Samu

Es hat eine ganze Weile gedauert bis Lennja zur Ruhe gekommen und eingeschlafen war. Eng an mich gekuschelt, ihren Kopf auf meiner Brust gebettet lag sie im Bett nah bei mir und obwohl ich tierischen Durst hatte blieb ich liegen. Ich griff nach meinem Handy und als ich die gefühlt tausend Nachrichten von Riku sah, spürte ich einen kalten Schauer über meinen Nacken kriechen.
//Kannst du Lennja mal fragen, was Ilvis Liebilingsblumen sind? Meinst du sie mag überhaupt Blumen?//
//Oh und eh ich es vergesse, wie heißt noch mal dieses Restaurant in das Lennja und du immer geht. Meinst du das wäre das Richtige, oder sollte es erst mal nur bei nem Kaffe bleiben?// las ich wenige Nachrichten und während ich las, bildete sich ein Klos in meinem Hals. Riku schien bis über beide Ohren verschossen zu sein und nun musste ich ihm sagen, dass Ilvi tot war. Ich wusste nur noch nicht wie ich es anstellen sollte. Ein Telefonat kam nicht in Frage, ich musste es ihm persönlich sagen, das war ich ihm schuldig. Aber ich konnte auch Lennja und Hannah nicht alleine lassen, jedenfalls jetzt nicht. Ich glaubte bisher, dass unser Abschied im Dezember des bisher schwerste war, was ich in meinem Leben tun musste. Aber das hier, übertraf selbst unseren baldigen Abschied und ich hatte Angst davor wie Riku reagieren würde. Er war schon lange Single, viel zu lange wenn man näher darüber nachdachte und ich hatte nie verstanden warum. Und nun das.
//Kannst du morgen vorbei kommen? Ich muss mit dir reden.// schrieb ich, starrte jedoch eine Weile auf die Worte, die ich geschrieben hatte ohne sie abzuschicken. Ich wollte nicht, dass er mit einem schlechten Gefühl hier her kam, oder sich vermutlich schon die ganze Nacht Gedanken machte, warum er zu mir kommen sollte. Es war eine verdammte Zwickmühle und eigentlich duldete es keinen Aufschub, beschloss zunächst nicht auf die Nachrichten zu antworten und am nächsten Morgen zu Riku zu fahren.
Die Nacht war kurz und immer wurde ich wach und sah nach Lennja und auch Hannah, aber beide schliefen wesentlich ruhiger als ich es getan hatte.  
„Hey kleiner Fuchs?!“ hauchte ich leise und bereute es sogleich, denn Lennja war schlagartig wach, sie schreckte förmlich auf.
„Was... was ist los?!“ wollte sie wissen und blinzelte mir verschlafen entgegen, „Ist was mit Hannah?!“
„Nein ich denke sie schläft, aber... ich muss zu Riku. Er bombardiert mich mit Nachrichten, wegen dem Date mit deiner Schwester... ich muss zu ihm, ich muss es ihm sagen, damit er nachher nicht vergeblich auf sie wartet!“ erklärte ich leise und streichelte durch ihr Haar.
Lennja sah mich für einen Moment fragend an.
„Ja... du solltest es ihm sagen!“ stimmte sie zu und richtete sich etwas auf.
„Ich habe mein Handy dabei, ruf an wenn etwas ist dann komme ich sofort zurück!“ versprach ich ihr.
„Ich denke, ich komme klar!“
Ihre traurigen Augen ruhten auf mir und ich beugte mich zu ihr und küsste sanft ihre Lippen und machte mich dann auf den Weg zu Riku, dem bisher schwersten Gang meines Lebens.
Er war überrascht als ich vor seiner Tür stand, das wäre ich wohl auch gewesen, wenn jemand morgens um sieben schon vor meiner Tür gestanden hätte.
„Oh hey, bist du nicht bei Lennja. Flitterwochen und so?!“ sprudelte es direkt freudig aus ihm heraus und er setzte seine Kaffeetasse an die er in der Hand hielt.
„Hast du sie gefragt? Ich meine Lennja, ob Ilvi Blumen mag und wenn ja welche?! Und das Restaurant, du hast mir nicht auf die Nachricht geantwortet!“ redete er nachdem er einen Schluck Kaffee genommen hatte, ohne Punkt und Komma.
„Riku... kannst... du dich bitte setzen?!“ bat ich ihn und wusste nicht einmal ansatzweise wie ich es ihm beibringen sollte das Ilvi tot war.
„Warum bist du so ernst du bist frisch verheiratet und ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter!“ nun wich auch bei ihm das amüsierte aus dem Blick und er sah mich ernster an.
„Riku es geht um Ilvi!“
„Will sie doch kein Date?!“
„Rikus... sie... Ilvi...“
„Sag doch was los ist!“
Weiter kam ich nicht, die Tränen die ich bisher in Hannah´s und Lennja´s Gegenwart zurückgehalten hatte, damit ich für die Beiden eine Stütze sein konnte, strömten nun aus mir heraus und ich begann bitterlich zu weinen.
„Samu, du machst mir Angst!“ murmelte Riku der nun zu mir ging und mich drückte.
„Sie ist tot... Riku... Ilvi ist tot!“ platzten unter lautem Schluchzen die Worte aus mir heraus, während ich Riku, meinen besten Freund feste an mich drückte.