der gerade wieder zum Sprechen angesetzt hatte, hielt inne. Sein eiskalter Blick reichte, um Emorys Herz einige Schläge aussetzen zu lassen.
Sein obligatorisches ‚Festnehmen’ ließ nicht lange auf sich warten. Die Soldaten, die längst begonnen hatten, mit den Handschellen zu klappern, kamen ihrer Arbeit kommentarlos nach.
Während der Befehlshaber mit schweren Schritten über den Steg schritt und schließlich die Mantis betrat, übernahm ein anderer Soldat.
Seine weit geöffnete Robe zierte eine Stickerei, die mehrere fliegende Kraniche abzeichnete. Doch das war nicht, was Emorys Aufmerksamkeit auf den Mann lenkte. Es war die helle Verfärbung, rund um sein rechtes Auge, welches selbst einen Teil seines sonst so schwarzen Haares hatte ergrauen lassen. Und es war die provisorisch wirkende Armprothese an seinem linken Arm, mit welcher er, im Gegensatz zu den anderen Männern, keinen Bogen, sondern ein Schwert führte.
»Hao xiān sheng, wir sollten auf Xiao xiān sheng wa-«
Eine einfache Handbewegung des Mannes mit der seltsamen Hautverfärbung reichte, um den Soldaten zum Schweigen zu bringen.
Emory schluckte schwer. Dieser Hao schien keineswegs freundlicher zu sein, als Befehlshaber Xiao.
»Name, Herkunft, Grund für den Aufenthalt.«
Sein Blick fixierte Nobunaga, die, trotz der Fesseln, die sich um ihre Handgelenke gelegt hatten, noch immer herzlich wenig beeindruckt schien.
Emory glaube ein Seufzen zu vernehmen. Und hatte sie da etwa gerade mit den Augen gerollt?
»Nobunaga. Grand Line. Ich will Kleidung kaufen. Was dagegen?«
Soldat Hao überging Nobus Stichelei. Sein Blick glitt weiter zu Moxley, der noch weniger Anstalten machte, seinen Unmut über die Situation zu verbergen, als Nobu.
Nicht nur, dass er nicht einmal versuchte, den Mann zu beachten, als dieser seine Frage wiederholen wollte, spuckte Moxley ihm den vollkommen zerbissenen Zahnstocher vor die Füße.
»Schieb dir deine Fragen sonst wo hin.«
☠️
Sie konnte nicht anders, als erneut die Augen zu verdrehen, als der Wind Moxleys Reaktion an ihre Ohren trug. Das der Alte auch immer übertreiben musste.
Im Augenwinkel bemerkte sie, wie Emorys Brustkorb sich immer schneller hob. So wie es aussah war der Junge kurz davor zu hyperventilieren.
»Morty. Er stammt ebenfalls von der Grand Line und begleitet mich. Wir suchen für ihn nach einer Frau, wobei keine das verdient hat. In Männern sieht er Rivalen, gegen die er sicher keine Chance hat, daher spricht er nicht gerne mit ihnen.«
Ein feixendes Lächeln huschte über Nobus Lippen. Sie wusste, dass Moxley drauf und dran war, sich aus den Fesseln zu befreien, nur um ihr für diesen Kommentar eine zu kleben. Gute alte Zeit.
Die pochende Ader an seinem Hals verriet ihr, dass sie die Situation vollkommen richtig einschätze. Kurz überlegte sie, ob sie noch einen draufsetzen sollte und Emory tatsächlich als seinen Sohn bezeichnen sollte. In weiser Voraussicht entschied sie sich dagegen. Auch, weil Hao bereits dabei war, die nächste Frage zu stellen.
»Der Knirps?«
»Emilo Pistaccio. Zumindest sagt er das. Wir haben ihn auf der letzten Insel gefunden. Er war vollkommen pleite und um unser Karma ein wenig aufzubessern… Du weißt schon. Eine gute Tat und so… Wir wollten ihn zu unserem Schiffsjungen machen. Aber vermutlich lassen wir ihn hier. Der Trottel ist für nichts zu gebrauchen. Keine Besitztümer und in einer Tour am Kotzen. Ganz ehrlich, es ist-«
»Es reicht.« Hao atmete tief ein, ehe er seinen Männern die nächste Anweisung erteilte. »Lasst den Jungen laufen. Wir können jeden Mann gebrauchen, solange er es schafft, sich in dieser Stadt eine Woche zu behaupten, ohne umgebracht zu werden. Was gar nicht so einfach werden könnte. Morgen früh erklären wir ihn für sieben Tage für vogelfrei. Was die anderen beiden angeht, die-«
Nobu hörte nur noch mit halbem Ohr zu, wie Hao von seinem Vorgesetzten unterbrochen wurde. Dass dieser verkündete, dass Moxley und sie umgehend ins Gefängnis gebracht werden mussten, angesichts der Mengen an Schmuggelware, Alkohol und Diebesgut, welches sie an Bord des Schiffes versteckt hatten, interessierte sie kaum.
Es gab kaum ein Gefängnis, aus welchem sie nicht ausbrechen konnte. Und wenn sie nicht mehr weiterkam, konnte sie immer noch dafür sorgen, dass Moxley seine Kräfte einsetzte. Auf dem einen oder dem anderen Weg.
Sie beobachtete, wie die Soldaten Emorys Fesseln lösten und den zitternden Knirps hart nach vorne schubsten. Emory fiel auf die Knie. Als er sich aufrappelte, glitzerte eine verräterische Spur auf seiner Wange.
Innerlich seufzte Nobu. Lange würde sie die Ruhe, die sie sich und Moxley gerade verschafft hatte, wohl nicht genießen können. Wenn sie sich nicht vorsahen, war der Junge tot, ehe sie sich einen weiteren Witz zu seiner krummen Nase ausdenken konnte. Vor allem, da es so viele andere Dinge gab, die sie mit Moxley besprechen musste.
»Abmarsch!«
Beinahe hätte Nobu den Soldaten, der ihr in den Rücken stieß, ins Hafenbecken katapultiert. Sie war drauf und dran, ihn einfach an Ort und Stelle abzumurksen, als Moxley, getrieben durch einen der Männer, der seine Pfeilspitze verräterisch tief in Moxleys Kleidung verschwinden ließ, zu ihr aufschloss.
»Eine Nacht im Knast hätte ihm gutgetan.«
»Eine Nacht im Knast hätte dafür gesorgt, dass wir beide kein Auge zubekommen.«
Moxley hielt für einen Moment inne. Er schien tatsächlich über das, was Nobu soeben gesagt hatte, nachzudenken. Es ließ sie grinsen.
»Das war das erste Mal, das etwas aus deinem Mund kam, was keine gequirlte Scheiße war.«
»Ach Morty, jetzt sei doch nicht so grummelig. Das bist du immer, wenn dir der Kontakt fehlt. Aber wir finden schon noch-«
»Ich bekomme gerade große Lust dich umzulegen, also treibe es nicht zu weit Nobubaka «
»Mich? Die einzige Frau, die nicht schreiend vor dir und deinen Manieren wegläuft? Ich bitte dich. Das könntest du gar nicht.«
»Sei froh, dass mich deine Brüste mehr interessieren als die Scheiße, die aus deinem Mund kommt.«
Nobu hätte ihn verfluchen können. Auch wenn sie wusste, dass es nicht nur ihr Körper war, der ihn daran hinderte, sie auf der Stelle umzulegen.
Sie hasste Moxley. Nicht, weil sie ihn hasste, sondern weil sie es hasste, dass er immer wieder einen Weg fand, alle Gespräche die sie führten darauf herunterzubrechen.
»Übrigens« Für Moxley schien das Gespräch längst nicht beendet. »Was hast du eigentlich gerade mit dem Gör besprochen?«
»Nichts was dich etwas angehen würde.«
»Du hast ihn doch nicht…«
»Und wenn es so wäre?« Nobus Blick brannte in Moxleys Augen. Er hielt problemlos stand.
»Wir haben dich nicht ein einziges Mal gewarnt.«
»Nein. Ihr habt mich lieber vollkommen unwissend in eine Todesfalle nach der anderen laufen lassen. Ihr habt dafür gesorgt, dass ich immer wieder beinahe draufgegangen wäre! Von fleischfressenden Pflanzen, von tollwütigen Ratten, von-«
»Nur so lernt man. Das solltest du am besten wissen. Schließlich lebst du noch.« Moxley atmete durch. »Verhätschle das Balg nicht. Er ist Zars Sohn.«
»Gerade deshalb sollten wir-«
»Falsch. Gerade deshalb hat er es verdient, auf die Fresse zu bekommen. Denk nicht mal darüber nach, früher als nötig zu flüchten, um den kleinen Penner zu retten.«
☠️
Emory hatte keine Ahnung, ob es eine göttliche Fügung oder doch nur Nobus unbekannter Plan war, der ihm gerade den Arsch gerettet hatte. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, ob er sich über die Entwicklungen der letzten fünf Minuten freuen sollte.
Er war entkommen. Den Soldaten, dem Gefängnis. Er war ein freier Mann. Auf einer unbekannten Insel voller Monster.
Er würde bald vogelfrei sein. Ohne Kameraden an seiner Seite.
Emory schluckte. Er würde sterben. Mutterseelen allein. Außer…
Er stockte. Außer er fand jemanden, der ihm dabei half, die beiden aus dem Gefängnis zu befreien. Noch in dieser Nacht.
Emory wusste, dass sein Vorhaben zum Scheitern verurteilt war. Und doch begann er zu laufen. Wenn Nobus Erzählungen stimmten, war die Chance am größten, einen Freiwilligen in einer der nahen Bars zu treffen.
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nachwort
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nachwort
Hey ihr Lieben,
Diesmal halte ich mich kurz und möchte mich - wie immer - bei den fleißigen Reviewern Banzairaven, Grauschwinge und Realga bedanken.
Ich freue mich schon so sehr auf darauf den ersten eurer OCs einzuführen und dieser wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen! ;)
Die ausstehenden Reviewantworten werde ich hoffentlich auch bald nachholen können!
Ganz liebe Grüße
eigengrau ❤️
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