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2022 08 05: Sommerträume und Sommerlieder [by Iralenya]

Kurzbeschreibung
OneshotAbenteuer, Familie / P16 / Gen
05.08.2022
05.08.2022
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05.08.2022 589
 
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2022
Titel der Geschichte: Sommerträume und Sommerlieder
Song:Das letzte Lied des Sommersvon Die Ärzte
Autor: Iralenya
Kommentar des Autors: Die beiden kursiven Liedzeilen sind aus dem besagten Song. Ich wollte damit einen Gegensatz schaffen. Viel Spaß beim Lesen.

Ich träume immer noch von Sonne, Sand und Meer.


Nervös und mit jeder Sekunde verstimmter trommele ich auf dem Lenkrad und beiße die Zähne fest zusammen.
»Mensch, Sio, entspannt dich. Nur weil du das Lenkrad massakrierst, wird sich der Stau nicht schneller auflösen ...« Ich werfe meiner kleinen Schwester, die auf dem Beifahrersitz sitzt, einen ungehaltenen Blick zu. Sinéad hat es ja gut reden, sie kann sich einfach in die Musik, die aus ihrem IPod kommt, flüchten, während ich selbst immer aufpassen muss, wann dieses Trauerspiel auf der Autobahn weitergeht und gleichzeitig nicht meinem Vordermann reinzufahren. Der Plan, direkt nach dem Feierabend in den Urlaub zu fahren, ist eindeutig nicht durchdacht gewesen. Doch nun ist daran nichts zu ändern. Es geht nur noch voran – langsam – aber nicht mehr rückwärts. Und in diesem Wahnsinn umzudrehen, würde einen Himmelfahrtskommando gleichen – und ich hänge dann doch an meinem Leben – und an dem Leben meiner kleinen Schwester.
»Komm, lass uns fröhliche Musik anmachen, immerhin geht es mit Sommerliedern gleich alles viel leichter …« Sin hat die Kopfhörer aus den Ohren gezogen und sich zu dem Radio gestreckt, das bisher aus gewesen ist. Eigentlich will ich jetzt keine fröhlichen Lieder hören, doch meine Schwester ist zu schnell und im nächsten Moment erklingen fröhliche Klänge mein Auto.
»Deinen Optimismus will ich haben«, sage ich und brumme leise. Für einen Augenblick gebe ich nach und schließe die Augen. Sofort sehe ich einen langen weißen Strand mit Palmen und einem sattblauen Meer vor mir. Die Vorstellung vom warmen Wind und Sonnenwärme auf der Haut lässt mich lächeln.

Statt Seeluft rieche ich nur Diesel, Dreck und Teer.


»Sio?«

»Siobhán?!«

Ein Stoß in meine Seite lässt mich zusammenzucken. Erst jetzt begreife ich, dass aus dem Augenblick, den ich mir zum Träumen zugestanden habe, mehrere Minuten geworden sind und der Verkehr vor uns sich bewegt hat. Erschrocken fahre ich an, fühle mich wie auf Autopilot und brauche einen weiteren Moment, um endgültig wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Der Strand weicht der vollgestopften Straße, die Seeluft der unerträglichen Mischung aus Frust und Schweiß. Zusätzlich dringt durch das offene Fenster der Geruch nach Benzin, Dreck und Teer.

»Zurück fährst du …!«

Ich sehe mit zusammengekniffenen Augen durch die Windschutzscheibe und starre das weiße Auto vor mir an. Der Besitzer ist eindeutig schlauer gewesen beim Kauf. Anders als mein dunkelroter Audi heizt es sich dort bestimmt nicht so auf. Aber damals habe ich dieses Auto beim Händler gesehen und mich direkt verliebt …

»Wow …«
»Was?« Wir stehen wieder und ich werfe meiner Schwester einen verwirrten Blick zu. Sie seufzt und spielt mit ihren rosa Kopfhörer, die auf ihrem Schoss liegen.
»Ich bin nur überrascht, dass Miss-Ich-Lasse-Niemand-Anderen-An-Mein-Auto tatsächlich in Erwähnung zieht, jemand anderes hinters Steuer zu lassen …«
»Ja, man, ich bin genervt. Es wird Zeit, dass das Beamen endlich erfunden wird …«
»Naja …«
»Oh Gott, Sin, das war jetzt keine Aufforderung, um mir Vorträge über Physik und Co. zu halten …«
»Entschuldige, ich kann einfach nicht aus meiner Haut …«
»Ich weiß …«

Wieder fahre ich an und stoße einen erleichterten Laut aus, als wir nach weiteren zwanzig Minuten endlich von der Autobahn abfahren und in die Straße einbiegen können, die direkt in den kleinen Kurort führt.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Meer …
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