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2022 08 27: Seelentanz [by Iralenya]

Kurzbeschreibung
OneshotLiebesgeschichte / P12 / Het
27.08.2022
27.08.2022
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Tag der Veröffentlichung: 27.08.2022
Titel der Geschichte: Seelentanz
Song:Wenn sie tanztvon Max Giesinger
Autor: Iralenya
Kommentar des Autors: Viel Spaß beim Lesen :) Ein klein wenig kann das hier als Fortsetzung zu den Geschichten vom 19.04 und 06.07.



»Das müssen wir dringend wiederholen, ja?«
»Ja, du hast recht, lass es uns schwören!«
»Genau, wir sehen uns immer wieder, jedes Jahr!«

Das Leben bricht Versprechen, lenkt die Wege eines jeden in solch unmögliche Bahnen, dass Schwüre oft nichts weiter sind als die Tagträume verliebter, lebenshungriger Teenager. Auch sie war ein solcher Teenager gewesen – genau wie ihre Freunde. Sie lässt sich nichts anmerken, als sie den Schlüsselbund fasst und den richtigen Schlüssel ins Schloss steckt, gleichzeitig die Einkaufstüte auf ihrem Arm ausbalanciert. Aus der Wohnung kann sie das Lachen ihrer Söhne und ihres Mannes hören. Ein trauriges Lächeln umspielt ihre Lippen und sie senkt den Blick, zögert, dann dreht sie den Schlüssel und betritt die Wohnung.

»Und sollen wir Kinder haben, so werden sie zusammen aufwachsen!«
»Ja und wir sparen auf ein Haus mit Hof, wo die Kleinen unbeschwert großwerden sollen!«
»Das klingt nach einem guten Plan, lass es uns versprechen!«

Für einen Moment sieht sie wieder ihr jüngeres Ich auf einem Heuballen sitzen und die Füße in den blauen Sandaletten hin und her schwingen. Ihr Haar ist zu zwei süßen Zöpfen zusammengebunden und sie trägt ein geblümtes Sommerkleid. Genau wie ihre Freudinnen.

»Schatz, ist alles okay?«

Und noch ein Versprechen, das sie nicht erfüllt haben. Sie haben kein Hof gekauft und auch den Kontakt verloren … Das Leben hält nicht viel von dem Versprechungen und Plänen dreier fünfzehnjähriger Mädchen.

»Ja, alles gut …«

Sie lügt und doch fühlt es sich wie die Wahrheit an. Sie hat zu oft diesen Satz gesagt, in dieser kleinen Wohnung.

Ihr Mann umarmt sie, küsste sie sanft auf das Haar und sie schließt die Augen, während ihr die Tränen über die Wangen laufen. Sie kann es nicht zurückhalten. Es ist zu viel. Die Arbeit war der Horror, die neuen Azubis hatten ihr heute nicht zugehört und sie hat keine Kraft mehr.

Widerstandslos lässt sie sich umdrehen, als ihr Mann sie sanft an der Schulter berührt. Sie will nicht weinen, es geht ihr doch gut. Doch die Tränen laufen weiter.

»Du bist unglücklich …«

Sie will widersprechen, doch sie kann nicht, nicht mehr. In den letzten Jahren ist sie nur selten glücklich gewesen, immer dann, wenn sie getanzt hatte, zum Beispiel.

»Sag nichts und hör mir bitte zu, ja?«

Sie hat den Mund geöffnet und schließt ihn nun wieder. Aus großen Augen sieht sie ihren Mann an. Er hat die Kinder ins Bett gebracht, das weißt sie und dafür ist sie ihm auch dankbar.

»Ich verstehe es und es tut mir leid, dass ich dir nicht das Leben geben kann, dass du verdienst … Ich liebe dich und die Jungs so sehr …«

»Ich liebe euch auch …«, flüstert sie heiser zurück und sie spürt tief in sich, dass es die Wahrheit ist.

»Aber ich …«

»Warte …«, unterbricht sie ihn und stellt sich etwas auf die Zehenspitzen.
»Weißt du, wie wir damals immer getanzt haben? Wie wir uns immer frei und schwerelos gefühlt haben?«
»Ja …«
»Dann lass uns tanzen, bitte … Nur für diesen einen Moment wieder die Leichtigkeit unserer Jugend fühlen …«

Er lächelt und sie sieht das Glück in seinen Augen.

Und sie weiß: Vielleicht ist das hier nicht das Leben, das sie sich damals erträumt hat, doch trotz allem kann sie glücklich sein, wenn sie tanzt, wenn sie zusammen tanzten und sich der Sehnsucht hingaben. Und vielleicht würde sie ihre Freundinnen wiederfinden und sich doch noch den Traum vom Hof erfüllen, doch jetzt zählt nur ihr Mann und der wunderbare Tanz, den er ihr schenkt und der sie fliegen lässt …
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