Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Ich, ein Mitglied der Alpha Cru

Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy, Freundschaft / P12 / Gen
Alea Aquarius Dr. Aquilius Orion Lennox Scorpio OC (Own Character)
11.08.2022
19.05.2023
6
10.087
2
Alle Kapitel
7 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
 
11.08.2022 1.769
 
ALEA
Neugierig beobachtete ich das Mädchen, dass auf einer Bank  saß und in die Ferne blickte.
Es hatte lange tiefschwarze, leicht gewellte Haare, schlanke Beine die in mittelhohen Westernstiefel steckten und sehr sehr hellgrüne Augen. Damit meinte ich nicht, dass die Augenfarbe  blass war, sondern, dass das Grün schon fast wie Gelb wirkte. Außerdem trug es schwarze Handschuhe mit abgeschnittenen Spitzen. So wie ich. War das etwa eine Darkonerin? Aber warum hatte sie keine dunkle Haut?
„Lennox!“, zischte ich. „Schau Mal! Da drüben! Das Mädchen!“  
Der Kopf des Mädchens fuhr herum und blickte mir einen Wimpernschlag in meine Wanderer- Augen. Dann sprang es geschmeidig auf und rannte los.
„Los! Hinterher!“, rief Lennox.
Schnell sprang er ebenfalls von unserer Bank auf und lief in die gleiche Richtung wie das Mädchen. Auch ich versuchte dem Mädchen zu folgen. Um Marktstände herum,   Fahrradfahrern und kleinen Kindern ausweichend. Aber ich war nun mal keine Oblivionin oder eine Darkonerin. Nach wenigen Minuten bekam ich bereits Seitenstechen und bog in eine schmale Seitenstraße ab, die der einzige Ausweg zu der Straße war, in die Lennox das Mädchen verfolgt hatte.
Keuchend wartete ich auf sie. Plötzlich kamen die beiden und hielten abrupt inne als sie mich sahen. Das Mädchen wich langsam zurück und funkelte uns wütend an.                   „Was wollt ihr von mir?!“                               „Alles gut. Wir wollen nur wissen wer du bist“, sagte ich sanft. Vielleicht könnte man ja wilde Menschen genauso beruhigen wie wilde Tiere.
Es klappte nicht.
Stattdessen kniff sie ihre Augen noch enger zusammen als sowieso schon und fauchte: „Ach. Und warum, wenn ich fragen darf?“           Ich warf Lennox einen fragenden   Blick zu. Er sagte ruhig aber bestimmt: „Wer bist du? Wo wohnst du? Warum bist du weggerannt? Du kannst uns vertrauen.“                                    


LILIE
Ich war froh, dass Blauauge ‚bist‘ gesagt hatte und nicht ‚heißt‘. Aber… konnte ich ihnen wirklich anvertrauen wer ich war? Wohl eher nicht. Okay, selbst wenn… uns überfallen konnten sie ja wohl schlecht. Dennoch siegte meine Vorsicht.  Und vielleicht konnte ich herausfinden wer sie waren, indem ich das vertrauensselige Huhn spielte.                    
„Elizabeth. 11 Jahre alt. Apfelblütenallee 8. Ich dachte ihr wolltet mich beklauen“, log ich.
Das blasse Mädchen das ich insgeheim auf ‚Milchgesicht‘ getauft hatte blickte mich kritisch an. Sie kratzte sich ausgiebig die Stirn und runzelte sie anschließend.
Dann fragte sie: „Wann hast du  Geburtstag?“
Ich antwortete: „Am 7. Juli.“  
Plötzlich fing Milchgesicht laut an zu lachen.      „Du ja richtig gut in Lügen“, lobte sie.  
Das brachte mich ein bisschen aus dem Konzept.
„Ja… ja.“, stammelte ich und fühlte mich wie die größte Idiotin weit und breit.
Auch Blauauge grinste. Er sagte zu mir: „Ich hab wirklich gedacht, dass du die Wahrheit sagst.“
„Ich dachte, Oblivionen hätten einen inneren Wahrheitsdetektor“, neckte ihn Milchgesicht.
Ich erstarrte.
Milchgesicht hatte gerade eben hundertprozentig OBLIVIONEN gesagt. Woher wissen die beiden von der Meerwelt?, dachte ich erschrocken. Erst jetzt bemerkte ich, dass Milchgesicht Handschuhe trug und Blauauge… nun ja… blaue Augen hatte. Oblivionblau, meine ich.  
„Ihr seid also Meerkinder“, stellte ich auf Hajara fest. Nun rissen die beiden ihre Augen auf.      
„Du weißt es schon? Darkonerin, oder?“, bohrte Miss  Walwanderin nach.                           „Klar, meine Mutter ist ja auch eine“, sagte ich lässig.                  
Auf Blauauges Gesicht ging die Sonne auf. Er und Milchgesicht sahen sich an. Doch bevor einer von ihnen etwas sagen konnte,    ergriff ich das Wort: „Wie heißt ihr eigentlich? Wo wohnt ihr?“      
„Wir heißen Alea und Lennox und wohnen auf der Crucis“, antworteten sie im Chor.
Beide sahen sich verblüfft an.
Ich witzelte: „Habt ihr das so einstudiert oder was?“  
Allgemeines Kopfschütteln.  
„Was ist diese Krukis?“, forschte ich weiter nach.  
Alea sagte mit warmer Stimme: „Es ist das absolute Bestschiff. Dort leben wir mit unseren Freunden Ben, Sammy und Tess. Willst du dich uns nicht anschließen? Unserer Bande? Der Alpha Cru? Oje“, ihre Stimme klang plötzlich bekümmert, „der Virus! Tut mir leid das hatte ich total vergessen!“
„Was für ein Virus?“, fragte ich verwirrt.
Lennox beugte sich aufgeregt nach vorn. „Du weißt echt nichts vom Virus?“


LENNOX
Ich starrte sie vollkommen baff an. Sie weiß nichts vom Virus, sie weiß nichts vom Virus, wiederholte mein Hirn in Dauerschleife.
Ich blickte zu meiner Freundin.
Auch sie schien das fremde Mädchen außergewöhnlich zu finden.
„Vor elf Jahren ist eine verheerende Epidemie unter den Meermenschen ausgebrochen. Sie starben  alle… Manche Leute konnten ihre Kinder noch an Land bringen. Dort haben sie sie an wildfremde Landgänger überreicht und ihnen erzählt, dass die Kinder oder Babys eine schlimme Kaltwasser-Allergie hätten…“, erzählte Alea mit belegter Stimme.  
Ich sagte zu ihr: „Bestimmt ist sie auch immun. Sonst wäre sie ja tot.“  
Sie nickte und fixierte die Darkonerin, wie als wäre sie ein überaus seltenes, exotisches Tier.  
Dann sagte sie gespielt streng: „Bitte verraten Sie uns, wie Sie heißen und führen uns dann zu Ihrer Mutter. Und… diesmal bitte die WAHRHEIT.“    
Das letzte Wort betonte sie besonders. Alea fuhr fort und ihre Stimme nahm wieder einen normalen Ton an: „Vielleicht kann sie uns ja etwas über die Meerwelt erzählen…“                  
Die Darkonerin schluckte und straffte sich.                                               „Lilie“, sagte sie dann kurz und knapp. „Aber bitte nennt mich vor meiner Mutter ‚Lissa‘.“                
Alea und sahen uns überrascht an. Sie hieß wie eine Blume? Aber… sie wirkte auch wie eine Lilie. Wachsam und stolz, klug, witzig, anmutig, tapfer… aber vor allem unbeugsam und mutig.
Ich fand sie irgendwie sympathisch.        
„Warum sollen wir dich so nennen?“  Ich schaute  Lilie- Lissa neugierig an.
Sie seufzte. Sie murmelte irgendetwas unverständliches und meinte nur: „Kommt ihr jetzt oder nicht? Und bitte sprecht etwas leiser, für uns Darkoner ist es fast schon so, als würdet ihr die ganze Zeit Herumgrölen und alles Niederwalzen wollen.“  

„Hier lang“, sagte Lilie. Sie führte Alea und mich  in eine schmale Straße.
Die merkwürdig hellhäutige Darkonerin legte ihre Hand auf die Türklinke eines kleinen Hauses. Sie lächelte: „Mein Zuhause. Löwengasse 6. Willkommen.“ Kaum hatten wir die Wohnung betreten rief Lilie (oder Lissa)  auch schon, dass sie Zuhause sei und neue Freunde mitgebracht hatte.


ALEA
Fasziniert schaute ich mich um. Direkt neben der Eingangstür führte eine Art Wendeltreppe sicher in den ersten Stock. Hier und da hingen einige Bilder, die nichts Bestimmtes darstellten, sondern einfach nur den Unterschied zwischen Bunt und Schwarz.  Alle Möbel waren aus dunklem Holz gefertigt worden und sahen sehr elegant und etwas altmodisch aus.
Aber am meisten interessierten mich die vielen Foto- Steine auf der Kommode.
Langsam trat ich näher. Es gab ziemlich viele. Auf einigen war eine freudig strahlende Familie zu sehen. Es gab auch Steine die Robben und Seelöwen zeigten. Es gab aber auch Einzelfotos, auf der Mal ein schlanker, eher drahtig gebauter, lächelnder Darkoner- Mann zu sehen war oder eine junge, schöne Meerfrau die ein kleines Meerkind im Arm hielt.
„Ist das dein…dein Vater?“, hörte ich Lennox zu Lilie fragen.
Sie blieb ein paar Augenblicke lang still.
Schließlich antwortete sie: „Ja. Er war Mal mein Vater. Vor einigen Jahren, als ich noch acht war… stand plötzlich ein Mann vor der Tür, der sich als A- irgendwas Orion vorstellte. Er behauptete zu wissen wo Pa-, Laurijus steckte. Mama ist vor Freude und Erleichterung fast durchgedreht. Orion nahm uns mit nach … nach Island oder Irland oder so.“
Lennox und ich tauschten ungläubige Blicke, weil wir einfach nicht fassen konnten was uns Lilie erzählte. Wir hörten trotzdem schweigend zu.
„Ich hatte zum ersten Mal seid mindestens sieben Jahren meinen Vater“, das letzte Wort spuckte förmlich hervor, „gesehen und es war eine Katastrophe. Wenn man es untertreibt.“  Ein schmerzlicher Unterton trat in ihre Stimme. „Pa-, Laurijus hat fast gar nicht mit uns geredet. Aber seine Stimme war rau und kalt. Er wollte uns gar nicht sehen! Und als Mama ihn gebeten hat…hat“, Lilie schluchzte kurz, „mit uns zu kom … men ha… hat er uns einfach nur… kalt.. angesehen und… ist vor u..ns… ABGEHAUEN!!!“ , das letzte Wort schrie sie hinaus und es klang so verzweifelt, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hatte um nicht selbst loszuheulen.
Lennox legte mitfühlend seine Hand auf die Schulter des bebenden und zuckenden Mädchens  und mir fiel wieder ein, dass er es mit seinem Alkoholiker – Vater auch nicht leicht gehabt hatte.
Ich umarmte Lilie tröstend.
Und da sagte eine leicht zitternde, fremde Stimme: „Ist doch schon gut, Lissy. Laurijus ist nicht hier und wird dir nicht wehtun.“
Erschrocken blickte ich nach hinten. Die hübsche Frau die auf den Foto – Steinen abgebildet war stand hinter uns.
Bevor Lennox und ich uns vorstellten tauschten wir irritierte Blicke. Immerhin weinte Lilie ja nicht weil sie Angst vor ihrem Vater hatte. Diese Frau-, die Mutter von Lilie?-, war irgendwie seltsam und auch gruselig.
Als wäre sie nicht in der Gegenwart sondern in einer fremden Dimension wo  ihr Kind tatsächlich Angst vor seinem Vater hatte. Oder nicht mehr in der Lage zu verstehen was sie selbst aussprach.
Vielleicht hatte ja ihr Mann mit seiner Abweisung ihr Herz gebrochen. Liebe, Spaß und Freude hatten in der Meerwelt eine große Rolle gespielt. Sicher eine größere als in der Langänger - Welt.
„Hallo. Wir sind Lil-… ssas“, bekam ich im letzten Moment die Kurve, „neue Freunde Lennox und Alea. Wir wohnen auf einem Schiff und  Lissa würde gerne mit uns reisen. Oder?“, hakte ich bei Lilie nach.
Sie hatte inzwischen aufgehört zu weinen und nickte entschlossen. Bei jeder normalen Mutter hätte das wahrscheinlich nicht geklappt. Aber was war bei Meermenschen, und seltsamen Müttern schon normal?  
„Wenn ihr fragen ob sie mit darf: ja.“, hauchte ihre Mutter.
Lennox räusperte sich kurz. „Dürfen wir auch einige Lebensmittel mitnehmen?“
„Natürlich.“
„Ich will noch einige Dinge mitnehmen. Auf euer Schiff. Darf ich?“, fragte Lilie zaghaft.
Ohne eine Antwort abzuwarten schritt sie eilig die Treppe hoch.
Lennox und ich folgten ihr.
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast