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Der Bote des Sommers

von Kaheiso
Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Fantasy / P18 / Gen
30.08.2022
30.08.2022
2
10.323
 
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30.08.2022 6.711
 
Hi, ich lebe noch.

Meine winterliche Motivation hat scheinbar Überhand genommen und ich hab ein neues Projekt angefangen. Viele extrem gute Ideen und hoffentlich genügend Zeit. Nebenbei arbeite ich auch endlich an meinen anderen Projekten weiter aber mal schauen ob dazu bald was online ist.

Anyways. Bis zur ersten FSK18 Szene wird es noch ein bisschen dauern aber... naja ich will nicht spoilern aber manchmal bin ich von meinen eigenen Ideen überrascht.

Achja und ich brauche noch Namensvorschläge :)

Read ya

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Es war ein nebeliger Morgen. Das Klingeln der morgendlichen Predigt schallte durch die kleine Stadt welche unser Schloss umgab. Noch bevor ich meiner Zofe die Chance geben konnte mich aufzuscheuchen schwang ich meine Beine von meinem gigantischen bett und warf mir einen Morgenmantel über. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte, dass ich keine Lust mehr auf den Tag hatte. Meine blonde Mähne war ein absolutes Chaos und heute war mein Geburtstag.

Stöhnend trat ich auf meinen Balkon und ignorierte die Gänsehaut die mir von der Kälte über den ganzen Körper gejagt wurde.

In nur wenigen Minuten würde eine Schar Zofen mich belästigen damit ich auch ja präsentabel aussah, wenn wir uns zu dem "feierlichen Mahl" gesellen würden. Ich hasste Zeremonien. Auch wenn sie jedes Mal grandioses Essen und beeindruckende Schauspiele bedeuteten.

Ich lehnte mich auf die steinerne Balustrade und ließ meinen Blick über die Ländereien schweifen. Ich hatte das höchste Zimmer in unserem Schloss. Ich liebte die Aussicht auf unsere kleine Stadt. In der Ferne konnte ich hinter den Mauern einige Bauern sehen welche zum Anbruch des Winters ihre letzte Ernte in der Stadt los werden wollten. In Gassen wo der Nebel nicht so dicht war konnte ich einige Gestalten durch die Gegend huschen sehen. Von der morgendlichen Kälte angetrieben. Hier in den Letzten Ausläufern der großen Gebirge fiel häufig schon zu Beginn des Winters Schnee und auch jetzt konnte ich den unverkennbaren Geruch des Winters erkennen.

Mein Blick wanderte Richtung Horizont, auf den weiten Ebenen ließen sich die verschiedenen Straßen mit Ameisenstraßen nicht unterscheiden. Zwischen den Punkten aus Dörfern haderten Nebelschwaden und versteckten kleine Seen, Felder und Wälder in einem mystischen Dunst.

Ein wenig zitternd von der Kälte ließ ich meinen Blick ziellos hin und her schweifen, das letzte Bisschen ruhe auskosten bevor der Trubel des Tages beginnen würde.

Plötzlich blieb mein Blick an einem Tross aus bunten Gefährten Hängen welcher sich vor dem Haupttor der Stadt sammelte. Etwas verdutzt musterte ich die Zahl der Gefährte. Es war nicht ungewöhnlich, dass zu Geburtstagen die Grafen und Ritter, sowie andere Adelige aus allen Ländereien meiner Familie anreisten. Die folgenden Feierlichkeiten waren entsprechend auch meistens eher politische Angelegenheiten als Feierlichkeiten.

Es waren doch nie SO viele Adelige welche anreisten. Mein Blick wanderte die Straße zurück und mit jedem bunten Tross wuchs ein ungutes Gefühl in mir.

Plötzlich traf es mich wie ein Blitz. Heute war mein siebzehnter Geburtstag. Das hieß ich musste heiraten. Oder wohl eher heißte es ich werde verheiratet.

Ich atmete tief durch. Es war nicht so als hätte ich es nicht gewusst. Ganz im Gegenteil hatte ich es bereits seit vielen Jahren gewusst und mich mental darauf vorbereitet und wurde selbstverständlich auch entsprechend unterrichtet.

Ich schüttelte meinen Kopf, es hatte kein Sinn in Selbstmitleid zu versinken.

Ich zog meinen Mantel enger um mich und trat zurück in mein Zimmer.

"Prinzessin.", hieß meine zofe Mary Mich mit einem Kopfnicken willkommen während sie den Kamin anfeuerte. Es war ungewöhnlich dass eine Zofe so "unhöflich" war doch ich hatte mit Mary bereits vor Jahren freundschaft geschlossen und wir haben uns geeinigt im Privaten einen entspannteren Umgangston zu nutzen.

"Hi Mary, wie viele sind schon da?", ich schien damit den nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Marys Schultern sanken und sie seufzte. Ihr Blick verriet mir die Hälfte der Antwort noch bevor sie ihren Mund öffnete.

"Es sind zu viele. Ein organisatorischer Albtraum. Ich hab ein Glück, dass ich für dich zuständig bin und mich nicht um die unzähligen und VIEL zu selbstbewussten Königshäuser kümmern muss."

Meine Hoffnung auf einen halbwegs entspannten Geburtstag waren damit den Balkon hinuntergestürzt.

"Na dann geb ich schonmal mein Leben auf.", ich grinste Mary an und und bekam einen schelmischen Blick zurück.

Zirka eine Stunde später war ich sauber und in Festkleidern. Ich hatte Mary versprochen ihr was gutes vom Buffett abzuzweigen und sie hatte im Gegenzug darauf verzichtet mich in eine lebendige Barbie zu verwandeln. Stattdessen hatte sie mich leicht geschminkt und meine Haare in einen beeindruckenden hohen Zopf geflochten. Einige meiner goldenen Locken hatten sich jedoch nicht zähmen lassen wollen und umrahmten somit sanft aber dennoch verspielt mein Gesicht.

Mary zupfte noch kurz an meinem schlichten aber trotzdem königlich angemessenem dunkelblauen Kleid herum und grinste mich an: "Viel Spaß Süße!"

Ich verdrehte bloß die Augen und wartete einige Zeit bis sie mein Zimmer verlassen hatte.

Mir war bewusst, dass ich das Zentrum der Aufmerksamkeit sein würde und bereitete mich mental darauf vor.

Ich ging noch einmal einige meiner Phrasen durch um mich aus einem der vielzähligen Smalltalks auszuklinken welche auf mich warteten.

Das zweite Klingeln der großen Glocke kündigte das Frühstück an.

Ich wusste auch dass ich in zirka zwei Minuten an der Tafel erwartet wurde.

Auch wenn ich vielleicht die Zeremonie hasste, ich hatte keinen Grund meinen Eltern ein größeres Dorn im Auge zu sein als nötig, sie hatten bereits genügend mit den Gästen zu tun.

Mit einem letzten Seufzer öffnete ich die Tür zu meinem Gemach. Mein Magen knurrte leise als ich die ersten Stufen nach unten nahm. Dankbar dass mein Kleid die Füße verdeckte und ich deshalb angenehmere Schuhe tragen konnte, hatte ich schon Bald die Tür des Speisesaals erreicht. Es war der große Eingang welcher nur für mich und meine Familie gedacht war. Man trat durch eine prunkvolle hölzerne Tür und war am kopfende der gigantischen Tafel.

Innerlich bereitete ich mich ein letztes Mal auf das anstehende Spektakel vor und griff nach der Klinke.

Mit einem kontrollierten Schwung öffnete ich den rechten Flügel und trat durch den marmornen Bogen in die gigantische Halle.

Das Knarzen der Tür hatte die Halle in Stille versetzt. Alle gesichter waren in meine Richtung geschossen sobald ich den Saal betreten hatte. Die riesige Tafel war nahezu voll besetzt und ich öffnete der Runde mit einem begrüßenden Knicks den Tag. Adäquat standen alle anwesenden auf. Die Männer verbeugten sich und die Frauen erwiderten den Knicks.

Anschließend setzte ich mich neben meine Mutter am Kopfende des Tisches. Am Kopfende des Tisches waren drei Stühle. In der Mitte saß mein Vater der König. Er war ein hoch gewachsener und gut trainierter Mann. Mit seinen vierzig Jahren war er ein verhältnismäßig junger König. Nachdem sein Vater aber vor 12 Jahren in einer Schlacht gestorben war hatte er schon mehr Erfahrung auf dem Thron als so manch anderer Adel. Seine weißen Haare gaben bereits Hinweise auf seine Fähigkeiten. Sein gepflegter weißer Bartverlieh seinem Gesicht eine machtvolle Weisheit. Zu seiner linken saß meine Mutter die Königin. Sie war nicht ohne Grund im Volksmund als die schönste Frau der Welt bekannt. Ihre wallenden Goldenen Locken umspielten das zarte Gesicht welches auch ohne jegliches Make up die perfekten Konturen abzeichnete. Dennoch hatte sie eine ähnliche weise Aura welche dem Blick ihrer tiefblauen Augen zu entspringen schien.Zu der rechten meines Vaters saß sein blinder Berater. Ein scheinbar normaler Mann, häufig in simplen braunen Klamotten saß er heute in einem tiefblauen Gewand da. Seine Augenbinde in dem gleichen weiß wie die Haare meines Vaters. Das goldene Siegel was in der Mitte der Augenbinde prangte und ihn auf den ersten Blick ein wenig wie einen Zyklopen erscheinen ließ, zeigte seinen Status als Seher.

Der Berater war immer bei meinem Vater. Als sein persönlicher Seher hatte er eine telepathische Bindung zu meinem Vater wie sie sonst nur selten unter liebenden, Verwandten, Seelenverwandten oder mächtigen Freunden zu finden war. Ich war mir sicher, dass er auch jetzt mit meinem Vater kommunizierte. Auch wenn ein Seher nämlich nicht das physische Sein eines Menschen erkennen konnte, ließ ihn seine Gabe die Auren von jedem Menschen sehen. Der Seher von meinem Vater war jedoch noch spezieller. Er konnte das Geburtsdatum von Menschen bestimmen, wusste ihre Namen und je nachdem wie schwach die Person war auch ihre tatsächlichen Namen. Und auch davon abgesehen noch eine ganze Menge die ich noch nicht einmal weiß.

Ich setzte mich also an meinen Platz zu der linken meiner Mutter.

"Herzlichen Glückwunsch Kleines.", lächelte meine Mutter mir warm zu.

"Hey Mom.", warf ich ihr ein verhaltenes Lächeln zurück, wie ich es gelernt hatte wenn ich mich in der Öffentlichkeit mit meiner Familie unterhielt.

"Und wie fühlt man sich an seinem großen Tag?", sie schob mir einen kleinen Korb mit meinem liebsten Frühstücksgebäck zu. Ein paar Teile hatte sie bereits in einer Serviette eingewickelt als wüsste sie von meinem Abkommen mit Mary.

"Meinst du wegen der Hochzeit?", fragte ich sie ein wenig verdutzt und griff nach einem Gebäckstück.

Meine Mutter hielt eigentlich nicht viel von dem Prinzip der adeligen Hochzeiten. Es waren riesige Spiele, Kämpfe und mehr welche am Ende meinen zukünftigen Ehemann bestimmen sollten. Bei meinen Eltern war es einfacher gewesen da sie sich schon vorher kannten. Außerdem war mein Vater schon damals für seine mächtigen Gaben bekannt. Aber ich hatte keine Ahnung wer überhaupt alles meinetwegen hergekommen war.

"Nein nein Kleines. Die Hochzeit ist doch bloß Nebensache. Ich meine deine Gaben!", ich hielt beim Kauen inne. Das hatte ich vollkommen vergessen. Jeder Mensch welcher Adelsblut in sich trug hatte eine mindestens eine Fähigkeit welche sich mit dem siebzehnten Lebensjahr offenbarte. Diese Gabe war von dem Tag der Geburt in den Jahreszeiten abhängig. Unterteilt wurde allerdings nur in Sommer und Winter. Es war also normal dass adelige Kinder zum 17. Geburtstag ihre Gabe entdeckten. Je nach tatsächlichem Tag wurden bestimmte Fähigkeiten erwartet. Ungewöhnlich an meinem Geburtstag war allerdings, dass ich seit Jahrzehnten das erste Winterbringer Kind war.

Winterbringer waren Menschen mit Adelsblut welche am ersten Tag des Winters geboren waren. Es geschah äußerst selten und meistens trugen Winterbringer extrem mächtige Gaben. Die Fähigkeiten der Winterbringer waren für ihre kalte, zerstörerische und von manchen sogar als böse beschriebene Natur bekannt. Der letzte Winterbringer war vor 767 Jahren geboren und in einem gigantischen selbstgeschaffenen Sturm vor ungefähr 52 Jahren verschollen. Als Teil der größten Schlacht der Menschheit hatte dieser Mensch alleine drei der größten Armeen der Menschheit ausgelöscht. Doch darüber hinaus hatte der Sturm einen gesamten Landstrich ausgelöscht und in einen Gletscher verwandelt. Er war heute ein Mahnmal der zerstörerischen Mächte. Daraufhin hatten sich Gilden gebildet und es wurden neue Gesetze geschrieben. Seit dem Tod des letzten Winterbringers war ich als erster Mensch wieder als Winterbringer geboren. Ich schüttelte meinen Kopf unmerklich um den Gedanken für den Moment los zu werden. Es würde mir noch genügend Probleme bereiten.

Abgesehen von Winterbringern gab es die Winterträger. Diese Kinder waren am Wendepunkt des Winters also im tiefsten Winter geboren. Auch wenn es auf den ersten Blick verwirrend erscheinen mag, waren Winterträger meistens mit mächtigen diplomatischen Gaben geprägt. Der Seher meines Vaters beispielsweise war ein Winterträger. Meines Wissens nach gab es derzeit nur drei Winterträger.

Meine Mutter war wiederum eine Sommerträgerin. Sie war also am Wendepunkt es Sommers geboren. Auch wenn diese Kinder von den "großen Vier" die Häufigsten waren gab es derzeit nur sechs von denen bekannt war auf der gesamten Welt. Sommerträger waren bekannt für ihre mächtigen harmonischen Fähigkeiten. Meine Mutter hatte bekanntermaßen die "Stimme Gottes" wie sie genannt wurde. Sie konnte mit ihrem Gesang Menschen heilen und Schlafen lassen. Allerdings nicht nur ein oder zwei. Sondern ganze Armeen auf einmal. Darüber hinaus hatte sie noch einige geheime Fähigkeiten. Es war nicht selten, dass vor allem mächtigere Adelige mehrere Fähigkeiten hatten oder einige ihrer Fähigkeiten geheim hielten.

Fragte man meine Mutter nach ihren Gaben lächelte sie einen lediglich wissend an und wechselte das Thema.

Zuletzt gab es die seltenste und auch mächtigste Gruppe Menschen. Die Sommerbringer. Geboren am ersten Tag des Sommers, in der Zeitrechnung der Gaben. Im Volksmund also in der Mitte des Frühlings.

Manch einer mag sie nun als Kinder des Frühlings abstempeln und ist vielleicht verwirrt warum gerade sie die Mächtigsten von allen sein sollen.

Der letzte Sommerbringer war einer der großen Alten gewesen. Er war vor 117 Jahren gestorben. Und eine der wenigen bekannten und übermittelten Fähigkeiten war Gottes Licht.

Ein harmloser Name wenn bedacht wurde, dass er den Sagen zufolge mithilfe einer einzigen Nutzung des Lichts den Titanen auslöschte, welcher heute eine Gebirgskette auf einem anderen Kontinent geworden war.

Der Alte war auch seinem Namen gerecht geworden und war Erzählungen zufolge mit über 2700 Jahren schließlich freiwillig in den Tod gegangen. Wie genau das allerdings geschehen sein sollte wusste niemand.

Auch wenn es während der Lebzeit des Alten einen anderen Sommerbringer gegeben haben sollte, hat sich dieser wohl prompt zu seinem 20. Geburtstag selber in die Luft gejagt und im gleichen Zug ein Loch in unseren Kontinent gerissen welcher heute als See des Sommers bekannt war. Es war gleichzeitig einer der idyllischsten Orte der Welt.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder meinem Frühstück zu und wechselte noch einmal kurz Worte mit meinem Vater bevor sich dieser wieder einem unserer Gäste zuwandt. Zwischen kurzen Smalltalks mit einem Baron zu meiner linken welcher mir von seinem traumhaften Sommerhaus im titanen Gebirge erzählte und mich überschwänglich als Geburtstagsgeschenk einlud, steckte ich das kleine Essensbündel für Mary ein und verließ den Saal so früh es meine Mutter zuließ. "Um zwölf beginnt die Zeremonie Kleine.", sie zwinkerte mir zu während ich aufstand und ich lächelte ihr wohlwollend zu. Sobald ich aus ihrem Blickfeld war konnte ich hören wie sie mit einem anderen König neben Baron Sommerhaus ein Gespräch aufnahm. Erst bei einem letzten Blick über meine Schulter sah ich wie viele Augenpaare auf mir verweilten und fühlte mich für einen letzten Knicks gezwungen. Ich könnte schwören einige Seufzer zu hören als ich final den Saal verließ und mich auf die Suche nach Mary machte.

Wie zu erwarten saß Mary im Garten unseres gigantischen Schlosses und genoss die letzten paar Sonnenscheinen im beheizten Pavillion.

"Hey Mary!", ich warf ihr den kleinen Beutel zu und sie grinste mich dankbar an.

"Danke."

"Weißt du schon irgendwas über die Zeremonie heute?", als Geburtstagskind durfte ich nichts wissen. Es würde sonst mit der Findung meiner Gaben nicht funktionieren hieß es.

"Hmm, ich weiß nur dass gleich bei der Zeremonie erstmal alle Teilnehmer für die Spiele ausgwählt werden, aber wie genau das passieren wird weiß ich auch nicht.", die Spiele nannte man das Ritual wo sich herausfiltern wird welcher der Anwärter die Hand einer Prinzessin bekommen würde.

Mir schauderte es ein wenig bei dem Gedanken. Und ich hoffte auf meinen Vater. Er war als einziger fähig kleine Änderungen an den Spielen vorzunehmen, welche die Wahl ein wenig mehr in meinen Gunsten oder in meine Macht stellten.

"Aber wegen der Gaben Zeremonie weißt du nichts?" fragte ich Mary.

"Nein, dazu weiß denke ich nur der Seher was. Und du weißt wie redselig er ist."

Ich musste Grinsen, der Seher war nämlich stumm. Er konnte mit einer magischen Stimme sprechen, tat dies allerdings nur selten. Häufig nur zu zeremoniellen Anlässen.

"Und was musst du den restlichen Tag machen?" fragte ich sie, ein wenig in der Hoffnung, dass sie mir den ganzen Tag zugeordnet war. Und noch bevor sie antwortete bestätigte ihr Grinsen meine Hoffnung.

"Ich darf den ganzen Tag M'lady am Poppes hängen.", ich rollte die Augen, konnte ein Grinsen allerdings nicht unterdrücken.

"Gott sei Dank. Ich weiß echt nicht was mich später an Anwärtern erwartet. Beim Frühstück haben sie sich zum Glück alle noch zurückgehalten. Aber sobald mein Vater nicht mehr da ist um alle zu übersehen...", Mary sah mich ein wenig mitleidig an und ich verdrehte die Augen.

"Mach das Beste draus. Dir wird schon nichts passieren. Dein Vater hat extra Wachen für die nächsten Wochen engagiert.

Ich kenne einige von ihnen und es sind echt gute Männer. Einige von den Gästen sind zwar nicht schlecht. Aber ehrlich gesagt hast du bei ein paar anderen Anwärtern echt die absolute Arschkarte gezogen.", sie grinste mich an und steckte sich eine Erdbeere in den Mund.

"Manchmal frage ich mich echt wie du Zofe geworden bist. Und dazu noch die hoheitliche Zofe der Prinzessin höchstpersönlich!", jetzt war es an ihr die Augen zu verdrehen.

"So oder so, ich halt die Augen offen wenn ich durch die Gemächer der Anwärter gehe. Aber einige von ihnen sehen wirklich nicht so schlecht aus und meines Wissens treffen minütlich mehr ein! Du hast also eine breite Auswahl."

"Ach, wenn es doch bloß wirklich meine Wahl wäre."

"Komm, wir setzen uns auf deinen Balkon bis du zur Zeremonie musst. Du musst auch noch dein Kleid wechseln. Da ist ein Marmeladenfleck.", sie schmierte sich ein wenig Marmelade auf den Finger und tippte mir auf die Brust.

Auf meinen empörten Blick grinste sie mich bloß unschuldig an.

"Anders kommen wir nicht hoch, wir wissen beide dass du eigentlich keinen Blick auf den Innenhof werfen darfst bevor die Zeremonie begonnen hat." Sie zwinkerte mir zu, leckte den Finger ab und stand auf.

Ich musste lachen und machte mich auf den Weg in Richtung meiner Gemächer.

"Du bist ein chaotisches Genie."

Die Wachen hatten uns nur widerspenstig durchgelassen doch kannten das Temperament von Mary. Nach einem gemurrten "Aber nicht rausgucken." waren sie also wieder in ihre antrainierte Starre verfallen und mit ihren Rüstungen hätte man sie nahezu als Statuen verwechseln können.

In meinen Gemächern angekommen hatten wir eine Stunde bis zu der Zeremonie.

Mary mache uns Tee und suchte mir dann ein wallendes weißes Kleid mit goldenen Akzenten raus.

"Noch heirate ich nicht!", nahm sie nicht als Widerspruch und hatte es schließlich geschafft mich in das Monster rein zu zwängen.

Auch wenn ich es ungern zugab sah ich umwerfend aus. Sie hatte meine Haare in einen offeneren zopf gebunden, sodass mir ein Großteil meiner goldblonden Lockenpracht nun den Rücken hinunter floss und mich ohne Frage königlicher aussehen ließ als ich mich fühlte.

"Und was meinst glaubst du kannst du?", Mary hielt mir die Tür zu meinem Balkon offen und drückte mir als antwort auf meinen verdutzten Gesichtsausdruck einen dampfenden Becher in die Hand.

"Ich mein deine Gaben. Was glaubst du was du kannst? Viele vermuten sachen mit Eis, wegen deinem Vater.", ich seufzte.

"Mary du weißt, dass ich das Thema hasse. Ich weiß es doch selber nicht. ich probier erstmal zu überleben. Immerhin bin ich eine Winterbringerin.", ich richtete meinen Blick auf den gigantischen Innenhof. Schon heute morgen war er mir erstaunlich leer erschienen. Die gigantische Fläche war wie leer gefegt. Wo sonst in einer Ecke eine Vielzahl an Händlern um verschiedenste Produkte worben, in einer anderen Armeen trainierten und auf der anderen Seite Gäste des Schlosses mit ihren Konsorten kampierten, war heute alles leer. Eine kleine Gruppe an Menschen lief über den Hof. Ich wusste nicht genau was sie taten aber sie hantierten scheinbar willkürlich mit Werkzeugen herum.

"Schutzmagier. Hab ihnen heute morgen noch vor Sonnenaufgang das ganze Gelände zeigen müssen. Keine Ahnung was deren Mission ist."

Schutzmagier waren Winterkinder. Wenn sie mächtig genug waren konnten sie Schutzschilde über ganze Städte legen, aber ich wusste von keinem Krieg auf unserem Kontinent. Eine Idee schoss mir in den Kopf.

"Mein Vater hat neulich mit einem seiner Kommandanten geredet und einige seiner Manien angefordert."

Bei dem Wort Manien konnte ich Mary sichtlich zittern sehen.

Manien waren Naturgeister. Eine Manie in seiner natürlichen Form war bereits ein erschreckender und mehr als tötlicher Anblick. Doch Manien ernährten sich von Seelen. Allerdings nicht nur von normalen Seelen wie Wildschweinen oder Hirschen. Im Fall eines Kampfes zwischen einer Manie und eines Dämons oder einer anderen Kreatur, endet es nahezu nie für gut für den Gegner der Manie.

Dort endete es allerdings nicht. Manien waren Gestaltenwandler. Und nach erfolgreicher "Mahlzeit" der Seele konnten sie sich in entsprechende Kreatur verwandeln. Die Kombination aus einem psychopathischen Naturgeist und verschiedensten Kreaturen ist das reinste Albtraum-Material.

"Du meinst die Anwärter...?", Mary ließ den Satz im Raum hängen und ich nickte bloß als Bestätigung.

"Es ist ohne Frage genial von meinem Vater. Politisch sowie im Sinne der Spiele."

Mary nickte, sichtlich immer noch ein wenig mitgenommen von der Idee einer Manie in unserem Schloss.

"Wie viele Manien hat dein Vater?"

"Ich weiß nichts genaues aber ich glaube er wollte tatsächlich nur einen Teil der ersten kohorte der Manien. Also sollten es nicht weit über Hundert sein.", Mary schien von dieser Aussage zwar nicht großartig beruhigt, als allerdings auch schon ein Läuten den baldigen Beginn der Zeremonie einläutete.

"Ab dafür. Wir müssen ja nur zuschauen.", Ich lächelte ihr aufmunternd zu auch wenn ich mich selber bei dem Gedanken an die Anwärter nicht groß nach lächeln fühlte.

"Geh schonmal vor. Ich mach mich noch hübsch und mach das Feuer aus.", ich nickte und lief durch mein Gemach und zur Tür.

Manchmal vargas ich, dass Mary immer noch eine Zofe war.

Ich kam wie ausgemacht vor dem Balkon an und meine Mutter empfing mich mit einer herzlichen Umarmung. Für einen Moment ließ ich meine Körperspannung fallen und murrte in die Umarmung rein.

"Hey Kleines, tut mir leid dass wir vorher nicht richtig gratulieren konnten. Du kennst aber ja alles leider schon.", mein Vater hatte sich jetzt auch eingeschaltet und ich ließ mich auch von ihm freudig in den Arm nehmen. Er platzierte einen kühlen Kuss auf meinem Kopf und ich grinste ihn von seinem Brustkorb aus an.

"Du bist kalt Papa.", er ließ ein seltenes kehliges Lachen entweichen.

"Man nennt mich wohl nicht ohne Grund Eiskönig Kleines.", er zwinkerte und ich löste mich sanft aus seiner Umarmung.

"Heute Nacht nach dem ganzen offziellen Zeug setzen wir uns in die geheime Bibliothek und feiern dich zu dritt okay?", er grinste mich an.

Ich wollte nicken als die Worte richtig verarbeitet wurden. Die geheime Bibliothek. Meine Kinnlade fiel auf und ich starrte erst meine Mutter, dann meinen Vater und wieder meine Mutter an.

"Du bist nun 17 Kleines. Alles gute. Und jetzt den Mund zu. Allzu früh willst du die Anwärter doch nicht verschrecken.", meine Mutter gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. Meine Gedanken rasten doch ich verschob die Freude auf später.

Stattdessen sammelte ich mich und stellte mich an die Seite meiner Mutter. In diesem Moment kam auch Mary in den Raum. Sie machte vor meinen Eltern den angemessenen Knicks und drückte mir noch einmal die Hand.

Mit dem Klingeln der zeremoniellen Glocken öffnete der Seher von Aussen die Balkontüren und wir traten hinaus. Der Innenhof war für das bloße Auge immer noch vollkommen leer. Bis auf die Schutzmagier welche sich in ihren dunklen Roben in verschiedenen Ecken des Hofes platziert hatten ließ sich für den Moment nicht viel erkennen.

Die Mauern welche den Innenhof umschlossen waren dafür nahezu überfüllt. Aus der Ferne konnte ich verschiedenste Farben des Adels sehen. Gespickt mit der ein oder anderen wehenden Wappenflagge. Es waren Repräsentanten aus allen Königreichen und Herzogtümern angereist. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit als das Surren der Gespräche mit unserem Auftreten verstummte. Trotz der Distanz war mir klar, dass alle Zuschauer uns dank verschiedenster Mittel perfekt erkennen konnte, auch wenn sie für uns nicht mehr waren als kleine Punkte auf der anderen Seite des gigantischen Innenhofes.

"Willkommen, meine Freunde!" begrüßte mein Vater die Menge.

"Der heutige Tag ist in vielen Hinsichten besonders und das nicht nur für meine Tochter, meine Frau und mich, sondern genauso für alle jungen Männer und potentiellen Anwärter, ihre Familien und alle Völker dieser Erde.

Wie uns allen bekannt ist werden zum 17 Geburtstag jeder adeligen aus Königshaus Spiele veranstaltet. Der Sieger wird das Vorrecht auf die Hand der angehenden Königin haben und somit Thronfolger des Königreichs sein.

Mit dem heutigen Tag beginnen die Spiele um die Hand meiner Tochter. Die Regeln sind simpel. Fairness wie man sie von einem König erwartet und Ehre, wie man sie von einem König erwartet.", mein Vater fuhr fort und erzählte von der alten Tradition der Könige und den Tugenden und bla bla bla.

Er erklärte, dass meine Gaben Findungs Zeremonie wie üblich heute Abend abgehalten werden würde. Dann sagte er irgendwas von Snacks für alle Zuschauer. Natürlich etwas königlicher umschrieben aber die Aussage war die gleiche.

"Nun also zum ersten Spiel. Um die Würde eines jeden Anwärters zu testen geht es in dem ersten Spiel um den Umgang mit den Fähigkeiten. Ein jeder Anwärter bekommt in diesem Moment eine Liste mit Dämonen und Kreaturen. In wenigen Minuten wird der erste potentielle Anwärter die Arena betreten. Ihm gegenüberstehen wird seine erwählte Kreatur. Hierfür habe ich einen Teil meiner ersten manienkohorte beordert!", mit einer ausladenden geste öffneten sich zwei Tore auf den jeweiligen Seiten der gigantischen Arena. Geräuschlos und in einem geisterlichen Gleichschritt marschierten die Manien in zweierreihen in die Arena. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter. Jede Manie hatte die Gestalt eines Menschen angenommen. Also hatte jede Manie mindestens schon einen Menschen... ich ließ den Gedanken unvollendet und musterte Stattdessen das beängstigende Schauspiel unter uns. Die Manien trugen alle die gleiche dunkle leichte kampfrüstung. Das wenige Licht aus dem winterlichen Himmel fing sich in den sauberen Rüstungsplatten und reflektierte in verschiedenen Farben. Das wenige Licht was sich unter den Helm verirrte verlor sich jedoch in der Dunkelheit der "Augen", welche bei diesen Monstern immer absolute Leere aufwiesen.

Ich ließ mir nach außen nichts anmerken wie ich es gelernt hatte. Innerlich lief es mir jedoch kalt den Rücken hinunter.

"Meine Manien zählen zu den Best Trainiertesten Einheiten in unserer Armee. Um jedoch absolute Sicherheit zu gewährleisten und Zerstörung vorzubeugen habe ich einige der besten Schutzmagier des Landes engagiert und eine gigantische Kuppel über den gesamten Innenhof spannen lassen. Sorgen sind also unbegründet.", ich konnte nahezu spüren wie ein Aufatmen durch die Menge lief.

"Nun bitte ich sie den ersten Anwärter zu begrüßen!", ein dröhnender Applaus lief durch das ganze Schloss und erst jetzt merkte ich, dass jegliche Balkone und höhere Aussichtspunkte von Menschen überfüllt waren. Ich fokussierte mich einmal mehr auf meine Haltung und versuchte meinen Gesichtsausdruck weiterhin entspannt zu behalten.

Die Manien hatten sich in Formation unter unseren Balkon gestellt und waren in eine absolute Starre verfallen.

Im Innenhof ging ein Tor auf und ein junger Mann in einer prunkvollen hellen Rüstung trat hinaus. Er trug den Helm seiner Rüstung unter dem Arm und lief mit erstaunlich leichten Schritten in die Mitte des Hofes vor unseren Balkon. Er strahlte schon mit seiner Haltung etwas königliches aus.

"Mein Name ist Tearon, ich bin Prinz aus dem Hause Natitien", Natitien war ein großes Königsreich auf einem anderen Kontinent und schloss Teile des Titanen Gebirges ein. Es war ohne Frage eine sehr mächtige Familie.

Tearon hatte seine blonden Locken in einer geordneten Frisur nach hinten sortiert. Er hatte ohne Frage attraktive Gesichtszüge. Seine erstaunlich grünen Augen funkelten gelassen zu mir hoch. Ungehalten erwiderte ich den Blick mit unbewegtem gesichtsausdruck.

"Ein Kind des frühen Sommers. 22 Jahre alt und ohne Frage eine mächtige adelige Aura!", reklamierte der Seher mit seiner schauerlichen Stimme, wie es sich bei beginn der Spiele gehörte.

"Was ist deine gewählte Kreatur, Tearon?", die Stimme meines Vaters hallte mächtig durch den Hof. Tearon brach den Blickkontakt ab und fokussierte sich mit einem leichten Lächeln auf meinen Vater.

"Ich habe mir den gewaltigen Erddrachen erwählt!", ein Raunen ging durch die Menge. Tearon zog sich gekonnt seinen Helm an als eine Reihe an manien vortraten.

"Wählt euren Gegner!", Tearon zeigte ohne zu zögern auf eine Manie in Form eines großen Mann, ein Bart wuchs aus dem unteren Teil des Helms hinaus und verlieh ihm einen fast Wikingerähnlichen Look.

Der Mann trat wortlos vor und die Gestalt verschwomm und wuchs für wenige Sekunden mit rapider Geschwindigkeit.

"Tötet die Kreatur und ihr siegt diese Runde!", deklarierte der Seher. Das töten einer manie in Form von einer Kreatur ließ die Manie zurück in seine natürliche Form verwandeln und schwächte sie für einige Zeit, dass sie sich nicht verwandeln konnte. Was eine Manie nicht weniger tödlich machte. Entsprechend auch ihr gefürchteter Ruf.

Heute war allerdings nur das Töten der Kreatur gefordert die jeder Teilnehmer auswählte.

Tearon fand sich währenddessen einem gut zehn Meter hohen Drachen gegenüber.

Der Drache war ungefähr 25 Meter lang und ähnelte einer gigantischen Echse aus Erde, Gestein und Platten aus Erzen. Der Rücken des Drachens ließ ihn sanfter erscheinen als er war. Unter dem Gebüsch was auf dem Rücken des Drachens natürlich wuchs, waren Platten aus nahezu unzerstörbaren Gestein und Erzen welchen den Drachen in einem effektiv undurchdringlichen Panzer hüllten. Die leeren schwarzen Augen des Drachen stachen aus dem Grün hervor.

Der Drache bäumte sich auf und schwang die gigantische Keule welche das Ende seines gepanzerten Schwanzes bildete.

Tearon wich zurück und sprang überraschend elegant über den ersten Schwung den der Drache in seiner Richtung losließ. Ohne zu zögern entflammten die Hände des güldenen ritters und er formte eine kugel aus Flammen zwischen seinen Händen. Der Drache jagte ihm unbeirrt hinterher.

Tearons Feuerkugel verlor nahezu seine Form während er probierte den verschiedenen Schwüngen der Bestie auszuweichen.

Eine brutale Kralle schoss ihm gegend die Brust. Der Brustpanzer ließ sie zwar funken schlagend abblitzen. Tearon wurde dennoch brutal zurückgeschleudert.

Hart landete er auf dem Boden. Er stand nach wenigen Sekunden auf. Grade rechtzeitig um mit einem nicht allzu eleganten Sprung einem weiteren Schwung der Drachenkeule auszuweichen.

Wie durch ein Wunder hatte sein Feuerball während der Manöver nicht seine Form verloren. Hastig schleuderte er seinen fertigen Feuerball gegen die Brust des aufbäumenden Monsters.

Ohne die kleinste Spur zu hinterlassen züngelten die Flammen an der gepanzerten Brust des Monster hoch und erloschen einsam. Ein Raunen ging durch die Menge. Es schien fast als könnte man Tearon bei seinem fehlgeschlagenen Versuch schlucken hören.

Ein kehliges Brüllen entwich dem Monster als würde es sich über die Feuerkugel lustig machen.

Tearon schien währenddessen auf Plan B umzusteigen. Er rannte mit einigen Schritten ausser Reichweite der Todesechse und schien sich zu sammeln.

Sobald sich der Drache auf alle Viere Fallen ließ um ihm nachzujagen begann Tearon.

Er schoß einen gigantischen Wall aus Flammen, diesmal aber den dicht bewachsenen Rücken des Monsters als Ziel. Unkontrolliert erloschen einige Flammen auf dem Boden und andere jagten an ihrem Ziel vorbei. Es trafen jedoch genügend auf dem Rücken des Monsters, sodass innerhalb von Sekunden ein Inferno entfacht wurde.

Das Heulen des Drachens ging im tosenden Applaus der Menge unter und ich konnte nicht umhin als meinerseits in den Applaus einzustimmen.

Die Flammen waren entlang der Wurzeln zwischen den Rückenplatten des Drachens gewandert und ihn von innen ausgeräuchert.

Tearon zog seinen Helm ab während sich der Drache zurück in eine Manie verwandelte. Er verbeugte sich keuchend. Schweiß zeichnete sich auf seiner Stirn ab aber sein Lächeln blieb unverändert. Aus dem Augenwinkel konnte ich Mary's vielsagenden Blick sehen. Sie wusste dass ich nicht mit den Augen rollen konnte. Stattdessen ließ ich kaum merklich meinen Blick etwas schmaler werden und sie richtete ihre Augen wieder in die Arena.

Der Applaus tönte ab und der nächste Anwärter betrat die Arena.

Die nächsten zwei Stunden waren geprägt von mehr und weniger spektakulären Kämpfen. Einige der arroganten Anwärter hatten sich überschätzt und mussten von einigen der anderen Manien unterstützt werden.

Der jüngste von allen war ein fast zwanzig Jähriger Baron aus einem der umliegenden Lande. Er betrat die Arena und verneigte sich wortlos.

Der Seher erklärte dass er als Kind des frühen Winters noch nicht ganz 20 Jahre alt war. Es war selten dass jemand unter 21 an Spielen wie diesen teil nahm. Nachdem man mit 17 seine Fähigkeiten erlangt dauert es häufig Jahre bis man eine grundlegende Kontrolle über sie erlangt. Entsprechend nervös machte es nicht nur mich sondern auch die Zuschauer als der junge Mann seinen Gegner erklärte.

Eine borrealische Riesenhornisse.

Allgemein hatte sich gezeigt, dass man an der Anzahl an Manien die sich für einen Kampf der gewählten Kreatur eigneten, die ausgehende Gefahr erkennen konnte.

Logischerweise wurden gefährlichere Kreaturen nur seltener von Manien verspeist und waren entsprechend auch seltener in der Armee meines Vaters vertreten.

Als also nur drei Manien vortraten, lief ein Schauer durch die Menge.

Der Junge Mann deutete auf eine Manie in Gestalt eines durchschnittlichen mannes und zog sich den leichten Helm über den Kopf den er bis dahin gelassen in der hand gehalten hatte.

Etwas an seiner Rüstung war vertraut. Ich konnte allerdings nicht mit dem Finger drauf zeigen.

Die Manie änderte in der Zeit mit dem üblichen Prozedere seine Gestalt.

Ich hatte noch nie eine borrealische Hornisse gesehen doch als die Manie die Wandlung vollendet hatte musste ich schlucken.

Das Monster war an die dreineinhalb Meter groß. Der Blutrote Körper war fast mit einer normalen Hornisse zu vergleichen, wenn davon absah, dass das Spitze Ende de Körpers mit einer Vielzahl an Speerähnlichen Stacheln versehen waren. Die riesigen Flügel begannen augenblicklich mit dem Schlagen. Kolibri ähnlich verschwammen die Flügel während das Monster an Höhe gewann und einen Kreis um den gelassenen Jungen Mann in der Mitte der Arena zog.

Der Schädel der Hornisse war gespickt von tausenden Messerscharfen kleinen Panzer Stücken welche wie dämonische Hörner wirkten.

Ich war mir sicher, dass ich aus näherer Nähe von den gigantischen Fängen der Hornisse eine dunkle Flüssigkeit hätte erkennen können.

"Tötet die Kreatur und ihr siegt diese Runde!", deklarierte der Seher und eröffnete hiermit den Kampf.

Augenblicklich schoss die Hornisse auf den jungen Kämpfer zu. Anstatt jedoch auszuweichen hob dieser seinen Arm in eine Position als würde er ein Schild tragen.

Und da erkannte ich was die Rüstung so vertraut erscheinen ließ.

Die Unterarme und Hände waren nur von einer dünnen Schicht an Stoff überzogen, wie sie auch bei der Rüstung meines Vaters der Fall waren.

Der Grund wurde nicht einmal einen Bruchteil einer Sekunde später klar.

Grade rechtzeitig wuchs aus dem Unterarm des jungen Manns eine drei Meter hohe Eiswand und fing die Hornisse in ihrem Sturzflug nur einige Zentimeter vor ihrem Ziel ab.

Ein Raunen ging durch die Menge als sie kollektiv die Gabe des Barons erkannten.

Er war wie mein Vater ein Eiskämpfer. Eiskämpfer waren sehr seltene und sehr mächtig Begabte Winterkinder.

Abgesehen von meinem Vater war nur von wenigen Eiskämpfern bekannt und mein Vater galt weithin als der Mächtigste in der Geschichte der Menschen.

Die Hornisse schoss unbeirrt wieder zurück und ließ mit einem beängstigenden Schnattern seiner Wut Luft.

Der Baron ließ indes das Eisschild fallen. Es hatte bereits Risse bekommen, trotzdem sah ich meinen Vater anerkennend nicken.

Die Hornisse sammelte einen Wirbel auf beiden Seiten seines Körper. Bevor es ihn allerdings losließ schoss eine Welle aus Speeren aus dem Schwanz der Hornisse.

Der Baron ließ sich im letzten moment fallen, wurde jedoch trotzdem von einem der Speere an der schulter getroffen.

Sichtlich unter schmerzen Stand er auf und zog dich den Hornissenstachel aus der Schulter.

Fast schon belustigt flog die Hornisse langsam um den geschwächten Junge herum. Noch immer sammelten sich kleine Stürme an ihren Flügeln.

Mein Blick wanderte im perfekten Moment zurück zu dem Jungen. Den Stachel ließ er in seiner Hand mit einer eisigen Schicht überwachsen. In einer Flüssigen Bewegung holte er aus und warf den eisigen Speer in Richtung der Hornisse.

Ein leichtes Manöver reichte um aus der Flugbahn des Speers zu entweichen.

Doch mit einem Schwung seiner hand raste der Speer auf einmal in einem unnatürlichen Bogen von seiner Flugbahn und geradewegs auf die Hornisse zu.

Ein grausames Knacken ertönte als der Kopf der Hornisse von ihrem eigenen Stachel durchbohrt wurde.

Ein Kollektives Aufatmen wanderte durch die Menge und die angehaltene Stille schlug in einen ungehaltenen Applaus um.

Nach diesem spektakulären Auftritt lieferten sich die restlichen Anwärter mehr oder weniger spektakuläre Kämpfe mit verschiedensten Kreaturen. Bei jeder Wahl traten mindestens die Hälfte der Manien vor. Entsprechend waren die Kreaturen selber auch eher unspektakulär.

Die einzige Ausnahme war ein Anwärter der gegen ein klassisches Rhinozeros antreten wollte. Erstaunlicherweise traten nur zehn Manien vor. Nach einem kurzen Kampf hatte der 24 jährige Sohn des Sommers mithilfe seiner übermenschlichen Kräfte das Rhinozeros in zwei Halbe Rhinozerosse verarbeitet und verließ die Arena in einem blutigen See.

Auch wenn die Kämpfe zum Teil mehr oder weniger spannend waren, war ich froh als der Seher den letzten Kampf ankündigte. Ein eher kurzes Spektakel wo ein 20 Jähriger Sohn des Winters versuchte eine gigantische Schlange zu bändigen. Es endete indem der Mann unter Hilfe der anderen Manien aus der Schlange befreit werden musste und bewusstlos aber noch grade am Leben aus der Arena geschleift wurde.

Ich wollte grade aufstehen, meine Füße wurden trotz der künstlichen Wärme langsam kalt und auch etwas warmes zu Essen klang nicht allzu schlecht. Als plötzlich ein junger Bursche in das Zentrum der Arena rannte.

"Es kommt noch ein Anwärter!", erklärte er und verschwand nach einer hastigen Verbeugung ebenso schnell wie er gekommen war.

Innerlich etwas genervt ließ ich mich wieder auf meinen Platz nieder. Ich konnte spüren, dass ich nicht als einzige Person genervt war von diesem nachzügler.

In den Reihen der Zuschauer begann ein leises Surren an angespannten Gesprächen.

Ich richtete meinen Blick also wieder auf den Hof als eine unscheinbare Gestalt im Torbogen erschien.

Prompt verstummten die Gespräche als der junge Mann mit eleganten Schritten in die Mitte des Hofes trat.

Stille lag über dem Schloß.

Der Junge trug lediglich ein dünnes schwarzes Gewand mit einer riesigen Kapuze welche große Teile seines Gesichts im Dunkel verbarg. Das Wenige welches von der kühlen Wintersonne erreicht wurde war von einem Tuch verborgen.

Die Haltung war stolz und gleichzeitig wachsam. Einem Raubtier ähnelnd und dennoch königlich.

Etwas war jedoch ungewöhnlich. Es war nicht, dass man kein Gesicht sah. Nicht einmal die dünnen Handschuhe welche, wie mir auffielen, wirklich jeden letzten Zentimeter des Jungen vor Licht verborgen.

Der Seher gab mir die Antwort:"Seid ihr Kind des Sommers oder des Winters Junge?"

Ich schauderte. Der Seher konnte die Geburt des Jungen nicht ausmachen.

"Überzeugt euch selbst, eure Hoheit.", die Stimme welche durch die absolute Stille hallte war dunkel. Nicht rau aber auch nicht sanft. Nicht kratzig aber nicht weich. Ich hatte das Gefühl sie mehr zu spüren als sie zu hören.

Der Seher fuhr jedoch unbeirrt fort:"Nun denn. Kind des Unbekannten. Siebzehn einhalb Jahre alt. Eine vertraute und unbekannte aber dennoch ohne Frage sehr mächtige Aura!", die Arena schien mit jedem Wort des Sehers kollektiv einzuatmen.

Siebzehn einhalb Jahre und bereits Teilnehmer der Spiele. Ich musste unwillkürlich schlucken. Ich bereitete mich innerlich bereits auf ein blutiges Spektakel vor als mein Vater das Wort ergriff.

"Warum zeigst du dein Gesicht nicht Junge!"

"Mein Volk verträgt die Sonne nicht gut, eure Hoheit.", erklärte er gelassen und dennoch mit angemessenen Respekt.

Dennoch griff er an seine Kapuze und schob sie weit genug zurück, dass das Funkeln seiner Augen aus der Dunkelheit zu uns hinauf strahlte.

Ungewollt wurde ich in das Kaleidoskop an Dunkelheit gezogen welches sich in der leuchtenden Schwärze seiner Augen verborg.

Für wenige Sekunden hielt er Blickkontakt bevor er die Kapuze wieder hinunterließ.

Doch etwas war geschehen. Ein Gefühl machte sich in meinem Körper breit. Ich konnte es nicht zuordnen. Eine unwohle Nervosität machte sich in mir breit weil ich dieses... Gefühl einfach nicht erklären konnte.

Ich versuchte die Gedanken abzuschütteln und auf später zu verschieben und konzentrierte mich auf meinen Vater. Er schien mit der Antwort des Anwärters zufrieden.

"Nun, welches Wesen habt ihr euch erwählt?", hallte die Stimme meines Vaters durch den Hof und schien auch in den Reihen der Zuschauer zumindest ein wenig Ruhe wieder herzustellen.

"Den Werwolf des Terrors.", erklärte der Junge ruhig.

Mein Herz blieb für einen Moment stehen.

Es trat eine einzige Manie vor.

Ein kleines Mädchen.
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