Hallo, hoffentlich seid ihr alle gut in das neue Jahr gestartet.
Alles Gute an alle eifrigen Leserinnen und Leser.
Schreibt gerne wieder eure Meinung zu diesem Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen.

Sie brauchte Gewissheit. Dieses Mal machte sie sich nicht die Mühe nach Schladming zu fahren, sondern ging in Ramsau in die Drogerie, um einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Windeln brauchte sie sowieso. Egal, wenn jemand sie sehen würde. Dann wäre sie eben erneut Teil des Dorftratsch. Das würde sie eh werden, wenn sich ihre Befürchtung bewahrheiten würde.

Als Luise und Sebastian Mittagsschlaf machten, machte Leo den Test. Ihre Vermutung wurde bestätigt. Sie war wieder schwanger. Die Zwillinge waren jetzt fast sechs Monate alt. Das war das eine Problem. Was Leo aber viel mehr beschäftigte: An dem einen Abend hatte sie mit Simon geschlafen, kurz bevor dieser ihr berichtet hatte, ganz nach Südtirol gehen zu wollen. Und einen Abend später war sie mit Tobi in der Kiste gelandet. Beide kamen also als Vater in Frage.

Sie war echt nicht ganz dicht. Wie hatte sie das nur machen können? War es nur aus Rache gewesen? Irgendwie fühlte sie sich damals zu Tobi hingezogen. Er hatte sie ja echt umgarnt und immer wieder mit ihr geflirtet und Simon wollte sie ja offensichtlich nicht mehr haben. Aber sie liebte Simon. Der nichts von ihr wissen wollte. Und Tobi war jetzt auch vergeben. Wenn sie das Kind, sie hoffte, dass es nicht wieder Zwillinge werden würden, behalten wollte, dann müsste sie wohl wieder alles alleine meistern.

Was wäre wenn Simon nochmal Vater werden würde, er hatte sich ja schon von den Zwillingen entfernt? Und Tobias? Wenn er jetzt endlich ein leibliches Kind haben könnte, jetzt wo er wieder in einer Beziehung war. Einfach alles bescheiden.

Auf jeden Fall musste sie einen Arzttermin vereinbaren. Den bekam sie eine Woche später.

Als Leo auf dem Monitor den kleinen weißen Punkt sah, war sie noch viel verzweifelter als damals mit Basti und Luise. In was für eine Scheißsituation hatte sie sich da reingeritten? Wenn die Zwillinge ein Jahr alt werden würden, würden sie ein Geschwisterchen bekommen.

"Frau Gruber, das ging aber schnell. Wegen Ihrer Kaiserschnittnarbe könnte das Ganze etwas kompliziert werden. Sie wären bei der Geburt auf der sicheren Seite, wenn Sie wieder einen Kaiserschnitt machen lassen würden, es bestünde sonst die Gefahr, dass die Narbe reißt," klärte ihre Ärztin auf.

"Können Sie schon feststellen, ob es ein Baby ist?", wollte Leo etwas verzweifelt wissen.

"Das kann ich heute nicht mit absoluter Sichereheit sagen. Bis jetzt deutet nichts auf eine Zwillingsanlage hin, aber das war bei Ihrem ersten Termin in der letzten Schwangerschaft auch nicht der Fall, " war die Antwort.

Diese Aussage beruhigte Leo nicht besonders.

"Ich kann Ihnen aber sagen, dass alles in Ordnung ist, dem Baby geht es gut. Es wird wohl Anfang August zur Welt kommen. Herzlichen Glückwunsch. Lassen Sie sich gleich die Vorsorgetermine geben. Mit diesen Worten verabschiedete sich die Ärztin von Leo.

Das musste sie unbedingt jemand erzählen. Hoffentlich hatte Katharina gleich Zeit, wenn sie die Kleinen bei ihr abholte. Sie hatte nämlich während Leos Termin auf die beiden aufgepasst.

Zum Glück war Katharina mit den Kindern alleine auf dem Hof, als Leo dort ankam.

"Leo, du bist schon wieder da, ist alles in Ordnung?", wurde sie von Katharina begrüßt.

Da platzte Leo gleich mit der Wahrheit heraus. "Nichts ist in Ordnung! Ich bin wieder schwanger."

"Komm her, lass dich drücken. Du Arme. Jetzt da Simon weg ist. Wir helfen dir natürlich", tröstete Katharina ihre Freundin.

"Das ist nicht das einzige Problem", warf Leo ein.

"Klar, die Zwillinge sind noch ziemlich klein...", wollte Katharina hinzufügen.

"Ich weiß nicht, wer der Vater ist", musste Leo los werden.

Als sie diesen Satz gesagt hatte, kam gerade Markus zur Tür herein.

"Was sagst du da?”, wollte dieser sogleich wissen.

"Du hast gehört, was ich gesagt habe?", schluchzte Leo.

"Ja, Entschuldigung ich bin gerade reingekommen", erwiderte Markus.

"Alles gut, dieses Mal möchte ich alles erzählen, nicht wieder den Fehler vom letzten Mal machen. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, wer der Vater ist. Es kommen zwei in Frage", erklärte Leo beschämt.

"Simon und Tobi, oder?", vermutete Markus.

Er hatte ja mitbekommen, dass Tobi Leo weiterhin Avancen gemacht hatte, gerade als Simon weg war. In seinen Gedanken war es allerdings Tobi, der Leo unbedingt wollte und nicht wie es dann passiert war, Leo, die quasi Tobi ins Bett gezerrt hatte.

Leo nickte nur. Wie schon als sie mit Basti und Luise schwanger wurde, hatten sie immer verhütet. Sie konnte sich echt nicht erklären, wie sie wieder schwanger werden konnte. Den Job als Präventionsbeauftragte würde sie an der Schule auf jeden Fall nicht mehr annehmen, falls sie es jemals wieder dorthin schaffen würde.

"Dieses bescheuerte Hotel. Es macht alles kaputt. Warum hat mein Vater Simon nur dahin geschickt?", rief Katharina wütend.

"Da kann dein Vater ja nichts dafür, wenn ich solche Dinge mache", meinte Leo verteidigend.

"Wann willst du es den beiden sagen?", fragte Katharina.

"Am besten persönlich und beiden gleichzeitig", war Leos Plan.

"Simon kommt wohl nächste Woche vorbei, hat er mir zumindest geschrieben", wusste Markus.

"Wow, dir schreibt er sowas, ich weiß von nix", merkte Leo verbittert an.

"Hey, ich will ihn nicht in Schutz nehmen, aber vielleicht wollte er euch auch überraschen”, war Markus Idee.

Leo zweifelte daran.

"Dann muss ich die beiden an einen Tisch bekommen", sagte Leo.

Bei diesem Gedanken wurde ihre quasi Dauerübelkeit noch stärker. Aber sie sagte sich, dass sie ja selbst für diese Situation verantwortlich war, also musste sie auch da durch. Mit allen Konsequenzen.

Einen Tag später telefonierten Leo und Simon miteinander, weil Luise und Basti eine Routineuntersuchung beim Kinderarzt hatten. Leo konnte berichten, dass mit den beiden alles in Ordnung war, obwohl sie so einen turbulenten Start ins Leben hatten.

"Kommst du in nächster Zeit eigentlich mal wieder nach Ramsau?", fragte Leo ganz nebenbei. "Eigentlich wollte ich euch überraschen, aber wenn du so fragst, nächste Woche bin ich ein paar Tage da", gestand Simon.

"Das ist schön zu hören, ich würde gerne mit dir reden, es ist wichtig", gab Leo an Simon weiter.

"Um was geht es denn?", wollte Simon neugierig wissen.

"Das möchte ich dir lieber persönlich sagen", war Leos Antwort.

Jetzt war Simon schon etwas beunruhigt. War Leo etwa krank? Mit den Zwillingen war ja laut ihrer Aussage alles in Ordnung. Leo sah ziemlich geschafft aus. Oder war sie mit jemand anderem zusammen? Hatte Tobi es geschafft? Er versuchte ruhig zu bleiben. Die beiden vereinbarten ein Treffen bei Leo. Die ganze Woche war Simon etwas neben der Spur.

Am Tag, nachdem Leo mit Simon telefoniert hatte, half sie Katharina wieder auf dem Hof. Beim Gehen lief ihr Tobi über den Weg. Er sah echt glücklich aus, so frisch verliebt.

"Hallo Tobi, hättest du nächste Woche am Montag Abend Zeit? Ich würde gerne etwas mit dir besprechen", fragte Leo schüchtern.

"Ja, das passt. Du machst mir Angst, ist alles in Ordnung?" fragte Tobi beunruhigt.

"Nächsten Montag dann mehr, ich muss los", antwortete Leo schnell.

Simon kam sonntags in Ramsau an. Sein Haus hatte er ja noch, dort wollte er die Tage hier verbringen.

Als er eintraf, war es schon nach 21 Uhr, deshalb machte er sich auf den Weg ins Kulm. Um bei seinen Kindern vorbei zu gehen, war es schon zu spät, auch wenn er Leo gerne gesehen hätte. Außerdem wollte er erst noch ein paar Informationen einholen.

Seit Markus mit Katharina und Tobi Feriengäste auf dem Hof hatte, arbeitete Markus nicht mehr im Kulm. Wenn es die Zeit zuließ, traf er sich dort aber gerne mit seinen Kumpels. So auch heute. Michi, Rudi, Tobi und Markus waren da, als Simon ankam.

"Ah, da kommt ein ganz Fremder. Wie kannst du eigentlich zwei so tolle Kinder und eine bezaubernde Frau einfach hier alleine zurück lassen?", waren Michis Begrüßungsworte.

Das wusste Simon selbst nicht. Er wollte ja eigentlich wieder zurück.

"Unser Michi, mal wieder sehr direkt heute. Schön, dass du da bist", hieß Markus Simon willkommen.

"Ja, fühlt sich gut an, wieder da zu sein. Ich wäre gerne wieder öfter bei euch und auch bei meinen Kindern", erwiderte Simon.

Die Männerrunde hatte einen schönen Abend. Simon war wieder auf dem neusten Stand, hatte erfahren, was so alles passiert war. Besonders glücklich war er, als er gehört hatte, dass Tobi jetzt in einer Beziehung war und somit bei Leo keine Konkurrenz mehr für ihn darstellte.

Morgen würde er endlich erfahren, was Leo ihm Wichtiges mitteilen wollte.