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Ich, ein Mitglied der Alpha Cru

Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy, Freundschaft / P12 / Gen
Alea Aquarius Dr. Aquilius Orion Lennox Scorpio OC (Own Character)
11.08.2022
19.05.2023
6
10.087
2
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12.08.2022 2.150
 
LILIE
Ganz ehrlich gesagt war mir nicht sonderlich wohl dabei, als Alea und Lennox mein Zimmer, also mein Reich, mein Revier oder Territorium betraten. Leise ging ich zum großen Schrank in dem ich alle meine Klamotten und Taschen aufbewahrte. Ich entschied mich für meine riesige, ziemlich abgewetzte, sattgrüne Reisetasche. Doch bevor ich meine Klamotten einpackte fiel mir etwas ein.
„Gibt es auf dieser Kru-, Crucis eine Möglichkeit Cello zu spielen?“
Alea sah mich bewundernd an. „Du kannst Cello spielen? Ist das nicht viel zu laut für dich?“
„Ich stopf’ mir immer Taschentuchstückchen in die Ohren. Dann geht das“, antwortete ich und fühlte mich irgendwie geschmeichelt.
Lennox schaute mich bedauernd an. „Es gibt da was…. Was wir dir noch nicht gesagt haben….“, druckste er herum und blickte Alea ein wenig hilfesuchend an.
Sie sah mir fest in die Augen während sie ihre ganze Geschichte erzählte. Wie sie herausgefunden hatte, dass sie ein Meermädchen war, von der Alpha Cru, von Rach Turana, von Orion, vor dem sie auf der Flucht waren und den Darkonern, die das ganze Meer nach ihnen abhorchten.
„Also nein.“ Meine Stimme klang dumpf.  „Aber ich muss mein Cello einfach mitnehmen. Ich werde nicht drauf spielen, außer vielleicht bei Bandauftritten, aber ich MUSS es einfach mitnehmen“, fuhr ich verzweifelt fort.
Alea nickte verständnisvoll und ich packte erleichtert weiter. Meine Zahnbürste aus Holz, Duschgel und Shampoo, Klamotten, meinen Cowboyhut, Taschenlampe und einige Bücher. Aber das Allerwichtigste, etwas noch wichtigeres als das Cello, durfte nicht von ihnen gesehen werden.
Ich schlug vor, dass die beiden in der Küche einige Lebensmittel einpacken sollten.
Nachdem ich mir vergewissert hatte, dass die beiden weg waren, -was bei meinem Gehör nicht gerade schwer war-, hob ich meine Matratze an und holte mein ganzes Ersparnis, mein Tagebuch mit Füller und mein Notizbuch mit meinen selbst ausgedachten Zitaten hervor und steckte alles in die kleine Innentasche meiner Reisetasche. Und mein Handy. Und eine Wasserflasche. Und natürlich das Kolophonium, den Endpinstopper  und meinen elektrischen Tuner für das Cello. Nachdem ich mir sicher war, alles Wichtige eingepackt zu haben, nahm ich auch mein Cello. Ein letztes Mal ließ ich einen wehmütigen Blick durch mein Zimmer schweifen. Dann packte ich mit der einen Hand den Griff meiner Tasche, mit der anderen meinen Cellokoffer samt Cello. Langsam, mit einem Anflug von Stolz und Freude schritt ich die Treppe meines Zuhauses nach unten, wo meine neuen Freunde warteten.


LENNOX
„Bist du dir wirklich sicher, dass wir SO viel mitnehmen dürfen?“, fragte Alea ein drittes Mal und sah mich voller Skepsis an.
Jetzt wurde ich doch ein wenig unsicher. „Meinst du wirklich, dass es zu viel ist?“
„Nein, natürlich ist es nicht zu viel wenn man acht Gläser Tomatensoße, fünf Spaghettipackungen, vier Gurken, einen Salatkopf, ein ganzes Laib Brot mit Butter, Käse, Marmelade und co. , zwei Rollen Kekse und eine Flasche O- Saft und Milch, ein Kilo Mehl, eine Packung Eier und mindestens zehn Dutzend Teebeutel aus einer fast fremden Küche mitnimmt. Da kannst du ja gleich ein ganzes Einkaufszentrum ausrauben. Würde vermutlich nicht einmal auffallen.“ Aleas Stimme triefte förmlich von Sarkasmus.
Ich musste grinsen und legte ein Glas Tomatensoße und eine Packung Spaghetti zurück. „Na? Jetzt zufrieden, Elvarion?“, hakte ich nach. Sie nickte gnädig. Ich musste wieder grinsen.  „Sag Mal… Wo soll Lilie schlafen?“, fragte ich. Alea dachte kurz nach. „Vielleicht kann ich ja bei dir schlafen und Lilie in meiner Koje.“
„Wenn Ben zustimmt.“
„Wenn Ben zustimmt.“, bestätigte sie, als Lilie die Treppe runtergelaufen kam.
  Wir schlenderten durch die Straßen in Richtung Crucis. Währenddessen erzählten wir alles über unsere Abenteuer und die Alpha Cru, Aleas Aufgabe und die Prophezeiung der Nixen. Schließlich kamen wir bei der Crucis an. „Oh nein! Wir haben vergessen Lilies Mutter zu fragen! Über die Meerwelt!“, stöhnte Alea auf.


ALEA
Wir wurden keine Sekunde später von Sammy in Empfang genommen, der sofort um Lilie herumwuselte und ihr tausend Fragen stellte, die teilweise keinen Sinn ergaben. Zum Beispiel: Welcher Märchenprinz wärst du?(„Ich bin doch ein Mädchen!“) Oder: Warum heißen Man Buns Man Buns? („WAS ZUM TEUFEL IST DAS?!“) Obwohl Lilie sich ziemlich aufregte und den Sinn der Fragen einfach nicht verstand, lachte sie oft und schien sich rundum wohlzufühlen. Als Tess und Ben erschienen, angelockt vom Gelächter und der fremden Stimme, wurde Lilie sofort still und sah die Piratenrockprinzessin und den Skipper neugierig und offen an.
„Wer bist du?“, erkundigte sich Ben. Er klang warm und einladend, im Gegensatz zu Tess‘ schroffem: „Was will sie hier?“
Lilie musterte sie kühl. Sie sagte: „Hallo. Ich bin Lilie und will mich euch anschließen. Wenn ich darf. Besonders gastfreundlich scheinst du ja nicht zu sein.“
„Warum sollte ich auch?“, blaffte Tess zurück.
Oh-oh. Tess spielte wieder einmal die Kratzbürste. Vielleicht hätte ich sie ja vorwarnen sollen, dachte ich besorgt. Lilie und sie standen sich gegenüber und boten sich grimmig die Stirn. Wie Cowboys. Die Darkonerin verstärkte den Eindruck mit ihren Stiefeln sogar. Ich persönlich fand das ein wenig übertrieben, aber Tess war eben Tess und Lilie sowieso ein einzigartiger Fall. Noch nie hatte ich ein Mädchen kennengelernt dass so stolz, auf trockene Art witzig und gleichzeitig verletzlich war. Vielleicht lag es auch daran, dass ich in meinem noch nicht sehr langen Leben, noch nicht besonders vielen Mädchen begegnet war.
Ben trat energisch vor und sagte: „Tess, sie möchte zur Alpha Cru gehören. Wir wissen alle, dass du auch mutig und hart sein kannst. Also lass bitte das Getue.“  Die Angesprochene machte etwas beschämt einen langen Schritt zurück.
„So“, Ben atmete geräuschvoll aus, „Nun zu dir Lilie. Wir könnten dich natürlich aufnehmen, aber was ist mit deiner Schule? Deinen Freundinnen? Wie du sicher weißt verfolgt und ein nicht gerade harmloser Gangsterboss. Du wirst wahrscheinlich nie wieder in dein altes Leben zurückkehren können. Wenn es für dich okay ist werden wir dich aufnehmen. Wenn nicht musst du zurück.“ Er schaute er ihr aufmerksam ins Gesicht.  
Die Darkonerin hob stolz ihr Kinn und blickte Ben in die Augen während sie sprach: „Ich bin noch nie zur Schule gegangen. Ich habe auch keinen Pass oder so. Also existiere ich eigentlich gar nicht. Meine Mutter hat mich aber ganz gut unterrichtet. Ich kann auch Englisch und ein wenig Latein und ich hatte eh keine Freunde gehabt, ich meine, außer dem Cello.“
Ben lächelte überrascht.  Er meinte, dass es gut war, dass sie Englisch sprechen konnte.
Plötzlich knallte es laut. Erleichterung machte sich in mir breit, als ich sah, dass es nur Sammy gewesen war, der das alte, in Latein verfasste Sternenbuch auf den Tisch fallen lassen hatte.


LILIE
Nun war es also so weit. Ich würde ein Mitglied der Alpha Cru werden. Alea und Lennox hatten mir natürlich geschildert wie die Zeremonie verlaufen würde. Sammy reichte  mir das Buch feierlich und ich legte es vorsichtig auf der Planke ab. Ich schloss meine Augenlieder. Langsam tasteten meine Finger nach dem Buch und strichen vorsichtig über jede Seite. Sie fühlten sich rau, warm und abgegriffen an. Irgendwann, am Ende des Buches merkte ich, dass meine Finger sich nicht mehr weiterbewegen wollten. Sofort schlug ich meine Augen auf. „Sagittarius, der Schütze“, las ich vor und in meinem Bauch breitete sich ein heiliges Weihnachtsgefühl aus.
Lilie Sagittarius, dachte ich und lächelte stolz.
„Willkommen, Lilie Sagittarius in der weltbesten Bestbande Alpha Cru!“, krähte Sammy und schlang seine Arme sehr fest um meinen Bauch. Ich konnte gerade so ein überraschtes Würgen unterdrücken.
Alea strahlte mich an, Lennox nickte mir wohlwollend zu, Ben lächelte und sogar Tess sah mich freundlich an. Ich wusste nicht was sie über mich dachte, aber es war mir auch eh egal. Vor lauter Freude hatte ich das Gefühl, dass eine ganze Ameisenarmee in meinem Bauch rumkrabbelte.
„Los, Lilie! Erzähl uns ALLES!!! über dich“, rief Sammy nicht sehr Draco-, also drachenmäßig. Eher wie ein durchgeknalltes Eichhörnchen, dem mittgeteilt wurde, dass der Winter abgeschafft worden war.
Ich verschränkte die Arme der Brust. „Nee. Höchstens die normale Hälfte. Ich kenn‘ euch erst seit heute, schon vergessen?“ Der Rest der Alpha Cru sah mich teils verwirrt, teils nicht so begeistert an. Vielleicht fragten sie sich, was für Geheimnisse ich hatte.  „Es nichts Schlimmes.  Aber wenn ich sie verraten würde... wäre ich nicht mehr... ich. Also“, begann ich. „Meine Eltern heißen Laurijus und Emelda. Laurijus ist, oder war, ich weiß es nicht so genau, in Zeirus Gruppe.“
„Wer ist Zeirus?“, plapperte Sammy dazwischen. „Das klingt ja fast wie…“
„Sammy!“, tadelten die anderen sofort.
Der Angeklagte schwieg beleidigt und murmelte leise vor sich hin.
„Also?“ Tess schaute mich auffordernd an.
„Zeirus und seine Männer sind die besten Darkoner, also so etwas wie Polizisten, des antlantischen Ozeans. Glaube ich zumindest. Ich weiß leider auch nicht besonders viel. Nachdem Laurijus nach Ir oder Island gegangen ist, nahmen Mama und ich einfach an, dass er gestorben ist. Also ich natürlich nicht, ich war ja erst eins oder so“ , verbesserte ich mich hastig. „Jedenfalls hat Mama mir gesagt, dass sie danach sofort an Land gegangen ist und nie wieder ins Meer. Noch vor dem Virus. Angeblich hat sie sich manchmal in der Badewanne verwandelt. Im kalten Wasser.  Aber ich noch nie.  Ich hab am vierundzwanzigsten November Geburtstag. Mein Lieblingsessen ist, wie Lennox und Alea auch nehm‘ ich Mal an, Rohkost. Meine Lieblingsbücher sind ‚Feo und die Wölfe ‘ , ‚Die Penderwicks‘ und ‚Das Vermächtnis der Feen‘. Ich bin eine echte Leseratte. Oder“, ich grinste fröhlich „eine Le-See- Ratte.“ Alea fing an zu kichern und Ben musste schmunzeln. Lennox sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Und Tess… wirkte ziemlich gelangweilt, was ich nicht so schlimm fand. Beruhte ja schließlich auf Gegenseitigkeit. Über Tess wollte ich auch nichts Genaues wissen.
Ich fing wieder an über mich zu erzählen. „Meine Hautfarbe habe ich meiner Oma zu verdanken, die  nur ein halbes Meerkind war. Sie hat die helle Haut ihres Vaters geerbt und auch weitervererbt. Ehm… ja. Aber ich weiß nicht warum ich immun bin. Meine Hobbys sind Cellospielen, Lesen, und Zi…“  Ich brach abrupt ab. Fast hätte ich mein sorgsam verwahrtes Hobby gleich fünf Leuten erzählt…
„Ja? Was denn nun? Zivilisierte Menschen angreifen? Zitteraale zu Knödel verarbeiten? Zitronen aus dem Supermarkt klauen?“ Sammy sah mich aufgeregt an und rutschte auf seinem Hintern herum, als wolle damit die Planken putzen. Ich rollte fast schon verzweifelt mit den Augen. „Warum fallen dir immer in Sekundenschnelle solche verrückten Sätze ein?“
Alea prustete los und hielt sich den Bauch. Und nun stimmten alle ein, außer Sammy und ich. Er hob seinen Zeigefinger als wäre er ein Lehrer, der gleich zu schimpfen beginnt. „Man sollte mich nicht unterschätzen!!! Ich bin nämlich der Spaßmacher an Bord! Bestspassbeauftragter!!!“, johlte er. Endlich musste ich auch lachen. Es fühlte sich ganz natürlich, fast schon normal an, so zusammen mit Ben, Tess, Alea, Lennox und Sammy zu lachen.
„Soll ich etwas auf meinem Cello vorspielen?“, fragte ich vorsichtig. Ben nickte. „Das wäre prima, bestimmt haben Orion und seine Leute noch nicht mitbekommen, dass du jetzt da bist, Lilie Sagittarius.“


LENNOX
Ich war sehr gespannt darauf wie sie spielte. Cellos bekamen wir nämlich GAR NICHT zu sehen. Würde sie ein klassisches Stück spielen? Vermutlich.
Ich schaute genau wie sie lief. Die meisten Leute wussten nicht, dass eine Gangart viel über einen aussagte, aber ich schon.
Sie lief angenehm geschmeidig und mit einer solchen Grazie, dass ich mich fragte ob sie Ballett tanzte. Ihre Arme schlenkerten leicht. Außerdem verursachten ihre weichen Schritte kein einziges Geräusch, was mir ein wenig unheimlich war.
Zuerst holte sie aus ihrer Tasche etwas rundes, rotes hervor, dass in ein weißes Tuch eingeschlugen worden war . Als nächstes etwas rundes, schwarzes. Dann, zuletzt etwas flaches, eckiges. Sie legte alles auf dem Deck-Tisch ab und holte ihr Cello aus dem schwarzen Koffer. Und auch den Bogen. Den Bogen legte sie auch auf den Tisch ab und das Cello auf den Boden. Dort drehte sie an irgendwas herum und zog einen Metallstab aus dem Cello. Dann legt die Darkonerin das schwarze Ding auf den Boden und stopfte sich selbst Taschentuchfetzen in die Ohren. Sie rieb die Haare des Bogens an dem roten Teil und lehnte sich an die Reling, das Cello zwischen ihren Beinen eingeklemmt und den Stab auf dem schwarzen Ding. Lilie atmete noch einmal tief ein und aus. Dann spielte sie los. Nicht schnell oder hastig; überhaupt nicht wie bei den Rocksongs, die wir immer spielten. Das Stück das sie spielte, klang angenehm, ruhig, altehrwürdig, würdevoll. Es war gar nicht Mal so laut und tief wie ich es mir  vorgestellt hatte. Die Musik klang weich, wie Seifenblasen oder Federn die bei einem Windstoß zerplatzen oder wegfliegen konnten. Auch die anderen schienen sie gut zu finden. Tess und Alea lächelten selig, Ben hatte die Augen geschlossen und Sammy schwelgte scheinbar hochentzückt in der Musik. Viel zu schnell war das Stück zu Ende.

Danke, dass ihr dieses Kapitel gelesen habt! Ich versuche möglichst regelmäßig welche hochzuladen, kann aber wegen der Schule nichts versprechen. LG WilderWolf
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